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Full text of "Klinische Darstellung der Krankheiten des Auges, zunächst der Binde-, Horn- und Lederhaut dann der Iris und des Ciliarkörpers"

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KLINTSCIIE  DARSTELLUNG 


KRANKHEITEN  DES  AUGES 


ZUNÄCHST  DER 


BINDE-,  KORN-  UND  LEDE11HAUT 


DANN  DER 


IRIS   UND    DES    CILMRKÜRPER8 


Ds  FEED.  RITTER  VON  ARLT 

O  ü.  PROFESSOR  DER  AUGENHEILKUNDE  IN  WIEN. 


MIT  EINEI!  XYLOriKAI'IIlKTEN  TAFEL. 


WIEN   1881. 
WILHELM    BRAUMÜLLE R 

K.  K.  HOF-  UND  UNIVERSITÄTSBUCHHÄSDLBR. 


J 


Ophthalmologische  Werke 

aus  dem  Verlage 

von  Wilhelm  Braumüller,  k.  k.  Hof-  und  Universitätskchhändler  in  Wien. 

Von  demselben  Verfasser: 

Horizontaler  Durchschnitt  des  menschlichen  Auges.  Gezeichnet  von 
Dr.  C.  Elfinger  1862.  gr.  4.  [1  lith.  Taf.  fol.]  1875.   1/7.  —  2  M. 

Ueber  die  Verletzungen  des  Auges  mit  besonderer  Eücksicht  auf  deren  ge- 
richtsärztliche Würdigung,  gr.  8.  [IL  128  S.]  1857.  1  fl.  50  kr.  —  3  M. 

Ueber  die  Ursachen  und  die  Entstehung  der  Kurzsichtigkeit.  Mit 
2  Taf.  gr.  8.  [IV.  77  S.,  2  Taf.  4.]  1876.        1  fl.  50  kr.  —  3  M. 

Adler,  Dr.  Hans,  ord.  Augenarzt  des  k.  k.  Krankenhauses  Wieden 
und  des  St.  Josef- Kind erspitales.  Die  während  und  nach  der 
Variola  auftretenden  Augenkrankheiten.  Mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  in  der  Wiener  Blattern-Epidemie  1872/73  gemachten 
Beobachtungen,   gr.  8.    [IV.  88  S.]    1875.       60  kr.  —  1  M.  20  Pf. 

Becker,  Dr.  Otto,  Professor  der  Augenheilkunde  an  der  Universität 
in  Heidelberg.  Vier  Tafeln  zur  Bestimmung  des  Astigmatismus, 
gr.  4.  [4  Taf.  Reg.]  1868.  1  fl.  50  kr.  —  3  M. 

—  —  Atlas  der  pathologischen  Topographie  des  Auges.  Gezeichnet 
von  Dr.  C.  und  J.  Heitzmann.  1.— 3.  Lieferung.  Mit  30  Tafeln 
und  7  Holzschnitten,  gr.  4.   1874—1878.  cart.  30  fl.  —  60  M. 

1.  Lieferung:  [VIII.  32  S.,  Taf.  1—9  u.  Deckbl.  4.]  1874.       9  fl:  —  18  M. 
1.  „  [IV.  26  S.,  Taf.  10—18  u.  Deckbl.  4.]  1875.       9  fl.  —  18  M. 

3.  „  [VI.  47  S.,  Taf.  19—30  u.  Deckbl.  4.]  1878.     12  /.  —  24  M. 

Photographische    Abbildungen    von   Durchschnitten    gesunder 

und  kranker  Augen.  Gezeichnet  von  Friedrich  Veith,  photo- 
graphirt  von  J.  Schulze  in  Heidelberg.  1. — 3.  Serie,  gr.  8.  1876, 
1877.  In  Carton.  18  fl.  —  36  M. 

1.  Serie:  Tafel     1-10.  [8  S.,  10  Taf.  8.]  1876.  6/.  —  12  M. 

2.  „        Tafel   11— 20.  [4  S.,  10  Taf.  8.]   1876.  6  fl.  —  \%  M. 

3.  „       Tafel  21—30.  [4  S.,  10  Taf.  8.]  1877.  6/.  —  12  M. 

Donders,  Dr.  F.  C,  Professor  an  der  Universität  in  Utrecht.  Die 
Anomalien  der  Refraction  und  Accommodation  des  Auges.  Deutsche 
Original-Ausgabe,  unter  Mitwirkung  des  Verfassers  herausgegeben  von 
Dr.  Otto  Becker,  Professor  an  der  Universität  in  Heidelberg.  Mit 
193   Holzschnitten   und   einer  lithogr.  Tafel,    gr.  8.    [XII.  544  S., 

1  Taf.  qu.  fol.]  1866.  6  fl.  50  kr.  —  13  M. 

Gerold,  Dr.  Hugo,  herzogl.  sächsischer  Hofrath  und  Professor  an 
der  Universität  in  Giessen.  Die  ophthalmologische  Physik  und 
ihre    Anwendung    auf    die    Praxis.      Für    Aerzte    und    Studirende. 

2  Theile.  Mit  262  Holzschnitten  und  einer  chromo-lithographirten 
Tafel,    gr.  8.  [1.  XL  272  S.;  2.  XII.  388  S.,  1  Taf.  8.]  1869,  1870. 

7  fl.  50  kr.  —   15  AI. 


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Horizontaler  Durchschnitt  des  menschlichen  Auges. 

a)  in  natürlicher  Grösse,  b)  bei  viermaliger  Linearvergrösserung. 
Nach  Dr.  Elfinger  im  Archiv  f.   Ophth.  III.  B. 


KLINISCHE  DAKSTELLUN<  I 


KRANKHEITEN  DES  AUGES 


ZUNÄCHST    DER 


RINDE-,  HÖRN-  UND  LEDER1IAUT 


IRIS   UND    DES    CILIARKÖRPERS 


De-  FERD.  RITTER  VON  ARLT 

0.    Ö.    PROFESSOR    DER    AUGENHEILKUNDE     IN     WIEN. 


MIT    EINES    XW.nijKAI'IUKTEN    TAFEL. 


WIEN  1881. 
WILHELM      BKAUMÜLL.EK 

K.  K.   HOP-  UND  UNIVERSITÄTSBUCHHÄNDLER. 


Digitized  by  the  Internet  Archive 

in  2012  with  funding  from 

Open  Knowledge  Commons  and  Yale  University,  Cushing/Whitney  Medical  Library 


http://www.archive.org/details/klinischedarstelOOarlt 


V  o  r  r  e  d  e. 


Indem  ich  dem  Wunsche  folge,  meinen  zahlreichen  Schülern 
ich  wirke  seit  1846  als  Lehrer  eine  systematische  Zusammenstellung 
meiner  klinischen  Vorträge  zu  bieten,  muss  ich  das  Bedauern  aus- 
sprechen, vorläufig  nur  mit  einem  Abschnitte  davon  dienen  zu  können. 
Meine  Gesundheit  und  die  Beurtheilung  des  Gebotenen  seitens  der 
Fachgenossen  werden  für  die  Fortsetzung  dieses  Unternehmens  ent- 
scheidend sein. 

Ii  li  beabsichtigte  bei  dieser  Arbeit  zunächst,  jenen  Aerzten,  welche 
sich  der  Ausübung  der  gesammten  Heilkunde  widmen,  ein  Buch  zum 
Nachschlagen  und  zur  Orientirung  bei  den  gewöhnlichen  (und  am 
häufigsten  vorkommenden)  Augenkrankheiten  an  die  Hand  zu  gehen, 
weiters  aber  auch,  sie  zum  Nachdenken  über  die  einzelnen  pathologi- 
schen Vorgänge  und  über  deren  Beziehung  zu  den  ätiologischen  Mo- 
menten  anzuregen.  Das  Causalverhältniss  in  jedem  Einzelnfall  möglich.-] 
genau  zu  eruiren  ist  für  den  praktischen  Arzt  nicht  nur  behufs  der 
Prognosis  und  Therapie,  sondern  sehr  oft  auch  in  sanitätspolizeilicher 
und  gerichtsärztlicher  Beziehung  nicht  minder  wichtig,  als  aufzufindi  i  . 
in  welchem  Organtheile  der  Sitz  des  Leidens  gelegen  sei.  welche  ana- 
tomischen Veränderungen  bereits  vorliegen  und  welche  nach  allgemeinen 
Grund-  oder  Erfahrungssätzen  weiterhin  in  Aussicht  stehen.  Dies  der 
Standpunkt,  von  dem  ich  bei  dieser  Arbeit  ausgegangen  bin. 

Wien,  10.  März  1881. 

Dr.  Arlt. 


15  ARLT,  C.  F.  von.  Klinische  Darstellung  des  Krankheiten  des  Auges 
zunächst  der  Binde-Horn-  und  Lederhaut  dann  der  Iris  und  des 
Cillarkörpers.    Vienna,  1881  <9- -6 /"* /7  tf  V  £fi  10    t 

8vo.   Original  wrappers.   4  11.,  316  pp.   First  edition.   Von  Arlt 
of  the  leading  ophthalmologists  of  the  19th  Century. 


lann  der  Ins  und  des    .      sj 

ey  £8.10.  c<pv 

Arlf's  last  work.   He  was  one 


Inhalt. 


Seite 

T.  Buch.  Krank  hei  teil  der  Bindehaut. 

A.  Entzündliche 1 

I.  BindehautkataiTh,  Conjunctivitis  catarrhalis 1 

II.  Binden autcroup,  Conj.  cruposa 16 

III.  Bindehautblennorrhoe ,  Conj.  blennorrhoica  (granulosa,  trachomatosa)  19 

IV.  Diphtheritis  conjunctivae 57 

V.  Conjunctivitis   scrofulosa    s.  lymphatica   (pustulosa,    phlyctaenulosa, 

Herpes  conjunctivae  et  corneae) G2 

VI.  Conjunctivitis   exanthematica ,    entzündliches  Mitleiden   der   Conjun- 

ctiva  hei  acuten  und  bei  chronischen  Exanthemen 77 

VII.  Conjunctivitis  traumatica  (Verletzungen  der  Bindehaut) 87 

Flügelfell  (Pterygium) 91 

Fett-  oder  Lidspaltenfleck  (Pinguecula) 9G 

VIII.  Tuberculosis  conjunctivae 96 

B.  Nicht  entzündliche  Bindehautaffectionen    . 100 

I.  Ohne  erhebliche  Veränderung  des  Bindehautgewebes 100 

II.  Neubildungen,  Geschwülste 101 

II.  Buch.  Krankheiten  der  Hornhaut. 

A.  Entzündung  der  Hornhaut 107 

Im  Allgemeinen 107 

I.  Interstitielle  Keratitis HO 

a)  In  Folge  eines  Allgemeinleidens 111 

1.  Keratitis  lymphatica  (scrofulosa) 111 

2.  Keratitis  ex  lue  hereditaria 110 

3.  Keratitis  nach  Intermittens 121 

b)  Als  örtliches  Leiden 122 

1.  Keratitis  interstit.  traumatica 122 

2.  Keratitis  interstit.  rheumatica 123 


VI  Inhalt. 

Seite 

c)  Keratitis  interstit.  consecutiva 124 

1.  Nach  Iridokyklitis  (Anlagerung  der  Linse  oder  einer  Iriscyste)  124 

2.  Keratitis  bullosa 125 

II.  Keratitis  suppurativa 126 

1.  Das  Hornhautgeschwür  (und  dessen  Folgen) 126 

2.  Der  Hornhautabscess 156 

3.  Das  oberflächliche  eitrige  Infiltrat 171 

III.  Verletzungen  der  Hornhaut 172 

B.  Nichtentzündliche  Hornhautkrankheiten 180 

IV.  Trübungen  der  Hornhaut 180 

V.  Abnorme  Wölbung  —  Keratoconus 196 

ITT.  Buch.  Krankheiten  der  Sklerotica. 

I.  Entzündung  der  Lederhaut,  Skleritis 203 

1.  Die  einfache  oder  solitäre  Skleritis 203 

2.  Die  combinirte  Skleritis  (Kerato-  vel  Uveoskleritis) 205 

11.  Verletzungen  (Wunden,  Berstung)  der  Sklera 211 

III.  Ektasien  und  Staphylome  der  Sklera 215 

IV.  Buch.  Krankheiten  der  Tris  und  des  (Ziliarkörpers. 

A.  Entzündliche  Krankheiten 217 

I.  Entzünduno-  der  Iris.   Iritis 218 

a)  Im  Allgemeinen 218 

b)  Im  Besonderen 235 

1.  Iritis  in  Folge  von  Verletzungen  des  Auges 237 

2.  Iritis  in   Folge  von  Verkältung  (I.  rheumatica)  ......  242 

3.  Iritis  in  Folge  von  Gonorrhoe  (I.  gonorrhoica) 244 

4.  Iritis  in   Folge  von  Lues  (I.  syphilitica) 246 

">.  Iritis  tuberculosa  (Tuberculosis  iridis) i'.W 

6.  Iritis  in   Folge  von  Scrofulosis  (1.  scrofulosa) 254 

7.  Iritis  sympathica 256 

8.  Iritis  nach   Febris  recurrens 256 

0.  Iritis  nach  Meningitis 256 

IL  Entzündung  des  Ciliarkörpers 257 

a)  Im  Allgemeinen 251 

Im  Im  Besonderen - 268 

1.  Kyklitis  nach  Verletzungen  des  Bulbus 268 

■i.  Kyklitis  (Kykloiritis)  sympathica 'iTt 

3.  Kyklitis  (Kykloiritis)  nach  Febris  recurrens 289 

4.  Kyklitis  oach  Meningitis 291 

5.  Kyklitis  syphilitica 293 

6.  Kyklitis  scrofulosa 293 


[nhalt.  \'1I 

Seit« 

I'».  Nichtentzündliche  Veränderungen  der  Iris  (des  Ciliarkörpers) 293 

1.  Angeboren         293 

1.  Anomalien  der  Farbe -l\)'A 

2.  Membrana  papillaris  perseverans 294 

:.  Coloboma  iridis i(M) 

i.  Irideremia  congenita  (Aniridia) 296 

II.  Erworben 297 

Mydriasis 297 

Myosis 301 

Veränderung  dir  Lage,  der  Continuitäi 303 

Neugebilde 304 

Sachregister 313 


I.  Buch.  Krankheiten  der  Bindehaut. 

A.  Entzündliche. 

I.  Biiideliaiitkatarrh,  Conjunctivitis  catarrhalis. 

Als  Bindehautkatarrh  bezeichnen  wir  ein  entzündliches  Leiden 
der  Bindebaut,  welches  mit  abnormer  Injection,  mit  seröser  Durch- 
tränkung (Lockerung  und  Schwellung)  ihres  G-ewebes,  mit 
alienirter  Secretion  und  mit  mehr  weniger  Schmerzgefühl  am 
Auge  einhergeht. 

Symptome. "Das  Krankheitsbild  kann  sieh  sehr  verschieden  präsen- 
tiren,  je  nach  dem  wir  einen  acuten  oder  einen  chronischen,  einen 
Substantiven  oder  einen  consecutiven  (concomitirenden)  •  Katarrh 
vor  uns  haben. 

1.  Acuter  Bindehautkatarrh. 

a)  Beschränkt  sich  die  Affection  auf  die  Bindehaut  der  Lider 
(vom  freien  Lidrande  bis  in  die  Uebergangs-  und  halbmondförmige 
Falte)  -  -  und  das  ist  der  häufigste  Fall  —  so  charakterisirt  sich  der 
Zustand  der  Lidbindehaut  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  und  an  beiden 
Lidern  durch  abnorme  Köthe  (netz-  bis  gleichförmige  Injection).  durch 
Schwellung  und  Lockerung  (seröse  oder  serösblutige  Durchtränkung 
des  Gewebes,  besonders  in  der  Uebergangs-  und  halbmondförmigen  Falte 
leicht  erkennbar)  und  durch  quantitativ  wie  qualitativ  veränder- 
tes Secret  (Flocken  oder  Fäden  von  Schleim  in  wasserklarer  Flüssigkeit). 
Das  Gefühl  von  Druck  unter  dem  oberen  Lide  (wie  von  einem 
Staubkorn  daselbst)  oder  von  Brennen,  abendliche  Exacerbation 
(gegen  5 — 6  Uhr).  Verkleben  der  Wimpern  durch  Schleim  (der 
Lider  nach  dem  Schlafe),  Lichtscheu  (besonders  gegen  künstliche 
Beleuchtung)  und  vermehrte  Thränensecretion  so  wie  leicht  ödematöse 
Schwellung  der  Cutis  längs  der  Lidränder  sind  schon  mehr  variable, 
wenngleich  sehr  häufige  Nebenerscheinungen.  Nebst  den  genannten 
Bindehautveränderungen  trifft  man  namentlich  bei  jüngeren  Individuen 

v.  Avlt.  Krankh.  des  Auges. 


2  Bindehaut. 

nicht  selten  den  lebhaft  gerötheten  Tarsaltheil  mit  zahlreichen  staubkörn- 
chengrossen  Hügelchen  besetzt.  Solche  Hügelchen,  allem  Anscheine 
aach  Bläschen,  bekommt  man  aber  auch  oft  bei  blosser  Hyperämie  des 
Tarsaltheiles  zu  sehen,  namentlich  bei  Kindern,  welche  wegen  häutigen 
Blinzeins  oder  Reibens  der  Augen  -  -  mit  dem  Verdachte  einer  üblen 
Gewohnheit  --  zum  Arzte  gebracht  werden.  In  näherer  Beziehung  zum 
katarrhalischen  Processe  stellt  möglicher  Weise  die  Vermehrung  und 
aestförmige  Anhäufung  lymphoider  Zellen  besonders  im  Uebergangs- 
oder  Orbithaltheile  der  Lidbindehaut,  welche,  wenn  sie  in  Form  matt- 
grauer,  im  Parenchym  eingebetteter,  ungefähr  mohnkomgrosser  Kugeln 
erscheinen,  mitunter  sich  schwer  von  den  sogenannten  Trachomkörnern 
(vide  chron.  Blennorrhoe)  unterscheiden  lassen.  Sie  kommen  mehr  bei 
chronischen  oder  bei  protrahirten  acuten  Katarrhen  vor.  -  Von  der 
momentanen  zeitweilig  auftretenden  Sehstörung  und  dem  Wahrneh- 
men eines  farbigen  Hofes  um  eine  Kcrzenflamme ,  welche  durch 
dünne  Sehleimschiehten  auf  der  Cornea  veranlasst  werden,  wird  weiter 
unten  die  Rede  sein. 

b)  Während  man  beim  gewöhnlichen  acuten  Bindehautkatarrhe, 
den  man  Blepharoconjunctivitis  catarrhalis  nennen  könnte,  an  der 
Conjunctiva  bulbi  keine  Veränderung  vorfindet  oder  blos  einzelne 
Gefasse  und  gelbe  Tingirung  in  der  peripheren  (hinter  der  Insertions- 
linie  der  geraden  Augenmuskeln  gelegenen)  Bindehautzone.  sieht  man 
in  relativ  selteneren  Fällen  entzündliche  Veränderungen  auch 
in  der  vorderen  oder  pericornealen  Zone.  Diese  erhält  ihr 
Blut  bekanntlich  nicht  blos  von  den  Palpebral-,  sondern  auch  von  den 
vorderen  Ciliararterien.  In  diesen  Fällen  findet  man  nebst  den  unter  a) 
aufgeführten  Erscheinungen  die  Conjunctiva  bulbi  von  einem  grob- 
maschigen, hie  und  da  wohl  auch  ecehymotisch  tingirten  Gefäss- 
netze  durchzogen,  welches  sich  vermöge  der  serösen  Durchtränkung 
der  Bindehaut  leicht  verschieben  lässt  und  welches  durch  seine  hellrothe 
Farbe  deutlich  absticht  von  dem  dichteren,  bläulichrothen  (durch  Binde- 
gewebe gedeckten)  Netze  der  vorderen  Ciliararterien  (Eosenröthe  um  die 
Cornea,  pericorneale  Injection,  richtiger:  Ciliarinjection).  Die  vorderen 
Ciliargefässe  partieipiren  an  der  Hyperämie  um  so  mehr,  je  mehr  sich 
der  entzündliche  Process  bis  in  den  Linibus  erstreckt.  —  Die  Schleim- 
absonderung ist  durchschnittlich  sehr  reichlich,  und  manchmal  sieht 
man  die  Lider  (nach  Umstülpimg)  mit  cohärenten,  doch  nicht  fest 
adhärenton  fibrinösen  Gerinnseln  überzogen,  bei  deren  Abstreifung  (mit 
einem  feuchten  Pinsel)  die  Bindehaut  mitunter  etwas  blutet.  Solche 
Gerinnsel  kommen  manchmal  auch  in  Form  zäher  Fiiden  zum  Vorschein, 


Katarrh.  3 

wenn  man  die  Lider  vom  Bulbus  ab-  oder  auseinander  zieht.  -  -  Unter 
den  mehr  accessorischen  Erscheinungen  isl  besonders  ein  Erythem, 
meistens  auch  ein  Leichtes  Oedem,  welches  die  Cutis  bis  zum  Orbital- 
rande  hin  einnimmt,  ein  beim  ersten  Blicke  auffallendes  Symptom; 
später  schilfert  sich  die  Epidermis  daselbst  mein'  weniger  deutlich  in 
Form  feiner  Schüppchen  ab.  Sehr  oft  findet  man  an  der  Conjunctiva 
bulbi  im  horizontalen  Durchmesser  an  einer  oder  an  beiden  Seiten 
aeben  der  Cornea  dreieckige  lichte  (nicht  rothe)  Flecke;  diese  erweisen 
sich  entwedi  r  als  Pingueculae,  welche  wegen  Gewebeverdichtung  nicht 
injicirt  werden,  oder  als  seichte  Geschwürchen  (Epithelabstossung  an 
den  der  Luft  ausgesetzten  Stelleu).  Ausnahmsweise  erscheint,  besonders 
bei  älteren  Individuen,  Epithelabstossung  auch  auf  der  Kandzone  der 
Cornea  (nächst  dem  Limbus)  in  Form  weissgrauer  Punkte  oder  in  halb- 
mondförmiger Ausbreitung.  Diese  Geschwürchen  zeigen  weit  mehr  Ten- 
denz zum  Umkreisen  der  Cornea  als  zum  Eindringen  in  die  Tiefe.  Nur  in 
einigen  sehr  vehementen  Fällen  sah  ich  eine  diffuse,  hauchähnliche 
Trübung  der  Hornhaut  auftreten,  aber  nach  einigen  Tagen  spurlos 
verschwinden.  Man    kann    diese    Form    füglich    als    Ophthalmia 

catarrhalis  bezeichnen.  Sie  befällt  beide  Augen,  doch  nicht  zugleich 
(das  2.  um  einen  oder  einige  Tage  später),  ist  jederzeit  atmosphärischen 
Ursprunges  und  tritt  zu  manchen  Zeiten  neben  einfacher  Blepharo- 
conjunetivitis  catarrhalis  auffallend  häufig  auf,  daher  man  sie  (wegen 
dieses  Vorkommens)  auch  als  epidemische  Form  bezeichnen  könnte. 

Eine  andere  Art  von  Ophthalmia  catarrhalis,  in  früherer  Zeit 
Ophth.  cat.  pustularis  genannt,  markirt  sich  dadurch,  dass  bei  den 
Erscheinungen  des  einfachen  acuten  Bindehaütkatarrhes  die  Conjunctiva 
bulbi  nur  partiell  mitleidet.  An  einer  hirse-  bis  hanfkorngrossen 
Stelle,  einige  Millimeter  vom  Hornhautrande  entfernt,  meistens  an  der 
Schläfenseite,  sieht  man  einen  lichtgrauen  Fleck,  dessen  Umgebung 
dicht  injicirt  und  deutlich  geschwellt  erscheint,  so  dass  man  eine  Pustel 
vor  sich  zu  haben  meinen  könnte,  wenn  man  nicht  sähe,  dass  da  nur 
das  Epithel  fehlt,  dass  also  nur  ein  seichtes  (grau  belegtes)  Geschwür- 
chen vorhanden  ist.  In  längstens  14  Tagen  pflegt  diese  Affection  sammt 
den  übrigen  katarrhalischen  Erscheinungen  spurlos  zu  verschwinden.  Ich 
habe  diese  Form  nur  bei  jungen  Leuten  (15 — 30  Jahre)  gesehen,  bei 
mehreren  durch  einige  Jahre  reeidivirend. 

Bei  älteren  Leuten  (in  oder  nahe  dem  Greisenalter)  erscheint 
die  Ophthalmia  catarrhalis  bisweilen  unter  dem  Bilde  eines  Oedema 
conj.  bulbi  calidum.  Die  blasenartig  aufgeblähte,  mehr  ins  Gelbe  als 
ins  Kothe  spielende  Conjunctiva  bulbi  umgibt  dann  die  Cornea  wallartig 


4  Bindehaut. 

odi  i  wird  in  Form  schlaffer  Wülste  aus  der  Lidspalte  vorgedrängt;  Röthe. 
Schwellung  der  Lidbindehaut  und  Schleimsecretion  sind  relativ  gering. 

2.  Chronischer  Bindehautkatarrh. 

Dieser  Zustand,  den  wir  oft  nach  unzweifelhaft  vorausgegangenem 
acuten  Katarrh  gleichsam  als  Protraction  desselben,  nicht  selten  aber 
auch  als  allmälig  entstanden  vorfinden,  tritt  uns  in  dem  einen  wie  in 
dem  anderen  Falle  in  sehr  verschiedener  Form  entgegen. 

a)  In  einer  Reihe  von  Fällen  finden  wir  manifeste  Secretion 
trüben  Schleimes  bei  deutlich  ausgesprochener  Röthung  und  Schwel- 
lung oder  Wulstung  der  Lidbindehaut.  Im  Tarsaltheile  erscheint  die 
Bindehaut  netz-  oder  gleichförmig  geröthet.  nach  Abtrocknimg  (Ab- 
tupfung) gleichmässig  sammetartig  oder  feinkörnig,  nur  längs  des  con- 
vexen  Randes  des  Tarsus  und  gegen  dessen  Enden  hin  röther  und  etwas 
dicker,  aber  nirgends  mit  einzelnen  knopfähnlichen  Hügeln  oder  tief  ein- 
gebetteten lichten  Körnern  versehen.  Die  Schwellung  und  gelbröthliche 
Tingirung  des  Uebergangstheiles  tritt  am  deutlichsten  in  der  halbmond- 
förmigen und  in  der  Uebergangsfalte  hervor,  während  sie  das  Durchscheinen 
der  Fascia  tarsoocularis  und  der  unter  dieser  verlaufenden  Gelasse  merk- 
lich beeinträchtigt,  aber  nicht  aufhebt.  Gefässeinspritzimg  und  schmutzig- 
gelbe  Tingirung  erstrecken  sich  gewöhnlich  auch  bis  in  die  periphere  Zone 
der  Conjunctiva  bulbi.  bei  Exacerbationen  wohl  auch  bis  zum  Limbus 
und  dann  kann  es  unter  Hinzutreten  von  Oiliarinjectiou  auch  zu  rand- 
ständigen Hornhautgeschwüren  (Lichtscheu,  Thränentluss,  heftigen 
Schmerzen)  kommen. 

Durch  den  mehr  weniger  reichlich  ausgeschiedenen  Schleim, 
welcher  beim  Lidschlusse  an  den  intermarginalen  Saum  und  auf  die 
Cutis  vorgedrängt  wird,  und  zwar  zunächst  und  zumeist  an  den  Winkeln, 
wird  die  Thränenflüssigkeit  über  die  beölten  Mündungen  der  Meibom*.- chen 
Drüsen  zur  Epidermis  geleitet,  wodurch  diese  allmälig  erweicht  und 
abgestossen,  die  Cutis  roth  und  excoriirt  wird.  (Ophthalmia  angularis 
veterum.)  Dieser  Vorgang  bewirkt  in  der  Regel  nicht  nur  heftige 
Schmerzen  (Brennen,  Beissen,  Jucken),  sondern  auch  Lichtscheu.  Blinzeln. 
Lidkrampf  und  Thränentluss;  er  führt  nach  längerem  Bestände  in 
manchen  Fällen  zu  Blepharophimosis.  in  anderen  (besonders  bei 
älteren  Leuten)  zum  Ektropi um  palp.  inferioris.  Wenn  die  Lidspalte 
wegen  Lichtscheu  krampfhaft  verengert  oder  gar  geschlossen  gehalten 
wird,  dann  bildet  die  Cutis  eine  Furche,  welche  vom  äusseren  Winkel 
schlafen  wiirts  streicht.  In  dieser  Furche  wird  die  Cutis  durch  die  in  ihr 
fortrückenden  Thränen  wund,  besonders  wenn  sie  oberflächlich  mit 
Schleimkrusten    bedeckt    bleibt.    Auf   diese  Weise   verwächst  Cutis  des 


Katarrh.  5 

oberen  Lides  mit  Cutis  des  unteren  and  es  entstehl  eine  vertical  strei- 
chende Hautfalte,  welche  sich  von  der  Schläfe  her  vor  die  äussere 
Commissur  vorschiebt  (Blepharophimosis).  Während  man  an  nor- 
malen Augen  beim  Auseinanderziehen  der  Lider  das  dünne  Bändchen, 
welches  den  Tarsus  des  oberen  Lides  mit  dem  des  unteren  am  temporalen 
Winke]  verbindet,  frei  zu  sehen  bekommt,  ist  dasselbe  bei  Blepharophi- 
mosis schwer  oder  gar  nicht  sichtbar,  hinter  jener  Hautfalte  v<  rsteckt. 
Am  inneren  Winkel  kann  zunächst  der  untere  Thränenpunkt  und 
weiterhin  der  mediale  Theil  <]<•■*  Lides  allmälig  abwärts  gezogen  und  ei  t  ro- 
pionirt  werden,  indem  an  der  excoriirten  und  mit  Schleim  belegten  Haut 
längs  <\v^  unteren  Lides  Eintrocknung  und  Einschrumpfung  erfolgt.  Diese 
anfangs  partielle  Eversion,  welche  nicht  selten  unbeachtet  oder  unge- 
würdigt  bleibt,  bindert  die  Heiluno-  des  Grundleidens  schon  dadurch, 
dass  sie  die  Conjunctiva  palpebrae  theilweise  der  Luft  aussetzt,  deren 
Contact  diese  nicht  verträgt,  und  dass  sie  Thronen  stamme:  bewirkt;  sie 
fuhrt  aber,  namentlich  bei  etwas  älteren  Leuten,  endlich  zu  totalem 
Ektropium  des  unteren  Lides.  -  Bei  chronischen  Katarrhen  mit 
manifester  Schleimabsonderung  kann  Sehstörung  (transitorisches  Trüb- 
sehen) dadurch  bedingt  sein,  dass  Fäden  oder  ganz  dünne  Schichten 
von  Schleim  auf  die  Mitte  der  Cornea  gerathen;  mitunter  sind  es  aber 
»Schaumbläschen,  welche  bei  häufig  erfolgendem  Lidschlage 
bisweilen  sieht  man  weissen  Schaum  längs  der  inneren  Lidkante  oder  im 
äusseren  Lidwinkel  angehäuft.  Das  Wahrnehmen  eines  trüben  Hofes  um 
eine  Kerzenflamme  wird  offenbar  durch  dasselbe  dioptrische  Hinderniss, 
bewirkt,  da  man  an  solchen  Augen  auf  keine  Weise  eine  Veränderung 
des  Oornealepithels  nachweisen  kann.  Die  Erschwerung  des  Arbei- 
tens  bei  künstlicher  Beleuchtuno-  ist  Folge  der  strahlenden 
Wärme,  welche  von  katarrhalisch -affieirten  Augen  überhaupt  schlecht 
vertragen  wird,  das  Leiden  mau-  nun  acut  oder  chronisch  verlaufen. 

b)  In  einer  relativ  geringen  Zahl  hieher  gehöriger  Fälle,  wo  näm- 
lich weder  die  Hyperämie  noch  die  Schleimsecretion  deutlich 
ausgesprochen  ist,  ist  die  Entscheidung,  ob  man  blos  einen  Binde- 
hautkatarrh vor  sich  habe  oder  ein  anderweitiges  Leiden,  mitunter  eine 
sehr  schwierige  Aufgabe.  Während  uns  sonst  die  Kranken  die  Köthe 
der  Lidwinkel,  die  Schleimkrusten  an  den  Cilien  u.  s.  w.  schon  als 
Wahrzeichen  entgegenbringen,  erhalten  wir  hier,  wo  die  Augen  nichts 
Auffallendes  darbieten,  oft  Klagen,  welche  nur  den  wohlunterrichteten 
Arzt  auf  das  Bindehautleiden  als  Ursache  aufmerksam  machen.  Der 
eine  klagt  über  Brennen  an  den  Augen  oder  über  Schmerz  überhaupt, 
oder  er  gibt  an,  dass  er  nur  des  Morgens  Schmerzen  fühle,    dass    ihm 


6  Bindehaut. 

dann  die  Augen  weder  verklebt  noch  mit  ScMeimkrusten  an  den  Winkeln 
besetzt  sind,  aber  dass  er  sie  nicht  öffnen  kann,  bevor  er  sie  nicht  reibt 
oder  befeuchtet.  In  anderen  Fällen  ist  es  die  Klage  aber  Unvermögen, 
längere  Zeit  mit  den  Augen  zu  arbeiten,  besonders  in  den  Abendstunden, 
zumal  bei  künstlicher  Beleuchtung;  man  hat  zunächst  auf  Asthenopi 
oder  Presbyopie  zu  untersuchen,  welche  jedoch  auch  neben  Bindehaut- 
katarrh vorhanden  sein  könnt  n.  Andere  endlich  klagen  über  Schlecht- 
odi  r  über  einen  farbigen  Hof  um  eine  Kerzenflamme,  und  ersl 
über  eingehendes  Befragen,  wohl  auch  erst  nach  Prüfung  der  Sehschärfe 
gelangen  wir  zur  Vermuthung,  da-  es  -ich  um  Trübsehen  wegen  Schaum 
oder  wegen   dünner  Schleimfädeu    handelt,    welches    erst    durch    einigt 

Lidschläg ler    durch    Beiben    der  Augen  mit  den  Fingern  bes 

wird.  Die  Wahrscheinlichkeit  für  Katarrh  steigt,  wenn  aus  den  A::. 
dt  Kranken  gefolgert  werden  kann,  dass  dn  genannten  Beschwerden 
einer  Zeit  datdren,  als  er  an  einer  Affectiou  mit  Verkleben  der 
Augen  litt  oder  dass  von  Zeit  zu  Z>  it  Schleünsecretion  bemerkt  wird. 
■  beiden  kann  nur  eine  aufmerksame  Besichtigung  der  Lidbindehaut 
unter  Berücksichtigung  des  Alters,  des  allgemeinen  <i'  mndheitszustandes, 
der  Beschäftigung  und  Lebensweise  und  anderweitiger  Anomalien  an  dem 
Auge  und  seinen  Adn<  Mau  kann   die  Hyperämie  der  Lid- 

bindehaut sehr  wenig  ausgesprochen  finden,  wenn  dieselbe  zur  Zeil 
der  Vorstellung  de-  Kranken  bereits  zurückgegangen  i-t  oder  wenn  sie, 
wie  1>,  i  ursprünglich  chronischem  Auftreten  des  Katarrhs,  nie 
hohen  Grad  erreicht  hat.  Die  Füllung  der  Bindehautgefässe  tritt  bei 
blassen  Individuen  überhaupt  wenig  hervor.  Bei  Individuen,  deren  Haut 
stark  turgescirt,  findet  man  auch  die  Bindehaut  wenigstens  im  Tar<al- 
theile  röther;  dasselbe  findet  man  durchschnittlich  bei  Leuten,  welche 
viel  mit  den  A  i  en  arbeiten  (zumal  bei  künstlicher  Beleuchtung),  weicht 
viel  in  gesperrter  und  dunstiger  oder  in  verunreinigter  Luft  (Stau!». 
Rauch.  Ammoniakdämpfe  u.  dgl.)  sich  aufhalten.  Da  die  Bindehaut 
auch  im  Tarsal-  und  Uebergangstheile  -ihr  durchsichtig  i-t.  muss  man 
sich  hüten,  Gefässe,  welche  im  subconjunctivalen  Gewebe  liegen,  daher 
immer  bläulichroth  erscheinen,  mit  Gebissen  der  Bindehaut  selbst  zu 
verwechseln.  Die    Durchsichtigkeit    und    Färblosigkeit    der 

Conjunctiva,  bei  älteren  Individuen  stets  geringer  al-  bei  jüngeren,  wird 
schon  nach  länger  dauernder  Hyperämie  vermindert  vorgefunden.  Nach 
längerem  Besl  •  Leidens  leidet  die  Durchsichtigkeit  der  Bindehaut 

ders  durch  die  Anhäufung  lymphoider  Zellen  im  G  b  derselben 
oder  durch  di<  Durchtränkung  mit  Blutfarbstoff.  Im  Verein  mit  deut- 
licher Schwellung  oder  Wulstung,  die  man  am  sichersten  an  der  Ueber- 


Frühjahrskatarrh.  7 

gangs-  und  halbmondförmigen  Falte  erkennt,  deutel  verminderte  Durch- 
sichtigkeil  auf  Bestehen,  mindestens  auf  Vorhergehen  eines  entzündlichen 
Zustandes  und  es  fragt  sieh  dann  nur.  ob  die  übrigen  Momente  für 
Katarrh  sprechen.  Die  Schleimsecretion   pflegt  bei   chronischen 

Katarrhen  mit  geringer  Lnjection  eine  sehr  spärliche  zu  sein.  Mitunter 
kann  man  sie  gar  nicht  oder  nur  nach  Einträufeln  einer  Lapislösimg  in 
Form  von  Flocken  (Silberalbuminat)  erkennen;  in  manchen  Fällen  findet 
man  (oft  erst  nach  ümstülpung  des  oberen  Lides)  irgendwo  im  Oeber- 
gangstheile  eine  kleine  gelbgraue  Flocke,  in  anderen  dagegen  farblose 
oder  lichtgraue  eiweissähnliche  Fäden,  welche  dem  Ontersucher  leicht 
entgehen  können,  falls  sie  nicht  gerade  über  die  Hornhaut  hinziehen. 
Gewöhnlich  wollen  die  betreffenden  Kranken  vom  Verklebtsein  der 
Augen  nichts  wissen,  geben  aber  meistens  zu,  dass  sich  des  Morgens 
manchmal  gelbe  Krusten  am  Nasenwinkel  zeigen. 

c)  Eine  noch  seltener  vorkommende  Form  von  Bindehautentzündung, 
welche  Saemisch1)  als  Frühjahrskatarrh  bezeichnet  hat,  führt  zu 
massenhafter  Anhäufung  von  Epithel  an  der  Lidbindehaut  und  an  ihr 
Conjunetiva  bulbi,  besonders  am  Limbus,  wie  die  Untersuchungen  von 
Homer2)  gezeigt  haben3). 


1)  Saemisch.  Krankheiten  der  Conjunctiva  in  Graefe  und  Saemisch 
Handbuch  der  gesammten  Augenheilkunde   1870.  IV.  Bd..  pag.  25. 

-)  Ulrich  Vetsch,  Inaugural  -  Dissertation  über  den  Frühjahrskatarrh, 
Zürich  1879. 

3)  Die  erste  Notiz  über  diese  Krankheit  findet  sich  —  abgesehen  von  An- 
deutungen bei  Beer  und  Himlv  —  in  meinem  Aufsatze  über  die  Bindehaut, 
Prager  Vierteljahrsschr.  1846,  IV.  Bd..  pag.  73.  ..Aber  auch  ohne  da><  erhebliche 
Entzündungssvniptome  vorausgegangen  oder  noch  zugegen  waren,  sah  ich  diesen 
Bindehautsaum  der  Cornea  (bisher  in  3  Fällen)  durch  Infiltration  einer  grau- 
lich-gelblichen, durchscheinenden,  sulzigen  Masse  emporgehoben! 
in  einen  mehr  oder  weniger  ausgedehnten  Wulst  verwandelt.  Ich 
konnte  diese  Krankheitsform  unter  keines  der  bekannten  Schemen  suhsummiren, 
obwohl  es  mir  schon  beim  2.  Falle  klar  wurde,  dass  sie  der  Conjunctivitis  scrofu- 
losa  in  ihrer  Bedeutung  am  nächsten  stehe.  Beide  Fälle  bekam  ich  blos  zufällig 
zu  Gesichte;  die  behandelnden  Aerzte  hatten  nämlich  Flügelfelle  vor  sich  zu  haben 
geglaubt  und  mir  sie  deshalb  zur  Operation  zugeschickt.  Es  reichten  indes  Be- 
streichungen mit  Cuprum  sulf.  oder  Land.  liq.  Syd.  hin.  die  Besorption  dieser 
Exsudate  einzuleiten.  Im  3.  Falle  war  nebst  einer  solchen  partiellen  Infiltration 
des  Bindehautsaumes  der  Cornea  noch  eine  pustulöse  Eruption  mit  Gefässent- 
wickelung  zugegen.  Das  jüngste  der  Individuen  war  10.  das  älteste  IG  Jahre  alt." 
In  meinem  Handbuche  (1851)  habe  ich  auf  diese  Form  als  eine  seltene  Varietät 
der   Conjunctivitis   blos  bei   der  Therapie   (pag.  102)   hingewiesen.     Die  besondere 


8  Bindehaut. 

Die  Krankheit  beginnt  —  nach  ananinestischen  Angaben  —  im 
Frühjahre  oder  im  Sommer  mit  den  Zufällen  eines  Bindehautkatarrhs. 
Nach  Wochen,  Monate  langer  Dauer  verlieren  sich  die  Beschwerden 
mit  dem  Eintreten  der  kälteren  Jahreszeit,  treten  aber  in  der  nächsten 
Saison  wieder  stärker  hervor.  Die  charakteristischen  Veränderungen  an 
der  Conjunctiva  entwickeln  sich  erst  nach  mehrwöcheutlichern  Bestände, 
möglicherweise  erst  nach  mehrmaliger  Recrudescenz  des  schleichenden 
Entzündungsprocesses. 

An  der  Conjunctiva  bulbi  rindet  man  dann  im  Limbus  drusige, 
solide,  graue  oder  lichtgelbe,  etwas  durchscheinende  und  glatte  Erhö- 
hungen, welche  nur  den  temporalen  oder  den  nasalen  Theil  des  Limbus 
(beide  zugleich)  einnehmen  oder  auch  sich  längs  des  Hornhautrandes 
nach  oben  (unten)  weiter  erstrecken.  Indem  diese  festaufsitzenden  Drusen 
oder  Wülste  zugleich  einen  mehr  weniger  breiten  Theil  des  angrenzenden 
Hornhautrandes  einnehmen,  engen  sie  das  durchsichtige  Areal  ein,  sind 
aber  von  diesem  scharf  abgesetzt,  während  sie  auf  der  Sklera  meistens 
ohne  scharfe  Grenze  in  die  Bindehaut  übergehen.  Die  Conjunctiva  bulbi 
hat  in  wohlausgeprägten  Fällen  deutlich  an  Durchsichtigkeit  verloren, 
namentlich  an  der  Schläfen-  und  Nasenseite  und  erscheint  auch  ausser 
der  Zeit  der  Exacerbation  von  erweiterten  Blutgefässen  durchzogen-,  oft 
sind  auch  die  drusigen  Erhöhungen  von  Grefässchen  durchsetzt. 

Die  Conjunctiva  palpebrarum  bietet  im  Stadium  der  Recru- 
descenz die  Erscheinungen  der  Conjunctivitis  catarrhalis,  bleibt  auch 
nachher  im  Uebergangs-(Orbital-)theile  trüb  und  schmutziggelb  oder 
gelbröthlich  und  birgt  oft  kleine  Schleimflocken,  auch  wenn  keine  mani- 
festen Zeichen  von  Schleimabsonderung  mehr  vorhanden  sind.  Die  Ver- 
änderungen im  Tars altheile  bieten  erst  nach  längerem  Bestände  des 
Leidens  ein  eigenthümliches  und  charakteristisches  Bild.  Man  findet  die 
Bindehaut  sowohl  des  unteren  als  des  oberen  Lides  getrübt  und  die 
ursprüngliche  Röthe  und  Lockerung  des  Gewebes  ist  einer  gewissen 
Blässe  und  Derbheit  desselben  gewichen.  Wenn  die  (sogenannten)  Pa- 
pillen merklich  vergrössert  sind,  so  erscheinen  sie  nicht  kugelig,  sondern 


Beschaffenheit  der  Lidbindehaut  sowie  'las  Auftreten  und  Exacerbiren  in  der  wär- 
meren Jahreszeit  waren  mir  entgangen.  Auch  die  Bemerkungen  von  Desmarres 
und  A.  v.  Graefe,  citirt  in  der  Dissertation  von  Vetsch.  erstrecken  sich  blos 
auf  die  Affection  des  Limbus.  Reymond  (Annali  di  Ottalmologia,  Anno  IV.  Con- 
trihuzione  allo  studio  delle  congiuntiviti)  beschrieb  zuerst  eigentümliche  Vegeta- 
tionen der  Conjunctiva  am  oberen  Lide;  erst  Homer,  resp.  Vetsch  entwarf  eine 
vollständige  Schilderuno-  dieser  Krankheit. 


Frühjahrskatarrh.  <l 

mehr  abgeplattet  und  wie  die  Steine  eines  Strassenpflasters  an  einandei 
gedrängt.  In  manchen  Fällen  erheben  sich  am  oberen  Lide  ein- 
zelne Papillen  über  ihre  Umgebung  wie  gestielte  Filze  mit  abgeplattetem 
Hute,  einzeln  oder  gruppenweise.  Dabei  gewinnl  die  Bindehaut  über 
dem  Tarsus  des  nnieren  wie  des  oberen  Lides,  das  Aussehen,  als  ob  sie 
mit  einer  dünnen  Lage  Milch  überzogen  wäre  (nach  der  treffenden 
Bezeichnung  von  Vretsch).  „Diese  Veränderungen  der  Conj. palpebrarum, 
insbesondere  der  eigentümliche  Farbenton,  sind  so  charakteristisch  und 
constant  (in  37  Fällen  fehlten  sie  nur  4mal),  dass  in  5  Fällen  die 
Diagnose  auf  Frühjahrskatarrh  gestellt  wurde,  ohne  dass  Veränderungen 
des  Limbus  und  der  Conj.  bulbi  wahrgenommen  werden  konnten,  wenn 
nur  die  typischen  subjeetiven  Erscheinungen  und  die  wohl  ausge- 
sprochenen Veränderungen  an  der  Conj.  palp.  vorhanden  waren."  ..All 
diese  Veränderungen  sind  auf  beiden  Augen  vorhanden,  wobei  aller- 
dings nicht  ausgeschlossen  bleibt,  dass  Unterschiede  in  der  In-  und 
Extensität  bestehen." 

„Ein  weiteres  Characteristicum  des  Frühjahrskatarrhs  ist  der 
Verlauf  und  das  typisch  reeidivirende  Auftreten  im  Frühjahre 
und  in  den  ersten  Sommermonaten.  Mit  jener  in  den  Frühlingsmonaten 
immer  neu  auftretenden  Lichtscheu,  jenem  Stechen,  Brennen  stellen  sich 
die  oben  beschriebenen  Veränderungen  theils  an  der  Conj.  bulbi,  theils 
an  der  Conj.  palp.  ein.  Diese  dauern  nun  während  des  Sommers  und 
verschwinden  mit  Anfang  des  Winters;  in  anderen  Fällen  bleiben  sie 
auch,  jedoch  in  mehr  chronischer  Weise,  den  Winter  über  bestehen. 
Nur  in  einem  Falle  soll  die  Krankheit  im  Winter  und  Frühjahre  am 
stärksten,  im  Sommer  weniger  stark  aufgetreten  sein."  (Auch  mir  ist 
ein  solcher  Fall  vorgekommen.) 

„Hat  die  Krankheit  mehrere  Male  reeidivirt,  so  kann  sie  u.  zw. 
ohne  Zurücklassung  irgend  welcher  Spuren  heilen:  in  anderen  Fällen 
hat  man  eine  sehr  lange  Dauer  des  Processes  (8—10  Jahre)  mit 
schliesslicher  Genesimg  beobachtet;  in  noch  andere)!  seltenen  bleiben 
dauernde  Veränderungen  zurück,  dauernde  Verbreiterung  des  Limbus 
corneae,  eine  dem  Arcus  senilis  vergleichbare  Trübung  der  Cornea." 
(Vetsch.)  Verbildung  des  Tarsus  ist  weder  von  Vetsch  noch  von 
Anderen  beobachtet  worden.  (In  einem  von  mir  beobachteten,  nach 
mehrjähriger  Dauer  geheilten  Falle  blieb  von  dem  Leiden  nur  die  eigen- 
thümliche  Verfärbung  der  ganz  glatt  gewordenen  Conjunctiva  tarsi  der 
oberen  Lider  zurück.) 

Diese  eigenthümliche  Erkrankung  wurde  fast  nur  im  Kindes-, 
Knaben-  und  Jünglingsalter  beobachtet.  In  Zürich  wurde  sie  einmal  bei 


1 0  Bindehaut. 

einem  einjährigen  Kinde,  einmal  erst  im  37.  Jahre  vorgefunden.  Ob  ihr 
eine  besondere  Körperbeschaffenheit  und  welche  zu  Grunde  liege,  bleibt 
ferneren  Beobachtungen  und  Forschungen  anheimgestellt.  Die  hier  ange- 
stellten mikroskopischen  Untersuchungen  bestätigen  durchaus  die  in 
Zürich  gewonnenen  Befunde,  welche  in  der  Dissertation  von  Vetsch 
ausführlich  angegeben  sind:  massige  Epithel  Wucherung,  hügelige  Ober- 
fläche des  Stroma,  welches  geringe,  freilich  wechselnde  Rundzellen- 
infiltration und  reichliche  Bindegewebswucherung  zeigt  und  in  den 
Höckern  des  Limbus  reichliche  Gefässe  zur  Zeit  der  Exacerbation,  sonst 
und  besonders  in  der  Conj.  tarsi  Gcfässarniuth.  Das  Primäre  ist  wahr- 
scheinlich die  Epithelwucherung. 

Die  Einreibung  dieser  Krankheitsform  unter  die  katarrhalischen  Processi 
der  Bindehaut  erscheint  vorläufig  nicht  nur  durch  den  Sprachgehrauch,  sondern 
auch  zum  Theile  durch  das  klinische  Verhalten  gerechtfertigt.  Streng  genommen 
müsste  man  sie  -  -  nach  dem  anatomischen  Befunde  —  als  Morbus  sui  generis 
bezeichnen.  Bezüglich  der  Prognosis  wurden  die  anatomischen  Anhaltspunkte  bereits 
gegeben  und  bezüglich  der  Therapie  muss  rücksichtlich  der  örtlichen  Behandlung 
hervorgehoben  werden,  dass  nach  Beschwichtigung  der  Reizzufälle  die  Salbe  von 
weissem  Präcipitat  (0.20 — 0.30  auf  b  Gramm  Fett)  oder  von  Cuprum  sulfuricum 
(0.15 — 0.20  auf  5  Gramm  Ung.  glycerini  cum  amylo)  am  besten  vertragen  werden 
und  bei  gehöriger  Ausdauer  noch  die  besten  Dienste  leisten. 

Vorkommen  und  Ursachen.  Als  substantives  Leiden  tritt  der 
Augenkatarrh  hei  Individuen  jeden  Alters  in  Folge  atmosphärischer 
Schädlichkeiten  auf.  Zu  manchen  Zeiten  kommen  in  einer  Gegend, 
in  einem  Wohnorte,  in  einer  Familie  zugleich  oder  kurz  nacheinander 
mehren  Fälle  von  Bindehautkatarrh  vor.  welche  weder  mit  einer  localen 
oder  individuellen  Veranlassung  in  Verbindung  gebracht,  noch  auf  Ueber- 
tragung  von  einem  zum  anderen  Individuum  bezogen  werden  können:  es 
erkranken  eben  viele  unter  den  verschiedensten  Verhältnissen  (epide- 
misch). Zur  sporadischen  Erkrankung  gibt  wohl  meistens  Ver kältung 
den  Anstoss.  namentlich  rasche  Abkühlung  des  erhitzten  Körpers  durch 
Zugluft  oder  kalten  Wind,  besonders  nach  längerem  Verweilen  in  heisser, 
durch   Rauch,    Ausdünstung   u.   dgl.    verunreinigter  Luft.  In   einer 

Reihe  von  Fällen  erscheint  der  Bindehautkatarrh  concomitirend,  d.  i. 
gleichzeitig  mit  entzündlichen  Leiden  der  Respirationsorgane  (Nasen-, 
Rachen-,  Bronchialkatarrh.  Masern.  Scharlach  etc.).  -  Einer  besonderen 
Erwähnung  verdient  das  Auftreten  katarrhalischer  Erscheinungen,  wi  Ich»  s 
nicht  selten  dem  Ausbruche  der  Conjunctivitis  scrofulosa  vorausgeht, 
noch  häufiger  aber  in  späterer  Zeit  als  Complication  auftritt  und  fort- 
dauert. Röthe  und  Schwellung  (Wulstung)  der  Lidbindehaut  bei  reich- 
licher Schleiinabsonderung  erreichen  in  manchen  solcher  Fälle  einen  so 


Katarrh.  1 1 

hohen  Grad,  dass  man  sehr  leicht  zur  Annahme  eines  blennorrhoischen 
Ziistandes  verleitet  werden  kam  .  Ms  eoncomitirend  kann  man  in  manchen 
Fällen  auch  den  Katarrh  bezeichnen,  wilder  bei  Hornhautgeschwüren 
beobachtet  wird.  --  Als  consecutiven  Zustand  finden  wir  den  Binde- 
hautkatarrh -  -  meistens  chronisch  bei  behinderter  Fortleitung  der 
Thränenflüssigkeit,  bei  Entzündung  der  Augenüderdrüsen  (sowohl  der 
im  Tarsus  eingeschlossenen  als  der  um  die  Haarzwiebeln  gelagi  I  n), 
bei  Chalazien,  bei  Infarcten  und  kalkigen  Concrementen  in  den  Meibom- 
schen  Drüsen,  beim  Verweilen  fremder  Körper  im  Bindehautsacke,  bei 
ungenügendem  Anschlüsse  der  Lider  an  den  Bulbus.  Eine  seltener  vor- 
kommende, alter  eben  deshalb  sein  beachtenswerthe  Ursache  bilden  hin  - 
bis  hanfkorngrosse  Papillome,  nämlich  knöpf-  oder  halbkugelförmige, 
weissgraue,  derbe  harte,  an  der  Oberfläche  rissige  Knoten  im  intermar- 
ginalen Saume  oder  an  der  vorderen  Kante  desselben,  vor  deren  Exstir- 
pation  an  eine  dauerhafte  Heilung  des  Katarrhs  nicht  zu  denken  ist. 

Unter  den  Schädlichkeiten,  welche  den  Bindehautkatarrh,  wenn 
auch  nicht  hervorrufen,  so  doch  verschlimmern  und  in  chronischem 
Zustande  erhalten,  ist  zunächst  unreine  Luft  (Aufenthalt  in 
rauchigen,  staubigen,  dunstigen,  mit  Menschen  überfüllten  Käuinen). 
dann  strahlende  Wärme  (Arbeiten  beim  Feuer,  bei  künstlichem 
Lichte,  beim  Sparherde  u.  dgl.),  Nachtwachen  und  übermässiger  Ge- 
nus- spiritüoser  Getränke  (besonders  gebrannter  Wässer)  zu  nennen. 
Sobald  die  entzündlichen  Keizerscheimmgen  der  ersten  Tage  des  acut 
aufgetretenen  Uebels  (Lichtscheu.  Thränenfluss.  Schmerzhaftigkeit)  vor- 
über sind,  befinden  sieh  katarrhalisch  afficirte  Augen  in  freier  reiner 
Luft  relativ  am  wohlsten. 

Prognose.  Der  Substantive  acute  Bindehautkatarrh  gelangt  durch- 
schnittlich in  8 — 14  Tagen  zum  Abschlüsse  mit  vollständig!  r  Genesung 
von  selbst  oder  unter  ärztlicher  Behandlung,  sofern  die  Rückkehr  zur 
Norm  nicht  durch  Wiederholung  oder  Fortwirkung  der  genannten  Schäd- 
lichkeiten oder  durch  irrationelle  Behandlung  gestört  wird.  Das  Hinzu- 
treten von  Epithelabstossung,  besonders  am  Hornhautrande,  macht  den 
Process  etwas  schmerzhafter  und  langwieriger;  nur  tiefer  greifende. 
sichelförmige  Geschwüre,  wenn  sie  mehr  als  */3  der  Hornhaut  umkreisen, 
können  zu  Wölbungsveränderung  der  Cornea  führen.  Fälle  mit  totaler 
Umkreisung,  wie  ich  sie  nur  im  Greisenalter  gesehen,  gehören  zu  den 
extremen  Seltenheiten.  Wenn  ohne  Geschwürsbildimg  an  der  Cornea 
Iritis  oder  Keratitis  hinzutritt,  so  i-t  dies  wohl  meistens  durch  unzweck- 
mässiges Verhalten  oder  durch  irrationell  angewendete  Augenwässer 
oder  kalte  Umschläge  (Auflegen  rohen  Fleisches)  herbeigeführt. 


1 2  Bindehaut. 

Wenn  ein  einfacher  substantiver  Katarrh  wochenlang  bestanden 
hat,  so  erfordert  der  Zustand  der  Bindehaut,  den  man  als  Erschlaffung 
bezeichnen  kann,  meistens  eine  mehrwöchentliche  Anwendung  adstringi- 
render  Mittel  und  hängt  die  Prognosis  rücksichtlich  der  Dauer  vorzüg- 
lich davon  ab,  ob  man  von  dorn  Kranken  nach  seiner  Beschäftigung, 
seinen  Gewohnheiten,  seiner  moralischen  Kraft  die  Fernhaltung  der 
Momente  erwarten  kann,  denen  die  Erregung  oder  die  Verschleppung 
des  Uebels  zuzuschreiben  ist. 

Heim  consecutiven  Bindehautkatarrh  kommen  nicht  nur  die  eben 
genannten  Momente,  sondern  auch  die  Heilbarkeit  des  Grundleidens  in 
Erwägung  zu  ziehen.  Man  darf  indes  nicht  übersehen,  dass  in  manchen 
Fällen  der  Katarrh,  durch  atmosphärische  Schädlichkeiten  hervorgerufen, 
auch  bei  zweckmässigem  Verhalten  des  Kranken  durch  die  obgenannten 
Abnormitäten  unterhalten  wird,  während  in  anderen  diese  allein  oder 
vorwaltend  es  sind,  welche  das  Bindehautleiden  verursachen. 

Behandlung.  Zunächst  ist  dafür  zu  sorgen,  dass  der  Kranke  sich 
fortan  nicht  Schädlichkeiten  aussetze,  welche  den  Katarrh  steigern  oder 
unterhalten ,  und  dass  in  consecutiven  Fällen  das  inducirende  Moment 
nach  Thunlichkeit  beseitigt  werde.  Das  directe  Eingreifen  richtet  sich 
hauptsächlich  nach  dem  örtlichen  Befunde  und  ist  verschieden,  je  nach- 
dem wir  die  Bindehaut  im  Zustande  der  Reizung  und  activen  Hyperämie 
oder  in  dem  der  Erschlaffung  finden.  Der  erstere  Zustand  pflegt  nur 
einige  Tage  anzudauern  und  gibt  sich  durch  lebhafte  Röthe,  Thränen, 
Lichtscheu  und  Sehmerzen  kund.  In  diesem  Stadium  ist  es  gerathen, 
sich  aller  örtlichen  Mittel  zu  enthalten,  mit  Ausnahme  des  Silber- 
salpeters. Dem  Drange  nach  Kühlung  des  Auges  entspreche  man  lieber 
durch  öfter  wiederholtes  Waschen  mit  temperirt  kaltem  Wasser,  als 
durch  Auflegen  kalter  Compressen.  Nach  unzweckmässig  angewendeten 
kalten  Umschlägen  (Aufbinden  rohen  Fleisches,  grüner  Blätter  u.  dgl.) 
sieht  man  mitunter  die  Schleimsecretion  vermindert  oder  aufgehoben, 
dafür  aber  die  Zeichen  von  Keratitis  oder  Iritis,  u.  zw.  bei  bilateralem 
Katarrh  nur  auf  dem  einen  Auge,  welches  so  behandelt  wurde.  Zum 
\\ ',i  chen  der  Augen  eignet  sich  Wasser  von  der  Temperatur  des  Wohn- 
zimmers am  besten-,  Erwärmung  desselben  ist  mindestens  unnöthig. 
Bildet  ödematöse  Schwellung  der  Cutis,  besonders  aber  der  Conpin  ctiva 
bulbi  (letzteres  namentlich  bei  älteren  Leuten)  bei  relativ  geringer 
Conjunctivalinjection  ein  prävalirendes  Symptom,  so  erweisen  sich  in 
den  ersten  Tagen  leichte  trockene  Compressen.  von  der  Stirae  über  das 
Auge  herabhängend,  in  der  Regel  wohlthuend.  Wo  Lichtscheu,  Thränen- 
fluss  und  Schmerzen  so  heftig  sind,  dass  ein  beständiger  Drang  besteht, 


Katarrh.  1  3 

die  Augen  geschlossen  zu  halten  -  und  dies  ist  besonders  bei  Mitleiden 
der  Conjunctiva  bulbi,  namentlich  bei  Exfoliationen  an  dieser  oder  am 
Bornhautrande  der  Fall  — .  so  kann  man  wohl  Atropin  einträufeln 
(Atropini  surf.  0,04,  Aquae  dest.  4,00),  wird  aber  den  Zweck,  die  Em- 
pfindlichkeit gegen  den  Lichtreiz  herabzusetzen,  durchschnittlich  sicherer 
erreichen,  wenn  man  eine  Salbe  ans  0.40  -0.00  Kxtr.  belladonuae  und 
5,00  ünguentum  cinereum  (oder  statt  des  letzteren  5,00  Ung.  simplicis 
mit  0,30  bis  0,50  Praecip.  albi)  alle  2  bis  3  Stunden  bohnengross  an 
Stirn  und  Schläfe  einreiben  und  darüber  einen  einfachen  Papierschirm 
tragen  lässt. 

Das  Argentum  nitricum  in  1 — 2procentiger  Lösung,  nicht  als 
Tropfwasser,  wie  es  früher  üblich  war,  sondern  nach  der  vortrefflichen 
Methode,  welche  A.  v.  Graefe1)  angegeben,  mittelst  eines  Haarpinsels 
auf  die  Conjunctiva  palpebrarum  applicirt,  ist  unstreitig  das  beste  Mittel 
bei  allen  acuten  wie  bei  "\delen  chronischen  Bindehautkatarrhen.  Je  mehr 
die  Hyperämie  und  hiermit  auch  die  Schleimsecretion  der  Bindehaut 
ausgesprochen  ist,  desto  dreister  (nachdrücklicher)  darf  man  touchiren. 
Exfoliationen  an  der  Conjunctiva  bulbi  oder  an  der  Cornea,  verbieten 
nicht  die  auf  die  Conjunctiva  palpebrarum  beschränkte  Application.  Die 
Lider  müssen  beim  Bepinseln  umstülpt  gehalten  werden,  eines  nach 
dem  anderen  oder  beide  zugleich. 

Die  Umstülpung  des  oberen  Lides  dürfte  am  leichtesten  auf  folgende  Weise 
bewirkt  werden  können.  Süll  das  rechte  obere  Lid  umstülpt  werden,  so  lue  man 
die  i  Finger  der  ausgestreckten  linken  Hand  in  der  Gegend  der  grossen  Fontanelle 
an  den  Kopf,  den  Daumen  von  oben-aussen  her  an  das  obere  Lid,  so  dass  seine 
Spitze  ungefähr  dem  convexen  Eande  des  Tarsus  (im  temporalen  Drittel  desselben) 
entspricht.  Während  nun  der  Kranke  angewiesen  wird,  den  Blick  abwärts,  etwa 
gegen  die  Brust  des  Arztes  zu  richten,  zieht  dieser  die  Cutis  etwas  gegen  den 
Orbitalrand  aufwärts  und  fasst  die  (jetzt  wagrecht  gestellten)  Wimpern  in  der 
Mitte  des  Lidrandes  mit  Daumen  und  Zeigefinger  der  anderen,  auf  den  Nasenrücken 
gestützten  Hand,  um  sie  horizontal  vom  Bulbus  abzuziehen;  sobald  dies  geschehen. 
lässt  man  den  Daumen  der  linken  Hand  leicht  abwärts  wirken  und  hebt  gleich- 
zeitig die  Mitte  des  freien  Lidrandes  aufwärts,  um  ihn  sodann  an  den  Orbitalrand 
(Augenbraue)  anzulegen.  Um  das  Lid  eine  Zeit  lang  umstülpt  zu  erhalten,  werde 
der  Kranke  sofort  angewiesen,  entweder  den  Blick  nach  abwärts  fixirt  oder  beide 
Augen  geschlossen  zu  halten.  In  letzterem  Falle  wird  die  Cornea  durch  das  um- 
stülpte Oberlid  vollständig  gedeckt.  --  Die  totale  Umstülpung  des  unteren  Lides 
kann  bei  tiefer  Lage  des  Bulbus  einigermassen  schwieriger  sein;  man  bringt  sie 
leichter  zu  Stande,  wenn  man  das  Oberlid  sanft  an  den  Bulbus  andrückt,  dann 
den  Zeige-  oder  Mittelfinger  der  anderen  Hand  (oder  beide  nebeneinander)   an  die 


')  Archiv  für  Ophthalmologie.  I.  Bd..   1854. 


1 4  Bindehaut. 

Cutis  vor  dem  unfreien  (convexen)  Rande  des  Tarsus  anlegt  und  dann  diese  Cutis- 
partie  erst  ein  wenig  abwärts,  sofort  aber  rückwärts,  gleichsam  am  Rande  der 
Orbita  in  diese  hineindrängt,  wobei  man  zugleich  einen  leicht  schläfenwärts  ge- 
richteten Zug  ausübt.  Ein  solcher  Zug  ist  auch  nach  vollendeter  Umstülpung 
nöthig,  wenn  man  das  untere  oder  das  obere  Lid  oder  beide  zugleich  eine  Zeit 
lang  in  dieser  Lage  erhalten  will.  Die  Umstülpung  des  unteren  Lides  ist  übrigens 
lichter  zu  bewirken  und  zu  unterhalten,  wenn  vorher  das  obere  Lid  umstülpt 
wurde  und  umstülpt  gehalten  wird.  Bei  Neugeborenen,  deren  Augen  viel  flacher 
liegen,  muss  auch  das  obere  Lid  in  analoger  Weise,  wie  soeben  für  das  untere 
angegeben  wurde,  umgeklappt  werden,  denn  vom  Fassen  des  freien  Lidrandes  oder 
der  Cilien  mit  den  Fingern  kann  da  nicht  die  Rede  sein. 

Es  ist  rationell  und  durch  dir  Erfahrung  bewährt,  dass  man  die 
allein  oder  doch  zuerst  erkrankte  Partie  d.  i.  die  Conjunetiva  palpe- 
brarum gleichmässig  und  soviel  wie  möglich  in  ihrer  ganzen  Ausdeh- 
nung bestreiche,  die  Conjunetiva  bulbi  hingegen  und  die  Cornea  ver- 
schone. Es  ist  nicht  nothwendig,  nach  dem  (ein-  oder  mehrmaligen) 
Bepinseln  der  Conjunetiva  dieselbe  mit  verdünnter  Milch  oder  Kochsalz- 
lösung zu  bestreichen;  das  Abspülen  der  trüben  Flüssigkeit  und  der 
Schleimgerinnsel  mit  Wasser  genügt.  Wird  alsdann  über  heftigeren 
Sehmerz  geklagt,  so  kann  man  ihn  durch  längeres  Abspülen  mit  kaltem 
Wasser  oder  durch  kalte  Umschlage  lindern.  Nach  Ab-  und  Ausstossung 
des  Schorfes  tritt  in  der  Kegel  ein  behagliches  Gefühl  ein.  welches  erst' 
nach  mehreren  Stunden  zu  schwinden  pflegt.  Durchschnittlich  genügt 
es,  das  Touchiren  erst  nach  24  Stunden  wieder  vorzunehmen;  doch 
unterlasse  man  nicht,  vor  jeder  Wiederholung  die  Bindehaut  durchzu- 
mustern, ob  sie  nicht  da  oder  dort  noch  mit  einem  Schorfe  belegt,  oder 
doch  wund  (bei  leichter  Berührung  oder  beim  Umstülpen  blutend) 
erscheine.  Das  Touchiren  einer  solchen  Stelle  würde  eine  tiefere  Aetzung 
setzen  und  diu  Zustand  verschlimmern. 

Kann  der  Kranke  nicht  wiederholt  zum  Arzte  kommen  oder  ver- 
weigert er  das  Touchiren.  so  ist  bei  acuten  Fällen  die  Anwendung  von 
Sulfas  zinci  oder  von  Sublimat  (Aqua  Conrad))  schön  nach  einigen  Tagen 
des  Bestandes  zulässig,  wenn  nicht  etwa  Hornhautgeschwüre  vorläufig 
noch  den  Contact  mit  diesen  Mitteln  verbieten.  Sulf.  zinci  0,10 — 0,20 
oder  Sublim,  corros.  0,03  auf  100,0  Aqua,  destill,  und  10— 15  Tropfen 
Tinct.  opii  crocata.  Man  lässt  mit  ein»  in  dieser  Wässer  die  Augenlid- 
ränder und  Wimpern  benetzen,  mittelst  eines  Haarpinsels,  eines  Char- 
piebäuschchens  oder  mit  den  Fingern,  so  dass  dann  beim  Oeffnen 
der  Augen  etwas  in  die  Lidspalte  und  durch  Diffusion  auf  die  Con- 
junetiva eindringt.  Eine  Lapislösung,  auf  diese  Weise  augewendet, 
würde  bereits  zersetzt  sein,  bevor  sie  an  den  Uebergangstheil  der  Binde- 


Katarrh.  15 

haut  gelangte.  Da  in  den  meisten  Fällen  Abends  eine  Exacerbation 
stattfindet  und  der  durch  diese  Mittel  hervorgerufene  Reiz  immer 
einige  Zeit  anhält,  wird  es  gerathen  sein,  die  Application  regelmässig 
Früh  und  Mittags  vornehmen  zu  lassen. 

Die  stärker  reizenden  adstringirenden  Augenwässer  sind  erst  dann 
mit  Vortheil  anzuwenden,  wenn  das  Uebel  seit  Wochen  besteht.  Lapid. 
divini  0,60,  Aquac  destil.  100,0.  Tinct.  opii  simpl.  3,25');  Collyrii  adstr. 
lutei,  Aquae  destill,  ää  50,00 -). 

In  manchen  Fällen  chronischen  Verlaufes  sind  Au  gen  salben 
nothwendig.  Zunächst  sind  es  verschleppte  Substantive  Katarrhe  mit 
geringer  Röthe  und  kaum  merklicher  Schlermsecretion,  welche  vorzugs- 
weise wegen  brennenden  Schmerzgefühles  beim  Arbeiten  oder  wegen 
lästiger  Trockenheit  beim  Erwachen  zur  Behandlung  kommen,  in  denen 
man  neben  dem  Gebrauche  eines  Collyriums  —  am  besten  des  Coli,  adstr. 
luteum  --  eine  Salbe  aus  0,15 — 0,20  weissem  Präcipitat  und  5,00  Ung. 
simplex  oder  Ung.  anglic.  album  (Ung.  emolliens  sine  odore)  vor  dem 
Einschlafen  an  die  Lidränder  einreiben  lassen  muss.  Die  Augen  sollen  dann 
wenigstens  einige  Stunden  nicht  geöffnet  und  früher  trocken  abgewischt 
werden.  Weiterhin  sind  es  die  consecutiven  chronischen  Katarrhe,  welche 
durch  Drüsenleiden  der  Augenlider  eingeleitet  oder  doch  unterhalten 
werden,  in  denen  man  behufs  gründlicher  Behebung  Mercurialsalben 
kaum  entbehren  kann.  Näheres  hierüber  kann  erst  bei  Besprechung 
der  Lidkrankheiten  angegeben  werden.  Im  Allgemeinen  wirkt  die 
Salbe  aus  0,15 — 0,20  weissem  Präcipitat  auf  5  Gramm  milder  als  die 
aus  0,15 — 0,25  gelbem  Quecksilberoxyd  (Pagenstecher'sche  Salbe)  auf 
eben  so  viel  Vehiculum.  -  -  In  Fällen  chronischen  Katarrhes  mit  inten- 
siver Röthe  der  Conj.  palpebr.  und  reichlicher  Schleimsecretion  muss 
in  der  Regel  erst  eine  Zeit  lang  das  Touchiren  mit  Lapislösung  vorge- 
nommen werden;  bei  entfernt  wohnenden  Kranken  leistet  die  Anwendung 
einer  Salbe  aus  0,15—0,30  Hydr.  oxyd.  tiavi,  0,30—0,60  Lapid.  divini 
und  10 — 15  Tropfen  Laudanum  liq.  Syd.  auf  5  Gramm  Fett  die  ge- 
wünschten  Dienste. 

Bei  ausgedehnten  Excoriationen  bepinsle  man  die  wunden  Stellen 
mit  einer  1 — 2  perc.  Lapislösimg,    nachdem  man  die  etwa  vorhandenen 


')  Lapis  divinus  St.  Yvesii:  cupri  suliuiici,  Kali  nitrici,  Aluminis  crudi  ää 
35,00  mit  2.20  Camphora  rasa;  Beer's  Präparat  enthalt  Aerugo  statt  Cupr.  sulf. 

'")  Collyr.  adstr.  luteum  (Aqua  Horsti):  Salis  ammon.  1.10.  Sulfatis  zinci  2,20; 
Solutis  in  aq.  dest.  comm.  175,00  adde  Camphorae  in  35,00  alcoholis  gravitatis 
speeif.  3,850  solutae  0,65  croci  anstr.  0,15.  Mixta  diger.  in  calore  Reaum.  30°— 35° 
ad  perfeetam  croci  extract.  Refriger.  filtra  et  exhibe  usui. 


1 6  Bindehaut. 

Schleim-  und  Epidermiskrusten  erst  durch  Uiig.  ernolliens  oder  eine 
weisse  Präcipitatsalbe  (vor  dem  Einschlafen  aufgestrichen)  erweicht 
und  mit  lauem  Wasser  losgewaschen  hat.  Wenn  in  Folge  dieses  Zustan- 
des  das  untere  Lid  und  somit  auch  der  Thränenpunkt  nicht  mehr  gut 
an  den  Bulbus  sich  anschliesst  und  die  eben  beschriebene  Procedur 
nicht  bald  zu  einem  besseren  Stande  führt,  kann  es  nöthig  werden,  das 
Auge  (eines  nach  dem  anderen)  einige  Tage  gut  verbunden  tragen  zu 
lassen,  Arielleieht  sogar  das  untere  Thränenröhrchen  zu  spalten  und  offen 
zu  erhalten;  Blepharophimosis  oder  förmliches  Ektropiiim  können  eine 
entsprechende  Operation  erheischen. 

Auf  das  Verhalten  bei  Homhautgeschwüren  kommen  wir  bei  den 
Krankheiten  der  Hornhaut  zu  sprechen. 

II.  Biudehautcroup,  Conj.  cruposa. 

Die  croupöse  Bindehautentzündung  kommt  nur  als  acuter 
Process  vor.  zieht  sich  jedoch  ausnahmsweise  durch  Persistenz  der  Croup- 
membran  sehr  in  die  Länge.  Sie  beginnt  mit  den  Erscheinungen  einer 
Blepharoconjunctivitis  catarrhalis.  unterscheidet  sich  von  dieser  schon 
am  2.  oder  3.  Tage,  selten  erst  später,  durch  intensivere  Köthe  und 
Schwellung  des  Uebergangstheiles  bei  relativ  geringer  Köthe  und  Schwel- 
lung des  Tarsaltheiles,  hauptsächlich  aber  dadurch,  dass  die  Bindehaut 
am  Tarsal-  oder  am  Uebergangstheile  oder  an  beiden  zugleich  mit  einer 
adhärenten.  lichtgrauen  mehr  weniger  dicken  Membran  (Faserstoffge- 
rinnsel) überzogen  erscheint,  welche  sich  nicht  leicht  oder  gar  nicht 
abstreifen  lässt.  Man  kann  diese  Affection  füglich  als  Conjunctivitis 
catarrhalis  mit  Bildung  einer  Membran  an  der  Oberfläche  während  des 
Höhestadiums  bezeichnen.  Relativ  selten  sind  Fälle,  wo  auch  die  Con- 
junctiva  bulbi  mit  einer  ad-  und  cohärenten  weissgrauen  Membran 
belegt  erscheint,  jedoch  auf  den  Mangel  von  Infiltration  des  Bindehaut- 
gewebes schon  aus  der  weichen  Beschaffenheit  der  Lider  geschlossen 
werden  kann. 

Symptome,  a)  Das  Krankheitsbild,  anfangs  wie  bei  Conjunctivitis 
catarrhalis,  gewinnt  in  kurzer  Zeit  grosse  Aehnlichkeit  mit  dem  einer 
acuten  Bindehautblennorrhoe.  Das  entzündliche  Oedem  der  Cutis  steigt 
nicht  selten  zu  einer  solchen  Höhe,  dass  es  den  Orbitalrand  überschrei- 
tet, dass  die  Deckfalte  des  oberen  Lides  verstrichen  erscheint,  und  dass 
das  obere  Lid  sich  über  das  untere  herablegt.  An  den  Cilien,  in  der 
Lidspalte  sieht  man  reichlichen  Schleim.  Dabei  sind  aber  die  Lider 
weich  und  geschmeidig  und  lassen  sich  leicht  umstülpen.  Die  Conjunc- 
tiva  tarsi  erscheint  wohl  röther,    aber  wenig  oder  gar  nicht  geschwellt, 


Croup.  1 7 

oder  mit  einer  croupösen  Membran  belegt:  versucht  man  sie  abzustreifen, 
was  stellenweise  gelingen  kann,  so  blutel  die  Bindehaut.  Nebst  dieser 
Mi  mbran  falll  ganz  besonders  auf  die  bläulichrothe  (kirschrothe)  Tingirung 
des   ganz  enorm  geschwellten  üebergangs-  »Hier  Orbitaltheiles. 

Oft  sieht  man  nach  ürnstülpung  des  oberen  Lides  den  Uebergangs- 
thei]  vermöge  seiner  Schwellung  so  hervortreten,  dass  man  den  Durch- 
messer des  Wulstes  mit  dem  eines  Gansfederkieles  oder  kleinen  Fingers 
vergleichen  kann.  Die  Cönjunctiva  bulbi  kann  dabei  blos  in  ihrer  peri- 
pheren Zone  mitleiden,  in  heftigen  Fällen  aber  auch  bis  zur  Cornea 
.lielit  injicirt  und  serös  infiltrirt  erscheinen.  In  diesem  letzteren,  allerdings 
sehr  seltenen  Falle,  kann  es  auch  zu  Keratitis  mit  partieller  Geschwürs- 
bildimg kommen.  --  Die  membranösen  Gerinnsel  werden  allmälig  durch 
Schmelzung  in  Form  von  Schleimflocken  abgestossen  und  nicht  mehr 
durch  neue  ersetzt,  Schwellung  und  Hyperämie  nehmen  unter  etwas 
reichlicherer  Schleimaussebeidung  ab  und  die  Bindehaut  kehrt  in  drei 
bis  vier  Wochen  ohne  Schädigung  ihres  Gewebes  zur  Norm  zurück. 
Nur  in  den  schon  erwähnten  seltenen  Fällen,  wo  auch  die  Cönjunctiva 
bulbi  einen  croupösen  Belag  zeigt,  kann  es  nach  Abstossung  desselben 
zu  Symblepharon  kommen. 

b)  Ed.  Charles  Hulme  ')  gibt  die  Krankengeschichte  dreier,  wenige 
Wochen  alter  Kinder,  welche  auf  beiden  Augen  mit  einer  Conjunctivitis 
behaftet  waren,  die  eine  dicke,  fibrinöse  Membran  auf  der  Conj.  palp. 
absetzte.  Die  Aurlagerungen  hingen  so  fest  mit  der  Schleimhaut  zusam- 
men, dass  das  Abziehen  derselben  von  einer  Blutung  und  sehr  rascher 
Wiedererzeugung  gefolgt  war.  Die  Absonderung  der  sehr  geschwollenen 
und  schmerzhaften  Lider  war  eine  wässerige  mit  geringer  Beimischung 
von  Eiter.  Cönjunctiva  bulbi  und  Hornhaut  waren  meist  so  gut  wie  gar 
nicht  ergriffen.  Das  Leiden  dauerte  viele  Monate  und  widerstand  jeder 
örtlichen  Behandlung.  -  -  Ich  habe  nur  einen,  den  eben  citirten  ähnli- 
ehen Fall  beobachtet,  leider  unvollständig. 

Ein  sonst  gesund  aussehendes  Kind  von  zwei  Monaten  wurde  am  5.  Juli 
1880  in  das  Ambulatorium  gebracht.  Beide  Augen  waren  geschlossen,  die  Lider 
kaum  geschwellt,  wenig  geröthet.  Als  ich  nach  Abspülung  von  etwas  Schleim  die 
Lider  auseinanderzog,  bekam  ich  nur  eine  lichtgraue,  undurchsichtige  Membran 
zu  sehen,  welche  die  Innenfläche  beider  Lider  bedeckte  und  fest  an  derselben 
haftete,  überdies  aber  continuirlich  den  Bulbus  verdeckte  und  mit  demselben  zusam- 
menzuhängen schien.  Sie  bildete  einen  Sack  oder  eine  Tasche  mit  etwas  vorgewölb- 
tem Grunde.  Die  Augenentzündung  war  in  der  dritten  Lebenswoche  bemerkt,    von 


')    Zehender.    klin.  Monatsbl.    1864,   pag.  44.    (Med.    Times    and    Gazette, 
31.  October  1863.) 

v.  Arlt.  Krankh.  des  Auges  2 


1 8  Bindehaut. 

einem  Arzte  für  Diphtheritis  erklärt  und  mit  Lapislösung  behandelt  worden -.  die 
weisse  Membran  sollte  sich  erst  in  den  letzten  !i  Tagen  entwickelt  haben.  Ein 
Versuch,  die  Membran  abzulösen,  misslang.  Ich  verordnete  Ung.  einer,  mit  Extr. 
beilad.  an  die  Stirn  und  feuchtwarme  Umschläge,  mehrmals  des  Tags  durch  lö — 25 
Minuten.  Nach  einigen  Tagen  barst  der  Grund  des  Sackes  beim  stärkeren  Ausein- 
anderziehen der  Lider,  und  nach  Abspühmg  eines  dünnen,  trüben  Fluidums  kamen 
die  ganz  intacten  Hornhäute  und  die  nur  an  der  Peripherie  etwas  injicirte  Conj. 
bulbi  zur  Ansicht.  Alhnälig  öffnete  das  Kind  die  Augen  spontan.  Der  membra- 
nöse  Belag  der  Conjunctiva  erstreckte  sich  bis  zur  Übergangsstelle ;  seine  Dicke 
konnte  auf  2  Mm.  geschätzt  werden.  Da  die  Mutter  fast  1  Stunde  entlernt 
wohnte,  wurde  ihr  gestattet,  in  grösseren  Zwischenräumen  zu  kommen.  Zu  Anfang 
der  Ferien  war  der  Zustand  nahezu  der  gleiche,  ebenso  Anfang  October.  Im  No- 
vember, wo  ich  die  Wohnung  des  Kindes  —  eine  kleine,  feuchte,  ebenerdige  Stube 
-  aufsuchte,  um  über  dessen  Befinden  mich  zu  erkundigen,  erfuhr  ich,  das  das- 
selbe Ende  October  angeblich  an  Lungenentzündung  gestorben  war.  —  Die  Fetzen 
der  Membran,  welche  man  nach  ihrer  Berstung  vor  dem  Bulbus  mit  einer  Pincette 
abreissen  konnte,  zeigten  einen  ausgesprochenen  lamellösen  Bau  der  Membran;  sie 
bestand  aus  Lagen  geronnenen  Fibrins,  zwischen  welchen  kleine,  runde  Zellen 
(Leukuej'then)  in  einfacher  oder  auch  mehrfacher  Lage  eingebettet  waren.  Nebst- 
deni  fand  man  auch  vereinzelte,  aufgequollene,  kaum  mehr  kenntliche  Eiterzellen.  In 
den  Zellen  fanden  sieh  sehr  zahlreiche  kleinste,  dunkle  Pünktchen,  die  sich,  wenn 
die  Membranen  frisch,  nicht  erst  nach  mehrmonatlicher  Aulbewahrung  untersucht 
worden  wären,   vielleicht  als  Mikrokokken  erwiesen  haben  würden. 

Vorkommen  und  Ursachen.  Diese  Krankheit  wurde  (von  mir)  bei- 
nahe nur  im  Kindesalter  (vom  1. — 6.  Lebensjahre)  beobachtet.  Sie 
muss  als  eine  relativ  seltene  Affection  bezeichnet  werden.  Ihr  Auftreten 
auf  beiden  Augen,  zugleich  oder  kurz  nacheinander,  macht  es  (mir)  wahr- 
scheinlich, dass  sie  gleich  der  Conjunctivitis  catarrhalis  durch  atmosphä- 
rische Schädlichkeiten  veranlasst  werde.  Infection  konnte  ich  hier  eben 
so  wenig  wie  bei  Katarrh  nachweisen. 

Die  Prognosis  ist  bei  a)  durchschnittlich  günstig,  bezüglich  des 
Ausganges  sowohl  als  der  Dauer.  Das  relativ  seltene  Ergriffenwerden 
der  Cornea  scheint  mehr  durch  Vernachlässigung  und  Misshandlung,  als 
durch  Heftigkeit  des  Processes  von  Anfang  aus  bedingt  zu  sein. 

Die  Behandlung  unterscheidet  sich  von  der  bei  Conjunctivitis  catar- 
rhalis nur  dadurch,  dass  man  sich,  so  lange  die  Membranbildung  an- 
dauert, aller  Mittel  auf  die  Conjunctiva  enthalte.  Ich  habe  mich  in 
diesem  Stadium  immer  auf  Einreiben  von  Ung.  cinereum  (5,0)  mit  Extr. 
belladounae  (0,30—0,50)  an  die  Stirne  und  Schläfe,  und  auf  fleissiges 
Reinigen  der  Augen  (mit  temperirtem  Wasser)  beschränkt.  Kalte  Um- 
schläge können,  wenn  sich  die  Lider  wärmer  anfühlen,  wohlthucnd 
wirken.  Das  starke  Verkleben  der  Lider  (und  Ansammeln  von  Schleim 
und  Thränen  im  Bindehautsacke)  während  des  Schlafes  kann  man  durch 


Blennorrhoe,  acute.  1 9 

Auflegen  von  stark  beölten  oder  mit  Dng.  emolliens  (Creme  Celeste) 
bestrichenen  Leinwandläppchen  vermindern.  Das  Stadium  der  Rückbil- 
dung (wie  bei  Katarrh)  kann  vielleicht  durch  Arg.  nitricum  etwas  abge- 
kürzt werden. 

III.  BindehautblennorrhoCj  Conj.  blennorrhoica. 

Der  Ausdruck  Bind ehautblennorrhoe bezeichnet  einen  entzünd-: 
liehen  Vorgang  in  der  Conjunetiva  palpebrarum,  welcher  sich  nicht  nur 
durch  Hyperämie  und  Schwellung,  sondern  auch  durch  faserstoffig- pla- 
stische, nicht  zu  eitriger  Schmelzung  führende  Infiltration  ihres  Gewebes  und 
durch  Ausscheidungeines  schleimig-eitrigen  Secretes  manifestirt,  welchem 
die  Eigenschaft  zukommt,  dass  es.  auf  ein  anderes  Auge  übertragen,  d<  a- 
selben  Process  hervorrufen  kann.  Durch  die  Setzung  plastischen  Exsu- 
dates in  das  Parenchym  unterscheiden  sieh  die  hieher  gehörigen  Fälle 
vom  Katarrh  und  vom  Croup,  und  dadurch,  dass  das  Infiltrat  nicht  zu 
eitriger  Schmelzung  (Phthisis),  sondern  zu  einfacher  Resorption  oder 
nach  mehr  weniger  langem  Bestände  allmälig  zu  Verschrumpfung 
(Atrophie)  des  Gewebes  führt,  differiren  sie  auch  wesentlich  vor  der  Diph- 
theritis.  Gleich  dem  Katarrh,  mit  dessen  Zufällen  der  Process  be- 
ginnt, ergreift  derselbe  zunächst  die  Conjunetiva  palpebrarum  des  oberen 
und  unteren  Lides;  er  kann  auf  diese  beschränkt  bleiben  oder  (bald 
früher  bald  später)  auf  die  Conjunetiva  bulbi  übergreifen.  Das  Conta- 
gium  ist  von  dem  der  Diphtheritis  speeifisch  verschieden. 

Wir  müssen  unter  diesem  Namen  Fälle  sehr  verschiedenen  Aussehens  und 
Verlaufes  zusammenfassen,  wenn  wir  nicht  nosogenetisch  Zusammengehörendes 
trennen  und  uns  in  verwirrende,  irreleitende  Zersplitterung  verlieren  wollen.  Die 
Scheidung  in  acut  und  chronisch  genügt,  um  demjenigen,  der  sich  orientiren 
und  belehren  will,  die  nöthigen  Anhaltspunkte  zur  Diagnose,  Prognose  und  Thera- 
pie zu  bieten.  Der  Ausdruck  acut  soll  auch  hier  auf  das  rasche,  neben-  und  nach- 
einander vor  sich  gehende  Auftreten  der  Hyperämie,  Schwellung,  Infiltration  und 
Seeretion  hinweisen,  wird  jedoch  gewöhnlich  nur  auf  dieses  Verhalten  in  den 
ersten  Tagen  des  Leidens  bezogen-,  es  muss  daher  in  vorhinein  betont  werden,  dass 
ein  acut  aufgetretener  Fall  auch  chronisch,  und  dass  ein  anfangs  chronischer  später 
acut  werden  kann.  Fs  hängt  dies  meistens  von  der  Entstehungsursache  (Qualität 
des  Impfstoffes),  manchmal  aber  von  äusseren  Schädlichkeiten  (namentlich  von 
atmosphärischen!  ab;  die  individuelle  Beschaffenheit  des  Kranken  und  die  seiner 
Bindehaut  insbesondere  spielt,  wenn  überhaupt,  nur  eine  untergeordnete  Rolle,  so- 
wohl bei  der  Hervorrufung  als  bei  dem  Verlaufe.  Eine  besondere  Disposition  lässt 
sich  nicht  nachweisen. 

1.  Acute  Bindehautblennorrhoe.  a)  Blepharo-ophthalmo- 
blennorrhoe.  Symptome.  Während  des  ersten  Tages  nach  Heginnen 
der  Krankheit,   vielleicht  auch  noch   zu  Anfang  des  zweiten,  kann  der 


20  Bindehaut. 

Arzt  nach  dem  blossen  Befunde  nicht  entscheiden,  ob  er  Katarrh  oder 
beginnende  Blennorrhoe  vor  sich  habe;  nur  das  rasche  Steigen  der  Zufälle 
oder  anamnestische  Momente  können  Verdacht,  wo  nicht  Gewissheit  geben, 
dass  man  es  mit  Blennorrhoe  zu  thun  habe;  doch  können  unzweifelhaft 
für  Blennorrhoe  sprechende  Erscheinungen  schon  am  1.  Tage  vorhanden 
sein,  ja  es  kann  die  Krankheit  schon  in  36  Stunden  ihren  höchsten  Grad 
(den  sogenannten  3.  Grad)  erreichen. 

Zwischen  den  anatomischen  Veränderungen  und  der  Seeretion  be- 
steht namentlich  während  des  Ansteigens  der  Krankheit  eine  gewiss* 
Correlation,  daher  man  die  verschiedenen  Entwicklungsphasen,  welche 
wir  schon  in  Beer's  Schriften  angedeutet  finden,  seit  C.  F.  Graefe  als 
Hydrorrhoe  (1.  Grad).  Blennorrhoe  (2.  Grad)  und  Pyorrhoe  (3.  Grad)  zu 
bezeichnen  pflegte. 

So  lange  unter  Thränenfhiss.  Lichtscheu,  drückenden  oder  1  nen- 
nenden Schmerzen  blos  wasserklares  Secret  mit  einzelnen  Schleimflocken 
geliefert  wird,  finden  wir  an  der  Bindehaut  keine  weiteren  Veränderungen, 
als  beim  acuten  Bindehautkatarrh  und  deutet  allenfalls  stärkere  Injection 
und  seröse  Durchtränkuni;-  der  peripheren  Zone  der  Conjunctiva  bulbi 
auf  das  Fortschreiten  der  Entzündung,  welche  in  kurzer  Zeit  auch  die 
vordere  Zone  ergreift  und  dort  wohl  auch  sehen  zu  Ecchymosen  führt. 
Auch  die  Schwellung  der  Cutis  längs  der  Lidränder  braucht  noch  nicht 
stärker  zu  sein,  als  bei  heftigen  Fällen  von  Ophthalmia  catarrhalis. 

Auf  das  Steigen  der  Entzündung  in  der  Bindehaut  werden  wir 
aufmerksam  gemacht  durch  das  Hinzutreten  entzündlichen  Öedems 
der  Lidhaut,  welches  vom  freien  Lidrande  gegen  den  Orbitalrand  fort- 
schreitet und  schliesslich  zum  Verstreichen  der  Deckfalte  des  oberen 
Lides  führt.  Auch  das  entzündliche  (Jedem  der  Conjunctiva  bulbi 
steigt,  pflegt  indes  den  Cornealrand  noch  nicht  zu  erreichen.  Parallel 
hiemit  erfolgt  die  Vermehrung  und  Veränderung  des  Secretes.  Die  immer 
reichlicher  gewordenen  graugelben  Flocken  schwimmen  nicht  mehr  in 
wasserklarer,  sondern  in  trüber,  molken-  oder  fleisch  was  serähnlicher 
Flüssigkeit,  und  wenn  wir  die  Lider  abziehen  oder  umstülpen,  so  sehen 
wir  oft  zähe  Fäden  von  einem  Lide  zum  anderen  oder  zum  Bulbus 
ziehen,  oder  wir  finden  die  Lidbindehaut  mit  einer  zähen,  halbdurchsich- 
tigen fibrinösen  Schicht  überzogen  und  beim  Abstreifen  leicht  blutend. 
Die  intensive.  Köthe  der  Tarsalportion,  welche  durch  das  Abziehen 
oder  Umstülpen  momentan  unterdrückt  sein  kann,  lässt  sich  meistens 
erst  nach  sorgfältiger  Abtupfung  der  fibrinösen  Gerinnsel,  des  Schleimes 
und  der  Thränen  gehörig  erkennen  und  ebenso  das  feinkörnige  Aus- 
sehen ihrer  Oberfläche;  doch  kommt  es  auch  vor,  dass  auch  dieser 


Blennorhoe,  acute.  2  1 

Theil  der  Bindehaut  vermöge  der  gleichmässigeD  Schwellung 
nahezu  glatt  erscheint.  Wulstige  Anschwellung  und  gleichmässige 
oder  ecchymotisch-gefleckte  Röthe  »Ins  Uebergangstheiles 
fehlt  bei  dieser  Entwicklungsphase  niemals.  Reizbare  Kranke  pflegen 
nun  auch  bereits  zu  fiebern.  In  manchen  Fällen  tritt  am  diese  Zeit  oder 
etwas  später  eine  deutlich  fühlbare  Anschwellung  der  Lymphdrüsen  vor 
dem  Ohre  ein,  welche  anfangs  Schmerzen  verursacht,  dann  aber—  nach 
mehreren  Tagen  spurlos  verschwindet.  (Es  kann  auch  zur  Vereiterung 
an  einer  solchen  Drüse  kommen.) 

Endlich  finden  wir  die  entzündlich-ödematöse  Schwellung  der  Lider 
so  hoch  (und  selbst  über  den  Orbitalrand  ausgreifend),  dass  die  Haut 
glänzend,  das  oben"  Lid  über  das  untere  herabgeschoben  und  jede  active 
Lidhebung  unmöglich  sein  kann.  Auch  das  Auseinanderziehen  der  Lider, 
das  Abziehen  des  unteren,  das  Umstülpen  des  oberen  ist  sehr  ersehwert, 
Letzteres  mitunter  unmöglich.  Die  Röthe  der  Conjunctiva  palpebrarum 
erscheint  mehr  weniger  mitigirt  durch  das  graue  Infiltrat  und  in 
schlimmen  Fällen  überdies  noch  durch  Exsudat  an  der  freien  Ober- 
fläche, welches  diese  membranartig  überzieht,  um  endlich  als  schlei- 
mig-eitrige Masse  ab-  und  ausgestossen  zu  werden.  Das  Infiltrat  des 
Bindehautparenchyms  ist  in  argen  Fällen  so  bedeutend,  dass  die  Innen- 
fläche der  Lider  eigentlich  grau-  und  roth-punktirt  erscheint;  dann  sind 
die  Lider  mehr  prall,  hart,  heiss  und  gegen  Berührung  schmerzhaft, 
Die  Conjunctiva  bulbi  ist  dann  bis  zum  Rande  der  Cornea  blutig- 
serös, in  den  schlimmsten  Fällen  zugleich  fibrinös  infiltrirt,  bildet  dem- 
nach entweder  blass-  bis  dunkelrothe  und  schlaffe  oder  auch  glatt 
gespannte,  aus  der  Lidspalte  hervorgedrängte  \\  niste  oder  einen  derben, 
prallen,  graurothen  oder  rothgesprenkelten  Wall  um  die  Cornea  (Che- 
mosis). Dabei  kann  das  jederzeit  reichliche  Serret  eiter-  oder  rahmähu- 
lich  und  dickflüssig  sein,  oder  aber  dünn,  mehr  jaucheartig  und  mit 
consistenteren  Flocken  untermischt.  Die  meisten  Kranken,  von  Schmerzen 
und  Angst  gequält,  zeigen  jetzt  deutliche  Symptome  von  Fieber. 

Auf  dieser  Höhe  pflegt  sich  der  Zustand  2 — 3  Tage  zu  halten. 
Leichte  Runzelung  der  Cutis  ist  das  erste  Zeichen  der  Rückbildung. 
Unter  Fortdauer  reichlicher  schleimig-eitriger  Secretion  und  unter  Nach- 
lass  der  Spannung  scheint  die  Circulation  in  der  Conjunctiva  freier  zu 
werden.  Die  Bildung  plastischer  Gerinnsel  an  der  Oberfläche  hört  auf, 
die  früher  mehr  weniger  grau  intiltrirte  Bindehaut  wird  weicher  und 
röther,  die  Chemosis  geht  allmälig  zurück  und  die  Bindehaut  erlangt, 
falls  nicht  Hornhautgeschwüre  oder  Ektropium  eines  (beider)  Lides  die 
Heilung  verzögern,  durchschnittlich  in  Zeit  von  3 — 5  Wochen  durchaus 


22  Bindehaut. 

wieder  ihre  normale    Beschaffenheit.     Je  stürmischer  der  Verlauf  war, 
desto  seltener  geht  der  Zustand  in  einen  chronischen  über. 

Die  Blennorrhoe  dieses  Grades,  die  man  füglich  als  Ophthalmo- 
blennorrhoea  bezeichnen  kann,  wird  für  das  Auge  gefährlich  durch 
consecutive  Keratitis  suppurativa.  Gewöhnlich  werden  die  ersten 
Zeichen  dieser  ominösen  Folge  um  die  Zeit  bemerkt,  wo  die  Lidge- 
schwulst abzunehmen  beginnt,  wo  die  Cutis  runzlich  zu  werden  anfängt. 
Meistens  sieht  man  zuerst  eine  leichte  Trübung  im  mittleren  Theile 
oder  längs  des  Randes  (oben,  unten):  oft  rnuss  man  den  über  den  Horn- 
hautrand hereinragenden  Bindehautwall  erst  mit  einem  Daviei'schen 
Löffel  abdrängen,  um  die  Schädigung  der  Cornea  zu  Gesicht  zu  be- 
kommen. In  manchen  Fällen  sieht  man  gleich  bei  der  ersten  Unter- 
suchung einen  oberflächlichen  Substanzverlust,  der  nach  Alispülung  des 
auf  ihm  liegenden  Eiters  ganz  rein  erscheinen  kann.  --  Eitrig  belegte 
Geschwüre  zeigen  immer  eine  grosse  Tendenz,  nach  der  Fläche  und  nach 
der  Tiefe  fortzuschreiten.  Das  Tiefer  greifen  ist  das  weniger  Gefährlich! 
und  die  zeitig  erfolgte  Berstung  der  Descemetschen  Haut  kann,  sofern 
noch  eine  erhebliche  Partie  der  Cornea  unversehrt  geblieben  ist,  sogar 
als  relativ  günstig  betrachtet  werdi  o,  weil  dann  oft  der  noch  erhaltene 
Theil  der  Cornea  nicht  weiter  in  den  Schmelzungsprocess  gezogen  wird. 
Die  Cornealtrübung,  namentlich  im  mittleren  Areal  der  Cornea,  kam 
völlig  undurchsichtig  geworden  sein,  bevor  eine  Spur  von  Abstossung 
der  oberflächlichen  Schichten  bemerkbar  wird.  --Hornhautgeschwüre, 
welche  erst  später  auftreten,  nachdem  die  Geschwulst  entschieden  ge- 
sunken und  die  Bindehaut  wieder  durchaus  weicher  und  blutreicher  ge- 
worden, nicht  mehr  grau  infiltrirt  erscheint,  sowie  auch  bereits  rein 
gewordene  Geschwüre  lassen  sich  bei  richtigem  Verhalten  und  Behandeln 
nici  tens  im  Portschreiten  (wenigstens  aach  der  Fläche)  aufhalten.  Man 
muss  also  unterscheiden  zwischen  Geschwüren,  welche  während  oder  zu 
Ende  der  Akme  entstehen,  und  solchen,  welche  erst  später  auftreten. 
Nui  die  ersteren  setzen  die  Gefahr  gänzlicher  Schmelzung  der  Cornea 
bis  auf  einen  schmalen,  zum  Theil  vom  Limbus  gedockten  Saum. 

Es  i>t  für  die  Prognose  wie  für  die  Therapie  nicht  gleicbgiltig,  welcher 
Ansicht  über  diesen  Vorgang  in  der  Cornea  man  huldigt.  Ziemlich  verbreitet  ist 
die  Annahme,  da>s  eine  gewisse,  allerdings  nicht  näher  definirte  Beschaffenheit 
des  Bindehautsecretes  die  Zerstörung  des  Cornealgewehes  verursache.  Mir  ist  es 
auch  heute,  je  mehr  und  sorgfältiger  ich  beobachtet  habe,  das  Wahrscheinlichste, 
dass  nicht  nur  durch  dir  Lider,  sondern  auch  durch  die  Conjunctiva  hulhi  vermöge 
der  in  wenigen  Tagen  rasch  bis  zur  Prallheit  gestiegenen  Infiltration  ein  Druck 
auf  die  vorderen  Giliargefässe  und  somit  auch  auf  das  die  Ernährung  der  Cprnea 
vermittelnde  Randnetz  derselben  ausgeübt  werde,    dass  mithin    dieser  Vorgang    in 


Blennorrhoe,  acute.  23 

der  Cornea  als  eine  Art  Nekrose  aufzufassen  sei.  Ilieniil  stehen  im  Einklänge  die 
bekannten  Thatsachen,  dass  \"ii  früherher  vuscularisirte  Hornhäute  nicht  leichl 
dieser  Zerstörung  verfallen,  und  dass  die  in  Rede  siebende  Verschwärung  nie  auf- 
tritt, wenn  es  nichi  zu  einer  mehr  weniger  prallen  Chemosis  gekommen  war.  I>a 
wir  lerner  nach  wiederholten  Scarificationen  der  chemotischen  Bindehaut,  selbst 
nach  ausgiebigen  Excisiohen  aus  derselben,  so  wie  auch  nach  Spaltung  der  äusseren 
Lidcommissur  und  sogaT  nach  Function  der  Cornea  (bei  solchen  Geschwüren)  keine 
zu  eitriger  Schmelzung  der  verletzten  Gebilde  führenden  Wunden  bekommen,  wo- 
gegen wir  uns  bei  Diphtheritis  vor  jeder  selbst  ganz  oberflächlichen  Verwundung 
bekanntlich  wohl  hüten  müssen,  so  ist  nicht  einzusehen,  warum  das  Secret,  wenn 
es  deletäre  Eigenschaften  besässe,  solche  nur  an  der  (durch  Epithel  geschützten) 
Cornea  ausüben  sollte.  Wir  beobachten  im  Gegentheile  sehr  oft,  dass  nach  erfolgtem 
Durchbruche  der  Cornea  und  Abflüsse  des  Kannnerwassers,  mithin  nach  eingetre- 
tener Entspannung  des  Bulbus  und  Entlastung  der  Cornea,  die  weitere  Schmelzung 
aufhurt,  obwohl  wir  zur  selben  Zeit  an  dem  Secrete  weder  im  Quantum  noch  im 
Quäle  eine  so  rasche  Veränderung  nachweisen  können.  Die  künstliche  Perforation 
solcher  Geschwüre  (Punetio  corneae)  würde  wahrscheinlich  einen  nachhaltigen  Nutzen 
gewahren,  wenn  sich  solche  lineare  Wunden  nicht  so  bald  (nach  1 — 2  Stunden) 
wieder  fest    verschliessen  oder  durch   die  Iris  verlegt  werden    möchten. 

b)  Blepharoblennorrhoea.  In  einer  Reihe  von  Fällen  acut  auf- 
tretender Bindehautblennorrhöen  wird  die  Conjunctiva  bulbi  nur  wenig  in 
Mitleidenschaft  gezogen,  wenigstens  nicht  in  Form  deutlich  ausgeprägter 
Chemosis.  Die  Schwellung  der  Augenlidhaut  kann  trotzdem  eine 
sehr  beträchtliche  sein,  wie  bei  den  heftigsten  Fällen.  —  Zu  den  anfäng- 
lichen Erscheinungen,  welche  allenfalls  noch  auf  Katarrh  bezogen  wer- 
den könnten,  tritt  nicht  nur  stärkere  ödematöse  Schwellung  der  Lidhaut, 
sondern  auch  Absonderung  getrübter  Flüssigkeit  mit  Schleimflocken 
oder  gleichförmig  sehleimig -eitriges  Secret  in  reichlicher  Menge.  Es 
können  auch  fibrinöse  Gerinnsel  in  Form  zäher  Fäden  oder  cohärenter 
Auflagerung  auf  der  Bindehaut  eine  Zeit  lang  vorhanden  sein.  Die  fibri- 
nöse Infiltration  der  Conjunctiva  palpebrarum  macht  sich  hier 
niemals  durch  Prallheit  der  Lider  und  selten  durch  Beimengung  von 
Grau  zu  der  glcichmässigen  Röthe  der  Bindehaut,  sondern  gewöhnlich 
mehr  durch  ein  deutlich  körniges  Aussehen  des  Tharsaltheiles  und  durch 
hügelige  oder  wulstige  Schwellung  des  Uebergangsthciles  bemerkbar. 
Die  Conjunctiva  bulbi  ist  meistens  nur  in  der  peripheren  Zone  deut- 
lich hyperämisch  und  leicht  serös  infiltrirt. 

Nach  mehrtägigem  oder  etwas  längerem  Bestände  und  nachdem 
das  -Lidödem  grösstenteils  rückgängig,  auch  die  Secretion  des  eiter- 
ähnlichen Secretes  geringer  geworden  ist,  fällt  beim  Umstülpen  der 
Lider  vorzugsweise  die  Massenzunahme  der  Lidbindehaut  auf.  Die  hoch- 
oder  dunkelrothen    Papillen,    dicht  aneinander  gedrängt   und  theilweise 


24  Bindehaut. 

auch  miteinander  verschmolzen,  nehmen  besonders  gegen  den  convexen 
Rand  des  Tarsus  und  gegen  die  Winkel  hin  an  Grösse  zu,  und  der 
enorm  verdickte  Uebergangstheil  drängt  sich  bei  starkem  Abziehen  des 
unteren  Lides  in  Form  glatter  oder  hügeliger,  mit  dem  hinteren  Tar- 
susrande  parallel  streichender  Wülste  hervor;  in  den  Furchen  zwischen 
den  Papillen  und  zwischen  den  Wülsten  des  Uebergangstheiles  lagert 
schleimig-eitriges  Secret.  Oft  ist  die  Grenze  zwischen  dem  papillei  trü- 
genden Tarsal-  und  zwischen  dem  glatten,  wenn  auch  faltigen  und  hüge- 
ligen Uebergangstheile  durch  eine  tiefe  Furche  markirt. 

Fälle  dieses  milderen  und  langsameren  (s  üb  acuten)  Verlaufes, 
die  wir  häufig  bei  Neugeborenen,  seltener  bei  Kindern  zwischen  2—5 
Jahren,  aber  auch  bei  Erwachsenen  beobachten,  können  gleichfalls  in 
4 — 5  Wochen  abgelaufen  sein  und  zwar  ohne  eine  Nachkrankheit  zu 
hinterlassen.  Wenn  Hornhautgeschwüre  auftreten,  so  nehmen  sie  nur 
einen  kleinen  Theil  des  Hornhautareals  ein,  und  zeigen  nur  geringe 
Tendenz  zur  Vergrößerung  nach  Unifang  und  Tiefe.  Sie  entstehen  hier 
wohl  in  analoger  Weise  wie  bei  Katarrh,  durch  Epithelabstossung.  Die 
Gefahr  der  Steigerung  zu  Ophthalmoblennorrhoe  ist  vor  völliger  Rück- 
kehr zum  normalen  Zustand  nie  ganz  beseitigt,  wenn  gleich  hiezu  un- 
günstige äussere  Verhältnisse  (Misshandlung)  erforderlich  sein  dürften. 
Aber  die  hieher  gehörenden  Fälle  nehmen  besonders  bei  Erwachsenen 
leicht  einen  chronischen  Verlauf  an-,  sie  führen  leichter  als  die  Ophthal- 
moblennorrhoe zu  Ektropium  des  unteren  oder  auch  des  oberen  Lides, 
wozu  nicht  nur  die  Verkürzung  der  Cutis  durch  Excoriationen  und 
Schleimkrusten  (wie  bei  Katarrh),  sondern  auch  eine  Art  paralytischen 
Zustandes  des  Horner'schen  Muskels  beitragen  mögen. 

Das  oben  erwähnte  Verhältniss  der  entzündlichen  Veränderungen  der  Binde- 
haut zu  der  Secretion  und  zur  ödematösen  Schwellung  sowohl  der  Lidhaut  als  der 
Conjunctiva  bulhi  muss  scharf  ins  Auge  gefasst  werden,  wenn  es  sich  um  die 
Frage  handelt,  oh  man  diese  ödematöse  Schwellung  auf  acute  Bindehautblennorrhoe 
oder  auf  eine  mit  Eiterung  verlaufende  Entzündung  im  Thränensacke,  am  Orbital- 
rande, im  Lidknorpel,  in  oder  hinter  dem  Bulbus  zu  beziehen  habe.  Die  Momente 
zur  differentiellen  Diagnose  können  erst  bei  Besprechung  dieser  Affectionen  gege- 
ben werden.  -  Kanu  man  in  der  ersten  Zeit  bei  einer  diffusen  Bindehautentzün- 
dung noch  nicht  entscheiden,  ob  dieselbe  als  Katarrh,  Croup  oder  Blennorrhoe 
aufzufassen  sei,  so  vermag,  abgesehen  von  anamnestischen  Momenten,  die  Berück- 
sichtigung der  Dauer  insoferne  Aufschluss  zu  geben,  als  das  sogenannte  katarrha- 
lische Stadium  bei  Fällen,  die  vermöge  ihres  Ursprunges  zur  Ophthalmoblennorrhoe 
tendiren,  die  Dauer  der  blos  katarrhalischen  Erscheinungen  kaum  je  länger  als 
30—36  Stunden  anhält. 

2.  Chronische  Bindehautblennorrhoe.  Die  hiehergehörenden 
Fälle  wurden  auch  unter  dem  Namen  Ophthalmia  aegyptiaca,    militaris 


Blennorhoe,  chronische.  25 

contagiosa,  granulosa  oder  als  Trachoma  beschrieben.    Ehre  Schilderung 
wird  durch  die  (künstliche)  Trennung  in  zwei  Formen  erleichtert. 

a)  In  einer  Reihe  von  Fällen  finden  wir,  nachdem  die  Erscheinun- 
gen acuter  oder  subacuter  Blennorrhoe  vorausgegangei  sind,  oft  abei 
auch  ohne  dass  solche  bemerkt  wurden,  die  Lidbindehaut  bei  mani- 
!,  irr  schleimig-eitriger  Secretion  Wochen,  Monatelang  in  dein 
Zustande,  welcher  soeben  bei  der  Schilderung  <\tv  subacuten  Verlaufes 
(1,1»)  beschrieben  wurde.  Bei  manchen  dieser  gleich  von  Anfang  odei 
erst  später  chronisch  verlaufenden  Fälle  finden  wir  überdies  in  d<  i 
durchaus  infiltrirten  und  nicht  mehr  durchscheinenden  rothen 
Bindehaut  lichte  Körner  «»der  Knollen  eingesprengt,  welche  sich  bei 
relativ  breiter  Basis  wenig  über  das  Niveau  ihn  i  Umgebung  erheben 
und  eine  ganz  glatte  Oberfläche  zeigen.  Von  vorn  beleuchtet  und  be- 
trachtet, fallen  sie  auch  bei  geringer  Grösse  durch  ihre  Hellte,  grau- 
oder  weingelbe  Farbe  auf;  bei  seitlich  einfallendem  Tageslichte  erschei- 
nen sie,  besonders  nach  Abtupfung  der  Thränenflüssigkeit,  als  glatte, 
etwas  durchscheinende  Hügel  oder  sanft  aufgewölbte  Kiiöpfchen.  selten 
ganz  flach.  In  Bezug  auf  Farbe  und  Pellucidität  kann  man  sie  mit 
Darmsaiten  vergleichen.  Die  durchaus  opaken  und  warzenförmigen 
Hervorragungen  dagegen,  welche  als  vergrösserte,  wuchernde  Papillen 
augesehen  werden  müssen,  pflegen  erst  bei  stärkerer  Entwicklung  und 
nach  langem  Bestände  an  ihrem  Seheitel  blass  und  hart,  so  wie  durch 
deu  Druck  gegen  einander  und  gegen  den  Bulbus  eckig  oder  kantig  zu 
werden;  sie  lassen,  wenn  man  das  Lid  umstülpt,  einzeln  oder  gruppen- 
weise zwischen  sich  tiefe,  bis  zu  ihrer  Basis  reichende  Einschnitte  oder 
Furchen  wahrnehmen.  Diese  mit  Epithel  ausgekleideten  und  gewöhnlich 
etwas  Schleim  bergenden  Einschnitte,  präsentiren  sich  besonders  nach 
dem  Aufpinseln  von  Lapislösung  als  ein  feines  graues  Netz,  aus  dessen 
Maschen  die  rothen  Papillen  hervorragen. 

Je  stärker  die  Massenzunahme  de]  Bindehaut,  desto  di  utlich< ; 
tritt  ein  Dickersein  der  Lidei  in  die  Erscheinung  und  kann,  sofern 
ödematöse  Schwellung  der  Lidhaut  fehlt,  den  Geübten  scher;  auf  das 
Vorhandensein  dieser  Bindehautkrankheit  lenken,  besonders  wenn  das 
obi  re  Lid  nicht  gehörig  gehoben,  die  Lidspalte  nicht  ad  normam  offen 
gehalten  wird,  obwohl  die  sogenannte  Papillarwucherung,  welche  längs 
des  convexen  Randes  des  Tarsus  am  stärksten  ausgesprochen  zu  sein  pflegt, 
längs  der  inneren  Kante  des  intermarginalen  Saumes  fehlt  (in  einem  etwa 
2  Mm.  breiten  Streifen),  so  findet  mau  doch  auch  in  diesem  Streife] 
die  Bindehaut  intensiv  geröthet  und  dicker,  so  dass  die  innere  Kante 
des  freien  Lidrandes  nicht  mehr  scharf,  sondern   dumpf,  daher  der  inter- 


26  Bindehaut. 

marginale  Saum  etwas  breiter  erscheint.  Die  Verdickung  der  Bindehaut 
lässt  sich  am  besten  nach  Umstülpung  des  oberen  Lides  nachweisen, 
wenn  man  dessen  Dicke  mit  der  eines  gesunden  vergleicht.  Diese  Dicken- 
zunahme  wird  auf  die  Bindehaut  allein,  oder  auch  auf  den  Tarsus 
bezogen  werden  müssen.  Wenn  sich  das  Lid  leicht  umstülpen  lässt, 
weder  hart  noch  prall,  noch  breiter  und  länger  erscheint,  so  kann  dessen 
vermehrte  Dicke  blos  auf  Infiltration  der  Bindehaut  allein  bezogen 
werden.  "Wenn  das  umstülpte  Lid  nicht  blos  dicker,  sondern  auch  breiter 
(in  verticaler  Kiehtung)  und  länger  (in  horizontaler  Kichtung),  dabei 
aber  noch  geschmeidig  und  biegsam  erscheint,  so  niuss  bereits  eine  Ver- 
änderung im  Tarsus  (seröse  Durchtränkung  und  Lockerung?)  vorhai  den 
sein.  Zugleich  erscheint  dann  auch  die  Action  des  Muse,  subcil.  Albini 
et  Horneri  etwas  behindert,  analog  der  Affection  der  Muskelschichten 
im  Dickdarm  bei  Dysenterie.  Die  Lider  schliessen  nicht  mehr  genau  an  den 
Bulbus  an  und  die  relativ  stärkere  Contraction  der  mehr  peripher  gele- 
genen, also  weniger  mitleidenden  Muskellagen,  besonders  der  Orbital- 
portion des  M.  orbicularis  (beim  Weinen,  bei  Abwehr  stärkeren 
Lichtes)  scheint  dann  zur  Entstehung  von  Ektropium  (besonders  des 
unteren  Lides)  mehr  beizutragen,  als  die  Massenzunahme  der  Bindehaut 
oder  die  Hautverkürzung  durch  Scnleimkrusten.  Wenn  aber  nach  vor- 
ausgegangener l  Initiation  der  Bindehaut  das  obere  Lid  nur  schwer  um- 
stülpt werdet!  kann,  weil  es  derb  und  prall  geworden  ist,  seine  Greschmei- 
digkeit  verloren  hat.  es  mag  mm  breiter  und  länger  oder  vielleicht 
sogar  b<  reits  schmäler  als  in  der  Norm  erscheinen,  so  ist  dessen  Dicken- 
zunahme gewiss  hiebt  durch  Schwellung  oder  Infiltration  der  Bindehaut, 
auch  nicht  durch  blosse  entzündliche  Erweichung  des  Tarsus  allein  oder 
vorzugsweise,  sondern  wesentlich  durch  derbe  und  pralle  Infiltra- 
tion des  Tarsalgewebes  bedingt.  Nur  wo  diese  nachgewiesen  werden 
kann,  stellen  die  weiter  imten  zu  besprechenden  Folgen  seitens  der 
Stellung  der  Cilien  und  der  Lidränder  (Distichiasis,  Trichiasis,  Entro- 
pium) zu  befürchten. 

Spontane  Rückbildung  zum  normalen  Zustande  dürfte  wohl  noch 
niemals  beobachtet  worden  sein.  Bei  richtigem  Verhalten  des  Kranken 
(vergleiche  Bindehautkatarrh)  und  unter  zweckmässiger  Behandlung  kann 
in  den  Fällen,  wo  die  Wucherung  des  sogenannten  Papillarkörpers  prä- 
dominirt,  jedoch  noch  keine  Infiltration  des  Tarsus  (und  hiemit  auch 
des  subconjunctivalen  Bindegewebes  im  Uebcrgangstheile)  eingetreten  ist, 
nach  Monaten,  nach  Jahren  ein  völlig  normaler  Zustand  erzielt  werden, 
oder  es  bleibt  nur  eine  oberflächliche  Umwandlung  im  Narbengewebe 
zurück,  welche  weder  das  Flächenausmass  noch  die  Function  der  Binde- 


Blennorrhoe,  chronische.  27 

haut  erheblich  beeinträchtigt.  Bekomml  man  derart  Geheilte  nach  Monati  n 
oder  Jahren  wieder  zu  sehen,  so  findet  mau  keine  Spur  der  iiberstan- 
denen  Krankheit  oder  die  Bindehaut  erscheint  im  Bereiche  des  Tarsus 
durchaus  oder  stellenweise  bläulichweiss,  glatt  und  feucht.  Das  Ueber- 
greifen  der  Entzündung  auf  die  vordere  Zone  der  Conjunctiva  bulbi  und 
auf  die  Cornea  wovon  später  -  ist  bei  der  in  diesem  Abschnitte 
beschriebenen  Verlaufsweise  relativ  selten;  es  kann  übrigens  auch  noch 
vor  der  prallen  Infiltration  des  Tarsus  (des  subconjunctivalen  Bindege- 
webes überhaupt)  auftreten. 

b)  In  einer  bei  weitem  grösseren  Zahl  von  Fällen,  welche  wir  - 
aus  später  angeführten  Gründen  -  gleichfalls  als  chronische  Blennor- 
rhoe bezeichnen  müssen,  sind  in  der  Kegel  nicht  die  Erscheinungen 
acuter  oder  subacuter  Blennorrhoe  vorausgegangen,  mitunter  auch  die 
Zufälle  des  Bindehautkatarrhes  vom  Kranken  nicht  bemerkt  oder  nicht 
beachtet  worden.  Die  Bindehautveränderungen  können  sieh  ganz 
allmälig  entwickelt  haben  und  die  Schleimsecretion  kann 
lange  Zeit  so  unbedeutend  sein,  dass  sie  leicht  übersehen 
wird.  Aber  unter  Verhältnissen,  welehe  die  Hyperämie  der  Bindehaut 
steigern,  namentlich  beim  Aufenthalte  des  Kranken  in  feuchter,  warmer, 
durch  Zusammenwohnen  Vieler  verderbter  Luft  wird  das  Bindehautseeret 
reichlicher  und.  gibt  durch  Uebertragung  nicht  nur  mittelst  tastbarer 
Gegenstände,  sondern  auch  mittelst  der  Luft  den  Stoff  zur  Erkrankung 
einzelner  oder  zahlreicher  Individuen.  In  der  Kegel  treten  die  Zufälle, 
welche  der  einfachen  Conjunctivitis  catarrhalis  zukommen,  in  verschie- 
dener Heftigkeit,  entweder  gleich  beim  Ausbruche  der  Gewebeverände- 
rung der  Bindehaut  oder  zu  verschiedenen  Zeiten  im  weiteren  Verlaufe 
deutlich  in  die  Erscheinung.  Man  muss  also,  um  sieh  vor  Verwechslung 
mit  chronischem  Bindehautkatarrh,  der  ja  auch  Fluctuationen  zu  zeigen 
pflegt,  zu  verwahren,  die  Bindehaut  der  Lider,  den  eigentlichen  Sitz  dieser 
Krankheit,  sorgfältig  untersuchen. 

Man  darf  annehmen,  dass  man  dieses  Leiden  in  seinem  Anfangs- 
stadium zu  sehen  bekommt,  wenn  man  bei  einer  geschlossenen  Körper- 
schaft z.  B.  in  einem  Erziehungshause,  wo  eine  grössere  Zahl  „Augen- 
kranker" eine  ärztliche  Visitation  veranlasst,  auch  jene  Mitglieder  unter- 
sucht, denen  mau  kein  Augenleiden  ansieht  und  die  sich  für  gesund 
halten.  Man  findet  mm  neben  einer  Zahl  wirklich  Gesunder  eine  Zahl 
scheinbar  Gesunder.  Bei  diesen  findet  man  die  Lidbindehaut  beson- 
ders im  Tarsaltheile  röther,  falls  das  Individuum  nicht  leukophleg- 
matisch  ist,  die  sogenannten  Papillen  etwas  geschwellt,  mattgraue, 
perlenschnurähnlich  aneinandergereihte  oder  dickdarmähnlich  verlaufende 


28  Bindehaut. 

Wülste,  durch  Anhäufung  lymphoider  Zellen  gebildete  Erhebungen  in 
dem  geschwellten  Uebergangstheile  mitunter  stärker  vortretend;  lassen 
sich  nun  auf  der  (nöthigenfalls  abgetupften)  Tarsalfläche  des  unteren 
oder  des  oberen  Lides  kleine,  lichtgraue  oder  lichtgelbe  etwas 
diaphane  Punkte  (Knöpfchen)  sehen,  welche  bei  seitlich  auffallen- 
dem Lichte  glatt  und  ein  wenig  erhaben  erscheinen,  so  wird  mau 
auch  finden,  dass  etwas  »Schleim  im  Bindehautsacke  vorhanden  ist,  den 
man  ohne  weiters  oder  erst  nach  Einträufeln  einer  Lapislösung  sieht. 
Es  kann  aber  auch  sein,  dass  man,  während  der  Papillarkörper 
im  Allgemeinen  nur  wenig  geschwellt  und  geröthet  erscheint,  nirgends 
lichte  Körner  eingesprengt  sieht,  dafür  aber  an  einer  und  der  anderen 
Stelle  besonders  des  oberen  Lides  eine  knopfförmige  Erhöhung  findet, 
welche  füglich  nur  auf  das  Verschmolzensein  einiger  Papillen,  mithin  auf 
Exsudation  in  der  Tarsalportion  bezogen  werden  kann.  Auch  bei  dir:  cm 
Befunde  ist  der  Schluss  auf  chronische  Blennorrhoe  berechtigt.  Der  eine 
wie  der  andere  Befund  deutet  auf  das  Vorhandensein  chronicher  Blen- 
norrhoe, ob  wir  ihn  nun  bei  einem  einzelnen  Individuum  sporadisch  oder 
bei  Mitgliedern  einer  Familie,  einer  ganzen  Körperschaft  vorfinden. 

Die  genannten  lichten  Körner,  welche  schon  Beer  gekannt,  aher  als  Krätz- 
pusteln angesehen  hat,  und  welche  in  neuerer  Zeit  als  granulations  vesim- 
leuses  für  ein  pathognomonisches  Zeichen  angesehen  wurden,  sind  in  manchen 
Fällen  nur  unter  der  Loupe  deutlich  sichtbar,  können  aher  auch  fehlen.  Der  An- 
fänger könnte  sie  verwechseln  mit  Infarcten  Meibom'scher  Drüsenfollikel, 
welche  bei  manchen,  besonders  älteren  Individuen  einzeln  "der  zahlreich  einge- 
sprengt vorkommen,  alter  sich  sogleich  durch  ihre  Opacität  und  buttergelhe  oder 
kalkweisse  Farbe  markiren.  Man  muss  sich  auch  hüten,  kleine  Granulationen, 
welche  sieh  am  eingebettete  fremde  Körper  oder  an  der  Durchbruch  stelle  eines 
Chalazium  von  der  wanden  Bindehaut  ans  erheben,  für  wuchernde,  mit  einande] 
verschmolzene  Papillen  zu  halten.  Aher  besonders  hervorzuheben  sind  Anhäufun- 
gen lymphoider  Zellen,  sogenannte  Lj'mphfollikel,  welche  als  mehr  weni- 
ger pellucide,  weingelbe  oder  hellgraue  glatte  Hügel  im  Uebergangstheile  heim 
Abziehen  des  unteren  Lides  hervortreten,  sehr  oft  reihenweise  angeordnet  sind  oder 
auch  zu  dickdarmähnlichen  Wülsten  vereint  erscheinen.  Man  kann  dieselben  aller- 
dings auch  bei  der  in  Bede  stehenden  Krankheit  vorfinden,  aber  auch  beim  Be- 
stände einfachen  Katarrlies .  ja  an  Augen,  welche  gar  nie  eine  Spur  von  Entzün- 
dung  zeigten.    Das  letztere  Vorkommen  beobachtet   man  oft  zufällig  bei  jüngeren 

Leuten  {im   Knaben Jünglingsalter),  welche  grossentheils  in  gesperrten  Bäumen 

verweilen  (in  Instituten).  Der  Zustund  kann  sich  spurlos  verlieren,  wenn  die  Indi- 
viduen wieder  längere  Zeit  in  besserer  Luft  leben  und  zugleich  ihre  Augen  nicht 
mit  Arbeiten  anstrengen. 

Zwischen  der  Luft  und  der  stets  feuchten  Bindehaut  findet  ohne  Zweifel 
eine  Wechselwirkung  statt,  welche  für  die  Vegetation  der  Bindehaut  nicht  nur  am 
Bulbus      sondern    auch  an   den  Lidern    von  grossem  Einflüsse  ist.    Es  kommt  hier 


Blennorrhoe,  chronische.  29 

nk-lit  nur  die  Temperatur  und  die  Beimengung  von  Gasen  oder  mechanisch  suspen- 
dirten  Körperchen  (Bauch,  Staub),  sondern  auch  der  Wassergehalt  in  Betracht. 
Vergleiche  Pinguecula  i  Lidspaltenfleck). 

Die  lichten  Körnei  sowohl  als  die  durch  Verschmelzung  von  Pa- 
pillen entstandenen  Knöpfe  ode]  granulationsähnlichen  Erhebungen  im 
Tarsaltheile  nehmen  ällmälig  an  Zahl  und  Grösse  zu.  La  manchen  Fällen 
prävaliren  die  ersteren,  in  manchen  die  letzteren,  und  in  anderen  ist  nur 
die  eine  oder  die  andere  Art  sichtbar.  Während  die  Wucherung  der 
Papillen  (bedingt  durch  diffuse,  nicht  aggregirte  Einbettung  des  Exsu- 
dati  -  Zellen-Einwanderung  und  Proliferation  — )  gegen  den  conve- 
xen  Band  und  gegen  die  spitzen  Enden  der  Tarsi  stärker  und  stärker 
lu'i vorzutreten  pflogt,  erfolgt  die  Ablagerung  der  lichten  Körner  oder 
Kugeln  (commassirte  Zellenanhäufung)  vorzugsweise  an  zwei  Stellen, 
nämlich  da,  wo  die  Palpebralarterien  das  Lid  durchbohren,  um  von  der 
Vorderfläche  zur  Conjunctiva  zu  g<  Langen.  Die  eine  Stelle  oder  richtiger 
gesagt,  die  eine  Linie  verläuft  längs  des  convexen  Randes  des  Tarsus 
und  tritt  besonders  am  oberen  Lide  (schon  wegen  der  grösseren  Breite 
des  oberen  Tarsus)  deutlicher  markirt  hervor:  die  andere  streicht  paral- 
lel dem  freien  Lidrande,  circa  3  Mm.  von  der  inneren  Lefze  des  intermar- 
ginalen Lidsaumes  entfernt.  An  diesen  Stellen  dringen  die  Exsudatku- 
geln auch  nach  und  nach  von  der  Bindehaut  aus  ällmälig  tiefer  in  das 
Tarsalgewebe  ein  (d.h.  es  werden  daselbst  in  späterer  Zeit  tiefere  Ein- 
bettungen vorgefunden). 

So  hinge  man  nach  dem  Aussehen  der  Bindehaut  überhaupt,  beson- 
ders aber  nach  der  Weichheit  und  Geschmeidigkeit  der  Lider  annehmen 
darf,  dass  die  Infiltration  sich  auf  die  Bindehaut  beschränke,  ist  noch 
Aussicht  auf  Bückführung  der  Bindehaut  zu  völlig  oder  doch  beinahe 
normalem  Zustande  vorhanden.  Unter  entsprechender  Behandlung  nimmt 
das  Volumen  sowohl  der  lichten  Körner  als  der  geschwellten  Papillen  ab 
und  ohne  Geschwürsbildung  so  wie  ohne  merkliche  Flächeneinbusse  der 
Bindehaut  verschwinden  die  Exsudate  spurlos,  oder  es  wird  die  Bindehaut 
im  Bereiche  des  Tarsus  in  eine  glatte  und  gehörig  feuchte  Membran 
verwandelt,  welche  durchaus  einen  gleichmä  i  Stich  ins  Bläulich- 
\\  i  i  se  zeigt  oder  von  lichten  netzförmigen  Streifen  durchzog«  o  i  rscheint. 
Nicht  selten  sieht  man  die  Bindehaut  im  Ganzen  normal,  aber  von  ein  m 
lichten,  sehnenartigen  Streifen,  der  längs  des  freien  Lidrandes  streicht, 
ziehen  einzelne  Ausläufer  dieses  Streift  ns  gegi  g  den  convexen  Tarsalran  I 

Dem  Uebergreifen  der  Entzündung  auf  die  subconjunctivalen  Ge- 
webe, also  auf  den  Tarsus  und  die  Fascia  tarso-ocularis,  geht  in  den 
Fällen  mit  Einbettung  lichter  Körner  wohl  oft,   aber  keineswegs  immer 


3  0  Bindehaut. 

eine  allseitige  Vergrösserung  de«  Tarsus  voraus.  Neben  Fällen,  wo 
namentlich  am  oberen  Lide  nicht  nur  die  Verdickung  (von  vorn  nach 
hinten)  sondern  auch  die  Verbreiterung  (von  oben  nach  unten)  sehr  auf- 
fallend hervortritt,  kommen  Fälle  vor,  wo  die  tiefere  Infiltration  vor- 
zugsweise in  der  Linie  stattgefunden  hat,  welche  dem  Eindringen  der 
Palpebralarterien  nächst  dem  freien  Lidrande  entspricht  und  das  ver- 
dickte Lid  in  verticaler  Richtung  bereits  etwas  schmäler  erscheint. 

In  manchen  (seltenen)  Fällen  führt  der  Process  nach  vierjährigem  Bestände 
zu  amyloider  Degeneration  der  Lidhindehaut  und  des  Tarsus  mit  so  starker 
Verdickung  des  letzteren,  dass  die  Unterscheidung  von  anderweitig  bedingten 
Geschwülsten  möglicherweise  eine  probeweise  (partielle)  Excision  behufs  mikro- 
skopischer und  chemischer  Untersuchung  erheischt. 

Die  in  Form  von  Körnern  (Kugeln,  Knollen)  eingebetteten  Exsu- 
date verdrängen  das  Gewebe,  in  welchem  sie  lagern,  und  bringen  es 
durch  Druck  allmälig  zum  Seilwinden;  sie  selbst  werden  nach  und  nach 
in  Binde-  oder  Narbengewebe  umgewandelt,  welches  hier  wie  anderwärts 
eine  entschiedene  Tendenz  zur  Schrumpfung  zeigt,  sich  gleichsam  in 
sich  selbst  zusammenzieht.  Auf  diese  Weise  entsteht  zunächst  Flächen- 
abnahme der  Conjunctiva  im  Tarsal-  und  Uebergangstheile,  welche  in- 
des keinen  hohen  Grad  erreichen  kann,  so  lange  sich  nicht  derselbe 
Vorgang  in  dem  subconjunctivalen  Gewebe  hinzugesellt.  -  -  Die  Ver- 
drängung durch  Druck  sieht  man  am  besten  an  den  Meibom'schen 
Drüsen,  von  welchen  mitunter  einzelne  Follikel  vollgepfropft  erscheinen 
(durch  Stauung,  Eindickimg,  wohl  auch  Verkalkung  des  Secretes),  wäh- 
rend viele  derselben  ganz  obliteriren.  Durch  die  Verdrängung  des  Tar- 
susgewebes,  welche  zumeist  längs  der  genannten  Linie  —  circa  3  M.  vom 
freien  Lidrande  entfernt  -  stattfindet,  und  durch  die  nachfolgende 
Schrumpfung  wird  der  Tarsus  gleichsam  eingeknickt,  am  oberen  Lide 
gewöhnlich  muldenförmig.  Der  schmale  Saum  zwischen  der  inneren  Lid- 
lefze  und  jenem  Narbenstreifen  längs  der  genannten  Linie  wird  dadurch 
allmälig  verschmälert  und  die  scharfe  Kante  der  inneren  Lidlefze  ver- 
schwindet, so  dass  jetzt  ein  intermarginaler  Saum  eigentlich  nicht  mehr 
vorhanden  ist  und  die  Mündungen  der  Mciboncfschcn  Drüsen  gegen 
den  Bulbus  gerichtet  sind.  Das  Verstreichen  der  inneren  Lidkante  in  Ver- 
bindung mit  der  muldenförmigen  Vorbildung  des  Tarsus  hat  nothwendig 
zur  Folge,  dass  die  Wimpern  sämmtlich  oder  nur  an  der  Stelle,  wo  die 
Lidkante  fehlt,  gegen  den  Bulbus  gedrängt  werden  (Trichiasis).  Nach 
längerem  Bestände  ausgebreiteter  Trichiasis  kann  der  Lidrand  so  einge- 
krempt  werden,  dass  bereits  auch  die  Lidhaut  an  den  Bulbus  angedrückt 
wird  (Entropium  cicatriceum).     Die  Entstehung  des  letzteren  wird 


Blennorrhoe,  chronische.  31 

oft  noch  dadurch  begünstigt,  dass  sich,  wie  bei  chronischem  Katarrh, 
Blepharophimosis  entwickelt  hat.  Mit  der  Trichiasis  zugleich,  oft 
aber  auch  noch  lange  bevor  es  zu  dieser  gekommen  ist,  sieht  man  eine 
oder  mehrere  Cilien  nicht  aus  der  vonleren.  Kante  des  intermarginalen 
Saumes,  sondern  aus  diesem  selbst,  also  nächst  den  Mündungen  der 
Meibom'schen  Drüsen  hervorsprossen  \w.>]  gleichsam  eine  zweite  Reihe 
von  Cilien  bilden  (Distichiasis).  Diese  können,  obwohl  sie  meistens 
dünner  sind,  eben  so  wie  bei  Trichiasis  die  Cornea  oder  die  Conjunctiva 
bulbi  mechanisch  beleidigen.  -  Wenn  man  in  Fällen,  wo  Infiltration 
des  Tarsus  seit  geraumer  Zeit  besteht,  das  untere  Lid  vom  Bulbus  ab- 
zieht und  diesen  nach  oben  richten  lässt,  so  sieht  man  nicht  selten  die 
Uebergangsfalte  verstrichen,  dafür  aber  vertical  streichende  Falten  auf- 
tauchen, welche  offenbar  auf  Flächenabnahme  der  Conjunctiva  des  Ueber- 
gangstheiles  deuten.  Die  Flächenabnahme  bezieht  sich  aber  nicht  blos 
auf  die  Bindehaut,  sondern  auch  auf  die  unterliegende  Fascia  tarso-ocu- 
laris  und  ebenso  auf  die  Conjunctiva  bulbi  und  die  Fascia  s.  tunica 
vaginalis  bulbi,  welche  als  Fortsetzung  der  Bonnet'schen  Kapsel  bis 
zur  Cornea  reicht.  Durch  die  Flächenabnahme  der  genannten  Partien 
bekommt  man  den  Eindruck,  als  wäre  das  Lid  von  hinten  her  mit  dem 
Bulbus  verwachsen,  daher  v.  Ammon  diesen  Zustand  als  Symble- 
pharon posterius  bezeichnet  hat.  Er  kann  bis  zu  einem  solchen  Grade 
fortschreiten,  dass  der  convexe  Rand  des  Tarsus  an  den  Cornealrand 
angeheftet  erscheint.  Bevor  es  zu  diesem  höchsten  Grade  kommt,  leidet 
die  Secretion  der  Bindehaut  in  mehr  weniger  hohem  Grade.  Die  Binde- 
haut, obwohl  noch  feucht,  scheint  ihr  Contingent  zur  Thränenflüssigkeit 
nicht  mehr  zu  liefern;  sie  sondert  einen  dicken,  zähen,  klebrigen  Schleim 
ab,  welcher  an  der  Stelle,  wo  er  eben  hingeschoben  wurde,  haftet  und 
nie  durch  wasserklare  Flüssigkeit  fortgespült  wird.  Durch  Touchiren  mit 
Cuprum  sulfuricum  oder  mit  Lapislösung  wird  dieser  Zustand  nur  ver- 
schlimmert. Die  besten  Dienste  leistet  noch,  zur  Beseitigung  der  Infiltrate 
in  den  Lidern,  das  Einstreichen  einer  Salbe  aus  0,15 — 0,25  weissem  Präci- 
pitat  mit  5  ({ramm  TJng.  emolliens.  —  Wenn  endlich  Stellen  der  Conjunc- 
tiva bulbi  oder  selbst  der  Cornea  anfangen,  deutlich  trocken  zu  erscheinen 
oder  gar  mit  kleienähnlichen  Schuppen  bedeckt  zu  werden,  (X  er  Oph- 
thal mus)  so  kann  höchstens  noch  von  Linderimg  durch  Emollientia  die 
Rede  sein.  An  Augen,  welche  bereits  den  genannten  zähen  Schleim  zeigen, 
sind  auch  Lidoperationen  (wegen  Trichiasis,  Entropium)  nur  mit  sehr 
zweifelhaftem  Erfolge  zu  unternehmen. 

Während  der  Entzündungsprocess  an  den  Lidern  Monate-  Jahre- 
lang allmälig  oder  mit  relativ  unbeträchtlichen  schubweisen  Exacerba- 


32  -        Bindehaut, 

tioneii  fortschreitet,  geht  er  bald  unvermerkt,  bald  unter  stürmischen 
Zufällen,  die  von  Zeit  zu  Zeit  wiederzukehren  pflegen,  auf  die  Conjunc- 
tiva  bulbi  und  auf  die  Cornea,  über.  Der  Beginn  dieses  Ueberganges 
verräth  sieh  oft  schon  hei  Betrachtung  der  halbmondförmigen  Falte 
durch  die  Anwesenheit  eines  und  des  anderen  blassgelben  etwas  pellu- 
ciden  Knollens  in  derselben.  Eebt  man  dann  das  obere  Lid  etwas  empor, 
während  der  Blick  des  Auges  möglichst  stark  abwärts  gelichtet  wird, 
so  sieht  man,  anschliessend  an  die  Uebergangsfalte  oder  unweit  davon 
die  gelblich  tingirte  und  von  einzelnen  Gelassen  durchzogene  Conjunctiva 
bulbi  von  mehr  weniger  grossen,  diaphanen,  röthlichgelben  Körnern  oder 
Knollen  durchsetzt.  In  anderen,  wahrscheinlich  weiter  vorgerückten  Fällen 
sieht  man  ganz  gleich  oder  doch  sehr  ähnlich  aussehende,  hügelartig 
vorspringende  Massen  mitten  zwischen  der  Uebergangsfalte  und  dem 
Cornealrande  oder  nächst  dem  Lirubus.  ja  auf  diesem  und  auf  der  Cornea 
selbst.  Der  Uebergang  auf  die  Conjunctiva  und,  um  es  gleich  voraus  zu 
betonen,  selbst  auf  die  Cornea,  findet  in  vielen  Fällen  statt,  lange  bevor 
es  an  den  Lidern  zu  tieferer  Infiltration  gekommen  ist.  -  -  Für  das 
Auftreten  der  Entzündung  an  der  Cornea  in  Folge  dieser  Bindehaut- 
erkrankung kann  man  den  althergebrachten  Namen  Pannus  beibehalten, 
nur  darf  man  nicht  erwarteu,  in  allen  Fällen  ein  Aussehen  zu  finden, 
als  ob  die  Cornea  mit  einem  Tuche  oder  Felle  überzogen  wäre.  In  einem 
und  dem  anderen  Falle  fehlt,  wenigstens  zur  Zeit  der  Beobachtung,  ein 
gewöhnliches  Attribut  des  Pannus,  die  oberflächliche  Gefässentwicklung, 
und  in  einem  anderen  findet  man  vielleicht  zur  Zeit  nur  ein  ganz  reines 
Hornhautgeschwür,  dessen  Beziehung  zu  dem  in  Rede  stehenden  Processe 
ersl  eruirt  werden  muss.  --In  der  Regel  rnanifestirt  sich  der  Pannus 
durch  Setzung  kleiner  rundlicher  Exsudate  über  und  unter  der  Bow- 
man'schen  Membran  und  durch  neugebildete  Gefässe  über  und  unter 
derselben.  Demnach  erscheint  die  Cornea  au  der  ergriffenen  Stelle  nicht 
nur  trüb  und  glanzlos,  sondern  auch  höckerig,  wie.  wenn  man  feinen 
Sand  auf  eine  nasse  Platte  gestreut  hat.  oder  auch  mit  Vertiefungen 
(Geschwürchen)  versehen,  falls  einzelne  dieser  Exsudate  geschmolzen  sind. 
Liegen  die  Gefässe  nicht  zu  dicht  an-  und  übereinander,  so  erscheinen 
sie  dunkelroth  (sie  führen  venöses  Blut)  und  erheben  sich  etwas  über 
das  Niveau,  wie  geschwellte  Hautvenen  am  Handrücken.  Sie  verlaufen 
ganz  un regelmässig  und  einzelne  Stämmchen  lassen  sich  durch  den 
Limbus  hindurch  Ins  in  die  Conjunctivalvenen  verfolgen.  In  manchen 
Fällen  waltet  die  Gefässentwicklung,  in  anderen  die  Exsudation  vor.  Die 
auf  der  Cornea  aufgelagerte  Schicht  kann  die  Mächtigkeit  von  1  selbst 
2  Mm.   erreichen.     Der  Pannus  beginnt  gewöhnlich  oben  an  dem  (viel 


Blennorrhoe,  chronische.  :'>:'> 

breiteren)  Liuibus,  doch  nicht  in  allen  Fällen.  Er  beschränkt  sich  oft 
auf  die  obere  Hälfte  der  Cornea,  verschont  indes  oft  genug  auch  die 
untere  nicht.  Seine  Entwicklung  erfolgt  meisten-  allmälig  und  sozu- 
a'.'C!  unvermerkt,  mitunter  aber  auch  stürmisch  unter  heftigen  (Tag 
und  Nacht  anhaltenden)  Schmerzen,  qualvoller  Lichtscheu  (Lidkrampf), 
beständigem  Thränen  und  ödematöser  Schwellung  der  Lider.  Mitunter 
sieht  man  in  Zeit  von  12 — 15  Stunden  (über  eine  Nacht)  eine  Zone  von 
einigen  Millimetern  pannös,  die  vorher  intact  aussah.  -  Bei  zweck- 
mässiger Behandlung  des  Bindehautleidens  kann  das  Exsudat  unter 
Rückbildung  der  Gefässe  einfach  resorbirt  werden;  es  ist  eine  Bestitutio' 
ad  integrum  möglich.  Wenn  ein  und  das  andere  Exsudat  eitrig  schmilzt 
und  ein  Geschwür  setzt,  so  stehen  alle  Folgen  von  Hornhautgeschwüren, 
besonders  Durchbruch  in  Aussicht;  ausgebreitete  Zerstörung  der  Cornea 
wird  jedoch  meistens  nur  durch  Confluenz  mehrerer  Geschwüre,  demnach 
durchschnittlich  selten,  herbeigeführt.  Das  Exsudat  kann  aber  auch  nach 
längerem  Bestände  allmälig  in  Bindegewebe  umgewandelt  werden.  Der 
Deberzug  der  Cornea  wird  dann  unter  Rückbildung  der  Gefässe  dünner, 
ebener,  ins  Graue  spielend,  und  unter  wesentlicher  Beeinträchtigung 
des  Glanzes  einer  solchen  Partie  kann  dieselbe  wohl  einen  gewissen  Grad 
von  Durchsichtigkeit,  aber  nie  mehr  die  gehörige  Fimctionstüchtigkeit 
erlangen.  Endlich  ist  zu  bemerken,  dass  nach  längerem  Bestände  von 
Pannus  nicht  selten  auch  die  Wölbung  der  Cornea  verändert  gefunden 
wird.  (Keratektasia  ex  panno.)  Die  Substantia  propria  verliert  an  Wider- 
standskraft und  Elasticität.  Wird  der  intra-oculare  Druck  momentan 
(beim  Husten,  Niesen,  Heben  von  Lasten  und  dgl.)  gesteigert,  so  gibt 
sie  demselben  nach  und  zieht  sich  nicht  sofort  auf  ihren  früheren  Stand 
zurück,  infolge  dessen  stehen  die  Gefässe,  welche  den  Humor  aqueus 
liefern,  unter  geringerem  Drucke,  es  wird  mehr  Humor  aqueus  ausge- 
schieden, die  vordere  Kammer  auf  Kosten  der  Cornea  vergrössert.  Liess 
der  Pannus  einen  grösseren  Theil  (etwa  ein  Drittel)  der  Cornea  frei,  so 
wird  auch  nur  der  von  ihm  befallene  Theil  ektatisch;  bei  totalem  Pannus 
ist  die  Ektasie  eine  nahezu  regelmässig  kugelförmige.  Wenn  bei  diesem 
Zustande  Iritis  (hintere  Synechien)  vorgefunden  wird,  —  und  das  kommt 
bei  einer  (allerdings  kleinen)  Quote  von  Fällen  vor  —  oder  wenn  solche 
Augen,  was  wohl  noch  seltener  der  Fall  ist,  glaukomatös  werden,  so 
kann  man  wohl  daran  denken,  dass  der  Uvealtractus  in  Mitleidenschaft 
gezogen  worden  sei,  aber  der  Beweis  eines  directen  Zusammenhanges 
mit  dem  Cornealleiden  dürfte  schwer  zu  führen  sein,  man  müsste  denn 
annehmen,  dass  solche  Augen  nicht  auch  aus  anderen  Ursachen  an  Iritis 
oder  Glaucom  erkranken  können. 

v.  Arlt,  Krankh.  des  Auges.  3 


34  Bindehaut. 

Manche  Aerzte  leiten  die  Entstehung  des  Pannus  von  einer  Art  Reibung 
ah,  welche  das  mit  körnigen  Exsudaten  besetzte  obere  Lid  an  der  Cornea  verur- 
sachen soll.  Zu  dieser  Ansicht  hat  wahrscheinlich  die  Beobachtung  geführt,  dass 
der  bei  Blennorrhoe  auftretende  Pannus  zunächst  in  der  oberen  Hälfte  der  Cornea 
vorkommt,  und  dass  er  nach  unten  nicht  selten  durch  eine  gerade  Linie  begrenzt 
erscheint,  welche  mit  dem  gewöhnlichen  Stande  des  Oberlides  bei  offenen  Augen 
coincidirt.  Aber  der  Pannus  bleibt  nicht  in  allen  Fällen  bei  dieser  Linie  stehen, 
überzieht  schliesslich  die  ganze  Cornea.  Er  kommt  nicht  blos  bei  grob-  und  hart- 
körniger  Lidveränderung  vor,  sondern  auch  in  Fallen,  wo  nur  ein  aufmerksamer 
Beobachter  zwischen  den  kaum  mehr  als  bei  Katarrh  geschwellten  Papillen  die 
.bekannten  lichten  Körnchen  oder  flache  Knöpfchen  wahrzunehmen  vermag,  wo  die 
Lider  durchaus  noch  weich  und  geschmeidig  sind.  Er  tritt  mitunter  nicht  nur  in 
sehr  kurzer  Zeit,  sondern  auch  unter  sehr  stürmischen  Zufällen  auf.  Wo  aber  fac- 
tisch  eine  mechanische  Beleidigung  der  Cornea  obwaltet,  namentlich  bei  Einwärts- 
wendung von  Wimpern,  da  sehen  wir  Veränderungen  eintreten,  welche  sich  von 
Jenen,  die  wir  als  Pannus  bezeichnen,  wesentlich  unterscheiden.  Vergl.  Keratitis. 
Vor  Pannus  sind  die  an  Blennorrhoe  Erkrankten  auch  dann  nicht  sicher,  wenn  die 
Conjunctiva  palpebrarum  längst  wieder  glatt  geworden  und  auch  das  obere  Lid  in 
seiner  Form  nicht  verändert  ist,  sofern  die  blennorrhoische  Entzündung  noch  an 
irgend  einer  Bindehautpartie  fortbestellt. 

Relativ  selten  sieht  man  einen  Fall  von  chronischer  Bindehaut- 
blennorrhoe,  wo  man  eigentlich  nur  wegen  Sehstörung  consultirt  wird. 
Als  Ursache  derselben  erkennt  man  sehr  bald  ein  reines,  mehr  weniger 
central  gelegenes  Hornhautgeschwür.  Forscht  man  nach  der  Ursache. 
so  erfährt  man  wohl,  dass  das  Individuum  vor  Wochen  oder  Monaten 
an  einer  Augenentztindung  mit  Lichtscheu,  Thränen,  Schleimahsonderung 
und  Schmerzen  gelitten  habe,  aber  verlasslichen  Aufschluss  über  die 
Entstehung  erhält  man  erst  nach  Untersuchung  der  Lider  und  der  Con- 
junctiva bulbi.  Man  findet  chronische  Blennorrhoe,  gewöhnlich  in  einem 
weiter  vorgerückten  Stadium.  Diese  muss  in  Angriff  genommen  werden, 
will  man  die  Heilung  des  Geschwüres,  die  nur  sehr  langsam  erfolgt,  an- 
bahnen. Bisweilen  entsteht  nach  längerem  Bestände  von  Pannus  eine  Trü- 
bung, welche  so  aussieht,  als  ob  dasi  lbst  Kalkkörnchen  eingeheilt  wären. 

Vorkommen  und  Ursachen.  Wir  dürfen  als  erwiesen  betrachten. 
dass  nicht  nur  die  acute  und  subacute,  sondern  auch  bedingungsweise 
(unter  gewissen  Verhältnissen)  jene  Formen,  welche  soeben  als  chronische 
geschildert  wurden,  ein  ansteckendes  d.  i.  ein  Secret  liefern,  welches 
auf  ein  gesundes  Auge  übertragen,  denselben  Process  hervorrufen  kann. 
Strittig  ist  die  Frage,  ob  die  acuten  wie  die  ehronischen  Formen  gleich 
denen  des  Katarrhes  durch  atmosphärische  Schädlichkeiten  erzeugt 
werden  können  und  gleichsam  nur  als  Steigerung  des  katarrhalischen 
Processes  aufzufassen  seien,  oder  ob  die  einen  wie  die  anderen  jederzeit 
eine  [nfection   voraussetzen.    Von  Interesse  ist  endlich  noch  die  Frage. 


Blennorrhoe,  Secret.  35 

ob  für  die  sogenannte  Ophthalmia  aegyptiaca  s.  granulosa  ein  eigenthüm- 
liches  (ontagiuni  angenommen  winden  müsse.  Zur  Lösung  dieser  Fragen 
möge  Folgendes  dienen. 

Bevor  ich  auf  die  Besprechung  der  Art  und  Weise  eingehe,  wie  das  blennor- 
rhoische  Secrel  von  dem  Auge  des  «inen  Individuums  auf  das  eines  anderen  über- 
tragen werden  kann,  muss  ich  die  Resultate  der  Versuche  vorlegen,  welche  unter 
Anderen  insbesondere  Piringer ')  mit  dem  Secrete  blennorrhoischer  Augen  ange- 
stellt hat,  nachdem  die  Einimpfung  blennorrhoischen  Secretes  in  pannöse  Augen 
von  Friedr.  Jäger  zuerst  als  Heilmittel  verwendet  worden  war.  Piringer's  An- 
gaben stützen  sich,  abgesehen  von  zufälligen  sorgfältigen  Beobachtungen  in  Wien 
und  in  Graz  auf  84  absichtliche  Impfungen  an  &9  Individuen;  darunter  waren 
auch  einige  amaurotische,  an  der  Bindehaut  jedoch  ganz  gesunde  Augen.  Es  wurde 
das  Secret  in  manchen  Fällen  von  blennorrhoisch  erkrankten  Genitalien,  in  ande- 
ren von  acut-  oder  von  chronisch -blennorrhoischen  Augen  benützt.  Die  Versuche 
mit  dem  Secrete  blos  katarrhalisch  erkrankter  Augen  fielen  sämmtlich  negativ 
aus.  Ich  citire  nur  die  wichtigsten  .Sätze. 

Nach  Piringer  bewirkt  das  rein  seröse  wasserklare  Seeret  von 
acuter  Blennorrhoe  des  1.  Grades  so  wie  die  wasserklare  Flüssigkeit 
chronischer  Blennorrhöen  gar  keine  Ansteckung.  Das  molken-  oder  fleisch- 
wasserähnliche  Seeret  des  schwach  ausgebildeten  2.  Grades,  welches  nur 
wenig  Schleim  (wenig  Eiterkugeln)  führt,  bewirkt  in  der  Regel  nur  eine 
Blennorrhoe  des  1.  Grades,  dasselbe  gilt  von  «lern  dünnen  Secrete  chro- 
nischer Blennorrhoe!!.  Hingegen  bewirkt  das  schleimige  Secret  einer  Blen- 
norrhoe des  2.  Grades  so  gut  stets  eine  Blennorrhoe,  die  zum  3.  Grade 
rtcigt.  wie  das  dicke  eiterähnliche  Secret  des  2.  oder  :'>.  Grades,  und 
die  durch  ein  solches  Secret  hervorgerufi  ne  Blennorrhoe  verläuft  immer 
sehr  acut,  steigt  selbst  binnen  'IX  Stunden  bis  zum  3.  Grade. 

Nach  Piringer's  Versuchen  kann  die  Ansteckungskraft  de.s 
blenn.  Secretes  gemindert,  seihst  aufgehoben  werden :  durch  starke 
Verdünnung  mit  Wasser,  durch  Vertrocknung  und  durch  hinge  Aufbe- 
wahrung. Der  Sehleim  einer  acuten  Blennorrhoe  3.  Grades  verliert  si  ine 
Kraft  seihst  durch  50 — lOOmalige  Verdünnung  nicht.  Ein  Leinwand- 
läppchen, mit  solchem  Schleim  besudelt  und  an  der  Luft  getrocknet. 
kann  ohne  Anstand  von  nicht  blennorrhoischen  Augenkranken  zum  Ab- 
wischen der  Augen  verwendet  werden,  wenn  der  getrocknete  Schleim 
bereits  über  36  Stunden  alt  ist.  So  wie  Impfstoff  aufbewahrt,  steckt  er 
bis  zu  circa  60  Stunden  noch  an.  Hieraus  ergibt  sieh,  wie  und  wann 
Waschweiber  durch  die  Wäsche.  Leute,  durch  den  gemeinsamen  Ge- 
brauch von  Schwämmen.  Waschschüsseln.    Handtüchern,    Bettzeug    und 


')  Die  Blennorrhoe  am  Menschenauge.  Graz  1841. 

3  * 


3  6  Bindehaut. 

dg'l.  angesteckt  werden  können;  hieraus  ergibt  sich,  warum  bei  der 
Unreinlichkeit  der  ärmeren  Leute  und  bei  der  grossen  Anzahl  von 
Tripperkranken  dennoch  die  Blennorrhoe  des  Auges  nicht  noch  häufiger 
vorkommt-,  hieraus  ergibt  sich  endlich  auch  die  Nutzlosigkeit  mancher 
Massregeln,  welche  man  behufs  Verhinderung  der  Weiterverbreitung  des 
Uebels  vorgeschlagen  und  wirklich  ausgeführt  hat:  das  Verbrennen  der 
Kleider,  das  Aufreissen  des  Fussbodens,  Ausweissen  der  Zimmer  u.  s.  w. 
In  Bezug  auf  den  letzten  Punkt  muss  indes  bemerkt  werden,  dass 
Piringer's  Angaben  mit  den  Beobachtungen  belgischer  Aerzte  *)  nicht 
im  Einklänge  stehen,  indem  letztere  ganz  bestimmt  von  einer  wochen- 
langen Haftung  des  Seeretes  an  leblosen,  namentlich  an  hygrometrischen 
Objecten  mit  Beibehaltung  der  Infectionskraft  sprechen. 

Je  höher  der  Grad  der  den  Impfstoff  liefernden  Blennorrhoe  ist, 
und  je  acuter  der  Verlauf  derselben,  desto  sicherer  folgt  auf  die 
Impfung  der  Ausbruch  der  Blennorrhoe,  selbst  schon  in  6 — 8 
Stunden.  Das  frische  molkige  Secret  einer  Blennorrhoe  2.  Grades  wirkt 
meistens  erst  nach  60 — 70  Stunden,  das  frische  schleimige  Secret  einer 
chron.  Blennorrhoe  in  72 — 96  Stunden.  In  einem  Falle  von  Impfung 
mit  lange  eingetrocknetem  Secrete  erfolgte  der  Ausbruch  erst  am  8.  Tage. 
Selbst  das  schleimige  oder  eitrige  Secret  einer  Blennorrhoe  des  2.  und 
3.  Grades  scheint  eine  Blennorrhoe  des  1.  Grades  erzeugen  zu  können, 
wenn  es  gegen  3  Tage  alt  oder  wenn  es  stark  mit  Wasser  verdünnt 
ist.  Auch  der  gelbe  und  dicke  Schleim  einer  chron.  Blennorrhoe  kann 
eine  heftige  acute  Blennorrhoe  hervorrufen. 

Die  Form  und  der  Grad  der  durch  Impfung  hervorgerufenen  Blen- 
norrhoe hängt  aber  nicht  blos  von  der  Qualität  des  zum  Impfen  ver- 
wendeten Seeretes,  sondern  auch  zum  Theil  von  der  Individualität 
und  vom  geimpften  Auge  ab.  In  einem  Falle  entstand  nach  Ein- 
impfung des  Schleimes  von  einer  sehr  mild  verlaufenden  Blennorrhoe 
des  2.  Grades  (von  einem  Neugeborenen)  eine  äusserst  heftige  Blennor- 
rhoe mit  Bildung  eines  croupösen  Ueberzuges  der  ganzen  Conjunctiva. 
Nach  demselben  Impfstoffe  entstand  bei  einem  Individuum  eine  Blen- 
norrhoe mit  sehr  langwierigen  Granulationen,  bei  einem  anderen  eine 
Blennorrhoe  mit  sehr  bald  erfolgender  völliger  Heilung.  An  gesunden 
oder  blos  katarrhalisch  afficirten  Augen  haftete  die  Impfung  leichter, 
als  an  chronisch-blennorrhoischen,  die  eben  des  Pannus  wegen  geimpft 
wurden.  Eine  mit  demselben  Stoffe  hervorgerufene  Blennorrhoe  führte 
bei    dem    einen    Individuum    zu    gross  körnigen,  bei  dem  anderen  zu 


')  Hairion,  Discussion  sur  l'ophthalmie  des  armees.  Bruxelles  1864. 


Blennorrhoe,  Secret.  37 

feinkörnigen  Granulationen,  hinterliess  bei  dem  einen  Individuum  eine 
solche  chronische  Wulstung  und  Verdickung  der  Schleimhaut,  bei  dem 
anderen  nicht,  und  der  Schleim  einer  Blennorrhoe,  welche  ai  bsl  gross- 
körnigen Granulationen  uoch  alle  angeblichen  Merkmale  einer  sogenann- 
ten chronisch-ägyptischen  Augenentzündung  an  sich  trug,  erzeugte 
bei  einem  amaurotischen  Weibe  eine  Blennorrhoe,  welche  keine  einzige 
Eigenthümlichkeit  der  Rlutterblennorrhoe  zurückliess.  In  einem  Falle 
fügt  Piringer  hinzu,  sahen  wir  das  Beispiel  einer  granulösen  Auflocke- 
rung am  linken,  einer  völlig  biliösen  am  rechten  Auge. 

Rücksichtlich  der  Haftung  ist  (nach  Piringer)  noch  zu  bemer- 
ken, dass  dieselbe  verhindert  werden  kann,  wenn  sogleich  nach  der 
[mpfung,  mindestens  binnen  3  Minuten,  der  Bindehautsack  gut  mit 
Wasser  ausgespült  und  wenn  sofort  durch  einige  Stunden  kalte-  Wasser 
aufgeschlagen  wird.  Auf  die  kalten  Umschläge  legt  Piringer  sogar 
mehr  Gewicht  als  auf  das  Auswaschen.  Nach  seinen  Beobachtungen 
gibt  es  auch,  wenn  obige  Frist  versäumt  wurde,  oder  wenn  die  Ent- 
zündung schon  beginnt,  kein  besseres  Mittel,  der  Weiterentwicklung  des 
Processes  zu  steuern,  als  die  energische  Anwendung  kalter  Umschläge; 
das  blosse  Auswaschen  mit  Wasser,  mit  Sublimatwasser  oder  Aqua  chlori 
hält  er  für  nicht  ausreichend. 

Als  Eigenthümlichkeit  der  Blennorrhoe  i^t  endlich  hier  noch  her- 
vorzuheben, dass  eine  schon  einmal  überstandene  Blennorrhoe 
einer  abermaligen  Ansteckung  nicht  hinderlich  ist,  dass  der  chronisch 
fortbestehende  Zustand  durch  Impfung  mit  Secret  von  einer  acuten 
Blennorrhoe  meistens  in  einen  acuten  verwandelt  wird,  worauf 
dann  gewöhnlich  rasche  Beendigung  des  ganzen  Processes  erfolgt,  und 
dass  eine  unvollständig  geheilte  Blennorrhoe  unter  gewissen  Verhältnis- 
sen, namentlich  in  gesperrter  Luft,  bald  wieder  zu  ihrem  früheren  oder 
selbst  viel  höheren  Grade  erregt  weiden  kann.  (Piringer  1.  c,  p.  51.) 
In  Belgien  hat  der  Justizminister  im  September  1858  an  die  Akademie 
in  Brüssel  die  Frage  gerichtet,  ob  eine  bereits  geheilte  Blennorrhoe 
wieder  auftreten  könne  ohne  neuerliche  Infection.  Das  Gutachten  lautete, 
es  sei  dies  nicht  anzunehmen,  es  könne  jedoch  leicht  geschehen,  dass 
man  eine  solche  Ophthalmie  als  ganz  geheilt  ansehe,  während  sie  es 
in  der  That  nicht  ist,  und  es  könne  dann  von  selbst  oder  doch  ohne 
neuerliche  Infection    die  Entzündung  wieder  auflodern.    (Hairion  1.   c.) 

a)  Die  Blennorrhoe  bei  Neugeborenen  tritt  am  häutigsten 
zwischen  dem  2.  und  5.  Tage  nach  der  Geburt,  selten  am  1.  und  nur 
ausnahmsweise  an  einem  späteren  Tage  auf  und  verläuft  acut,  meistens 
als  Blepharo-  seltener  als  Ophthalmoblennorrhoe;  der  Uebergang  in  die 


38  Bindehaut. 

chronische  Form  ist  eine  grosse  Seltenheit.  Als  Ursache  ist  nur  Infec- 
tion  während  oder  nach  der  Geburt  nachgewiesen.  Den  Impfstoff  liefert 
in  der  Eegel  blennorrhoisches  Vaginalsecret  der  Mutter,  ausnahmsweise 
ein  verunreinigter  Schwamm  oder  Vaginalsecret  anderer  Personen.  Auf 
letztere  Entstehung  hat  man  Verdacht  zu  schöpfen,  wenn  das  Kind  erst 
nach  8  Tagen  oder  noch  später  blennorrhoisch  erkrankt.  Schmalz1) 
und  ich  haben  Fälle  von  späterer  Infection  durch  eine  Amme  beobachtet. 
Die  gewöhnlich  angeschuldigten  Momente:  grelles  Licht,  Verkältung, 
Vollblütigkeit,  Gelbsucht  u.  dgl.  mag  man  dem  Laien  gegenüber  gelten 
lassen,  schon  um  nicht  Anstoss  zu  Aergerniss  bei  den  Angehörigen  zu 
geben;  für  sich  aber  halte  man  sich  an  die  erwiesenen  Thatsachen  und 
richte  seine  Massnahmen  darnach  ein.  Wo  irgend  ein  blennorrhoischer 
Vaginalfluss  in  der  letzten  Zeit  der  Schwangerschaft  besteht,  sei  die 
Hebamme  streng  verhalten,  die  Augen  des  Kindes  sofort  nach  der  Ge- 
burt zu  reinigen  und  zwar  nur  mit  ganz  reinen  Schwämmen  oder  Lei- 
nenflecken. Der  Einwurf,  dass  von  vielen  Müttern  mit  Vaginalblennor- 
rhoe  (selbst  mit  specifischer)  Kinder  geboren  werden,  deren  Augen  frei 
bleiben,  hat  keine  Beweiskraft,  weil  zur  Infection  nicht  blos  die  Vagi- 
nalblennorrhoe  erforderlich  ist,  sondern  der  Contact  des  Secretes  mit 
der  Conjunctiva,  der  wohl  nur  bei  geöffneten  Augen  stattfinden  kann, 
und  weil  ein  notorisch  inficirendes  Secret,  wie  z.  B.  bei  einem  Coitus 
impurus,  nicht  immer  eine  Infection  bewirkt. 

ß)  Die  sogenannte  Trippcrblennorrhoe  des  Auges,  am 
häutigsten  im  Jünglings-  und  Mannesalter,  steht  mit  dem  Schleimflusse 
der  Genitalien  in  keinem  anderen  ursächlichen  Zusammenhange,  als  dass 
sie  in  Folge  von  Uebertragung  des  Secretes  von  den  Genitalien  mittelst 
der  Finger,  eines  Handtuches,  des  Bettzeuges,  durch  Waschwasser  u. 
dgl.  entstellt;  sie  ist  nicht,  wie  man  früher  meinte,  als  metastatische 
oder  sympathische  Affectiou  aufzufassen.  Piringer,  welcher  sich  meines 
Wissens  zuerst  entschieden  gegen  das  Vorkommen  metastatischer  und 
sympathischer  Augenblennorrhoe  ausgesprochen  hat,  erwähnt  eines  Falles, 
welcher  zeigt,  dass  das  an  Trippcrblennorrhoe  des  Auges  leidende  Indi- 
viduum den  Tripper  nicht  selbst  zu  haben  braucht.  Ein  Kanonier  kam 
mit  einem  Tripper  in  seine  Heimat,  sein  Bruder  schlief  mit  ihm  in 
einem  Bette  und  erkrankte  an  Bindehautblennorrhoe,  dann  der  zweite 
Bruder,  endlich  auch  die  Mutter.  Ich  habe  (circa  10)  kleine  Mädchen 
(von    2 — 6    Jahren)    mit    acuter    Bindehautblennorrhoe    zu   behandeln 

')  Magazin  für  Staatsarzneikunde  von  Siebenhaar  und  Martini,  Leip- 
zig 1844. 


Blennorrhoe,  Ansteckung.  39 

bekommen,  bei  denen  ich  Vaginalschleimfluss  vorfand;  in  einigen  Fäl- 
len hatten  mich  die  Angehörigen  seihst  anf  dieses  Leiden  aufmerksam 
gemacht.  Ich  erinnere  mich  auch,  von  zwei  erwachsenen  Frauenzimmern 
beim  Nachforschen  nach  der  Ursache  eines  solchen  Augenleidens  die 
Auskunft  erhalten  zu  haben,  dass  sie  vor  und  nach  der  Periode  an 
Scheid»  i  tlu  s  litten;  zur  Zeit,  wo  ieh  sie  zu  scheu  bekam,  war  dann 
allerdings  kein  Vaginalfluss  vorhanden.  Alle  diese  Fälle  verliefen  ohne 
Chemosis,  obwohl  bei  einigen  der  Kinder  seihst  croupöses  Exsudat  an 
der  Conjunctiva  hulhi,  hei  den  meisten  eine  schrecken  erregende  Geschwulst 
der  Lider  und  reichliches  schleimig-eitriges  Secrel  vorhanden  war.  Bei 
zweien  der  Kinder  war  es  zu  Ektropium  aller  vier  Lider  gekommen. 
Autfallend  ist  auch  das  Vorkommen  chron.  Bindehautblennorrhee  bei 
alten  Weihern  der  niederen  Volksclassen. 

Schliesslich  sei  hier  noch  bemerkt,  dass  eine  Bindehauthlennorrhoe ,  welche 
sicher  durch  Einimpfung  von  den  Genitalien  entstanden  ist.  sie  mag  nun,  wie 
meistens,  sehr  acut  —  als  Ophthalmoblennorrhoe  —  oder,  wie  mitunter,  subaeul  - 
als  Blepharoblennorrho e  —  auftreten,  bisweilen  in  eine  chronische  Bindehauthlen- 
norrhoe übergeht  und  dann  von  einer  anderweitig  entstandenen  nach  dem  Aussehen 
allein  nicht  unterschieden  werden  kann.  Im  I.  Bande  meines  Buches  über  die 
Augenkrankheiten  (Prag  1851)  habe  ich  einen  solchen  Fall  abgebildet  und  auf 
pag.  285—287  erklärt.  Dieser  Fall  zeigt  auch,  dass  die  sogenannten  lichten  oder 
grauen  Granulationen,  welche  von  mehreren  Autoren  als  der  Ophthalmia  militaiis 
seu  granulosa  eigenthümlich  zukommend  bezeichnet  wurden ,  auch  in  früher  ganz 
gesunden,  aber  durch  Infection  von  den  Genitalien  blennorrhoisch  gewordenen 
Augen  sich  entwickeln  können.  Ich  muss  das  um  so  mehr  betonen,  als  ich  auch 
Fälle  mit  solchen  lichten  Einbettungen  in  der  Conjunctiva  gesellen  habe,  wo  die 
Augen,  seit  längerer  Zeit  an  chronischer  Blennorrhoe  (sogenanntem  Trachom)  er- 
krankt, wegen  acuter,  durch  Infection  mit  Tripperschieini  hervorgerufener  Blen- 
norrhoe zur  Behandlung  kamen. 

y)  Ungleich  häufiger  als  von  den  Genitalien  stammt  das  Secret, 
welches  eine  Bindehauthlennorrhoe  hervorgerufen,  von  einem  (blen- 
norrhoisch) erkrankten  Auge.  Die  aus  dieser  Quelle  stammende 
Entzündung  kann  in  Bezug  auf  Symptome  und  Verlauf  mit  der  nach 
Infection  von  den  Genitalien  entstandenen  so  übereinstimmen,  dass  eine 
Unterscheidung  nur  nach  der  Anamnesis  möglich  ist.  Die  Eruirung  der 
Person,  von  welcher  die  Ansteckung  ausgegangen  ist,  ist  hier  in  prophy- 
laktischer Beziehung  von  grösster  Wichtigkeit,  leider  aber  oft  sehr 
schwierig,  selbst  unmöglich.  Denn  es  können  die  Zufälle,  welche  das 
Leiden  in  seiner  chronischen  Form  hervorruft,  Wochen,  Monate.  Jahre 
lang  unbedeutend  sein,  so  dass  sie  von  dem  Befallenen  weder  an  seinen 
eigenen  noch  vorher  an  den  Augen  der  Person,  von  der  die  Ansteckung 
ausging,  besonders  beachtet  oder  für  gefährlich  gehalten  wurden.    Dazu 


40  Bindehaut. 

komrnt  noch,  dass  der  gemeine  Mann,  auch  der,  dessen  ganzes  Sinnen 
und  Trachten  nicht  auf  den  täglichen  Erwerb  gerichtet  sein  muss,  solche 
Augenleiden  mit  einer  gewissen  Indolenz  oder  Resignation  hinnimmt 
und  erträgt.  Nur  zu  oft  suchen  solche  Leute  erst  dann  ärztliche  Hilfe, 
wenn  in  Folge  des  Uebergreifens  der  Entzündung  von  den  Lidern  auf 
den  Bulbus  Sehstörimg  oder  heftiger  Schmerz  und  Lichtscheu  aulgetre- 
ten sind.  Die  meisten  datiren  auch  den  Anfang  des  Leidens  erst  von  der 
Zeit  des  Eintretens  dieser  ernsteren  Zufälle  und  geben  allenfalls  zu, 
dass  sie  seit  so  und  so  lange  wohl  manchmal  Röthe,  Drücken,  Verkle- 
ben der  Augen  bemerkt  haben,  aber  an  die  Umstände,  unter  denen 
eigentlich  der  Anfang  stattfand,  an  die  Personen,  mit  denen  sie  damals 
in  näherer  Berührung  gewesen,  wissen  sich  nur  wenige  in  verlässlicher 
Weise  zu  erinnern.  Trotzdem  kann  man  oft  genug  erfahren,  dass  sich 
das  Uebel  in  eine  Familie  eingeschlichen,  nachdem  „ein  Geselle  mit  ent- 
zündeten Augen  eingetreten  war",  dass  ein  oder  der  andere  Arbeiter  das 
Leiden  von  „dem  Aufenthalte  in  der  Herberge"  ableitete;  ein  andermal 
war  es  ein  „in  der  Pflege"  gewesenes  oder  ein  aus  einem  „Pensionate" 
in  die  Familie  zurückgekehrtes  „Kind  mit  wehen  Augen",  und  sehr  oft 
waren  es  Männer,  welche  früher  „beim  Militär"  gedient  und  während 
ihrer  Dienstzeit  an  „Augenentzündung"  gelitten  hatten,  wohl  auch  im 
Spitale  behandelt  worden  waren,  dann  aber  gar  nicht  oder  nur  zeitweilig 
an  ihren  Augen  gelitten  haben  wollten.  In  solchen  und  in  ähnlichen 
Fällen  wird  gar  oft  das  Ergriffensein  mehrerer  Familien-  und  Hausge- 
nossen constatirt  und  in  solchen  Fällen  erscheint  die  Uebertragung  von 
Auge  zu  Auge  durch  den  gemeinsamen  Gebrauch  gewisser  Utensilien, 
wenn  nicht  direct  erwiesen,  so  doch  meistens  sehr  nahe  gelegt,  nament- 
lich wenn  kein  Grund  vorhanden  ist,  eine  andere  Entstehungsursache 
mit  Wahrscheinlichkeit  anzunehmen. 

8)  In  jenen  Fällen,  wo  wir  nach  der  Anamnesis  nicht  berechtigt 
sind.  Uebertragung  von  den  Genitalien  oder  von  Auge  zu  Auge  durch 
Utensilien  anzunehmen,  werden  wir  gedrängt,  eine  autochthone  Ent- 
stehung der  Bindehautblennorrhoe  zu  supponiren  und  weiterhin  nach 
den  Umständen  zu  forschen,  unter  denen  eine  solche  zu  Stande  kom- 
men kann. 

Man  hat  zunächst  das  massenweise  Auftreten  der  Blen- 
norrhoe, welches  seit  Anfang  unseres  Jahrhunderts  beobachtet  wurde, 
gewöhnlich  als  Epidemie  bezeichnet,  obwohl  man  sah  und  sehen  musste, 
dass  die  zahlreichen,  neben  und  kurz  nacheinander  auftretenden  Erkran- 
kungsfälle nur  in  geschlossenen  Körperschaften  vorkommen  und  dass 
das  Uebel  erst  dann  unter  der  umgebenden  Population  bemerkt  wurde, 


Blennorrhoe,  Ansteckung.  41 

nachdem  einzelne  Glieder  dieser  Körperschaft  unter  das  Volk  versetzt 
worden  waren.  Die  geschlossenen  Körperschaften  wurden  gebildet:  von 
Soldaten,  von  Gefangenen,  von  Findlingen,  von  Zöglingen  irgend  einer 
Erziehungsanstalt.  Mitten  in  der  dichten  Bevölkerungeines  Landstrich«  . 
einer  Stadt  kamen  die  zahlreichen  Erkrankungsfälle  nur  innerhalb  einer 
solchen  Körperschaft  vor  und  blieben  ganz  oder  doch  lange  auf  diese 
beschränkt.  Auch  Officiere,  Aerzte,  Wärter  u.  dgl.  blieben  bis  auf  sel- 
tene Ausnahmen  verschont.  So  blieb  1810  in  Mainz  nicht  nur  das 
Chile,  sondern  auch  das  österreichische  Contingent  der  Bundesbesatzung 
frei,  während  von  dem  preussischen  der  3.  Theil  (1146  Mann)  in  der 
Zeit  von  einigen  Monaten  erkrankte1).  In  Ancona  waren  binnen  20 
Tagen  158  Mann  erkrankt2).  --  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass-die 
Augenkrankheit,  welche  seit  Napoleon's  ägyptischer  Expedition  1708 
in  Europa  auf  so  furchtbare  Weise  unter  den  Soldaten  geherrscht  hat, 
und  welche  namentlich  in  den  sogenannten  Befreiungskriegen  1813  bis 
1815,  sowie  auch  1810  zu  Mainz  genau  beobachtet  und  beschrieben 
wurde  !).  dieselbe  war,  welche  wir  heute  noch,  wenn  auch  durchschnitt- 
lich gelinder,  in  geschlossenen  Körperschaften,  namentlich  beim  Militär 
vorfinden.  Kann  mau  aber  diese  Identität  nicht  negiren,  so  zwingen  die 
Thatsachen  der  Geschichte  zuzugeben,  dass  diese  Krankheit  an- 
steckend sei,  und  zwar  nicht  blos  durch  Uebertragung  mit- 
telst tastbarer  Gegenstände,  sondern  auch  mittelst  der  Luft, 
selbstverständlich  wie  bei  allen  in  distans  übertragbaren  Krankheiten 
nur  unter  gewissen  Bedingungen,  auf  deren  Erörterung  weiter 
unten  eingegangen  werden  soll. 

Das  Ergriffen  werden  zahlreicher  Individuen  neben  und 
kurz  nach  einander  kann  zunächst  nicht  einzig  und  allein  auf  die 
Atmosphäre,  deren  Temperatur,  Feuchtigkeitsgehalt  oder  Verunreinigung 
bezogen  werden,  wie  etwa  bei  Ophthalmia  catarrhalis,  sonst  müssten 
auch  andere  Individuen,  nicht  blos  die  der  geschlossenen  Körperschaft 
angehörenden,  befallen  werden.  Die   Ursache  der  massenhaften  Er- 

krankung darf  auch  nicht  einzig  und  allein  in  der  besonderen 
Lebensweise  der  einen  oder  der  anderi  n  Körperschaft  gesucht  werden. 
Die  Militärärzte,  welche  so  vieles,  ja  alles  Gewicht  auf  die  Kleidung, 
auf  die  Strapazen,  auf  das  Exerciren  und  Bivouaquiren,  auf  das  Kasernen- 


')  Joli.  Nep.  Rust,  die  ägyptische  Auo-enentzündung.  Berlin    1820. 
-)  Oniodei,  Cenni  sull'  ottalniia  contagiosa,  Milano  1846. 
3)  Carl  Ferd.  Graefe,  die  epidemisch-contagiöse  Augenblennorrhoe  Aegyp- 
tens,   Berlin  1823. 


42  Bindehaut. 

leben  u.  clgl.  gelegt  haben  und  zum  Theil  noch  legen,  haben  wohl  über- 
sehen, dass  ganz  dasselbe  Leiden  in  gleicher  Häufigkeit  und  Heftigkeit 
auch  in  andern  geschlossenen  Körperschaften  beobachtet  wurde,  trotzdem 
diese  unter  ganz  anderen  Verhältnissen  leben,  und  trotzdem  sie,  wenn 
man  das  Zusammengedrängtsein  in  relativ  enge  Käimie  abrechnet,  den 
eben  genannten  Schädlichkeiten  nicht  ausgesetzt  sind.  Man  erinnere  sich 
an  das  wiederholte  furchtbare  Auftreten  dieser  Augenentzündung  in  der 
Zwangsarbeitsanstalt  von  Brauweiler,  welches  Ph.  Walther1)  ge- 
schildert hat.  an  das  von  Kirkpatrik  beschriebene  Vorkommen  dieser 
Krankheit  im  Zwangsarbeitshause  zu  Dublin,  wo  von  1849  bis  1854 
allein  134.838  Individuen  ergriffen  wurden2),  und  an  die  massenhafte 
Erkrankung  restituirter  Findlinge  (von  5 — 10  Jahren)  im  Jahre  1848 
zu  Prag,  welche  ich  in  meinem  Handbuche  (1851,  p.  59)  beschrieben 
habe.  Man  erinnere  sich  ferner  an  die  Thatsachen.  dass  diese  Ophthalmie 
zu  Schiff  ebenso,  ja  noch  schrecklicher  gewüthet  hat,  als  zu  Lande, 
and  dass  es  nicht  die  beschwerlichen  Märsehe  waren,  während  welcher 
die  Ausbreitung  des  Uebels  beim  Militär  am  meisten  beobachtet  wurde, 
als  vielmehr  die  Zeit  der  Einquartierung  in  relativ  engen  Räumen, 
üeberdies  darf  nicht  unbeachtet  bleiben,  dass  ganze  Abtheilungen  eines 
und  desselben  Heeres,  obwohl  derselben  Lebensweise  huldigend  und 
denselben  Strapazen  und  Mühseligkeiten  ausgesetzt,  dennoch  lange,  selbst 
für  immer  davon   frei   blieben.  Wir  können  endlich  das  Erkranken 

so  vieler  Individuen  neben  und  kurz  nach  einander  auch  nicht  durch 
die  Ueb ertragung  des  Bindehautsecretes  von  Individuum  zu 
[ndividuum  mittelst  tastbarer  Gegenstände  allein  erklären. 
Sclmi'  die  ganz  erstaunlich  rasche  Ausbreitung,  welche  sogar  zur  An- 
nahme  eines  flüchtigen  Contagiums  verleitete,  macht  eine  solche  Ver- 
vielfältigung a  priori  unwahrscheinlich.  Die  Uebei  tragbarkeit  mittelst 
tastbarer  Gegenstände  war  schon  frühzeitig,  theils  durch  Beobachtungen, 
theils  durch  Impfungen  constatirt  worden  3).  Aber  die  auf  diese  That- 
sache  allein  basirten  sanitätspolizeilichen  Massregeln  reichten  trotz  rich- 
tiger Durchführung  nicht  aus.  dem  Umsichgreifen  zu  steuern.  Man  war 
endlich  gezwungen,  auf  die  Ansteckung  in  distans  zu  recurriren 
und  erst  durch  Massregeln,  welche  von  dieser  Anschauung  dictirt  wurden, 


')  Graefe  und  Walther's  Journal,  II.  Band,  pag.  GG. 

'-)  Makenzie  traite"  pratique  des  raaladies  de  l'oeil,  trad.  par  Warlomont  et 
Testelin,  Paris  1856. 

3)  Vetch,  an  aecount  of  the  Ophthalmia  which  has  appeared  in  England. 
London  1807.  —  Patrik  Max  Gregor  transactions  of  the  society  for  etc.  Vol.  III. 
London  1812.  p.  52.  —  Guille  bibliotheque  ophth.  Paris  1819. 


Blennorrhoe,  Ansteckung.  43 

konnte  eine  manifeste  Einschränkung  der  Weiterverbreitung  erzielt 
werden,  wie  aus  Rust's  oben  eitirter  Schrift  unzweifelhaft  hervorgeht. 
Sehr  treffende  Bemerkungen  über  die  Ansteckung  in  distans  finden 
sich  in  der  Arbeit  t\cx  preussischen  Regimentsarztes  Dr.  Müller  zu 
Mainz1).  „Was  ich  während  dritthalbjähriger  Beschäftigung  mit  der 
I!  handlung  solcher  Kranken  in  dieser  Beziehuno-  habe  ermitteln  können, 
spricht  dieser  Annahme  (der  Contagiosität)  ganz  das  Wort,  nur  dass  ich 
die  Ansteckung-  in  distans  als  die  am  häufigsten  vorkommende  anerkennen 
muss."  „Meiner  Ansieht  nach  ist  das  Zusammentreffen  dreier  Haupt- 
bedingungen nothwendig,  unter  denen  die  Regeneration  jenes  unsicht- 
baren, unermessbaren  Pluidums  gedeiht.  Diese  sind:  1.  Das  Vor- 
handensein eines  mit  dem  contagiösen  Uebel  behafteten  Menschen, 
2.  eine  durch  das  Zusammenleben  vieler  Personen  decomponirte  und  sie 
zunächst  umgebende  Atmosphäre,  und  3.  gewisse,  den  ganzen  Act  der 
neuen  Erzeugung  begünstigende  Impulse,  wie  sie  uns  von  Zeit  zu  Zeit 
durch  die  allgemeinen  atmosphärischen  Strömungen  dargeboten  werden." 
„So  unbesorgt  und  ohne  Furcht  vor  Ansteckung  ich  nun  auch  bei  immer 
sehr  gut  gelüfteten  und  rein  gehaltenen  Zimmern  meinen  Geschäften 
auf  der  Station  nachgehe,  so  würde  mich  doch  Niemand  dazu  bewegen 
können,  auch  nur  eine  Nacht  in  einem  geschlossenen  Aufenthaltsorte 
zuzubringen,  worin  eine  Menge  Leute  zusammen  schlafen,  unter  denen 
sich  einige  dergleichen  Augenkranke  befänden,  weil  mich  die  Erfahrung 
gelehrt  hat,  dass  unter  solchen  Umständen  die  Infection  am  öftesten 
geschieht,  vorzüglich  bei  nur  einigermassen  zu  engen  Räumen  und  bei 
einem  nicht  in  vollem  Masse  stattfindenden  Luftwechsel."  Gleich  Müller 
haben  sich  die  tüchtigsten  Beobachter  dieser  Ophthalmie  beim  Militär 
für  Ansteckung  in  distans,  nur  jeder  in  anderer  Weise  ausgesprochen. 
So  sagt  Eble2)  pag.  144:  „Das  allerwichtigste  Causalmoment  ist  das 
Zusammenleben  vieler  Menschen  in  einem  verhältnissmässig  zu  kleinen 
Räume  und  die  sonach  entstehende  giftige  Beschaffenheit  der  Zimmer- 
luft." „Es  existirt  wohl  nicht  ein  einziges  Beispiel,  wo  unsere  Krankheit 
ohne  dieses  ätiologische  Moment  epidemisch  aufgetreten  ist."  Nach 
Wernek3)  vermittelt  ein  höherer  Grad  von  Wärme  und  eine  mit 
miasmatischen  Dünsten  überladene  Luft  die  Ansteckung  in  distans,  oft 
sei  jedoch  nur  die  nächste  Lufthülle,    die    den    Kranken,    oft  nur  jene, 


')  J.  B.  Müller,  Erfahrungssätze  über  die  contag.  od.  ägypt.  Augenentzün- 
dung, Berlin  1821. 

")  Eble,  über  die  sogenannte  contag.  od.  ägypt.  Augenentzünduug,  Stutt- 
gart 183«». 

J)  Wernek  in  Graefe  und   Watther's  Journal.  III.  Bd..  p.  441. 


44  Bindehaut. 

die  das  Auge  umgibt,  mit  dem  Ansteckungsstoff  erfüllt.  Seidlitz1) 
spricht  von  serösen  Dünsten,  welche  aus  der  eitrigen  4ßsteckungs- 
materie  aufsteigen,  als  Trägern  des  Contagiums,  welche  nicht  die  Kraft 
haben,  die  heftigere  Entzündungsform  zu  erregen.  Wenn  Stell  wag2) 
auf  pag.  457  die  Ansteckung  in  distans  bestn  itet,  so  hat  er  auf  p.  429 
bereit-  gesagt,  man  werde  „wohl  thun.  stets  -<>  zu  verfahren,  als  wäre 
die  Ansteckung  durch  die  Luft  eine  vollendete  Thatsache."  -  -  Die  von 
mir  aufgestellte  Ansicht,  dass  die  in  der  Luft  stets  mehr  weniger 
reichlich  vorhandenen  Wasserbläsehen  es  sein  mögen,  welche 
vom  Auge  ausgehend  feine  Partikelchen  des  blennorrhoi- 
schen  Secretes  mit  fortreissen  und  in  der  Luft  suspendirt 
erhalten,  ist  zwar  vorläufig  noch  als  Hypothese  zu  betrachten,  aber 
mit  Hilfe  derselben  Lassen  sich  die  Eigenthümlichkeiten,  welche  bei 
diese]  An  teckung  in  distans  beobachtet  worden  sind,  ganz  ungezwungen 
mit  den  physikalischen  Gesetzen  in  Einklang  bringen.  Man  braucht  sich 
nur  gegenwärtig  zu  halten,  da  -  schon  die  normal  secernirende  Binde- 
haut und  die  Hornhaut  stets  ßine  gewisse  Flüssigkeitsmenge  an  die  Luft 
abgibt.  Es  ist  Thatsache  der  Beobachtung,  dass  blennorrhoi  ch  erkrankte 
Augen  b,i  hoher  Temperatur  und  starkem  Wassergehalte  der  umgeben- 
den Luft  viel  mehr  Secret  liefern,  als  in  freier,  reiner,  kühler  Luft.  Die 
umfangreichsten  und  verheerendsten  Epidemien  sind  in  feuchten  G 
den.  an  Flüssen,  Seen,  am  Rieere  vorgekommen.  In  solchen  Gregenden 
hat  sich  dir..'  Krankheit  auch  unter  dem  Civile  besonders  eingenistet, 
während  sie  in  hochgelegenen  Ländern  relativ  selten  ist.  J.  Ritter  von 
er ;)  erwähnt  bei  der  Aufzählung  der  Momente,  welche  man  als 
Ursache  dieser  Landplage  Aegyptens  zu  bezeichnen  pflegt,  dass  man 
weder  dem  grellen  Sonnenlichte,  noch  di  m  feinen  Sande  und  Staube 
eine  bedeutende  Rolle  einräumen  dürfte,  weil  „die  in  der  Wüste,  ent- 
fernt vom  Nile  lebenden  Beduinen  selten  an  Au  tzündungen  leiden." 
..Die  unterhalb  Cairo  so  häufig  vorkommende  Augenentzündung  wird 
über  Cairo,  den  Nil  weiter  hinauf,  seltener.-  Dass  Eüser  auf  Ver- 
kältung  recurrirt,  wozu  das  rasche  Sinken  der  Temperatur  nach  Sonnen- 
untergang vermöge  der  Durchfeuchtung  der  Luft  mit  Wasserdämpfen 
vom  Nil  aus  die  Veranlassung  bi  bei  äoll,  ändert  an  den  genannten 
Thatsachen  nichts.  Nach  \Tolney4)  kam  gegen  Ende  des  vorigen  Jahr- 


1)  Seidlitz.  vermischte  Abhandlungen  von  einer  Gesellschaft  prakt.  Aerzte 
in  Petersburg,   18 26. 

;i  Stellwag  v.  Canon,    Lehrbuch  der  Augenheilkunde  4.  Aufl.  Wien    1870. 

(Jeher  einige  Krankheiten  des  Orients,  Augsburg  1837.  p.  21. 
*)  Reise  nach  Syrien  und  Aegypten  in  den  Jahren  1783  bi?  1785,  Jena  1788. 


Blennorrhoe,  Ansteckung.  45 

hunderts  diese  Augenentzündung  in  den  vom  Nil  entfernten  Landstrichen 
gar  nicht  vor.  -  Das  Zusammenwohnen  Vieler  in  relativ  engen  Bäumen 
wird  sich  theils  beim  Militär,  theils  beim  Civile  (in  Instituten,  Fabriken 
u.  s.  w.)  nicht  immer  verhüte!»  lassen,  wohl  aber*  (wenigstens  bis  zu 
einer  gewissen  Grenze)  die  Verunreinigung  der  Luft  durch  allerhand 
animalische  Auswurfsstoffe.  Die  von  mir  1851  betonte  Analogie  mit 
Puerperalfieber  und  Hospitalbrand  wird  wohl  in  unserer  Zeit,  wo  das 
Lister  sehe  Verfahren  sich  so  glänzend  bewährt  hat,  allmälig  mehr 
und  mehr  gewürdigt  und  verwerthet  werden. 

Die  Frage,  ob  die  Bindehautblennorrhoe,  die  acute  wie 
die  chronische,  auch  auf  andere  Weise  als  durch  ein  Contagium 
entstehen  könne  und  wirklich  entstehe,  muss  dahin  beantwortet 
werden,  dass  nur  die  contagiöse  Entstehung  als  erwiesen  angesehen 
werden  kann.  Die  Ansicht,  dass  in  vielen  Fällen  die  blennorrhoische 
Entzündung  nur  als  gesteigerte  katarrhalische  anzusehen  sei,  demnach 
auch  die  gleichen,  nur  stärker  oder  wiederholt  einwirkenden  Ursachen 
voraussetze,  kann  nicht  aufrecht  erhalten  werden.  Vor  allem  kommt  zu 
erwägen,  dass  wir  keinen  Fall  von  Blennorrhoe  kennen,  wo  gleich  beim 
Beginne  der  Krankheit  der  anatomische  Charakter  einer  Blennorrhoe 
vorliegt.  Stets  und  in  allen  Fällen  bekommen  wir  eine  Zeit  lang  nur 
das  Krankheitsbild  des  Katarrhs  zu  Gesichte,  und  sollen  wir  schon  um 
'  Zeit  sagen,  die  Krankheit  werde  über  kurz  oder  lang  sich  als 
Blennorrhoe  erweisen,  so  können  wir  das  nur  mit  Zuhilfenahme  anderer, 
namentlich  anamnestischer  Behelfe.  Wo  solche  Anhaltspunkte  für  die 
klinische  Diagnose  fehlen,  da  müssen  wir  erst  den  Verlauf  beobachten, 
einige  Stunden,  1 — 2  Tage,  bei  chronischen  Fällen  wohl  auch  noch 
länger,  bis  wir  uns  bestimmt  für  Katarrh  oder  für  Blennorrhoe  aus- 
sprechen können.  Wie  will  man  aber  nachweisen,  dass  eine  Bindehaut- 
entzündung, welche  sich  im  Momente  der  Beobachtung  entschieden  als 
Blennorrhoe  manifestirt,  ursprünglich  nur  ein  Katarrh  gewesen,  dass  die 
Tendenz  zur  Blennorrhoe  nicht  gleich  von  Anfang  an  gegeben  gewesen 
sei?  Wenn  bei  massenhaftem  Vorkommen  der  Krankheit  dieselbe  bei 
einzelnen  Individuen  nur  mit  katarrhalischen  Zufällen  verläuft  und  die 
für  Blennorrhoe  charakteristische  Gewebsveränderung  gar  nicht  zur  Ent- 
wicklung kommt,  so  wird  man  nach  der  Analogie  mit  anderen  Contagien 
und  nach  den  Ergebnissen  der  Impfversuche  eher  annehmen  dürfen,  das 
Contagium  habe  in  solchen  Fällen  vermöge  geringer  Concentration,  kurzer 
Einwirkung  oder  individueller  Beschaffenheit  des  Inficirten  nur  eine  ge- 
ringe Entzündung  der  Bindehaut  hervorgerufen,  welche  ohne  weitere 
Metamorphosen  wieder  rückgängig  wird.  Nur  bei  dieser  Auffassung  des 


46  Bindehaut. 

Sachverhaltes  hat  die  Angabe,  die  Ophthalmia  militaris  verlaufe  bald 
als  Katarrh,  bald  als  Blennorrhoe,  einen  Sinn.  —  Eine  andere  Ansicht, 
von  A.  v.  Graefe  und  seinen  Schülern  vertreten,  geht  dahin,  „dass 
alle  Conjunctivaleutzündungen .  welche  ein  schleimig- eitriges  Secret 
liefern,  als  ansteckend  zu  betrachten  seien  und  dass,  obgleich  zwischen 
der  ursprünglichen  und  der  durch  Infection  erfolgten  Erkrankung  in  der 
Kegel  eine  gewisse  Übereinstimmung  herrsche,  manchmal  doch  von 
ganz  milde  verlaufenden  Conjunctivalaffectionen  sehr  bösartige  inoculirte 
Blennorrhöen  abstammen  ').  Diese  Ansicht  stützt  sich  nicht  auf  Impf- 
versuche, sondern  nur  auf  Wahrnehmungen  in  der  ärztlichen  Praxis; 
sie  sehliesst  Bedenken  gegen  die  richtige  Auffassung  der  zu  Grunde 
gelegten  Beobachtungen  nicht  aus.  Ich  selbst  habe  wohl  oft  und  unter 
verschiedenen  Verhältnissen  Infection  beobachtet,  niemals  aber  mit 
Secret,  welches  von  katarrhalisch  erkrankter  Bindehaut  stammte.  Es 
kommen  zahlreiche  Fälle  von  acuten  wie  von  monatelang  bestehenden 
Conjimctivalkatarrhen  mit  reichlichem  schleimig-eitrigem  Secrete  (z.  B. 
bei  der  sogenannten  Thränensackblennorrhoe)  vor,  aber  eine  blennor- 
rhoische  Erkrankung  der  Bindehaut  verursacht  ein  solches  Secret  nach 
meiner  Erfahrung  niemals,  weder  an  dem  afficirten  Auge,  noch  bei 
anderen  Individuen.  Zwischen  dem  schleimig-eitrigen  Secrete  bei  Katarrh 
und  zwischen  dem  blennorrhoischen  Secrete  der  Bindehaut  muss  also 
wohl  ein  Unterschied  obwalten,  wenn  wir  diesen  auch  vorläufig  nicht 
mit  anderen  Hilfsmitteln  (als  mit  der  Impfung)  nachweisen  können. 
Uebrigens,  wenn  man  jeden  Augenblick  gewärtig  sein  müsste.  dass  ein 
Katarrh  in  Blennorrhoe  umschlage  oder  dass  das  Secret  einer  katarrha- 
lisch afficirten  Bindehaut  bei  einem  zweiton  Individuum  eine  Blennorrhoe 
hervorrufen  könne,  dann  möchte  überhaupt  die  Trennung  der  Bindehaut- 
krankheiten in  Katarrh  und  Blennorrhoe  den  wesentlichen  Theil  des 
Zweckes,  den  Arzt  bezüglich  der  Prognosis,  Prophylaxis  und  Therapie 
bei  Zeiten  zu  orientiren.  verloren  haben.  Wenn  bei  jedem  Augenkranken 
mit  schleimig-eitrigem  Secrete  die  Gefahr  vorhanden  ist,  dass  durch 
Uebertragung  desselben  ein  und  der  andere  Hausgenosse  eine  acute 
Bindehautblennorrhoe,  ja  auch  nur  eine  sogenannte  Conjunctivitis  gra- 
nulosa  bekommen  kann,  dann  nähme  der  von  dieser  Gefahr  überzeugte 
Arzt  eine  schwere  Verantwortung  auf  sich,  falls  er  nicht  die  nöthigen 
prophylaktischen  Massregeln  einleitete. 

Ich  Avar  früher  der  Ansieht,  dass  man  die  Fülle  chronischen  Verlaufes,  welche 
sich    durch    die  Einbettung    lichter   Körner    bei    relativ    geringer  Schleimsecretion 


')  Schweigger.   Handbuch  i.  Aufl.,   pag.  266. 


Blennorrhoe,  Ansteckung.  47 

auszeichnen,  von  den  übrigen  (mit  ausschliesslicher  oder  vorwaltender  Papillar- 
wucherung  und  gewöhnlich  reichlicherer  Secretion)  trennen  und  mit  drin  Na- 
men Trachom  belegen  müsse1).  Ich  meinte,  den  Vorgang  in  der  Bindehaut  mit 
allgemeiner  Ernährungsstörung,  speciell  mit  Scrofulosis  in  ursächlichen  Zu- 
sammenhang bringen  zu  dürfen.  Nachdem  ich  aber  die  Blennorrhoe  in  ihren  ver- 
schiedenen  Formen    und  Phasen,  namentlich  beim  Militär,    vielfältiger  1 bachtet, 

und  Ansteckung  besonders  beim  Civile  auch  in  Fällen  wieder  und  wieder  gesehen 
hatte,  welche  ich  früher  für  nicht  infectiös  gehalten,  bin  ich  zu  der  üeberzeugung 
gekommen,  dass  auch  die  für  Trachom  gehaltene  Form  nur  eine  rein  örtliche, 
durch  [nfection  hervorgerufene  Krankheit  sei.  Ich  hatte  als  Folge  der  sogenannten 
Ophthalmia  militaris,  welche  ich  stets  als  Blennorrhoe  aufgefasst,  damals  noch  nicht 
die  nachfolgende  Verschrumpfung  der  Bindehaut  beobachtet,  welche  ich  beim  Civile 
so  oft  vorgefunden  hatte.  —  Demnach  betrachte  ich  nur  noch  die  letzte  der  Ein- 
gangs aufgestellten  Fragen  als  eine  gewissermassen  offene,  nämlich  ob  der  soge- 
nannten Ophthalmia  aegyptiaca  seu  granulosa  ein  eigentümliches  Contagium  vin- 
dicirt  werden  müsse,  weide  jedoch  die  Gründe  anführen,  welche  mich  bestimmen, 
die  sogenannte  Granulosa  nicht  von  jenen  Formen  zu  trennen,  die  allgemein  als 
Blennorrhoe  bezeichnet  werden. 

Viele  Aerzte,  namentlich  die  belgischen,  unterscheiden  zwischen 
blennorrhoischer  und  granulöser  Ophthalmie.  Als  charakteristisch 
für  letztere  betrachten  sie  die  Entwicklung  kleiner,  oft  nur  mit  der 
Loupe  sichtbarer  Körnchen  in  der  Conjunctiva  tarsi,  die  oben  erwähnten 
Granulat! ous  vesiculeuses,  wozu  die  Symptome  treten  können,  welche 
das  Bild  von  Katarrh  oder  Blennorrhoe  liefern,  und  die  Contagiosität 
sowohl  durch  Contact  als  in  distans.  Während  sie  die  katarrhalische 
und  die  blennorrhoische  Bindehautentzündung  für  autochthon  erklären, 
auch  iii!  epidemisches  Auftreten  derselben  zugeben,  erklären  sie  die 
granulöse  Ophthalmie  für  exotischen,  erst  durch  die  Franzosen  und 
Engländer  (aus  Aegypten)  eingeschleppten  Ursprunges  und  lassen  sie 
nur  nach  Alf  der  Endemien  auftreten  unter  Intervention  eines  flüchtigen 
Contagiums,  einer  Art  von  Miasma.  Sie  behaupten,  dieser  Morbus  sui 
generis  sei  der  Bevölkerung  erst  durch  das  Militär  eingeimpft  worden.  - 
Zunächst  lässt  sich  nachweisen,  dass  dieselbe  Krankheit  in  Europa  schon 
in  früheren  Jahrhunderten,  wenn  auch  nicht  massenhaft,  so  doch  spora- 
disch vorgekommen  ist;  denn  es  wurden  dieselben  Lidveränderungen 
beobachtet  und  besehrieben,  welche  wir  heutzutage,  nach  dieser  Krank- 
heit, und  nur  nach  dieser  vorfinden.  Sehen  bei  Celsus  findet  sich 
folgende  Stelle:  „Haue  autem  (aspritudinem)  infiammatio  oeulorum  fere 
sequitur,  interdum  major,  interdum  levis;  noununquam  etiam  ex  aspri- 


1 1  Ar  lt.  Prager  Vierteljahrsschrift,  1848,  Bd.  2.  und  Lehre  von  den  Augen- 
krankheiten, 1851.  I.  Bd..   pag.   106. 


48  Bindehaut. 

tudine  lippitudo  fit;  deinde  aspritudineni  ipsarn  äuget,  fitque  ea  in  aliis 
brevis,  in  aliis  longa  et  quae  vix  imquam  finiatur.  In  hoc  genere  valetudinis 
qnidam  crassas  durasque  palpebras  et  ficulneo  folio  et  asperato  specillo 
et  interdum  scalpello  eradunt  versasque  quotidie  niedicamentis  suffricant. 
Quae  neque  nisi  in  magna  vetustaque  aspritudine,  neque  saepe  facienda 
sunt;  nam  melius  eodem  ratione  victus  et  idoneis  medicamentis  per- 
venitur."  Beer,  aus  dessen  1813  erschienenen  „Lehre  von  den  Augen- 
krankheiten" zu  entnehmen  ist,  dass  er  die  in  Rede  stehende  Krankheit 
(pag.  324)  als  Augenliderdrüsenentzünduug  aufgefasst  hat,  weil  er  das, 
was  Eble  später  als  Papillarkörper  beschrieben,  für  Schleimdrüsen  der 
Bindehaut  hielt,  hat  schon  in  seiner  ersten  „Lehre  von  den  Augen- 
krankheiten" (Wien  1792)  solche  Merkmale  angegeben,  dass  man 
annehmen  muss,  er  habe  dieselbe  Krankheit  vor  sich  gehabt.  Er  lieferte 
daselbst  auf  Taf.  I  Fig.  4  eine  Abbildung,  welche  mit  denen,  die  uns 
C.  F.  Graefe  und  Eble  1.  c.  hinterlassen  haben,  im  Wesentlichen  über- 
einstimmt. Auf  Seite  291  (1813)  bemerkt  er,  dass  die  Augenliderdrü- 
senentzündung  nach  der  Entwicklung  kleiner,  mit  unbewaffnetem  Auge 
kaum  sichtbarer  Erhebungen  auf  der  Bindehaut  bisweilen  mit  der  Pso- 
rophthalmia  grosse  Aehnlichkeit  bekomme  und  auf  pag.  565  erklärt  er, 
dass  diese  miasmatische  Ophthalmie  (die  er  nach  damaliger  Auf- 
fassung Psorophthalmie  nannte)  hier  in  Wien  unter  die  seltenen  Erschei- 
nungen gehöre,  dass  man  sie  fast  nur  bei  der  geringsten  Volksclasse 
und  in  dieser  wieder  vorzüglich  den  unreinlichsten  Individuen  eigen 
finde.  ..Wenn  dann  die  Augenlider  inwendig  eine  raube  Oberfläche 
zeigen,  ähnlich  einer  aufgeschnittenen  Feige,  so  hat  man  das 
Trachoma  oder  Sykosis  genannt.1'  Er  spricht  nicht  nur  von  der  Bildung 
kleiner  Fleischwärzchen  an  der  inneren  Fläche  der  Lider,  sondern  auch 
von  Verbildimg  des  Augenlidrandes  mit  Tricbiasis  und  von  Yerbildung 
des  Tarsus  und  Entropium  als  Folgen  dieses  Zustandes.  Da  wir  die- 
selben Folgeübel  auch  heute  nur  nach  der  chron.  Blennorrhoe,  respective 
der  Ophthalmia  militaris  seu  granulosa  vorrinden,  so  muss  Beer  wohl 
dasselbe  Uebel  vor  Augen  gehabt  haben.  Nur  über  die  Ansteckungs- 
fähigkeit fehlen  bei  Beer,  wenn  wir  von  dem  Ausdrucke  „miasmatisch" 
absehen,  nähere  Angaben.  Die  Entstehung  der  Formen,  die  wir  als 
acute  und  subacute  Blennorrhoe  beschrieben  haben,  schreibt  Beer  bei 
Erwachsenen  der  Metastase,  bei  Kindern  (in  Gebär-  und  Findelhäusern) 
dem  schlechten  Luftkreise  zu. 

Hiemit  ist  auch  die  Frage  über  den  exotischen  Ursprung  erledigt. 
Die  Krankheit  selbst,  die  acute  wie  die  chronische,  war  schon  in 
früheren  Jahrhunderten  bekannt,   aber  unter  anderen  Namen,  und  nur 


BL  tmorrhoe,  Ansteckung.  4  9 

die  üebertragbarkeil  wurde  erst  in  unserem  Jahrhunderte  mach  dem 
massenhafter  Auftreten  in  den  stehenden  Beeren  anerkannt.  Dil  Ver- 
breitung unter  dein  Civile,  sicher  schon  seit  undenklichen  Zeiten  vor- 
handen, hat  seit  den  genannten  Kriegen  nur  an  Au  dehnung  ■•■  svonnen 
durch  die  Rückkehr  inficirter  Soldaten  zum  häuslichen  H 

Die  Frage,  ob  bei  der  sogenannten  Granulosa  ein  anderes  |  ir 
seiner  Natur  nach  speeifisches)  Contagium  supponirt  werden  müsse. 
als  bei  den  mittelbar  oder  unmittelbar  von  einem  Genitalienschlf  ijm  ; 
abstammenden  Füllen,  oder  ob  das  erstere  blos  als  eine  Modifikation 
des  letzteren  zu  betrachten  sei,  lässt  sich  noch  nicht  definitiv  beant- 
worten. Meine  Wahrnehmungen  bei  den  Ammen  in  der  Findelai 
des  Prager  Gebärhauses  ')  machen  es  höchst  wahrscheinlich,  dass  auch 
das  Secret  bei  Blennorrhoea  neonatorum  zur  Verbreitung  in  distans 
Anlass  geben  könne,  doch  zeigten  die  auf  diese  Weise  entstandenen 
Fälle  den  Charakter  einer  acuten  oder  subacuten  Blennorrhoe  und 
erinnere  ich  mich  nicht,  darnach  Formen  beobachtet  zu  haben,  welche 
die  Charaktere  der  sogenannten  Granulosa  an  sich  trugen.  Letzteres 
war  dagegen  entschieden  der  Fall  bei  den  restituirten  Findlingen  '-). 
Dagegen  finden  wir  in  den  Schilderungen  der  sogenannten  Com1 
s.  aegyptiaca  zahlreiche  Fälle  vor,  unzweifelhafter  acuter  Bindehaut- 
blennorrhoe  und  schon  die  erstaunlich  grosse  Zahl  von  Erblindung  durch 
gänzliche  Zerstörung  der  Hornhaut  spricht  dafür,  dass  sich  die  damals 
herrschende  Augenkrankheit  in  sehr  vielen  Fällen  ganz  so  verhielt. 
wie  wir  sie  jetzt  nur  in  Fällen  sehen,  welche  wir  nach  Uebertragung 
eines  Genitalienschleimflusses  zu  sehen  bekommen.  Ich  halte  es  demnach 
für  das  Wahrscheinlichste,  dass  die  sogenannte  Granulosa  rieht  ein  Morbus 
sui  generis,  sondern  nur  eine  modificirte  Blennorrhoe  sei,  eine  Krank- 
heit, welche  ursprünglich  durch  Uebertragung  eine-  Genitalienschleim- 
flusses auf  die  Augen  entstanden,  allmälig  durch  Uebertragung  von 
Auge  zu  Auge,  von  Individuum  zu  Individuum  an  Heftigkeit  verloren, 
an  Hartnäckigkeit  gewonnen  hat  und  durch  ungünstige  äussere  Verhält- 
nisse wieder  zum  höchsten  Grade  gesteigert  werden  kann.  Aus  den 
Citaten  von  Rust  (1.  c,  pag.  135 — 150)  ergibt  sich,  dass  diese  Krank- 
heit in  Aegypten  keineswegs  seit  undenklicher  Zeit  als  förmlii  : 
plage  existirt  hat.  wenigstens  nicht  zur  Zeit  der  Griechen  und  Römer, 
sondern  dass  ihre  Häufigkeit  in  diesem  Lande  erst  ein  Produkt  späterer 
Zeit  ist.  „Wahrscheinlich  bestand   diese  Krankheit  -      als  Endemie  - 


')  Arlt.  Krankheiten  des  Auges,  Prag  1854,  I.  Bd.,  pag.  53—  58. 
2)  Ibid.  pag.  59. 

v.  Arlt.  Kiankh.  des  Auges.  4 


5  0  Bindehaut. 

nicht  lange  vorProsper  Alpin  u-  (1646),  dem  eisten  Arzte,  der  dieses 
Uebel  in  Aegypten  beobachtete,  da  mau  sonst  in  der  Geschichte  der 
Kreuzzüge  nothwendig  bestimmtere  Spuren  von  ihr  auffinden  müsste. 
und  somit  dürfte  der  Zeitpunkt  ihn  I       Erscheinens  in  die  Periode 

nach  der  Besitznahme  Aegyptens  durch  die  Nachfolger  Mohamed's 
fallen."  Das  Versinken  des  Volkes  in  Ausschweifungen,  Sehmutz  und 
Elend  und  die  klimatischen  Verhältnis  Aegyptens  machen  dies  wahr- 
scheinlich. 

Prognose.  Die  Blennorrhoe  der  Neugeborenen  kann  so  mild 
verlauf;;,  dass  nach  3  bis  5  Wochen  keine  Spur  davon  mehr  vor- 
handen ist.  In  manchen  Fallen,  die  leider  oft  genug  vorkommen,  geht 
eines,  gehen  beide  Augen  durch  totale  (nahezu  totale)  Hornhautver- 
schwärung  zu  Grunde.  Dazwischen  liegt  eine  Reihe  von  Fällen  mit 
partieller,  mehr  weniger  centraler  Geschwürsbildung  und  deren  Folgen 
(vide  Keratitis).  Bezüglieh  der  Hornhautgesehwüre  ist  hier  zu  bemerken, 
!•■  ceteris  paribus  weniger  gefährlich  sind  als  bei  Erwaehsenen. 
In  jedem  einzelnen  Falle  sind  zu  berücksichtigen:  der  Zustand  der 
Cornea,  der  Conjunctiva  bulbi,  der  Conjunctiva  palpebrarum  und  die 
Dauer  der  Krankheit.  In  den  ersten  3 — 4  Tagen  lässt  sich  noeh 
nicht  bestimmen,  ob  nicht,  selbsi  bei  sonst  günstigen  Verhaltnissen. 
noch  derbe  und  pralle  Infiltration  der  Conjunctiva  palpebrarum  auf- 
treten werde;  wo  diese  vorhanden  ist.  zeigt  sich  entweder  bereits  Chemosis 
oder  sie  kommt  bald  nach:  wo  aber  Chemosis  vorgefunden  wird,  ist 
die  Cornea  bereit-  ergriffen  oder  auf  dem  Wege  dazu.  Croupöser  Belag 
der  Conjunctiva  palpebrarum  lässt  pralle  Infiltration  der  Conj.  palpebrarum 
befürchten,  an  und  für  sieh  deutet  er  nicht  auf  Gefahr.  Je  praller  die 
Chemosis,  desto  grösser  ist  die  Gefahr  für  die  Cornea. 

Die  acute  Blennorrhoe  bei  Erwachsenen  gehört,  wenn  sie 
von  einem  sj)ecifischen  Genitalienschleimflusse  abstammt,  zu 
!  i  fährlichsten,  gleichviel  ob  das  Secret  direct  von  den  Genitalien 
kam  oder  erst  von  einem  Auge,  welches  direct  inficirt  wenden  war.  Nur 
wenn  die  Infection  des  zweiten  (oder  eines  fremden)  Auges  erst  im 
Stadium  der  Rückbildung  der  direct  entstandenen  Blennorrhoe  erfolgt 
war.  kann  man  auf  einen  milderen  Verlauf  der  sei  erregten  Blennorrhoe 
rechnen.  Augen,  welche  schon  36 — 48  Stunden  nach  dem  Ausbruche 
der  Entzündung  pralle  Chemosis  rings  um  die  Cornea  darbieten,  geben 
selbsi  dann,  wenn  sich  zunächst  nur  randständige  (halbmondförmige)  Horn- 
hautgeschwüre zeigen,  nur  wenig  Hoffnung  auf  Erhaltung  eines  zur 
(späteren)  Pupillenbildung  geeigneten  Theiles  der  Hornhaut.  Dies  ist 
auch    dann    der  Fall,    wenn    die  Cornea   nur    an    einer    relativ  kleinen 


Blennorrhoe,  Behandlung.  5  1 

Stelle  bis  zur  Descemetischen  ll;ui(  zerstört,  aber  die  oberflächlichen 
Schichten  vielleicht  nur  in  einer  schmalen  Randzone  erhalten  sind. 
Näheres  hierüber  folgt  bei  der  Keratitis  und  bei  der  Pupillenbildung. 

Bei  der  chronischen  Blennorrhoe  ist  der  Kranke  nicht  nur  auf 
die  Dauer,  welche  trotz  günstiger  Lebensverhältnisse,  richtigen 
Verhaltens  und  zweckmässiger  ununterbrochener  Behandlung 
eine  Monate  bis  Jahre  lange  sein  kann,  .Hindern  auch  auf  die  Gefahren 
aufmerksam  zu  machen,  welche  das  Auge  seitens  der  Lider  (Ektropium 
oder  Trichiasis,  Entropium)  und  seitens  der  Cornea  (Pannus  und  dessen 
Folgen)  bedrohen.  Es  ist  dies  um  so  mehr  nothwendig,  wenn  man 
Ursache  hat,  in  die  nöthige  Geduld  und  Ausdauer  des  Kranken  Zweifel 
zu  setzen.  Die  nöthigen  Anhaltspunkte  zu  dieser  Vorhersage  wurden 
bereits  bei  der  Schilderung  der  Symptome  und  des  Verlaufes,  zum  Theil 
auch  bei  Erörterung  der  ätiologischen  Momente  gegeben. 

Behandlung,  a)  Indicatio  causalis.  Hätte  man  vielleicht  das 
Unglück,  dass  einem  Tripper-  oder  blennorrhoisches  Secret  ins  Auge 
spritzte,  so  spüle  man  sofort  das  Anco  mit  kaltem  Wasser  aus  und 
applicire  durch  einige  Stunden  kalte,  womöglich  Eisumschläge.  Bestrei- 
chen der  Bindehaut  mit  Chlorwasser,  sehr  verdünnter  Carbolsäure  oder 
mit  einpercentiger  Lapislösung  dürften  gleichfalls  zu  empfehlen  sein. 
Eisumschläge  möchten  sich  wohl  auch  noch  während  des  [neubations- 
stadiums  und  selbst  nach  bereits  sichtlicher  [njeetionsvermehrung  nütz- 
lich erweisen.  -  -  Die  Infection  des  zweiten  wie  die  anderer  Augen  ist 
zu  verhüten.  Wenn  bei  einem  Neugeborenen  nur  ein  Auge  afficirt  wäre, 
winde  man  bei  Einhaltung  der  übrigen  Vorsichtsmassregeln  die  Besu- 
delung am  besten  dadurch  verhüten,  dass  man  das  Kind  nur  auf  die 
Seite  des  kranken  Auges  legen  lässt.  Ein  Schutzverband  wie  bei  Erwach- 
senen lässt  sich  nicht  anbringen.  Bei  älteren  Kindern  und  bei  Erwach- 
senen schütze  man  das  zweite  Auge,  nachdem  man  sich  von  seiner 
Intaktheit  überzeugt  hat,  durch  einen  hermetisch  schliessenden  Verband. 
Zunächst  verklebe  man  die  leicht  (wie  zum  Schlafen)  geschlossenen 
Lider  mit  dünnem  Englischpflaster  oder  mit  Goldschlägerhäutchen  (Pel- 
licules  balsamiques)  und  fülle  die  Augenhöhlengrube  mit  Charpie  oder 
Watte  aus;  darüber  lege  man  Leinwandstreifen  mit  Diachylon  bestrichen 
so,  dass  das  Pflaster  ringsum  an  die  Umgebung  des  Orbitalrandes  gut 
anschliesst  und  nirgends  eine  Spalte  frei  lässt.  Das  Ganze  kann  man 
sodann  noch  durch  einen  gut  anschliessenden  elastischen  Monoculus  be- 
festigen. Dieser  Verband  soll  in  24  Stunden  wenigstens  einmal  behufs 
genauer  Besichtigung  des  Auges  erneuert  werden.  Um  die  Umgebung 
vor  Infection  zu  schützen,  muss  man  derselben  sagen,  dass,  wrenn  etwas 


52  Bindehaut. 

vom  Secrete  dieses  Auges  durch  die  Finger,  ein  Handtuch,  einen  Schwamm, 
Waschwasser  und  dgl.  an  ein  gesundes  Auge  kommt,  dieses  dieselbe 
Krankheit  bekommen  könne.  Am  besten  ist  es,  zum  Reinigen  des  kranken 
Auges  Charpie  oder  Leinenfleckchen  verwenden  und  diese  sofort  vertilgen 
zu  lassen;  Schwämme  werden  nicht  immer  genügend  gereinigt,  bevor 
mau  sie  wieder  in  die  Hand  nimmt.  Liegen  in  einem  Zimmer  mehrere 
Blennorrhoisehe,  so  ist  an  die  Möglichkeit  einer  Uebertragung  durch  die 
Luft  zu  denken,  daher  für  gute  Ventilation  zu  sorgen.  Bedient  man  sieh 
zur  Application  von  Medicamenten,  namentlich  von  Atropinlösung  eines 
Federkieles  oder  Tropfglases,  so  ist  dasselbe  nach  jedesmaliger  Ver- 
wendung sorgfältig  zu  reinigen,  weil  auch  ein  Minimum  Secretes, 
welches  daran  haften  geblieben,  Infection  anderer  Augen  bewirken  kann. 
Dies  gilt  nicht  nur  für  die  acuten,  sondern  auch  für  die  chronischen 
Formen.  -  -  Die  Momente,  welche  die  Entzündung  steigern  können,  sind 
möglichst  lern  zu  halten.  Hohe  Temperatur.  Feuchtigkeit  und  Verun- 
reinigung der  Luft  mit  (lasen,  Staub,  Rauch  und  dgl.  steigern  die 
Krankheit,  daher  ist  besonders  in  relativ  überfüllten  Wohnungen  ganz 
besonderes  Gewicht  auf  fleissige  Erneuerung  der  Luft  zu  dringen.  Das 
Licht  soll  soweit  es  die  Ventilation  erlaubt,  temperirt  werden,  weil  das 
Zukneifen  der  Lider  wegen  Lichtscheu  die  Circulation  in  den  Augen- 
lidern (den  Rückfluss  des  Blutes  von  der  Bindehaut)  behindert:  es  ent- 
steht sogar  die  Indication,  die  gesteigerte  Empfindlichkeit  gegen  das 
Licht  durch  Medicamente,  namentlich  Belladonnasalbe  an  die  Stirn,  her- 
abzusetzen. Zur  Causalindication  gehört  endlich  auch  die  fieissig  wieder- 
holte Ab-  und  Ausspülung  des  schleimig-eitrigen  Secretes,  sofern  das;  elbe 
durch  Retention  im  Bindehautsacke,  durch  Vertrocknung  in  der  Lidspalte 
einen  mechanische!',  durch  Zersetzung  vielleicht  auch  einen  chemisch 
wirkenden  Reiz  abgibt.  Während  man  mit  zwei  Fingern  der  einen  Hand 
die  Lidspalte  etwas  geöffnet  hält,  träufle  man  mit  der  anderen  tempe- 
rirtes  Wasser  mittelst  eines  Schwammes  oder  Charpiebäuschchens  ein. 
Noch  besser  ist  der  Esmarch'sche  Apparat,  ein  tragbares  Blechreservoir 
mit  einem  langen  elastischen  Rohre,  aus  dessen  Ausflussöffnung  man 
das  Wasser  aus  beliebiger  Höhe  herabrieseln  lassen  kann,  bis  aller 
Schleim  entfernt  ist  (Irrigator). 

b)  Indicatio  morbi.  «)  Bei  den  acuten  Formen  ist  zunächst 
das  Stadium  des  Ansteigens  der  Entzündung  von  dem  der  Rückbil- 
dung zu  unterscheiden.  Nur  während  des  ersteren  können  Blutent- 
ziehungen und  kalte  Umschläge  einen  Nutzen  gewähren.  Bei  Neu- 
geborenen ist  es  besser,  auf  den  problematischen  Nutzen  einer  Blut- 
entziehung zu  verzichten,    als  sich  der  Gefahr    einer    schwer    stillbaren 


Blennorrhoe,  Behandlung.  53 

Nachblutung  auszusetzen.  Will  man  bei  Erwachsenen  von  einer  ört- 
lichen Blutentziehung  einen  merklichen  Erfolg  haben,  so  muss  man 
8 — 12  Blutegel  anlegen  und  die  Nachblutung  durch  1 — 2  Stunden 
unterhalten.  Der  geeignetste  Ort  zu  Blutegeln  (wie  zu  deu  Heurteloups) 
ist  die  Schläfe,  nächstdem  die  Gegend  des  Warzenfortsatzes.  An  der 
Stirn  nützen  sie  nichts  und  unter  dem  inneren  Augenwinkel  sowie  über- 
haupt nahe  an  den  Lidern  können  sie  leicht  die  Geschwulst  derselben 
steigern.  Die  kalten  Umschläge,  womöglich  mit  Benützung  von  Eis, 
sollen  gut  anliegen,  doch  nicht  drücken,  daher  nicht  dick  sein  und  so  oft 
gewechselt  werden,  als  es  die  Wärmeentwicklung  erfordert;  bei  unacht- 
samer Application  können  sie  als  Cataplasmata  emollientia,  also  gerade 
in  entgegengesetztem  Sinne  wirken.  Wo  eine  fortwährende  Ueberwachung 
nicht  zu  erwarten  steht,  lasse  man  sie  nur  stundenweise  oder  gar  nicht 
appliciren.  Von  Abführmitteln,  welche  wegen  Alvi  stipsis  angezeigt 
sein  können,  sowie  von  Hautreizen  ist  kein  Einfluss  auf  die  Augen- 
affection  zu  erwarten.  Aus  diesem  Grunde  konnte  ich  mich  auch  nie  zum 
Auflegen  starker  Lapislösungen  auf  die  äussere  Fläche  der  Lider  ent- 
schliessen,  obwohl  dieses  Mittel  von  mancher  Seite  warm  empfohlen 
wurde.  Eine  ausgiebige  und  rasche  Blutentziehimg  kann  man  bei  Er- 
wachsenen durch  die  Spaltung  der  äusseren  Commissur  erlangen, 
indem  man  die  stumpfe  Branche  einer  geraden  Scheere  hinter  der  Com- 
missur in  den  Bindehautsack  einführt  und  durch  Schliossen  der  Scheere 
die  Cutis  (sammt  der  Musculatur)  ungefähr  1  Centimeter  lang  gegen 
die  Schläfe  hin  durchschneidet.  Es  wird  dadurch  zugleich  der  Druck, 
welcher  vermöge  der  strammen  Lidspannung  auf  dem  Bulbus  lastet, 
erheblich  herabgesetzt.  Ich  habe  indes  trotz  dieser  Procedur  doch  man- 
ches Auge  (mit  Tripperblennorrhoe)  verloren.  Dasselbe  gilt  von  In-  und 
Excisionen  des  Bindehautwalles  um  die  Hornhaut.  Der  Nutzen, 
welchen  die  Hornhautpunction  bei  progressiven  Hornhautgeschwüren 
bringen  könnte,  scheint  dadurch  vereitelt  zu  werden,  dass  sich  solche 
Oeffnungen  schon  nach  wenigen  Stunden  wieder  festschliessen  und  dass 
durch  wiederholte  Sprengversuche  das  Auge  leicht  zu  sehr  gereizt  wird. 
So  lange  derbe,  pralle,  graue  Infiltration  oder  c'roupöser 
Beschlag  der  Bindehaut  besteht,  darf  kein  Beizmittel  auf  dieselbe 
angewendet  werden.  Man  muss  sich  nebst  den  angeführten  Mitteln  auf  das 
Einstreichen  einer  Belladonnasalbe  (vide  Katarrh)  an  die  Stirn  und 
Schläfe  beschränken.  Wenn  aber  die  pralle  Infiltration  nicht  vorhan- 
den oder"  bereits  zurückgegangen  ist,  dann  gibt  es  wohl  kaum  ein  besse- 
res Mittel,  die  Rückbildung  zu  beschleunigen,  als  das  Bestreichen  der 
Lidbindehaut  mit  einer  1 — 2  percentigen  Lösung  von  Argen- 


54  Bindehaut. 

tum  nitricum.  Je  röther  und  succulenter  die  Bindehaut  aussiebt  und 
je  reichlicher,  wie  gewöhnlich  bei  diesem  Befunde,  das  schleimig-eitrige 
Secret  fliesst,  desto  nachdrücklicher  (durch  wiederholtes  Bepinseln)  darf 
man  touchiren;  dann  ist  es  auch  räthlich,  in  24  Stunden  2mal  zu  tou- 
chiren,  selbstverständlich  nur,  wenn  keine  Spur  der  vorausgegangenen 
Aetzung  mehr  vorgefunden  wird.  Hornhautgeschwüre  erheischen  nur  die 
Vorsicht,  dass  nichts  von  dem  Causticum  auf  dieselben  gelange  und 
dass  beim  Abziehen  oder  Umstülpen  der  Lider  ja  kein  Druck  auf  den 
Bulbus  geübt  werde.  Zur  Linderung  der  Schmerzen  nach  dem  Touchiren 
lasse  man  */* — Va  Stunde  laug  kaltes  Wasser  überschlagen  oder  das 
Auge  mit  temperirtem  Wasser  abspülen.  Nach  Abstossung  des  Schorfes 
tritt  von  selbst  Linderung  und  für  eine  Zeit  auch  Minderung  der  Secre- 
tion  ein,  steigt  jedoch  allmälig  wieder.  Kehrt  die  Bindehaut  mehr  und 
mehr  zur  Norm  zurück  (geringere  Schwellung  und  weniger  schleimig- 
eitriges Secret),  so  können  die  Pausen  zwischen  dem  Touchiren  auf 
24 — 48  Stunden  ausgedehnt  werden;  ganz  zu  unterlassen  ist  das  Tou- 
chiren erst  dann,  wenn  gar  kein  schleimiges  Secret  mehr  geliefert  wird. 
Dann  erholt  sich  das  Auge  am  raschesten  beim  Aufenthalte  im  Freien. 
Wenn  sich  jedoch  herausstellt,  dass  die  abnorme  Secretion  entweder  durch 
den  Zustand  der  Cornea  (Geschwüre,  Prolapsus  iridis  und  dgl.)  oder 
durch  Nichtanschliessen  der  Lider  (besonders  des  unteren)  an  den  Bul- 
bus unterhalten  wird,  so  kann  gerade  ein  gut  angelegter  Schlussverband 
das  beste  Mittel  sein,  die  abnorme  Secretion  verschwinden  zu  machen. 
Ich  habe  Augen  mit  Blenn.  neonatorum,  welche  nach  Beseitigung  der 
ärgsten  Erscheinungen  --  bei  intacter  Hornhaut  der  Weiterbehand- 
lung zu  früh  entzogen,  möglicherweise  dann  auch  malträtirt  worden 
waren,  nach  Becrudescenz  des  Zustandes  verloren  gesehen,  und  andere, 
bei  denen  das  Leiden  dann  in  chronischer  Form  Monate  laug  bestan- 
den hatte. 

ß)  Bei  den  chronischen  Fällen  muss  der  medicamentöse  Theil 
der  Behandlung  zunächst  auf  die  Beseitigung  der  etwa  vorhandenen 
Reizzufälle,  weiterhin  aber  auf  Bethätigung  der  Resorption  der  starren 
Exsudate  gerichtet  sein.  Heftigere  Reizzufälle:  Schmerzen,  Thränen- 
fluss.  Lichtscheu  und  Blepharospasmus  können  wohl  auch  bei  unver- 
sehrter Cornea  auftreten,  sie  sind  aber  meistens  die  Vorboten  oder  die 
Begleiter  des  Uebergauges  der  Entzündung  auf  die  Cornea,  des  Pannus. 
Alsdann  werden  Mittel  auf  die  Conjunctiva  (Atropiu  ausgenommen)  in 
der  Regel  nicht  vertragen.  Das  beste  Mittel  bildet  dann  das  reichliche 
und  oft  (alle  2 — 3  Stunden)  wiederholte  Aufstreichen  einer  Salbe  aus 
Ung\  cinereum   und  Extr.  belladonnae  an   die  Stirn  und  Schläfe.   Wird 


Blennorrhoe,  Behandlang.  55 

eine  längere  Anwendung  der  Salbe  Qöthig,  so  wähle  man  statt  des  Ung. 
einer.  Ung.  simple*  mit  0,40  0,50  weissem  Präcipital  (auf  5,00).  Bei 
kräftigen  Individuen  kann  es  erspriesslich  sein,  eine  örtliche  Blutentziehung 
vorauszuschicken  und  eine  Zeit  lang  kalte  Umschläge  machen  zu  lassen-, 
bei  schwächlichen,  durch  Kummer,  Nahrungssorgen  Herabgekonimenen 
ist  nebsi  nahrhafter  Kost  und  tröstlicher  Zuspräche  Chinin  ein  vortreff- 
liches Mittel,  den  qualvollen  Zustand  der  Kranken  abzukürzen.  Man 
muss  die  Krankon  womöglich  ins  Freie  bringen  und  ruhigen  Schlaf 
nötigenfalls  durch  Chloralhydrat  oder  Opiate  herbeizuführen  trachten. 
Sobald  die  Heftigkeit  dieser  Zufälle  nur  einigermassen  gebrochen  ist, 
schreite  man  zum  Touchiren  der  Lidbindehaut  mit  Lapislösung. 
Diese  wird  mich  bei  progressiven  Hornhautgeschwüren  vertragen,  sofern 
mau  den  Contact  unzersetzter  Lösung  mit  der  Cornea  verhütet.  Man 
könnte  die  Aufgabe,  die  starren  Exsudate  zur  Durchfeuchtung,  Erwei- 
chung und  Resorption  zu  bringen,  auch  durch  weitere  methodische 
Anwendung  dieses  Mittels  allein  durchführen,  wenn  nicht,  wie  meistens, 
eine  Monate-.  Jahre  lange  Fortsetzung  nothwendig  wäre  und  hiemit  eine 
unangenehme  Nebenwirkung  zu  besorgen  stünde,  nämlich  die  unter  dem 
Namen  Argyrosis  bekannte  Verfärbung  der  Conjunctiva  und  des  episkle- 
ralen  Bindegewebes.  Deshalb  ist  es  vorzuziehen,  nach  Beschwichtigung 
der  genannten  Reizzufälle  oder,  wo  solche  gar  nicht  vorhanden  waren, 
zum  Cuprum  sulfuricüm  in  Substanz  zu  greifen.  Das  Touchiren  mit 
einem  gut  geglätteten  Kupfervitriolkrystalle ,  anfangs  täglich,  später 
in  2 — 4tägigen  Pausen  kann  Jahre  lang  ohne  Nachtheil  fortgesetzt  wer- 
den. Nur  wenn  ein  frischer  Nachschub  unter  den  genannten  Reizzufällen 
erfolgt,  was  auch  bei  gehörigem  Verhalten  des  Krauken  und  ohne 
Fehler  seitens  des  Arztes  vorkommen  kann,  muss  es  sofort  weggelassen 
werden.  Das  Cuprum  wirkt  nicht  immer  blos  als  reizendes  und  adstrin- 
girendes  Mittel;  es  kann  auch  ätzend  wirken,  wie  man  aus  dem  grauen 
Anfluge  der  Bindehaut  erkennt,  und  an  dem  umstülpten  Lide  nach  inten- 
siverem Bestreichen  mit  dem: eil»»!:  ersieht.  Deshalb  soll  man  auch  hier 
wie  nach  der  Lapislösung,  vor  jeder  Wiederanwendung  nachsehen,  ob  die 
Bindehaut  nicht  irgendwo  roth,  grau  belegt  oder  doch  wund  (vielleicht 
schon  beim  Umstülpen  blutend)  erscheint,  Verstösst  man  gegen  diese 
Vorsicht,  so  kann  man  den  nächsten  Tag  eine  arge  Keratitis  mit  Ge- 
schwürbildung und  heftigen  Reactionszufällen  vor  sich  haben.  Von  der 
Beurtheilung  der  Reaction  (Dauer  der  Heizzufälle  nach  dem  Touchiren) 
und  des  jeweiligen  Zustandes  der  Bindehaut  wird  es  abhängen,  in  wie 
langen  Pausen  und  wie  nachdrücklich  man  touchiren  soll.  Sieht  man 
nach  mehrwöchentlichem  oder  gar  nach  mehrmonatlichem  Gebrauche  des 


56  Bindehaut. 

Cupruna  keine  erliebliche  Abnahme  der  Infiltrate,  so  gehe  man  mit  sich 
zu  Käthe,  ob  das  Verhalten  des  Kranken  keine  Schuld  trage,  ob  man 
vielleicht  zu  stark  oder  zu  schwach  touchire,  oder  ob  man  nicht  für  einige 
Tage  oder  Wochen  wieder  zum  Argentum  nitricum  greifen  solle,  weil  das 
Auge  überreizt  ist  oder  sich  sozusagen  an  das  Cuprum  gewöhnt  hat.  Ich 
habe  gleich  anderen  Aerzten  bei  starken  Infiltraten  mit  Lapis  mitiga- 
tus  (1  Theil  Argent.  nitr.  mit  1  oder  2  Theilen  Kali  uitricum  zusammen- 
geschmolzen) Versuche  gemacht,  bin  aber  durchschnittlich  wieder  davon 
abgegangen,  weil  stärkeres  Aetzen  leicht  stärkere  Schrumpfung  zur  Folge 
hat  und  weil  ich  in  Bezug  auf  die  Dauer  der  Behandlung  keinen  erhebli- 
chen Unterschied  finden  konnte.  Nur  bei  harten,  hahnenkammähnlich  vor- 
springenden Wucherungen  wende  ich  mitunter  Lapis  mitigatus  unter 
nachdrücklicher  Neutralisirung  mit  Milch  oder  Kochsalzlösung  au.  Ich 
folge  am  liebsten  dem  Motto:  Gutta  cavat  lapidem  non  vi  sed  saepe 
cadendo.  -  -  Wenn  bereits  längere  Pausen  zulässig  erscheinen  und  der 
Kranke  nur  vielleicht  in  grösseren  Zeitabschnitten  sich  wieder  vorstellen 
kann,  bietet  das  Unguentum  gly cerini  cum  amylo  5,00  mit0,20 — 0,25 
Cuprum  sulfuricum  ein  willkommenes  Surrogat,  dessen  Anwendung 
man  dem  Kranken  überlassen  kann.  -  -  Wenn  die  Thränensecretion  der 
Bindehaut  merklich  gelitten  hat  und  diese  mit  zähen,  schwer  verschieb- 
baren gelbgrauen  Schleimflocken  -  -  oft  in  relativ  grosser  Menge  —  be- 
legt erscheint,  dann  wird  der  Zustand  durch  alle  die  genannten  Mittel 
verschlimmert  und  die  bereits  vorhandene  Schrumpfung  des  Uebergangs- 
theiles  wird  dadurch  noch  gesteigert.  Dann  kenne  ich  kein  besseres 
Mittel  als  das  Einstreichen  einer  Salbe  aus  0,15 — 0,25  weissem  Prä- 
cipitat  und  5,00  Ung.  emolliens  sine  odore;  auch  die  pannöse  Hornhaut 
sah  ich  dabei  sichtlich  heller  werden. 

Das  r41attgewordensein  der  Lidbindehaut  im  Tarsaltheile  sichert 
weder  vor  einem  Recidive  des  blennorrhoischen  Processes  noch  auch  vor 
dem  Auftreten  von  Pannus,  so  lange  noch  irgendwo  im  Uebergangstheile 
floride  Exsudate  vorhanden  sind.  Das  Wohlbefinden  des  Kranken  und 
das  scheinbare  oder  zur  Zeit  der  Besichtigung  wirkliche  Fehlen  abnormen 
S  icretes  sind  keine  hinreichenden  Beweise  für  die  vollständige  Tilgung  der 
Krankheit,  Jeder  Kranke  soll  also  in  dieser  Richtung  genau  untersucht 
en,  bevor  man  ihn  für  geheilt  erklärt;  wo  Zweifel  obwalten,  soll 
sich  ein  solches  Individuum  von  Zeit  zu  Zeit  wieder  untersuchen  lassen. 
Der  Pannus  nimmt  unter  dieser,  zunächst  gegen  den  Zustand 
der  Lider  gerichteten  Behandlung  ab.  so  weit  er  nicht  bereits  unheil- 
bare Veränderungen  hervorgebracht  hat;  er  erfordert  keine  directe  Be- 
handlung.    Von  der  einfachen  oder  doppelten  Durch  sehn  ei  düng  der 


Blennorrhoe,  Diphtheritis.  5  7 

Gefässe  rings  um  die  Hornhaut  habe  ich  keinen  Nutzen  gesehen.  Das 
Ausschneiden  einer  2— 3  Mm.  breiten  Zone  aus  der  Conjunctiva 
rings  um  die  Cornea  habe  ich  nie  vorgenommen,  weil  mir  bei  einem 
Processe,  welcher  ohnehin  leicht  zu  Schrumpfung  der  Bindehaut  führt, 
jede  absichtliche  Substanzzerstörung  für  die  spätere  Zeit  bedenklich  er- 
scheint. Die  Einimpfung  blennorrhoischen  Secretes  (nach  Fr. 
Jäger,  Piringer  n.  A.).  um  durch  Hervorrufung  eines  acuten  Pro- 
cesses  Erweichung  und  Resorption  der  starren  Exsudate  auf  der  Cornea 
und  weiterhin  Rückbildung  der  Gefässe,  also  Heilung  des  Pannus  zu 
erzielen,  habe  ich  mehrmals  vorgenommen,  wenn  die  Umwandlung  der 
aufgelagerten  Exsudate  in  Bindegewebe  im  Zuge  war;  ich  habe  aber 
keine  besonders  ermunternden  Eesultate  erzielt  und  kann  diese  Procedur 
nur  als  Remedium  anceps  betrachten.  Ungefähr  in  der  gleichen  Lage 
bin  ich  gegenüber  der  Aetzung  der  pannösen  Cornea  mit  Lapis 
purus  oder  mitigatus,  welche  ich  bei  massenhafter  Exsudatablagerung 
über  der  Cornea  (1 — 2  Mm.  mächtig)  einige  Male  vorgenommen  habe. 
Die  Proceduren,  welche  durch  Verbildung  der  Lider  (Disti- 
chiasis,  En-  oder  Ektropium)  zur  Anzeige  gelangen  können,  werden  bei 
den  Krankheiten  der  Lider  und  in  der  Operationslehre  zur  Sprache 
kommen.  Nur  das  sei  in  vorhinein  bemerkt,  dass  man,  wo  keine  Gefahr 
im  Verzuge  ist,  mit  den  operativen  Eingriffen  warten  soll,  bis  entweder 
die  Resorption  oder  die  Umwandlung  der  Exsudate  in  Bindegewebe  so 
weit  gediehen  ist,  dass  eine  beträchtliche  Schrumpfung  nach  der  Opera- 
tion nicht  mehr  zu  besorgen  steht,  und  dass,  wenn  bei  manifester  Ver- 
kleinerung des  Bindehautsackes  bereits  Abnahme  der  Thränensecretion 
(beginnender  Xerophthalmus)  bemerkbar  wird,  der  Zustand  durch  Lid- 
operationen meistens  verschlimmert  wird.  —  Bei  weit  gediehener  Amy- 
loiddegeneration  des  Tarsus  bleibt  wohl  nur  die  Exstirpation  des- 
selben übrig. 

IV.  Diphtheritis  conjunctivae. 

Die  diphtheritische  Bindehautentzündung  unterscheidet  sich  von 
der  acuten  Bindehautblennorrhoe ,  mit  deren  höchstem  Grade  sie  grosse 
Aehnlichkeit  bietet,  zunächst  dadurch,  dass  das  in  flächenförmiger  Aus- 
breitung (meistens  herdweise)  gesetzte  rasch  erstarrende  Exsudat 
nach  kurzem  Bestände  (circa  8  Tagen)  eitrig  schmilzt  und  die  infiltrirte 
Partie  der  Bindehaut  sammt  dem  subconjunctivalen  Bindegewebe  in 
mehr  weniger  grosser  Ausdehnung  mortificirt,  daher  das  Auge  nicht  nur 
mit  Zerstörung  der  Cornea,  sondern  auch  mit  mehr  weniger  ausgebrei- 
teter Phthisis   conjunctivae  und  deren   Folgen    bedroht.     An    dem 


58  Bindehaut. 

trüben  Secrete  -  wovon  später  -  -  haftet  ein  Contagiuxn,  welches 
allem  Anscheine  nach  von  dem  blemiorrhoischen  specifisch  verschieden 
ist,  d.  h.  auf  ein  anderes  Auge  übertragen,  nicht  Blennorrhoe,  sondern 
Diphtheritis  hervorrufen  kann  (Mikrosporon  diphtheritieum,  Klebs). 

Symptome  und  Verlauf.  Am  ersten,  vielleicht  auch  noch  am  zweiten 
Tage  kann  man  -  -  in  Ermanglung  anamnestischer  Behelfe  —  noch  nicht 
entscheiden,  ob  man  es  mit  Katarrh,  Croup,  Blennorrhoe  oder  Diphthe- 
ritis zu  thun  haben  werde.  Erst  wenn  man  nach  dem  Auftreten  stärkerer 
Lidschwellung  unter  heftigen  Schmerzen  und  starker  Wärmeentwicklung 
der  Lider  die  Conjunctiva  palpebrarum  an  einer  oder  an  mehreren  Stellen 
(selten  durchaus)  von  einer  opaken  weissgrauen  Masse  infiltrirt,  vielleicht 
auch  nebstdem  noch  mit  einer  matten,  fest  adhärirenden,  weissgrauen 
Membran  belegt  findet,  während  die  nächste  Umgebung  eines  solchen 
Herdes  mehr  weniger  geschwellt  und  geröthet  oder  ecchymotisch  ge- 
sprenkelt erscheint,  kann  man  aus  dem  Befunde  allein  auf  Diphtheritis 
schliessen.  Das  Aussehen  einer  diphtheritischen  Stelle  und  ihrer  Um- 
grenzung hat  grosse  Aehnlichkeit  mit  einer  durch  Aetzung  oder  Ver- 
brühung verschorften  Partie;  die  infiltrirte  Partie  erscheint,  wenn  sie 
nicht  zugleich  an  der  Oberfläche  belegt  ist,  gewissermassen  deprimirt 
gegen  ihre  Umgebung.  Die  Dicke  (Mächtigkeit)  des  Infiltrationsherdes 
kann  leicht  unterschätzt  werden,  wenn  derselbe  keine  grosse  Ausdehnung 
hat,  daher  mehrseitig  oder  ringsum  von  geschwellter  und  gerotteter 
Bindehaut  gleichsam  überragt  wird.  Aber  das  Lid,  welches  der  Sitz 
einer  solchen  Infiltration  ist,  erscheint  nicht  nur  dicker,  sondern  auch 
hart  und  prall,  und  lässt  sich,  abgesehen  von  der  oft  enormen  Empfind- 
lichkeit ?,^n  Berührung,  schon  deshalb  schwer  vom  Bulbus  abheben 
und  noch  schwerer  oder  gar  nicht  umstülpen.  —  Ein  verlässliches  Zeichen 
für  die  diphtherische  Natur  der  Bindehautentzündung  erhält  man  in 
Fällen,  wo  Excoriationon  an  dem  unteren  Lide,  an  den  Nasenflügeln, 
an  den  Mundwinkeln  vorhanden  sind,  dadurch,  dass  sich  daselbst  diph- 
theritische  Plaques  bilden.  Diese  Stellen  erscheinen  matt  weissgrau,  von 
einem  mehr  weniger  gerötheten  und  geschwellten  Hofe  umgeben;  ihr 
Belag  lässt  sich  nicht  abstreifen,  bis  er  von  selbst  abgestossen  wird. 
(Auft'allende  Narben  in  der  Haut  als  Folgen  derselben  habe  ich  bisher 
nicht  beobachtet.) 

Das  Secret,  anfangs  wie  bei  Katarrh,  wird  sehr  bald  trübe  (durch 
Beimengung  von  Blut-  und  Eiterkugeln)  und  bleibt  längere  Zeit  (mehrere 
Tage)  vorwaltend  dünnflüssig  mit  consistenteren  Flocken  (Schleim-Eiter, 
abgestossene  Partien  der  Exsudatmembran  oder  nekrotischer  Gewebe- 
partikeln). Später,  wenn  die  Circulation  in  der  Conjunctiva  nach  Schmel- 


Diphtheritis.  .r,<> 

zung  und  Abstossung  der  Exsudatmassen  freier  geworden  ist  und  die 
Bindehaut  wieder  mehr  ein  gleichmässig  rothes  und  lockeres  Aussehen 
gewonnen  hat,  wird  das  Secrel  mehr  gleichmässig  trüh  und  eiterähnlich, 
nimmt  dünn  allmälig  an  Menge  und  Consistenz  ah  und  verschwindet 
endlich  nach  völliger  Vernarbung  der  wund  gewordenen  Stellen.  Hiemit 
ist  dann  auch  meistens  eine  mehr  weniger  merkliche  Flächenabnahme 
der  Bindehaut,  häufig  überdies  eine  Verwachsung  der  Conj.  palpebrarum 
mit  der  Conj.  hulbi  von  der  Uebergangsfalte  her  gegeben,  und  in  Fällen 
weit  verbreiteter  oder  allgemeiner  diphtheritischer  Infiltration  kann  es 
sogar  zu  einem  totalen  Symblepharon  und  zu  X  e  r  o  p  h  t  h  a  1  m  u  s 
kommen. 

Das  Schicksal  der  Cornea,  partielle  oder  totale  Zerstörung  der- 
selben, hängt  auch  hier  wie  bei  der  acuten  Blennorrhoe  davon  ab,  ob 
die  Conj.  bulbi  an  einer  relativ  kleinen  Partie  oder  in  grosser  Ausdeh- 
nung (rings  um  die  Cornea)  Sitz  der  starren  Infiltration  wurde.  Bei 
partieller  Infiltration  der  Conj.  bulbi  ist  es  immer  die  diesem  Herde  zu- 
nächst (in  demselben  Meridiane)  gelegene  Partie  der  Cornea,  welche 
zuerst  trüb,  eitrig  infiltrirt  und  durch  Schmelzung  zerstört  wird;  solche 
Fälle  partieller  Infiltration  sind  es,  welche  noch  Aussicht  auf  Erhaltung 
der  übrigen  Hornhaut  lassen,  so  ferne  diese  nicht  von  gespannter  Che- 
mosis umgeben  erscheint.  In  analoger  Weise,  wie  nach  partieller  An- 
ätzung oder  Verbrühung  der  Conjunctiva  bulbi  und  der  Cornea  sieht 
mau  mitunter  auch  in  Folge  partieller  Diphtheritis  nach  Beendigung 
des  Processes  eine  flügelfellartige  Hinüberziehung  einer  Bindehautpartie 
auf  eine  periphere  Hornhautnarbe.  -  -  Beschränkt  sich  die  diphtheritische 
Infiltration  blos  auf  die  Lidbindehaut,  so  wird  das  Auge  schlimmsten 
Falles  durch  Distichiasis,  Trichiasis  oder  Entropium  geschädigt. 

Vorkommen  und  Ursachen.  Wenn  die  Annahme,  dass  Diphtheritis 
durch  die  blosse  Uebertragung  katarrhalischen  oder  blennorrhoischen 
Secretes  hervorgerufen  werden  könne,  richtig  wäre,  dann  müsste  diese 
Krankheit  wohl  häufiger  und  allerorts  vorkommen.  Die  Diphtheritis  ist 
aber  relativ  zu  den  acuten  Formen  des  Katarrhes  und  der  Blennorrhoe 
sehr  selten  und  nur  in  gewissen  Gegenden  (Städten)  zu  manchen  Jahres- 
zeiten etwas  häufiger  (endemisch?  epidemisch?)  beobachtet  worden  '). 
Die  eigentliche  Entstehungsursache  muss  also  wohl  in  anderen  Momenten 
gesucht  werden.  Auch  die  vielseitig  beliebte  Steigerung  einer  katarrha- 


'}  Graefe,  Archiv  f.  0.  I.  B.  1.  Abth.  Jacobson,  Arch.  i*.  0.  VI.  2.  Abth. 
Mooren,  ophthalmol.  Beobachtungen,  Berlin  1807.  Hirschberg,  klin.  Beobacht. 
Wien  1874.  Hans  Adler,  Wittelshöfer's  Wochenschr.   1878.  Nr.  15.- 


60  Bindehaut. 

lischen  oder  blennorrhoischen  Entzündung  zu  Diphtheritis  bringt  uns 
bezüglich  der  Aetiologie  um  keinen  Schritt  weiter,  soferne  die  Momente, 
welche  eine  solche  Steigerung  bewirken  sollen,  nicht  näher  definirt 
werden-,  der  sogenannte  Metaschematismus  der  Krankheiten  ist  vom 
nosologischen  Standpunkte  aus  ebenso  schwer  zu  beweisen  als  zu  wider- 
legen; er  muss  als  willkürliche  Annahme  betrachtet  werden.  Auch  die 
Aulstellung  sogenannter  Mischformen,  wohl  nur  in  der  Ophthalmologie 
noch  hie  und  da  gebräuchlich,  hat  das  Studium  der  Aetiologie  und 
Nosologie  eher  beirrt  als  gefördert. 

Erwiesen  ist  die  eminente  Ansteckungskralt  des  diphtheritischen 
Secretes,  wenn  es  durch  tastbare  Gegenstände  auf  ein  Auge  übertragen 
wird.  Gegen  seine  Haftung  schützt  kein  Alter,  keine  Constitution.  Da 
aber  die  Diphtheritis  conjunctivae  gleich  der  Diphtheritis  faucium  vor- 
zugsweise bei  Kindern  beobachtet  wurde,  so  kann  die  Entstehung  offenbar 
nicht  bei  allen  Fällen  auf  Infection  bezogen  werden:  man  muss  vielmehr 
annehmen,  dass  der  kindliche  Organismus  vermöge  einer  besonderen, 
zur  Zeit  allerdings  nicht  näher  defmirbaren  Disposition  den  äusseren 
(atmosphärischen)  Schädlichkeiten  nicht  dieselbe  Widerstandskraft  wie 
das  spätere  Alter  entgegenzusetzen  vermag,  dass  sich  die  Krankheit  im 
Kindesalter  auch  ohne  Infection  entwickeln  könne.  Man  darf  als  das 
Wahrscheinlichste  annehmen,  dass  niedere  Organismen  (Pilze.  Mikro- 
kokken),  welche  sich  in  feuchten,  mit  Menschen  überfüllten,  der  Sonne 
lind  der  Lufterneuerung  wenig  zugänglichen,  namentlich  in  Souterrain- 
Wohnungen  leicht  entwickeln,  in  der  Schleimhaut  nicht  nur  des  Rachens, 
sondern  auch  der  Conjunctiva  kindlicher  Individuen  einen  geeigneten 
Boden  finden,  zu  haften  und  die  obgenannten  Zufälle  einzuleiten.  Die 
elendesten  Stadtviertel  und  in  diesen  die  elendesten  Wohnungen  scheinen 
als  die  Brutstätten  des  diphtheritischen  Contagiums  bezeichnet  werden 
zu  müssen. 

Dass  das  Excret  von  Rachendiphtheritis  auch  das  Auge  inficiren 
kann,  weiss  ich  von  einem  Collegen,  welchem  beim  Bepinseln  der  Rachen- 
schleimhaut eines  Kindes  etwas  Schleimeiter  in  das  linke  Auge  ge- 
schleudert worden  war ;  obwohl  er  sich  das  Auge  angeblich  gleich  gut 
ausspülte,  entwickelte  sich  doch  schon  am  2.  Tage  eine  Conjunctivitis, 
welche  sich  bald  als  Diphtheritis  manifestirte  und  zur  totalen  Zerstörimg 
der  Cornea  sowie  zu  beträchtlicher  Schrumpfung  der  Conjunctiva  (am 
Bulbus  und  im  Uebergangstheile)  führte. 

Prognose.  Die  Diphtheritis  gehört  durchschnittlich  zu  den  gefähr- 
lichen Erkrankungen  des  Auges  wegen  der  Gefahr  partieller  oder  totaler 
Zerstörung'  der  Hornhaut.  Bei  einer  Frau,   welche  sich  von  ihrem  drei- 


Diphtheritis.  61 

jährigen  Kinde  inficirt  hatte,  und  bei  dem  eben  erwähnten  Collegen  sah 
ich  totale  Zerstörung  der  Cornea;  bei  einem  vierjährigen  Kinde  und  bei 
einem  achtjährigen  Knaben  blieben  die  Eornhäute  grösstentheils  erhalten, 
wurde  nur  (später)  Pupillenbildung  und  bei  dem  Knaben  die  Operation 
des  Flügelfelles  (auf  dem  rechten  Auge)  aöthig.  Die  Anhaltspunkte  zur 
Prognosis  bezüglich  dm  örtlichen  Befundes  -  wurden  bereits  bei 
der  Symptomatologie  angegeben. 

Behandlung,  a)  Endicatio  causalis.  Keller-  und  Souterrain- 
wohnungen  sollten  schon  als  Brutstätten  ansteckender  Krankheiten  nicht 
geduldet  werden,  wenigstens  nicht  für  Leute  mit  kleinen  Kindern.  Die 
Sanitätsmassregeln,  welche  für  Diphtheritis  faucium  gelten,  kommen 
eo  ipso  auch  bei  Diphtheritis  conjunctivae  in  Anwendung-.  Ist  das  eine 
Auge  noch  frei,  so  schütze  man  es  durch  den  Schlussverband,  welcher 
für  die  Blennorrhoe  angegeben  wurde.  Die  Umgebung  muss  auf  die 
Umstände,  unter  denen  Infection  erfolgen  kann,  aufmerksam  gemacht 
werden.  Infectio  in  distans  ist  nicht  beobachtet  worden. 

b)  Indicatio  morbi.  Im  Stadium  des  Ansteigens  der  Entzündung 
ist  bei  kräftigen  Individuen  wohl  eine  Blutentziehung  mittelst  Blut- 
egeln angezeigt,  am  besten  hinter  den  Ohren;  nahe  am  Auge  befindliche 
Wunden  können  leicht  besudelt,  daher  diphtheritisch  werden.  Aus  diesem 
Grunde  ist  auch  weder  zu  Bindehautincisionen  noch  zur  Spaltung  der 
äusseren  Commissur  zu  rathen.  Je  höher  die  Wärmeentwicklung  an  den 
Lidern,  desto  mehr  sind  kalte  Umschläge  wie  bei  der  acuten  Blen- 
norrhoe zu  empfehlen.  Wenn  jedoch  im  weiteren  Verlaufe  die  Lider 
nicht  mehr  heiss  anzufühlen  sind,  besonders  aber  wenn  dem  Kranken 
dieselben  lästig  werden,  so  müssen  sie  fortgelassen  oder  sogar  gegen 
feuchtwarme  Umschläge  (Infusum  tiorum  chamomillae,  Decoctum 
herbae  malvae)  vertauscht  werden.  Die  feuchtwarmen  Umschläge,  täglich 
mehrmals  stundenweise  applicirt,  lindern  nicht  nur  den  Schmerz,  sondern 
begünstigen  auch  die  Schmelzung  und  Abstossung  des  Exsudates.  Sie 
sind  auch  durch  Hornhautgeschwüre  nicht  contraindicirt.  Zur  Tempe- 
rirung  der  Lichtscheu  und  der  Schmerzen  empfehlen  sich:  Ein- 
träuflung  von  Atropin,  2 — 3stündliches  Aufstreichen  von  Ung.  cinereum 
mit  Extr.  belladonnae  und  Extr.  opii  aquosum .  bei  Erwachsenen  inner- 
lich Chloralhydrat,  Morphin  (oder  Morphininjectionen) ,  Pulv.  Doveri, 
Chinin.  Die  Reinigung  des  Auges  ist  wie  bei  der  Blennorrhoe  zu 
besorgen.  Die  Anwendung  reizender  Mittel  zur  Beschränkung  der  (in 
späterer  Zeit  reichlichen)  Secretion  erheischt  wegen  des  Vorhandenseins 
wunder  Stellen  die  grösste  Vorsicht.  Selbst  eine  einprocentige  Lapislösung 
darf  anfangs  nur  probatorisch  (Controle  der  Reaction)  angewendet  werden. 


62  Bindehaut. 

Dasselbe  dürfte  auch  von  Versuchen  mit  Chlorwasser,  mit  hyperinangan- 
saurem  Kali,  mit  Boraxlösimg  u.  dgl.  gelten.  Auch  ohne  solche  Mittel 
kehrt  die  Bindehaut,  soweit  sie  nicht  der  Phthisis  verfallen,  in  wenigen 
Wochen  zur  Norm  zurück.  Von  der  Einleitung  einer  Salivation  durch 
Calomel  oder  Einreibungen  mit  ünguentum  cinereum  habe  ich  sowohl 
bei  der  acuten  Bindehautblennorrhoe  als  bei  der  Diphtheritis  ab- 
schreckende Beispiele  gesehen,  weshalb  ich  mich  nie  zu  diesem  heroischen 
Mittel  zweifelhaften  Erfolges  (rücksichtlich  der  Augenkrankheit)  ent- 
schlossen habe. 

V.  Conjunctivitis  scrofnlosa  s.  lymphatica  (pustulosa,  phlyctaenulosa, 
Herpes  conjunctivae  et  corneae). 

Als  Conjunctivitis  lymphatica  bezeichnen  wir  eine  Entzündung. 
welche  ihren  Sitz  im  vorderen  Abschnitte  der  Conjunctiva  bulbi  oder 
im  Bereiche  der  Cornea  hat  und  sich  durch  Setzung  umschriebener 
(knötchen-,  pustel-  oder  bläschenförmiger)  Exsudate  unter  Ciliarinjection, 
dem  Sitze  der  Efflorescenz  entsprechend,  charakterisirt.  Das  Exsudat, 
welches  eine  solche  Efflorescenz  bildet,  lagert  zunächst  im  Gewebe  der 
Bindehaut  respective  in  der  conjunctivalen  Schicht  der  Cornea,  ist 
daher  wenigstens  anfangs  mit  Epithel  überkleidet,  halbtiüssig  und  so- 
gleich oder  erst  später  ganz  opak:  es  wird  einfach  resorbirt  oder  nach 
eitriger  Schmelzung,  welche  auch  die  subconjunctivalen  Gewebeschichten 
ergreifen  kann,  eliminirt. 

Symptome  und  Verlauf.  Die  entzündliche  Gewebeveränderung  tritt 
zumeist  in  der  vorderen  Zone  der  Conjunctiva  bulbi  zu  Tage, 
in  der  Kegel  im  Limbus  oder  unweit  davon,  seltener  im  Bereiche 
der  Cornea.  Sie  manifestirt  sich  durch  einen  oder  durch  mehrere 
staub-  bis  hirsekorngrosse  Hügel  und  erinnert  durch  diese  Form 
an  manche  Exantheme  der  Cutis.  Der  Eruption  eines  jeden  Hügels  g  ht 
partielle  Ciliarinjection,  meistens  auch  Schmerz  (flüchtige  Stiche) 
Lichtscheu  (selbst  Lidkrampf)  und  Thränenfluss  voraus.  Die  Ciliar- 
injection umkreist  die  ganze  Cornea,  wenn  deren  mittlere  Region  der 
Sitz  auch  nur  einer  einzigen  Efflorescenz  wird.  Die  periphere  Zone  der 
Conjunctiva,  bulbi  und  die  Lidbindehaut  können  dabei  unverändert  sein: 
oft  aber  kommen  zugleich  die  Erscheinungen  der  Conjunctivitis  catar- 
rhalis  vor.  Im  Bereiche  des  Tarsus  findet  man  selbst  bei  den  einfachsten 
Formen  das  Gefässnetz,  welches  die  Follikel  der  Meibonfschen  Drüsen 
umspinnt,  und  somit  auch  die  Conjunctiva  abnorm  injicirt.  Ausnahms- 
weise  findet  man  au  der  Tarsalbindehaut  nächst  dem  Lidrande  ein  rundes 


Conjunctivitis  scrofulosa.  63 

Geschwür  von  2    3  Mm.  Durchmesser,  offenbar  die  Folge  einer  daselbsi 
erfolgten  Eftlorescenz. 

Der  [nhalt  jedes  Exsudathügels  ist  ein  tnehr  weniger  consistenter, 
(Anhäufimg  von  /eilen')  oiemals  gleich  von  Anfang  ein  flüssiger, 
daher  die  Benennungen,  welche  Bläschen-  oder  Pustelbildung  supponiren, 
nicht  cori< cl  sind.  Die  einzelnen  Hügel  werden  im  Verlaufe  einiger  Tage 
resorbirt,  namentlich  die  kleineren,  oder  sie  gehen  nach  Abstossung  der 
sie  iiberkb  idenden  Epithelschicht  durch  eitrige  Schmelzung  von  der 
Kuppe  aus  in  Geschwüre  über.  Daher  zeigen  solche  Geschwüre  nicht 
nur  eine  kreisrunde  Form,  sondern  auch,  so  lange  nicht  alles  Exsudat 
eliminirt  ist,  eine  wallartige  (durch  noch  angeschmolzenes  Exsudat 
gebildete)  ümsäumung.  Die  Geschwüre,  welche  blos  im  Bereiche  der 
Conjunctiva  (bis  zum  scharfen  Rande  dc^  Limbus)  entstanden,  vernar- 
ben schliesslich  ohne  sichtbare  Spur. 

Aehnlich  gestaltet  sich  der  Verlauf,  wenn  Efflorescenzen  auf  dem 
Hornhauttareal  auftreten,  oder  vom  Limbus  aus  in  dasselbe  eingreifen. 
Wenn  eine  Efflorescenz  auf  der  Cornea  sich  deutlich  hügelförmig  auf- 
wölbt, so  könnte  ein  minder  geübter  Beobachter  sie  mit  einem  oberfläch- 
lich haftenden  fremden  Körper  verwechseln.  Anamnestische  Angaben  sind 
oft  nicht  verlässlich;  nur  scharfe  Besichtigung  bei  focaler  Beleuchtung  kann 
sicheren  Aufschluss  geben.  -  -  In  vielen  Fällen  erhebt  sich  die  Efllore- 
scenz  auf  der  Cornea  nicht  in  Form  eines  Hügels,  sondern  erscheint  mehr 
als  ein  kaum  merklich  aufgewölbtes  Infiltrat.  Sowohl  die  hügelförmigen 
als  die  mehr  flachen  Efflorescenzen  im  Bereiche  der  Cornea  können  nach 
einigen  Tagen  oder  Wochen  spurlos  verschwinden;  in  der  Kegel  jedoch 
zerfallen  sie  vom  Centrum  aus  und  führen  zu  Geschwüren,  welche  durch 
Fortschreiten  nach  der  Tiefe  oder  nach  der  Fläche  (durch  beides)  das 
Auge  sehr  ernstlich  gefährden,  seihst  vernichten  können,  glücklicher- 
weise jedoch  meistens  nur  mehr  weniger  oberflächliche  (demnach  persi- 
stirende  oder  transitorische)  Narben  hinterlassen. 

Aus  den  Geschwüren  an  und  für  sich  lässt  sich  ein  Rückschluss 
auf  ihre  Entstehung  mit  Wahrscheinlichkeit  machen,  wenn  das  Augen- 
leiden ohne  äussert  V*  ranlassung  entstanden  ist  und  wenn  nebst  einem 
oder  mehreren  Geschwüren  noch  hügelförmige  Exsudate  vorhanden  sind. 
In  zwei  Fällen  jedoch  lässt  sich  die  Bedeutung  eines  solchen  Geschwüres 
schon  aus  dem  Sitze  und  aus  der  Form  allein  mit  Sicherheit  bestimmen, 
a)  Wenn  ein  rundes  Geschwür  am  Bande  der  Cornea  so  sitzt,    dass 


'i  Den  mikroskopischen  Befund  gab  Iwanoff  in  der  Heidelberger  Versamm- 
lung 1869.  in  Zehender's  klin.  Monatsbl.   1869,  pag.  462  (mit   1  Abbildur.gj. 


64  Bindehaut. 

es  nicht  nur  in  die  Cornea,  sondern  auch  in  den  Skleralbord  eingreift,  so 
ist  es,  falls  Verletzung-  und  Herpes  zoster  ausgeschlossen  werden  können, 
sicher  aus  dem  Zerfalle  eines  solchen  Exsudates  entstanden.  Dem1  ander- 
weitig herbeigeführte  Hornhautgeschwüre  ziehen  nicht  einmal  den  .vom 
Limbus  bedeckten  Rand  der  Cornea,  geschweige  denn  den  Skleralbord 
selbst  mit  in  Schmelzung.  Führen  dann  solche  Geschwüre  zum  Durch- 
bruche der  Descemetischen  Membran,  so  wölbt  sich  die  vorgedrängte 
Iris  zunächst  über  der  Sklera  steil  auf,  und  ist  es  dann  zur  Ueberhäutung 
und  Vernarbung  gekommen,  so  erscheint  die  Pupille  aus  ihrer  Lage  ver- 
rückt, oft  in  eine  Spalte  verwandelt,  ungefähr  so,  wie  wir  sie  durch  Iri- 
desis  absichtlich  verlagern,  b)  In  manchen  Fällen  sieht  man  einen  Exsu- 
dathügel am  Limbus  von  seiner  Kuppe  aus  zerfallen  und  eine  kraterähn- 
liche Vertiefung  bilden;  während  aber  die  periphere  Hälfte  des  Walles 
von  dichtgedrängten  Gefässchen  durchsetzt  und  abgeflacht,  gleichsam 
verzehrt  wird,  bleibt  die  centrale  Hälfte  epaulettförmig  und  gefässlos 
stehen,  und  die  Grube  (das  Geschwür)  zAvischen  der  peripheren  und 
centralen  Hälfte  lässt  sich  nur  bei  guter  Beleuchtung  deutlich  erkennen. 
Nach  einigen  Tagen  sieht  man  den  epaulettförmigen  Wall  weiter  in 
das  Hereich  der  Cornea  hineingerückt,  an  seiner  coneaven  Seite  das  Ge- 
schwür und  zwischen  diesem  und  dem  Skleralboide  ein  Convolut  von  Ge- 
fässchen, welche  in  ihrer  Gesammtheit  gleichsam  ein  Bändehen  von  Gelas- 
sen darstellen,  das  natürlich  um  so  breiter  erscheint,  je  breiter  jener  Wall 
und  um  so  länger,  je  weiter  derselbe  bereits  vom  Skleralborde  abgerückt  ist. 
(J.  N.  Fischer's  Gefässbändchen.)  Eine  Zeit  lang  rückt  das  Ge- 
schwür mit  seinem  epaulettförmigen  Hände  in  gerader  Linie  vor.  dann 
aber  weicht  es  in  manchen  Fällen  ab,  so  dass  seine  weitere  Halm  einen 
Bogen  beschreibt  (wie  eine  Rakete).  Jeder  Punkt  des  Limbus  kann  den 
Ausgangspunkt  bilden  und  an  jedem  Punkt  der  geradlinigen  oder  bogen- 
förmigen Bahn  kann  dem  Fortschreiten  durch  Heilung  dt^  Geschwüres 
ein  Ende  gesetzt  werden.  Die  Bahn,  anfangs  als  rother  Streifen  sicht- 
bar, wird  allmälig  ärmer  an  Gelassen,  zuerst  in  der  Nähe  des  Limbus. 
lässt  sich  dann  deutlich  als  eine  Furche  (langgestreckte  Mulde)  wahr- 
nehmen und  bildet,  nachdem  mit  erfolgter  Vernarbung  des  Geschwüres 
auch  alle  Gefässe  im  Cornealbereiche  verschwunden  sind,  einen  mehr 
weniger  breiten  und  mehr  weniger  saturirten,  erst  grau-  dann  bläulich- 
weissen  Streifen,  welcher  sich,  wenn  überhaupt,  von  seinem  peripheren 
Ende  aus  aufhellt.  Dieser  Streifen,  auf  dessen  Anwesenheit  man  nach  Mo- 
naten, Jahren  noch  auf  Conjunctivitis  scrofulosa  mit  diesem  eigenthüm- 
lichen  Verlaufe  schliessen  kann,  ist  demnach  eine  mehr  weniger  ober- 
flächliche Hornhautnarbe.  Der  eben  geschilderte  Geschwürsprocess  führt 


Conjunctivitis  scrofulosa.  65 

niemals  zur  Perforation  der  Hornhaut  und  beeinträchtigl  das  Sehver- 
mögen "in  durch  die  allenfalls  persistente  Trübimg  vor  dem  Bereiche 
der  Pupille. 

Bisweilen  erscheint  die  Conjunctivitis  lymphatica  in  der  Form  von 
Pannus.  Zahlreiche  staub-,  mohnkorn-grosse  Exsudate  bedecken  ein 
mehr  weniger  grosses  Areal  der  Cornea,  auf  welchem  ich  zugleich 
oberflächlich  streichende  Gefässchen  zeigen.  Gewöhnlich  sieht  man  solche 
Körnchen  dann  auch  im  Limbus  und  in  der  angrenzenden  Partie  der 
Conjunctiva  eingesprengt.  Nur  die  grösseren  der  auf  der  Cornea  sitzen- 
den Hügel  gehen  mitunter  in  Geschwürchen  über:  die  kleineren  und 
die  in  der  Sklera  sitzenden  verschwinden  allmälig  spurlos.  Diese 
Form  gestattet  demnach  meistens  die  Aussiebt  auf  Restitutio  ad  inte- 
grum. Behufs  der  Unterscheidung  vom  blennorrhoisehen  Pannus  braucht 
man  nur  die  Conjunctiva  palp.  zu  durchmustern:  wo  diese  nicht  den 
Befund  der  chron.  Blennorrhoe  ergibt,  bat  der  Pannus  nur  die  Bedeu- 
tung der  Conjunctivitis  lymphatica  und  lässt  sich  derselbe  bald  und 
ohne  ernstere  Folgezustände  beheben.  Eine  beträchtliche  Mächtigkeit 
seheint  dieser  Pannus  nie  zu  gewinnen. 

Wenn  man  fragt,  mit  welchem  Rechte  eine  Entzündung,  die  im  Bereiche 
der  Cornea  auftritt,  als  Conjunctivitis,  nicht  als  Keratitis  bezeichnet  werde,  so 
muss  vor  allem  betont  werden,  dass  diese  Entzündung  jederzeit  von  jener  Corneal- 
schicht  ausgeht,  welche  man  als  modificirte  Conjunctiva  anzusehen  berechtigt  ist. 
„Ich  stehe  nicht  an,  die  sogenannte  Basalmembran  der  Cornea  für  einen  modi- 
ficirten  Theil  dieser  Substanz  zu  erklären,  d.  h.  desjenigen  Theiles,  welcher  gene- 
tisch der  Conjunctiva  angehört"  ').  „Man  kann  leicht  constatiren,  dass  die  Fasern, 
in  welche  die  Basalmembran  sich  auflöst,  in  die  zunächst  unter  dem  Epithel  ge- 
legenen,  etwas  festeren  Conjunctivalschichten,  die  man  als  Tunica  propria  der  Con- 
junctiva bezeichnet,  direct  übergehen.  Aber  auch  die  Fasern  des  lockeren  subcon- 
junctivalen  Gewebes  enden  nicht  scharf  abgeschnitten,  sondern  setzen  sich  in  die 
Fasern  fort,  welche  dicht  unter  der  vorderen  Grenzlamelle  der  Cornea  hinziehen. 
Man  kann  bei  der  Menschen -Cornea  leicht  mit  einer  Staarnadel  diese  vorderen 
Schichten  der  Cornea  von  der  darunter  liegenden  Substantia  propria  in  grösseren 
Stückin  ablösen;  es  reissen  diese  Stücke  am  Cornealfalze  nicht  ein,  sondern  gehen 
hier  in  die  erwähnten  entsprechenden  Theile  des  Limbus  conjunctivae,  beziehungs- 
weise der  Conjunctiva  sclerae  über"  -).  Durch  diese  Darstellung  hat  die  früher 
schon  aus  klinischen  Beobachtungen  gefolgerte  Ansicht,  dass  die  pathologischen 
Vorgänge,  welche  bei  chronischer  Blennorrhoe  sowohl,  als  bei  der  Conjunctivitis 
scrofulosa  im  Bereiche  der  Cornea  beobachtet  weiden,  ihren  Ausgang  von  der 
Bindehaut   nehmen   und  eigentlich   zunächst    dem    Bindehautüberzuge    der   Cornea 


')  Waldeyer,  mikroskop.  Anatomie  der  Cornea,  Sklera  und  Conjunctiva  in 
Graefe  und  Saemisch  Handbuch,   187 i,  B.  I.  Thl.    i.  pag.  202. 
•)  Ibidem  pag.  224. 

v.  Arlt,  Krankh.  des  Auges.  ;i 


66  Bindehaut. 

angehören,  fortan  auch  vom  anatomischen  Standpunkte  aus  eine  sichere  Basis  er- 
halten. Bei  den  meisten  Individuen  erfolgt  die  erste  Eruption  im  Limbus,  bei  sehr 
vielen  theils  im  Limbus.  theils  nächst  demselben  (im  Bereiche  der  Cornea),  und 
bei  einer  grossen  Zahl,  wo  die  Affection  im  Limbus  begann,  sieht  man  dieselbe 
durch  frische  Nachschübe  oder  einfach  durch  Ausbreitung  des  einen  und  des  an- 
deren Herdes  die  durchsichtige  Hornhaut  in  Mitleidenschaft  ziehen.  Fälle,  wo  die 
Exsudation  sogleich  im  Areal  der  durchsichtigen  Cornea  erfolgt  und  auf  dieses  be- 
schränkt bleibt,  sind  relativ  selten,  und  auch  in  diesen  unterscheidet  sich  der  wei- 
tere Vorgang  von  dem  bei  rein  episkleralen  Eruptionen  nur  dadurch ,  dass,  wenn 
nicht  Resorption,  sondern  eitrige  Schmelzung  eintritt,  die  Eiterung  wegen  der 
lest en  Unterlage  (Mangel  lockeren  Sübconjunctivalgewebes)  sich  mehr  nach  der 
Tiefe  oder  nach  der  Fläche  (oder  nach  beiden  Richtungen)  ausbreitet.  Trennt  man 
einem  Systeme  zu  liebe  die  Besprechung  der  Fälle,  wo  Eruptionen  im  Bereiche 
der  Cornea  auftreten,  von  der  Besprechung  jener,  wo  dieselben  im  Limbus  vor- 
kommen, so  muss  man  sich  eine  Inconsequenz  schon  deshalb  zu  Schulden  kommen 
lassen,  weil  in  allen  Fällen  des  letzteren  Vorkommens,  falls  Geschwürsbildung  auf- 
tritt, auch  die  Cornea,  die  Substantia  propria  derselben  in  Mitleidenschaft  gezogen 
wird.  Gleichwie  wir  bei  Katarrh  oder  bei  Blennorrhoe  das  Ergriffenwerden  der 
Cornea  als  ein  consecutives  betrachten,  müssen  wir  auch  hier  die  Bindehaut  als 
den  Ausgangsherd  der  Erscheinungen  auffassen,  welche  sich  im  weiteren  Verlaufe 
in  der  eigentlichen  Hornhautsubstanz  entwickeln.  Ein  analoges  Verhalten,  wie 
zwischen  der  eigentlichen  Conjunctiva  und  dem  conjunctivalen  Ueberzuge  der  Cor- 
nea beobachten  wir  in  Fällen  von  Skleritis  und  Keratitis,  wenn  sich  einzelne  Ent- 
zündungsherde halb  in  der  Sklera,  halb  in  der  Cornea  entwickeln,  eigentlich  von 
der  Sklera  aus  mehr  weniger  in  die  angrenzende  Cornea  hineinrücken. 

Wenn  eine  Effloresceiiz  im  Limbus  oder  nächst  demselben  im  An- 
züge ist,  so  entsteht  an  dieser  Stelle  zunächst  eine  partielle  Ciliarin- 
jeetion;  erweiterte  Gefässe  in  der  Bindehaut  entwickeln  sich  erst 
nach  erfolgter  Eruption.  Wenn  jedoch  eine  Efflorescenz  im  mittleren 
Theile  der  Cornea  ausbricht,  oder  wenn  zahlreiche  Efflorescenzen  im 
Limbus  im  Anzüge  sind,  findet  man  die  Ciliarinjection  rings  um 
die  Cornea.  -  Einzelne  Eruptionen  können  vorhanden  sein,  ohne 
dass  auffallende  Erscheinungen  (von  Seite  des  t Nervensystems) 
vorausgegangen  (manchmal  flüchtige  Stiche  im  Auge)  oder  nachfolgen, 
mit  Ausnahme  von  etwas  gesteigerter  Empfindlichkeit  gegen  das  Licht. 
Es  werden  Kinder  vorgeführt  „weil  sich  auf  dem  Auge  ein  Fleck  bildet" 
d.  h.  weil  das  zur  Heilung  eines  Hornhautgeschwüres  gebildete  Ersatz- 
gewebe allmälig  trüber,  daher  bemerkbarer  wird,  und  die  vorausgegangene 
Efflorescenz  unter  so  geringen  Zufällen  stattgefunden  hatte,  dass  sie 
wenig  oder  gar  nicht  beachtet  (wohl  auch  schon  vergessen)  wurde.  In 
der  Eegel  jedoch,  und  bei  mehrfacher  Efflorescenz  wohl  ohne  Ausnahme, 
treten  vor,  während  oder  nach  der  Eruption  andere,  mitunter  sehr 
heftige  Zufälle  zu  Tage. 


Conjunctivitis  scrofulosa.  67 

Die  auffallendste  and  lästigste  dieser  Erscheinungen  ist  eine 
erhöhte  Empfindlichkeit  gegen  das  gewöhnliche  Tageslicht 
(Lichtscheu,  Photophobie)  welche,  begleitet  von  vermehrter  Thränen- 
absonderung,  nicht  selten  bis  zum  krampfhaften  Verschlusse  der 
Lidspalte  (Blepharospasmus)  gesteigert  erscheint.  Obwohl  diese  Zufälle 
als  Reflexerscheinungen  von  der  Reizung  des  Trigeminus  am  Auge 
aufzufassen  sind  -  wir  sehen  sie  nach  dem  Eindringen  fremder  Körper 
in  den  Bindehautsack  rasch  auftreten  und  nach  der  Entfernung  fast 
ebenso  rasch  verschwinden  —  so  stehen  sie  doch  bei  der  eben  bespro- 
chenen Affection  durchschnittlich  nicht  im  geraden  Verhältnisse  zu  den 
sichtbaren  Veränderungen  am  Bulbus.  Sie  sind  oft  bei  sehr  geringer 
Produktbildung  am  Limbus  oder  an  der  Cornea  in  erstaunlich  hohem 
Grade  vorhanden,  so  dass  die  Kranken  Tage,  Wochen  lang  kein  Auge 
öffnen  und  bei  jedem  Versuche,  sie  ans  Tageslicht  zu  bringen,  vor 
Schmerz  aufschreien;  in  anderen  Fällen  dagegen,  wo  man  nach  den  Ver- 
änderungen am  Bulbus,  namentlich  an  der  Cornea,  einen  sehr  hohen 
Grad  von  Renexerseheinuugen  erwarten  sollte,  fehlt  nicht  nur  der  Ble- 
pharospasmus, sondern  sind  auch  Lichtscheu  und  Thränenfluss  in  sehr 
geringem  Grade  vorhanden.  Noch  auffallender  ist  die  Thatsache,  dass 
diese  Zufälle  in  den  Morgen-  und  Vormittagsstunden  die  grösste  Hef- 
tigkeit zeigen,  dagegen  in  den  Abendstunden  anfallend  remittiren,  so 
dass  dann  namentlich  Kinder  aus  ihreu  dunklen  Verstecken  hervorkrie- 
chen und  ihre  Spiele  aufnehmen. 

In  manchen  Fällen  beginnt  das  Leiden  des  Auges  mit  den  gewöhn- 
lichen Erscheinungen  eines  acuten  Bindehautkatarrhes  und 
kommen  die  charakteristischen  Efflorescenzen  (gewöhnlich  mehrere)  erst 
nach  einigen  Tagen  zum  Vorschein:  häufiger  jedoch  treten  die  katarrha- 
lischen Zufälle  erst  dann  auf,  wenn  bereits  eitrige  Schmelzung  einzelner 
Exsudate  erfolgt  ist,  oder  wenn  von  Zeit  zu  Zeit  frische  Exsudate  nach- 
geschoben werden.  In  letzterem  Falle  nimmt  die  Bindehaut  der  Lider 
nach  wochenlanger  Dauer  des  Uebels  oft  eine  gleichmässige  Röthe  und 
Schwellung  an  und  liefert  dabei  ein  so  reichliches  schleimig-eitriges 
Secret,  dass  man  eine  subacute  Blennorrhoe  vor  sich  zu  haben  vermei- 
nen kann.  Solche  Fälle  sind  in  der  That  als  scrofulöse  Bindehautblen- 
norrhoe  beschrieben  worden,  obwohl  sie,  wie  wir  sehen  werden,  eine  ganz 
andere  Behandlung  erfordern. 

Wenn  Lichtscheu  und  Thränenfluss  längere  Zeit  bestehen,  beson- 
ders aber  wenn  zugleich  Schleimsecretion  vorhanden  ist,  so  entstehen 
sehr  oft  Excoriationen  an  der  Lidhaut,  welche  am  temporalen  Win- 
kel sehr  leicht  zu  Blepharophimosis  führen.  Nur  wo  diese  entstan- 

5* 


68  Bindehaut. 

den  ist,  kommt  es  hie  .und  da  einmal  zn  Entropium  des  unteren 
Lides-,  eine  bleidende  Lage-  oder  Formveränderung  der  Lider  ist  auch 
Dach  Monate  lang  andauerndem  Blepharospasmus  nicht    zu    befürchten. 

Sehr  häufig,  vielleicht  in  der  Hälfte  der  Fälle,  findet  man  zu- 
gleich Blepharitis  vor.  Oefters  hat  dieselbe  schon  früher  bestanden, 
seltener  tritt  sie  erst  während  oder  nach  dem  Ausbruche  der  Conjun- 
ctivitis auf.  Man  kann  diese  Affection  leicht  übersehen,  wenn  man  sich's 
nicht  zur  Kegel  gemacht  hat,  bei  jeder  Bindehautentzündung  den  inter- 
marginalen Saum  genau  zu  besichtigen.  Die  Blepharitis  manifestirt  sich 
nämlich  in  vielen  Fällen  nur  dadurch,  dass  der  intermarginale  Saum 
streckenweise  (selten  durchaus)  breiter  erscheint  und  zwar  durch  Schwel- 
lung (Verdickung)  der  vorderen  Kante.  An  den  Strecken,  wo  der  inter- 
marginale Saum  breiter,  demnach  der  Lidrand  etwas  dicker  erscheint, 
findet  man  die  Cutis  nicht  nur  vor,  sondern  auch  an  und  hinter  der 
Sprossungslinie  der  Cilien  geröthet  und  bis  zur  Ausmündungslinie  der 
Meibom'schen  Drüsen  mit  kleinen  knötchenförmigen  rothen  Hügeln  besetzt. 
Auch  kleine  Epidermisschollen  oder  Schüppchen  an  der  Basis  der  Wim- 
pern können  leicht  übersehen  oder  für  eingetrockneten  Schleim  gehalten 
werden.  (Vergl.  Blepharitis). 

Vorkommen,  Ursachen.  Diese  Krankheit  ist  unstreitig  allerorts  die 
allerhäufigste  der  Augenentzündungen.  Das  grösste  Contingent  liefert  das 
Kindesalter  (doch  nicht  vor  dem  9.  Monate),  nächstdem  das  Knaben- 
alter. Die  Fälle,  wo  das  Leiden  erst  um  die  Zeit  der  Pubertät  ausbricht, 
sind  seltener,  dafür  meistens  gefährlicher  und  hartnäckiger.  Im  Mannes- 
und im  Greisenalter  erfolgt  mitunter  eine  Anfall  bei  Individuen,  welche, 
nachdem  sie  früher  an  Scrofulosis  gelitten  hatten  und  dann  längere  Zeit 
gesund  erschienen  waren,  durch  schwächende  Einflüsse  (schlechte  Nah- 
rung, dumpfige  Wohnung,  längeres  Säugen  u.  dgl.)  in  der  Ernährung 
sichtlich  herabgekommen  sind. 

Diese  Form  von  Bindehautentzündung  kommt  so  häufig  mit  deut- 
lichen Erscheinungen  von  Scrofulosis  in  anderen  Organen  vor,  dass 
man  schon  durch  dieses  Vorkommen  auf  einen  ursächlichen  Zusammen- 
hang mit  diesem  Allgemeinleiden  hingeleitet  wird.  Sie  zeigt  aber  auch 
in  jenen  Fällen,  wo  manifeste  Zeichen  von  Scrofulosis  zur  Zeit  der 
Conjunctivitis  vermisst  werden,  ein  von  äusseren  Schädlichkeiten  so 
wenig  abhängiges  Auftreten  und  Recidiviren,  dass  man  in  ähnlicher 
Weise  wie  bei  Manifestationen  der  Syphilis  zur  Annahme  eines  im 
Organismus  selbst  liegenden  Causalmomentes  gedrängt  wird.  Eine 
nähere  Erörterung  der  Scrofulosis  überhaupt  ist  an  diesem  Orte  weder 
möglich  noch  nothwendig;  die  Kenntniss  dieser  weitverbreiteten  Krank- 


Conjunctivitis  scrofulosa.  IUI 

heit  darf  hier  füglich  vorausgesetzt  werden.  Wollte  man  Scrofulosis 
nur  dann  annehmen,  wenn  man  Anschwellung  (Infiltration)  der  Lymphdrü- 
sen oder  Caries  vorfindet,  so  würde  man  vielleicht  kaum  die  Hälfte  solcher 
Augenkranken  für  scrofulös  erklären  dürfen.  Man  muss  auch  den  Zu- 
stand der  allgemeinen  Bedeckung,  der  Schleimhäute  (besonders  der  Nase 
und  des  Rachens)  der  körperlichen  Entwicklung  (zur  Pubertätszeit)  und 
der  Ernährung  überhaupt  in  Betracht  ziehen.  Da  sich  auch  dieses 
Allgemeinleiden  gleich  anderen  zuerbt  am  Auge  deutlich  manifestiren 
kann,  so  darf  man  bei  typisch  ausgeprägter  Form  der  Conjunctivitis 
mindestens  den  Verdacht  auf  Scrofulosis  als  Ursache  nicht  sofort  von 
sich  weisen,  namentlich  wenn  man  nicht  Gelegenheit  hat,  die  betreffen- 
den Individuen  durch  eine  längere  Zeit  zu  beobachten.  Gewiss  wird  man 
es  nie  zu  bedauern  haben,  wenn  man  bei  seinen  weiteren  Massnahmen 
bezüglich  der  Prognosis  und  Therapie  von  dieser  Supposition  ausgeht, 
während  die  Annahme  eines  rein  örtlichen  Leidens  sehr  leicht  zur  Ver- 
nachlässigung entsprechender  prophylaktischer,  namentlich  hygienischer 
Rathschläge  führt.  Denn  es  handelt  sich  ja  nicht  blos  um  den  eben 
vorliegenden  Anfall  von  Entzündung,  sondern  auch  um  den  Gesundheits- 
zustand im  Allgemeinen  und  um  die  Verhütung  von  Recidiven.  Dass 
diese  Krankheit  in  eminenter  Weise  häutig  wiederkehrt,  geben  auch 
jene  zu,  welche  dieselbe  als  locales  Leiden  bezeichnen.  Während  mau 
in  anderen  Fällen  z.  B.  bei  Iritis,  nicht  selten  die  Ursache  des  Reci- 
divirens  in  örtlichen  Veränderungen  (Folgen  der  vorausgegangenen  Ent- 
zündung) findet,  kann  man  hier  in  der  Zwischenzeit  am  Auge  oft  nicht 
die  geringste  Veränderung  auffinden,  welche  Verdacht  auf  eine  Recidive 
geben  möchte. 

Eine  andere  Frage  ist  die,  ob  man  in  Fällen,  wo  keine  anderweitigen  mani- 
festen Zeichen  von  Scrofulosis  vorhanden  sind,  dem  Kranken  (seinen  Angehöri- 
gen) sagen  solle,  das  Augenleiden  sei  scrofulösen  Ursprunges.  Bei  den  Ansichten, 
welche  gegenwärtig  über  die  Scrofulosis  im  Publikum  gang  und  gäbe  sind,  wird 
es  nicht  nur  in  wenig  markirten,  sondern  meistens  auch  in  eclatanten  Fällen 
durchschnittlich  gerathen  sein,  den  Kaien  gegenüber  das  Augenleiden  als  Folge 
zarter  Constitution,  eben  überstandener  Krankheiten,  Fehler  in  der  physischen  Er- 
ziehung u.  dgl.  zu  bezeichnen,  und  demgemäss  eine  Basis  für  die  weiter  anzuord- 
nende diätetische  und  medicamentöse  Behandlung  zu  gewinnen.  Erklärt  man  aber 
das  Uebel  für  ein  rein  örtliches,  so  werden  sieh  der  Patient  oder  seine  Angehöri- 
gen schwerlieh  zu  Massregeln  entschliessen ,  welche  nur  bei  grosser  Beharrlichkeil 
und  Consequenz  von  Erfolg  sein  können.  Unter  Umständen  sae-en  wir  ja  auch  bei 
Blennorrhoe,  hei  Syphilis  dem  Laien  nicht,  was  wir  über  die  Natur  seines  Leidens 
denken  (wissen),  und  leiten  unbeirrt  die  unserer  Ueberzeugung  entsprechende  Be- 
handlung ein. 


70  Bindehaut. 

In  dem  Streben,  diese  Augenentzündung  als  ein  rein  örtliches 
Leiden  darzustellen,  haben  einige  Autoren  sich  verleiten  lassen,  die 
Reihenfolge  krankhafter  Erscheinungen  umzukehren.  Dies  gilt  zunächst 
für  die  Anschwellung  der  Nasenflügel  und  der  Oberlippe. 
Diese  in  manchen  Fällen  ganz  charakteristische  Veränderung  soll  durch 
die  vermehrte  Thränenabsonderung,  also  durch  chemische  Reizung  der 
Nasenschleimhaut  und  der  angrenzenden  Cutis  bewirkt  werden.  Wer 
dieser  Meinung  ist,  dem  braucht  man  nur  zu  rathen,  dass  er  sorgfäl- 
tiger beobachte  und  examinire;  er  wird  bald  zugestehen  müssen,  dass 
solche  Anschwellungen  in  vielen  Fällen  Tage,  Wochen  lang  bemerkt 
werden,  bevor  sich  eine  Spur  des  Augenleidens  zeigt.  Die  Entzündung 
der  Nasenschleimhaut,  welche  man  vielleicht  als  Ursache  der  Schwel- 
lung der  Nasenflügel  und  der  Oberlippe  ansehen  darf,  wird  also  wohl 
noch  durch  etwas  anderes  als  durch  das  reichlichere  Zuströmen  von 
Thränen  bedingt  sein  können.  Sie  ist  übrigens  bilateral,  auch  wenn  nur 
das  eine  Auge  leidend  ist,  und  sie  ist  manchmal  auch  bei  relativ  gerin- 
ger Illacrimation  sehr  stark  entwickelt.  ■  ■  Man  hat  ferner  behauptet, 
die  Anschwellung  der  Halsdrüsen  entwickle  sich  erst  in  Folge 
des  Augenleiden-,  sie  stehe  zu  diesem  in  demselben  Verhältnisse,  wie 
etwa  die  Anschwellung  der  Ach  eldrüsen  zu  einem  Panaritium.  Aber 
solche  Anschwellungen  bestehen  factisch  in  der  Eegel  schon  vor  dem 
ersten  Anfalle  einer  solchen  Augenentzündung,  und  bei  vielen  Individuen, 
welche  früher  nie  eine  solche  Augenentzündung  hatten,  sehen  wir  diese 
zuerst  auftreten,  nachdem  die  Halsdrüseu  längst  vereitert  sind  und  nur 
die  bekannten  entstellenden  Narben  zurückgelassen  haben.  Es  kommen 
Fälle  vor,  wo  das  Augenleiden  auf  die  eine,  die  Drüseninfiltration  auf 
die  andere  Körperseite  beschränkt  bleibt.  Wir  sehen  (am  häufigsten  bei 
acuter  Bindehautblennorrhoe.  aber  auch  bei  Schankern  oder  bei  Epithe- 
liom an  der  Conjunctiva)  Lymphdrüsen  anschwellen,  aber  nicht  am 
Hui  e.  sondern  vor  dem  Ohre,  und  diese  gehen  mit  der  Krankheit 
(Blennorrhoe.  Schanker)  zurück:  sie  erreichen  nie  die  Grösse  einer  Ha- 
selnuss,  noch  führen  sie  zu  sieht-  oder  fühlbarer  Mitleidenschaft  der 
Halsdrüsen.  -  Bezüglich  des  gleichzeitig  mit  dieser  Bindehautaffection 
sehr  oft  vorkommenden  Ekzems  der  Gesichtshaut  sind  differente 
Deutungen  publicirt  worden.  Die  Efflorescenzen  am  Bulbus  lassen  sich 
ohne  Zwang  mit  den  ekzematösen  Eruptionen  auf  der  Cutis  in  Parallele 
bringen.  Man  wird  sich  aber  in  jedem  einzelnen  Falle  immer  wieder 
fragen  müssen:  ist  die  Efflorescenz  durch  eine  örtliche  Reizung  oder 
durch  eine  besondere,  und  durch  welche  Disposition  bedingt?  Wenn 
Ekzem  in  der  Nähe  des  Auges  vorher  oder  gleichzeitig  mit  der  Efflore- 


Conjunctivitis  scrofulosa.  71 

sceuz  am  Auge  auftritt,  so  kann  man  daran  denken,  dass  die  Augen- 
affection  eine  Folge  der  Eautaffection  sei.  Es  kommt  vor,  dass  bei  Akne 
rosacea  papulöse  Efflorescenzen  am  Limbus  oder  auf  der  Cornea  auf- 
treten und  häufig  reeidiviren,  so  lange  es  nichl  gelingt,  die  Akne  gründ- 
lich zu  beseitigen.  Ech  habe  auch  bei  einem  das  Gesicht,  besonders  die 
Stirn  reichlich  bedeckenden  papulösen  Syphilide  eine  sehr  deutlich  mar- 
kirte  Papel  am  Limbus  der  linken  Hornhaut  (nach  innen-oben)  gesehen, 
zugleich  mit  solchen  Eruptionen  an  der  äusseren  Kante  des  intermar- 
ginalen Saumes.  Man  rindet  aber  auch  zahlreiche  Fälle,  wo  Ekzem  an 
den  Lidern  und  Wangen  erst  nach  dem  Ausbruche  der  Augenaffection, 
ja  nach  längerem  Bestände  dieser  zum  Vorschein  kommt,  namentlich 
wenn  die  Augen  wegen  starker  Lichtscheu  —  demnach  reichlichen  Thrä- 
nens  —  verbunden  oder  verdeckt  gehalten  werden.  Hier  ist  wohl  die 
stete  Einwirkung  der  Thränen  die  erregende  Ursache  des  Ekzems. 

Bezüglich  der  äusseren  Schädlichkeiten,  welche  direct  auf  das 
Auge  wirken,  ist  zu  bemerken,  dass  eine  Verletzung,  Verkühlung  u. 
dgl.  wohl  den  Anstoss  zum  Ausbruche  dieser  Affection,  aber  nicht  die 
eigentliche  Ursache  abgeben  kann.  Dafür  spricht  nicht  nur  das  häufige 
Auftreten  dieses  Augenleidens  bei  Kindern  nach  schweren  Krankheiten 
(Masern,  Scharlach,  Blattern),  sondern  auch  das  häufige  Wiederkeh- 
ren bald  auf  dem  einen  bald  auf  dem  anderen  Auge  (meistens  mit 
Blepharitis)  und  ganz  besonders  der  Umstand,  dass  man  öfters  während 
der  Behandlung  des  einen  Auges  und  während  der  sorgfältigsten  Pflege 
und  Ueberwachung  des  Kranken  eine  Efflorescenz  auf  dem  anderen 
Auge  auftreten  sieht.  Es  kommen  Fälle  vor.  wo  man  nur  durch  die 
tägliche  Besichtigung  beider  Augen  auf  das  Beginnen  der  Eflloreszenz 
an  dem  zweiten  Auge  geführt  wird. 

Prognose.  Diese  betrifft  theils  das  Allgemeinleiden,  theils  die 
Veränderungen  am  Auge.  Rücksichtlich  des  ersteren  muss  zwischen 
ererbter  und  erworbener  Scrofulosis  unterschieden  werden.  Bei  der 
ersteren  ist  die  Prognosis  bezüglich  der  Dauer  und  der  Becidive  des 
Augenleidens  ungünstiger,  besonders  wenn  dasselbe  erst  um  die  Puber- 
tätszeit auftritt.  Die  Unterscheidung  zwischen  ererbter  und  erworbener 
Scrofulosis  kann  sehr  schwierig  sein,  weil  Eltern,  welche  in  ihrer 
Jugend  scrofulös  waren,  dennoch  ganz  gesunde  Kinder  zeugen  können. 
Wo  nicht  bestimmte  Indicien  für  Erblichkeit  sprechen,  wird  mau  bei  der 
Stellung  der  Prognosis  theils  auf  das  Gesammtbefinden  des  Individuums, 
namentlich  auf  den  Zustand  der  Körperentwicklung  und  der  Ernährung 
zu  sehen  haben,  theils  auf  die  Verhältnisse,  unter  denen  das  Individuum 
lebt,  und  auf  die  Möglichkeit,  ungünstigen  Verhältnissen  abzuhelfen. 


7  2  Bindehaut. 

Eücksichtlich  des  Augenleidens  an  und  für  sich  hängt  die  Progno- 
sis  in  erster  Linie  von  den  bereits  vorgefundenen  oder  bevorstehenden 
Veränderungen  namentlich  an  der  Cornea,  in  zweiter  Linie  aber  auch 
von  den  Lebensverhältnissen  und  der  Pflege  (dem  Verhalten)  des  Indi- 
viduums ab.  Der  heftigste  und  hartnäckigste  Blepharospasmus  an  und 
für  sich  braucht  den  Arzt  nicht  bange  zu  machen,  gefährlich  sind  nur 
ausgebreitete  (namentlich  centrale)  oder  confluirende  Geschwüre,  und 
gerade  diese  pflegen  unter  relativ  geringen  Reizerscheinungen  aufzutre- 
ten und  zu  verlaufen,  daher  man  sie  auch  als  torpide  bezeichnet.  Sie 
greifen  bald  rasch,  bald  unvermerkt  weiter  und  tiefer  und  führen  leider 
hie  und  da  auch  einmal  trotz  der  sorgfältigsten  Pflege  und  Behandlung 
zum  Ruin  der  Cornea.  (Diesen  Ausgang  habe  ich  nur  bei  manifester 
Scrofulosis  beobachtet.)  Die  in  Form  von  Infiltraten  auftretenden  flachen 
Efflorescenzen  lassen,  selbst  wenn  sie  einen  grösseren  Durchmesser  zeigen, 
so  lange  eine  Aussicht  auf  eine  theilweise  Resorption,  als  sie  nicht  in 
grössere  Geschwüre  übergegangen  sind.  (Vergl.  Keratitis.)  Die  übrigen 
Anhaltspunkte  für  die  Prognosis  sind  in  der  Schilderung  der  Symptome 
und  des  Verlaufes  enthalten. 

Behandlung,  a)  Die  Causa lindication  erfordert  zunächst  die 
Berücksichtigung  des  Gesundheitszustandes  im  Allgemeinen, 
besonders  in  Bezug  auf  die  körperliche  Entwicklung,  die  Ernährung, 
specielle  örtliche  Leiden  z.  B.  Caries,  Amenorrhoe  u.  s.  w.  und  der 
Verhältnisse,  unter  denen  der  Kranke  lebt,  besonders  bezüglich 
der  Nahrung,  Wohnung.   Körperbewegung,  Pflege  der  Haut. 

Die  gröbsten  Verstösse  gegen  die  Diätetik  werden  gewöhnlich  bei 
Kindern  begangen  theils  wegen  ungünstiger  Verhältnisse,  theils  wegen 
Vorurtbt'ile  oder  Mangels  an  Verständuiss.  Vor  allem  müssen  feuchte, 
der  frischen  Luft  und  den  Sonnenstrahlen  wenig  zugängige  Wohn- 
besonders  Schlafzimmer  als  nachtheilig  bezeichnet  werden.  Die  Wohn- 
stuben sind  oft  wegen  schlechten  Baumateriales  oder  weil  sie  zu  früh 
bezogen  wurden,  oft  wegen  zu  tiefer,  halb  unterirdischer  Lage,  oft  wegen 
Ueberfüllung  mit  Menschen  oder,  weil  darin  gekocht  und  gewaschen 
wird,  feucht  und  dumpfig;  oft  ist  dies  nur  der  zum  Schlafen  benützte 
Kaum,  weil  er  nicht  geheizt,  blos  von  dem  anstossenden,  zum  Wohnen 
oder  Kochen  benützten  Locale  aus  erwärmt,  mithin  von  da  aus  dunstig 
wird.  Auch  bei  wohlhabenden  Leuten  wird  leider  oft  das  am  ungün- 
stigsten gelegene  Zimmer  als  sogenannte  Kinderstube  verwendet.  Das 
sind  wahre  Brutstätten  für  Scrofulosis,  nicht  blos  für  Schimmelbildung, 
die  man  an  dem  modrigen  Gerüche  erkennt,  an  Schuhen  u.  dgl.  nach- 
weisen kann. 


Conjunctivitis  scrofulosa.  73 

Fehler  gegen  die  gehörige  Lüftung  und  gegen  die  nöthige  Be- 
wegung im  Freien  werden,  falls  nicht  schon  früher,  doch  wenigstens 
dann  begangen,  wenn  ein  Kind  mit  mehr  weniger  Lichtscheu  an  den 
Augen  leidet.  Äengstlich  werden  die  Fenster  geschlossen  nnd  bis  zu 
förmlicher  Verfinsterung  der  Stube  verhängt  gehalten;  man  gestattet 
den  Keinen,  ihr  Gesicht  in  den  Betten  oder  an  der  Brust  der  Wärte- 
rin zu  bergen  oder  man  verbindet  die  Augen.  Man  weiss  eben  nicht, 
dass  durch  solches  Verfahren  die  Lichtscheu  vielmehr  gesteigert  wird, 
und  dass  durch  die  von  Schweiss  und  Timmen  befeuchteten  Tücher 
Excoriationen  oder  Ekzem  erregt  werden,  welche  nun  den  Trigeminus 
auch  von  der  Haut  aus  reizen.  Ein  Arzt,  welcher  von  solchen  Missgrif- 
fen keine  Notiz  nimmt  (dem  sie  verhehlt  werden),  darf  sich  nicht  wun- 
dern, wenn  seine  pharmaceutischen  Mittel  wenig  fruchten.  Nach  Abstel- 
lung solcher  Fehler  wird  er  aber  auch  kaum  jemals  genöthigt  sein, 
Mittel  in  Anwendung  zu  bringen,  welche  für  viele  Laien  etwas  Ab- 
schreckendes haben,  nämlich  solche  Augen  einige  Minuten  gewaltsam  bei 
vollem  Tageslichte  offen  zu  halten  oder  die  Kinder  mit  dem  Gesichte  auf 
einige  Secunden  in  kaltes  Wasser  einzutauchen.  Für  die  Kinder  armer 
Leute  ist  es  in  der  Regel  eine  Wohlthat,  wenn  sie,  der  Jahreszeit  ent- 
sprechend bekleidet,  täglich  in  die  Wohnung  des  Arztes  gebracht  wei- 
den müssen. 

Nicht  minder  wichtig  ist  die  Ueberwaehung,  resp.  Regulirung  der 
Nahrung.  Vor  allem  ist  auf  eine  gewisse  Ordnung  im  Essen  zu 
dringen.  Im  Allgemeinen  hält  es  nicht  schwer,  den  Laien  begreiflich  zu 
machen,  dass  das  häutige  und  uuzeitige  Darreichen  von  Ess-  oder  Nasch- 
waaren  dem  Gedeihen  der  Kinder  entgegenwirkt.  Sehr  oft,  wenn  die 
Eltern  über  Mangel  an  Esslust  der  Kleineu  klagen,  stellt  sich  heraus, 
dass  nur  die  Unordnung  im  Verabreichen  der  Nahrung  die  Schuld  t lägt. 
-  Viele  Aerzte  meinen,  man  solle  solchen  Kindern  vorzugsweise  oder 
gar  ausschliesslich  animalische  Kost  verabreichen  und  dabin  Bier 
oder  etwas  Wein  trinken  lassen.  Bei  armen  Leuten  ist  dies  meistens 
immöglich  und  bei  Wohlhabenden  gar  oft  nicht  zuträglich.  Fleisch- 
speisen sind  durchschnittlich  leichter  verdaulich  als  Pflanzen  speisen 
und  nähren  den  Körper  in  viel  geringeren  Quantitäten.  Wenn  aber 
Fleischspeisen  nur  mit  Widerwillen  genommen  werden,  wie  z.  B.  das 
gegenwärtig  so  sehr  gerühmte  rohe  Fleisch,  oder  wenn  sie  durch  die 
Zubereitung  (Pöckelfleisch ,  Würste,  in  Butter  gebacken  u.  dgl.)  oder 
wegen  zu  reichlichen  F'ettes  den  Vorzug  leichter  Verdaulichkeit  mehr 
weniger  verloren  haben ,  dann  sind  ihnen  viele  der  Pflanzenspeisen 
(Hülsenfrüchte.  Sauerkraut,  Nüsse,  Mandeln  u.  dgl.  ausgenommen)  ent- 


74  Bindehaut, 

schieden  vorzuziehen  und  mögen  diese  immerhin  in  gleicher  oder  vor- 
waltender Menge  genossen  werden.  Nicht  so  sehr  an  und  für  sich,  als 
vielmehr  in  Verbindung  mit  Mangel  an  frischer  Luft  und  freier  Be- 
wegung in  derselben  wirken  schwer  verdauliche  Speisen  nachtheilig  auf 
die  Chylus-  und  Blutbereitung,  und  auch  die  besten  Nahrungsmittel 
können  zu  schlechter  Ernährung  führen,  wenn  die  Kinder  überfüttert 
werden  und  so  oft,  als  es  ihnen  oder  der  Umgebung  einfällt,  Ess-  oder 
Naschwaaren  bekommen.  Wir  sehen  Kinder  auf  dem  Lande  bei  fast 
ausschliesslich  vegetabilischer  Kost  (Erdäpfel,  Brot,  allenfalls  etwas  Milch 
und  Butter)  vortrefflich  gedeihen. 

Was  die  Pflege  der  Haut  (die  Reinlichkeit)  betrifft,  so  ist  die 
Zeit  vorüber,  wo  man  sich  fürchtete,  Hautausschläge  (am  Kopfe,  am 
Gesichte)  zu  behandeln.  Ihre  Heilung  nimmt,  wie  wir  jetzt  wissen,  eher 
einen  wohlthätigen  Einfluss  auf  den  Gesammtzustand  und  auf  das  Augen- 
leiden. Allgemeine  Bäder,  warme  wie  kalte,  werden  während  der  Augen- 
entzündung durchschnittlich  nicht  vertragen;  später  können  sie  von  ent- 
schiedenem Nutzen  gegen  das  Allgemeinleiden  sein.  •  Die  Behebung 
des  Allgemeinleidens  mit  Hilfe  von  Arzneien,  welche  in  der  Regel  erst 
nach  Ablauf  des  entzündlichen  Anfalles  am  Auge  angestrebt  werden 
kann,  braucht  wohl  hier  nicht  näher  erörtert  zu  werden. 

b)  Indicatio  morbi.  Von  den  örtlichen  Erscheinungen  sind  es 
vor  allen  die  Lichtscheu  und  der  Lidkrampf,  gegen  welche  einge- 
schritten werden  muss.  Vorerst  rnuss  man  sicher  sein,  dass  sie  durch 
den  entzündlichen  Process,  nicht  etwa  durch  einen  fremden  Körper  oder 
durch  einwärts  gestülpte  Wimpern  (was  am  temporalen  Winkel  bisweilen 
vorkommt)  erregt  und  unterhalten  werden  ').  Obwohl  diese  Erscheinungen 
sehr  häufig  nicht  proportionirt  sind  den  am  Bulbus  sichtbaren  Ver- 
änderungen, und  obwohl  sie  schon  in  sehr  hohem  Grade  vorkommen 
können,  wo  man  vorläufig  nur  dichtnetzförmige  Röthe  im  Tarsaltheile, 
aber  noch  keine  Eruption  am  Bulbus  vorfindet,  weichen  sie  doch  in  der 
Regel  dem  Mittel,  welches  man  gewöhnlich  nur  gegen  die  manifesten 
Eruptionen  am  Bulbus  anwendet.  Es  ist  dies  das  Einstauben  feinen 
Calomelpulvers   (via  sicca  parati)   auf  die  Conjunctiva    des   unteren 


')  Wenn  die  Besichtigung  der  Conjunctiva  wegen  grosser  Lichtscheu  nicht 
leicht  möglich  ist.  so  darf  man  sich  von  derselben  durch  das  Widerstrehen  des 
Kranken  nicht  abhalten  lassen.  Kinder  lässt  man  von  einer  erwachsenen  Person 
auf  den  Schooss  nehmen  und  am  Kopfe  und  an  den  Händen  so  fixiren,  dass  man 
die  Lidspalte  gewaltsam  mit  den  Fingern  oder  mit  Hilfe  eines  Desmarres'schen 
Elevateurs  öffnen  kann. 


Conjunctivitis  scrofulosa.  75 

Lides  (ohne  strenge  Vermeidung  der  Conjunctiva  bulbi  und  der  Cornea). 
Man  sieht  bei  fortgesetzter  (täglich  einmaliger)  Anwendung  dieses  Mittels 
nicht  nur  die  genannten  Erscheinungen,  sondern  auch  die  Exsudationen 
am  Bulbus  abnehmen ,  und  überdies  endlich  auch  die  Conjunctiva  tarsi 
ihre  abnorme  [njeetion  verlieren.  Wenn  die  Conjunctiva  palpebrarum 
blass  geworden  ist,  bekommt  man  auch  nicht  sobald  wieder  eine  Reci- 
dive  dieser  Conjunctivitis.  Deshalb  ist  es  gerathen,  die  [nspersionen  auch 
an  dem  /weiten,  zur  Zeit  noch  efflorescenzfreien  Auge  —  gewissermassen 
prophylaktisch  vorzunehmen.  Damit  das  Pulver  nur  wie  durch  einen 
Staubregen  auf  das  abgezogene  untere  Lid  falle,  halte  man  den  nur 
müssig  imprägnirten  Haarpinsel  beim  Anklopfen  au  denselben  1 — 2  Zoll 
von  der  Conjunctiva  entfernt.  Das  Lid  werde  noch  einige  Secunden  lang 
abgezogen  erhalten.  Bilden  sich  beim  Einstauben  oder  nach  zu  früher 
Rückklappung  *\*^  Lides  Klumpen  von  Calomel,  so  wirken  diese  wegen 
Umwandlung  in  Sublimat  ätzend  und  erzeugen  einen  Schorf  an  dieser 
Stelle.  Da  dies  geschehen  kann,  auch  wenn  man  vorsichtig  manipulirt 
zu  haben  vermeint,  soll  man  vor  jeder  wiederholten  Application  die 
Conjunctiva  besichtigen,  ob  sie  nicht  einen  Schorf  oder  doch  noch  eine 
wunde  Stelle  zeigt.  Aus  diesem  Grunde  dürfen  diese  Einstreuungen  auch 
nicht  einem  Laien  übertragen  werden.  Eine  Contraindication  der  Wieder- 
holung kann  auch  durch  ein  mittlerweile  aufgetretenes  Hornhautgeschwür 
gegeben  werden.  Eine  Salbe  aus  0,15 — 0.25  Hydr.  oxyd.  flavum 
und  5,0  Ung.  simpl.  oder  Ung.  anglic.  album,  täglich  einmal  erbsen- 
gross  in  den  Bindehautsack  eingebracht  oder  auf  die  Conj.  palp.  infer. 
aufgestrichen,  leistet  dieselben  Dienste,  kann  aber  in  der  Hand  des 
Laien  gleichfalls  schädlich  werden.  Beide  Mittel  müssen  gemieden 
werden,  wenn  progressive  Hornhautgeschwüre  vorhanden  sind.  Dasselbe 
gilt  von  der  Sublimatlösung,  welche  als  Aqua  Conradi  sich  gleich- 
falls eines  grossen  Rufes  erfreut,  jedoch  bei  reichlicher  Thränenabson- 
derung  schon  deshalb  in  ihrer  Wirkung  unsicher  ist,  weil  der  Sublimat 
fortgespült  wird,  bevor  er  auf  die  Gewebe  wirken  kann.  Zu  Bähungen 
der  Lider  eignet  sich  dieses  Mittel  wie  Umschläge  überhaupt  (mit 
kaltem  Wasser,  mit  Kerltelkrautabsud  etc.)  in  allen  Fällen  wenig,  wo 
Ekzem  der  Cutis  besteht  oder  zu  besorgen  ist.  In    Fällen,    wo   die 

Calomelinspersionen  (die  Quecksilberoxydsalbe)  nicht  ausreichen,  oder 
nicht  vom  Arzte  selbst  wiederholt  vorgenommen  werden  können,  be- 
sonders aber  in  Fällen,  wo  diese  oder  ähnliche  Mittel  contraindicirt 
sind,  gibt  es  wohl  kein  besseres  Mittel  gegen  die  Lichtscheu  und  den 
Lidkrampf,  als  die  täglich  5 — (»mal  wiederholte  Einreibung  einer  Salbe 
aus    Extr.    belladonnae   und    Ung.    cinereum   oder  (statt  dessen) 


76  Bindehaut. 

Ung.  sirnpl.  und  weissem  Präcipitat  au  die  Stirn  und  Schläfe. 
Mau  muss  dafür  sorgeu,  dass  die  Stirn  vou  den  Augenbrauen  bis  zum 
Kopfhaare  und  von  einer  Schläfe  zur  anderen  leicht  eingerieben  und 
nicht  durch  die  Hände,  Kleider  u.  dgl.  abgewischt  werde.  Letzteres 
wird  am  leichtesten  durch  einen  einfachen  Papierschirm  verhütet.  Ein 
Viertelbogen  gut  geleimten  Papieres  und  ein  Bändchen  von  etwa  s/!t 
Meter  Länge  genügen  zur  Anfertigung  desselben.  Auf  5  Gramm  Ung. 
ein.  kommen  4 — 8  Decigramm  Extr.  bclladonnae;  wird  eine  länger  fort- 
gesetzte Anwendung  nöthig,  so  nehme  mau  weissen  Präcipitat  3 — 5 
Decigramm  mit  5  Gramm  Ung.  simplex  statt  des  Ung.  cinereum.  Beim 
Auftreten  von  Ekzem  an  den  eingeriebeneu  Stellen  ist  die  Salbe  fortzu- 
lassen; meistens  ist  dann  auch  die  Lichtscheu  behoben.  Das  Ein- 
träufeln einer  eiuprocentigen  Atropinlösung  ist  gegen  die  Lichtscheu 
deshalb  wenig  wirksam,  weil  wegen  der  Illacrimation  zu  wenig  davon 
aufgenommen  wird.  Stärkere  Lösungen  oder  das  Einlegen  einiger  Körn- 
chen von  trockenem  Atropin  (sulf.  neutrum)  ist  nur  dann  zulässig,  wenn 
man  von  dem  Kranken  voraussetzen  darf,  dass  er  im  Stande  sei,  sich 
über  Intoxication  (bitteren  Geschmack,  Trockenheit  im  Bachen  etc.)  zu 
beklagen.  Im  frühen  Kindesalter  wird  es  daher  kaum  anwendbar  sein. 

Wenn  zugleich  Bindehautkatarrh  mit  reichlichem  Secrete  vor- 
handen ist,  so  ist  es  zweckmässig,  zwischendurch  die  Lidbindehaut  mit 
einer  schwachen  (etwa  halbprocentigen)  Lapislösung  zu  bestreichen. 

Wunde  Stellen  der  Haut  in  Folge  von  Maceration  und  Ab- 
stossung  der  Epidermis  (durch  Benetzung,  durch  Ekzem),  welche  die 
Lichtscheu  mit  zu  unterhalten  pflegen,  werden  durch  Bepinseln  mit 
einer  stärkeren  Lapislösimg  meistens  in  wenig  Tagen  geheilt.  Wo  Krusten 
vom  Ekzem  die  Gesichts-  oder  Kopfhaut  bedecken,  erweist  sich  das 
(Abends  vorgenommene)  Bestreichen  derselben  mit  einer  Salbe  aus 
weissem  Präcipitat  und  Zinkbluinen  (Hydr.  praec.  albi,  Flor,  zinci  ää 
0,25,  Ung.  simpl.  5,00)  wohlthätig,  wenu  des  Morgens  die  erweichten 
Krusten  sorgfältig  mit  Hilfe  lauen  Wassers  beseitigt  werden.  Kleine 
Charpiewieken  mit  dieser  Salbe  imprägnirt,  werden  bei  Schwellung  und 
Krustenbildung  an  den  Nasenlöchern  mit  Vortheil  in  diese  eingelegt. 
Von  der  Behandlung  des  Ekzems  mit  Unguentum  diaehyli  albi,  mit 
Oleum  jeeoris  u.  s.  w.  habe  ich  weuig  Gebrauch  gemacht. 

Die  das  Conjunctivalleiden  häufig  begleitende  Blepharitis  geht 
manchmal  mit  diesem  unter  derselben  Behandlung  zurück,  während  sie 
in  zahlreichen  Fällen  noch  hartnäckig  fortbesteht.  Die  in  letzterem  Falle 
nöthige  besondere  Behandlung  wird  bei  Besprechung  der  Lidkrankheiten 
angegeben  werden. 


Conjunctivitis  cxaiitlicinatica.  77 

Erscheint  die  Conjunctivitis  lymphatica  in  Form  von  Pannus, 
also  mit  zahlreichen  Eruptionen  und  mit  G-efässentwicklung  auf  der 
Cornea,  so  ist  die  örtliche  Behandlung  dieselbe,  wie  bei  einzeln  vor- 
kommenden Efrlorescenzen,  und  sind  die  ortliehen  lieizmittel  nur  dann 
zu  meiden,  wenn  ein  progressives  Hornhautgeschwür  vorhanden  ist.  Audi 
die  Conjunctivitis  in  Form  des  Gefässbändchens  weicht  sammt  den 
sie  begleitenden  Keizzufällen  am  sichersten  den  Caloruelinspersionen 
(der  gelben  Quecksilbersalbe):  wo  diese  nicht  oft  genug  wiederholt 
werden  können,  leistet  die  von  J.  N.  Fischer  empfohlene  Salbe  aus 
0,20 — 0,40  weissem  Präcipitat  und  5  Gramm  Ung.  simplex.  während 
des  Schlafes  an  die  äussere  Lidfläche  und  an  die  Lidränder  eingerieben, 
gute  Dienste;  nur  bei  sehr  breitem  und  hohem  Exsudatwulste  und 
mächtiger  Gefässlage  ist  es  zur  Sistirung  des  Fortschreitens  gerathen, 
das  Gefässbündel  mit  2 — 3  queren  Schnitten  nächst  dem  Hornhautrande 
zu  durchtrennen. 

Ueber  die  Behandlung  der  Hornhautgeschwüre  und  der  Folgen 
derselben  folgt  das  Nöthige  bei  Besprechung  der  Keratitis. 

Ob  und  welche  Mittel  etwa  innerlich  zu  verabreichen  seien,  das 
wird  in  jedem  einzelnen  Falle  wohl  nach  dem  Gesammtbefinden  des 
Kranken  und  nach  seinen  Verhältnissen  unter  Berücksichtigung  der 
mannigfaltigen ,  gegen  Scrofulosis  gerühmten  Heilmethoden  zu  ent- 
scheiden sein. 

VI.  Conjunctivitis  exantheinatica,  entzündliches   Mitleiden  der 
Conjunctiva  bei  acuten  und  bei  chronischen  Exanthemen. 

Gleich  der  Schleimhaut  des  Tractus  respiratorius  wird  auch  die 
Conjunctiva  und  die  conjunctivale  Schicht  der  Hornhaut  bei  exanthema- 
tischen  Processen  während  der  Florescenz,  also  gewissermassen  durch 
Fortschreiten  (Uebergreifen)  in  Mitleidenschaft  gezogen. 

Bei  Scarlatina  findet  man  meistens  nur  Hyperämie  der  Binde- 
haut, seltener  die  Erscheinungen  von  Katarrh. 

Bei  Masern  bildet  Bindehautkatarrh  mit  besonders  starker  Empfind- 
lichkeit gegen  das  Tageslicht  eine  frühzeitig  und  beinahe  constant  auf- 
tretende Erscheinung.  Das  Auge  wird  dadurch  nicht  geschädigt,  die 
eigentlich  katarrhalischen  Zufälle  gehen  in  2 — 3  Wochen  auch  von  selbst 
vorüber,  aber  in  manchen  Fällen  bleibt  eine  äusserst  lästige,  Monate 
lang  anhaltende  Empfindlichkeit  der  Augen  gegen  Licht  und 
gegen  Beschäftigung  zurück,    ohne  dass  man  irgendwo  eine  mani- 


7  8  Bindehaut, 

feste  Gewebsveränderung  als  Ursache  nachweisen  kann.  Manchmal 

nützt  das  Einstreichen  der  weissen  Präcipi  tatsalbe  im  Vereine  mit  dem 
Collyrium  adstr.  luteum  in  derselben  Weise,  wie  bei  anderweitig  ent- 
standenem Bindehautkatarrh  (vide  pag.  15),  manchmal  sieht  man  die 
Beschwerden  unter  Anwendung  einer  Augendouche,  unter  Waschungen 
mit  verdünntem  Franzbranntwein  (1  zu  2  Wasser)  oder  Romershausen- 
scher  Augenessenz  (Oleum  aethereum  foeniculi  in  spir.  vini  solutum) 
weichen;  in  einigen  Fällen  glaube  ich  Muskelschwäche  (Insufficienz  der 
Accommodation,  Insufficienz  der  M.  recti  interni)  supponircn  zu  dürfen, 
weil  sich  die  Beschwerden  nach  allgemeiner  roborirender  Behandlung 
(bald  lauwarme,  bald  kalte  Bäder,  Seebäder,  Bewegung  im  Freien,  Land- 
aufenthalt bei  guter  Kost)  allmälig  verloren. 

Wenn  bei  Variola  mit  Beginn  der  Eruption  an  der  Cutis  oder 
doch  vor  dem  Ende  der  Florition  Papeln  oder  Pusteln  an  der  Conjunctiva 
zum  Vorschein  kommen,  so  darf  man  wohl  von  Blatternbildung  auf  der 
Conjunctiva  sprechen ,  wenngleich  diese  Efflorescenzen  in  Form  und 
Verlauf  von  denen  der  Cutis  mehr  weniger  abweichen.  Ihr  Sitz  ist,  ab- 
gesehen vom  intermarginalen  Saume,  zumeist  der  vordere  Abschnitt  der 
Conjunctiva  bulbi,  besonders  der  Limbus,  nächstdem  die  Conjunctiva 
tarsi  nächst  der  inneren  Lefze  des  intermarginalen  Saumes,  wo  sie  gleich 
den  an  diesem  Saume  oder  nächst  den  Cilien  sitzenden  vermöge  der 
nachfolgenden  Narben  leicht  eine  bleibende  Deformität  des  Lidrandes 
oder  eine  fehlerhafte  Stellung  von  Wimpern  einleiten.  Die  Efflorescenzen 
am  Bulbus  selbst  führen  nur  dann  zu  bleibenden  Veränderungen  an  der 
Cornea,  wenn  sie  am  Limbus  sitzen  und  wenn  sodann  die  eitrige  Schmel- 
zung mehr  weniger  weit  in  die  Cornealsubstanz  übergreift.  Innerhalb 
des  Limbus  treten  auf  der  Cornea  keine  Efflorescenzen  auf,  sondern  nur 
Abscesse  (Metastasen)  und  zwar  im  Stadium  der  Involution  des  Haut- 
exanthems (nach  beendeter  Florition),  wie  bereits  Beer  bemerkt  hat, 
obwohl  er  dieselben  für  Blatteinpusteln  hielt.  Nach  Hans  Adler1) 
sollen  Blatternefflorescenzen  auch  auf  der  Caruncula  lacrymalis  und  auf 
der  halbmondförmigen  Falte  vorkommen.  Mit  Recht  betont  Adler,  dass 
man  exanthematische  Eruptionen  an  der  Conjunctiva,  welche  erst  nach 
dem  Aufhören  der  Florition  des  Exanthems,  also  etwa  am  10.  Tage 
oder  später  auftreten,  nicht  als  Variola  conj.  ansehen  kann.  Als  be- 
achtenswerth  bezeichnet  derselbe  ferner  das  „sicher  constatirte  Auftreten 
variolöser  Pusteln   an   der  Conjunctiva  vor  dem  Auftreten  der  Variola 


')    Die    während    und    nach    der    Variola    auftretenden     Augenkrankheiten. 
Wien  1874. 


Conjunctivitis  exanthematica.  70 

auf  der  Haut  mit  den  Prodromen  der  Variola."  Gefährlich  wird 
die  Variola  dem  Auge  nur  durch  Eruptionen  am  Limbus  oder  durch 
Nachkrankheiten,  besonders  durch  Hornhautabscesse. 

Die  herpetischen  Efflorescenzen  am  Auge  bei  Herpes 
facialis  oder  bei  Herpes  zoster  gehören,  streng  genommen,  der 
Bindehaut  als  Fortsetzung  des  Derma  an,  obgleich  sie  meistens  nur  im 
Bereiche  der  Cornea  auftreten. 

a)  Herpes  facialis  (Hebra).  So  wie  an  den  Lippen,  an  den 
Augenlidern  etc.  treten  auch  an  der  Conjunctiva  bulbi  (eigentlich  an  der 
Cornea)  wasserhelle  Bläschen  auf,  welche  sehr  bald  bersten, 
daher  oft  nur  aus  ihrer  Folge  --  Epithelverlust  mit  oder  ohne  fetzige 
Anhängsel  am  Bande  des  seichten  Geschwüres  --  erkannt  (erschlossen) 
werden  können.  Die  Diagnosis  wird  erleichtert,  wenn  die  Bläschen  oder 
die  Geschwürchen  gruppenweise  (zu  3,  5,  und  darüber)  vorkommen, 
wenn  beim  Bestände  solcher  Geschwüre  neue  Efflorescenzen  (Bläschen) 
entstehen,  wenn  gleichzeitig  (oder  kurz  vorher)  herpetische  Efflorescenzen 
am  Gesichte  auftraten,  wenn  eine  fieberhafte  Krankheit  (Pneumonie, 
Bronchialkatarrh,  Intermittens,  Intestinalkatarrh  etc.)  vorausgegangen 
ist  und  wenn  andere  Erkrankungen  der  Cornea  (besonders  Conjunctivitis 
scrof.  mit  Efflorescenzen  auf  der  Cornea)  ausgeschlossen  werden  können. 
Die  Diagnosis  kann  dadurch  erschwert  werden,  dass  die  ursprünglich 
runden,  mohn-  bis  hirsekorngrossen  Geschwürchen  durch  Confluenz  oder 
durch  Ausbreitung  nach  der  einen  oder  der  anderen  Bichtung  ihre  Form 
und  Grösse  erheblich  ändern  oder  durch  tieferes  Eindringen  Veranlassung 
zu  Hypopyon  geben.  Wo  letzteres  nicht  der  Fall  ist,  wird  diese  Affection, 
welche  manchmal  in  wenigen  Wochen  verschwindet,  öfters  jedoch  Monate 
lang  belästigt,  dem  Auge  nicht  gefährlich.  Auf  die  Dauer  hat  wohl  auch 
das  Grundleiden  Einfluss.  Bei  der  örtlichen  Behandlung  spielt  ein  rich- 
tiger Schutzverband  im  Verein  mit  Atropineinträuflungen  die  Haupt- 
rolle; bei  beginnender  Vernarbung  kann  eine  Salbe  mit  weissem  Prä- 
cipitat  oder  mit  gelbem  Quecksilberoxyd  sich  nützlich  erweisen. 

Die  erste  ausführliche  Schilderung  dieses  Augenleidens  verdanken  wir 
Homer1),  welcher  1871  in  der  Heidelberger  Versammlung  darüber  vortrug.  Im 
Jahre  1880  ist  unter  seiner  Aegide  eine  Dissertation  darüber  erschienen.  —  Ein 
Schullehrer,  29  Jahre  alt,  bekam  ohne  vorausgegangenes  Unwohlsein  Mitte  Jänner 
1880  Röthe  und  Schmerzhaftigkeit  des  linken  Auges,  wozu  sich  am  4.  Tage  Trüb- 
sehen gesellte.  Als  er  am  8.  Tage  in  das  Ambulatorium  kam,    fiel   mir  die  grosse 


')  Homer  in  Zehender's  klin.  Monatsbl.  1871.  pag.  321.  Kendali  Josephine 
über  Herpes  corneae,  Inauguraldiss.  Zürich  1880. 


80  Bindehaut. 

Empfindlichkeit  gegen  das  Tageslicht  auf.  Die  Besichtigung  ergab  leichte  Röthe 
und  Schwellung  des  oberen  Lides  längs  des  Bandes,  dichte  netzförmige  Injection 
der  Conj.  bulbi,  darunter  massig  breite,  doch  intensive  Ciliarinjection,  auf  der  sonst 
unversehrten  Cornea  vier  mohnkorngrosse  Hügelchen,  eines  ungefähr  im  Centrum 
eines  2  Mtr.  höher,  je  eines  temporal-  und  nasalwärts  (eine  längliche  horizontal- 
rhombische Figur  markirend.)  Der  Inhalt  dieser  Etflorescenzen  war  nicht  wasser- 
klar, sondern  etwas  grau  (Trübung  des  Epithels?),  die  Umgebung  und  besonders 
die  zwischengelegene  Partie  der  Cornea  kaum  merklich  getrübt.  Bei  der  weiteren 
Untersuchung  fanden  sich  am  oberen  Lide  im  intermarginalen  Saume  2  und  an 
der  Cutis  nächst  den  Wimpern  1  Efflorescenz,  letztere  schon  geborsten,  durch  eine 
kleine  gelbe  Kruste  vertreten.  Es  wurde  Atropin  eingeträufelt  und  nachdem  ein- 
maliges Einstauben  von  Calomel  keine  Veränderung  bewirkt  hatte,  das  Auge  unter 
Verband  gehalten.  Nach  einigen  Tagen  wurden  die  Hügelchen  kleiner  und  nach 
Stägiger  Behandlung  waren  an  Stelle  derselben  nur  noch  seichte  Vertiefungen 
(Epithelialverluste)  wahrzunehmen,  mit  welchen  der  Kranke  nach  Hause  ging.  — 
Bei  einem  Manne  von  30  Jahren  aus  dem  Wie  selb  urger  Comitate  fanden  wir  nach 
mehrwöchentlichem  Bestände  der  Augenentzündung  mit  Lichtscheu  und  Trübsehen 
fünf  isolirte  seichte  mohnkorngrosse  Geschwürchen  auf  der  rechten  Hornhaut.  Die 
Anamnesis  ergab,  dass  er  an  Intermittens  gelitten  hatte,  und  die  Untersuchung 
der  Milz  ergab  eine  beträchtliche  Vergrösserung  derselben ,  weshalb  wir  den 
Kranken  in  Wien  behielten  und  die  Behandlung  nebst  Atropin,  Schutzverband  und 
Regulirung  der  Diät  zunächst  mit  dem  Trinken  des  Carlsbader  Schlossbrunnens 
begannen.  —  Ein  10  Jahre  alter  Knabe  (mit  blonder  zarter  Haut)  war  im  Novem- 
ber 1879  auf  eine  Internklinik  wegen  Enuresis  aufgenommen  und  am  15.  wegen 
Erkrankung  des  linken  Auges  auf  die  Augenklinik  transferirt  worden.  Wir  fanden 
zunächst  an  jedem  unteren  Augenlide  eine  grosse  Gruppe  von  Herpesbläschen 
(circa  20)  von  2  Cent,  vertiealem,  3  Cent,  horizontalem  Durchmesser,  recfaterseits 
zwischen  dem  Orbital-  und  dem  freien  Lidrande,  links  tiefer  unten,  mehr  gegen  das 
Wangenbein  hin.  ferner  an  der  rechten  Hälfte  der  Unterlippe  ein  hanfkorngrosses 
Bläschen  mit  gelblichem  pellucidem  Inhalte,  am  linken  Mundwinkel  und  unterhalb 
des  Septum  narium  ähnliche  Efflorescenzen,  zum  Theile  schon  vertrocknet.  Das 
linke  Auge  wurde  weniger  geöffnet,  der  Band  des  oberen  Lides  war  etwas  geröthet. 
und  geschwellt.  Am  intermarginalen  Saume  sowohl  des  unteren  als  des  oberen 
Lides  (in  der  nasalen  Hälfte)  fanden  sich  leicht  prominente  graue  Stellen,  von 
früher  dagewesenen  Efflorescenzen.  Rings  um  die  Cornea  lebhafte  Ciliarinjection. 
Der  Limbus  oben  breiter,  dicht  injicirt  und  stellenweise  mit  feinen  staubkörnchen- 
grossen  Erhebungen  bedeckt,  die  Randzone  der  Cornea  leicht  getrübt,  die  Trübung 
bei  seitlicher  Beleuchtung  aus  scharfbegrenzten  Punkten  zusammengesetzt.  Auf  der 
getrübten  Zone  sah  man  besonders  oben  feine  bläschenförmige  Erhebungen,  ähnlich 
den  im  Bereiche  des  Limbus  sitzenden.  Auch  das  Gentium  der  Cornea  war  in 
ähnlicher  Weise  getrübt  und  mit  einer  kleinen  Gruppe  feinster  Bläschen  bedeckt. 
Schon  am  nächsten  Tage  waren  die  Bläschen  geborsten  und  zeigte  die  Mitte  der 
Cornea  einen  seichten  Substanzverlust,  dessen  Ränder  hie  und  da  durch  kleine 
Epithelfetzen  markirt  waren.  Am  folgenden  Tage  wurde  auch  nach  unten-aussen 
von  dem  centralen  ein  ähnlicher  oberflächlicher  Substanzverlust  vorgefunden.  Nach 
11    Tagen    waren    alle    Spuren   des   Haut-  und   des  Augenleidens  verschwunden  bis 


Exanthem,   Herpes  8  1 

.int  seichte  Substanzverluste  am  Centrum  der  Cornea  und  oacli  unten-aussen  von 
demselben.  Ende  November  wurde  der  Knabe  geheilt  entlassen. 

I»)  Vit]  ernster  sind  die  Fälle  von  Herpes  zoster  ophthalmicus, 
wenn  der  Bulbus  direct  oder  indirect  in  Mitleidenschaft  geräth.  Gleich- 
wie in  der  Cutis  greift  der  Entzündungsprocess  hier  auch  tiefer  in  das 
Gewebe  der  Binde-  respective  der  Hornhaut  ein,  falls  eine  Efflorescenz 
am  Bulbus  auftritt.  Nach  Horner's  Beobachtungen  treten  auch  hier 
zunächst  wasserklare  Bläschen  in  Gruppenform  auf,  ist  die  Cornea  gegen 
Betastung  unempfindlich  und  die  Spannung  des  Bulbus  auifallend  herab- 
gesetzt. In  einem  von  mir  beobachteten  Falle  bestand  (nach  Ablauf  der 
Florition)  nebst  den  charakteristischen  Narben  an  der  Cutis  der  Stirn  auch 
eine  runde  Narbe  an  der  Corneoskleralgrenze  (oben-aussen)  und  Accom- 
modationsparese.  Obwohl  Homer  die  nach  der  Berstung  der  Bläschen 
entstandenen  Substanzverluste  mit  oberflächlichen  Abschürfungen  nach 
Verletzungen  vergleicht,  bemerkt  er  doch  (Kondall  Dissert.  p,  26),  dass 
der  Grund  dieser  Geschwüre  schneller  und  leichter  eitrig  infiltrirt  werde 
und  dass  leichter  als  beim  Herpes  catarrhalis  (facialis)  Complicationen, 
aamentlich  Hypopyon  dazutreten.  (In  einem  von  mir  nach  Ablauf  der 
Hautaffection  behandelten  Falle  bestand  auf  der  Hornhaut  nahe  dem  na- 
salen Kande  ein  reines  seichtes  Geschwür,  welches  erst  nach  3  Monaten 
-  unter  Atropin  und  Schutz  verband  —  zur  Heilung  gelangte  und  in  eine 
hanfkorngrosse  undurchsichtige  Narbe  überging.)  --  Die  von  der  Efflo- 
rescenz am  Bulbus  eingeleitete  Keratitis  muss  übrigens  wohl  unter- 
schieden werden  von  der  Keratitis  suppurativa,  welche  durch  den  Mangel 
des  Lidschlusses  namentlich  während  des  Schlafes  vermöge  der  aufge- 
hobenen Empfindlichkeit  der  vom  Trigeminus  versorgten  Partien  herbei- 
geführt wird.  (Vide  Keratitis  ex  lagophthalmo). 

c)  Von  Herpes  iris  conjunctivae  ist  bisher  nur  eine  Beobachtimg 
(von  meiner  Klinik)  veröffentlicht  worden  '). 

Ein  Mann  von  ö7  Jahren  stellte  sich  wegen  einer  Augenentzündung  vor, 
die  man  für  Bindehautkatarrh  halten  konnte,  doch  fiel  ein  grauer  Belag  der  Con- 
junetiva  tarsi  nächst  dem  freien  Lidrande  des  unteren  Lides  auf.  Die  Conjunctiva 
des  Uebergangstheiles  war  relativ  wenig  geschwellt  und  von  Diphtheritis  oder 
Blenn.  acuta  konnte,  da  das  Uebel  in  acuter  Weise  bereits  vor  .">  Tagen  begonnen 
hatte,  bei  so  geringer  Schwellung  und  bei  last  völliger  Immunität  der  Conj.  bulbi 
nicht  die  Rede  sein.  Eine  aphthenähnliche  Affection  an  der  Unterlippe  (gegen  den 
rechten  Mundwinkel)  war  wohl  bemerkt  aber  nicht  näher  untersucht  worden.  Nach 
der  Aufnahme  auf  die  Klinik  am  8.  Tage  wurde  constatirt,  dass  man  keinen  Fall 
von  Syphilis  vor  sich  habe.  Es  zeigte  sich  jetzt  die  ganze  Conj.  tarsi  des  oberen 
und  unteren  Lides  mit  einer  dünnen,  grauweissen,  ziemlich  fest  anhaftenden  Mem- 


')  E.  Fuchs  in  Zehender's  klin.  Mon.  1876.  pag.  333. 

v.  Arlt,  Krankte  des  Auges. 


8  2  Bindehaut. 

bran  belegt.  Ueberdies  aber  fand  man  an  der  linken  Hohlhand  ein  Exanthem, 
welches  als  Herpes  iris  erkannt  wurde.  Die  Cutis  der  Lider  war  etwas  geröthet. 
nicht  geschwellt,  die  Conj.  palp.  an  den  nicht  belegten  Stellen  dicht  und  gleich- 
massig  injicirt.  wenig  geschwellt;  der  weisse  Belag  erstreckte  sich  einerseits  bis 
zum  Uebergangstheile.  andererseits  bis  zu  den  Mündungen  der  Meib.  Drüsen.  Die 
Membran,  gegen  0,5  Mm.  dick,  liess  sich  mit  der  Pincette  in  Fetzen  abziehen, 
worauf  Blutung  erfolgte  und  die  Membran  sich  bald  regenerhte.  Der  Uebergangs- 
theil  der  Bindehaut  war  nur  wenig  injicirt  und  nicht  merklich  geschwellt,  die  Conj. 
bulbi  normal,  die  Secretion  schleimig-eitrig,  das  Sehen  ungestört.  —  Die  Affection 
der  Mundschleimhaut  war  2  Tage  später  als  die  der  Bindehaut  aufgetreten.  — 
Eine  stellenweise  grau-,  stellenweise  reinweisse  Membran  bedeckte  den  grössten 
Theil  der  Mundschleimhaut.  Ober-  und  Unterlippe  waren  mit  Ausnahme  der  Mittel- 
linie von  grossen  weissen  Flecken  eingenommen,  welche  fast  bis  zur  Cutis  heraus- 
reichten und  an  der  Luft  zu  Borken  eingetrocknet  erschienen.  Die  Membran  er- 
streckte sich  von  den  Mundwinkeln  an  der  Innenfläche  der  Wangen  bis  zum  Arcus 
palatoglossus,  bedeckte  den  hinteren  Theil  des  harten  Gaumens,  den  weichen 
Gaumen  und  die  Uvula  in  Form  unregelmässiger  Plaques;  von  der  Zunge  war  die 
Spitze  frei,  dann  erstreckte  sich  der  Belag  längs  der  Bänder  weit  nach  hinten; 
auch  die  obere  und  untere  Fläche  zeigte  einzelne  Plaques.  Am  Frenulum  fand  man 
einzelne  Plaques  in  Form  eines  2 — 3  Mm.  hohen  Kammes.  Auch  hier  wie  am  Auge 
konnte  man  den  Belag  fetzenweise  abziehen.  Wegen  der  Schinerzhaftigkeit  der 
Mundafi'ection  hatte  der  Patient  seit  Beginn  derselben  wenig  genossen  und  war 
vielleicht  deshalb  etwas  herabgekommen.  Dem  Munde  entströmte  der  Geruch 
frischen  Eiters.  Die  Speiehelsecretion  betrug  in  24  Stunden  zwischen  300  bis  400 
Gramm;  er  enthielt  keine  abnormen  Bestandtheile.  Nasen-  und  Rachenhöhle  sowie 
der  Kehlkopf  Hessen  nichts  Krankhaftes  wahrnehmen.  —  Das  Exanthem  der  Haut 
war  7  Tage  nach  der  Erkrankung  des  Auges  aufgetreten.  Patient  fühlte  Nachts 
Jucken  in  der  linken  Hohlhand;  am  nächsten  Morgen  war  dieselbe  bereits  von 
einer  grosseren  Zahl  gut  entwickelter  Efflorescenzen  bedeckt,  welche  in  2  Gruppen 
beisammenstanden,  die  eine  am  Thenar.  die  andere  am  Antitheiiar;  erstere  erstreckte 
sich  über  die  Streckfläche  d<  s  Daumens  auf  den  Handrücken.  Die  jüngsten  Efflo- 
rescenzen bestanden  aus  einer  hirsekorn-  bis  linsengrossen  hyperämischen  Scheibe. 
welche  nicht  merklich  über  das  Niveau  der  Haut  prominirte  und  in  ihrem  Centnini 
einen  dunkelrothen  Punkt  (eine  kleine  Hämorrhagie)  zeigte.  Nach  kurzer  Zeit  be- 
gann um  die  rothe  Scheibe  herum  ein  heller  Ring  sich  zu  bilden,  indem  die  Epi- 
dermis durch  etwas  Serum  wallartig  emporgehoben  wurde.  Dieser  ringförmige  Epi- 
dermiswall  war  wieder  von  einem  rothen  Hofe  umgeben;  bei  weiterer  Entwicklung 
der  Efflorescenzen  sah  man  \  concentrische  Ringe  (2  weisse.  2  rothe)  um  die  cen- 
trale Hämorrhagie  herum. 

Die  .Krankheit  verlief  nahezu  fieberlos.  Schon  am  2.  Tage  war  die  Membran, 
welche  die  Conj.  tarsi  des  oberen  Lides  bedeckte,  an  einzelnen  Stellen  unterbrochen 
und  liess  daselbst  die  lebhaft  rothe.  ihres  Epithels  grösstenteils  verlustige  Binde- 
haut zu  Tage  liefen.  Diese  rothen  Flecke  zeigten  sich  in  der  Mitte  von  einer 
schleierähnlichen  Trübung  bedeckt,  welche  durch  das  neugebildete  Epithel  bedingt 
war.  dessen  Regeneration  von  der  Mitte  aus  begann.  Am  6.  Tage  nach  der  Auf- 
nahme war  der   grösste  Theil    der  Conjunctiva    frei   von   Belag,   bis  auf  die  innere 


Exanthem,  Ekzem,  Pemphigus.  83 

Lidkante.  Nach  abermals  :>  Tagen  war  der  Belag  auch  hier  verschwunden  und  eine 
Leichte  Hyperämie  der  Conj.  palp.  nebst  etwas  stärkerem  Hervortreten  der  Papillen 
war  alles,  was  von  der  Erkrankung  zurückgeblieben.  Das  Exanthem  auf  der  Haut, 
welches  am  1.  Mai  in  der  linken  Hohlhand  begonnen  halte,  zeigte  sich  am  näch- 
sten Tage  auch  am  Rücken  der  rechten  Hand,  dann  in  Gruppen  an  der  Streckseile 
beider  Ellbogen  und  an  beiden  Fusssohlen;  zuletzt  kamen  noch  einzelne  Efflore- 
scenzen  an  den  Fingern  beider  Hände  hinzu:  einige  davon  gingen  abortiv  zu  Grunde. 
ainlere  entwickelten  sich  zu  grossen,  mit  trübem  Serum  gefüllten  Blasen.  Entlassung 
des  Kranken  am   27.  Mai. 

Ekzema  bulbi.  Gleichzeitig  mit  Ekzema  an  der  Haut  des  Ge- 
sichtes finden  wir  Efflorescenzen  im  vorderen  Abschnitte  der  Cohjunctiva, 
besonders  am  Limbus  und  selbst  auf  der  Cornea,  welche  sich  ganz  wie 
die  Eruptionen  bei  Conjunctivitis  lymphatica  vorhalten  und  wahrschein- 
lich nichts  anderes  sind,  als  modificirte  Ekzemefflorescenzen  am  Bulbus. 
Diese  Auffassung  wird  dann  gerechtfertigt  sein,  weun  das  Ekzem  im 
Gesichte  bei  Individuen  vorkommt,  welche  von  Scrofulosis  freigesprochen 
worden  können.  Ich  habe  in  einigen  Fällen  von  Ekzema  (vesicul.  oder 
pustiü.),  wo  hartnäckiger  Blepharospasmus  bei  geringer,  selbst  fehlender 
Efflorescenz  am  Bulbus  bestand,  diesen  bei  entsprechender  Behandlung 
des  Hautleidens  in  wenigen  Tagen  weichen  gesehen,  bei  Ekzema  impe- 
tiginosum  dagegen  viele  Wochen  zur  Beseitigung  nöthig  gehabt. 

Pemphigus  conjunctivae  ist  eine  äusserst  seltene  Krankheit 
(ich  habe  nur  2  Falle  —  bereits  abgelaufen  —  gesehen).  Die  Bildung  der 
Blasen  ist  nur  an  der  Conj.  palpebrarum  und  au  der  angrenzenden  Partie 
der  Conj.  bulbi  beobachtet  worden.  Sie  platzen  hier  viel  früher,  als  die 
an  der  Cutis;  es  kann  daher  leicht  geschehen,  dass  man  erst  die  nach- 
folgenden Veränderungen  zu  sehen  bekommt,  falls  nicht  etwa  die  Blasen- 
bildung sich  während  der  ärztlichen  Behandlung  au  anderen  Stellen 
wiederholt.  Nach  Abstossung  der  die  trübe  Flüssigkeit  einschliessenden 
Hülle  erscheint  die  betroffene  Bindehautpartie  mit  einer  weissgrauen 
festhaftenden  Membran  belegt.  Nach  deren  Schmelzung  und  Abstossung 
tritt  entweder  Schrumpfung  der  betroffenen  Partie,  mithin  Flächenab- 
nahme der  Bindeliaut,  oder  aber,  wenn  zwei  wunde  Flächen  aneinander- 
stossen,  Verwachsung  derselben  miteinander  ein.  Das  Endresultat  kann 
also  Verkleinerung  des  Bindehautsackes  (selbst  mit  Formveränderung 
des  Tarsus)  oder  ein  mehr  weniger  ausgebreitetes  Symblepharon  sein, 
wie  es  in  acute!-  Weise  nach  Aetzung,  Verbrühung.  Diphtheritis,  in 
chronischer  Weise  nach  chronischer  Bindehautblennorhoe  entsteht. 

In  einem  Falle,  den  mir  ein  College  wegen  eines  räth seihaften  Befundes  an 
beiden  Augen  eines  alten,  mehrfach  an  Lues  behandelten  und  herabgekommenen 
Manms  zeigte,    war  nicht  nur  die  Conjunctiva    aller  vier  Lider,  sondern   auch  die 

6* 


84  Bindehaut. 

Conjunctiva  beider  Bulbi  mit  einer  lichtgrauen,  festhaftenden  Membran  belegt, 
während  die  Hornhäute  noch  ganz  intact  erschienen  und  die  Cutis  der  Lider  kaum 
merklich  geröthet  und  geschwellt  war.  Man  hatte  dieses  Leiden  mit  inveterirter 
Lues  in  Verbindung  erklärt,  bis  ein  Dermatolog  nach  dem  Befunde  an  der  Haut 
dasselbe  für  Pemphigus  cachecticorum  erkannte.  Nun  war  es  leicht,  in  dem  Augen- 
leiden denselben  Process  zu  erkennen,  welchen  White  Cooper,  Wecker,  Has- 
san Effendi  Mahmoud,  Pflüger  u.  A.  beschrieben  haben  ').  Der  zweite  Fall 
betrifft  ein  von  gesunden  Eltern  abstammendes  Kind  von  4  Jahren,  welches  am 
18.  November  1S80  wegen  Erkrankung  des  rechten  Auges  vorgestellt  Avurde.  Die 
Lidspalte  konnte  nur  wenig  geöffnet  werden,  da  eine  ausgedehnte  Verwachsung 
der  Conj.  palp.  mit  der  Conj.  bulbi  bestand.  Die  graurothe  und  verdickte  Bindehaut 
zog  von  den  Lidrändern  fast  direct  auf  den  Bulbus,  so  dass  statt  des  Bindehautsackes 
eigentlich  nur  eine  seichte  Kinne  bestand ,  welche  überdies  im  temporalen  Drittel 
durch  ein  Ankyloblepharon  beschränkt  war.  Von  der  Hornhaut  war  nur  ein  klei- 
nes Stück  nächst  dem  inneren  Bande  sichtbar,  der  grösste  Theil  von  damit  ver- 
wachsener Bindehaut  bedeckt,  so  dass  sich  über  das  Verhalten  der  tieferen  Gebilde 
nichts  aussagen  Hess.  Die  Patientin  war  bis  Weihnachten  1879  gesund  gewesen; 
da  entwickelten  sich  unter  Fiebererscheinungen  zahlreiche  Blasen  am  ganzen  Kör- 
per, besonders  am  Kopfe,  von  der  Grösse  einer  Erbse  und  darüber,  einige  mit 
klarer,  andere  mit  eiterähnlicher  Flüssigkeit  gelullt,  dann  zu  Borken  vertrocknend, 
an  anderen  Stellen  neu  hervorsprossend.  Zu  Ostern,  als  noch  immer  einige  nicht 
geheilte  wunde  Stellen  vorhanden  waren,  kam  ein  neuer  allgemeiner  Ausbruch  und 
zwar  mit  Eiter  gefüllter  Blasen.  Ein  dritter  Ausbruch  erfolgte  im  August.  Beim 
ersten  Ausbruche  war  das  linke  Auge  entzündlich  erkrankt,  heim  zweiten  das 
rechte.  Das  linke  wurde  wieder  gesund  und  blieb  es  fortan-,  am  18.  Juni  wurde 
die  Krankheit  des  rechten  für  Conjunctivitis  catarrhalis  gelullten  und  mit  Aqua 
Conradi,  später  mit  Lapislösung  behandelt.  Ob  sich  jemals  Blasen  an  den  Lidern 
oder  an  der  Conjunctiva  gezeigt  hatten,  wusste  die  Mutter  bei  der  Vorstellung 
des  Kindes  am   18.  November  nicht  anzugeben. 

Der  Fall  von  Cooper  betraf  ein  2 i jähr.  Mädchen  von  ungesundem,  chloro- 
tischem  Aussehen.  Sie  litt  an  Heiserkeit  und  war  seit  einigen  Wochen  von  chron. 
Pemphigus  befallen  worden.  Grosse  Blasen  entstanden  an  den  Armen  und  Beinen 
und  verursachten  lebhafte  Schmerzen.  Eine  Woche  vor  ihrer  Vorstellung  war  das 
rechte  Auge  erkrankt.  Eine  grosse  Blase  hatte  sich  theils  auf  der  inneren  Fläche 
des  unteren  Lides,  theils  auf  dem  Bulbus  selbst  gebildet-,  die  Blase  war  geplatzt 
und  hatte  eine  geschwürige,  eiternde  Fläche  hinterlassen.  Cooper  liess  täglich 
zweimal  eine  schwache  Lapislösung  aufs  Auge  anwenden.  Eine  Woche  später  war 
das  rechte  Auge  schon  besser,  aber  auf  dem  linken  fand  sieh  nächst  dem  Canthus 
internus  eine  erbsengrosse  Blase,  wie  nach  einer  Verbrennung,  mit  trübem  Serum 
gefüllt.  Nach  Eröffnung  mit  einer  Nadel  wurde  Lapislösung  applicirt.  Durch  drei 
Monate  war  bald  das  eine,  bald  das  andere  Auge,  so  wie  auch  andere  Körpertheile 


'l  White  Cooper,  Pemphigus  of  the  conjunctiva.  Ophth.  Hosp.  Eeports 
1858,  Nr.  4,  Wecker  in  Zehender's  klin.  Monatsbl.  1868,  pag.  232.  Hassan 
Effendi  Mahmoud,  Monographie  du  Pemphigus.  Paris  1860,  pag.   101. 


Exanthem,  Akne.  85 

der  Sitz  von  Blasen  in  verschiedenen  Stadien  des  Erscheinens  und  Verschwindens. 
Als  Patientin  sieh  nach  beiläufig  zwei  Jahren  wieder  vorstellte,  war  die  Hautaffec- 
tion  verschwunden,  und  konnte  man  ohne  Kenntniss  der  Anamnesis  anneh- 
men, dass  ein  starkes  Causticum,  /..  B.  Kalk  auf  die  Augen  eingewirkt  habe.  Am 
rechten  Auge  erstreckte  sich  eine  fleischige  Masse  von  der  Karunke]  aus  längs  der 
inneren  Seite  des  unteren  Lides  bis  gegen  die  Mitte,  und  war  mit  ihrer  Spitze 
nahe  dem  inneren  Hornhautrande  an  den  Bulbus  angeheftet.  Eine  Anzahl  kleiner 
Adhäsionen  bestand  zwischen  Lid  und  Bulbus,  und  auch  der  äussere  Cahthus  war 
mit  dem  Bulbus  verwachsen.  Das  linke  Auge  zeigte  eine  grosse,  einem  Pterygium 
ähnliche  Falte,  welche  von  der  Karunkel  und  dem  inneren  Ende  des  Lides  gegen 
die  Cornea  hinzog  und  sieh  noch  auf  diese  selbst  erstreckte.  Auch  hier  bestanden 
noch  mehrere  kleine  Adhäsionen  zwischen  Lid  und  Bulbus.  —  Einen  Fall  von  Pem- 
phigus foliaceus  mit  bilateraler  Augenaffection  hat  Pflüger  in  einem  Aufsätze 
üler  P.  conjunctivae  in  Zeh.  klin.  Monatsbl.  1878  —  nebst  Hinweis  auf  andere 
Fälle        beschrieben. 

Akne  der  Gesichtshaut  (Ä.  rosacea  et  A.  mentagra  s.  Sykosis) 
hat  ziemlich  oft  zur  Folge,  dass  au  der  Conjunctiva  bulbi  (Limbus) 
oder  auf  der  Cornea  Efflorescenzen  auftreten,  welche  nur  selten  eine 
Zeit  lang  persistiren,  meistens  wohl  nach  wenigen  Stunden  zerfallen  und 
kreisrunde  Geschwürchen  veranlassen.  Diese  zeigen,  wenn  überhaupt, 
nur  durch  kurze  Zeit  einen  grauen  Belag,  pflegen  ohne  erhebliche  Ten- 
denz zur  Vergrösserung  Wochen,  Monate  lang  fortzubestehen  und  einen 
mehr  weniger  gereizten  Zustand  des  Auges  zu  unterhalten.  In  manchen 
Fällen  entsteht  förmlicher  Blepharospasmus.  In  vielen  Fällen  findet  mau 
zugleich  die  Conjunctiva  tarsi  intensiv  geröthet,  an  einzelnen  Stellen 
Follikel  der  Meibom'schen  Drüsen  infarcirt  oder  ein  förmliches  Hagel- 
korn darstellend.  Der  Schluss,  dass  diese  Veränderungen  am  Auge  als 
Folge,  als  Theilnahme  der  Conjunctiva  an  der  Erkrankung  der  Cutis 
aufzufassen  sein  können,  ist  gerechtfertigt  durch  die  oft  wiederholte 
Beobachtung  ').  dass  dieselben,  wenn  sie  nach  gelungener  Beseitigung 
des  Hanth id< ■■  v.  allmälig  verschwunden  waren,  mit  neuerlichem  Aus- 
bruche des  Hautleidens  wieder  zum  Vorscheine  kommen  und  fortbestehen 
(immer  wieder  reeidiviren),  so  lange  es  nicht  gelungen  ist,  die  Akne 
der  Haut  bleibend  zu  heilen.  Bei  einer  Dame,  welche  in  Prof.  Hebra's 
Privatbehandlung  stand  und  ein  Jahr  vorher  mit  Akne  faciei  -  -  bei 
gleichzeitigem  Mitleiden    der  Augen  bereits    mit  Erfolg   behandelt 

worden  war,  fand  ich  an  der  Schläfenseite  des  rechten  Auges  zwei 
knötchenförmige  Eruptionen  am  Limbus   und  unweit  davon  ein  solches 


')  Arlt    über    Akne   rosacea    und    Lupus  conjunctivae    in   der   Heidelberger 
Versammlung.  Zehender's  klin.  Monatsbl.  1864,  pag.  329. 


86  Bindehaut. 

Knötchen  im  Bereiche  der  Cornea  am  3.  Tage  der  Mitleidenschaft  des 
Auges;  sie  schwanden  bei  Behandlung  des  Hautleidens  unter  Inspersionen 
von  Calomelpulver,  welches  ich  bei  dieser  Form  auch  dann  anwende, 
wenn  bereits  Geschwüre  -  -  die  gewöhnlich  ganz  rein  aussehen  -  -  vor- 
handen sind.  In  früheren  Jahren  liess  ich  auf  die  kranken  Stellen  des 
Gesichtes  eine  Mischung  von  Acid.  snlf.  et  Acid.  mur.  ää  4,0,  Lac 
sulf.  8,0  mit  Aq.  fönt.  400,0  Abends  einpinseln;  gegenwärtig  ziehe 
in  Einreibimg  eine  Salbe  von  Oxyd,  zinci  et  Praec.  albi  ää  2,0  auf  50,0 
Ung.  simplex  vor.  (Nach  Kaposi.) 

Bei  papulösem  Syphilid  an  der  Stirn  habe  ich  mehrmals  Papeln 
an  der  Conjimctiva  bulbi  (in  oder  nächst  dem  Limbus)  zn  sehen  Gele- 
genheit gehabt.  Sie  schwanden  allmälig  ohne  Geschwürsbildung  und 
ohne  anderweitige  Bulbuserkrankung  blos  während  der  Rückbildung  der 
Hantkrankheit  unter  der  allgemeinen  Behandlung  '). 

Von  Mitleiden  der  Conjimctiva  bei  Pityriasis,  worüber  Blazy '-), 
und  bei  Psoriasis,  worüber  Ferrier  :')  berichtet,  habe  ich  keinen 
Fall  zu  sehen  bekommen;  ebenso  sind  mir  Fälle  von  Lepra  4)  nicht 
bekannt, 

Dass  Lupus  vulgaris  (Willani)  nicht  nur  von  der  Cutis  der 
Lider  aus  auf  die  Conjimctiva  palp.  übergreift,  sondern  auch  zuerst  an 
der  Conjunctiva  und  erst  später  an  der  Gesichtshaut  auftreten  kann, 
habe  ich  18G3  in  der  Heidelberger  Ophthalmologenversammlung  bestimmt 
angegeben.  Seitdem  hat  sich  die  Zahl  einschlägiger  Beobachtungen 
vermeint.  Auch  wenn  noch  keine  Lupuseruption  irgendwo  an  der  Cutis 
vorhanden  ist,  lässt  sich  dieses  Leiden  an  der  Conjimctiva  theils  an  der 
charakteristischen  Geschwürsbildung,  theils  durch  Ausschliessung  ander- 
weitig bedingter  Geschwüre  (Syphilis,  Tuberculosis  conjunctivae)  diagno- 
stiziren.  Man  findet  an  der  [nnenfläche  des  ergriffenen,  dicker  erschei- 
nenden Lides  ein  mehr  weniger  umfangreiches  Geschwür,  welches  durch 
das  Emporwuchern  weicher,  dunkelrother,  leicht  blutender  Granulationen, 
die  sich  an  dem  wulstigen  Bande  über  die  angrenzende  Bindehautfläche 


')  Eine  gummöse  Geschwulst  an  der  Conj.  bulbi,  welche  man  —  bei  minder 
deutlichen  Zeichen  von  Lues  —  für  ein  Epithelioma  hätte  halten  können,  besehreibt 
Estlander  in  Zeh,  klin.  Monatsbl.  1870.  pag.  2S9. 

■j  Blazy  de  la  conjonetivite  pityriasique ,  Archiv  ge"n.  de  nieM.  1  s 7 4 .  Mars. 
pag.  304. 

*)  Ferrier,  Psoriasis  de  la  conjonetive,  Archiv  gen.  de  meil.  1876,  p.  91. 
*)  Sylvester.    Tuberc.  ldpreux   de  L'oeil,    Ann.  d'ocul.  1871,  ]>ag.  235. 
Pedraglia,  Zehenier  klin.  Monatsbl.  1872,  pag.  65. 
Bull  et  Hansen,  The  leprous  diseases  of  the  eye,  Cbristiania  1873. 


Verletzungen.  87 

hinüber  legen,  bei  relativ  geringer  Eiterbildung  gekennzeichnel  ist.  Die 
einzelnen  Wucherungen  des  Geschwürsgrundes  erscheinen  oft  durch 
fibrinöse  Stränge  eingeschnürt  (isolirt).  Nach  ausgiebiger  Aetzung  dieser 
Wucherungen  erscheint  schliesslich  die  Geschwürsfläehe  von  fibrinösen 
Strängen  "itt, ■  i - : 1 1 1 i * »;  durch setzt,  in  den  Maschen  dazwischen  von  einem 
dünnen  glatten  Häutchen  überzogen;  durch  die  vermöge  dieser  Narben- 
bildung gesetzte  Verkürzung  der  Bindehaut  kann  die  Stellung  der  Cilien 
oder  selbst  des  Lidrandes  eine  Einwärtswendung  erleiden.  Wählend  des 
Bestehens  dieser  Affection  an  der  Lidbindehaut  (an  einem  oder  an 
beiden  Lidern)  treten  manchmal  von  Zeit  zu  Zeit  Eruptionen  an  der 
Conjunctiva  bulbi  oder  an  der  Cornea  auf,  welche  sich  ganz  so  wie  die 
der  Conjunctivitis  scrofulosa  verhalten,  aber  grosse  Tendenz  zur  Aus- 
breitung nach  Umfang  und  Tiefe  zeigen.  Von  den  an  meiner  Klinik 
behandelten  Individuen  war  das  jüngste  5,  das  älteste  20  Jahre  alt. 
Dauernde  Heilung  wurde  durch  consequentes  Touchiren  mit  Lapis 
infernalis  bei  regulirter  Diät  (mei  tens  innerlich  auch  Oleum  jecori  >, 
doch  immer  nur  nach  mehreren  Monaten  erzielt.  Ein  ähnliches.  Krank- 
heitsbild kann  bei  Tuberculosis  conjunctivae  (vide  VIII),  aber  auch  bei 
Syphilis  (Tarsitis,  ulcus  conj,  induratum)  und  selbst  bei  Careinom  der 
Lidbindehaut  auftreten  (vergl.  Epithelioma  et  sarcoma  conjunctivae). 
Zw;  i  instructive  Falle  von  Syphilis  sind  in  Zehender's  kirn.  Monatsblättern 
(1870.  Beilageheft)  angeführt;  ein  dritter  ibidem  1878,  pag.  166. 

VII.  Conjunctivitis  traumatica. 

Die  Bindehaut  kann  mechanisch,  chemisch  oder 'thermisch 
verletzt  werden. 

Mechanisch  wirkende  Körper  erregen  entweder  blos  die 
Zufälle  der  Heizung:  Schmerz,  Lichtscheu.  Thränenfluss  und  abnorme 
Injection.  oder  Entzündung,  also  überdies  Lockerung  des  Gewebes 
und  Exsudation  mit  abnormer  Secretion  oder  mit  partieller  Verschwärung 
oder  Wucherung  der  Bindehaut,  oder  endlich  Trennung  des  Zusam- 
menhanges, Blutung,  Blutunterlaufimg,  Narbenbildung,  Verwachsung 
nicht  zusammen  gehörender  Theile. 

Die  chemisch  oder  thermisch  wirkenden  Substanzen  haben  je 
nach  dem  Grade  ihrer  Einwirkung  bald  oberflächlichen,  bald  tieferen 
Substanzverlust,  weiterhin  Verschwärung,  Schrumpfung  und  gegenseitige 
Verwachsung  sich  berührender  Geschwürsflächen  zur  Folge. 

Die  gewöhnlichsten  fremden  Körper,  welche  ins  Auge  zu 
gerathen  pflegen,  sind:  kleine  Stückchen  von  Stein,  Glas,  Kohle,  Eisen, 
Stroh,  Grannen,  Samenhülsen,  Holz-  oder  Knochensplitter,  Wimper-  oder 


88  Bindehaut. 

Kopfhaare,  Schiesspulver,  Asche,  Kalk,  Mörtel,  Aetzkali,  Mineralsäuren, 

siedendes  Wasser,  glühende  oder  geschmolzene  Metalle  u.  dgl. 

Die  Zufalle  nach  der  Einwirkung  einer  solchen  Schädlichkeit 
sind  in  der  Eegel  so  heftig,  dass  der  Kranke  bald  ärztliche  Hilfe  sucht 
und  die  Ursache  ausdrücklich  bezeichnet.  Dann  ist  nur  nöthig,  dass  der 
Arzt  weiss,  wie  er  den  fremden  Körper  aufzusuchen,  zu  entfernen  und 
die  Folgen  zu  behandeln  hat.  Es  geschieht  aber  auch,  dass  diese  hefti- 
gen Zufälle  erregt  werden  und  der  Kranke  sich  der  Veranlassung  dazu 
nicht  bcwusst  ist,  oder  dass  der  fremde  Körper  erst  in  sehr  später 
Zeit  Zufälle  erregt,  welche  zum  Hilfesuchen  erst  dann  drängen,  nach- 
dem der  Kranke  auf  das  Eindringen  eines  fremden  Körpers  ganz  ver- 
gessen hat  oder  gar  nicht  meint,  dass  zwischen  diesem  und  seinem 
gegenwärtigen  Augenleiden  ein  ursächlicher  Zusammenhang  stattfinden 
könne.  Dieser  letztere  Fall  kommt  besonders  dann  vor,  wenn  ein  fremder 
Körper  in  den  faltigen  Ueborgangstheil  gerathen  ist.  Dieser  gibt  dann 
entweder  zu  hartnäckiger  Lichtscheu  (mit  Augenlidkrampf)  oder  zu 
partieller  Wucherung  der  Bindehaut  und  Einkapsehmg  oder  blos  zu 
den  Erscheinungen  eines  chronischen  Bindehautkatarrhes  Veranlassung. 
Ich  habe  Fälle  gesehen,  wo  ein  sogenanntes  Krebsauge  in  der  Absicht, 
einen  fremden  Körper  (wirklich  oder  vermeintlich  ins  Auge  gerathen) 
zu  entfernen,  unter  das  obere  Lid  eingeschoben,  daselbst  viele  Monate 
geblieben  war,  und  der  Patient  sich  nicht  wenig'  wunderte,  als  das- 
selbe noch  vorgefunden  wurde. 

Wenn  man  Verdacht  auf  die  liegen  wart  eines  fremden 
Körpers  hat  und  denselben  nicht  etwa  gleich  an  der  Cornea  vorfindet, 
so  untersuche  man  die  Bindehaut  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung.  Bisweilen 
kann  hiezu  die  Narkosis  nothwendig  werden.  Nie  setze  man  den  Kran- 
ken gerade  dem  Lichte  gegenüber,  sondern  so,  class  dieses  von  der 
Seite  her  einfalle.  Auch  können  die  meisten  Kranken  das  eine  Auge 
leichter  offenhalten  und  gehörig  dirigiren,  wenn  das  andere  mit  der 
Hand  oder  unter  Verband  geschlossen  gehalten  wird.  Zuerst  ziehe  man 
d  a  untere  Lid  abwärts  und  mache  den  Uebergangs-  oder  Orbitaltheil 
der  Conjunctiva  dadurch  vortrete],  dass  man  das  abgezogene  Lid  mit 
den  Fingern  (dem  convexen  Rande  des  Tarsus  entsprechend  angelegt) 
rückwärts:  drängt  und  den  Kranken  dabei  aufwärts  blicken  lässt.  Bei 
etwas  tiefer  liegenden  Augen  wird  der  Uebergangstheil  leichter  sichtbar, 
wenu  man  den  Kranken  bei  fixirtem  Oberlide  das  Auge  stark  abwärts 
rollen  lässt.  Indem  man  sodann  den  Blick  schlafen  wärts  dirigirt,  sei 
man  zugleich  auf  die  halbmondförmige  Falte  und  die  Karunkel  auf- 
merksam, wo  sich  bisweilen  kleine  Fremdkörper  verbergen.  Am  häufig- 


Verletzungen.  89 

sten  sitzen  kleine  fremde  Körper,  welche  durch  einen  Luftstrom  ins 
Auere  getrieben  wurden,  an  der  inneren  Fläche  des  oberen  Lides.  Man 
umstülpe  dasselbe  und  benütze,  um  auch  durchsichtige  Theilchen  (Kiesel- 
oder Glassplitter)  zu  entdecken,  das  Spiegeln  der  Conjunctiva  bei  seit- 
lich einfallendem  Lichte  oder  man  fahre  mit  dem  Finger  über  die  Con- 
junctivalfläche.  (Jm  fremde  Körper  im  oberen  Uebergangstheile  zu 
erkennen,  ziehe  man  das  Lid  gegen  den  Orbitalrand  empor  und  Lasse 
das  Auge  bei  zurückgebeugtem  Kopfe  abwärts  rollen.  Man  kann  auch 
bei  umstülptem  Lide  den  convexen  Rand  des  Tarsus  mit  einem  Daviel'schen 
Löffel  vom  Bulbus  abheben  oder  mit  diesem  Instrumente  hinter  dun 
umstülpten  Tarsus  sondiren. 

Bleiben  fremde  Körper  längere  Zeit  im  Tarsaltheile  (oben)  sitzen, 
so  können  sie  eine  Abschürfung  oder  eine  Entzündung  der  Cornea 
bewirken,  welche  der  oberflächlich  Untersuchende  für  ein  substantives 
Hornhautleiden  halten  könnte,  namentlich  wenn  der  Kranke  nicht 
weiss,  dass  ihm  etwas  ins  Auge  gefallen  sei.  Im  Uebergangstheile  (oben, 
unten)  sind  fremde  Körper  (Stein,  Holz,  Stroh,  Kopfhaare)  von  granu- 
löser Wucherung  der  Bindehaut  eingehüllt  (überwuchert)  mit- 
unter erst  nach  lauger  fruchtloser  Behandlung  einer  (vermeintlich  pri- 
mären) Bindehautentzündung  aufgefunden  worden. 

Die  Beschaffenheit  des  fremden  Körpers  und  sein  Sitz  gibt  im 
Allgemeinen  an,  wie  man  ihn  zu  entfernen  habe.  Bei  oberflächlich 
sitzenden  reicht  das  Abstreifen  mit  einem  Leinenflecke  oder  mit  dem 
DavieFschen  Löffel  o.  dgl.  hin;  in  anderen  Fällen,  namentlich  bei  Tabak, 
Pfeffer,  Asche  u.  dgl.  ist  das  Einspritzen  Lauer  Milch  oder  lauen  Wassers 
das  zweckmässigste.  Feine  Glassplitter  bleiben  am  leichtesten  an  einem 
mit  Leinwand  umhüllton  Griffel  haften.  Tiefer  sitzende  und  längere 
Körper  müssen  oft  mit  einer  Pincette  gefasst  werden.  Pulverkörner, 
kleine  Metallstückchen  fasse  man  mit  einem  möglichst  kleineu  Theile 
der  Bindehaut  in  die  Pincette  und  schneide  sie  mit  diesem  aus;  so 
kleine  Sub  tanzverlus'te  werden  ohne  Nachtheil  ertrage]  . 

Mit  der  Entfernung  des  fremden  Körpers  schwinden  in  der  Regel 
auch  die  Folgen.  War  die  Verletzung  in- und  extensiver,  so  bilden  kalte 
Um  chläge  das  beste  Mittel.  Fand  zugleich  Quetschung  statt,  so  setze 
man  dem  kalten  Wasser  etwas  Weingeist  oder  Arnicatinctur  zu. 

Nach  der  Einwirkung  ätzender  Stoffe  (Asche,  Kalk  o.  dgl.)  hat 
mau  zunächst  nachzusuchen,  ob  nicht  etwas  davon  zurück  geblieben  sei. 
Lässt  sich  annehmen,  dass  der  Kalk  noch  ätzend  wirke,  so  träufle  man 
eine  syrupdicke  Zuckerlösung  ein,  um  ihn  zu  neutralisiren ;  b<  i  Mörtel 


90  Bindehaut. 

(Mischung  mit  Sand)  hat  man  alles  Fremdartige  zu  entfernen,  ohne 
jedoch  dabei  ungeätzte  Partien  zu  quetschen  oder  einzureissen.  Wenn 
ätzeude  Stoffe  bei  einer  Explosion  ins  Auge  geschleudert  wurden,  sehe 
man  nach,  ob  nicht  mechanisch  wirkende  Körper  (Grlassplitter,  Haare 
etc.)  mit  hineingetrieben  wurden.  Auch  Platten  von  geschmolzenem 
Pech,  Blei  o.  dgl.,  welche  sich  an  den  Bulbus  anschmiegen,  können  der 
Entfernung  mit  Instrumenten  grosse  Schwierigkeit  entgegen  setzen;  das 
Einträufeln  von  Lein-  oder  Olivenöl,  welches  allmälig  zwischen  die 
Platte  und  den  Bulbus  eindringt,  kann  die  Flottmachimg  und  Fassung 
derselben  nach  einigen  Stunden  sehr  erleichtern. 

Nach  Beseitigung  der  fremden  Körper  kommt,  abgesehen 
von  dem  Zustande  der  Cornea,  alles  auf  den  Umfang  und  die  Tiefe 
der  Aetzung  und  darauf  an,  ob  Verwachsung  zwischen  Lid  und  Bulbus 
zu  befürchten  steht.  Die  geätzten  oder  verbrühten  Stellen  sind  einfach 
wund  oder  durch  einen  grauen  Schorf  mit  geschwellten,  oft  ecchymo- 
sirten  Rändern  markirt  oder  endlich  bereits  mit  Wundgranulationen 
bedeckt,  mit  gegenüberliegenden  wunden  Partien  verklebt.  Seichte,  blos 
die  Bindebaut  betreffende  Substanzverluste  im  Uebergangs-  oder  im 
Skleraltbeile  werden  leicht  durch  Beiziehung  der  benachbarten  Binde- 
haut gedeckt  (strahlige  Narben);  tiefer  eingreifende  bewirken,  wenn  sie 
einigermassen  umfangreich  sind,  merkliche  Verkleinerung  des  Bindehaut- 
sackes, veränderte  Lidstellung.  Störung  der  Beweglichkeit  des  Bulbus. 
Symblepharon  ist  nicht  zu  verhüten,  wenn  zwei  wunde  Flächen  an 
einander  stossen.  Wenn  Conj.  palpebr.  und  Conj.  bulbi  zugleich  wund 
sind,  so  ist  Verwachsung  nur  dann  unvermeidlich,  wenn  die  wunden 
Flächen  bis  in  die  Uebergangsfalte  reichen;  ist  diese  selbst  intact,  so 
kann  Symblepharon  trotz  grosser  lateraler  Ausdehnung  der  Wundflächen 
verhütet  werden.  Nebst  der  fleissigen  Anwendung  kalter  Umschläge 
suche  man  die  Verwachsung  durch  häufig  wiederholtes  Abziehen  des 
Lides  und  Einträufeln  von  Milch.  Quittenschleim,  Leinöl  o.  dgl.  zu  ver- 
hüten. Das  Einlegen  fremder  Körper  in  den  Bindehautsack,  um  die 
Berührung  wunder  Flächen  hintanzuhalten,  ist  mindestens  unnütz.  Kommt 
Verwachsung  der  Lider  mit  dem  Bulbus  (Symblepharon)  oder  mit  einander 
(Ankyloblepharon)  dennoch  zu  Stande,  so  kann  nur  ein  operativer  Ein- 
griff Althilfe  verschaffen,  in  der  Regel  jedoch  erst  dann,  wenn  die 
directen  Reactionserscheinungen  der  Verletzung  selbst  verschwunden 
sind.  Auch  von  dem  anhaltenden  'Abgezogenhalten  des  wunden  Lides 
von  Bulbus  (künstlicher  Ektropiouirung)  ist  durchschnittlich  kein  Vortheil 
zu  erwarten,  die  Conj.  palpebrarum  verträgt  eben  anhaltenden  Contact 
mit  der  Luft  schlecht. 


Flügelfell.  9 1 

Flügelfell,  Pterygium  ') 

aeiint  man  eine  durch  Entzündung  eingeleitete,  partielle,  dem  Flügel 
einei  Fliege  (der  Komi  nach)  ähnliche  Entartung  der  Conj.  bulbi,  deren 
Ba  i  gegen  die  Peripherie  des  Bulbus  gerichtel  ist,  deren  mehr  weni- 
ge] abgerundete  (oder  abgestutzte)  Spitze  im  Bereiche  der  Cornea  fest 
haftet,  und  deren  Ränder  in  de]  Gegend  dos  Limbus  nicht  nur  scharf 
begrenzt,  sondern  auch  deutlich  umstülpt  erscheinen,  so  dass  man  hier 
eine  Strecke  weit  mit  einer  Borste  oder  Sonde  unter  den  Rändern  vordrin- 
gen kann.  Es  fällt  in  der  Regel  sogleich,  nicht  nur  durch  den  Fleck 
auf  der  Hornhaut,  sondern  auch  durch  seinen  Reichthum  an  erweiterten 
Blutgefässen  auf,  welche  von  der  Peripherie  convergirend  gegen  die 
Spitze  verlaufen  und  erst  nach  dem  Erlöschen  des  entzündlichen  Vor- 
ganges in  dieser  Partie  abnehmen  oder  verschwinden;  an  der  Spitze 
sieht  man  Narbengewebe,  welches  mit  der  Cornea  (eigentlich  mit  deren 
Conjunctivaschicht)  unzertrennlich  fest  zusammenhängt. 

Zum  Vorständniss  dieser  anatomischen  Veränderungen  und  ihres 
weiteren  Verhaltens  ist  die  Berücksichtigung  der  ätiologischen  Mo- 
ni (  nte  nothwendig. 

a)  Eine  seltene  und  von  der  gewöhnlichen  Form  etwas  abweichende 
Alt  des  Flügelfelles  entsteht  im  Verlaufe  acuter  Bindehautblen- 
norrhoe.  Wenn  ein  mehr  weniger  centrales  Hornhautgeschwür  mit 
Durchbruch  und  Vorfall  der  Iris  entstanden  ist,  und  dabei  die  chemoti- 
sche  Conj.  bulbi  weit  in  das  Bereich  der  Hornhaut  hereinragt,  so  geschieht 
es.  dass  letztere  mit  der  Cornea,  besonders  mit  der  Iris  verklebt  und 
während  des  Vernarbungsprocesses  fest  angelöthet  wird:  denn  an  der 
chemotischen  Bindehaut  ist  das  Epithel  mehr  weniger  defect  und  es 
-t*  h*  i!  also  zwei  epithellose  Gebilde  miteinander  in  Contact.  wie  bei 
der  Entstehung  des  Symblepharon.  Ist  dann  mit  dem  blennorrhoischen 
Processe  auch  die  Chemosis  rückgängig  geworden,  so  bleibt  eine  peri- 
phere Partie  der  Conj.  bulbi  auf  der  Cornea  fixirt,  während  die  Umge- 
bung in  die  normale  Lage  zurückgekehrt  ist.  Man  sieht  von  obenher 
eine  Partie  wulstiger  Bindehaut  in  das  Bereich  der  Cornea  herabstreichen, 
dreieckig,  mit  deutlich  umstülpten  Bändern.  Nimmt  man  eine  gekrümmte 
Sonde,  so  kann  man  dieselbe  längs  des  Hornhautrandes  hinter  diesem 
Bindehautwulste  durchführen.  Löst  man  sodann,  nach  Consolodirung 
der  Hornhautnarbe,    die  Bindehaut    knapp  von  dieser  los.    so  zieht    ich 


')  Die  Anreihung  des  Flügelfelles  und  des  Lidspaltenfleckes  an  die  trauma- 
tischen Entzündungen  ist  dadurch  gerechtfertigt,  dass  die  meisten  dieser  Verände- 
rungen traumatischen  Ursprunges  sind. 


92  Bindehaut. 

die  Bindehaut  zurück  und  schwillt  ab;  nach  einigen  Tagen  kann  man 
5 — 6  Mm.  oberhalb  des  Cornealrandes  eine  strahlige  Narbe  als  Merk- 
mal der  früher  auf  der  Cornea  fixirten  Partie  erkennen.  Man  könnte 
diese  Art  Flügelfell  als  brückenförmiges  bezeichnen.  —  Wenn  der  Bin- 
dehautwall mit  einer  randständigen  wunden  Hornhautpartie  verwächst, 
so  entsteht  ein  Flügelfell,  welches  sich  von  dem  gewöhnlich  vorkom- 
menden vielleicht  nur  durch  den  Sitz  (nicht  gerade  im  inneren  Winkel) 
unterscheidet. 

b)  Viel  häufiger  beobachtet  man  Flügelfelle  mannigfaltiger  Gestalt 
nach  partieller  Verbrühung  oder  Aetzung  der  Conj.  bulbi 
und  der  Cornea,  und  in  analoger  Weise  auch  nach  Diphtheritis 
am  Bulbus.  Die  Form  ist  hier  gewöhnlich  nur  eine  annähernd  drei- 
eckige, die  Breite  längs  d<  -  Limbus  oft  eine  sehr  beträchtliche,  den 
4.  oder  :'>.  Theil  der  Cornealperipherie  einnehmende,  und  die  Basis  reicht 
nicht  selten  bis  in  die  Conj.  palpebrarum,  ja  bis  an  die  Cutis  des  Lides 
selbst.  In  letzterem  Falle  bildet  der  narbig-conjunctivale  Ueberzug  der 
Cornea  eigentlich  blos  einen  Appendix  eines  mehr  weniger  breiten  Sym- 
blepharon, und  nur  die  umstülpten  Ränder  in  der  Gegend  des  Linibus 
zeigen,  dass  die  Anwachsung  der  Membran,  welche  die  Cornea  bedeckt, 
hier  minder  breit  ist,  als  auf  der  Cornea  selbst,  dass  also  Bindehaut 
auf  die  Cornea  hin  gezogen  wurde.  Solche  Pterygien  können  von  jeder 
beliebigen  Stelle  der  Cornealperipherie  aus  sich  entwickeln,  obgleich  sie 
am  häufigsten  in  der  unteren  Hälfte  beobachtet  werden.  Sobald  durch 
einen  der  obgenannten  Vorgänge  eine  Partie  Bindehaut  sammt  der  an- 
grenzenden Cornea  wund  geworden  ist  und  die  Bindehaut  so  anschwillt. 
dass  sich  ihre  wunde  Fläche  an  die  wunde  Partie  der  Cornea  anlegt, 
sind  dieselben  Verhältnisse  wie  bei  der  Hut  tehung  von  Symblepharon 
und  von  Blepharophimosis  gegeben,  die  wunden  Flächen  verwachsen 
miteinander  und  Bindehaut  ja  selbst  Cutis  wird  von  der  Peripherie  her 
zur  Deckung  der  wunden  Cornealpartie  herbeigezogen.  Ist  aber  die  Ue- 
berhäutung  du-  Cornealpartie  erfolgt,  so  ist  auch  kein  weiteres  Fort- 
schreiten zu  besorgen;  der  ganze  Process  kommt  durchschnittlich  in 
wenigen  Wochen  zum  vollständigen  Abschlüsse.  Insofern  als  bei  den  auf 
die  i  Weise  entstandenen  Flügelfellen  die  Zerstörung  einer  mehr  weni- 
ger grossen  Bindehautpartie  die  Hauptrolle  spielt,  kann  man  dieselben 
als  acc<  "ii  chi  b  zeichnen;  der  gewöhnlich  gebrauchte  Ausdruck 
„Pseudopterygium"  dürfte  weniger  zweckmässig  sein,  denn  es  sind 
wirkliche,  nur  ungewöhnlich  Mi  band  ne  Pterygien. 

c)  Alle  anderweitig  entstandenen  Flügelfelle  --  und  das  sind  die 
gewöhnlich  vorkommenden  --  linden  wir  im  Bereiche  der  Lidspalte  und 


Flügelfell.  93 

•/war  zunächst  an  der  nasalen  Seite  der  Cornea.  Man  könnte  sie  deshalb 
auch  Lidspaltenflügelfelle  nennen.  Individuen,  welche  auf  einem 
oder  auf  beiden  Augeri  im  inneren  Winkel  ein  Flügelfell  haben,  sind  nicht 
gerade  selten.  Bin  Flügelfell  blos  an  der  Schläi'enseite  lässt  sicher 
schliessen,  dass  es  durch  eine  Verbrühung  oder  Aetzung,  durch  Blen- 
norrhoe oder  Diphtheritis  verursacht  wurde.  Wenn  eiu  Auge  sowohl  an 
der  Nasen-  als  an  der  Schläfenseite  ein  Flügelfell  zeigt,  so  ist  das  an 
der  Nasenseite  in  der  Entwicklung  weiter  fortgeschritten.  Kommen  drei 
Flügelfelle  vor.  so  sitzt  das  des  zweiten  Auges  im  inneren  Winkel.  Vier 
Flügelfelle  habe  ich  nur  einmal  zu  sehen  bekommen  (zwei  links,  zwei 
rechts).  Aus  diesem  Vorkommen  darf  gefolgert  werden,  dass  atmosphä- 
rische Schädlichkeiten  Einfluss  auf  die  Entwicklung  des  Flügelfelles 
haben.  Als  solche  Schädlichkeiten  sind  zu  bezeichnen:  Staub,  welcher 
sich  an  die  Bindehaut  anlegt  und  dieselbe  mechanisch  oder  chemisch 
verletzt  (feine  Theilchen  von  Grannen,  von  Kiesel,  von  Kalk  u.  dgl.), 
ammoniakarische  Dünste,  Pulverdampf.  Es  werden  diese  Art  Flügelfelle 
nur  bei  Leuten  beobachtet,  welche  vermöge  ihrer  Beschäftigimg  solchen 
Schädlichkeiten  ausgesetzt  sind;  Bauern,  Taglöhner,  Maurer.  Töpfer, 
Kutscher  u.  dgl.  Als  disponirendes  Moment  muss  die  senile  Beschaffen- 
heit der  Conjunctiva  betrachtet  werden,  weil  die  Lidspaltenflügelfelle  vor 
dem  40.  Lebensjahre  nur  ausnahmsweise  vorkommen.  Diese  Beschaffen- 
heit darf  wohl  als  leichtere  Schwell-  und  Verschiebbarkeit  bezeich- 
net werden.  Bei  älteren  Leuten  mit  Conjunctivitis  catarrhalis  sieht  man 
nicht  selten  relativ  starkes  Oedem  der  Conjunctiva  bulbi;  bei  älteren 
Leuten  sehlägt  sieh  die  Conj.  bulbi  viel  leichter  und  stärker  faltig  über 
den  Hornhautrand,  wenn  man  mit  einem  Staarmesser  durch  die  Hornhaut 
fährt.  Aus  diesen  Factoren  erklärt  sich  die  Entstehung  und  das  weitere 
Verhalten  des  Lidspaltenliügelfellcs  gewissermassen  von  selbst. 

Die  mechanisch  oder  chemisch  wirkenden  atmosphärischen  Schäd- 
lichkeiten treffen  vor  allem  die  Conjunctiva  nächst  der  Cornea  im  na- 
salen Winkel  und  bewirken  zunächst  Epithelverluste,  weiterhin  abnorme 
[nje<  tion  und  S  chw«  i  1  ung  der  Conjunctiva.  War  die  angrenzende  Partie 
der  Cornea  nicht  schon  gleichzeitig  mit  Epithi  Ivi  flu!  geschädigl  word«  n, 
so  wird  sie  es  bei  weiterhin  fortwirkenden  oder  wiederkehrenden  Schädlich- 
keiten leichter,  weil  diese  wegen  der  Schwellung  des  Limbus  nicht  so 
leicht  beim  Lidschlage  tob  dieser  Partie  der  Cornea  fortgestreift  werden 
können.  (Deshalb  kann  auch  eine  Pinguecula  als  disponirendes  Moment 
zu  Pterygium  angesehen  werden.)  ist  aber  eine  Partie  der  Cornea  sammt 
der  angrenzenden  Bindehautpartie  des  Epithels  beraubt,  und  legt  sich 
die  wunde  Fläche  der  Bindehaut  vermöge  der  Schwellung  derselben  an 


94  Bindehaut. 

die  epithellose  Stelle  der  Cornea  an,  so  kommt  es  zur  Verklebung  und 
Verwachsung,  demnach  zur  Fixiruug  eines  Bindehautzipfels  auf  der 
Cornea.  Hiemit  kann  der  entzündliche  Process  zu  Ende  gelangen.  Man 
sieht  in  der  That  solche  gleichsam  abortiv  zu  Grunde  gegangene,  d.  h. 
frühzeitig  sistirte  Flügelfelle.  Meistens  jedoch  gestalten  sich  die  Ver- 
hältnisse so,  dass  das  Flügelfell  einerseits  auf  der  Cornea  vorrückt  und 
andererseits  von  der  Peripherie  her  mehr  und  mehr  Bindehaut  nach- 
zieht. Es  wiederholt  sich  nämlich  bei  den  genannten  Beschäftigungen 
die  Einwirkung  der  atmosphärischen  Schädlichkeiten  und  steigert  den  ent- 
zündlichen Vorgang  in  der  gezerrten  Bindehautpartie,  trifft  aber  auch 
die  angrenzende  Hornhautpartie,  von  welcher  vermöge  der  partiellen 
Erhöhung  am  Linibus  fremde  Körper  nicht  so  leicht  durch  das  Lid 
abgestreift  werden  können.  Hiemit  scheint  der  Anstoss  zum  Fortschreiten 
der  schleichenden  Entzündung  auf  der  Cornea  gegeben  zu  sein.  Im  Be- 
reiche der  Bindehaut  scheint  die  allmälige  Verdichtung  und  Schrumpfung 
des  in  der  Bindebaut  und  auf  der  Cornea  eingelagerten  Exsudates  das 
Meiste  dazu  beizutragen,  dass  allmälig  immer  mehr  Bindehaut  von  der 
Peripherie  her  nachgezogen  wird.  Dass  Bindehaut  in  das  Bereich  der  Cornea 
hineingezogen  wird,  ergibt  sich  aus  der  Umschlagung  derselben  an  den 
Bändern  und  aus  den  gegen  die  Cornea  (den  Kopf  des  Flügelfelles) 
convergirend  verlaufenden  Bieten.  Die  auf  der  Cornea  liegende  Partie 
präsentirt  sich  deutlich  als  Narbengewebe,  i  rscheint  bläulichweiss,  sehnen- 
artig glänzend,  oft  knorpelhart.  Das  Narbengewebe  greift  nie  tief  in  die 
Substantia  propria  ein. 

Bei  Flügelfellen  im  nasalen  Winkel  wird  durch  die  Anspan- 
nung gegen  die  Hornhaut  hin  allmälig  die  halbmondförmige  Falte  zum 
Verstreichen  gebracht,  dann  auch  die  Karunkel,  endlich  die  Conjunctiva 
von  der  Gegend  der  Thränenröhrchen  gegen  die  Cornea  hingezerrt, 
somit  nicht  nur  die  Fortleitung  der  Thränen.  sondern  auch  die  Beweg- 
lichkeit des  Bulbus  mehr  weniger  behindert.  Auf  der  Cornea  rückt  die 
entzündliche  Veränderung  vor,  so  lange  noch  Epithelverluste  vorbanden 
sind  oder  neuerlich  hervorgerufen  werden.  Alsdann  rindet  man  auch  den 
episkleraleu  Theil  mit  mehr  weniger  zahlreichen  Gefässen  durchzogen, 
selbst  die  Bindehaut  der  Lider  in  mehr  weniger  gereiztem,  oft  in  deut- 
lich katarrhalischem  Zustande;  das  Flügelfell  ist  progressiv.  Die 
Progression  erfolgt  in  der  Begel  gegen  das  Centrum  und  kann  dasselbe 
auch  überschreiten.  In  drei  Fällen,  die  ich  gesehen,  war  die  sogenannte 
Spitze  nicht  gegen  das  Centrum,  sondern  nach  aussen-oben  vorgerückt, 
demnach  war  auch  der  obere  Band  stärker  umstülpt  (weiter  untermi- 
nirt)   als  der  untere,  und  die  obgenannten  Riefen  oder  Furchen  strichen 


Flügelfell.  95 

nicht  centripetal,  sondern  schräg  von  innen-unten  nach  aussen-oben. 
Solche  Fälle  zeigen  deutlich,  dass  der  Muskelzug  keinen  determinirenden 
Binfluss  auf  die  Bildung,  Form  und  Richtung  des  Flügelfelles  nimmt, 
wie  Winther  meinte.  Dass  Flügelfelle,  die  das  Centrum  der  Cornea 
bereits  überschritten  haben,  relativ  selten  zur  Beobachtung  gelangen, 
dürfte  wohl  daher  kommen,  dass  selten  ein  Kranker  mit  der  Consulta- 
tion  wartet,  bis  „das  Fei]  den  Stern  ganz  überzogen"  hat,  zum  Theil 
auch  daher,  dass  weit  vorgerückte  Flügelfelle  spontan  zu  wachsen  aut- 
hören. Ich  habe  zwei  Fälle  gesehen,  wo  ein  Flügelfell  von  der  Nasen- 
seite das  Centrum  überschritten  hatte  und  mit  einem  von  der  Schläfen- 
seite  her  entwickelten  zusammengestossen  war. 

Das  Flügelfell  kann  in  jedem  Stadium  seiner  Entwicklung  statio- 
när  werden,  wenn  die  Erosionen  an  der  Cornea  zur  Heilung  gelangen, 
wozu  wohl  vor  allem  die  Hintanhaltung  der  genannten  atmosphäri- 
schen Schädlichkeiten  erforderlich  ist.  Sobald  die  Epithelialdefecte  an 
der  Cornea  und  im  Bereiche  der  auf  die  Cornea  gezogenen  Partie  repa- 
rirt,  also  auch  keine  Erosionen  mehr  vorfindlich  sind,  nimmt  der  epi- 
sklerale  Theil  an  Dicke  und  Gefässreichthum  ab  und  das  Fortschreiten 
auf  der  Cornea  hört  auf.  Das  Uebel  macht,  wenn  es  nicht  bereits  zu 
Störung  im  Sehen,  in  der  Bewegung  des  Bulbus  oder  in  der  Fortlei- 
tung der  Thränen  geführt  hat,  weiterhin  keine  Beschwerden.  Sehstörung 
wird  oft  schon  beobachtet,  wenn  die  Spitze  auf  dem  halben  Wege 
zwischen  Peripherie  und  Centrum  der  Cornea  augelangt  ist,  möglicher 
Weise  durch  Druck  des  Narbengewebes  auf  die  angrenzende  sonst  ganz 
normal  aussehende  Partie  der  Cornea. 

An  der  Stelle  der  Cornea,  wo  ein  Flügelfell  gesessen,  bleibt  auch 
nach  der  sorgfältigsten  Ablösung  desselben  stets  ein  unheilbarer  Fleck 
(eine  Narbe)  zurück,  selbst  wenn  fortan  keine  Spur  von  Bindehaut  zur 
Deckung  des  Substanzverlustes  der  Cornea  hineingezogen  wird. 

Aus  dem  Gesagten  ergeben  sich  die  nöthigen  Anhaltspunkte  zur 
Prognosis  und  Therapie  gewissermassen  von  selbst.  Von  medica- 
raentöser  Behandlung  ist  wohl  nichts  zu  erwarten.  Ein  gut  anschlies- 
sender Verband,  um  die  Einwirkung  atmosphärischer  Schädlichkeiten 
bis  zur  Heilung  der  F>osionen  abzuhalten,  verspricht  wenigstens  bei 
nicht  weit  vorgerückten  Flügelfellen  guten  Erfolg.  Die  operative  Be- 
handlung (vide  Operationslehre)  hat  bei  stationären  Flügelfellen  zumeist 
nur  einen  kosmetischen  Zweck;  bei  progressiven  dagegen  ist  eine  solche 
jedesmal  in  Vorschlag  zu  bringen,  auch  wenn  das  Flügelfell  die  mittlere 
Region  der  Cornea  noch  nicht  erreicht  hat.  Denjenigen,  welche  jede  ope- 
rative Behandlung  der  Flügelfelles,  auch  die  Abtragung  mit  nachfolgen- 


96  Bindehaut. 

der  Bindehautsutur  für  nutzlos  erklärt  haben,  ist  vorderhand  entgegen 
zu  halten,  dass  Recidive  einerseits  durch  ungenaues  Lospräpariren  alles 
krankhaft  Veränderten  und  ungenaue  Vereinigung  der  Bindehautwunde, 
andererseits  aber  — und  das  ist  wohl  ein  häutiger  Fall  —  dadurch  ver- 
schuldet werden,  dass  sich  die  Operirten  noch  vor  völliger  Heilung 
neuerdings  den  gewohnten  Schädlichkeiten  aussetzen. 

Fett-  oder  Lidspaltenfleck  (Pinguecula). 

Fettgelbe,  seicht  aufgewölbte,  mehr  weniger  scharf  begrenzte  drei- 
eckige Flecke,  welche  die  Conj.  bulbi  nächst  der  Cornea  einnehmen, 
so  dass  die  Basis  an  den  Limbus  grenzt,  die  Spitze  gegen  die  Peripherie 
gerichtet  ist.  und  welche  allenfalls  durch  Entstellung,  niemals  durch 
irgend  welche  Beschwerden  zur  Wahrnehmung  des  Krankon  gelangen, 
sind  nicht  durch  Fettablagerung,  wie  man  ehemals  meinte,  sondern 
durch  entzündliche  Verdickung  und  Verdichtung  des  conjunctivalen  und 
subconjunctivalen  Bindegewebes  in  Folge  der  Einwirkung  atmosphäri- 
scher Schädlichkeiten  bedingt.  Vermöge  der  dabei  zugleich  vorkom- 
menden Veränderungen  des  Epithelialüberzuges  kann  eine  solche  Partie 
auch  minder  glänzend,  wenn  auch  nicht  förmlich  trocken  erscheinen. 
und  vermöge  einer  gewissen  Verdichtung  des  Gewebes  mit  mehr  weni- 
ger Gefässobliteration  behalten  sie  ein  blasses  Aussehen  auch  dann, 
wenn  die  umgebende  Conjunctiva  (aus  was  immer  für  einer  Ursache) 
stark  geröthet  und  geschwellt  ist. 

Sie  kommen  immer  bilateral  und  zu  beiden  Seiten  der  Cornea, 
doch  oft  in  sehr  ungleichem  Grade  entwickelt  vor.  Sie  fehlen  im  Kin- 
des- und  Knaben-,  durchschnittlich  auch  im  Jünglingsalter,  und 
pflegen  bei  glotzenden  Augen  am  stärksten  ausgesprochen  zu  sein.  Sie 
widerstehen  jeder  medicamentösen  Behandlung  und  erheischen  auch 
nie    einen    operativen  Eingriff,    der    nur  in  Abtragung  bestehen  könnte. 

VIII.  Tuberculosis  conjunctivae. 

Der  Nachweis  des  (allerdings  sehr  seltenen)  Vorkommens  von  Tuberculosis 
in  der  Conjunctiva  wurde  erst  in  dem  letzten  Decennium  durch  mikroskopische 
Untersuchung  geliefert,  obwohl  das  Krankheitsbild  meistens  so  viele  charakteristi- 
sche Erscheinungen  darbietet,  dass  man  durch  dieselben  mit  mehr  weniger  Wahr- 
scheinlichkeit auf  diesen  Process  als  Ursache  des  entzündlichen  Leidens  der  Con- 
junctiva hingeleitet  wird.  In  Ermanglung  eigener  hinreichender  Beobachtungen 
werde  ich  die  Charakteristik  nach  der  Schilderung  von  0.  Haab  entwerfen,  welcher 
6  Fälle  selbst  beobachtet  und  die  früheren  Publieationen  von  Köster,  Sattler, 
Walb  und  Herter  benutzt  hat1). 


')  Die  Tuberculose  des  Auges  von  Dr.  0.  Haab  in  Zürich,   Graefe's  A    f. 
Ophth.  XXV.  4.  p.  163. 


Tuberculosis,  07 

Wie  eine  Synovialmembran  kann  auch  die  Conjunctiva  von  einem 
Process  befallen  werden,  welcher  sich  durch  starke  Granulationsbildung 
auszeichnet,  wobei  die  Granulationen  als  Träger  von  Tuberkelknötcherj 
erscheinen.  Sein-  häufig  haben  wir  es  nicht  mit  einem  localen  Vorgang 
an  der  Conjunctiva  allein  zu  thun,  sondern  mit  der  Aeusserung  einer, 
das  ganze  Individuum  beherrschenden  Disposition :  der  Scrofulose, 
resp.  Tuberculose.  In  den  typischen  Fällen  nimmt  der  Lymphapparat 
der  Umgebung  des  Auges  in  hohem  Grade  an  der  Erkrankung  Theil, 
und  zwar  so,  dass,  wenn  z.  B.  das  linke  Auge  erkrankt,  zugleich  auch 
oft  ganz  acut  eine  Schwellung  der  Lymphdrüsen  vor  dem  linken  Ohre, 
unter  dem  linken  Kieferwinkel  und  bis  gegen  das  Kinn  hin  auftritt. 
Diese  Vergrößerung  der  gleichseitigen  Lymphdrüsen  kann  die  längste 
Zeit  unilateral  bleiben ,  wie  auch  die  Conjunctivitis  tuberculosa  meist 
nur  das  eine  der  beiden  Augen  befällt.  „Es  schien  uns,  als  trete  bei 
dor  Tuberculose  wie  mit  einem  Schlage,  wie  etwas  Zusammengehöriges, 
die  Schwellung  der  Drüsen  und  die  Verdickung  der  Lider  auf,  ohne  dass 
das  betreffende  Auge  vorher  wesentlich  erkrankt  gewesen." 

Präsentirt  sich  uns  dann  der  •  gewöhnlich  noch  in  jüngeren 
Jahren  befindliche  —  Patient,  so  fällt  vor  Allem  die  starke  Verdickung 
eines  oder  beider  Lider  des  einen  Auges  auf.  Ist  der  Process  im  oberen 
Lide  einigermassen  stark  entwickelt,  so  ist  dieses  Lid  um  das  3 — 4 fache 
verdickt  und  hängt  über  das  untere  herab.  Die  Cutis  der  Lider  und 
Umgebimg  ist  etwas  geröthet  und  von  einzelnen  ausgedehnten  Gefässen 
durchzogen.  Die  Lidgeschwulst  fühlt  sich  weich  und  elastisch  an.  Beim 
Ektropioniren  des  Lides  wälzt  sich  dann  die  mit  massenbaften  üppigen 
Granulationen  besetzte  Conjunctiva  hervor.  Wo  die  Granulationen  noch 
jung,  intact  sind,  haben  sie  eine  Scharlach-  bis  graurothe  Färbung. 
Stellenweise  und  bei  längerem  Bestehen  zerfallen  sie  und  es  bilden  sich 
durch  oberflächliche  Usur  unebene,  gelbrothe,  speckig  aussehende  ge- 
schwürige Flächen.  Eine  fernere  Eigenthümlichkeit  der  Wucherungen 
besteht  darin,  dass  sie  durch  Druck  gegen  den  Bulbus  abgeplattet,  eine 
massig  höckerige  Oberfläche,  dagegen  manchmal  ziemlich  tiefe  Zerklüftung 
zeigen  und  dass  diejenigen,  welche  nahe  der  Uebergangsfalte  und  auf 
derselben  sitzen,  sich  hahnenkammförmig  in  den  Fornix  hineinsebmiegen. 
Die  Conjunctiva  tarsi  kann  am  oberen  und  am  unteren  Lide  frei  bleiben, 
so  dass  dann  die  Wucherungen  blos  von  der  Uebergangsfalte  ausgehen, 
während  die  Conj.  tarsi  nur  sammetartige  papilläre  Schwellung  zeigt, 
Eine  stark  eitrige  Secretion  ist  die  unangenehme  Zugabe  zu  dieser  im 
Uebrigen  schmerzlosen  Affection  der  Bindehaut,  daher  die  Patienten 
gewöhnlich  erst  längere  Zeit  nach  Beginn  des  Uebels  Hilfe  suchen.  Die 

v.  Arlt,  Kvaiikh.  des  Ä.uges  7 


gg  Bindehaut. 

Cornea  kann  längere  Zeit  intact,  später  pannös  erscheinen.  --In  zwei 
von  sechs  Fällen  war  auch  die  Schleimhaut  des  Thränensackes  Sitz 
solcher  Granulationen  (wie  sich  hei  Eröffnung  desselhen  zeigte).  — 
Seltener  ist  die  Conj.  hulbi  Sitz  einer  tuberculösen  Infiltration  ').  wird 
sie  aber  davon  befallen,  so  tritt  die  Graniüationsbildung  etwas  zurück 
und  es  lallt  in  erster  Linie  die  Tubcrkelinfiltration  als  solche  auf.  indem 
dann  die  disseminirten  graulich  durchscheinenden  Knötchen  alsbald  die 
Vermuthung  auf  Tuberkel  lenken  '-). 

Sattler  entwarf  folgendes  Krankheitsbild:  „Die  Lider  erschienen 
verdickt,  die  Conjunctiva  der  Lider  stark  geschwellt,  gleichmässig  ge- 
röthet,  sammetartig,  die  Uebergangs-  sammt  der  halbmondförmigen  Falte 
und  die  Conj.  bulbi  gleichmässig  stark  geröthet  und  geschwellt,  letztere 
namentlich  in  der  unteren  Hälfte;  in  dieser  sassen  überdies  zahlreiche 
beerenartige  Hügel,  ähnlich  solchen,  welche  man  auch  bei  Trachom  zu 
seilen  bekommt.  Au  dem  unteren  Rande  der  Hornhaut,  zum  Theil  auf 
der  Conjunctiva.  zum  Theil  auf  der  Cornea  und  auf  letzterer  bis  zur 
Mitte  reichend,  befand  sich  ein  Geschwür  mit  unebenem,  grau  belegtem 
Rande.  Nach  oben,  gegen  das  Centrum  der  Cornea,  schloss  sich  an 
dasselbe  ein  Prolapsus  iridis  an.  Der  obere  Theil  der  Cornea  war  mit 
einem  Pannus  überzogen.  Weder  in  der  Iris  (mit  Einschluss  des  Pro- 
lapsus)  noch  in  der  Chorioidea  konnten  (bei  der  nachträglichen  mikro- 
skopischen Untersuchung)  Zeichen  von  Tuberculosis  aufgefunden  werden.14 

Trotz  der  eben  geschilderten  Eigentümlichkeiten  wird  sich  die 
Diagnosis  dieser  localen  Tuberculosis  in  der  Regel  nur  durch  die  mikro- 
skopische Untersuchung  eines  grösseren  probeweise,  excidirten  Stückes 
der  Neubildung  feststellen  lassen.  Nach  dem  örtlichen  Befunde  allein 
kannte  mau  an  Lupus,  an  Epitheliom,  an  chronische  Bindehautblen- 
norrhoe.  an  ein  Ulcus  syphiliticum  denken.  Anamnestische  Thatsachen 
und  Untersuchung  dv>-  ganzen  Körpers  können  sehr  beachtenswerte 
Winke  geben.     Syphilitische  Geschwüre  sind  zumeist  an  der  Conj. 


')  Sattler.  Heidelberger  Versammlung  ls17  in  Zehender's  Beriebt.  Bei- 
lageheft  zum   15.  Jahrgang,  pag.  64. 

2)  In  dem  von  Sattler  beschriebenen,  auf  meiner  Klinik  beobachteten  Falle 
war  das  Augenleiden  (bei  einer  56jährigen,  schlecht  genährten  Frau)  als  Carcinoma 
bulbi  aufgefasst  und  der  Bulbus  (nach  Exeision  eines  Stückchens  aus  der  Neubil- 
dung behufs  mikroskopischer  —  leider,  wie  sich  später  erwies,  nicht  verlässlicher 
—  Untersuchung)  enucleirt  worden.  Hätte  ich  damals  gewusst,  dass  Tuberculosis 
auch  an  der  Conjunctiva  vorkomme  und  eine  gewisse  Aehnlichkeit  mit  dem  Carcinoma 
zeigen  könne,  so  würde  ich  wohl  auch  die  genauere  Untersuchung  der  Lungen 
nicht  unterlassen  haben.  Infiltration  der  Lymphdrüsen  vor  dem  Ohre  oder  am 
Halse  war  nicht  vorhanden. 


Tuberculosis.  99 

palpebr.  und  zwar  vom  intermarginalen  Saume  aus  gegen  «Ich  üeber- 
gangstheil  hie  sich  erstreckend,  aber  auch  an  der  Conj.  bulbi  beobachtet 
worden.  Sie  waren  nach  directer  Uebertragung  von  Schankergifl  (mittelsl 
verunreinigter  Pinger)  oder  nach  Schmelzung  eines  in  der  Bindehaut 
gebildeten  Gumma  entstanden.  In  ersterem  Falle  wurde  auch  Anschwel- 
lung dei  Lymphdrüsen  vor  dem  Ohre  -  doch  nur  Ins  zu  Erbsen-  oder 
Bohnengrösse  beobachtet.  Nach  ihrer  Heilung  blieben  tiefgreifende 
Narben  zurück.  -  Iu  den  von  mir  beobachteten  Fällen  von  Lupus  - 
in  zweien  davon  trat  noch  während  der  Behandlung  des  Augenleidens 
Lupus  an  der  Wange  oder  am  Nasenflügel  auf  -  sass  die  Affection 
am  oberen  oder  am  unteren  Lide  meistens  mehr  im  Uebergangs-  als 
im  Tarsaltheile,  nur  einmal  -  -  bei  einem  5jährigen  Mädchen  -  -  reichte 
sie  bis  an  den  intermarginalen  Saum  des  oberen  Lides  (nicht  bis  in  die 
Cutis),  war  keine  oder  doch  keine  auffallende  Lymphdrüsenanschwellung 
vorhanden  und  wurde  das  Leiden  in  Zeit  von  einigen  Monaten  durch 
consequentes  Touchiren  mit  Lapis  infernalis  bleibend  beseitigt.  —  Wenn 
chronische  Bindehautblennorrhoe,  resp.  Trachom  unilateral  vor- 
kommt bilaterale  Tuberculosis  conj.  ist  bisher  nicht  beobachtet 
worden  — .  so  kann  das  Vorhandensein  von  Geschwüren  im  Bereiche 
der  Lid-  oder  Augapfelbindehaut  genügen,  dieses  Leiden  auszuschliessen. 
denn  in  Folge  von  Blennorrhoe  (Trachom)  treten  Geschwüre  nur  im 
Areal  der  durchsichtigen  Hornhaut  bis  zum  Limbus  auf;  überdies  wird 
consecutive  Drüsenanschwellung,  und  auch  diese  nur  für  kurze  Zeit,  blos 
durch  acute  Bindehautblennorrhoe  bedingt.  Wenn  ein  an  der  Con- 
junetiva  bulbi  allein  aulgetretenes  Epitheliom  bereits  zur  Geschwürs- 
bildung geführt  hat,  so  kann  die  Conjunctiva  palpebrarum  allerdings 
stark  anschwellen  und  selbst  autfallende  Wucherung  zeigen,  es  kann 
auch  bereits  zur  Infiltration  der  Lymphdrüsen  (bis  zu  Erbsen-  oder 
Bohnengrösse)  gekommen  sein.  Dann  kann  es  wohl  sein,  dass  nur  die 
mikroskopische  Untersuchung  eines  probeweise  excidirten  Stückes  sicheren 
Ausschluss  zu  geben  vermag. 

„Diese  locale  -  sagen  wir  lieber  chronische  -  Tuberculose  ist 
(nach  Haab)  jedenfalls  nicht  unter  die  harmlosen  Affectionen  zu  stellen, 
wenngleich  der  Ausspruch  Hüter's,  dass  da,  wo  Localtuberculose  exi- 
stirt,  das  Leben  sich  in  grösster  Gefahr  befinde,  nicht  als  genügend 
bewiesen  anzusehen  ist.  Dass  das  Conjunctivalleiden  sehr  hartnäckig  und 
lästig  sein  und  dass  auch  das  Auge  durch  Mitleiden  der  Cornea  gefährdet 
werden  kann,  ergibt  sich  aus  der  Beobachtung  vieler  Fälle". 

Die  örtliche  Behandlung  ist  so  ziemlich  dieselbe,  wie  bei  Lupus 
conjunctivae. 

7  * 


100  Bindehaut. 

33.  Nicht  entzündliche  Bindehautaffectionen. 

I.  Ohne  erhebliche  Veränderung  des  Bindehautgewebes. 

1.  Hieher  gehört  zunächst  die  epitheliale  Xerosis  (Saemiseh), 
welche  im  Bereiche  der  Lidspalte,  besonders  an  der  temporalen  Partie 
der  Conjunctiva  bulbi  vorkommt  und  am  häufigsten  bei  schlecht  ge- 
nährten Individuen  beobachtet  wird,  wenn  sie  an  Hemeralopie  (von 
Ueberblenduug)  erkranken.  Eine  dreieckige  Stelle  der  Conjunctiva,  wie 
beim  Lidspaltenflecke,  nur  gewöhnlich  viel  grösser,  erscheint  nicht  benetzt 
und  auch,  wie  eine  mit  Fett  überzogene  Stelle,  nicht  benetzbar,  manch- 
mal auch  wie  mit  weissen  Schüppchen  belegt,  während  die  angrenzende 
feuchte  Partie  etwas  trübe  (schmutziggelb)  und  von  einzelnen  Gefässen 
durchsetzt  ist.  Dieser  Zustand  erregt  an  und  für  sich  keine  erheblichen 
Beschwerden,  wird  gewöhnlich  nur  nebenbei  (vom  Ärzte)  bemerkt  und 
geht  auch  ohne  merkliche  Folgen  zurück.  Er  unterscheidet  sich  anato- 
misch wie  prognostisch  wesentlich  von  der  parenchymatösen  Xerosis, 
welche  nach  Entzündimgsprocessen  der  Conjunctiva  oder  der  Cornea  bald 
weitverbreitet  (pag.  31,  59),  bald  partiell  (an  Hornhautstaphylomen) 
vorkommt. 

2.  Ecchymoma  subconjunctivale.  Wenn  Blut  zwischen  der 
Binde-  und  Lederhaut  ausgetreten  ist,  so  erscheint  die  Köthe  durchaus 
oder  doch  in  der  Mitte  des  Herdes  gleichmässig  gesättigt,  dunkel-  oder 
bläulichroth  (weil  durch  das  hall  »durchsichtige  subconjunctivale  Binde- 
gewebe gedeckt)  und  reicht  nie  bis  in  den  fest  an  den  Cornealrand  ge- 
hefteten Limbus,  welcher  daher  meistens  als  weisser  oder  weissgrauer 
Keifen  (Bogen)  absticht.  Auch  Lidspaltenflecke  werden  nicht  suffundirt, 
bleiben  durchaus  oder  punktweise  licht  (grau,  weiss).  Solche  Blutaus- 
tretungen  kommen,  abgesehen  von  Skorbut,  sehr  oft  nach  traumatischen 
Verletzung»  o  des  Bulbus  oder  seiner  Umgebung  vor,  nicht  immer  so- 
gleich, oft  aber  auch  nach  momentaner  Blutstauung  in  den  absteigenden 
Hohlvenen  (beim  Husten,  Niesen,  Drängen  zur  Stuhlentleerung),  bei 
Kindern  häufig  wegen  Keuchhusten,  im  höheren  Alter  auch  nach  ge- 
ringeren Veranlassungen.  Sie  verursachen  blos  Entstellung  und  ver- 
schwinden in  8 — 14  Tagen  von  selbst.  Weingeisthaltige  Fomentationen 
können  ohne  Nachtheil  angewendet  werden. 

:'..  Oedema  conj.  bulbi  frigiduin  ist  im  Gegensatze  zum  ent- 
zündlichen Oedem  eine  seltene  Erscheinung.  Im  Vereine  mit  einem  ho- 
mologen Oedem  der  Lidhaut  sehen  wir  es  bei  leukämischen  Individuen  in 


Neubildungen.  101 

geringem,  bei  hy  dropischen  oft  iu  hohem  Grade.  —  Eine  Art  chronischen 
Oedems  finden  wir  an  der  Conjunctiva  bulbi  manchmal  nach  abgelaufener 
Skleritis  oder  Sklerokeratitis ;  das  serös  infiltrirte  episklerale  Bindegewebe 
fühlt  sich  dann  etwas  derber  an  und  die  Flüssigkeit  zeigt  keine  Neigung 
sich  zu  senken.  Dieser  Zustand  ist  bleibend.  -  Nach  Operationen  oder 
Verletzungen  am  Corneoskleralrande  tritt  manchmal  Kammerwasser 
unter  die  Bindehaut  in  mehr  weniger  grosser  Ausdehnung  und  könnte 
eine  Chemosis  vortäuschen.  —  Umschriebene,  cystenähnliche  Vortreibungen 
der  Conjunctiva  nach  Wunden  im  Skleralborde  durch  Kamnierwasser, 
welche  meistens  persistent  bleiben,  werden  später  als  cystoide  Narben 
beschrieben  werden. 

4.  Erweiterte,  ausgedehnte  Lymphge fasse  an  der  Conjunctiva 
bulbi  erscheinen  -  in  seltenen  Fällen  --  als  krystallhelle,  durch  totale 
Lichtreflexion  stark  glänzende,  perlenschnurähnlich  an  einander  gereihte, 
sammt  der  Bindehaut  leicht  verschiebbare  Bläschen,  häufiger  an  der 
temporalen  als  an  der  nasalen  Seite,  auch  an  sonst  gesunden  Augen. 
Sie  erregen  keine  Beschwerden  und  können  -  -  aus  kosmetischen  Rück- 
sichten --  ohneweiters  sammt  einem  Streifchen  Bindehaut  (wie  fremde 
Körper)  excidirt  werden. 

II.  Neubildungen,  Geschwülste. 

1.  Granulome  und  Polypen.  Partielle  Wucherungen, 
analog  den  Wundgranulationen,  bemerkt  man  am  häufigsten  im  Tarsal- 
theile  der  Bindehaut  in  Folge  von  Ohalazien,  welche  zur  Perforation 
der  Bindehaut  geführt  haben.  Bald  sind  es  flache,  gleichsam  plattge- 
drückte Knöpfe  mit  überhängenden  Bändern,  bald  warzen-  oder  polypen- 
ähnliche Auswüchse,  welche  nach  Umstülpung  des  Lides  hervortreten, 
und  nicht  selten  kami  man  mit  einer  Sonde  eine  Oeffnung  auffinden, 
welche  in  das  Innere  einer  Chalazionhöhle  führt.  Gewöhnlich  sieht  man 
auch  die  Mündung  des  entsprechenden  Drüsenstranges  verändert,  mit 
einer  sebumähnlichen  Masse  gefüllt,  die  sich  wie  bei  einem  Comedo 
cutis  ausdrücken  lässt.  An  den  Bestand  solcher  Granulationen  knüpft 
sich  in  der  Regel  ein  chronisch -katarrhalischer  Zustand  der  Binde- 
haut überhaupt,  welcher  erst  nach  Aetzung  oder  Abtragung  der  Gra- 
nulation und  nach  der  längeren  Anwendung  von  gelber  Quecksilberoxyd- 
salbe zu  heilen  pflegt. 

Im  Bereiche  des  Uebergangstheiles  entwickeln  sich  flach  auf- 
gewölbte, mitunter  aber  auch  gestielt  aufsitzende  Granulome  wahrschein- 
lich nur  nach  Verletzungen.     Sie  pflegen  fremde  Körper  zn   umhüllen. 


102  Bindehaut. 

können  aber  auch  nach  Entfernung  dieser  fortbestehen.  Es  kommt  auch 
vor,  dass  nach  Ausstossung  (Abfallen)  einer  gestielten  polypösen  Wuche- 
runo- eine  solche  sich  wieder  erzeugt. 

Auch  im  Bereiche  der  Conjunctiva  bulbi  können  sich  nach  klaffen- 
den Wunden  oder  tieferen  Aetzungen  Granulome  entwickeln,  vom  sub- 
conjunctivalen  Gewebe  aus.  Am  meisten  bekannt  sind  die  nach  der 
Durchschneidung  (Bücklagerung)  eines  Muse,  rectus.  Ihre  anfangs  breite 
Basis  wird  allmälig  eingeengt  und  eingeschnürt  durch  die  contrahirende 
Wirkung  der  vernarbenden  Bindehaut,  so  dass  sie  schliesslich  mit  einem 
ganz  dünnen  Stiele  auf  dem  Bulbus  haften.  Deshalb  ist  es  gerathen, 
diesen  Vorgang  abzuwarten,  sich  des  frühzeitigen  Abtragens  oder  Ab- 
ätzens  zu  enthalten,  denn  nach  dem  Zustandekommen  eines  solchen 
Stieles  ist  es  sehr  leicht,  sie  mit  einem  einzigen  Scheerenschlage  zu 
entfernen. 

An  der  Karunkel  und  au  der  Conjunctiva  der  hufeisenförmigen 
Bucht,  welche  von  den  Thränenröhrchen  umgrenzt  wird,  entwickeln 
sich  bei  manchen  Individuen  auch  ohne  nachweisbare  Beleidigung  durch 
eine  mechanische  oder  chemische  Schädlichkeit  flach  oder  mit  einem 
dünnen  Stiele  aufsitzende  erdbeerähnliche  Wucherungen,  nach  deren 
Abtragung  man  oft  eine  relativ  starke  Blutung  und  trotz  nachdrücklichen 
Touchirens  mit  Lapis  infernalis  leicht  Nachwachsen  einer  gleichen  Ge- 
schwulst bekommt,  bis  es  endlich  gelingt,  sie  bleibend  und  ohne  Nach- 
theil zu  beseitigen. 

2.  Cysten  unter  der  Conjunctiva.  Die  Bildung  einfacher 
seröser  Cysten  wurde  in  Folge  von  Stössen  auf  den  Bulbus  im  Be- 
reiche der  Sklera  beobachtet.  Sie  lassen  sich  von  cystenähnlichen  Her- 
vortreibungen  der  Conj.  bulbi  nach  Berstung  der  Sklera  (Vorfall  von 
Linse  oder  Glaskörper)  leicht  unterscheiden,  da  sie  nicht  mit  breiter 
Basis  aufsitzen,  sich  leicht  auf  der  Sklera  verschieben  lassen  und  einen 
wasserklaren  Inhalt  zeigen.  -  Die  Cysticercusblasen  entwickeln  sich 
unter  der  Conjunctiva  bulbi  nächst  der  Uebergangsfalte  allmälig  und 
unvermerkt,  bis  sie  durch  ihre  Grösse  (Hanf körn,  Erbse)  lästig  oder 
auffallend  werden.  Mittelst  focaler  Beleuchtung  lassen  sie  sich  an  der 
etwas  trüben  Hülle,  dem  Saugnapfe  und  dem  Hakenkranze  oft  auch 
schon  vor  der  Ausschälung  erkennen. 

3.  Dermoide  und  Lipome  sind  angeborene  Geschwülste,  welche 
eigentlich  der  Conjunctiva  angehören,  auch  wenn  sie  sich  in  das  Bereich 
der  Cornea  hinein  erstrecken. 

Die  Dermoide  sitzen  als  warzenähnliche  Hügel  zumeist  an  der 
Schläfen-    selten  an  der  Nasenseite  (innen-unten)  halb   auf   der  Sklera 


Neubildungen.  10-* 

halb  auf  der  Cornea  und  sind  da  wie  dort  fest  an  ihre  Unterlage  ge- 
heftet.  Sie  bestehen  aus  Epidermis,  Corium  und  Panniculus  adiposus, 
sind  demnach  an  der  Kuppel  trocken,  Lassen  Talg-  und  Schwei  idrü  erj 
wahrnehmen  und  werden,  wenn  nicht  schon  früher,  so  um  die  Pubertäts- 
zeit deutlich  behaart.  (An  Kalbs-  und  an  Schweinsaugen  findet  man  solche 
Geschwülste  sogleich  sehr  stark  behaart.)  In  manchen  Fällen  finden  sich 
olehe  Warzen  auch  an  der  Gesichtshaut,  namentlich  vor  der  Ohrmuschel; 
in  manchen  ist  diese  verunstaltet  oder  nur  rudimentär  vorhanden,  fehlt 
wohl  auch  der  äussere  Gehörgang.  --  Man  kann  sie  mit  einer  Blömer- 
schen  Pincette  an  der  Kuppel  fassen  und  mit  einem  Lanzenmesser  in 
flachen  Zügen  von  der  Cornea  abschälen,  sodann  den  skleralen  Theil  mit 
einer  Scheere  umschneiden  und  von  der  Sklera  ablösen.  Auf  der  Cornea 
bleibt  immer  ein  trüber  Fleck  zurück. 

Lipome  kommen  wahrscheinlich  nur  an  der  temporalen  Hälfte 
vor  und  erstrecken  sich  in  seltenen  Fällen  auch  in  das  Bereich  der  Horn- 
haut. In  einem  von  mir1)  und  in  einem  von  A.  v.  Graefe2)  beschriebenen 
Falle  erstreckte  sich  die  blassgelbe  Fettmasse  unter  der  Conjunctiva 
bulbi  von  dem  oberen-äusseren  Theile  der  Uebergangsfalte  abwärts  bis 
in  das  Bereich  der  Hornhaut,  mit  welcher  die  flachen  fettlosen'  Ausläufer 
des  Gebildes  fest  zusammenhingen,  so  dass  eine  vollständige  Losschälung 
daselbst  nicht  möglich  war,  während  im  Bereiche  der  Sklera  die  Aus- 
lösung des  Fettgewebes  (nach  Incision  der  dasselbe  bedeckenden  Binde- 
haut) beinahe  vollständig  geschehen  konnte. 

Minder  selten  ist  das  Vorkommen  einer  Fettgeschwulst,  welche 
beutel-  oder  mehr  keilförmig  zwischen  den  Bulbus  und  das  obere  oder 
untere  Lid  an  der  temporalen  Seite  (ober-  oder  unterhalb  der  äusseren 
Commissur)  eingeschoben  erscheint,  sich  durch  leichte  Yorclrängung  der 
Cutis  verräth  und  erst  bei  starker  Einwärtsrollung  des  Bulbus  deutlich 
hervortritt.  Sie  wird  gewöhnlich  erst  nach  stärkerer  Entwicklung  (um 
die  Pubertätszeit)  bemerkbar.  Die  wahrscheinlich  mit  dem  Orbitalfette 
continuirlich  zusammenhängende  Fettmasse  ist  nicht  nur  von  der  Con- 
junctiva des  Uebergangstheiles,  sondern  auch  von  einer  mehr  resistenten 
und  minder  durchsichtigen  Hülle  (Fortsetzung  der  Fascia  tarso-ocularis?) 
überzogen  und  lässt  sich  wahrscheinlich  nie  ohne  Gefahr  vollständig 
exstirpiren ;  ich  habe  mich  jedesmal  begnügt,  den  hervorspringenden 
(entstellenden)  Theil  mit  möglichster  Schonung  des  Bindehautüberzuges 
zu  'excidiren  und  die  Wunde  (der  Bindehaut)  zu  vernähen. 


')  Bericht  über  die  Wiener  Augenklinik   1867. 
'•)  Archiv  f.  0.  VII.  6.  pag.  7. 


104  Bindehaut. 

Von  subconjimctivalen  Osteomen  sind  nur  zwei  Beobachtungen 
bekannt  geworden,  eine  von  A.  v.  Graefe,  eine  von  Saernisch  '). 

Obwohl  das  Epitheliom  meistens  von  der  Cutis  der  Lider  aus 
die  Conjunctiva  ergreift,  kommen  doch  Fälle  vor,  wo  die  Bildung  der 
bekannten  Knoten  (rund,  hart,  lichtgelb  oder  grau)  in  der  Conjunctiva 
bulbi  und  zwar  in  oder  nahe  am  Linibus  beginnt  und  deshalb  wohl 
eine  Conjunctivitis  mit  circumscripter  Exsudation  vortäuschen  kann.  Die 
Knoten  entwickeln  sich  jedoch  ohne  sonderliche  Reizzufälle,  namentlich 
ohne  entsprechende  Ciliarinjection  und  nehmen  nur  nach  Wochen  bis 
Monate  langem  Bestände  an  Zahl  und  Grösse  zu.  Auch  nach  bereits 
erfolgter  Exulceration  können  Injection,  Lichtscheu  und  Thränenfluss 
sehr  gering  sein  und  die  Schmerzen  sich  auf  zeitweilige  flüchtige  Stiche 
beschränken.  Die  Geschwüre,  w eiche  mitunter  ein  sehr  trockenes  Aus- 
sehen zeigen,  vergrössern  sich  durch  Schmelzung  der  am  Bande  nach- 
gewachseneu Knoten  und  erhalten  dadurch  zackige  (buchtige)  Ränder. 
Sie  können  sich  sehr  weit  über  die  Cornea  und  über  die  Sklera  ausge- 
breitet haben,  bevor  sie  tief  greifen  oder  pcrforiren.  Die  Unterscheidung 
von  syphilitischen  Geschwüren  kann  schwierig,  wird  aber  nach  einiger 
Zeit  und  bei  Berücksichtigung  des  ganzen  Körpers  und  anamnestischer 
Momente  immer  möglich  sein.  Schwieriger  und  mitunter  nur  mittelst  mi- 
kroskopischer Untersuchung  möglich  ist  die  Unterscheidung  von  Tuber- 
culosis conjunctivae  und  von  dem  medullären  Carcinom,  wenn  sich 
ein  solches  an  der  Conjunctiva  bulbi  etablirt  hat.  —  Falls  sich  nach  Sitz 
und  Ausdehnung  des  Epithelioma  conj.  bulbi  erwarten  lässt,  dass  nach 
vollständiger  Excision  oder  nach  Abschabung  (mit  einem  scharfen  Löffel) 
alles  Krankhaften  die  Wundfläche  nicht  zu  gross  sein,  vielleicht  die 
Wunde  auf  der  Skiern  ganz  oder  grösstenteils  durch  Sutur  werde  ge- 
deckt werden  können,  säume  man  nicht  diese  Procedur  möglichst  bald 
vorzunehmen;  ausserdem  bleibt  wohl  nur  die  Enucleation,  respective 
Exstirpation  des  Bulbus  übrig. 

Sarkome  sind  sowohl  an  der  Conjunctiva  palpebrarum  als  an 
der  Conjunct.  bulbi  beobachtet  worden.  Homer2)  fand  bei  einer  64  Jahre 
alten,  schlecht  genährt  aussehenden  Frau  ein  vielzelliges  Medullar- 
sarkom  in  Form  einer  nussgrossen,  dunkelpigmentirten  weichen  Ge- 
schwulst mit  unebener  Oberfläche,  welche  beim  Berühren  blutete  und 
den  Bulbus  von  obenher  verdeckte.  Sie  sass  mit  einem  rundlichen,  fast 


')  Handbuch  der  gesammten  Augenheilkunde  1876.  IV.  B.  pag.  151. 
3)  Zehender  klin.  Monatshl.  1871,  pag.  4. 


Neubildungen.  105 

2  Centim.  (Durchmesser)  dicken  Stiele  auf  der  Mitte  dos  oberen  Tarsal- 
randes  und  stund  mit  dem  Tarsus  lost  in  Verbindung,  während  die 
«'utis  gesund  und  sammt  Muse,  orbicularis  darüber  verschiebbar  war. 
Die  Exstirpation  wurde  nach  Erweiterung  der  äusseren  Commissur  durch 
einen  Schnitt  mit  einer  Cooper'schen  Scheere  von  innen  ausgeführt, 
welcher  den  Stiel  sammt  einer  Zone  gesunder  Conj.  und  Tarsus  ent- 
fernte. Nach  0  Tagen  konnte  die  Frau  entlassen  werden  und  nach  einem 
halben  Jahre  langte  Nachricht  von  dauernder  Heilung  ein.  --  Hirch- 
berg1)  beschreibt  als  Krebs  der  Lidbindehaut  eine  umschriebene 
Geschwulst  am  oberen  Augenlide  eines  G2jährigeu  Mannes.  Die  Cutis 
des  oberen,  über  das  untere  herabhängenden  Lides  war  von  erweiterten 
Venen  durchzogen;  nach  der  Umstülpung  präsentirtc  sich  eine  Neubil- 
dung an  der  Bind«  haut  als  eine  halbwallnussgrosse  Hervorragung  von 
kugeliger,  doch  vielfach  mit  kleinen  Vorsprüngen  besetzter,  fast  blumen- 
kohlartiger, dabei  aber  glatter  und  glänzender  Oberfläche,  welche  eine 
gelbrothe  Farbe  und  eine  knorpelige  Resistonz  besass  und  nirgends  Ge- 
schwürsbildung  erkennen  liess.  Ihr  oberer  Rand  erstreckte  sich  nicht  bis 
in  den  Fornix,  daher  eine  radicale  Entfernung  der  Neoplasie  ohne  Ge- 
fährdung des  Bulbus  ausführbar  erschien  und  -     auch  gelang. 

Ein  Fibroma  papilläre  der  Conj.  bulbi  bei  einem  Manne  von 
62  Jahren  hat  Borner2)  beschrieben.  Man  sah  oberhalb  der  rechten 
Hornhaut  einen  weichen  röthlicheu  Tumor,  der  sich  bis  auf  die  Mitte 
der  Cornea  erstreckte,  von  dieser  jedoch  sich  abheben  liess.  Si  ine  Ver- 
bindung mit  der  Conj.  bulbi  begann  2  Mm.  oberhalb  des  Hornhaut- 
randes und  erstreckte  sich  beiderseits  bis  zur  Commissur,  oben  bis  zur 
Uebergangsfalte;  die  übrige  Bindehaut  war  frei.  Die  Dicke  der  Ge- 
schwulst betrug  circa  1  Centimeter ;  die  Oberfläche  war  gelappt,  jeder 
Lappen  bestand  aus  Aggregaten  rundlicher,  weicher,  tiefrother  Knospen, 
so  dass  das  Ganze  einer  sehr  grossen,  weichen  und  stark  injicirten  Warze 
ähnlich  sah  und  an  die  himbeerartigen  Haufen  von  spitzen  Condylomen 
erinnerte.  Die  Geschwulst  wurde  exstirpirt;  die  Patientin  starb  noch  vor 
erfolgter  Vernarbung  an  Carcinoma  ventriculi.  Die  mikroskopische  Unter- 
suchung ergab  ein  typisches  Bild  des  Fibroma  papilläre. 

Weniger  selten  sind  Melanosarkome  an  der  Corneoskleral- 
grenze,  welche  wie  der  Hut  eines  Pilzes  mit  einem  dünnen  Stiele  in 
der  Gegend  des  Limbus  festsitzen  und  ringsum  oder  doch  so  weit, 
als    sie    sich  über  das  Hornhautareal  hinüberschlagen,  mit  einer  Sonde 


')  Zehen  der  klin.  Monatsbl.  1870.  pag.  191. 
2)  Zeh  ender  klin.  Monatsbl.   1871.  pag.  8. 


106  Bindehaut,  Neubildungen. 

abgehoben  werden  können.  Wenn  der  Stiel  sehr  dick  ist,  wenn  die 
Untersuchung  des  Uvealtractus  und  die  Prüfung  der  Function  des  Auges 
Verdacht  auf  Mitleiden  des  Corpus  ciliare  ergeben,  so  ist  auf  die 
Enucleation  des  Bulbus  anzutragen.  Auch  bei  dünnstieligen,  scheinbar 
blos  an  dem  episkleralen  Gewebe  festhaftenden  Melanomen  muss 
man  darauf  gefasst  sein,  dass  man  die  Wurzel  des  Stieles  nach  der 
Abkappung  werde  mit  einem  fein  zugespitzten  Lapis  nachdrücklich 
touchiren  müssen. 


IL  Buch.  Krankheiten  der  Hornhaut. 


A.  Entzündung-  der  Hornhaut, 

Im  Allgemeinen. 


E, 


mtzündung  der  Hornhaut  kommt  entweder  selbständig-  (primär) 
oder  in  Folge  von  Entzündung  anderer  Gebilde  (secundär)  vor;  in 
vielen  Füllen  inducirt  sie  Entzündung  benachbarter  Organe  (Conjunctiva, 
Iris,  Corpus  ciliare):  in  anderen  besteht  sie  gleichzeitig  neben  Entzün- 
dung der  letzteren. 

Wir  diagnosticiren  Hornhautentzündung,  wenn  wir  gesteigerte 
Ciliarinjection  (der  vorderen  Ciliararterien),  Trübung  und  Grlanz- 
ab nähme  (Mattsein  der  Oberfläche)  der  Hornhaut,  oder  wenn  wir  ein 
Geschwür  im  Bereiche  der  Cornea  vorfinden.  Je  nach  dem  Sitze  und 
der  Ausbreitung  des  Entzündungsherdes  ist  das  Sehen  mehr  weniger 
gestört  (Abhaltung,  Zerstreuung  oder  unregelmässige  Brechung  des 
Lichtes).  Schmerzen  im  Auge  allein  oder  zugleich  in  der  Umgebung 
können  fehlen,  aber  auch,  begleitet  von  Thränenfluss.  Lichtscheu,  selbst 
Blepharospasmus  äusserst  heftig  vorhanden  sein.  Manchmal  ist  die 
Cornea  gegen  Betastung  weniger  empfindlich,  als  im  normalen 
Zustande. 

Die  abnorme  Injection  im  Bereiche  der  vorderen  Ciliararterien 
kann  auf  eine  kleine  Stelle  beschränkt  sein,  wenn  die  Entzündung  eine 
kleine  periphere  Partie  der  Hornhaut  betrifft;  sie  ist  bogen-  oder  ring- 
förmig bei  grosser  Ausdehnung  oder  bei  centralem  Sitze  des  Entzün- 
dungsherdes. Ihre  In-  und  Extensität  lässt  sich  eher  zu  der  Lebhaftig- 
keit der  Veränderungen,  die  in  der  Cornea  vorgehen,  als  zu  dem  Grade 
'derselben  in  Relation  bringen.  Früher  oder  später  kann  auch  die  Con- 
junctiva bulbi  abnorm  injicirt  werden,  indem  ihre  Gelasse  in  der 
vorderen  Zone  mit  den  Ciliargefässen  anastomosiren. 

Die  Glanz  Verminderung  der  Hornhaut  als  Symptom  der  Ent- 
zündung unterscheidet  man  bei  einiger  Uebung  leicht  von  der  mangel- 


108  Hornhaut. 

haften  Benetzimg  und  von  jener  Glanzlosigkeit,  welche  bei  acuten 
Anfällen  von  Glaukom,  so  wie  von  der,  welche  im  Degenerationsstadium 
bei  Glaukom  auftritt.  Die  Oberfläche  der  einfach  entzündeten  Hornhaut 
zeigt,  wenn  nicht  etwa  Eiterung  vorhanden  ist,  weder  Vertiefungen  noch 
Erhöhungen,  aber  die  Spiegelbilder,  z.  B.  die  Contouren  der  Fensterrahmen, 
erscheinen  nicht  so  scharf  gezeichnet,  wie  bei  normalem  Glänze  der 
Hornhaut.  Man  kann  die  Oberfläche  allenfalls  als  fein  gestichelt  bezeich- 
nen; in  manchen  Fällen  sieht  man  deutlich  das  Fehlen  von  Epithelial  - 
zellen,  unter  der  Loupe  erscheint  die  Oberfläche  gleichsam  chagrinirt. 

Die  Trübung,  vom  leisesten  (vielleicht  nur  bei  Focalbeleuchtung 
erkennbaren)  Hauche  bis  zu  völliger  Undurchsichtigkeit  variirend,  erscheint 
nur  selten  in  gleich  vcrtheilter  Sättigung,  selbst  wenn  sie  die  ganze 
Cornea  einnimmt.  Auf  die  Sättigung  der  Trübung  hat  nicht  nur  die 
Natur  der  Gewebsveränderung  Einfluss,  sondern  auch  die  Mächtigkeit, 
d.  h.  die  Zahl  der  über  einander  liegenden  abnormen  Elemente.  Auf 
dunklem  Hintergrunde,  namentlich  vor  der  Pupille,  tritt  eine  und  die- 
selbe Trübung  deutlicher  hervor,  als  auf  lichtfarbiger  Unterlage.  Der 
Farbenton  der  entzündlichen  Trübung  ist  im  Allgemeinen  grau  oder 
graugelb,  niemals  bläulich-  oder  reinweiss.  Die  Begrenzimg  der  Trübung 
ist  während  des  entzündlichen  Processes  niemals  eine  scharfe;  eine 
solche  entsteht,  wenn  überhaupt,  erst  nach  Ablauf  der  Entzündung. 
Unter  der  Loupe,  besonders  bei  focaler  Beleuchtung,  sieht  man  oft 
entweder  weitverbreitet  «Kirr  nur  in  der  Umgebung  des  Entzündungs- 
herdes (eines  Geschwüres,  einer  Wunde,  eines  Infiltrates)  lineare  Streifen, 
welche  nach  Form  und  Anordnung  an  ein  zerknittertes  Oelpapier  oder 
an  eine  sich  mit  Eisstreifehen  bedeckende  Fensterscheibe  erinnern. 

Unter  Einrechnung  der  Fälle,  wo  Keratitis  nach  Verletzungen 
auftritt,  und  jener,  wo  sie  durch  Bindehautentzündung  herbeigeführt 
wird,  ist  die  Keratitis  wohl  die  häufigste  Augenkrankheit.  Sie 
bildet  aber  auch  in  Bücksicht  auf  die  Function  des  Organes  eine  der 
wichtigsten  Affectionen  des  Auges.  Sie  gefährdet  die  Function, 
oft  auch  die  Form  des  Auges,  in  mannigfacher  Weise:  durch  Hinter- 
lassung unheilbarer  Trübung,  durch  bleibende  Veränderung  der  Wölbung, 
durch  Perforation  und  deren  Folgen,  durch  Einleitung  von  Iritis  oder 
[ridokyklitis,  durch  eitrige  Zerstörung  eines  Theiles  oder  der  ganzen 
Hornhaut,  durch  Vernichtung  der  Form  des  ganzen  Bulbus  (Staphylom- 
bildung,  Phthisis  bulbi);  sie  kann  aber  auch  verlaufen,  ohne  bleibende 
oder  doch  ohne  nachtheilige  Folgen  zu  hinterlassen. 

Die  Fälle,  in  denen  nach  den  obgenannten  Merkmalen  primäre 
oder  seeundäre  Keratitis   anzunehmen  ist,    müssen  bezüglich  der  Vor- 


Keratitis.  109 

hersage  des  weiteren  Verlaufes  und  der  Ausgänge  so  wie  behufs  der 
Behandlung  unterschieden  werden,  zunächst  in  solche,  welche  mit,  und 
solche,  welche  ohne  Eiterung  in  der  Cornealsubstanz  verlaufen.  Die 
Keratitis  suppurativa  manifestirt  sich  gleich  von  Anfang  oder 
sehr  bald  nach  ihrem  Beginnen  in  Form  eines  Geschwüres,  eines 
Abscesses  oder  eines  Infiltrates.  Für  die  nicht  suppurativen 
Formen  lässt  sich  vorläufig  noch  keine  in  gleicher  Weise  bezeichnende 
Benennung  aufstellen,  weil  uns  die  dabei  obwaltenden  anatomischen 
Vorgänge  und  Veränderungen  noch  nicht  hinlänglich  bekannt  sind. 
Von  den  üblichen  Bezeichnungen  dafür  dürfte  der  Ausdruck  „Keratitis 
interstitialis"  noch  der  am  wenigsten  präjudicirende  sein. 

Gebraucht  man  den  vielbeliebten  Ausdruck  ,.K.  parenchymatosa"  in  dem 
Sinne,  in  welchem  ihn  Schindler')  eingeführt  hat,  so  ist  er  heutzutage  unrichtig, 
weil  dieser  Autor  damit  nur  sagen  wollte,  dass  der  Sitz  der  Entzündung  die 
Hornhautsubstanz  selbst,  nicht  das  Bindehautblättchen  und  nicht  die  Descemet'sche 
Membran  sei.  und  weil  er  daher  auch  die  suppurativen  Formen  (als  ,.Keratoditis 
phagedaenica")  unter  jenem  Namen  mit  Inbegriff.  Seine  Hydatoditis  ist  aber  ebenso- 
wenig eine  Keratitis,  als  dieKeratite  pointillee  von  Desmarres  ").  Nach  Virchow's  3) 
neuerer  Darstellung  würde  dieser  Terminus  nur  andeuten,  dass  es  sich  bei  diesem 
Vorgange  um  die  Ansaugung  von  Flüssigkeiten  durch  die  Zellen  (also  die  Horn- 
hautkörperchen)  handle;  aber  nach  den  kurzen  Mittheilungen  Virchow's  über 
einen  mikroskopisch  untersuchten  Fall  von  Keratitis,  welche  er  als  parenchymatöse 
auffasste,  ist  es  mindestens  sehr  zweifelhaft,  ob  man  einen  ähnlichen  Vorgang 
(Befund)  in  jenen  Fällen  voraussetzen  dürfe,  welche  von  späteren  Ophthalmologen 
der  „Keratitis  parenchymatosa"  vindicirt  werden.  Der  gleichfalls  übliche  Ausdruck: 
,.K.  profunda"  hat  bei  einer  kaum  über  I  Mm.  dicken  Membran  wohl  nur  dann 
einen  Sinn,  wenn  er  besagen  soll,  dass  der  entzündliche  Process  in  der  Substanz 
der  Cornea,  nicht  au  ihrer  Oberfläche  sich  abspiele.  Das  geschieht  aber  auch  bei 
suppurativen  Processen.  Der  Zusatz  „diffusa"  passt  wohl  für  die  Trübung,  aber 
nicht  für  die  Entzündung  der  Hornhaut.  Die  Trübung  ist  aber  in  vielen  Fällen 
nicht  diffus,  wie  etwa  eine  Glaskörpertrübung,  sondern  von  sehr  deutlichen  saturir- 
ten  Flecken  oder  Punkten  (Knötchen?)  durchsetzt. 

Als  praktisch  verwerthbarer  Grund  zur  übersichtlichen  Unterabtheilung 
der  interstitiellen  Keratitis  kann  sehr  wohl  das  ätiologische  Moment  gewählt 
werden,  wenn  sich  auch  in  manchen  Fällen  eine  bestimmte  Ursache  gar  nicht 
auffinden  lässt.  Es  zeigen  nämlich  die  Fälle,  die  einem  bestimmten  Causahnomente 
z.  B.  constatirter  Scrofulosis  angehören,  bezüglich  des  Vorkommens  und  des  Verlaufes 
eine  so  auffallende  Aehnlichkeit  zu  einander,  dass  derjenige,  welcher  eine  gewisse 
Zahl  solcher  Fälle  sjut   beobachtet  hat,  auch  bei  Fällen,  deren  Causalmoment  nicht 


')  Ammon's  Monatschrift  1838,  I.  B..  pag.  512. 
z)  Traite  des  maladies  de  yeux,  1847  Paris,  pag. 
3)  Cellularpathologie,   Berlin   1871,  pag.  376. 


HO  Hornhaut. 

so  leicht  constatirt  werden  kann,  in  der  näheren  Untersuchung  schon  durch  die 
Analogie  wesentlich  unterstützt  wird.  Jedenfalls  ist  es  dankbarer,  die  bisher  bekannt 
gewordenen  Eigenthüinlichkeiten  im  Verlaute  je  nach  diesem  oder  jenem  Causal- 
momente  zusammenzufassen,  als  die  Keratitis  blos  anatomisch  zu  schildern,  dann 
alle  möglichen  Causalmomente  aufzuzählen  und  es  dem,  der  sich  bezüglich  der 
Prognosis  und  Therapie  orientiren  will,  einlach  zu  überlassen,  ob  er  für  einen 
vorliegenden  Fall  dieses  oder  jenes  Causalmoment  annehmen  oder  die  Aetiologie 
ganz  bei  Seite  lassen  wolle.  Gibt  es  doch  Lehrbücher,  welche  die  Aetiologie  mit 
Stillschweigen  behandeln.  Gleich  wie  es  Falle  gibt,  welche  sich  ätiologisch 
nicht  bestimmen  lassen,  gibt  es  auch  Fälle,  welche  man  nicht  in  ein  blos  anato- 
tomisch  entworfenes  Schema  einreihen  könnte,  selbst  wenn  man  eine,  das  Studium 
ausserordentlich  erschwerende  Zersplitterung  in  eine  sehr  grosse  Zahl  verschiedener 
Formen  (Arten)  vornehmen  wollte. 

I.  Interstitielle  Keratitis. 

Die  nicht  suppurative  oder  interstitielle  Keratitis  ist  der  Haupt- 
sache nach  anatomisch  durch  Ciliarinjcction,  Trübung  und  Mattsein  der 
Cornea  in  mehr  weniger  grosser  Ausdehnung  und  functionell  durch 
Sehstörung  charakterisirt.  Die  Gewebeveränderung  lässt  sich  vorläufig 
noch  nicht  genauer  angeben,  weil  Sectionsbefunde  bis  jetzt  fehlen  und 
weil  die  mikroskopischen  Befunde  bei  Thieren  sich  nur  auf  Keratitis 
nach  mechanisch-chemischen  Verletzungen  oder  auf  Einimpfung  putrider 
Stoffe  beziehen. 

Mit  seltenen  Ausnahmen  --  wovon  später  —  tritt  diese  Entzün- 
dung selbstständig  (unabhängig  von  Entzündung  der  angrenzenden  Ge- 
bilde) auf  und  bleibt  auch  auf  die  Cornea  beschränkt.  Indem  sie  nicht 
•'zur  Eiterung  führt,  gefährdet  sie  blos  die  Durchsichtigkeit,  selten  auch 
die  Wölbung  der  Hornhaut.  Das  Krankheitsbild  kann  nach  den  Ver- 
änderungen an  der  Cornea  ausserordentlich  mannigfaltig  sein,  und  nähere 
Anhaltspunkte  für  die  Prognosis  und  Therapie  lassen  sich  nur  in  jenen 
Fällen  gewinnen,  wo  das  ätiologische  Moment  mit  mehr  weniger  Ver- 
lässlichkeit  aus  dem  Befunde  am  Auge,  aus  dem  Verhalten  des  ganzen 
Körpers  oder  aus  anamnestischen  Angaben  bestimmt  werden  kann.  In 
Berücksichtigung  des  Causalmomentes  hissen  sich  die  Fälle  mit  inter- 
stitieller Keratitis  zunächst  in  solche  scheiden,  welche  ein  Allgemein- 
leiden  bestimmt  oder  doch  mit  Wahrscheinlichkeit  als  Ursache  des 
Augenleidens  wahrnehmen  lassen,  und  in  solche,  welche  als  rein  örtliche, 
durch  äussere  Momente  allein  hervorgerufene  zu  betrachten  sind.  Von 
den  ersteren  hissen  sich  vorläufig  drei  G  nippen  oder  Typen  auf- 
stellen; Fälle  der  letzteren  Art  können  eigentlich  nur  casuistisch  be- 
handelt werden. 


Keratitis,  interstitielle.  111 

a)  Keratitis  interstitialis  in  Folge  eines  Allgemein- 
leidens. 

I.  Keratitis  lymphatica  (scrofulosa '). 

Symptome.  Die  Trübung  der  Cornea  erscheint  aus  lichtgrauen 
Wölkchen  zusammengesetzt,  nach  deren  Confluenz  wohl  auch  gleicli- 
mässig  saturirt  und  dann  weiss-  oder  gelbgrau.  Die  Trübung,  wenn 
auch  anfangs  partiell,  breitet  sich  allmälig  auf  die  ganze  Cornea  aus, 
erreicht  im  Centrum  die  grösste  Sättigung  und  erhält  sieh  hier  am 
längsten.  Die  Oberfläche  ist  matt,  fein  gestichelt,  ohne  Gruben,  ohne 
Hügel.  In  der  Substanz  der  Cornea  erscheinen  centripetale  Gefäss- 
chen,  in  manchen  Fällen  spärlich  und  nur  eine  Zeit  lang  sichtbar,  in 
anderen  so  dicht,  dass  man  fast  nur  Gefässe  sieht,  und  wochenlang 
persistirend.  Hiemit  parallel  geht  Ciliarinjection,  mit  welcher  der 
Process  b< 'ginnt. 

Bei  reichlicher  Gefässentwicklung  in  der  Cornea  pflegen  Sehmer- 
zen. Thränenfluss  und  Liehtscheu.  (selbst  Blepharospasmus)  heftig 
und  hartnäckige  Begleiter  zu  sein;  dann  ist  auch  die  Pupille  verengert 
und  erweitert  sich  auf  Atropin  nicht  gehörig ,    ohne  dass  Iritis  besteht. 

In  Fällen,  die  sich  bei  geringer  und  bald  vorübergehender  Gefäss- 
entwicklung in  der  Cornea  durch  in-  und  extensive  Trübimg  auszeichnen, 
sind  die  Reizzufälle  sammt  der  Ciliarinjection  mitunter  so  geringfügig, 
dass  eben  nur  die  Sehstörung  imponirt.  Dann  pflegt  auch  die  Pupille 
weit  zu  sein.  In  vielen  Fällen  ist  die  Cornea  gegen  Berührung  mit 
einer  Sonde  wenig  (gar  nicht)  empfindlich. 

Ausnahmsweise  fühlt  sich  der  Bulbus  weicher  an,  ohne  dass  man 
entzündliche  Erscheinungen  im  Uvealtractus  nachweisen  kann.  Diese 
Spannungsabnahme  kommt  besonders  während  reichlicher  Gefässent- 
wicklung in  der  Cornea  vor.  hält  noch  einige  Zeit  während  der  Rück- 
bildung derselben  an.  verschwindet  aber  schliesslich  ohne  merkliche  Folgen. 

Der  Verlauf  ist  iu  allen  Fällen  ein  schleppender:  er  erstreckt 
sich  auf  zwei  und  mehr  Monate,  selbst  wenn  der  Process  mit  heftigen 
Zufällen  seitens  des  Gefäss-  und  Nervensystems  beginnt  und  rasch 
ansteigt.  Die  lange  Dauer  ist  durch  das  beinahe  stetige  Fortschreiten 
der  entzündlichen  Veränderungen  bis  zur  Akme  und  durch  langsame 
Rückbildung,  nur  selten  einmal  durch  eine  eigentliche  Recidive  (frischen 


')  Zarda,  dis^ertatio  de  Keratitide  praesertiin  scrofulosa,  Ticini  regii  1824. 
Keratitis  scrof.  pag.  30  —  42.  Zarda  war  Schüler  des  Prof.  Flarer.  eraeritirten 
Assistenten  des  Prof.  J.  G.  B  e  e  r. 


112  Hornhaut. 

Nachschub    wie    z.    B.    bei    manchen    Fällen    von    Conjunctivitis    oder 
Iritis)  bedingt. 

Der  Process  beginnt  mit  Ciliarinjection,  ringsum  oder  zunächst 
nur  am  oberen,  seltener  am  unteren  Umfange  der  Cornea.  An  diese  tief 
sitzende  (daher  bläuliche)  Röthe  schliesst  sich  zunächst  eine  aus  dicht 
an-  und  über  einander  liegenden  Gefässchen  bestehende  dunkle  Röthe 
und  Schwellung  des  Linibus,  erst  im  oberen,  dann  im  unteren  Ab- 
schnitte (in  meniscoider,  epaulettähnlicher  Form),  endlich  ringsherum 
an.  Ausnahmsweise  wird  der  untere  Abschnitt  des  Linibus  früher  als 
der  obere  ergriffen.  Längs  des  concaven  Randes  des  intensiv  gerötheten 
und  mehr  weniger  deutlich  geschwellten  Limbusabschnittes  wird  die 
Cornea  matt  und  es  treten  in  ihr  trübe  Flöckchen  oder  Wölkchen  (in 
verschiedener  Tiefe)  auf.  Allmälig  erscheinen  gegen  das  Centrum  hin 
mein-  und  grössere,  endlich  confluirende  Flecke,  welche  unter  der  Loupe 
bei  focaler  Beleuchtung  meistens  saturirte  weisse  Punkte  wahrnehmen 
lassen,  oft  auch  lichte  Streifen  zeigen.  Zu  gleicher  Zeit  oder  bald  darauf 
sieht  man  tief  in  der  getrübten  Partie,  dann  wohl  auch  nächst  der 
Bowmau'schen  Membran  centripetal  vorrückende  Gefässchen,  einzeln 
oder  so  dicht,  dass  diese  Partie  ganz  roth  aussieht.  Trübung  und  Ge- 
fässe  rücken  nun  zunächst  von  oben  und  unten  (oder  unigekehrt),  endlich 
auch  von  den  Seiten  her  gegen  die  Mitte  der  Cornea  vor.  Die  mittelste 
Region  wird  in  der  Regel  nicht  von  Gefässen  erreicht;  eine  hirsekorn- 
bis  linsengrosse  (doch  meist  ovale)  Stelle  pflegt  gefässlos  zu  bleiben. 
Man  kann  jetzt  leicht  zu  der  Besorgniss  geführt  werden,  diese  Partie 
werde  eitrig  schmelzen  (was  ich  nur  2m al  beobachtet  habe)  oder  her- 
vorgetrieben bleiben  (was  ich  nie  gesehen  habe). 

In  einer  relativ  geringen  Zahl  von  Fällen  ist  sowohl  die  Ciliar- 
injection als  die  Gcfässentwicklimg  im  Limbus  und  im  Parenchym  der 
Cornea  eine  sehr  geringe  und  dann  auch  bald  vorübergehend;  gerade 
solche  Fälle  sind  es,  in  welchen  man  mitunter  eine  so  in-  und  extensive 
Trübung  vorfindet,  dass  die  gauze  Cornea  mit  Ausnahme  einer  Randzone 
wolkig  oder  gleichmässig  getrübt  erscheint. 

Die  Rückbildung  mauifestirt  sich  durch  almiäliges  Verschwinden 
der  Gefässe  in  der  Cornea  und  durch  Klärung  von  der  Peripherie  her. 
In  vielen  Fällen  schwindet  die  Trübung,  nachdem  sie  sich  in  kleinere 
und  dünnere  Wölkchen  aufgelöst  hat,  nach  Verlauf  einiger  Wochen  oder 
Monate  vollständig  and  spurlos.  Die  persistirenden  Trübungen  sind  mit- 
unter so  geringfügig,  dass  man  sie  nur  mittelst  focaler  Beleuchtung 
sehen  kann.  Relativ  selten  restiren  Trübungen  mit  Einbettung  fett- oder 
kalkähnlicher  Körnchen  (Klümpchen),  welche  jeder  Behandlung  zu  wider- 


Eeratitii    interstitialis.  IIB 

stehen  pflegen.  Das  Zurückbleiben  eines  öder  einiger  Pigmentpunkte  in 
der  Cornea  gehörl  zu  den  grössten  Seltenheiten.  Am  traurigsten  sind 
die  zum  G-lück  seltenen  Fälle,  in  welchen  die  Cornea  nach  Langem  Be- 
stände intensiverer  Trübung  etwas  flacher  geworden  ist.  Ektasirung  der 
Cornea  habe  ich  auch  in  jenen  Füllen,  wo  die  Cornea  während  starker 
\  .1  cularisirung  die  Form  eines  al »gestutzten  Kegels  gezeigt  hatte,  nicht 
nachfolgen  gesehen.  Nur  bei  Complication  mit  Skleritis  anterior  steht 
eine  mehr  weniger  ausgebreitete  und  tiefgreifende  Sklerosirung  der  Cornea 
zu  besorgen  (Arlt,  Krankheiten,  1851,  pag.  187  '). 

Vorkommen,  Ursachen.  Diese  Krankheit  kommt  vorzugsweise  im 
Jünglingsalter  (am  häufigsten  zwischen  dem  10.  und  25.  Jahre),  seltener 
im  Knabenalter,  kaum  einmal  vor  dem  7.  Jahre,  ausnahmsweise  im 
Manne:- alter  vor.  Sie  tritt  —  mit  seltenen  Ausnahmen  —  immer  bilateral 
auf,  doch  so,  dass  sie  erst  das  eine,  dann  nach  einigen  Tagen,  gewöhn- 
lieh aber  erst  nach  Wochen  oder  Monaten  das  andere  Auge  befällt. 
Die  Erkrankung  des  zweiten  Auges  sieht  man  oft  erfolgen,  nachdem  der 
Kranke  wegen  des  erstergriffenen  bereits  in  sorgsame  Obhut  und  Pflege 
genommen  worden  ist.  Diese  Umstände  drängen  zu  der  Annahme, 

dass  das  eigentliche  Causalmoment  in  constitutionellen  Verhältnissen 
des  Individuums  liegen  müsse.  Sieht  man  sich  die  Individuell  genauer 
an,  und  scheidet  man  jene 'aus,  bei  welchen  Lues  hereditaria  nachweisbar 
ist,  so  findet  man  unter  100  mindestens  70,  welche  mehr  weniger  deut- 
liche Merkmale  von  Scrofulosis  darbieten.  Berücksichtigt  man  nicht  blos 
den  Zustand  der  Lymphdrüsen  und  etwa  bereits  überstandene  andere 
Leiden,  welche  suf  Scrofulosis  zu  beziehen  sind,  sondern  auch  den  Zu- 
stand der  körperlichen  Entwicklung,  so  fällt  bei  jenen,  welche  sich  dem 
Pubertätsalter  nähern  oder  welche  es  eben  überschritten  haben,  das 
Zurückgebliebensein  in  der  Entwicklung  oder  das  Herabgekommensein 
in  der  Ernährung  auf  (Zustand  der  Haut,  der  Musculatur  u.  s.  w.).  Bei 
Frauenzimmern  findet  man  oft,  auch  wenn  sie  nicht  chlorotisch  aussehen, 
die  Menstruation  noch  gar  nicht,  verspätet  oder  sehr  unregelmässig 
(Ph.  von  Walter's  Keratitis  amenorrhoica).  Jene  eigentümliche ,  fast 
durchaus  gefahrlose  G-elenksentzündung  (besonders  im  Knie),  auf  welche 
Forster  (Graefe  und  Saemisch  VII.  B.  pag.  158)  aufmerksam  ge- 
macht, habe  ich  seit  dem  Jahre  1858  circa  lOmal  beobachtet  (bei  nicht 
Syphilitischen);    sie   tritt    -       nach  meinen   Beobachtungen  -     während 


'j  Der  Ausdruck  „Sklerosirung"  ist  meines  Wissens  zuerst  von  Kieser  für 
die  angeborene  Randtrübung  der  Cornea  gebraucht  worden.  Himly  u.  Schmidt 
ophthalm.  Bibliothek  III.  Bd.  3.  Stück. 

v.  Arlt,  Krankh.  des  Aug<  8 


114  Hornhaut. 

des  Verlaufes  des  Augenleidens  auf,  mich  Förster  auch  früher  oder 
später,  meistens  uni-,  seltener  bilateral.  Rücksichtlich  des  causalen 

Momentes  ist  noch  zu  bemerken,  dass  diese  Keratitis  (dasselbe  Krank- 
heitsbild) auch  in  jenen  Fällen,  wo  sich  deutliche  Merkmale  weder  von 
Scrofulosis  noch  von  Lues  hereditaria  vorfinden,  im  Ganzen  denselben 
Verlauf  nimmt,  und  dass  man  bei  der  Behandlung  eines  solchen  Falles 
für  den  Kranken  besser  sorgt,  wenn  man  Scrofulosis  supponirt  und 
darnach  handelt,  als  wenn  man  das  Augenleiden  als  ein  rein  örtliches, 
blos  mit  örtlichen  Mitteln  zu  bekämpfendes  auffasst. 

Die  Prognosis  ergibt  sich  grösstentheils  aus  dem,  was  über  den 
Verlauf  und  die  Ausgänge  gesagt  wurde.  Neben  den  bereits  gesetzten 
oder  noch  bevorstehenden  Veränderungen  kommen  das  Allgemeinbefinden, 
der  Zustand  der  Ernährung  und  der  körperlichen  Entwicklung,  aber 
auch  die  Verhältnisse,  unter  denen  der  Kranke  lebt,  und  die  Möglich- 
keit, dieselben  günstiger  zu  gestalten,  in  Betracht.  Rückfälle  (frische 
Nachschübe)  vor  völligem  Ablaufen  der  Entzündung  oder  kurze  Zeit 
nachher  gehören  zu  den  Seltenheiten.  Auch  in  späterer  Zeit  sind  Wieder- 
holungen nur  ausnahmsweise  beobachtet  worden.  Ein  junger  Mann,  den 
ich  im  8.  Jahre  an  dieser  Krankheit  behandelt  hatte,  wurde  im  19. 
Jahre  noch  einmal  davon  befallen,  und  bei  einigen  Frauenzimmern, 
welche  um  die  Pubertätszeit  wahrscheinlich  an  dieser  Form  gelitten 
hatten,  sah  ich  dieselbe  gegen  das  klimakterische  Alter  hin  auftreten. 
Von  der  Complication  mit  Skleritis  oder  Iridokyklitis ,  welche  die 
Prognosis  sehr  ungünstig  machen  kann,  soll  später  die  Rede  sein. 

Die  Behandlung  zerfällt  in  eine  örtliche,  symptomatische  und  eine 
allgemeine,  dem  causalen  Momente  entsprechende. 

Diese  Krankheit  heilt  manchmal  von  selbst;  sie  lässt  sich  durch 
örtliche  wie  allgemeine  Behandlung  wenig  beeinflussen,  wenigstens  nicht 
merklich  abkürzen.  Man  bekommt  Fälle  zu  sehen,  wo  das  Leiden  auf 
dem  erstergriffenen  Auge  ohne  Behandlung  oder  unter  Anwendung  ver- 
schiedener Mittel  bis  auf  eine  mehr  weniger  merkliche  Trübung  vorüber- 
gegangen ist.  Auch  in  Fällen,  welche  wir  in  den  ersten  Tagen  oder 
Wochen  zur  Behandlung  bekommen,  sind  wir  nicht  im  Stande,  auffallend 
wirksam  in  den  Process  einzugreifen.  Wir  können  nur  lästige  Symptome, 
namentlich  die  Lichtscheu  und  die  Schmerzen  mildern  und  den  sinken- 
den Muth  des  vielleicht  auf  quantitative  Lichtempfindung  reducirten 
Kranken  durch  unsere  Zuversicht  auf  Abhaltung  der  Erblindung  aufrecht 
erhalten.  Der  eigentliche  Dienst,  welchen  wir  solchen  Kranken  erweisen, 
wird  zumeist  darin  bestehen,  dass  wir  das  diätetische  Verhalten  (Nah- 


Keratitis  interstitialis.  1  1  T> 

rung,  Wohnung,  Bewegung  etc.)  günstig  einrichten  und  allenfalls  inner- 
lich entsprechende  Medicamente  verabreichen. 

Gegen  die  Lichtscheu  und  den  Blepharospasmus  sind  vorzugsweise 
Einträuflungen  von  Atropin  (Einlegen  von  Atropin  in  Pulverform)  und 
Einreibungen  der  Salbe  aus  weissem  Präcipitat  und  Extr.  belladonnae 
an  die  Stirn  und  Schläfe  zu  empfehlen.  Ist  dabei  zugleich  in-  und  ex- 
tensive Ciliarinjection  vorhanden,  so  erweisen  sich  diese  Mittel  mitunter 
erst  nach  Vorausschickung  einer  örtlichen  Blutentziehung  (Egel  am 
Warzenfortsatze)  wirksam.  Für  Temperirung  des  Lichtes  werde,  sobald 
der  Kranke  ins  Freie  gehen  kann,  durch  rauchgraue  muschelförmige 
Brillen  gesorgt.  Kalte  Umschläge  können  angenehm  sein,  aber  einen 
andern  nützlichen  Effect  haben  sie  nicht.  Warme  Umschläge  (täglich 
mehrmal  durch  20 — 30  Minuten)  wurden  von  Makenzie  zur  Temperi- 
rung der  Lichtscheu  empfohlen,  in  neuerer  Zeit  dagegen  als  Reizmittel, 
nämlich  in  Fällen,  wo  nach  überstandener  Akme  die  Cornealtrübung  bei 
geringer  Vascularität  hartnäckig  fortbesteht.  Um  diese  Zeit  kann  man 
auch  versuchen,  durch  Eintrauflungen  von  Tinctura  opii  crocata,  durch 
Einstreuen  von  Calomelpulver,  durch  gelbes  Quecksilberoxyd  in  Salben- 
form oder  ähnliche  Reizmittel  die  Aufhellung  der  Cornea  zu  beschleu- 
nigen; während  des  Ansteigens  der  Entzündung  werden  solche  Mittel 
nicht  vertragen.  Operative  Eingriffe  (Punction  der  Cornea,  Durchschnei- 
dung  der  Gefässe)  sind  mehrfach  empfohlen  worden;  ich  habe  sie  nie 
vorgenommen,  denn  gerade  die  Fälle  mit  prävalirender  Gefässentwicklung 
-  und  diese  waren  in  Aussicht  genommen  --  sind  die  am  wenigsten 
hartnäckigen,  am  wenigsten  gefährlichen. 

Bei  der  Regelung  des  diätetischen  Verhaltens  (im  weiteren  Sinne) 
halte  man  sich  gegenwärtig,  dass  diese  Krankheit  viele  Monate  andauern 
kann  und  dass  die  betreffenden  Individuen  viel  mehr  einer  roborirenclen 
als  einer  solchen  Behandlung  bedürfen,  wie  man  sie  bei  acuten  entzünd- 
lichen Processen  einzuleiten  pflegt.  Man  lasse  die  Kranken  ins  Freie 
gehen,  soweit  es  die  Lichtscheu  gestattet.  Bei  der  Verabreichung  innerer 
Mittel  ist  stete  Aufmerksamkeit  auf  den  Zustand  der  Verdauung  erfor- 
derlich. Dies  gilt  insbesondere  beim  Gebrauche  des  Leberthrans  und 
der  Eisenpräparate.  Der  Leberthran  allein  oder  mit  Zusatz  von  etwas 
Jod  wird  am  besten  als  Imbiss  zwischen  Frühstück  und  Mittagmahl 
vertragen,  etwa  1  Esslöffel  voll,  und  darauf  ein  wenig  Zwieback  oder 
Weissbrod.  Während  der  heissen  Jahreszeit  ist  er  zu  vermeiden.  Jod- 
kalium oder  Jodnatrium  müssen  ausgesetzt  werden,  wenn  sie  die  Ver- 
dauung stören,  Katarrh  der  Respirationsorgane  oder  Akne  erregen.  Viel 
leichter    werden   jodhaltige    Mineralwässer    in  massiger   Dosis    ('/. — 1/4 

8  * 


116  Hornhaut. 

Liter  täglich)  vertragen;  man  kann  sie  in  der  kälteren  Jahreszeit  recht 
gut  zwischen  dem  Frühstück  und  Mittagessen  trinken  lassen.  (Aus 
eigener  Erfahrung  kann  ich  empfehlen:  Hall  in  Oberösterreich,  Adel- 
heidsquelle bei  Holzkirchen  in  Baiern,  Kreuznach  in  der  Kheinprovinz, 
Iwonitz  in  Galizien.  Darkau  bei  Teschen,  Luhatschowitz  in  Mähren. 
Lipik  in  Slavonien.  Die  schönsten  Erfolge  habe  ich  von  Hall  gesehen.) 
Bei  schwächlichen  Individuen  kommen  Chinapräparate,  bei  Frauenzimmern 
mit  Menstruationsanomalien  Eisenpräparate  (allein  oder  mit  Kheum. 
Aloe)  und  eisenhaltige  Mineralwasser  in  Erwägung  zu  ziehen. 

2.  Keratitis  ex  lue  hereditaria. 

Die  Fälle  von  Keratitis  ex  lue  hereditaria  zeigen  eine  gewisse 
Aehulichkeit  mit  den  im  vorhergehenden  Abschnitte  geschilderten  und 
sind  früher  (auch  von  mir)  nicht  abgesondert  beschrieben  worden.  Sie 
markiren  sich  gleichfalls  durch  wolkige  Trübung  und  häufig  auch  durch 
Gefässeutwicklung  in  der  Substanz  der  Cornea;  sie  zeigen  gleichfalls 
einen  schleppenden  Verlauf.  Die  Unterscheidung  wird  eigentlich  nur 
durch  die  Constatirung  des  Allgemeinleidens  ermöglicht,  gewöhnlich 
jedoch  durch  gleichzeitige  Entzündung  im  Uvealtractus  nahe  gelegt 
(angedeutet). 

Symptome  und  Verlauf.  Die  Symptome  können  ungefähr  dieselben 
sein,  wie  bei  Keratitis  lymphatica,  aber  in  vielen  Fällen  spielt  die  Ge- 
fässentwicklung  in  der  Cornea  eine  mehr  untergeordnete  Kolle.  Man 
bekommt  Fälle  zu  sehen,  welche  schon  wenige  Wochen  nach  Beginn 
des  Leidens  (mit  Sehstörung)  keine  Gefässe  in  der  Cornea  auffinden 
lassen.  Auch  die  Ciliarinjection  und  die  Reizzufälle  pflegen  relativ  zur 
Hornhauttrübung  sehr  gering  zu  sein;  die  Individuen  suchen  (nach 
meinen  Beobachtungen)  immer  erst  einige  Zeit  nach  Erkrankung  des 
zweiten  Auges  ärztliche  Hilfe. 

In  der  Trübung  kann  man  meistens,  auch  wenn  sie  intensiv  wolkig 
oder  in  grösserer  Ausdehnung  gleichmässig  gesättigt  erscheint,  bei  focaler 
Beleuchtung  mit  freiem  Auge  oder  mit  der  Loupe  saturirtere  Punkte 
oder  Knötchen  unterscheiden,  welche  jedoch  verwischte  Contouren  zeigen; 
in  weiter  vorgerückten  Fällen,  wo  namentlich  die  mittlere  Region  der 
Cornea  am  meisten  getrübt  erscheint,  erweist  sich  die  Trübung  durchaus 
oder  nächst  ihrem  Bande  als  aus  Punkten  oder  Tupfen  zusammengesetzt. 
Manchmal  ist  es  schwer,  diese  in  der  Cornea  (verschieden  tief)  sitzenden 
Punkte  von  den  mitunter  gleichzeitig  vorhandenen  Präcipitaten  an  der 
Descemet'scben  Membran  zu  unterscheiden.  Diese  letzteren  sind  manch- 
mal auffallend  gross   (bis  zu  1  Mm.  Durchmesser)   und  dann  grauweiss 


Keratitis  interstitialis.  117 

(wie  Speck),  öfters  vielleicht  nur  mit  der  Loupe  deutlich  sichtbar  und 
dann  mehr  weniger  dunkel  pigmentirt,  in  allen  Fällen  jedoch  scharf 
begrenzt.  In  seltenen  Fällen  erscheint  auch  (in  einer  etwas  späteren 
Periode)  die  Hornhaut  mit  einzelnen,  mohnkorngrossen,  knorpelähnlichen, 
etwas  über  die  Oberfläche  emporragenden  Knötchen  besäet,  wie  Fenster- 
glas, in  welchem  ungeschmolzene  Körnchen  sitzen;  die  Oberfläche  ist 
dabei  vollkommen  glatt  und  glänzend. 

Das  Krankheitsbild  wird  in  den  meisten  Fällen  mehr  weniger 
durch  gleichzeitige  Entzündung  im  Uvealtractus,  namentlich 
durch  Iritis,  Kyklitis  (beide  zugleich)  modificirt.  In  einigen  Fällen  war 
es  auch  möglich.  Chorioiditis  anterior  zu  constatiren.  nachdem  die  Horn- 
haut hinreichend  hell  und  der  Pupillarrand  (bis  auf  eine  und  die  andere 
Synechie)  frei  geworden  war.  Fälle,  wo  die  Iris  intact  bleibt,  sind  (bei 
constatirter  Lues  hered.)  selten.  Manchmal  kann  man  nur  eine  filzige 
Auflockerung  des  kleinen  Kreises  und  Verfärbung  der  Iris  constatiren, 
oder  es  erweitert  sich,  obwohl  keine  erheblichen  Reizzufälle  vorhanden 
sind,  die  Pupille  auf  energische  Atropinanwendung  wenig  oder  gar  nicht; 
viel  öfter  sind  hintere  Synechien  oder  eine  dünne  Membran  in  der 
Pupille  vorhanden.  In  anderen  Fällen,  mit  oder  ohne  Synechien,  sieht 
man  die  obgenannten  Präcipitate  an  der  DescemeFschen  Membran,  sel- 
tener Exsudat  in  Form  eines  Hypopyon.  Gummabildung  in  der  Iris 
scheint  hier  niemals  vorzukommen. 

Am  schlimmsten  sind  die  Fälle,  in  welchen  auch  die  vordere  Zone 
der  Sklera  an  der  Entzündung  partieipirt,  ringsum  oder  herdweise. 
Wenn  nur  eine  und  die  andere  Partie  der  vorderen  Skleralzone  mit- 
leidet, so  sieht  man  daselbst  eine  deutliche  Tumescenz,  an  welche  sich 
eine  saturirte  Trübung  der  angrenzenden  Cornealpartie  anschliesst,  und 
dann  tritt  (in  vielen  Fällen)  Sklerosirung  dieser  Partie  ein.  Wird  aber 
die  vordere  Skleralzone  ringsum  intensiv  geröthet,  dann  kann  es  leicht 
zur  entzündlichen  Erweichung  derselben  kommen.  In  manchen  Fällen 
rückt  dann  die  Cornealbasis  nach  vorne  und  erhält  der  Bulbus  unter 
Vergrösserung  der  vorderen  Kammer  gewissermasseu  eine  birnförmige 
Gestalt;  in  anderen  rückt  auch  die  Iris  in  toto  vorwärts,  wird  die  hintere 
Kammer  durch  Abzerrung  der  Iris  von  dem  Ciliarkörper  grösser  und 
der  (  orneoskleralring  durchaus  oder  theilweise  ausgedehnt,  es  entsteht 
ein  ring-  oder  bogenförmiges  Intercalarstaphylom.  Ausgebreitete  Corneal- 
sklerosen  können  auch  zu  Abflachung  der  Gornealwölbung  führen. 

Die  Dauer  der  Krankheit  wird  hier  nicht  blos  durch  den 
langsamen  Verlauf  des  entzündlichen  Vorganges  und  seine  Rückbildung 
in  der  Cornea,  sondern  auch  durch  wiederholte  Recidive  in  die  Länge 


118  Hornhaut. 

gezogen,  vielleicht  weil  es  viel  schwerer  als  bei  der  Scrofulosis  gelingt, 
das  Grundleiden  zu  beseitigen.  Es  kommt  nicht  so  selten  vor,  dass  man 
solche  Individuen  durch  2 — 3  Jahre  behandeln  muss,  ehe  man  einen 
.stationären  Zustand  erlangt.  Recidiven  des  Cornealleidens  können  auch 
ganz  unabhängig  von  dem  Zustande  der  Iris  erfolgen  und  sie  lassen  sich 
nicht  von  dem  allenfalls  vorhandenen  Fortbestande  hinterer  Synechien 
allein  ableiten. 

Vorkommen,  Ursachen.  Diese  Form  der  Keratitis  kommt  vorzugs- 
weise im  Knabenalter  vor,  am  häufigsten  vom  9.  bis  zum  13.  Jahre, 
mitunter  im  Kindesalter  (im  3.,  im  5.  Jahre),  seltener  nach  dem  15.  Jahre. 
Wenn  sie  trotz  grösserer  Hartnäckigkeit  doch  viel  seltener  zur  Behand- 
lung (in  unseren  öffentlichen  Anstalten)  gelangt,  als  die  scrofulöse, 
so  darf  dies  wahrscheinlich  auf  ein  selteneres  Vorkommen  überhaupt 
bezogen  werden. 

Da  man  die  betreffenden  Individuen  nach  ihrem  ganzen  Exterieur, 
dem  Zustande  der  Ernährung,  der  Anschwellung  von  Lymphdrüsen, 
Periostitis  u.  s.  w.  leicht  für  einfach  scrofulös  halten  kann,  so  ist  es 
liötbig,  auf  eine  Reihe  von  Merkmalen  am  übrigen  Körper  auf- 
merksam zu  sein,  welche  einzeln  oder  zu  mehreren  mit  Sicherheit  oder 
doch  mit  überwiegender  Wahrscheinlichkeit  auf  Lues  hereditaria  schlies- 
sen  lassen,  wenn  auch  keines  derselben  in  allen  Fällen  constant  vor- 
kommt. 

Durchschnittlich  findet  man  die  Kranken  relativ  zu  ihrem  Alter 
und  ihren  Lebensverhältnissen  wenig  entwickelt  und  schlecht  genährt, 
die  Gesichtsfarbe  blass  oder  mehr  weniger  fahl,  die  Haut  wenig  elastisch, 
gleichsam  welk.  In  vielen  Fällen  erscheint  die  Nase  au  der  Wurzel  ver- 
flacht, gleichsam  eingedrückt,  an  der  birnförmigen  Oeffnung  höckerig 
oder  mit  den  Flügeln  gewissermassen  tiefer  in  den  Oberkiefer  eino-e- 
senkt  und  mehr  weniger  aufgestülpt.  Oft  sieht  man  an  den  Mundwin- 
keln und  von  da  abwärts  weisse  streifige  Schwielen  von  geheilten  Rha- 
gaden. Nicht  selten  sind  die  Lymphdrüsen  am  DnterMeferwinkel  deutlich, 
wenn  auch  nicht  in  sehr  hohem  Grade  vergrössert,  mitunter  auch  die 
luguinaldrüsen.  Geschwüre  oder  Narben  am  Veluni  palatinum,  Schwer- 
hörigkeit sind  seltener.  In  manchen  Fällen  findet  man  an  der  Tibia, 
am  Radius,  am  Olecranon,  am  Brustbeine  Periostitis  oder  Caries.  Von 
grosser  Bedeutung  ist  die  von  Hutchinson1)  zuerst  betonte  Beschaf- 
fenheit der  (bleibenden)  mittleren  Schneidezähne  des  Oberkiefers.  Als 
pathognomonisch    gelten    bleibende    Schneidezähne,    deren   Kante    nicht 


»)  Hutchinson  in  Ophth.  Hosp.  Reports   1838,  V.   229. 


Keratitis  interstitialis.  1  1 '.) 

geradlinig  oder  leicht  convex,  sondern  concav  (durch  eine  schmale  con- 
cave  Fläche  vertreten)  ist.  Tu  manchen  Fällen  siebt  man  mich  längs! 
beendetem  Zahnwechsel  mir  drei  Schneidezähne  von  mehr  weniger  auf- 
fallender Deformität  (pfahlförmig).  Manchmal  sind  die  oberen  vier 
Schneidezähne  mir  durch  kleine,  unförmliche  Stümpfe  (nicht  zur  Aus- 
bildung gelangte  Zähne)  vertreten. 

Es  kommt  indes  auch  vor.  dass  man  bei  constatirter  Lues  heredi- 
taria  an  den  Zähnen  keine  Abnormität  vorfindet,  oder  nur  eine  solche, 
welche  auch   bei  mehr  weniger   manifestem   Rhachitismus  nein  nbei 

gesagt,  bei  Individuen  mit  Schichtstaar  -  vorzukommen  pflegt.  (Die 
Kante  durch  drei  mehr  weniger  emaillose  Zacken  vertreten,  die  Schmelz- 
fläche durch  q Herlaufende  Furchen  eingekerbt.) 

Verlässliche  anamnestische  Data  sind  relativ  selten  zu  haben,  zu- 
mal wenn  keinerlei  Auskunft  von  den  Eltern  erlangt  werden  kann.  Das 
Nachforschen  nach  einer  Infection  derselben  ist  übrigens  oft  schon  aus 
Klugheitsrücksichten  nicht  zulässig;  leichter  lässt  sieb  erbeben,  ob  Kin- 
der in  der  Ehe  zu  früh  oder  todt  geboren  wurden,  ob  ein  Kind  bald 
nach  der  Geburt  an  Hautausschlägen  gelitten  habe,  in  welchem  Gesund- 
heitszustände sich  früher  oder  später  gezeugte  Kinder  befanden  u.  s.  w. 

Wenn  man  die  musterhafte  Abhandlung  Makenzie's1)  über  Corneitis  scro- 
fulosa  liest,  aus  welcher  unter  anderen  unzweifelhaft  hervorgeht,  dass  dieser  genaue 
Beobachter  sich  zur  Untersuchung  der  Cornea  bereits  der  focalen  Beleuchtung') 
bedient  hat.  so  wird  man  auf  die  Vermuthung  geführt,  dass  derselbe  auch  Fälle 
\iin  Keratitis  ex  lue  hereditaria  vor  Augen  gehabt,  jedoch  einfach  auf  Scrofulosis 
bezogen  habe.  Er  spricht  ausdrücklich  von  Fällen  mit  Iritis,  welche  nach  den  Be- 
obachtungen, die  ich  in  den  letzten  20  Jahren  zu  machen  Gelegenheit  hatte,  mit 
interstitieller  Keratitis  ausschliesslich  (mindestens  vorzugsweise)  nur  bei  constatir- 
barer  Lues  hereditaria  vorkommt,  und  er  erwähnt  auch  der  Knochenauftreibungen 
an  der  Tibia,  welche  ich  bei  Individuen  mit  Keratitis  nur  dann  vorgefunden  habe, 
wenn  auch  andere  Zeichen  für  Lues  sprachen.  Er  legt  ferner  grosses  Gewicht  auf 
den  Gebrauch  des  Merkurs,  besonders  in  jenen  Fällen,  welche  mit  Iritis  verbun- 
den sind  ..in  welchen  es    von  vorneherein  angewendet  werden  muss." 

Auf  vererbte  Syphilis  als  Ursache  von  Keratitis  wurde  die  Aufmerksamkeit 
der  Augenärzte  eben  erst  durch  Hutchinsons  Angaben  geleitet.  Dieser  Autor 
ist  aber  gewissermassen  in  das  andere  Extrem  verfallen,  indem  er  alle  Fälle  von 
interstitieller  Keratitis  auf  Lues  hereditaria  bezogen   wissen  will.    Die   Supposition 


')  Makenzie  prakt.  Abhandlung,  übersetzt  in  Weimar   1832.   pag.  107. 

-)  „In  vielen  Fällen  ist  es  schwierig,  durch  die  neblige  oder  gefleckte  Cor- 
nea hindurch  den  Zustand  der  Iris  und  der  Pupille  zu  erkennen.  Es  unterstützt 
deshalb  unter  solchen  Umständen  gar  sehr,  wenn  man  auf  der  Oberfläche  ihr  Cor- 
nea mittelst   einer  doppelten  convexen  Linse  das  Licht  concentrirt."-  Ibid.  pag.  408. 


120  Hornhaut. 

von  Lues  in  Fällen,  in  welchen  die  sorgfältigste  Untersuchung  des  ganzen  Körpers 
keine  Spur  derselben  auffinden  lässt,  i>T  nicht  nur  ungerechtfertigt,  sondern  auch 
geradezu  verwerflich,  sofern  mau  sich  leicht  zu  einer  tief  eingreifenden  Behand- 
lung verleiten  lässt.  wo  gehörige  Regulirnng  der  Diät,  allenfalls  durch  rohorirende 
Mittel  unterstützt,  ausreichen  wind-1,  den  Kranken  der  Genesung  zuzuführen.  Bei 
constatirter  Lins  i>t  aher  in  der  Kegel  eine  consequente  Mercnrial-  oder  Jodcur 
nothwendig,  wenigstens  nach  dem  gegenwärtigen  Standpunkte  unseres  Wissens 
htfertigt. 

Die  Prognosis  ist  hiei  durchschnittlich  viel  weniger  günstig,  als 
bei  Keratitis  lymphatica,  sowohl  bezüglich  der  Dauer  als  bezüglich  der 
gänzlichen  Beseitigung  der  Entzündungsprodukte.  Abgesehen  von  den 
möglichen  Polgen  der  Iritis  und  Kyklitis,  welche  wohl  auch  schon  beim 
Beginn  der  ärztlicher  Behandlung  als  irreparabel  erkannt  werden  können. 
gestattet  auch  die  Veränderung  der  Cornea  sehr  oft  keine  Restitutio  ad 

um,  wie  wir  sie  nach  Keratitis  lymphatica  gewöhnlich,  wenn  auch 
vielleicht  erst  nach  vielen  Monaten  eintreten  sehen.  Es  bleiben  in  relativ 
vielen  Fällen  dichtgedrängte  lichtgrau ler  graugelbe  Punkte  im  mittle- 
ren Theile  der  Cornea  stationär,  in  anderen  partielle  oder  sehr  ausger 
breitete  Sklerosirung,  seltener  eine  gewisse  Verflachung  der  (mehr  weni- 
ger sklerosirten)  Cornea,  ausnahmsweis«  Intercalarstaphylom  zurück. 
Auch  die  oberwähnten,  etwa-  über  die  Oberfläche  hervorragenden  Punkt« 
(Knötchen)  sind  manchmal  persistent.  In    vielen  Fällen   muss  man 

darauf  gefasst  sein,  nach  Monaten,  nach  Jahren  einen  frischen  Nach- 
schub zu  crhaltci:.  daher  die  Angehörigen  nach  Beseitigung  des  ersten 
Anfallec  auf  länger  fortgesetzte  Ueberwachung  des  körperlichen  Zustan- 
des  überhaupt   und  des   Auges  insbi   ondei     aufmerksam  mach'!:. 

Behandlung.  Mehrere  Beobachtungen  machen  es  wahrscheinlich, 
dass  Lues  hereditaria  namentlich  um  die  Pubertätszeit  allmälig  auch 
ohne  ärztliche  Behandlung,  also  von  selbst  erlöschen  kann,  sich  9 
stens  weiter  nicht  mehr  durch  entzündlich«  Processe  am  Auge  äussert. 
Ich  habe  Fälle  gesehen,  in  denen  man  nach  längst  abgelaufener  Kera- 
titis oder  Keratoiritis  theils  aus  dem  Befunde  am  Auge,  theils  aus  cha- 
rakteristischen Merkmalen  am  übrigen  Körper  schliessen  durfte,  dass 
da-  Augenleiden  durch  Luc-  hereditaria  bedingt  war.  in  welchen  die 
Individuen  ohn<  ärztliche  Behandlung  durch  eine  Reihe  von  Jahren  von 
Keratitis  frei  gehlieben  waren  und  sich  nur  behufs  Abhilfe  von  den  Ke- 
siduen  des  Augenleidens  vorstellten.  Trotzdem  möchte  ich  nicht  rathen, 
bei  dieser  Augenkrankheit  sich  auf  eine  rein  örtliche  Behandlung  und 
blos  auf  Regulirung  der  Diät  zu  verlassen.  Nachdem  ich  in  mehreren 
Fällen  die  Unzulänglichkeit  einer  solchen  Behandlung  kennengelernt 
und  wiederholt  hartnäckige  Schwankungen  in  der  Augenentzündung  oder 


Keratitis  interstitialis.  121 

nach  verschieden  langen  Intervallen  förmliche  Rückfälle  derselben  beob- 
achtet hatte,  habe  ich  weiter  keinen  Anstand  genommen,  dieselbe  Be- 
handlung anzuwenden,  welche  mir  bisher  bei  Lues  acquisita  (oder  con- 
genita) noch  die  besten  Dienste  geleistet  hat,  nämlich  eine  Einreibungs- 
cur  mit  Unguentum  cinereum  unter  sorfältiger  Einhaltung  der  bekann- 
ten Vorsichtsmassregeln.  Sublimat  (in  Pillenform  oder  hypodermatisch) 
und  Calomel  (mit  Sulfur  auratum  antimoni)  kamen  nur  einige  Male 
(bei  Kindern)  in  Verwendung.  In  allen  Fällen  wurden  Jodmittel  ange- 
wendet, meistens  erst  nach  der  Mercurialcur,  öfters  auch  gleich  von 
Anfang  und  allein.  Oleum  jeeoris  aselli  mit  2 — 3  Decigramm  Jod 
auf  200  Gramm.  Jodkalium  oder  Jodnatrium  (in  Lösung  oder  in  Pillen- 
form), Haller  Wasser  oder  Adelheidsquelle.  Wo  die  Verhältnisse  es 
gestatteten,  wurden  die  Kranken  nach  Hall,  Iwonitz,  Derkau  oder  Lucha- 
tschowitz  geschickt.  Vollständige  Heilung  wurde  aber  mitunter  erst  nach 
2 — 3maligem  Gebrauche  einer    4 — Gwöchentlichen  Cur    daselbst    erzielt. 

3.  Keratitis  nach  Intermittens. 

Ich  habe  in  den  letzten  zwölf  Jahren  bei  acht  Männern  mittleren 
Alters,  die  mir  durch  ihr  krankhaftes  Aussehen  auffielen,  eine  chronisch 
verlaufende  interstitielle  Keratitis  beobachtet,  als  deren  Grund  wahr- 
scheinlich Malariakachexie  anzunehmen  war.  Fahle  oder  ins  Grüngelbe 
spielende  Hautfarbe,  Abmagerung,  Milzvergrösserung,  bei  zweien  auch 
Anasarka  nach  vorausgegangenen  hartnäckigen  Wechselfiebern  (im  Ba- 
nate,  in  Slavonien,  in  der  Gegend  von  Przemysl,  von  Laibach).  In  drei 
Fällen  waren  beide  Augen  bald  nach  einander  erkrankt  unter  Trübsehen 
und  Blendung,  in  allen  war  eine  äussere  Veranlassung  nicht  wahr- 
scheinlich. 

Die  Trübung  war  diffus,  ziemlich  gleichmässig  oder  wolkig,  im 
mittleren  Theile  der  Cornea  intensiver,  doch  in  keinem  Falle  ganz  un- 
durchsichtig. Unter  der  Loupe  bot  die  Cornea  in  einigen  Fällen  einige 
Aehnlichkeit  mit  einem  zerknitterten  geölten  Papiere  dar.  indem  sie 
saturirtere  Streifen  zeigte,  welche  in  verschiedenen  Richtungen  verliefen 
und  sich  durchkreuzten.  Der  Glanz  der  Cornea  war  bei  sonst  unverän- 
derter Wölbung  und  Überfläche  vermindert,  ebenso  die  Empfindlichkeit 
gegen  Betastung,  dabei  die  Cilarinjection  gering,  in  der  Cornea  seihst 
keine  Gefässentwickiung,  die  Bindehaut-  und  Thränensecretion  nicht  von 
der  Norm  abweichend,  die  Iris  und  die  übrigen  Gebilde  normal. 

Nur  drei  dieser  Kranken  unterzogen  sich  einer  längeren  Beobach- 
tung und  Behandlung  auf  der  Klinik;  sie  genasen,  bis  auf  eine  geringe 
Hornhauttrübung,    in  Zeit  von    5—0  Wochen  unter  Verabreichung  von 


122  Hornhaut. 

Karlsbader  Mühlbrunnen,  dann  Chinin  und  Eisenpräparaten,  nachdem 
auch  ihr  Aussehen  sieh  sichtlich  gebessert  hatte.  Der  jüngste  war  ein 
Medicinae  stndiosns  ans  Ungarn. 

b)  Keratitis  interstitialis  als  örtliches  Leiden. 

Nebst  einer  relativ  geringen  Zahl  von  Fällen  mit  interstitieller 
Keratitis,  in  welchen  sich  über  das  causale  Moment  kein  sicheres  Urtheil 
fällen  lässt,  kommen  Fälle  vor,  wo  nach  verlässlichen  Angaben  des 
Kranken  auf  ein  Trauma  oder  auf  Verkühlung  (rasche  Abkühlung) 
als  Ursache  einfacher  Keratitis  geschlossen  werden  darf.  Allerdings  ver- 
laufen die  meisten  durch  die  eben  genannten  Schädlichkeiten  eingelei- 
teten Hornhautentzündungen  mit  Eiterung;  aber  es  kommen  ganz  be- 
stimmt Fälle  von  Keratitis  traumatica  und  rheumatica  vor,  in  welchen 
sich  nie  eine  Spur  von  Eiterbildung  zeigt. 

1.  Was  zunächst  die  einschlägigen  Fälle  traumatischen  Ur- 
sprunges betrifft,  so  gehören  hieher  vorerst  jene  entzündlichen  Trü- 
bungen, welche  in  der  Umgebung  von  nicht  eiternden  Wunden  auftreten, 
z.  B.  nach  Punctio  corneae,  und  nach  einiger  Zeit  spurlos  verschwinden, 
dann  jene,  welche  durch  länger  andauernde  Scheuerung  der  Cornea, 
besonders  von  einwärts  gewendeten  Wimpern  verursacht  werden  und 
auch  nach  längst  behobener  Ursache  stationär  bleiben,  endlich  aber  auch 
solche,  welche  nach  leichterer  Einwirkung  einer  chemisch,  thermisch 
oder  mechanisch  wirkenden  Schädlichkeit  (ohne  Verwundung)  auftreten 
und  je  nach  dem  Grade  der  gesetzten  Gewebeveränderung  bald  vollstän- 
dige Aufhellung,  bald  bleibende  Trübung  in  Aussicht  stellen.  Die  ent- 
zündliche Trübung  nächst  frischen  Hornhautnarben  (nach  Stich-  oder 
Schnittwunden)  ist  bekanntlich  durch  zahlreiche,  in  verschiedener  Rich- 
tung sich  durchkreuzende  lichtgraue  Streifchen  (unter  der  Loupe)  charak- 
terisirt.  Die  durch  Scheuerung  eingeleitete  Entzündung  beschränkt  sich, 
wenn  sie  nicht  zu  Eiterung  (Geschwürsbildung)  führt,  auf  die  getroffene 
Partie  mit  ziemlich  scharfer  Abgrenzung,  und  ist  häufig  mit  schwieliger 
Verdickung  der  Epithelschicht  verbunden  und  in  der  Regel  von  Gefässen 
(in  der  Substanz)  durchsetzt.  Die  entzündliche  Reaction,  welche  auf  die 
durch  chemisch  oder  thermisch  wirkenden  Schädlichkeiten  gesetzte  Ge- 
rinnung des  Eiweissgehaltes  der  Cornea  erfolgt,  führt  nur  bei  leichteren 
Graden  (halb  durchsichtiger  oder  doch  stark  durchscheinender  Trübung) 
nicht  zu  Eiterung  und  Abstossung  der  verletzten  Gewebepartie.  Dieser 
Zustand  bietet  durchschnittlich  so  viel  Eigenthümliches  dar,  dass  man 
auch  in  Fällen,  wo  blos  die  Cornea  allein  verletzt  wurde,  oder  wo  der 
Kranke  eine  andere  Ursache  vorgäbe,  dennoch  dessen  eigentliche  Ver- 
anlassuno- zu  erkennen  im  Stande  sein  würde.     Eine  durch  momentane 


Keratitis  interstitialis.  123 

Compression  (Prellung),  jedoch  ohne  Gewebstrenrmng  verursachte  Kera- 
titis kann  sich  einfach  durch  Trübung  und  Glanzlosigkeit  einer  Partie 
der  Cornea,  überdies  aber  auch  durch  Gefässentwicklung  im  Parenchym 
kundgehen    und  in  kurzer  Zeit,   alter  auch  erst  nach  mehrwöchentlichem 

Bestände  rückgängig  werden. 

2.  Die  Keratitis  rheumatica  leichteren  Grades  manifestirt 
sich  durch  weit  verbreitete  diffuse  Trübung  der  Cornea,  welche  dem 
Aussehen  nach  mit  einem  angehauchten  Glase  verglichen  werden  kann, 
durch  lebhafte  Ciliarinjection,  mehr  weniger  deutliche  ödematöse  Schwel- 
lung der  Coujunctiva  bulbi,  Lichtscheu,  Thränenfluss  und  relativ  heftige 
Schmerzen  in  der  Umgebung  des  Auges.  Die  Trübung  tritt  manchmal 
erst  nach  mehrtägigem  Bestände  der  übrigen  Zufälle  deutlich  hervor 
und  geht  durchschnittlich  nach  wenigen  Tagen  spurlos  zurück ;  nur  aus- 
nahmsweise kommt  es  zu  partieller  Epithelabstossung  oder  zur  Bildung 
seichter  Geschwürchen.  Aus  einem  solchen  Befunde  auf  Refrigerium 
als  Ursache  desselben  zu  schliessen,  wird  immerhin  nur  dann  gestattet 
sein,  wenn  der  Kranke  nicht  etwa  Verkältimg  nur  -  -  wie  so  häufig  - 
muthmasslich  beschuldigt,  sondern  wenn  er  sich  der  näheren  Umstände 
genau  erinnert,  z.  B.  wenn  er  angibt,  einer  kalten  Luftströmung  (be- 
sonders bei  erhitztem  Körper)  ausgesetzt  gewesen  zu  sein,  auf  ein 
katarrhalisch  afficirtes  Auge  kalte  Umschläge  oder  Augenwässer  unzweck- 
mässig angewendet  zu  haben,  o.  dgl.  und  wenn  überdies  andere  Momente 
-  besonders  exanthematische  Processe  -  -  mit  Sicherheit  (mit  Wahr- 
scheinlichkeit) ausgeschlossen  werden  können. 

Die  Prognosis  ist  dann  günstig  bezüglich  des  Ausganges,  be- 
züglich der  Dauer. 

Bei  der  Behandlung  wird  die  Sorge  für  Einhaltung  gleichmässiger 
Temperatur  in  erster  Linie  stehen.  Alle  Mittel  aufs  Auge  (Atropin  aus- 
genommen) sind  zu  vermeiden.  Bei  intensiver  Ciliarinjection  und  heftigen 
Schmerzen  kann  es  von  Nutzen  sein,  eine  örtliche  Blutentziehung  vor- 
zunehmen, sie  einer  Morphininjection  vorauszuschicken.  Nebstdem  können 
Eccoprotiea,  leichte  Diaphoretica,  Tart.  stibiatus  refr.  dosi,  Pulvis  Do- 
weri  in  Erwägung  zu  ziehen  kommen. 

Aus  dieser  Schilderung  darf  nicht  gefolgert  werden,  dass  jede  durch  Refri- 
gerium  hervorgerufene  Keratitis  interstitialis  (nou  suppurativa)  gerade  in  dieser 
Weise  verlaufen  müsse.  Aber  je  deutlicher  in  einem  gegebenen  Falle  die  eben  ge- 
schilderten Zufälle  hervortreten,  desto  mehr  gewinnen  anamnestische  Angaben,  die 
auf  Refrigerium  hindeuten,  an  Wahrscheinlichkeit  bezüglich  des  ursächlichen  Zu- 
sammenhanges mit  der  Keratitis. 

In  Fällen,  welche  ätiologisch  nicht  bestimmt  werden  kramen,  sind  wir  blos 
auf  die  Beurtheiluno;  der  anatomischen  Veränderungen  angewiesen  und  diese  bieten 


124  Hornhaut. 

besonders  bei  chronischem  Verlaufe  gar  oft  nicht  die  für  die  ärztliche  Praxis 
nöthigen  Anhaltspunkte.  Ein  Beispiel  mag  dies  erläutern.  Eine  Frau  von  21  Jahren, 
in  einer  Lottocollectur  mit  Schreiben  beschäftigt,  stellte  sich  mir  wegen  Trübsehen 
mit  dem  linken  Auge  vor.  Das  Uebel  war  vor  3  Wochen  ohne  Veranlassung  und 
ohne  anderweitige  Zufälle  entstanden.  Ich  fand  an  der  linken  Hornhaut  im  unteren- 
äusseren  Quadranten  einen  trüben  und  matten  Fleck  von  lichtgrauer  Farbe,  halb- 
durchsichtig, nirgends  scharf  begrenzt,  einerseits  nahe  an  das  Centrum,  andererseits 
nahe  an  die  Peripherie  der  Cornea  reichend,  die  benachbarten  Ciliargefässe  nur  bei 
längerer  Besichtigung  des  Auges  etwas  injicirt.  Die  Sehstörung  war  blos  durch  die 
Cornealtrübung  bedingt,  das  Auge  sonst  gesund,  auch  im  ganzen  Körper  kein 
Leiden  auffindbar,  welches  mit  dem  Augenübel  in  Verbindung  stehen  konnte.  In 
den  nächsten  3  Wochen  wurde  der  Zustand  einfach  beobachtet-,  da  derselbe  unver- 
ändert geblieben  war,  wurden  Calomelinspersionen  versucht;  sie  bewirkten  in  den 
nächsten  14  Tagen  keine  Aenderung.  Auch  nach  3  Monaten,  welche  die  Frau  wie- 
der in  ihrer  Heimat  zugebracht  hatte,  war  noch  keine  merkliche  Besserung  ein- 
getreten. 

c)  Keratitis  interstitialis  consecutiva. 

Fälle  von  consecutiver  Hornhautentzündung  ohne  Eiterung  kommen 
-  relativ  selten  -  -  nach  vorausgegangenen  (wohl  auch  hei  noch  beste- 
henden)  entzündlichen  Processen  im  Uvealtraetus  vor.  Wenn  wir  zunächst 
absehen  von  den  Fällen,  in  welchen  sich  in  der  Cornea  eine  punktirte 
gürtelförmige  Trübung  der  Hornhaut  (vide  Trübungen  der  Hornhaut) 
allmälig  und  ohne  anderweitige  entzündliche  Erscheinungen  an  der  Cornea 
selbst  entwickelt  hat,  so  kommen  hier  besonders  zwei  Formen  in  Betracht. 

1.  Die  eine  wird  am  häufigsten  nach  Iridokyklitis  beobachtet. 
Wenn  nämlich  in  Folge  von  Iridokyklitis  zahlreiche,  dicht  gedrängte 
Präcipitate  an  der  Descemetii  angelagert  sind  und  lange  Zeit  fortbe- 
stehen, so  sieht  man  die  vor  diesem  Besehlage  liegende  Substanz  der 
Cornea  matt,  trüb  und  wohl  auch  von  einem  und  dem  anderen  Gefäss- 
chen  durchsetzt  werden.  Das  Aussehen  der  betroffenen  Partie  erinnert 
mitunter  an  etwas  macerirte  (durch  Liegen  im  Wasser  getrübte  und 
gequollene)  Hornhäute,  und  die  Oberfläche  ist  manchmal  nicht  blos 
matt,  sondern  auch  uneben,  gleichsam  sulzig.  Diese  Veränderung  kann 
nach  Beseitigung  der  Iridokyklitis  und  des  genannten  Beschlages  wieder 
versehwinden,  fühlt  alier  oft  zu  einer  bleibenden  Trübung  (Sklerosirung) 
dieser  Partie.  Als  Analogen  dürfte  eine  mit  Trübung  und  Auflockerung 
auftretende  Veränderung  der  Cornea  aufzufassen  sein,  welche  man  nach 
Monate.  Jahre  Langer  Anlagerung  der  Linse  an  die  Cornea  beobachtet. 
Diese  Trübung  bleibt  in  Fällen,  wo  eine  verkalkte  Linse  längere  Zeit 
in  der  Vorderkammer  gelegen  war,  auch  nach  glücklicher  Beseitigung 
der  Linse  unverändert  fortbestehen.  Auch  nach  Iriscysten  kann  eine 
solche  Cornealveränderung  vorkommen. 


K.  ratitii    int.  rstitialis.  I  25 

2.  Die  andere  Form  ist  unter  dem  Namen  Keratitis  bullosa 
bekannt.  An  einem  Auge,  welches  durch  Iridozyklitis  oder  durch  Grlau- 
coma  erblinde!  oder  dessen  Punctionstüchtigkeit  durch  [ridokyklitis  oder 
eine  grössere  Hornhautnarbe  beträ  htlich  herabgemindert  ist.  finde!  man 
auf  der  Hornhaut  eine  schlaffe  Blase  (selten  mehrere),  welche  eine  klare 
Flüssigkeit  enthält  und  sieh  etwas  verschieben  lässt.  Die  Wandung  einer 
solchen  Blase  besteht  nicht,  wie  man  früher  meinte,  aus  der  Bowman'- 
schen  Membran  und  der  Epithelschicht  oder  aus  dieser  allein,  sondern 
aus  einer  zwischen  beiden  eingeschalteten  neugebildeten  Gewebsschichl 
und  wuchernden  Epithelzellen;  dem  entsprechend  erscheint  auch  die  an- 
grenzende Hornhaut  in  mehr  weniger  grosser  Ausdehnung  etwas  getrübt 
und  minder  glänzend  (unter  der  Loupe  von  feinen  Strichelchen  durch- 
zogen). Der  Bestand  solcher  Blasen  ist  besonders  zur  Zeit  ihrer  Ent- 
wicklung, von  heftigen  Schmerzen  (Lichtscheu,  Thränenfluss),  doch  von 
relativ  geringer  Ciliarinjection  begleitet,  wahrscheinlich  wegen  Zerrung 
der  Cornealnerven.  Da  man  zur  Zeit  der  Entstehung  der  Blasen  (frischen 
Nachschubes)  Steigerung  des  intraoculären  Druckes  constatiren  kann, 
so  ist  es  wahrscheinlich,  dass  die  Flüssigkeit  nicht  an  Ort  und  Stelle 
erzeugt,  sondern  durch  eine  Anstauung  von  Flüssigkeit  bedingt  sei, 
welche  gegen  die  Oberflächlichen  Schichten  der  Hornhaut  gedrängt  wird 
und  die  neugebildete  (zwischen  Epithelschicht  und  Bowman'scher  Mem- 
bran eingeschaltete)  Gewebsschieht  vorschiebt.  Grössere  Blasen  (zu  3 — 5 
Mm.  Durchmesser)  können  sich  viele  Tage  lang  erhalten,  bevor  ihre 
Hülle  zerfallt  und  ehe  die  so  entstandenen  zipfelförmigen  Fetzen  abge- 
stossen  werden;  kleinere  pflegen  von  kürzerem  Bestände  zu  sein.  An 
der  Stelle,  wo  sie  gesessen,  bleibt  nur  ein  oberflächlicher  und  kaum 
merklich  trüber  Substanzverlust  zurück:  an  derselben  Stelle  oder  doch 
nahe  daran  kann  neuerdings  eine  Blase  auftreten  und  durch  solch  wie- 
derholtes Auftreten  nimmt  der  ganze  Vorgang  einen  sehr  schleppenden, 
lästigen  und  qualvollen  Verlauf  (durch  Wochen,  Monate).  Auch  die 
künstliche  Eröffnung  der  Blasen  ist  nicht  im  Stande,  neue  Blasenbildung 
zu  verhindern.  Nach  spontaner  oder  künstlicher  Eröffnung  können  die 
Schmerzen  meistens  durch  einen  gut  anschliessenden  Verband  abgekürzl 
und  gemildert  werden.  Auf  bleibende  Beseitigung  kann  indes  wohl  nur 
in  jenen  Fällen  gerechnet  werden,  wo  es  möglich  ist,  durch  eine  Iri- 
dektomie  der  Wiederholung  von  Steigerung  des  intraoculären  Druckes 
wirksam  entgegenzutreten.  Eserin  und  Pilocarpin  können  nur  als  Pallia- 
tiva  angesehen  werden.  In  verzweifelten  Fällen  würde  nichts  übrig- 
bleiben, als  die  Enukleation  des  für  Wiederherstellung  einigen  Sehver- 
vermögens ohnehin  aussichtslosen  Bulbus.  Hasner  (kliu.  Vorträge,  Frag 


126  Hornhaut. 

1860)  erzielte  in  einem  Falle  dauerhafte  Heilung  durch  oberflächliche 
Abtragung  des  Hornhautabschnittes,  an  welchem  die  Blasenbildung 
wiederholt  aufgetreten  war. 

II.  Keratitis  suppurativa. 

Die  eitrige  Hornhautentzündung  tritt  als  primäres  Leiden  in  Form 
eines  Geschwüres,  eines  Abscesses  oder  eines  oberflächlichen  Infil- 
trates, als  secundäres  Leiden  meistens  in  Form  eines  Geschwüres  zu 
Tage.  Die  Dauer  der  vorausgehenden  Erscheinungen:  Ciliarinjection,  Trü- 
bung und  Mattsein  der  ergriffenen  Partie  ist  durchschnittlich  eine  kurze, 
selbst  nur  einige  Stunden  überschreitend.  Viele  Geschwüre  gehen  aus  der 
Schmelzung  oberflächlicher  Exsudate  hervor.  Der  Process  der  eitrigen 
Infiltration  und  der  Schmelzung  des  Gewebes  kann  sehr  rasch  vor  sich 
gehen,  aber  auch  einen  sehr  schleppenden  Verlauf  zeigen;  in  allen  Fällen 
wird  die  Dauer  der  Krankheit  durch  das  mehr  weniger  lange  dauernde 
Stadium  der  Reparation  (Vernarbung)  auf  Wochen  bis  Monate  in  die 
Länge  gezogen.  Auf  Restitutio  ad  integrum  kann  nur  bei  kleinen  Infil- 
traten und  bei  seichten  Geschwüren,  und  auch  da  nur  unter  besonders 
günstigen  Verhältnissen  -  -  wovon  später  -  -  gerechnet  werden. 

I.   Das  Hornhautgeschwür '). 

Als  Hornhautgeschwür  bezeichnen  wir  einen  durch  Eiterung  ge- 
setzten (oder  vergrößerten)  Substanzverlust  von  Cornealgewebe,  welcher 
sich  von  der  Oberfläche  aus  mehr  weniger  in  die  Tiefe  erstreckt  und 
noch  nicht  mit  Epithel  überkleidet  ist.  Die  Vertiefung  ist,  wenn  nicht 
gleich  beim  Anblicke  von  vorn,  so  doch  beim  Spiegelnlassen  der  Cornea 
zu  erkennen.  Grund  und  Ränder  können  trübe  (grau  oder  gelb  belegt), 
aber  auch  rein  und  farblos  sein.  Woran  die  bereits  erfolgte  Ueberkleiduug 
mit  Epithel  zu  erkennen  sei,  wird  erst  bei  der  Schilderung  des  Verlaufes 
ersichtlich  gemacht  werden  können. 

Sobald  wir  ein  Hornhautgeschwür  vorfinden,  müssen  wir  vor  allem 
dessen  entferntere  Ursache  zu  eruiren  trachten.  Die  Beschaffenheit  des 


')  Die  hier  zu  besprechenden  Zustände  stellen  gewissermassen  nur  Mittel- 
glieder verschiedener  krankhafter  Vorgänge  am  Auge  vor  und  müssten  eigentlich 
in  verschiedenen  Kapiteln  besprochen  werden.  Sie  bieten  aber,  gleichviel  ob  auf 
diese  oder  jene  Weise  entstaaflen,  so  viel  des  allen  Gemeinsamen  dar,  dass  eine 
collective  Erörterung,  auf  welche  in  den  einzelnen  Kapiteln  verwiesen  werden 
kann,  sowohl  dem  Verständnisse  als  der  Kürze  der  Darstellung  nur  förderlich 
sein  kann. 


Keratitis,  suppur.  Geschwür.  127 

Geschwüres  bezüglich  seiner  Oberfläche,  seiner  Ausdehnung  und  Tiefe, 
seines  Sit/.es.  seiner  Umgebung  und  der  begleitender]  oder  consecutiven 
Erscheinungen  kommt  erst  in  zweiter  Linie  in   Betracht. 

Hornhautgeschwün  entstehen  wohl  am  häufigsten  in  Folge  von 
Bindehautentzündung.  Die  im  Verhülle  von  Bindehautkatarrh 
auftretenden  sind  randständig,  mohnkorngross  oder  sichelförmig  (Vergl. 
pag.  3,  11).  Bei  acuter  Bindehautblennorrhoe  ents beben  Horn- 
hautgeschwüre zur  Zeit  der  AJane  (kurz  darnach)  oder  im  Stadium  der 
Rückbildung  (pag.  22.  24);  ertsere  treten  bald  central,  bald  peripher  auf 
und  tendiren  um  so  mehr  zur  Vergrösserung  nach  Umfang  und  Tiefe, 
je  früher  sie  entstanden  sind.  Selbst  wenn  sie  zu  totaler  Vereiterung 
der  Cornea  führen,  lassen  sie  immer  eine  Randzone  (wenigstens  deren 
tiefere  Faserlagen)  unversehrt.  --  In  Folge  chronischer  Bindehaut- 
blennorrhoe treten  Geschwüre  nur  im  Bereiche  des  durchsichtigen 
Coraea-Areales  auf,  zunächst  in  runder  Form,  erst  später  (durch  Aus- 
breitung nach  der  Fläche,  durch  Confluenz  mit  benachbarten)  unregel-, 
massig  gestaltet.  Sie  bilden  meistens  nur  eine  Theilerscheinung  des 
Pannus  und  sind  dann  aus  der  eitrigen  Schmelzung  eines  und  des 
anderen  an  der  Oberfläche  der  Cornea  abgelagerten  Exsudathiigels  her- 
vorgegangen; man  findet  indes  auch  Fälle,  wo  die  sonst  ganz  reine 
Cornea  an  einer  Stelle,  besonders  in  der  mittleren  Eegion  ein  (oft  ganz 
reines)  Geschwür  trägt,  dessen  Ursache  sehr  leicht  verkannt  werden 
kann,  wenn  man  die  Conjunctiva  palpebrarum  nicht  sehr  sorgfältig 
untersucht  (pag.  33,  34).  -  Die  Conjunctivitis  crouposa  dürfte 
wohl  nur  bei  besonders  ungünstigen  Lebensverhältnissen  oder  unzweck- 
mässiger Behandlung  zur  Versehwärung  einer  mehr  weniger  grossen 
Partie  der  Cornea  führen  (pag.  17).  ■  -  Die  durch  Diphtheritis  ge- 
setzte Geschwürsbildung  erstreckt  sich  nicht  blos  auf  einen  mehr  weniger 
grossen  Theil  der  Cornea,  sondern  auch  auf  die  angrenzende  Conjuncti- 
valportion  (pag.  59).  Sie  greift  auch  in  die  Randzone  der  Cornea  ein. 
-  Die  durch  Conjunctivitis  lymphatica  (pag.  63,  72)  oder  durch 
Conjunct.  exanthematica  (79,  81,  83,  85)  herbeigeführten  Horn- 
hautgeschwüre erscheinen  kreisrund,  so  lange  sie  nicht  durch  partielles 
Fortschreiten  der  Eiterung  nach  einer  gewissen  Richtung  oder  durch 
Confluenz  mit  angrenzenden  Geschwüren  diese  Form  verloren  haben; 
sie  können  an  jeder  Stelle  der  Cornea  einzeln  oder  zu  mehreren  auftreten, 
etabliren  sich  auch  manchmal  halb  auf  der  Cornea  halb  auf  der  Sklera 
und  leiten  dann,  falls  sie  perforiren,  einen  so  peripheren  Vorfall  der  Iris 
ein.  dass  diese  sich  förmlich  an  die  Sklera  anlehnt.  Die  Geschwüre  an 
der  Spitze  des  Gefässbändchens  fuhren  nie  zur  Perforation. 


128  Hornhaut. 

Durch  Verletzungen  können  Hornhautgeschwüre  in  mehrfacher 
Weise  eingeleitet  werden:  wenn  fremde  Körper  in  der  Hornhaut  durch 
Entzündung  und  Eiterung  flott  gemacht,  wenn  gerissene  oder  gequetschte 
Partien  durch  Eiterung  abgestossen  werden,  wenn  die  Vereinigung  per 
primam  intentionein  durch  Verunreinigung  oder  durch  Sprengung  einer 
Wunde  oder  durch  schlechte  Adaptirung  verhindert  wird.  Wenn  durch 
chemisch  oder  thermisch  wirkende  Körper  eine  Partie  der  Cornea  zer- 
setzt wurde,  kann  diese  durch  Entzündung  und  Eiterung  eliminirt 
werden.  Auch  Scheuerung  der  Cornea  durch  einwärts  gerichtete  Wimpern, 
durch  Kalkconcremente  oder  durch  fremde  Körper  in  der  Conjunctiva 
tarsi  kann  zur  Geschwürsbildung  in  der  Cornea  führen.  Die  Hornhaut- 
geschwüre, welche  zur  Bildung  eines  Flügelfelles  Anstoss  geben,  können 
durch  mechanisch  oder  durch  chemisch  wirkende  Schädlichkeiten  veran- 
lasst werden.  (Vgl.  Verletzungen  der  Cornea.) 

Keratitis  in  Folge  von  Verkältung  führt,  wenn  sie  nicht  als 
interstitielle  verläuft,  viel  öfter  zu  Abscess-  als  zu  einfacher  Geschwürs- 
bildimg, 

Keratitis  in  Folge  von  Vertrocknuug  einer  Homhautpartie, 
gewöhnlich  als  Keratitis  neuroparalytica  bezeichnet,  manifestirt  sich  sehr 
bald  durch  ein  längliches  Geschwür,  dessen  Längendurchmesser  horizontal 
streicht  und  den  Breiten-  oder  Höhendurchmesser  (wenigstens  in  der 
erbten  Zeit)  entschieden  überwiegt.  Sie  kommt  zunächst  bei  Individuen 
vor,  welche  in  Folge  einer  schweren  Krankheit  (Typhus,  Cholera,  Pyä- 
mie  etc.)  mehr  weniger  somnolent  darniederliegen  und  die  Augen  halb 
offen  lassen.  Zuerst  wird  die  Bindehaut,  .namentlich  in  der  unteren 
Hälfte  des  Bulbus  stärker  injicirt  und  sondert  eine  sehr  bald  zu  gelben 
Krusten  vertrocknende  Flüssigkeit  ab;  sofort  sieht  man  eine  solche 
gelbliche  Kruste  längs  <\q*  Bandes  des  unteren  Lides  über  die  Cornea 
streichen  und  gleichsam  an  diese  angetrocknet;  entfernt  man  dieselbe, 
so  findet  man  die  Cornea  darunter  bereits  mehr  weniger  getrübt,  selbst 
schon  erweicht  und  in  ein  Geschwür  mit  grauem  Grunde  verwandelt. 
Wenn  der  Kranke  nicht  erliegt,  so  kann  dieser  Zustand  der  Cornea 
viele  Tage  lang  unverändert  bleiben  und  mit  Hinterlassung  einer  unbe- 
deutenden Narbe  beilen.  (Arlt.  Krankheiten  des  Auges,  1851,  I.  B. 
pag.  215).  Ferner  kann  derselbe  Vorgang  eintreten:  bei  Lähmung  des 
M.  orbicularis  palpebrarum,  bei  Lähmung  des  Baums  ophthalmicus 
trigemini,  bei  Herpes  Zoster  (nach  dem  Stadium  der  Florition),  bei  Mor- 
bus Basedowi  (Exophthalmus  überhaupt)  und  bei  Auswärtswendung, 
Verschmälerung  oder  Maugel  eines  Lides,  wenn  die  Cornea  namentlich 
während  des  Schlafes  nicht  bedeckt  wird.   Nicht  die  Lähmung  des  Tri- 


Keratitis  --  Geschwür  —  Vorlaut'.  129 

geminus  an  sich,  sondern  das  dadurch  eingeleitete  Unbedecktbleiben 
der  Cornea,  der  unvollständige  Lidschluss  ist  als  die  eigentliche  Ursache 
der  hier  in  Rede  stehenden  Hornhautentzündung  anzusehen,  welche 
Feuer')  als  Keratitis  xerotica  beschrieben  hat.  Ein  solches  Geschwür 
entspricht  immer  <I<t  beständig  oder  doch  während  y\v^  Schlafes  unbe- 
deckten Stellt«  (nach  Lage  und  Fenn  '-). 

An  der  Hornhaut  glaukomatöser  Augen,  welche  bereits  in  das 
degenerative  Stadium  eingetreten  sind,  wo  also  die  Iris  ganz  oder  grössten- 
teils der  Atrophie  verfallen,  meistens  die  Linse  bereits  getrübt  und  die 
Cornea  ganz  unempfindlich  ist,  tritt  manchmal  nicht  nur  bleibende 
Trübung  und  eine  Art  sulziger  Erweichung,  sondern  auch  centrale  Ge- 
schwürsbildung auf,  ohne  dass  man  eine  andere  Veranlassung  als  die 
glaukomatöse  Erkrankung  nachweisen  kann. 

In  Folge  mangelhafter  Ernährung  kommt  bei  Säuglingen 
eine  Keratitis  mit  Geschwürsbildung  vor,  welche  vom  Centrum  aus- 
geht und  zum  Durchbruche,  selbst  zu  Zerstörung  der  Cornea  führt. 

Ich  habe  diese  etwas  seltenere  Affection  in  meinem  Handbuche  (B.  I.  p.  212) 
beschrieben  und  seitdem  wiederholt  unter  demselben  Bilde  wieder  gesehen.  Die 
Kinder  verfallen  (meistens  bei  schlecht  geleiteter,  künstlicher  Nährung,  selten  an 
der  Brust)  unter  mehr  weniger  starker  Diarrhoe  in  wenig  Tagen,  werden  blass 
und  kühl,  haben  eine  heisere,  kreischende  und  kraftlose  Stimme  und  magern  rasch 
ab.  Die  Hornhaut,  gewöhnlich  beiderseits,  wird  ohne  erhebliche  Köthe  und  Schwel- 


')  Feuer  über  die  klin.  Bedeutung  der  Keratitis  xerotica,  Wiener  medicin. 
Presse   1877.  Nr.  43— 4ö  und  Wiener  medicin.  Jahrbücher   1877.  Heft   2. 

~)  Ueber  das  Wesen  der  Keratitis,  welche  in  Folge  von  Lähmung  des  1.  Astes 
des  Trigeminus  beobachtet  worden  ist,  sind  wir  mich  nicht  hinreichend  aufgeklärt, 
tzotz  der  reichen  Literatur  über  diesen  Gegenstand  (vide  Saemisch  Handb.  IV.  B. 
pag  282).  Die  Fälle,  in  welchen  sich  wegen  mangelhaften  Lidschlages  und  Lid- 
schlusses ein  Geschwür  in  der  Cornea  (Mitte,  untere  Hälfte)  entwickelt,  sind  min- 
der selten  als  die,  wo  sieh  bei  Lähmung  des  1.  und  2.  Astes  eine  diffuse  Trübung 
tntwickelt  und  fortbesteht,  trotzdem  Lidschlag  und  Lidschluss  ganz  synergisch  mit 
dem  des  anderen  Auges  erfolgt.  Indem  ich  mir  vorbehalte,  einen  solchen  jetzt  in 
Beobachtung  stehenden  Fall  nächstens  zu  veröffentlichen,  liebt'  ich  nur  hervor,  dass 
in  diesem  Falle  die  ganze  Cornea  bis  auf  einen  2  Mm.  breiten  Reifen  (innerhalb 
des  Limbus)  diffus  getrübt  und  des  Epithels  verlustig  gefunden  wurde,  dass  die 
Conj.  bulbi  ringsum  dunkel  geröthet  und  deutlich  geschwellt  war,  dass  Illacrima- 
tion,  wie  sie  sonst  bei  solcher  Injection  vorkommt,  fehlte,  das  Auge  aber  nirgends 
eine  Spur  von  Trockenheit  zeigte  und  jedesmal  nach  Abnahme  des  Schlussverban- 
des durch  reichlichen  Sehleim  verklebt  war  (was  auch  früher  schon  stattgefunden 
hatte),  und  dass  sich  zu  der  scheibenförmigen  diffusen,  nur  im  Centrum  etwas 
saturirteren  Trübung  Hypopyon  —  offenbar  nach  Einwanderung  von  Eiterzellen  aus 
der  Cornea  durch  die  Descemeti  —  hinzugeselit  hat,  während  die  Pupille  auf  Atro- 
pin  sich  fast  wie  in  gesunden  Augen  erweiterte. 

v.  Arlt.  Krankh.  des  Auges.  0 


130  Hornhaut. 

hing  der  Umgebung  im  Centrum  trüb,  graugelb  und  zerfällt  in  eine  schmierige 
Masse,  nach  deren  Abstossung  gewöhnlich  bereits  Durchbrach  vorgefunden  wird. 
Wenn  es  gelingt,  die  Ernährung  des  Kindes  zu  verbessern  und  dasselbe  am  Leben 
zu  erhalten,  sei  es  durch  eine  entsprechende  Amme,  sei  es  durch  sorgfältigere 
Pflege  und  arzneiliche  Behandlung,  so  greift  die  Verschwörung  nicht  weiter  und 
kann,  wie  aus  der  von  mir  1.  c.  angeführten  Krankengeschichte  hervorgeht,  und 
wie  ich  erst  in  jüngster  Zeit  wieder  beobachten  konnte,  die  Hornhaut  bis  auf  eine 
centrale  Trübung  (mit  Centralkapselstaar,  mit  vorderer  Synechie)  gut  erhalten 
werden.     Das  älteste  der  von  mir  beobachteten  Kinder  war   14-  Monate. 

A.  v.  Graefe  (A.  f.  0.  XII.  B.  (5,  pag.  25(5)  schreibt  so  ziemlich  denselben 
Befund  an  der  Cornea  bei  Kindern  von  2 — i  Monaten  einer  Gehirnerkrankung  zu. 
welche  er  nach  Klebs  Enkephalitis  infantilis  nennt,  Alle  von  ihm  beob- 
achteten Fälle  endeten  tödtlich.  (Vergl.  Förster  in  Graefe  et  Saemisch  Hand- 
buch VII.  B.  pag.  225.) 

Die  Vi  rschwärung  der  Cornea  bei  schweren,  meistens  tödtlich 
endenden  Exanthemen  (Musern,  Scharlach,  Blattern),  welche  nament- 
lich im  Kindes-  und  Knabenalter  beobachtet  worden  ist  (J.  N.  Fischer, 
Arlt,  Graefe,  Adler  u.  A.),  zeigt  mit  der  eben  besprochenen  eine 
gewisse  Aehnlichkeit,  verbreitet  sich  jedoch  nach  kurzem  Bestände  dif- 
fuser Trübung  sehr  rasch  auf  die  ganze  Cornea  und  zerstört  diese  in 
wenig  Tagen  total,  wenn  nicht  schon  früher  der  Ted  eintritt. 

Hornhaiitgeschwüre  entstehen  endlich  auch  mitunter  in  alten, 
durch  Verfettung  oder  Verkalkung  veränderten  Hornhaut- 
narben.  Am  häutigsten  sieht  man  diesen  Vorgang  an  Hornhautstaphy- 
lomen  und  an  sogenannten  adhärirenden  Leukomen,  selten  an  einlach 
tief  eingreifenden  Narben.  Sie  dürfen  nicht  verwechselt  werden  mit  Ge- 
schwüren, welche  entstehen  können,  wenn  zufällig  an  einer  solchen 
Narbe  eine  umschriebene  Exsudation  (Efflorescenz)  aufgetreten  ist  und 
durch  Schmelzung  ein  Geschwür  einleitet. 

[st  die  Ursache  eines  Hornhautgeschwüres  so  sicher  als  möglich 
festgestellt,  so  muss  man,  um  sich  ein  Urtheil  über  die  weiteren  Folgen 
bilden  zu  können,  zunächst  untersuchen,  ob  dasselbe  progressiv  sei, 
d.  h.  ob  schon  nach  dem  Befunde  allein  noch  eine  Vergrösserung  nach 
Tiefe  und  Umfang  in  Aussicht  stehe,  oder  ob  bereits  Anzeichen  begin- 
nender Heilung  vorhanden  seien.  Letztere  treten  bei  vielen  Geschwüren 
erst  nach  wochenlangem  Bestände  deutlich  zu  Tage. 

Abgesehen  von  Anhaltspunkten,  welche  das  Causalmoment  bezüg- 
lich der  Progression  bieten  kann,  steht  eine  solche  zu  besorgen:  wenn 
die  Geschwürsfläche  grau  oder  eitergelb  belegt  erscheint,  wenn  der  Band 
merklich  geschwellt  oder  doch  von  einem  trüben  Hofe  umgeben  ist, 
wenn  partielle  oder  ringförmige  Ciliarinjection  besteht  und  dabei  zugleich 
mehr    weniger    gesteigerte    Empfindlichkeit    gegen  das  Licht  vorhanden 


Keratitis  Geschwür  -     Verlauf.  131 

ist.  Wegen  der  Schwellung  des  Randes  erscheinl  uns  besonders  bei 
kleinere]  Geschwüren  mit  steilen  Rändern  der  Grund  tiefei  liegend,  als 
wir  bei  Abwesenheit  solcher  Schwellung  finden  würden.  In  manchen 
Fällen  findet  man  nur  eine  punkt-  oder  bogenförmige  Partie  des  Ge- 
schwürrandes eitrig  infiltrirt  imd  daher  etwas  prominent,  während  der 
übrige  Theil  der  Peripherie  zur  Heilung  vorbereitet  zu  sein  sein  int. 
Dann  steht  Fortschreiten  (Weiterkriechen)  nach  der  Richtung  der  par- 
tiellen Enfiltration  zu  besorgen,  selbst  wenn  die  Reizzufälle  Ix  reit-  sehr 
gering  sind  oder  fehlen.  Geschwüre  mit  solchen  oft  deutlich  überhän- 
genden Rändern  wurden  wegen  der  Tendenz  zur  Ausbreitung  nach  einer 
und  der  anderen  Richtung  gleich  den  (später  zu  besprechenden)  AJbscessen 
auch  als  Ulcus  serpens  (Saemisch)  bezeichnet1).  Es  kommen  übri- 
gens auch  Geschwüre  mit  deutlich  eitrigem  Belage  vor,  welche  bei 
Mangel  erheblicher  Reizzufälle  Tage,  Wochen  lang  ziemlich  unverändert 
fortbestehen  (sogenannte  torpide  Geschwüre),  während  in  der  Kegel 
das  Fortschreiten  eitrig  belegter  Geschwüre  von  Tag  zu  Tag.  ja  in  Zeit 
von  einigen  Stunden  wahrnehmbar  wird. 

Während  des  Stadiums  der  Progression  sieht  man  oft  ohne  ander- 
weitige Veranlassung  Iritis  auftreten  und  zunächst  einzelne  hintere 
Synechien  entstehen.  Die  Synechien  zeigen  sich  meistens  zuerst  in  dem- 
selben Meridiane,  in  welchem  ein  tiefes  Homhautgeschwür  etablirt  ist. 
In  manchen  Fällen  tritt  bei  eitrig  belegten  Hornhautgeschwüren  Eiter- 
ansammlung in  der  vorderen  Kammer  (Hypopyon),  selten  Eiterseniung 
in  der  Cornea  selbst  (Onyx  s.  Unguis)  auf.  Da  diese  Complicationen 
auch  beim  Hornhautabscesse  vorkommen,  während  sie  bei  Hornhaut- 
geschwüren nur  dann  auftreten,  wenn  diese  tiefer  eingreifen,   so  möge 


')  Als  Ulcus  rodens  hat  Mooren  (ophthalm.  Beobacht.  Berlin  1867, 
pag.  107)  eine  etwas  seltenere  Form  fortschreitenden  Hornhautgeschwüres  be- 
schrieben. Unter  Ciliarinjection  und  heftigen  Schmerzen  entsteht  am  Rande  der 
Hornhaut  ein  oberflächliches  graues  oder  gelbgraues  Infiltrat  und  nach  dessen 
Schmelzuiii;-  ein  nicht  tiefgreifendes  Geschwür  mit  grauem,  unterminirtem  Rande. 
Dieser  Rand  rückt  immer  weiter  ins  Bereich  dir  Cornea  vor,  während  vom  Limbus 
conjunctivae  zahlreiche  Gefässe  nachrücken.  Stillstand  tritt  erst  ein,  wenn  die  ganze 
Cornea  oberflächlich  depascirt  ist,  worauf  die  Hornhaut  wieder  glatt  aber  nicht 
mehr  hinreichend  durchsichtig  wird.  Der  Process  dürfte  nur  bei  alten  Leuten  vor- 
kommen. Stillstand  ist  --  meines  Wissens  —  nur  durch  den  Tliermokauter  wie 
bei  Ulcus  serpens  erzielt  worden  (Sattler  in  der  Heidelberger  Versammlung  1879. 
vergl.  das  über  Behandlung  des  Hornhautabscesses  folgende).  In  einem  von  mir 
beobachteten  Falle  fiel  der  nach  dem  Hornhautcentrum  vorrückende,  eine  graugelbe 
Linie  bildende  Rand  gegen  die  flache,  doch  etwas  höckerige  (nicht  deutlich  vascu- 
larisirte)  Geschwürsfläche  steil  ab.  Durch  das  Cauteriuin  wurde    Sistirung  erlangt. 

9  * 


132  Hornhaut. 

deren    Schilderung    dein    folgenden    Abschnitte  vorbehalten  bleiben  und 
hier  nur  das  besprochen  werden,  was  dem  Geschwüre  selbst  zukommt. 

Der  Verlauf  und  die  Folgen  eines  Geschwüres  können  sehr  mannig- 
faltig sein,  wie  sich  aus  folgenden  Betrachtungen  ergeben  wird. 

Substanzverluste  der  Hornhaut  werden  nicht  wie  Substanz- 
verluste der  Cutis  oder  der  Conjunctiva  durch  Herbeiziehung  angrenzen- 
der Partien  gedeckt,  sondern  mehr  weniger  vollständig  ausgefüllt  durch 
Production    einer    neuen    Substanz,    welche  allmälig  in  ein  der  Cornea 
homogenes  Gewebe  umgewandelt  werden  kann,  häufiger  jedoch  nur  ein 
homologes  Gewebe  (Binde-  oder  Narbengewebe)  liefert.  Dieses  Ersatz- 
gewebe wird  bald  früher  bald  später  von  der  angrenzenden  Epithellage 
aus  mit  Epithel  überzogen,  oft  in  normaler,  selten  in  excessiver  Menge. 
Die    Epithelüberkleidung   kann   auch   schon  vor  der  völligen  Ausfüllung 
der  Grube  vollendet  sein.  Wegen  der  Benetzung  kann  es  schwierig  sein, 
bestimmt  zu  erkennen,  ob  die  Geschwürsfläche  bereits  mit  Epithel  über- 
kleidet sei:    man  darf  auf  Ueberkleidung   schliessen,    wenn  steiles  Ab- 
fallen der  Bänder   verschwunden  ist  und  wenn  bereits  Trübwerden  des 
Ersatzgewebes  sichtbar  wird.       -    Am  besten  kann  man  den  Vorgang 
der  Reparation  bei  kleineren  Geschwüren  beobachten.   Zunächst  sieht 
man  die  Gesehwürsfläclie  rein  werden  und  die  Zeichen  der  Progression 
schwinden.  Reine  Geschwüre  sind  oft  nur  beim  Spiegelnlassen  der  Cornea 
sichtbar.   Bei  günstig  einfallendem  Lichte  lassen  halbkugelförmige  reine 
Geschwüre,  indem  sie  als  Concavgläser  kurzer  Brennweite  wirken,    eine 
Schattenscheibe  auf  der  Iris  (umgeben  von  einem  kaum  sichtbaren  lichten 
Hofe)  wahrnehmen.  Allmälig  sieht  man  die  Grube  an  Tiefe  und  Umfang 
abnehmen,  rieht  durch  Hervorwölbung,    sondern    durch  Ausfüllung  des 
Grundes.     Nach  einiger  Zeit  (einigen  Wochen)  erscheint  die  schon  ver- 
vermöge   der   Benetzung    glatt    aussehende,    aber  möglicherweise  schon 
mit  Epithel  ausgekleidete  Grube  nicht  mehr  so  rein  und  hell,    sondern 
mehr  weniger  getrübt,  nicht  graulich-,  sondern  bläulich-weiss,  und  diese 
Training  pflegt  in  dem  Masse  intensiver  zu  werden,  als  die  Vertiefung 
mehr  und  mehr  ausgefüllt  wird.  Viele  Laien  übersehen  den  Zusammen- 
hang einer  solchen  mehr   und  mehr  sichtbar  werdenden   Trübung  mit 
der  vorausgegangenen  Entzündung,    besonders    wenn    längere    Zeit    vor 
ihrem  Auftauchen  keine  Entzündungs-  oder  Reizzufälle  mehr  bemerkt 
wurden.    Wenn  endlieh  kein  eigentliches  Grübchen  mehr  vorhanden  ist, 
sieht  man  die  betreffende  Stelle  normal  gewölbt  oder  platt,    gleichsam 
abgeschliffen,  selten  erhöht  und  uneben  (nicht  durch  Ektasirung,  sondern 
durch  excessive  Anbildung  von   Ersatzgewebe  und  Epithel,    analog  der 
Callusbildung  am  Knochen).  Sowohl  bei  normaler  als  bei  unvollständiger 


Keratitis   -  Geschwür  -     Verlauf.  133 

Ausfüllung  der  Grube  bleibt  eine  Trübung  zurück,  deren  Durchmesser 
meistens  viel  kleiner  ist  (oder  wird),  als  der  des  vorausgegangenen  Ge- 
schwüres und  deren  Contouren  nur  selten  scharf  gezeichnel  erscheinen. 
In  Füllen  normaler  Ausfüllung,  welche  mitunter  erst  nach  Monaten  er- 
folgt, verliert  die  Trübung  sein-  oft  beträchtlich  an  Umfang  und  Sätti- 
gung und  unter  besonders  günstigen  Umständen  schwindet  die  Trübung 
vollständig,  so  dass  man  auch  hei  focaler  Beleuchtimg  an  der  Stelle 
des  Geschwüres  nach  Jahr  und  Tag  (früher,  später)  keine  Spur  einer 
Abnormität  aufzufinden  vermag.  Man  kann  diesen  Vorgang  füglich  als 
Regeneration  der  Hornhaut  bezeichnen  (Arlt,  Prager  Vrtljhrsschr. 
Bd.  II.  1844,  und  Handbuch  1851,  Bd.  I,  pag.  216).  Eine  theüweise 
Regeneration  kommt  sehr  oft  vor. 

In  vielen  Fällen  erfolgt  die  Reparation  unter  Gefässentwick- 
lung  in  der  Substanz  der  Cornea,  namentlich  bei  mehr  peripherem 
Sitze  eines  Geschwüres.  Mitunter  sieht  man  nur  ein  oder  einige  Gefässe 
in  der  Tiefe  (nächst  der  Descemet'schen  Membran)  zu  einem  Geschwüre 
streichen;  viel  öfter  entwickeln  sich  zahlreiche  Gefässe,  welche  offenbar 
von  den  episkleralen  Zweigen  der  vorderen  Ciliararterien  stammen  und 
meistens  unter  dem  Limbus  zur  Cornea  verlaufen,  um  entweder  blos 
am  peripheren  Theile  des  Geschwüres  oder  rings  um  dasselbe  eine  Art 
Netz  zu  bilden,  von  welchem  wohl  auch  Zweigchen  sich  auf  die  Ge- 
schwürsfläche erstrecken.  Dieses  oberflächliche,  den  Geschwürsrand  gleich- 
sam überspinnende  Netz  setzt  der  Ausbreitung  der  Eiterung  nach  der 
Fläche  gewissermassen  einen  Damm  entgegen  und  kann  somit  in  diesem 
Sinne  als  eine  günstige  Erscheinung  aufgefasst  werden.  Gegen  das 
Tiefergreifen  und  gegen  den  Durchbruch  scheint  es  weniger  zu  schützen, 
und  das  Ersatzgewebe,  welches  unter  starker  und  lange  bestehender 
Gefässentwicklung  zu  Stande  gekommen  ist,  bleibt  in  der  Kegel  (wenig- 
stens in  seiner  Mitte)  für  immer  trüb. 

Ob  vollständige,  theüweise  oder  gar  keine  Regeneration  (Wieder- 
aufhellung) zu  erwarten  stehe,  das  hängt  theils  von  der  Beschaffenheit 
des  Geschwüres,  theils  von  dem  Alter  und  dem  Allgemeinbefinden,  zum 
Theil  aber  auch  von  äusseren  Einflüssen  (Verhalten  des  Individuums, 
ärztlicher  Behandlung)  ab.  Geschwüre,  welche  bis  an  die  Descemet'sclie 
Haut  vorgedrungen  sind,  hinterlassen  stets  (wenigstens  an  der  tiefsten 
Stelle)  eine  bleibende  Trübung.  Bei  seichten,  wenn  auch  etwas  umfang- 
reicheren Geschwüren,  darf  eher  auf  gänzliche  oder  theüweise  Wiederauf- 
hellung des  Ersatzgewebes  gerechnet  werden,  als  bei  tiefen,  namentlich 
mit  steilen  Rändern  abfallenden,  selbst  wenn  sie  relativ  klein  sind. 
Geschwüre,    deren  Ausfüllung  unter  Gefässentwicklung  in  der  Corneal- 


134  Hornhaut. 

Substanz  vor  sich  geht,  stellen  meistens  eine  bleibende  Trübimg  in  Aus- 
sicht. Geschwüre,  welche  zu  Ausbuchtung  oder  zu  Berstimg  der  Desce- 
met'schen  Membran  geführt  haben,  verschwinden  nie,  ohne  an  der  be- 
treffenden Stelle  eine  Trübung  zu  hinterlassen.  •  Geschwüre,  welche 
durch  Blennorrhoea  neonatorum  entstehen,  können  selbst  nach 
erfolgtem  Durchbruche  der  Cornea  sich  so  günstig  gestalten,  dass  nach 
vollendeter  Vernarbung  nur  eine  relativ  sehr  kleine,  vielleicht  blos  bei 
focaler  Beleuchtung  deutlich  sichtbare  Trübung  zurückbleibt.  Auch  im 
Kindes-,  Knaben-  und  Jünglingsalter  kann  bei  gleichem  Cornealbefunde 
weit  mehr  auf  Regeneration  gerechnet  werden,  als  in  späteren  Jahren. 
Bei  Individuen,  welche  in  der  Ernährung  herabgekommen  sind  oder 
welche  unter  dem  Einflüsse  deprimirender  Gemüthsaffecte  (z.  B.  Heim- 
weh, Nahrungssorgen  o.  dgl.)  stehen,  pflegt  nicht  nur  der  Geschwürs- 
proeess  ungünstiger  zu  verlaufen,  sondern  auch  das  schliesslich  zu  Stande 
gekommene  Ersatzgewebe  in  ausgedehnterem  Masse  trübe  zu  bleiben, 
al      man   nach   dem    anatomischen   Befunde  erwarten  dürfte.  Wenn 

die  Geschwürsfläche  nicht  vor  Verunreinigung  mit  Staub  geschützt  wird, 
(man  kann  eine  solche  mitunter  mit  der  Loupe  nachweisen),  oder  wenn 
sie  durch  Bauch,  in  Zersetzung  begriffenes  Bindehautsecret,  trockene 
oder  feuchte  Collyrien,  Salben  o.  dgl.  gereizt  wird,  kann  es  leicht  ge- 
liehen, dass  nicht  nur  der  Eiterungsprocess  gesteigert  oder  neuerdings 
angeregt  wird,  sondern  auch  dass  die  Bildung  aufhellbaren  Ersatzgewebes 
vereitelt,  nur  einfaches  Binde-  oder  Xarbengewebe  gebildet  wird,  und  eine 
abnorm  mächtige  und  trübe  Epitheldecke  zur  Entwicklung  kommt  '). 

YV  nn  ein  kleines  Geschwür  mit  steil  abfallenden  Bändern  bis  an 
die  Descemet'sche  Haut  vorgedrungen  ist  und  wochenlang  nahezu  un- 
verändert fortbesteht,  so  kann  der  Grund  desselben  in  dasselbe  hinein- 
gedrängt werden;  man  sieht  dann  (gewöhnlich  in  der  Mitte  der  Cornea) 
eine  mohnkorngrosse.  durchsichtige  und  glänzende  Stelle,  umsäumt  von 
dem  trüben  Bande  des  früheren  Geschwüres,  stationär  oder  von  Zeit  zu 
Zeit  berstend.  Man  kann  für  diesen  Zustand  den  Namen  Keratokele, 
welcher  oft  in  einem  weiteren  Sinne  gebraucht  wurde,  reserviren. 

"Wenn  ein  Geschwür  eine  grössere  Ausbreitung  erlangt  hat. 
so  kann  es  geschehen,  dass  der  Grund  desselben  (die  Bescemeti  mit 
mehr  weniger  sie  noch  deckenden  Faserlagen)  vorgedrängt  wird,  ohne 
zu  bersten.  Ist  dann  die  Ueberkleidung  der  Geschwürsfläche  mit  Epithel 
erfolgt,  so  kann  die  vorgewölbt«  Partie  nicht  nur  glatt,  sondern  auch 
nahezu    durchsichtig  erscheinen-,    aber   sie   ist  immer  von  einem  trüben 


')  Ueber  den  Eiufluss  septischer  Substanzen  bei  Keratitis  suppurativa  folgen 
nähere  Angaben  beim  Hornhautabscess. 


Keratitis        Geschwür  —    Durchbruch.  C>'r> 

Reifeo  dem  frühereu  Geschwürsrande  umgrenzt  und  entwirft  ver- 
zerrte oder  doch  merklich  kleinere  Spiegelbilder  als  die  normal  gewölbte 
Cornea.  Eine  analoge,  durch  ein  hufeisenförmiges  Randgeschwür  einge- 
leitete Formveränderung  der  Cornea  winde  pag.  11  erwähnt.  Wenn  das 
innerhalb  des  Limbus  bogenförmig  verlaufende  Geschwür  ungefähi  die 
Hälfte  der  Cornea  umkreist  und  tiefer  eingreift,  so  gibt  der  dünne  Ge- 
schwürsgrund  nach  und  der  davon  umfasste  Theil  der  Cornea  wird  vor- 
wärts gedrängt,  so  dass  die  Oberfläche  der  Cornea  ihre  sphärische  Wöl- 
bung verlier!  und  mehr  die  Mantelfläche  eines;  Kegels  darstellt.  Der 
eine  wie  der  andere  Zustand  kann  als  Keratoektasia  ex  ulcere  be- 
zeichnet werden.  Er  gibt,  wenn  auch  sehr  selten,  doch  mitunter  Veran- 
lassung zur  Steigerung  des  intraoeuläreu  Druckes. 

Ist  die  eitrige  Schmelzung  bis  an  die  Descerneti  vorgedrungen,  so 
kann  Berstung  erfolgen,  bei  ruhigem  Verhalten  des  Kranken,  bei 
Druck  von  aussen,  am  häufigsten  bei  momentaner  Steigerung  des  intra- 
oculären  Druckes  durch  Stauung  des  Blutes  in  den  absteigenden  Hohl- 
venen (beim  Husten,  Niesen,  Heben  einer  Last  u.  dgl.).  Das  Kammer- 
wasser wird  herausgetrieben,  (manchmal  wie  aus  einer  Spritze)  Iris  und 
Linse  werden  an  die  Cornea  angedrängt,  die  Pupille  wird  eng  und  in 
den  Binnengefässen  ensteht  Ueberfüllung,  weil  der  Widerstand,  welcher 
dem  einströmenden  Blute  vermöge  der  Spannung  der  Bulbushülle  ent- 
gegensteht, entfallen  ist.  Da  nichts  für,  vieles  gegen  das  Vorwärtsrücken 
der  hinteren  Wand  des  Bulbus  spricht,  so  muss  hiebei  wohl  der  Cias- 
körper in  sagittaler  Richtung  länger,  in  dem  äquatorialen  Durchm*  sser 
kürzer  geworden  sein.  (Dieses  Verhalten  des  Glaskörpers,  respective  des 
die  Vitrina  tragenden  Stroma  ist  für  die  Beurtheilung  der  späteren  Vor- 
gänge in  einem  solchen  Auge  von  Wichtigkeit;  die  Gewebselemente 
werden  relativ  zu  einander  verschoben,  behalten  aber  die  Tendenz,  in 
die  frühere  Lage  zurückzukehren.)  Erfolgt  die  Entleerung  des  Kammer- 
wassers und  somit  auch  die  Locomotion  der  Linse,  welche  durchschnitt- 
lich auf  mehr  als  2  Mm.  anzuschlagen  ist,  mit  grosser  Vehemenz,  so 
kann  Berstung  der  Zonula,  Verschiebung  der  Linse  und  Vortreten  von 
Glaskörper  erfolgen;  in  Fällen,  wo  die  Elasticität  der  Gefässe  in  Folge 
hohen  Alters  oder  vermöge  eines  länger  bestehenden  Entzündungsprocesses 
am  Bulbus  vermindert  ist,  kann  es  zu  intraoeulärer  Blutung  kommen; 
auch  eitrige  Kyklo-Chorioiditis  ist  in  Folge  vehementer  Sprengung  der 
Bulbuswand  beobachtet  worden.  ■  An  dem  Geschwüre  pflegen  nach 
der  Entleerung  des  Kammerwassers  insofern  günstige  Veränderungen 
einzutreten,  als  dasselbe  nicht  mehr  grösser,  sondern  reiner  wird.  Die 
Entlastung   der    Cornea   von    dem  Drucke  scheint  auf  die  Circulations- 


136  Hornhaut. 

respective  NutritionsYerhältnisse  derselben  günstig  einzuwirken;  in  diesem 
Sinne  kann  die  Perforation  sogar  als  günstig  angesehen  werden,  deshalb 
auch  eine  absichtliehe  Entlastung  (die  Punctio  corneae  s.  Paracentesis) 
unter  Umständen  wohlthätig  wirken. 

Das  weitere  Aussickern  des  Kammerwassers  wird  in  der  Regel 
durch  mechanische  Verlegung  der  Lücke  in  der  Descemet!  verhin- 
dert. Diese  wird  je  nach  dem  Sitze  der  Oeffnung  durch  Anlagerung  der 
Linsenkapsel  oder  der  Iris  (beider  zugleich)  vermittelt.  Bei  sehr  peri- 
pherer Lage  und  nicht  gar  zu  kleinem  Durchmesser  der  Oeffmmg  wird 
sehr  häufig  ein  Theil  der  Iris  durch  das  dahinter  befindliche  Kammer- 
wasser in  dieselbe  vorgedrängt  und  blasenförmig  aufgebiaht.  Der  Aus- 
druck „Vorfall  der  Iris"  ist  daher  ebensowenig  buchstäblich  zu  nehmen 
als  der  Ausdruck  „Abfluss  des  Kammerwassers". 

Das  Kammerwasser  wird  nicht  von  der  Iris,  sondern  von  den  Ciliarfort- 
sätzen  geliefert  da,  wo  sie  die  hintere  Kammer  umgrenzen.  Es  sind  Fälle  bekannt, 
wo  nach  Herausreissung  der  Iris  der  Humor  aqueus  fortan  in  normaler  Menge 
abgesondert  wurde,  und  bei  Seelusio  pupillae  findet  man  sehr  oft  die  Iris  durch 
Kammerwasser  bucklig  vorwärts  gedrängt,  und  Herstellung  der  Communication 
zwischen  vorderer  und  hinterer  Kammer  (durch  Iridektomie)  genügt,  die  Iris  in 
ihre  normale  Lage  zurücktreten  zu  machen.  (Vergl.  Iritis  und  Iridektomie  ) 

[rj  manchen  (relativ  seltenen)  Fällen  kommt  der  mechanische  Ver- 
schluss der  Oeffnung  nicht  zu  Stande-,  das  Kammerwasser  sickert  con- 
tinuirlich  oder  von  Zeit  zu  Zeit  aus;  es  besteht  eine  Hornhautfistel, 
und  allmälig  entwickelt  sich  Abflachung  der  Hornhaut  oder  Schwund 
des  immer  weicher  und  kleiner  werdenden  Bulbus.  Dieser  Zustand  kann 
sich  gleich  nach  erfolgtem  Durchbruche  entwickeln,  wenn  die  Lücke  in 
der  Descemeti  so  gelegen  ist,  dass  Iris  und  Kapsel  zugleich  in  ihr 
Bereich  fallen.  Die  Kapsel  kann  sich  nicht  hinreichend  an  die  Desce- 
meti anschmiegen,  weil  zwischen  beiden  ein  Theil  des  Pupillarrandes 
liegt  und  dieser  vermöge  seiner  Dicke  zu  beiden  Seiten  eine  dreieckige 
Rinne  bewirkt,  deren  Wand  vorn  von  der  Descemeti,  hinten  von  der 
Kapsel,  seitlich  von  der  Iris  gebildet  wird.  In    späterer  Zeit   kann 

im  Bereiche  der  Iris  eine  Fistel  auftreten,  wenn  die  an  die  Cornea  an- 
gelagerte Iris  au  einer  kleinen  minder  resistenten  Stelle  berstet  und 
dieses  Einreissen  der  Iris  keine  entzündliche  Reactiou,  keine  rasche  Ver- 
klebimg ihrer  Ränder  nach  sich  zieht.  Man  findet  dann  gewöhnlich  nur 
eine  nadelstichgrosse,  schwarz  aussehende,  von  trübem  Narbengewebe 
umgebene,  deutlieh  vertiefte  Stelle,  oft  von  klarer  Flüssigkeit  gedeckt, 
welche  bei  Druck  auf  den  (weichen)  Bulbus  steigt. 

Der  organische  Abschluss,  welcher  wiederholt  durch  Druck 
von  aussen  oder  von  innen  (Steigerung  des  intraokularen  Druckes)  oder 


Keratitis        Geschwür         Durchbruch.  137 

durch  Wiederauftreten  von  Eiterung  gestört  werden  kann,  erfolgt  durch 
denselben  Vorgang,  welchen  wir  bei  nicht  durchbohrenden  Geschwüren 
beobachten,  durch  eine  Ersatzmasse,  welche  von  den  Rändern  des  gerei- 
nigten Geschwüres  ausgeht.  Ist  die  Oeffnung  durch  Vermittlung  von 
Ersatzgewebe  geschlossen,  so  können,  allerdings  nur  bei  kleinere!!  Lücken 
und  unter  besonders  günstigen  Verhältnissen,  sowohl  die  Linse  als  die 
Iris  in  ihre  normale  Lage  zurücktreten,  ohne  eine  Spur  ihrer  früheren 
Verbindung  mit  der  Cornea  zurückzulassen.  Das  Auge  kann  bis  auf  eine 
(vielleicht  nur  bei  focaler  Beleuchtung  sichtbare)  Hornhauttrübung  nor- 
mal werden. 

Wahrscheinlich  werden  die  Zipfel  der  Descemeti,  welche  gegen  die  Geschwür- 
fläche, also  auswärts  geschlagen  wurden,  durch  die  Ersatzmasse  wieder  in  ihre 
normale  Lage  gedrängt  und  zur  Verwachsung  miteinander  gebracht.  Das  Zurück- 
treten der  Iris  und  der  Linse  dürfte  dadurch  vermittelt  werden,  dass,  wenn  nach 
erfolgter  Verklebnng  der  Oeffnung  in  der  Descemeti  sich  etwas  Kammerwasser 
ansammeln  kann,  die  früher  gleichsam  lahmgelegte  Muskelthätigkeit  der  Iris  wieder 
frei  wird,  und  daraus  ein  zum  Theil  nach  hinten  gerichteter  Zug  resultirt,  überdies 
aber  die  Linse  dem  Streben  der  Zonula  und  des  Stroma  corporis  vitrei,  in  die 
frühere  Lage  zurückzutreten  um  so  mehr  folgen  kann,  als  weder  ein  Druck  von 
aussen  (durch  die  Recti,  obliqui  und  den  orbicularis  palpebrarum)  noch  eine  über- 
mässige Füllung  des  Auges  (durch  Blutstauung)  stattfindet.  Ist  diese  Anschauung 
richtig,  dann  erhält  auch  die  Anordnung  strenger  Ruhe,  namentlich  in  der  Rücken- 
lage, wie  sie  bei  diesem  Zustande  so  gut  wie  nach  Operationen  mit  Eröffnung  der 
Kammer  empfohlen  zu  werden  pflegt,  eine  rationelle  Grundlage. 

Nach  centralem  Durchbruche  der  Hornhaut  kann  vorderer  Cen- 
tralkapselst aar  entstehen.  Die  Trübung  erscheint  (nach  AJbschluss 
des  Processes)  mitten  auf  der  vorderen  Kapsel  als  ein  hellweisser  Pfropf 
von  verschieden  grosser  Basis  und  Höhe,  welche  indes  nur  selten  die 
Grösse  des  (angeborenen)  Pyramidenstaares  erreicht,  Kleine,  kaum  senf- 
korngrosse  Centralkapselstaare  unterscheiden  sich  von  der  punktförmigen 
angeborenen  Centralkapselcataract,  welche  stets  bilateral  und  etwas  excen- 
trisch  (nach  oben-aussen)  vorkommt,  durch  die  starke  Saturation  und 
weisse  (nicht  graue)  Farbe,  so  wie  durch  deutliches  Vorragen  über  die 
Oberfläche  der  Kapsel.  Pfropfe  mit  grösserer  Basis  (bis  zu  2  Mm.  oder 
etwas  darüber)  zeigen  eine  mehr  weniger  deutlich  pyramidale  Form, 
und  in  seltenen  Fällen  steht  die  Spitze  durch  einen  bald  kaum  wahr- 
nehmbaren, bald  dickeren  Faden  mit  der  (mehr  weniger  getrübten)  Cor- 
nea in  Verbindung.  In  relativ  vielen  Fällen  ist  ein  Theil  des  Pupillar- 
randes  der  Iris  mit  der  Cornea  verwachsen,  während  die  Linse  mit  dem 
Pfropfe  an  normaler  Stelle  liegt:  selir  selten  haftet  an  einer  Seite  des 
Pfropfes  etwas  Irispigment  oder  ein  kleiner  Theil  des  Pupillarrandes. 
Unter  dem  Pfropfe  findet  man    die  Bindensubstanz    um    so    merklicher 


138  Hornhaut. 

getrübt,  je  mächtiger  der  Pfropf  ist.  Diese  Trübung-  ist  stationär. 
Manchmal  kann  man  rings  um  den  Pfropf  radiäre  Faltung  (Runzelung) 
der  angrenzenden  Kapselpartie  constatiren.  Dann  lässt  sich  auch  meistens 
Verkleinerung  des  Äquatorialdurchmessers  der  übrigen  nicht  getrübten 
Linse  auffinden.  In  drei  (von  mir  beobachteten)  Fällen  war  die  Linse. 
durch  einen  mächtigen  Pfropf  mit  der  Cornea  verbunden,  in  toto  vor- 
wärts gerückt,  daher  die  Kammer  seichter,  in  einem  davon  die  Linse 
überdies  durchaus  getrübt. 

Die  Entstehung  dieser  verschiedenen  Formen  aus  einer  centralen  blos  durch 
die  Kapsel  "der  durch  diese  und  eine  Irispartie  verlegten  Lücke  der  Descemeti 
lässt  sich  leicht  begreifen,  wenn  man  annimmt,  dass  die  von  den  rein  gewordenen 
Geschwürsrändern  gelieferte  plastische  Masse  mit  der  Kapsel  (und  allenfalls  auch 
mit  der  Iris  i  in  Verbindung  tritt  (verklebt,  verwächst),  und  dass  diese  Verbindungs- 
masse durch  die  weiter  und  weiter  fortschreitende  Vernarbung,  respective  Wieder- 
verwachsung  der  Zipfel  der  Descemeti  so  eingeengt  wird,  dass  dieselbe  nur  noch 
an  der  Kapsel  haftet,  von  der  Cornea  förmlich  abgeschnürt  wird.  In  analoger 
Weise  werden  Wundgranulationen,  welche  nach  der  Ducchschneidung  des  M.  rectus 
internus  oft  mit  breiter  Basis  anfangen  und  hoch  emporwuchern,  allmälig  durch 
Vernarbung  der  Bindehautlücke  an  ihrer  Basis  so  abgeschnürt,  dass  sie  schliesslich 
mit  der  Sklera  wie  eine  Erbse  mit  der  Hülse  zusammenhängen,  ja  selbst  spontan 
abfallen  können.  Ungefähr  denselben  Vorgang  sehen  wir.  wenn  eine  kleine  Lücke 
der  Cornea  durch  eine  zwischen  Pupillar-  und  Ciliarrand  gelegene  Irispartie  ver- 
legt wurde.  Nachdem  der  organische  Absehluss  zur  Verklebung  mit  einer  kleinen 
Partie  der  Iris  geführt  hat.  das  Kammerwasser  sich  ansammelt  und  das  Muskel- 
spiel der  Iris  i  Sphinkter  und  Dilatator)  wieder  frei  geworden  ist.  sehen  wir  einen 
Faden,  an  der  Iris  mit  etwas  breiterer  Basis  haftend,  durch  die  Kammer  zur 
Hornhautnarbe  streichen,  und  es  kommt  sogar  vor.  das?  ein  solcher  Faden  blos  an 
der  Iris  haftet,  von  der  Cornea  abgerissen  ist.  Aehnliches  sehen  wir  am  Peritonäum, 
wenn  zwei  benachbarte  Darmschlingen  durch  Entzündung  miteinander  verklebt 
waren.  Es  kommt  auch  vor.  dass  nur  ein  schwarzer  Punkt  in  einer  Hornhautnarbe 
auf  die  frühere  Verbindung  zwischen  Iris  und  Cornea  hindeutet:  die  Irispartie, 
durch  Vernarbung  der  Descemeti  gleichsam  abgeschnürt,  hat  sich  von  der  Cornea 
zurückgezogen,  doch  etwas  von  ihrem  Pigmente  an  dieser  zurückgelassen.  Die 
Stelle  der  Iris,  welche  engagirt  war.  erscheint  verfärbt  und  in  ihrer  Faserung  ver- 
ändert,  defect. 

Die  Entwicklung  dieses  Centraltapselstaares  ist  vorzugsweise  nach 
Blennorrhoea  neonatorum,  selten  im  Kindesalter  (noch  im  9.  Jahre  oder 
später),  niemals  mein<     Wissens  —  in  späteren  Jahren  boobachtet 

worden,  wahrscheinlich  weil  nebst  Kleinheit  der  Dmchbruchsöffnung 
ein  bald  erfolgender  organischer  Absehluss.  also  auch  lebhafte  Repara- 
tion des  Sub  tanzverlustes  erforderlich  ist. —  Bleibt  die  Kapsel  lä;::vi, 
Zeit  biosgelegt,  und  dies  wird  bei  grösserem  Durchmesser  der  Lücke 
auch  bei  Kindern  zu  besorgen  sehr,     so  kann  es  leicht    zur  Berstung 


Keratitis        Geschwür  —    Durchbruch.  130 

der  Kapsel,  wohl  auch  zu  Abgang  (Herausdrängung)  der  Linse 
kommen,  besonders  bei  Druck  von  aussen  oder  bei  Steigerung  des  intra- 
oculärerj  Druckes  durch  Blutrückstauung  von  den  Hohlvenen.  Auch  hier 
kann  auf  brüske  Berstimg,  intraoculäre  Blutung  (»der  Panophthalmitis 
folgen.  Viel  häufiger  geschieht  es,  namentlich  wenn  zugleich  der 
Pupillarrand  der  [ris  ganz  oder  grossentheils  biosgelegt  ist,  dass 
die  ohnehin  enge  Pupille  durch  Bildung  einer  Exsudatmembran 
vor  der  Kapsel  ganz  oder  grösstenteils  verlegt  wird,  welche 
mit  dem  von  der  Hornhautgeschwürsfläche  vorrückenden  Ersatzgewebe 
verschmilzt,  jedoch  selten  zugleich  auch  mit  der  Kapsel  eine  Teste  Ver- 
bindung eingeht.  Wir  werden  bei  der  Lehre  vom  Hornhautstaplrylome 
sehen,  dass  eine  solche  mit  der  [ris  und  mit  dem  Hornhautnarbenge- 
webe verwachsene  Membran  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  nicht  mit  der 
Kapsel  in  Verbindung  bleibt. 

Grössere  centrale  Geschwüre,  welche  jedoch  eine  ungefähr 
2-  3  Mm.  breite  Zone  der  Bowmanschen  Membran  unversehrt  gelassen, 
in  der  Descemeti  aber  eine  so  grosse  Lücke  gebildet  haben,  dass  zugleich 
ein  mehr  weniger  grosser  Theil  des  Pupillarrandes  zu  Tage  liegt,  kön- 
nen zu  Verwachsung  des  letzteren  mit  dem  Narbengewebe,  demnach  zu 
theil  weis  er  oder  totaler  vorderer  Synechie  führen.  Bei  theilwei- 
ser  Synechie  wird  die  mehr  weniger  verzogene  Pupille  meistens  (ganz 
oder  theilweise)  durch  die  umfangreiche  Hornhautnarbe  verdeckt;  bei 
totaler  Synechie  ist  die  vordere  Kammer  meistens  so  seicht,  dass  schon 
die  Eröffnung  derselben  (behufs  Pupillenbildung)  sehr  schwierig  sein 
kann.  Sie  führt  übrigen    sehr  oft  zu  Staphylombildung. 

Trat  totale  Synechie  in  früher  Jugend  auf,  und  erlangt  das 
Auge  später  die  normale  Grösse,  so  kann  die  Iris  bis  zu  theilweiser 
Dehiscenz  oder  zu  stellenweiser  Ablösung  vom  Corpus  ciliare  (spon- 
tane Iridodialyse)  gedehnt  werden.  Dann  hat  auch  die  Kammer  an 
Tiefe  gewonnen.  Dieser  Zustand  verdient  deshalb  eine  besondere  Be- 
achtimg, weil  die  Prognosis  für  Pupillenbildung  stets  reservirt  gehalten 
werden  muss,  indem  die  Möglichkeit  in  Aussicht  zu  nehmen  kommt. 
dass  die  Linse  wegen  centraler  Kapselauflagerung  nicht  die  normale 
Form  haben  könne,  wie  schon  oben  angedeutet  wurde. 

Erfolgt  vermöge  peripheren  Sitzes  oder  vermöge  grossen  Umfanges 
eines  perforirenden  Geschwüres  Bloslegung  der  Iris,  so  können 
sich  die  Folgezustände  sehr  mannigfaltig  gestalten  je  nach  dem  Sitze 
und  dem  Umfange  des  Geschwüres  und  nach  dem  Verhalten  (der  Behand- 
lung) des  Kranken. 


140  Hornhaut. 

Zum  Unterschiede  von  der  totalen  Bloslegung  der  Iris  bezeichnet 
man  die  partielle  als  Prolapsus  iridis,  wenn  die  Iris  sich  über  das 
Niveau  der  Descemeti  erhellt  (aufwölbt).  Die  Vorfälle  aus  Wunden  der 
Cornea  können  sich  anders  verhalten  -  vide  Verletzungen  und  Opera- 
tionen. Die  Iris  kann  gleich  im  Momente  des  Durchbruches  hügel-  oder 
blasenförmig  hervorgedrängt  werden,  wenn  dieser  mit  einer  gewissen 
Vehemenz  erfolgt  und  das  hinter  der  Iris  befindliche  Kammerwasser 
nicht  durch  die  Pupille  ausströmen  kann.  In  anderen  Fällen  schmiegt 
sich  die  Iris  einfach  an  die  Cornea  an,  verlegt  die  Lücke  in  der  Horn- 
haut und  wird  erst  nach  und  nach  durch  das  hinter  ihr  sich  ansam- 
melnde Kammerwasser  hervorgestülpt,  manchmal  erst  wenn  bereits 
Verklebung  derselben  mit  den  Geschwürsrändern  im  Gange  ist.  Ist  die 
Lücke  klein  (unter  2  Mm.)  und  fallen  die  bereits  rein  gewordenen  Ge- 
schwürsränder steil  ab,  so  wird  die  Iris  nie  weit  vorgetrieben,  weil  sie 
sehr  bald  von  hinreichend  resistentem  Narbengewebe  überdeckt  und 
gestützt  wird.  Wird  der  auf  ihr  lastende  Druck  plötzlich  gesteigert 
(durch  Druck  von  aussen,  durch  Blutstauung)  so  kommt  es  eher  zur 
Berstung  als  zu  starker  Ausdehnung  der  biosgelegten  Partie. 

Die  hervorgedrängte  Irispartie  erscheint  in  der  ersten  Zeit  schwarz, 
weil  sie  vermöge  der  Verdünnung  ihres  Gewebes  die  Pigmentschicht  und 
den  dunklen  Hintergrund  durchscheinen  lässt;  später  wird  sie  durch 
einen  mehr  und  mehr  saturirten  grauen  Ueberzug  gedeckt  (schiefergrau, 
hlüuliehweiss)  und  von  einem  undurchsichtigen  Saume  umgeben*  In 
manchen  Fällen  entwickelt  sich  dieser  Zustand  erst,  nachdem  die  Iris 
durch  Entwicklung  von  Granulationen  an  ihrer  Oberfläche  ein  blassrothes, 
feinkörniges  oder  schwammiges  Aussehen  dargeboten  hatte. 

Die  unmittelbare  Ueberkleidung  mit  Narbengewebe  kann 
man  am  besten  bei  kleinen,  wenigstens  nach  der  einen  Richtung  nicht 
3  Mm.  (an  der  Basis)  überschreitenden  und  schräg  aufsteigenden  (hügel- 
förmigen,  am  Rande  nicht  überhängenden)  Vorfällen  Schritt  für  Schritt 
beobachten.  Durch  Vorrücken  von  Ersatzgewebe  von  den  Goschwürs- 
rändern  aus  wird  die  Basis  allmälig  eingeengt,  die  Oberfläche  weiter  und 
weiter  überkleidet,  endlich  ganz  bedeckt  und  mehr  und  mehr  zurück- 
gedrängt. Ist  die  Bruchpforte  nicht  kreisrund,  sondern  länglich,  oder 
ragen  vom  Geschwürsgrunde  erdzungenähnliche  Reste  von  Cornealgewebe 
in  das  Bereich  des  Prolapsus  hinein,  so  bildet  das  von  diesen  ausgehende 
Ersatzgewebe,  nachdem  es  mit  dem  von  einem  gegenüberliegenden  Vor- 
sprunge ausgegangenen  zusammengestossen  ist,  eine  Art  Brücke,  welche 
den  Prolapsus  einschnürt  und  gleichsam  in  zwei  Vorfälle  scheidet.  Durch 
Auftreten  desselben  Vorganges  von  anderen  Stellen  aus  kann  der  Vor- 


Geschwür  —  Prolapsus  iridis.  1  1 1 

fall  ein  brombeerähnliches  Aussehen  erhalten;  es  entstehen  kleine 
schwarze  oder  schiefergraue  Hügel,  von  einander  getrennt  durch  ein 
netzförmiges  Geflecht  von  Narbengewebe  (Staphyloma  racemosum 
älterer  Autoren).  Die  Entwicklung  von  Granulationen,  welche  sich  mit- 
unter  über  die  Umgebung  hinüber  lagern,  pflegt  die  Ueberhäutung  zu 
verzögern;  sie  werden  aber  (meistens  ohne  ärztliche  Intervention) 
schliesslich  auch  in  Narbengewebe  verwandelt.  --  Findet  das  Narben- 
gewebe an  der  umgehenden  Hornhaut  hinreichend  feste,  dem  intraocu- 
lären  Drucke  nicht  nachgebende  Stützpunkte,  so  drängt  es  die  Iris  in 
die  gerade  Linie  zwischen  den  fixen  Punkten  zurück,  durch  die  ihm 
eigentümliche  Contractionskraffc,  und  die  Narbe  kann  ungefähr  die 
Wölbung  der  normalen  Cornea  erlangen;  manchmal  bleibt  die  Narbe 
abgeflacht,  manchmal  erscheint  sie  etwas  aufgewölbt;  eine  leichte  Auf- 
wölbung, welche  nicht  durch  Ektasie  der  tieferen  Lagen,  sondern  durch 
excessive  Bildung  von  Ersatzgewebe  oder  krankhafte  Epithelveränderung 
bedingt  ist,  hat  für  das  Auge  weiter  keinen  Nachtheil  als  den  der 
Entstellung.  Bei  Vorfällen,  welche  blasenförmig  ausgedehnt  sind, 
daher  an  einer  Seite  oder  ringsum  vor  der  Bruchpforte  sich  umschlagen, 
kommt  eine  solche  Zurückdrängung  gar  nicht  oder  erst  nach  zufälliger 
oder  geflissentlicher  Entleerung  des  Kammerwassers  zu  Stande.  Näheres 
hierüber  bei  der  Besprechung  der  Behandlung. 

Sehen  wir  von  der  bereits  früher  erwähnten  seltenen  Heilung  eines 
kleinen  Vorfalles  ohne  bleibende  Einheilung  in  die  Hornhautnarbe  ab, 
so  ist  eine  (nicht  ektatische)  flache  Hornhautnarbe  mit  vorderer 
Synechie  der  günstigste  Ausgang  des  Prolapsus;  er  ist  gewöhnlich  der 
einzige,  der  erwartet,  -der  angestrebt  werden  kann.  Wenn  indes  eine 
grössere  Partie  der  Iris  vorgedrängt  oder  nachgeschoben  wurde,  so  kann 
damit  noch  ein  anderer  Nachtheil  verbunden  sein,  nämlich  starke  Ver- 
ziehung der  Pupille.  Erfolgte  beispielsweise  ein  peripherer  Durch- 
bruch an  der  Schläfenseite,  so  kann  die  Iris  sogleich  oder  nach  und  nach 
so  hineingedrängt  werden,  dass  sie  an  der  Nasenseite  zweimal  (und 
darüber)  so  breit  wird,  als  ihre  mittlere  Breite  (vom  Pupillar-  zum 
Ciliarrande)  beträgt;  es  kommen  Fälle  vor.  wo  die  Pupille,  nachdem 
sie  nach  der  Schläfenseite  verzogen  worden,  durch  einen  gleichen  Vor- 
gang an  der  Nasenseite  in  einen  schmalen  horizontalen  Schlitz  verwan- 
delt wird.  Durch  Vorziehimg  nach  einer  Seite  kann  die  Pupille  auch  so 
zu  liegen  kommen .  dass  sie  in  das  Bereich  der  etwas  umfangreicheren 
Narbe  fällt,  demnach  verdeckt  wird. 

Der  eben  geschilderte  Vorgang  erleidet  auch  bei  relativ  kleiner 
Bruchpforte  (nicht  über  4  Mm.)  in  vielen  Fällen  eine  nachtheilige  Modi- 


142  Hornhaut. 

fication  dadurch,  dass  die  oberflächlichen  Faserlagen  der  Cornea  an  einer 
Seite  oder  rings  um  die  blosgelegte  Iris  in  erheblicher  Breite  verloren 
gegangen  sind  und  nun  die  noch  erhaltenen,  tieferen  Lagen  dem  Drucke, 
unter  welchem  die  Secretion  des  Kammerwassers  erfolgt,  allmälig  nach- 
geben, dass  also  die  nächste  Umgebung  des  an  die  Durchbruchsöffnung 
angelötheten  Prohipsus  mit  diesem  zugleich  v  «-gedrängt  wird,  wodurch 
selbst  der  unversehrte  Theil  der  Cornea  in  eine  schräg  aufsteigende 
Lage  gebracht  werden,  seine  sphärische  Wölbung  einbüssen  kann.  Offen- 
bar wird  dann  die  nicht  in  der  Bruchpforte  fixirte  Irispartie,  welche 
zwischen  dieser  und  dem  benachbarten  Theile  des  Ciliarrandes  liegt. 
mehr  weniger  gezerrt  und  diese  Zerrung  (der  permanente  Reiz)  dürfte 
die  Ursache  sein,  dass  Augen  mit  diesem  Zustand  früher  oder  später 
durch  Steigerung  des  intraoculären  Druckes,  durch  vermehrte  Ausschei- 
dung seröser  Flüssigkeit  in  den  Glaskörper  amaurotisch  werden.  Ek ta- 
tische Hornhautnarben  mit  vorderer  Synechie  führen  fast 
ohne  Ausnahme  zu  Drucksteigerung,  zu  Exeavation  der  Papilla 
nervi  optici,  zu  Einschränkung  des  Gesichtsfeldes  (von  der  Xaseiiseite); 
endlich  zu  gänzlicher  Erblindung.  (Arlt.  Krankheiten.  1855,  III.  B. 
pag.  18.) 

Eine  positive  Stütze  für  diese  Erklärung  bietet  die  sichtbare  Streckung 
der  zwischen  Ciliarrand  und  Bruchpforte  gelegenen  Irispartie,  welche  man  nach 
längerem  Bestände  auch  verfärbt  und  verdünnt  sieht.  Wenn  wir  Augen  mit  Ein- 
heilung des  Pupillarrandes  in  eine  Narbe  rinden,  deren  Iris  offenbar  durch  Dehnung 
zur  Dehiscenz  oder  Iridodialysis  gebracht  wurde,  (pag.  139)  so  dürfen  wir  nicht 
übersehen,  dass  es  Augen  sind,  welche  zur  Zeit  der  Geschwürsbildung  im  Wachs- 
thume  noch  sehr  zurück  waren,  und  dass  die  durch  das  Grösserwerden  des  Bulbus 
überhaupt  bewirkte  Dehnung  der  zwischen  Ciliar-  und  Pupillarrand  ausgespannten, 
weil  mit  letzterem  nächst  der  Mitte  der  Cornea  fixirten  Irispartie  erst  nach  längst 
erfolgter  fester  und  fortan  unnachgiebiger  Vernarbung  auftritt.  —  Wenn  ferner 
bei  Partialstaphyloinen  in  der  Regel  keine  Steigerung  des  intraoculären  Druckes 
(mit  ihren  Consequenzen)  beobachtet  wird,  so  gibt  die  Vergleichung  mit  dem  Be- 
funde an  Augen,  welche  solche  Drucksteigerung  darbieten,  befriedigenden,  auch  für 
unsere  Deutung  sprechenden  Aufschluss.  Wird  die  Irispartie  durch  eine  Oeffnung 
mit  steil  abfallenden  Rändern  hervorgetrieben  und  somit  au  einer  unnachgiebigen 
Bruchpforte  rixirt,  so  ist  die  zwischen  dieser  und  dem  entsprechenden  Ciliarrande 
streichende  Partie  offenbar  vor  Zerrung  oder  Dehnung  gesichert.  Bei  Betrachtung 
des  kugel-  und  des  kegelförmigen  Totalstaphylomes  wird  dieser  Sachverhalt  noch 
klarer  hervortreten.  Wenn  wir  die  Breite  der  Iris  (vom  Ciliar-  bis  zum  Pupillar- 
rande)  bei  Verziehung  der  Pupille  an  der  einen  Seite  auf  das  Zweifache  (und  dar- 
über) gestiegen  finden,  ohne  dass  sich  Zeichen  von  Zerrung  (Reizung)  oder  von 
Atrophirung  wahrnehmen  lassen,  so  dürfen  wir  daraus  noch  nicht  folgern,  dass 
eine  Partie  Iris,  deren  zugehörende  Sphinkterpartie  mit  der  Cornea  verwachsen  ist. 
sich  in  analoger  Weise  gegen  Dehnung  oder  Zerrung  verhalten  werde. 


Geschwür—   Staphylom.  143 

Sehr  periphere,  zum  Thei]  schon  im  Bereiche  der  Sklera,  liegende 
[risvorfälle,  wie  sie  nach  Conjunctivitis  scrofnlosa,  nach  Verletzungen, 
nach  Operationen  vorkommen,  können  —  in  der  Rege]  erst  nach  Länge- 
rer Zeil  (Monaten,  Jahren)  —  zu  eitriger  Kyklochorioiditis  Anstoss  ge- 
ben, oder  auch  zu  sympathischen  Erkrankung  des  zweiten  Auges. 

Eine  ziemlich  häufige  Folge  von  Bloslegung  der  Iris  in  grösserer 
Ausdehnung  (mindestens  über  4  Mm.  Durchmesser)  ist  die  Bildung 
eines  partiellen  oder  eines  totalen  Hornhautstaphyloms,  einer 
meistens  halbkugelförmigen  (weinbeerähnlichen)  Geschwulst,  welche  einen 
Theil  oder  die  ganze  Cornea  vertritt,  mit  Humor  aqueus  gefüllt  ist  und 
ganz  oder  grösstenteils  von  Narbengewebe  gebildet  wird,  das  mit  der 
ausgedehnten  Iris  verwachsen  ist.  —  Wenn  nach  allseitiger  Verwachsung 
A(^.  Greschwürsrandes  mit  der  aligelagerten  Iris  der  Abfluss  des  Kammer- 
wassers verhindert  und  die  Iris  noch  nicht  mit  hinreichend  resistentem 
Narbengewebe  überkleidet  ist,  so  kann  diese  durch  das  Kammerwasser 
vorgebaucht  werden.  Diese  Hervordrängimg  kann  allmälig  und  stetig 
erfolgen;  sie  wird  aber  oft  momentan  durch  Druck  von  aussen  oder 
durch  Blutstauung  in  den  Binnengefässen  (von  den  Hohlvenen  aus)  her- 
beigeführt oder  gesteigert.  Eine  kleine  nicht  resistente  Fläche  wird  durch 
vehementes  Andringen  des  Kammerwassers  leicht  gesprengt,  eine  grös- 
sere (her  ausgedehnt.  Wurde  aber  eine  solche  Fläche  einmal  ausgedehnt. 
so  zieht  sie  sich,  da  sie  nicht  elastisch  ist,  nicht  wieder  zusammen,  und 
es  erfolgt  reichlichere  Secretion  von  Kammerwasser,  bis  wieder  die 
frühere  Spannung  hergestellt  ist.  Alsdann  kann  aber  die  jetzt  noch  mehr 
verdünnte  ektatische  Partie  dem  Drucke,  unter  welchem  die  Secretion 
des  Kammerwassers  erfolgt,  noch  weniger  Widerstand  entgegensetzen. 
daher  die  Ausbuchtung  allmälig  steigen,  bis  das  dieselbe  überkleidende 
Narbengewebe  mächtiger  und  dichter  geworden  ist. 

Die  Entstehung  eines  jeden  Staphyloms  der  Cornea  setzt 
demnach  voraus,  dass  eine  grössere  Partie  der  Cornea  durch  Eiterung 
(Geschwür  oder  Abscess)  zerstört  wurde,  dass  Durchbruch  der  Cornea 
und  Abfluss  des  Kammerwassers  erfolgte,  dass  ein  mehr  weniger  grosser 
Theil  der  [ris  nach  vorausgegangener  Bloslegung  mit  dem  die  Lücke 
ausfüllenden  Narbengewebe  verwuchs,  und  dass  dann  blos  diese  Partie 
oder  auch  angrenzende,  blos  oberflächlich  zerstörte  Hornhautpartien  durch 
allmäliges  oder  violentes  Andrängen  des  Kammerwassers  in  Form  einer 
Kugel  (eines  Kegels)  hervorgetrieben  wurden.  Demgemäss  kann  die 
Wandung  eines  Staphyloms  auch  Partien  der  Cornea  einschliessen,  welche 
wohl  der  Vereiterung,  nicht  aber  der  Verdrängung  und  der  Verlöthung 
mit  der  Iris  widerstanden  haben.    Denn  wenn  auch  bei  Prolapsus  iridis 


144  Hornhaut. 

die  hinter  der  Bruchpforte  (in  der  Kammer)  liegende  Iris  in  der  Kegel 
keine  Zeichen  von  Entzündung  wahrnehmen  lässt,  so  findet  man  doch  bei 
Staphylomen  später  eine  Verklebung  zwischen  Iris  und  Descemeti,  welche 
sich  mehr  weniger  weit  über  die  Lücke  in  der  Descemeti  hinaus  erstreckt, 
so  dass  selbst  hinter  ziemlich  durchsichtigen  Randpartien  der  Wandung 
des  Staphyloms  keine  Spur  von  Augenkammer  vorgefunden  wird. 

Jedes  Staphylom  ist  anfangs  stark  durchscheinend,  namentlich  da, 
wo  die  Wandung  blos  von  Iris  und  überkleidendem  Narbengewebe  ge- 
bildet wird.  Bei  Durchleuchtung  (Betrachtung  von  der  Nasenseite,  wenn 
starkes  Licht  von  der  Schläfenseite  einfällt)  kann  man  das  Gitterwerk, 
welches  die  auseinander  gedrängten  Irisfasern  und  die  oben  erwähnten 
Narbenstränge  bilden,  sammt  dem  Pigmente  oft  sehr  deutlich  wahr- 
nehmen. Allmälig  wird  die  Wandung  (Cornealreste  und  Narbengewebe) 
von  Gelassen  durchzogen  und  dicker,  meistens  an  einzelnen  Stellen  mehr, 
während  andere  dünner,  selbst  durchscheinend  bleiben.  Die  dicksten 
Stelleu  erscheinen  dann  knorpelähnlich  und  sind  oft  von  trockenem 
(verhorntem)  Epithel  überkleidet,  von  gröberen  Gelassen  durchzogen. 
Die  Dicke  der  Wandung  kann  stellenweise  oder  durchaus  2 — 3  Mm. 
erreichen.  -  -  Diese  Metamorphose  kann  sich  vollziehen  an  Augen,  welche 
im  Uebrigen  keine  Abnormität  darbieten,  und  sie  kann  viele  Jahre 
stationär  bleiben.  Die  Klagen  des  Kranken  können  sich  dann  vielleicht 
blos  auf  die  Sehstörung  und  die  Entstellung,  allenfalls  auch  auf  die 
Belästigung  erstrecken,  welche  durch  Exfoliationen  an  den  Lidern  ent- 
stehen, indem  besonders  das  untere  beständig  benetzt  wird. 

Ist  das  Staphylom  ein  partielles,  so  kann  vielleicht  noch  ein 
ziemlich  gutes  Sehvermögen  bestehen  oder  blos  deutliche  Lichtempfin- 
dung (mit  oder  ohne  Einschränkung  des  Gesichtsfeldes),  oder  gänzlicher 
Mangel  derselbeu.  Es  kann  nämlich  ein  Theil  des  Pupillarrandes  noch 
frei  und  der  unversehrt  erhaltene  Theil  der  Cornea  normal  durchsichtig 
und  gewölbt  sein,  obwohl  er  gewöhnlich  dachförmig  gegen  die  staphy- 
lomatöse  Partie  ansteigt;  es  kann  aber  auch  der  ganze  Pupillarrand  ins 
Bereich  des  Staphylonis  einbezogen  und  es  kann  überdies  in  Folge  von 
Drucksteigerung  ein  amaurotischer  Zustand  herbeigeführt  worden  sein. 
Jedes  Staphylom,  bei  welchem  noch  ein  Theil  der  Cornea  so  weit  er- 
halten ist,  dass  zwischen  diesem  und  der  entsprechenden  Irispartie  noch 
Kammerwasser  angesammelt  erscheint,  bei  welchem  also,  wie  wir  später 
sehen  werden,  die  Technik  der  Iridektomie  noch  ausführbar  ist,  darf  als 
ein  partielles  bezeichnet  werden. 

Beim  Totais taphylom  der  Cornea  ist  diese  durchaus  oder  doch 
grösstentheils  durch  Narbengewebe  vertreten,  sind  allenfalls  nächst  dem 


Geschwür  —  Staphylom.  1  1  .'• 

Rande  noch  durchsichtige  Reste  vorhanden,  mangeli  jedoch  jede  Spur 
einer  vorderen  Kammer.  Die  hervorgedrängfe  Psoudocornea,  hat  gcwöbn- 
lich  die  Form  einer  Kugel,  welche  mit  etwas  mehr  als  der  Hälfte 
aus  dem  Coraeoskleralringe  hervorragt,  also  an  der  Stelle,  wo  sie  auf- 
sitzt, etwas  eingeschnürt  erscheint  (kugelförmiges,  sphärisches  Staphylom); 
seltener  bildet  sie  einen  Kegel,  welcher  von  dein  Corneoskleralringe 
allmälig  ansteigt  und  in  eine  stumpfe  Spitze  ausläuft.  (Kegelförmiges 
Totalstaphylom).  --  Wenn  die  Hornhaut  ganz  oder  grösstenteils  (bis 
auf  eine  Randzone)  zerstört  und  wenigstens  der  kleine  Kreis  der  Iris 
ringsum  blosgelegt  ist.  so  wird  die  Pupille  allmälig  durch  eine  Exsu- 
datmembran verschlossen  und  dadurch  das  fernere  Ausfliessen  des  Kam- 
merwassers verhindert.  Diese  Membran  verschmilzt  jedenfalls  mit  dem 
die  Iris  allmälig  überkleidenden  Ersatzgewebe  und  bildet  mit  diesem 
iitnl  der  Iris  einen  die  Stelle  der  Cornea  vertretenden  Theil  der  Bulbus- 
kapsel.  Der  anfangs  membranartige  Pfropf,  welcher  die  Stolle  der  Pupille 
verlegt,  kann  nach  der  einen  oder  der  anderen  Seite  verschoben  werden, 
wenn  der  die  Iris  deckende  Ucberzug  auf  einer  Seite  dünner  bleibt  und 
daher  der  vis  a  tergo  weniger  Widerstand  leistet.  Dann  fällt  nicht  nur 
ji  oer  Pfropf,  sondern  auch  der  Scheitelpunkt  der  Ektasie  nicht  in  die 
sagittale  Achse  des  Pulbus  und  das  Staphylom  hängt  nach  einer  Seite 
über,  während  es  an  der  anderen  mehr  flach  aufsteigt;  es  ist  dann  nicht 
so  streng  kugelförmig.  Wurde  nach  Bloslegung  der  vorderen  Kapsel  und 
vor  Verschluss  der  Pupille  Berstung  der  Kapsel  und  Abgang  der  Linse 
veranlasst,  so  erfolgt  wohl  meistens  ein  so  starker  Collapsus  der  Iris 
und  ihrer  Ueberkleidung,  dass  sich  eher  Abplattung,  als  Ausdehnung 
entwickelt,  indem  das  Cornealnarbcngewebe  bereits  vor  der  zur  Ausdeh- 
nung erforderlichen  Füllung  der  Kammer  die  zum  Widerstände  nöthige 
Mächtigkeit  erlangt  hat.  Das  Linsensystem  kann  aber  auch  dadurch  in 
Mitleidenschaft  gezogen  werden,  dass  die  Kapsel  mit  der  die  blosgolegte 
Pupille  verscliliessenden  Membran  in  temporäre  oder  in  bleibende  Ver- 
bindung tritt.  Die  temporäre  Verbindung  zwischen  Pseudocornea  und 
Vorderkapsel  als  Centralkapselstaar  kommt  selten  vor;  gewöhnlich  trennt 
sich  die  genannte  Membran  mit  der  Zeit  von  der  Vorderkapsel,  doch 
findet  man  mitunter  die  mehr  weniger  getrübte  und  geschrumpfte  Linse 
oder  doch  zusammengeschrumpfte  und  verdickte  Kapsel  mit  der  Kuppel 
des  Staphyloms  verwachsen,  dann  aber  auch  die  Folgen  von  Dehnimg 
oder  Zerreissung  der  Zonula  (Amaurosis  durch  Steigerung  des  intraoeu- 
lären  Druckes  als  Folge  davon). 

Wurde    nur    die    mittlere    Kegion    der    Cornea    zerstört,    während 
ringsum  eine  breite  Zone  blos  die  oberen  Schichten  verlor  und  der  Eand 

v.  Arlt,  Krankh.  des  Auges.  10 


146  Hornhaut. 

ganz  oder  grösstentheils  (auch  die  Elastica  anterior)  erhalten  blieb,  so 
erscheint  zwischen  der  Linie,  wo  die  Iris  mit  dem  Geschwürsrande  ver- 
wächst (der  eigentlichen  Bruchpforte),  und  dem  Ciliarrande  der  Iris  ein 
mehr  weniger  breiter  Irisreifen  zunächst  einfach  an  die  Descemeti  ange- 
lagert; feste  Verklebung  erfolgt  erst  später.  Wird  sodann  mit  der  bios- 
gelegten Irispartie  und  der  die  Pupille  abschliessenden  Membran  auch 
jener  Streifen  der  Cornea  vorwärts  gedrängt,  welcher  blos  durch  die 
tieferen  Lagen  gebildet,  daher  nicht  widerstandsfähig  ist,  so  wird  die 
Basis  der  Ektasie  beträchtlich  grösser  als  die  eigentliche  Bruchpforte, 
und  je  weiter  diese  vermöge  der  Nachgiebigkeit  ihrer  nächsten  Umgebung 
nach  vorne  gerückt  wird,  desto  mehr  wird  die  zwischen  Bruchpforte  und 
Ciliarrand  der  Iris  gelegene  Partie  der  Iris  gedehnt.  Hieraus  resultirt 
(höchst  wahrscheinlich)  die  an  conischen  Totalstaphylomen  constant 
beobachtete  Erblindung  durch  Drucksteigerung,  wie  schon  oben  (bei  den 
ektatischen  Narben)  bemerkt  wurde.  Aus  dem  von  der  Bruchpforte  gegen 
die  Peripherie  allmäligen  Ansteigen  des  Geschwürsrandes,  aus  der  suc- 
cessiv  gegen  die  Peripherie  hin  zunehmenden  Widerstandsfähigkeit  der 
defecten  Cornea  resultirt  von  selbst,  dass  die  ganze  Hervortreibung  eine 
kegelförmige  Gestalt  annehmen  muss.  Je  weiter  gegen  die  Peripherie, 
desto  mächtiger  die  unzerstörten  Faserlagen,  desto  stärker  der  Wider- 
stand, welchen  sie  der  vis  a  tergo  entgegen  setzen.  Wo  dieses  allmälige 
Ansteigen  fehlt,  muss  die  Ektasie  die  Form  einer  Kugel  annehmen,  die 
Form  einer  weinbeerähnlichen  Geschwulst,  welche  an  der  Stelle,  wo  sie 
aufsitzt,  gleichsam  eingeschnürt  erscheint.  Ganz  dieselbe  Form  sehen  wir 
an  der  Eintrittsstelle  des  Opticus  auftreten,  wenn  die  bekannte  Excava- 
tio  papillae  von  erhöhtem  Binnendrucke  einen  höheren  Grad  erlangt. 

Wenn  die  Wandung  des  Staphyloms  an  einer  kleinen  Stelle  bis 
zum  Durchscheinen  dünn  geblieben  ist  oder  wenn  sie  in  späterer  Zeit 
durch  Auftreten  eines  atheromatösen  Geschwüres  sehr  verdünnt  wurde, 
so  kann  daselbst  Berstung  eintreten,  ohne  äussere  Veranlassung  oder 
nach  violenter  Drucksteigerung'.  An  Augen,  deren  Linsensystem  sammt 
der  Zonula  die  normale  Lage  und  Spannung  behalten  hat,  welche,  ab- 
gesehen von  der  Iris  und  Cornea,  für  gesund  erklärt  werden  können, 
kann  eine  solche  Berstung  mit  nachfolgendem  Zusammensinken  und 
Wiederansteigen  ohne  Nachtheil  vorübergehen  und  sich  von  Zeit  zu  Zeit 
wiederholen-,  aber  nach  violent  herbeigeführter  Berstimg  an  solchen  Augen 
oder  nach  Berstung  an  Augen,  welche  wegen  Drucksteigerung  bereits 
amaurotisch  geworden  sind,  kann  Zerreissung  der  Zonula,  Ausfluss  von 
Glaskörper  oder  auch  Hämorrhagie  aus  der  Chorioidea  herbeigeführt 
und  selbst  Panophthalmitis  eingeleitet  werden. 


Geschwür  —  Staphylom.  147 

Totalstaphylome  der  Cornea  können  endlich  eine  formidable  Ver- 
grösserung  des  Bulbus  bewirken  durch  Einleitungeines  [ntercalar- 
staphyloms,  einer  partiellen  oder  einer  allgemeinen  Ektasirung  der 

Sklera.  Als  Intercalarstaphylom  bezeichnen  wir  eine  bogen-  od< t 
ringförmige  Ektasirung  (Verdünnung  und  Vortreibung)  der  vordersten, 
etwas  über  2  Mm.  breiten  Zone  der  Sklera.  Die  vordere  Grenze  dieser 
Zone  bildet  der  Limbus,  die  hintere  würde  man  erhalten,  wenn  man  sieh 
durch  den  Bulbus  eine  Ebene  (einen  Schnitt)  gelegt  denkt,  welche  durch 
die  grösste  Peripherie  der  hinteren  Kammer,  durch  die  Falze  zwischen 
den  Ciliarfortsätzen  und  der  hinteren  Fläche  der  Iris  verliefe.  Diese 
Zone  liegt  also  im  Bereiche  der  hinteren  Kammer,  und  der  Irisinsertion 
(am  Corpus  ciliare  und  am  Ligamentum  pectinatum).  Wenn  diese  Zone 
ringsherum  ektatisch  geworden  ist,  so  erscheint  die  Basis  der  Cornea 
im  Ganzen  nach  vorne  gerückt,  die  sagittale  Bulbusachse  entschieden 
verlängert;  betrifft  die  Ektasie  nur  etwa  die  Hälfte  des  Umkreises,  so 
erscheint  die  Cornealbasis  schief  gestellt,  nur  an  dieser  Hälfte  nach 
vorne  geschoben.  Der  mehr  weniger  breite  und  hohe  kränz-  oder  epaulett- 
förmige  Wulst  erscheint  aus  schiefergrauen  oder  dunkelblauen  (durch- 
leuchtbaren) Hügeln  zusammengesetzt,  indem  er  stellenweise  von  dickeren 
Skleralfaserbündeln  quer  eingeschnürt  wird.  Dieser  Zustand  wurde  in 
älterer  Zeit  als  Cirsophthalmus  (Varicositas  bulbi)  bezeichnet,  sei  es 
wegen  einer  gewissen  Aehnlichkeit  mit  varicösen  Hautvenen,  sei  es  weil 
man  nach  zufälliger  oder  absichtlicher  Eröffnung  solcher  Bulbi  starke, 
schwer  stillbare  Blutung  beobachtet  hatte  und  deshalb  meinte,  man 
habe  ausgedehnte  Venen  vor  sich.  -  •  Die  Innenfläche  der  verdünnten 
Sklera  ist  stets  mit  mehr  weniger  verdünnter  und  atrophischer  Iris 
überzogen  und  höchstens  stellenweise  vom  Corpus  ciliare  abgelöst  oder 
dehiscent.  Man  hat  also  stets  eine  nach  allen  Dimensionen  enorm  ver- 
grösserte  hintere  Kammer  vor  sich.  Von  vorderer  Kammer  ist  keine 
Spur  vorhanden,  doch  nur  in  jenen  Fällen,  in  welchen  das  Intercalar- 
staphylom nach  Vereiterung  der  Cornea  beobachtet  wird,  gleichviel  ob 
die  Pseudocornea  flach  oder  ektatisch  wurde;  in  Fällen  dagegen,  wo  das 
Intercalarstaphylom  durch  andere  entzündliche  Vorgänge,  namentlich 
durch  Iridokyklitis  eingeleitet  wurde,  wird  vordere  Kammer  vorgefunden. 
Ich  habe  diesen  Zustand  als  Folge  von  umfangreicher  Bloslegung  der  Iris 
bereits  1851  beschrieben  (I.  Bd.  pag.  241  und  IL  Bd.  pag.  12)  und  auch  ange- 
führt, dass  derselbe  nicht  blos  zu  Hornhautstaphylomen  hinzutreten  könne,  sondern 
auch  nach  chronischer  Iritis  vorkomme.  A.  v.  Graefe  (Arch.  f.  0.  VI,  a.  p.  156) 
hat  ihn  bei  einem  Falle  angeborener  Linsenluxation  beobachtet,  durch  Schweigger 
anatomisch  untersuchen  lassen  und  als  Intercalarstaphylom  bezeichnet.  Wenn  er 
sich  an  Augen  entwickelt,  deren  Cornea  nach  umfangreicher   Zerstörung  durch  ein 

10  * 


148  Hornhaut. 

flaches  oder  kaum  merklich  ektatisches  Narheugewehe  vertreten  wird,  so  kann  man 
leicht  zur  Annahme  eines  Hornhautstaphyloms  verleitet  werden.  Die  flache  oder 
wenig  über  die  Norm  aufgewölbte  (durch  Narheugewehe  vertretene)  Cornea  ist 
theilweise  oder  in  toto  durch  das  Intercalarstaphylom  vorwärts  gedrängt. 

Das  Intercalarstaphylom  entwickelt  sich  stets  unter  wochen- 
lang anhaltender  intensiver  Röthe  der  vordersten  Skleralzone  und  meistens 
unter  heftigen,  nach  den  Aesten  des  Trigeminus  ausstrahlenden  Schmerzen; 
nach  seiner  Ausbildung  findet  man  das  Sehvermögen  durch  Druck- 
steigerung gänzlich  oder  nahezu  erloschen.  Späterhin  können  solche 
Bnlbi  zeitlebens  in  statu  quo  verbleiben,  ohne  weitere  Zufälle  an- 
zuregen. 

In  manchen  Fällen  werden  Bulbi  mit  Hornhautstaphylom  (mit 
oder  ohne  Intercalarstaphylom)  dadurch  grösser,  dass  Skleralektasie 
im  Bereiche  des  Corpus  ciliare  oder  allgemein  auftritt.  Die  Veranlassung 
zu  dieser  Vergrösserung,  welche  unter  Drucksteigerung  erfolgt  und  fort- 
besteht, daher  auch  von  Excavation  der  Papilla  begleitet  ist,  geht  wahr- 
scheinlich von  Zerrung  der  Iris  und  des  Ciliarkörpers  aus,  wie  schon 
bei  Besprechung  der  ektatischen  Hornhautnarben  mit  vorderer  Synechie 
und  des  conischen  Totalstaphyloms  angedeutet  wurde,  und  das  Nach- 
geben der  Sklera  wird  wahrscheinlich  durch  die  anhaltende  starke 
Hyperämie  im  Bereiche  der  vorderen  Ciliargefässe  (Erweiterung  der 
Durchtrittsstellen)  und  durch  seröse  Durchtränkung  des  episkleralen 
Gewebes  vermittelt. 

Die  Veranlassung  zur  Zerrung  am  Ciliarkörper  und  zu  vermehrter 
Ausscheidung  seröser  Flüssigkeit  in  den  Glaskörper  (mit  Zerfall  seines 
Stroma)  kann  aber  auch  von  dem  Linsensystem  ausgehen,  wenn  dieses 
vor  oder  bei  der  Staphylombildung  mit  der  Pseudocornea  verwuchs  und 
vorwärts  gezerrt  wurde,  wenn  die  mit  der  Pseudocornea  verwachsene 
vordere  Kapsel  concentrisch  schrumpfte,  wenn  die  Zonula  bei  vehementer 
Veranlassung  zur  Ektasirung  der  Pseudocornea  sehr  gedehnt  oder  ein- 
gerissen wurde;  auch  eine  in  der  Staphylomhöhle  frei  bewegliche  Linse 
kann  den  Uvealtractus  mechanisch  (durch  Schleuderung)  insultiren  und 
vermehrte  Ausscheidimg  seröser  Flüssigkeit  veranlassen. 

Als  Folgen  durchbohrender  grösserer  Hornhautgeschwüre  sind  end- 
lich jene  Zustände  zu  bezeichnen,  welche  unter  den  Namen:  Phthisis 
corneae,  Applanatio  corneae  und  Phthisis  bulbi  bekannt  sind. 
Als  Phthisis  corneae  bezeichnet  man  jenen  Zustand  der  Hornhaut, 
wo  dieselbe  in  Folge  von  Eiterung  ganz  oder  grösstentheils  zerstört  und 
mehr  weniger  durch  Narbengewebe  ersetzt  ist,  dieses  jedoch  nicht  merk- 
lich   vorwärts    gewölbt,    sondern  eher  platt  oder  selbst  vertieft  (einge- 


Geschwür  —  Staphylom  —  Phtliisis.  149 

zogen)  erscheint.  Abplattung  der  Cornea  nennt  man  gewöhnlich 
jenen  Zustand,  wo  die  Cornea  nur  theilweise  durch  Eiterung  zerstört, 
übrigens  normal,  nur  platt  oder  selbst  runzlich  (gefaltet)  erscheint. 
Hinter  dem  durchsichtigen  Theile  sieht  man  zwischen  Iris  und  Cornea 
noch  mehr  weniger  Kammerwasser,  aber  der  Pupillarrand  ist  mit  der 
Hornhautnarbe  verwachsen  und  die  Iris  hat  ihre  normale  Faserung  und 
Farbe  mehr  weniger  eingebüsst.  Man  kann,  wenn  deutliche  Lichtempfin- 
dung vorhanden  ist.  leicht  zur  Anlegung  einer  künstlichen  Pupille  ver- 
leitet werden;  diese  nützt  jedoch  nichts,  weil  in  solchen  Fällen  die 
vorderen  Lagen  des  Glaskörpers  durch  Exsudat  so  verändert  sind,  dass 
schon  deshalb  kein  Bild  auf  der  Netzhaut  zu  Stande  kommen  kann. 

Es  ist  wahrscheinlich,    dass  der  durchsichtige,     nicht  mit  der  Iris  verklebte 
Theil   der   Cornea  nicht  mehr  zur    normalen    Wölbung    zurückkehren    kann,    weil 
durch  Kyklitis.  welche  durch  die  suppurative  Keratitis  eingeleitet  wurde,  einerseits 
die  Quelle  des  Humor  aqueus  grösstenteils  zum  Versiegen  gebracht  wurde,  anderer- 
seits  aber  die  entzündliche  Veränderung  der  Innenfläche  des  (Ziliarkörpers  mangel- 
hafte   Ernährung    des    Glaskörpers    nach   sich    zog.     Wenn  nach   einer   peripheren 
Linearextraction  wegen  Eiterung  an  der  Wunde  eitrige  Keratitis  und  Iridozyklitis 
entstand,    erstere  jedoch  nur  einen  kleinen  Theil  der  Cornea  ergriff,    letztere  blos 
auf  die  Region   des   Ciliarkörpers   (und  der  von  diesem  umschlossenen  Glaskörper- 
partie) beschränkt  blieb,  so  wird  die  durchsichtig  gebliebene  Partie  der  Cornea,  oft 
nur  um  Weniges  verkleinert,    allmälig   abgeplattet   und  gerunzelt,   dabei    zugleich 
der  Bulbus  auffallend  weich.     Wenn   es   in   solchen,    jedoch  nicht  weit  gediehenen 
Fällen  gelingt,   durch  Iridektomie  oder  Iridotomie  dem  Fortschreiten  der  Atrophie 
des  Bulbus  Schranken  zu  setzen,   ja   eine   ziemlich   gute  Wölbung  der  Cornea  und 
ein  entsprechendes  Sehvermögen  herzustellen,    so  darf  man   wohl  annehmen,    dass 
sich   die   Kyklitis    auf  die  Gegend  der  Narbe  und   deren  nächste    Umgebung  be- 
schränkte, sich  leicht  ringsum  auf  das  Corpus  ciliare  ausgebreitet  hatte.    —    Dass 
mitunter   auch  nach   längerem   Bestände  einer  Hornhautfistel  zunächst  Abflachung 
der  Cornea  und  weiterhin  atrophischer  Schwund  des  Bulbus  eintrete,  wurde  bereits 
oben  erwähnt. 

Die  Phthisis  bulbi,  sehr  leicht  nicht  nur  an  dem  theilweisen 
oder  gänzlichen  Mangel  eigentlicher  Cornea,  sondern  auch  an  der  mehr 
weniger  beträchtlichen  Verkleinerimg  des  Bulbus  und  in  der  Kegel  durch 
Einkerbung  in  der  Gegend  der  Muse,  recti  (viereckige  Gestalt)  erkenn- 
bar, ist  in  Fällen,  wo  von  Wiederherstellung  der  Function  des  Auges 
nicht  mehr  die  Rede  sein  kann,  insofern  günstiger,  wie  die  Staphylom- 
bildung,  die  Phthisis  und  die  Abplattung  der  Cornea,  als  sie  die  Ein- 
legimg eines  künstlichen  Auges  an  und  für  sich  nicht  hindert  und  den 
Kranken  auch  sonst  nicht  weiter  belästigt.  Manchmal  allerdings  entsteht 
Entropium  des  unteren  Lides  imd  Thränenträufeln  und  dann  kann  das 
Tragen  eines  künstlichen  Auges  auch  wegen  dieser  Uebel  sehr  erwünscht 


150  Hornhaut. 

sein.  Zu  bemerken  ist  indes,  dass  auch  ein  seit  lange  her  phthisischer 
Bulbus  den  Anstoss  zu  sympathischer  Erkrankung  des  anderen  Auges 
geben  kann,  wenn  er  einen  fremden  Körper  birgt  (der  eben  die  zur 
Phthisis  führende  Entzündung  verursacht  hatte,  dann  aber  vielleicht 
Jahre  lang  keine  Beizzufälle  erregte,  weil  er  eingekapselt  war),  oder 
wenn  in  dem  Exsudate,  das  zunächst  zur  Schrumpfung  des  Glaskörpers 
geführt  hat,  oder  in  dem,  welches  später  an  der  Innenfläche  der  Chorioidea 
aligelagert  worden  war,  sich  endlich  Kalkablagerung  oder  wirkliches 
Knochengewebe  entwickelt  und  die  Ciliarnerven  mechanisch  insultirt. 
Mehr  hierüber  bei  Kyklitis  und  Chorioiditis  suppurativa.  Hier  sei  nur 
noch  hervorgehoben,  dass  ein  durch  Panophthalmitis  phthisisch  gewor- 
dener Bulbus  auch  in  Fällen,  wo  der  ganze  Process  durch  ein  perfori- 
rendes  Hornhautgeschwür  eingeleitet  wurde,  z.  B.  durch  vehement  her- 
beigeführte Berstung  eines  Prolapsus  iridis,  noch  einen  guten  Theil 
durchsichtiger  Hornhaut  (mit  Kammerwasser  dahinter)  darbieten  kann, 
wenn  nämlich  der  im  Glaskörper  angesammelte  Eiter  sich  nicht  durch 
die  Cornea,  sondern  durch  die  Sklera  einen  Ausweg  gebahnt  hat. 

Bei  der  Behandlung  eines  Hornhautgeschwüres  hat  man  vor  allem 
der  Causalindication  so  weit  als  möglich  zu  entsprechen.  Einwärts 
gewendete  Cilien,  fremde  Körper  oder  Kalkconcremente  an  der  Innen- 
fläche des  oberen  Lides  müssen  beseitigt  werden.  Bei  Lagophthalmus 
ist,  sofern  nicht  gleich  radicale  Abhilfe  (durch  provisorische  oder  definitive 
Blepharoraphie,  durch  Blepharoplastik  etc.)  geschafft  werden  kann,  für 
Schutz  des  Auges  gegen  Vertrocknung  beständig  oder  doch  während 
des  Schlafes  zu  sorgen.  Wo  Verkleben  der  Lidspalte  und  ein  entspre- 
chender Schützverband  nicht  anwendbar  sind,  kann  man  nach  dem  Vor- 
gange von  Sn eilen  ')  eine  stenopäische  Schale  oder  eine  Art  Uhrglas 
anbringen,  oder  wenigstens  während  der  Nacht  ein  beöltes  Läppchen 
vor  dem  Auge  herabhängen  lassen.  Die  Augen  von  Säuglingen,  welche 
centrale  Verschwärung  der  Cornea  in  Folge  mangelhafter  Ernährung 
zeigen,  können,  wenn  überhaupt,  nur  dadurch  gerettet  werden,  dass  es 
bei  Zeiten  gelingt,  den  Zustand  der  Verdauung  und  der  Ernährung  ge- 
hörig in  Gang  zu  bringen. 

Die  Causalindication  erfordert  auch,  dass  mechanisch  oder  chemisch 
auf  die  epithellose  Stelle  einwirkende  Substanzen  möglichst  fern  gehal- 
ten werden.  Falls  nicht  reichlichere  Thränenabsonderung  besteht,  können 


l)  Die  neuroparalytische  Augenentzündung  1863.  Vierde  jaarl.  Verslag  von 
het  nederlandsch  Gasthuis  und  1867  Zevende  jaarl.  Verslag.  Vergl.  Zehender 
klin.  MonatsW.  1864.  I.  pag.  81. 


Geschwür  —  Behandlung.  151 

sich  besonders  an  etwas  grösseren  und  tieferen  Geschwüren  Staubkörnchen 
leicht  am  Grunde  anlegen,  wie  man  bisweilen  mit  der  Loupe  sieht.  Es  kann 
daher  schon  aus  diesem  Grunde  nützlich  sein,  ein  solches  Auge  verbunden 
halten  zu  lassen.  Ein  weiterer  Grund  zum  Verbinden  kann  hei  grösseren 
Geschwüren  auch  darin  liegen,  dass  die  Geschwürsfläche  heim  Lidschlage 
durch  die  Kante  des  oberen  Lides  mechanisch  insultirt  wird.  Wo  reich- 
liche Schleimsecretion  der  Bindehaut  hesteht,  sei  es  wegen  Fortbestan- 
des der  Grundkrahkheit  (Katarrh,  Blennorrhoe),  sei  es  weil  sie  durch 
die  Cornealaftection  oder  durch  Thräuenstauung  (z.  B.  bei  Blennorrhoe 
des  Thränensaekes)  eingeleitet  wurde,  ist  es  nützlich,  nicht  nur  das  Auge 
neissig  und  sorgfältig  zu  reinigen,  sondern  auch  die  Seeretion  der  Lidbinde- 
haut  durch  Touchiren  mit  Lapislösung,  durch  Spaltung  des  unteren 
Thränenröhrchens  (und  Sondireu),  durch  Verbinden  des  Auges  bei  Ektro- 
pium  palp.  inferioris  u.  s.  w.  zu  beschränken.  Dass  das  Touchiren  der 
Lidbindehaut  bei  Hornhautgeschwüren  ganz  gut  vertragen  werden  kann, 
wenn  dieselbe  nicht  nur  stark  geröthet,  sondern  auch  sammetartig  auf- 
gelockert ist  (also  an  und  für  sich  das  Touchiren  nicht  contraindicirt), 
sofern  man  nur  dafür  sorgt,  dass  kein  unzersetzter  Lapis  mit  der  Cor- 
nea in  Berührung  kommt,  wurde  bereits  bei  den  Krankkeiten  der  Binde- 
haut angeführt.  Bezüglich  der  Anwendung  antiseptischer  Mittel  wird  das 
hieher  Gehörende  bei  der  Besprechung  des  Hornhautabscesses  angege- 
ben werden. 

Die  Indicatio  rnorbi  richtet  sich  zunächst  nach  dem  Reizzu- 
stande  des  Geschwüres.  Wo  dasselbe  die  Zeichen  der  Progression  dar- 
bietet, sind  alle  Reizmittel  fernzuhalten.  Das  Einträufeln  von  einpercen- 
tiger  Atropinlösung  oder  das  Einreiben  einer  Belladonnasalbe  an  die 
Stirn  können  während  dieses  Stadiums  die  einzigen  anzuwendenden 
Mittel  sein.  Das  Einträufeln  von  Atropin,  selbst  das  Einlegen  trockenen 
Atropins  ist  nöthig.  wenn  wegen  Tiefergreifens  des  Geschwüres  Iritis 
(mit  oder  ohne  Hypopyon)  zu  befürchten  steht  oder  bereits  eingetreten 
ist.  -  -  Beharrt  das  Geschwür  unter  relativ  geringen  Reizerscheinungen 
mehrere  Tage  im  Zustande  torpiden  eitrigen  Belages  der  Ränder 
(mit  oder  ohne  merkliche  Vergrösserung),  so  ist  der  Versuch  zu  machen, 
ob  man  nicht  dadurch,  dass  man  durch  20—30  Minuten  feuchtwarme 
Umschläge  (von  26 — 28°  R.)  macht  und,  falls  sie  vertragen  werden, 
täglich  etwa  5— 6mal  wiederholt,  im  Stande  sei,  eine  bessere  Deniarca- 
tion  und  Abnahme  des  Eiterherdes  zu  erlangen.  Wenn  jedoch  der  Rand 
eines  solchen  torpiden  Geschwüres  ringsum  oder  auch  nur  an  einer 
bogenförmigen  Stelle  gelb  und  aufgewölbt  bleibt,  daher  Miene  macht, 
weiter  fortzuschreiten,    oder  wenn  der  Grund    des  etwas  grösseren  Ge- 


152  Hornhaut. 

schwüres  deutlich  hervorgedrängt  wird  (Keratektasia  ex  ulcere  droht), 
so  ist  es  gerechtfertigt,  das  Geschwür  nach  der  Methode  von  Saemisch 
zu  spalten.  (Vergl.  Ahscess.)  Eine  Ausnahme  hievon  macht  das  Ge- 
schwür, welches  an  der  Spitze  des  Gefässbändchens  sitzt  (pag.  64); 
dieses  erheischt  nur  dann  einen  operativen  Eingriff,  die  quere  Durch- 
schneidimg des  Gefässbündels  nächst  dem  Cornealrande,  wenn  es  sehr 
breit  (3  Mm.  oder  darüber)  und  sehr  wulstig  erscheint.  Ad.  Weber1) 
rühmt  für  solche  Fälle  die  Anwendung  des  Eserins,  weil  es  den  Druck 
in  der  vorderen  Kammer  herabsetze,  die  Cornea  entlaste,  die  Ernährungs- 
verhältnisse in  derselben  daher  günstiger  gestalte. 

Hat  man  es  mit  einem  Geschwüre  zu  thun.  an  dessen  Fläche 
bereits  keine  Spuren  von  Eiterbildung  mehr  wahrgenommen  wer- 
den können,  so  hat  man  zu  beobachten,  ob  der  oben  beschriebene  Re- 
parationsprocess  sich  durch  Kleiner-  und  Flacherwerden  der  Grube  und 
durch  Auftreten  des  bläulichweissen  Farbentones,  welchen  das  Ersatzge- 
webe allmälig  annimmt,  zu  erkennen  gebe,  oder  ob  es  Wochen,  Monate 
lang  als  sogenanntes  Resorptionsgeschwür  unverändert  fortbestehe. 
Im  ersteren  Falle  hat  mau  nur  darauf  zu  sehen,  dass  das  Ankrvstalli- 
siren  des  Ersatzgewebes  --  um  mich  eines  Vergleiches  zu  bedienen  — 
nicht  gestört,  und  dass  bei  grösserer  Geschwürsfläche  nicht  etwa  durch 
Steigerung  des  intraoculären  Druckes  Hervordrängung  derselben  bewirkt 
werde;  in  letzterem  kann  man  wohl  versuchen,  durch  gelinde  Reizmittel 
(Einträufeln  von  Opiumtinctur.  Einstreichen  von  gelber  Präcipitatsalbe) 
den  Reparationsprocess  anzuregen  und  zu  beschleunigen,  doch  immer 
nur  unter  controllirender  Beobachtung  der  Reaction  und  eingedenk  der 
Erfahrung,  dass  das  noch  nicht  mit  Epithel  überkleidete  Ersatzgewebe 
durch  manche  Arzneimittel  die  Eigenschaft  verliert,  sich  allmälig  auf- 
zuhellen, ja  dass  dasselbe  sogar  mit  manchen  Mitteln  eine  Verbindung 
eingeht,  welche  eine  geradezu  entstellende  Narbe  zur  Folge  hat.  Daher 
sind  alle  bleihaltigen  Augenwässer  verpönt  und  nach  Cünier  können 
auch  Collyrien  mit  einem  Metallsalze  und  Opiumtinctur  einen  ähnlichen 
Nachtheil  bewirken.  In  jedem  Falle  wird  nicht  nur  die  Behandlung  des 
etwa  noch  fortbestehenden  Grundleidens  (z.  B.  der  thron.  Blennorrhoe, 
der  Scrofulosis),  sondern  auch  die  Regulirung  des  diätetischen  Verhaltens 
im  Allgemeinen  nicht  ausser  Acht  zu  lassen  sein.  Man  beruhige  den 
Kranken  soweit  als  möglich,  und  gestatte  ihm  gute  Kost  und  Bewegung 
im  Freien,    wenn  nicht  anderweitige  Contraindicationen  vorhanden  sind. 


')  Ad.  Weber  Arch.  für  Ophth.  XXII.  4.  pag.   ;M.'i. 


Geschwür  —    Behandlung.  153 

Ist  Durchbruch  erfolgt,  die  Oeffnung  durch  Anlagerung  der 
Kapsel  oder  Iris  (beider  zugleich)  verlegt,  reinigt  sich  das  Geschwür 
und  lässt  sich  auch  vermöge  der  geringen  Grösse  der  OefFnung  auf 
baldige  Verlöthung  der  Corneallücke  rechnen,  so  ist  es  wohl  gerecht- 
fertigt, d<'ii  Kranken  einige  Tage  zu  ruhiger  Rückenlage  und  zum  Ver- 
bundenlassen  beider  Augen  zu  verhalten,  denn  es  gilt,  eine  bleibende 
Verlöthung  zwischen  der  Cornea  und  der  Iris  (oder  der  Kapsel)  zu 
verhüten.  Noch  wichtiger  und  zur  Erhaltung  des  Auges  geradezu  uoth- 
wendig  ist  dieses  für  den  Kranken  allerdings  lästige,  doch  immerhin 
meistens  durch  einige  (5— 0)  Tage  mögliche  Verhalten  beim  Vorhan- 
densein einer  Hornhautfistel.  Man  kann  dadurch  bleibende  Heilung 
der  Fistel  oder  doch  zeitweilige  Ansammlung  von  Kammerwasser  erzie- 
len und  im  letzteren  Falle  die  Zeit,  wo  wieder  etwas  Kammerwasser 
vorhanden  ist,  zur  [ridektomie  benutzen.  Ist  diese  gelungen,  so  sieht 
man  fast  ohne  Ausnahme  testen  Verschluss  der  Fistel  eintreten  und 
die  Cornea  sich  wieder  gehörig  aufwölben.  Fn  wie  weit  sich  die  An- 
wendung des  Eserins  hei  diesem  Zustande  nützlich  erweise,  bedarf 
weiterer  Untersuchung.  Das  Betupfen  einer  fistulösen  Stelle  mit  Lapis 
infernalis  ist  nicht  nur  gewagt,  sondern  auch  nicht  von  sicherem  Er- 
folge; bei  centraler  Fistellage  ist  es  geradezu  zu  verwerfen. 

Hat  man  es  mit  einem  frischen  Prolapsus  iridis  zu  thuu,  und 
überschreitet  der  Durchmesser  der  Bruchpforte  wenigstens  nach  der 
einen  Richtung  nicht  die  Länge  von  4  Mm.,  so  kann  man  noch  immer 
auf  Zurückdrängung  desselben  durch  das  ihn  allmälig  überkleidende 
Narbengewebe  rechnen,  falls  er  hügel-  nicht  blasenförmig  ist.  Bei 
kleinen  hügelförmigen  Vorfällen  genügt  es,  das  Auge  unter  einem 
gut  anschliessenden  Schutzverbande  zu  halten  und  Veranlassungen  zu 
Druck  von  aussen  oder  zu  Steigerung  des  intraoeulären  Druckes  zu  verhü- 
ten. Indem  durch  den  Verband  die  Lider  an  den  Bulbus  angeschmiegt 
werden,  stützen  sie  die  verdünnte  Partie  der  Bulbuswandung  so,  dass 
diese  dem  momentan  verstärkten  Andränge  des  Kammerwassers  eher 
widerstehen  kann.  Doch  kann  ein  schlecht  angelegter,  sowie  eiu  nach 
richtiger  Anlegung  verschobener  Verband  leicht  mehr  schaden,  als 
nützen. 

Der  Verband,  den  ich  zum  genauen  Anlegen  der  Lider  an  den  Bulbus  anzu- 
wenden pflege  und  deshalb  Schutz  verband  nenne,  besteht  aus  ungeordneter 
Charpie  und  einem  elliptischen  Streifen  Flanell,  etwa  20  Ctm.  lang  und  6  Ctm. 
breit,  diagonal  zum  Fadenverlaufe  geschnitten,  an  jedem  Ende  mit  einem  ■+  Ctm. 
breiten,  eirea  90  Ctm.  langen,  etwas  elastischen  und  rauhen  Bande  versehen.  Der 
Kranke  wird  angewiesen,  beide  Augen  leicht  (wie  zum  Schlafen)  zu  schliessen,  das 
zu  verbindende  nicht  zuzukneifen,  sonst  schiebt  sich  das  obere  Lid  leicht  über  das 


154  Hornhaut. 

untere  und  es  entsteht  die  Gefahr  der  Einwärtswendung  dieses  letzteren.  Die  Char- 
pie  wird  nun  schichten-  oder  hallenweise  his  zur  Auspolsterung  der  Grube  zwischen 
Nase  und  Augenbrauenbogen  aufgelegt.  Die  Binde  wird  dann  schräg  über  das  Ge- 
sicht angelegt,  so  dass  das  eine  Band  unter  dem  Ohrläppchen  gegen  den  Hinter- 
hauptshöcker streicht,  wo  ihm  das  über  den  Stirnhügel  der  anderen  Seite  geführte 
andere  Band  entgegenkommt.  Dieses,  vom  Hinterhaüptshöcker  unter  dem  Ohrläpp- 
chen nach  vorn  geleitete  Band  wird  unterhalb  der  Protuberanz  des  Oberkieferkno- 
chens gegen  den  genannten  Stirnhügel  geführt,  so  dass  es  an  jener  Protuberanz 
eine  feste  Stütze  erhält  und  unterhalb  des  Bulbus  schräg  aufsteigt.  Das  andere 
Band  wird  vom  Hinterhauptshöcker  über  den  Stirnhügel  und  über  den  oberen  Or- 
bitalrand, an  dem  es  eine  feste  Stütze  erhält  unter  das  Ohrläppehen  und  von  da 
über  den  Hinterhauptshöcker  zum  Scheitel  geführt,  um  dort  mit  dem  ihn  von 
vorn  entgegenkommenden  geknüpft  zu  werden.  Entstünde  trotz  richtiger  Anlegung 
Entropium  des  unteren  Lides,  oder  wird  ein  solches  bereits  vorgefunden,  so  kann 
man  dessen  Wiederkehr  gewöhnlich  leicht  dadurch  verhüten,  dass  man  ein  walzen- 
förmiges Bündel  geordneter  Charpie  (circa  0,6  Ctm.  dick,  4  Ctm.  lang)  auf  das 
untere  Lid  legt,  zwischen  dem  Orbital-  und  dem  convexen  Bande  des  Tarsus,  um 
letzteren  dann  bei  der  Anlegung  des  eben  beschriebenen  Verbandes  zurück-  und 
somit  den  freien  Band  des  Tarsus  nach  vorn  gedrückt  zu  erhalten.  Vergl.  Entropium. 

Wenn  aber  ein  Prolapsus  blasenförmig  ist,  wenn  die  Bruch- 
pforte  die  ungefähr  angegebene  Grösse  überschreitet,  oder  wenn  auch 
die  Umgebung'  derselben  bereits  mit  hervorgedrängt  erscheint,  so  muss 
entweder  die  Punction  (respective  Excision)  oder  eine  Lridektomie, 
sobald  diese  möglich  und  bereits  zulässig  erscheint,  vorgenommen 
werden.  Je  grösser  die  Bruchpforte,  mit  desto  grösserer  Umsicht,  viel- 
leicht nur  in  der  Narkosis,  muss  die  Punction  oder  die  Abkappung 
vorgenommen  werden,  jederzeit  bei  Rückenlage  des  Kranken,  bei  ver- 
lässlicher Fixirnng  des  Kopfes  und  der  Lider.  Da  es  Zweck  der  Punc- 
tion sein  mnss,  nicht  nur  das  Kammerwasser  zu  entleeren,  sondern 
auch  dessen  Wiederansarumlung  für  einige  Zeit  zu  verhindern,  bis  näm- 
lich das  Narbengewebe  hinreichend  fest  geworden  ist,  um  nach  Ver- 
löthung  der  Wunde  gehörig  zu  resistiren,  so  ist  es  durchschnittlich  am 
besten,  einen  leichten  Bogenschnitt  (mit  einem  Graefe'schen  Staarmes- 
ser)  zu  machen,  weil  sich  eine  solche  Wunde  nicht  so  bald  schliefst, 
Bei  ausgedehnteren  Vorfällen  ist  es  besser,  einen  kleinen  Lappen  zu 
bilden,  mit  der  Pincette  zu  fassen  und  mittelst  einer  Scheere  abzutra- 
gen. Nach  dem  einen  wie  nach  dem  anderen  Eingriffe  ist  es  geratheu, 
durch  einige  Tage  beide  Augen  verbunden  tragen  und  Rückenlage 
einhalten  zu  lassen.  Der  Versuch,  einen  Prolapsus  ohne  vorhergehende 
Punction  mittelst  einer  flach  angelegten  Scheere  abzukappen,  kann 
leicht  misslingen.  Das  Betupfen  desselben  mit  Opiumtinctur  ist  meistens 
unnütz,  das  Aetzen  mit  Lapis  infernalis  gefährlich. 


Geschwür  —  Behandlung.  155 

Hat  sich  Dach  einem  Pndapsns  ((ine  ektatische  Hornhautnarbe 
oder  ein  partielles  Staphylom  (Mitwickelt,  so  ist  ein  Stock  der  Iris 
vom  Papillär-  bis  zum  Ciliarrande  in  der  Breite  von  mindestens  3  Mm. 
auszuschneiden  (wie  bei  Glaukom).  Auch  ältere  und  dickwandige  Par- 
tialstaphylome  werden  nach  einer  regelrechten  [ridektomie  in  der  Rege] 
rückgängig,  wenn  der  Operirte  mit  verbundenen  Augen  einige  Tage 
ruhige  Lage  einhält.  Die  weisse  knorpelähnliche  Wandung  eines  rück- 
gängig werdenden  Partialstaphyloms  wird  schon  am  2.  oder  3.  Tage 
uach  der  Iridektomie  von  zahlreichen  Gefässchen  durchzogen,  förmlich 
rosenroth,  und  im  Verlaute  der  nächsten  Tage  flacher,  dann  wieder 
blass,  endlich  flach  und  fest.  Erreicht  die  Iridektomie  nicht  diesen  Zweck, 
so  muss  man  später  die  Abtragung  des  Staphyloms  vornehmen,  oder, 
falls  der  Bulbus  durch  Drucksteigerung  amaurotisch  geworden  wäre, 
die  Enucleation  des  Bulbus. 

Hat  sich  ein  Total  staphylom  entwickelt,  so  kann  man,  solange 
die  Wandung  noch  dünn  ist,  die  Spaltimg  desselben  nach  Küchler  vor- 
nehmen und  nach  Aufschlitzung  der  vorderen  Kapsel  die  Linse  entlee- 
ren. Bei  dickwandigen  Totalstaphylomen  ist  es  sicherer,  die  Abtragung 
nach  Beer,  Critchet,  Knapp  oder  (am  besten)  nach  Wecker  vorzu- 
nehmen, jedoch  nur  wenn  das  Auge  nicht  durch  Drucksteigerung  amau- 
rotisch geworden  ist.  In  letzterem  Falle  (bei  Intercalarstaphylom 
bei  Ektasirung  der  Sklera,  bei  kegelförmigen  Hornhautstaphylomeu) 
läuft  man  Gefahr,  im  Momente  der  Abtragung  ober  bald  nachher  eine 
heftige  Hämorrhagie  aus  den  Binnengefässeu,  namentlich  aus  dem 
Chorioidealveuengeflecht  und  darauffolgende  Panophthalmitis  zu  bekom- 
men. Mau  geht  viel  sicherer,  wenn  mau  auf  die  Enucleatiou  des  Bul- 
bus anträgt  und  erspart  dem  Kranken  den  fürchterlichen  Zustand  der 
Panophthalmitis,  welche  schliesslich  —  nicht  leicht  früher  als  iu  sechs 
Wochen  —  mit  Phthisis  bulbi  endet. 

Hat  die  Zerstörung  der  Cornea  eine  solche  Ausdehnung  erlangt, 
dass  das  Sehvermögen  unrettbar  verloren  ist,  so  muss  das  Streben  des 
Arztes  noch  immer  darauf  gerichtet  sein,  dass  einerseits  Staphylouibil- 
dung,  andererseits  Panophthalmitis  verhütet  werde.  Solche  Kranke  müs- 
sen das  Auge  meistens  viele  Wochen  lang  gut  verbunden  halten  und 
dürfen  ebeusolauge  ihre  Beschäftigung  nicht  wieder  aufnehmen.  Erst 
wenn  die  Pseudocornea  ganz  flach  erscheint  uud  an  keiner  Stelle 
mehr  durchscheint  (schwarz  oder  schiefergrau  aussieht),  darf  der  Ver- 
band definitiv  fortgelassen  werden.  Nach  längerem  ununterbrochenem 
Tragen  eines  Druck-  oder  Schnürverbandes  bemerkt  man  gewöhnlich, 
dass    der    Bulbus    weicher    wird    (minder   gefüllt    erscheint),    was    bei 


156  Hornhaut. 

Fällen,    wo  mau    Abplattung    der    Pseudocornea    haben    will,    nur    er- 
wünscht sein  kann. 

2.  Der  Hornhautabscess. 

Wir  diagnosticiren  Hornhautabscess,  wenn  wir  finden,  dass 
Eiter  in  der  Hornhaut  vorhanden  und  von  unzerstöiten  Schichten  um- 
schlossen sei.  Wir  unterscheiden  ihn  vom  Geschwür,  bei  welchem 
eine  eiternde  Fläche  offen  zu  Tage  liegt,  demnach  an  dieser  Stelle 
nicht  nur  die  Epithelschicht,  sondern  auch  die  Bowman'sche  Membran 
fehlt,  und  vom  eitrigen  Infiltrate,  welches,  wenn  Schmelzung  eintritt, 
von  der  Oberfläche  aus  in  ein  Geschwür  übergeht. 

Die  Eiterkugelu  können  in  den  Interstitiell  des  Parenchyms  wie 
in  einem  Filze  haften  oder  nach  Schmelzung  der  eitrig  durchsetzten 
Partie  in  einer  Art  Höhle  eingeschlossen  sein.  Wenn  sich  jedoch  von 
einem  solchen  Herde  oder  von  einem  Geschwüre  aus  Eiter  zwischen  den 
Faserschichten  der  Cornea  senkt,  wobei  diese  wahrscheinlich  keine  Tex- 
turveränderung erleiden,  so  bezeichnet  man  einen  solchen  stets  unterhalb 
des  primären  gelegenen  Eiterherd  wegen  der  meniscoiden  Form,  in 
welcher  er  sich  gewöhnlich  präsentirt,  als  Unguis  s.  Ouyx.  Dieser  Zu- 
stand muss  schon  deshalb  vom  eigentlichen  Abscesse  unterschieden 
werden,  weil  die  Cornea  an  der  Stelle  eines  solchen  Herdes  wieder 
ganz  durchsichtig  werden  kann,  was  nach  dem  Zustande,  den  man  Abscess 
nennt,  niemals  der  Fall  ist.  Der  Abscess  kann  zum  Geschwüre  werden, 
wenn  seine  vordere  Hülle  durchbrochen  oder  zerstört  wird.  Ein  solches 
Geschwür  zeigt  dann  einen  wenigstens  theüweise  unterminirten  Rand, 
welcher  bei  ursprünglich  als  Geschwür  aufgetretenen  Eiterherden  relativ 
selten  vorkommt,  (pag.  131.) 

Symptome,  Verlauf.  Ein  Hornhautabscess  ist  am  leichtesten  als 
solcher  zu  erkennen,  wenn  uns  die  Trübung  bei  Anwesenheit  anderer 
Entzüudungserscheinungen  (namentlich  Ciliarinjection)  in  Form  einer 
Scheibe  entgegen  tritt  und  schon  durch  mehr  weniger  deutliche  eiter- 
gelbe Farbe  auf  die  Natur  ihrer  Ursache  hindeutet.  Man  kann  dann 
wohl  nur  zwischen  Geschwür  und  Abscess  schwanken,  zu  deren  Unter- 
scheidung noch  weitere  Merkmale  nöthig  sind. 

Wenn  man  aber  einen  Fall  vor  sich  hat.  wo  die  Menge  der  Eiter- 
kugeln überhaupt  oder  doch  zur  Zeit  eine  geringe  ist,  so  findet  man 
nur  eine  mehr  weniger  trübe  Scheibe  von  lichtgrauer  Farbe,  um 
welche  herum  die  Cornea  rein  oder  nur  hauchähnlich  getrübt  erscheint, 
während  die  intensiver  getrübte  Scheibe  zugleich  an  der  Oberfläche 
theils  durch  Erhebung,  theils  durch  Abstossung  punktförmiger  Epithel- 


Keratitis  —  Abscess.  157 

partien  deutlich  uneben  (gleichsam  sulzig)  aussieht.  Unter  der  Loupe 
zeigt  eine  solche  Stelle  manchmal  eine  anregelmässige  Streifung,  ähnlich 
einem  mit  Oel  getränkten  zerknitterten  Papiere;  in  anderen  (ähnlichen) 
Fällen  sieht  man  mit  der  Loupe  saturirtere  Punkte  oder  Tüpfel,  viel- 
leicht durch  Aggregate  von  Eiterkörperchen  bedingt.  »Stellt  sich  dann 
heraus,  dass  dieser  Zustand  sich  in  Zeit  von  wenigen  Stunden  oder 
Tagen  entwickelt  hat,  namentlich  nach  einem  der  (später  aufgezählten) 
Momente,  welche  erfahrungsgemäss  zu  Abscessbildung  zu  führen  pflegen, 
und  zeigt  die  Scheibe  besonders  an  ihrem  Rande  (ringsum  oder  theil- 
weise)  eine  stärkere  Sättigung,  so  steigt  die  Wahrscheinlichkeit  für  das 
Vorliegen  eines  Abscesses.  Diese  wird  zur  Gewissheit,  wenn  der  Hand 
der  Scheibe  unten  an  Trübung  zunimmt  oder  Avenn  sich  Unguis  oder 
Hypopyon  dazu  gesellt.  Fälle  mit  spärlicher  Eiterbildung  pflegen 
Wochen,  Monate  lang  die  Geduld  des  Arztes  wie  des  Kranken  in  An- 
spruch zu  nehmen,  bis  alle  entzündlichen  Zufälle  verschwinden.  Sie 
hinterlassen  eine  unheilbare,  wenn  auch  weniger  intensive  Trübung. 

In  Fällen,  welche  sich  schon  in  den  ersten  2 — 3  Tagen  deutlich 
durch  Eiteransammlung  in  der  Cornea  als  Abscess  manifestiren ,  kann 
sich  später  das  Krankheitsbild  sehr  verschieden  gestalten,  theils  nach 
dem  Verhalten  der  Cornea,  theils  nach  den  begleitenden  und  inducirten 
Zufällen.  —  Bei  reichlicher  Ansammlung  und  allseitigem  Abgeschlossen- 
sein des  Eiters  kann  zunächst  die  vordere  Wand  des  Herdes  auf- 
gewölbt sein,  und  in  manchen  Fällen  hat  es  den  Anschein,  als  ob 
auch  die  hintere  Wand  in  die  Kammer  hineinrage.  Hat  die  Menge  des 
Eiters  abgenommen  (nach  Resorption  '),  nach  Emigration,  nach  Durch- 
bruch einer  Wand),  so  sieht  man  die  vordere  Wand  ganz  oder 
theilweise  eingesunken.  Der  Herd,  einem  Geschwüre  mit  theilweise 
oder  ringsum  intiltrirten  Rändern  täuschend  ähnlich,  erscheint  dann 
grossentheils  lichtgrau  oder  marmorirt  (mit  saturirten  Punkten,  Flecken 
oder  Streifen).  Die  vertiefte  Stelle  sieht  gewöhnlich  trotz  des  Fehlens 
von  Epithelien  glatt  aus,  und  manchmal  etwas  runzlich;  sie  steigt  nie 
steil,  sondern  allmälig  zu  dem  Rande,  auch  zu  den  noch  deutlich  intil- 
trirten (lichtgelben  und  geschwellten)  Partien  desselben  empor.  In 
manchen  Fällen  kann  man  die  eingesunkene  vordere  Wand  durch  An- 
drücken und  Streifen  mittelst  des  Augenlides  etwas  verschieben,  in 
anderen  scheint  durch  eine  Lücke  in  derselben  Thränenflüssigkeit  in  die 
Abscesshöhle  eingedrungen  zu  sein,    indem   man  eine  förmliche,    klare 


')    Der  Eiter  kann   nach   eingetretenem   Zerfall  durch  Verfettung  sehr  bald 
elinünirt  werden. 


158  Hornhaut. 

Flüssigkeit  enthaltende,  jedoch  schlaffe  Blase  vor  sieb  hat.  (Nicht  zu 
verwechseln  mit  Keratitis  bullosa,  pag.  125.) 

Die  grösste  Aufmerksamkeit  erbeischt  das  Verbalten  der  K ander 
des  Herdes.  Von  da  aus.  von  dem  centrifugalen  Fortrücken  derselben, 
droht  der  Cornea  die  meiste  Gefahr.  Manchmal  erfolgt  die  Vergrösserung 
des  Herdes  nach  allen  Seiten,  öfters  jedoch  nur  nach  einer  Richtung, 
und  zwar  niebt  blos  nach  unten,  sondern  eben  so  gut  nach  oben  oder 
nach  einer  Seite  bin.  Diese  Gefahr  der  Vergrösserung  besteht  so 
lange,  als  noch  irgend  eine  Partie  des  Randes  deutlich  infiltrirt  er- 
scheint. Gewöhnlich  schliesst  sich  an  die  periphere  Grenze  einer  soleben 
infiltrirten  Partie  ein  hauch  ähnlich  getrübter  Saum  an.  welcher  unter 
der  Loupe  eine  radiäre  Streifung  (Strichelung)  zeigt.  Durch  solch 
partielles  Fortsc-breiten  nach  einer  oder  der  anderen  Richtung  verliert 
dann  der  Herd  die  ihm  ursprünglich  eigenthümlicbe  kreis- 
runde Form.  Je  grösser  der  ominöse  Bogen  eines  infiltrirten  Raud- 
tbeiles.  desto  mehr  ist  die  Cornea  mit  eitriger  Consumtion  nach  dieser 
Seite  bedroht.  Mit  dem  Schwinden  des  genannten  Saumes,  mit  dem 
Flacher-  und  Reinerwerden  der  infiltrirten  Stellen  des  Randes  verliert 
sich  die  Gefahr,  welche  dem  Auge  selten.-  der  Cornea  bevorsteht.  Durch 
das  Zerfallen  der  vorderen  und  selbst  der  hinteren  Wand,  auf  welches 
man  gefasst  sein  muss,  wenn  es  auch  nicht  immer  eintritt,  wird  der 
xlbscess  in  ein  Hornhautgescbwür  verwandelt,  welches  sich 
fortan  möglicher  Weise  wie  jedes  andere  tiefe  oder  perforirende  Ge- 
schwür verhält,  oft  aber  auch  noch  durch  Fortschieben  der  Ränder  ver- 
grössert  und  zu  gänzlicher  Destruction  der  Cornea  führt.  (Wegen  dieses 
Fortschreitens  nach  der  Fläche  wurde  dieser  Process  von  Saemisch 
Ulcus  serpens  genannt.) 

Häufiger  als  bei  tiefgreifenden  Hornhautgeschwüren  (pag.  131)  tritt 
bei  Abscessen  Eiteransammlung  in  der  vorderen  Kammer.  Hypopyon, 
auf.  Geringe  Mengen  von  Eiter  in  der  Kammer  können  leicht  übersehen 
werden,  besonders  bei  kleinen  Geschwüren.  Sie  werden  dem  Blicke  leicht 
durch  den  Corneoskleralfortsatz  entzogen,  wenn  man  nicht  von  oben  her 
in  die  Kammer  hineinsiebt.  Ist  so  viel  Eiter  vorbanden,  dass  er  den 
Raum  zwischen  Iris  und  Cornea  bis  zur  Höhe  des  Corneoskleralfalzes 
ausfüllt  oder  etwas  überragt,  so  erscheint  er  oft  in  der  Form  eines 
Meniscus,  indem  er  zu  beiden  Seiten  etwas  höher  emporsteigt,  oft  aber 
oben  geradlinig  begrenzt,  selten  uneben,  an  einer  und  der  anderen  Stelle 
bucklig  oder  höckerig.  Mitunter  sieht  es  so  aus.  als  ob  vorn  Eiterherde 
in  der  Cornea  (Geschwür  oder  Abscess)  Eiter  an  der  Descemet'schen 
Membran  im  Herabsteigen  begriffen  wäre;    es  zieht  von  der  hinteren 


Keratitis  —  Abscess.  150 

Wand  des  Eiterherdes  ein  grauer  Streifen  gegen  das  unten  angesam- 
melte Eiterdepöt  hinab.  Falls  in  dem  Eiterherde  nicht  bald  eine  Wen- 
dung zum  Besseren  eintritt,  so  nimmt  die  Menge  dvs  Eiters  in  der 
Kammer  zu;  sie  kann  die  Kammer  zur  Hälfte,  selbst  zu  zwei  Dritteln 
erfüllen.  (Totale  Füllung  mit  Eiter  habe  ich  überhaupt  nur  einmal  ge- 
sehen, aber  nicht  in  Folge  suppurativer  Keratitis.)  Es  kommen  aber  auch 
Abscesse  vor,  welche  nicht  zu  Hypopyon  führen,  indem  sie  sich  mehr 
nach  der  Flüche  ausbreiten,  als  in  die  Tiefe  greifen. 

Ein  Hornhautabscess  kann  unter  sehr  geringen  Zufällen  ent- 
stehen und  selbst  bis  zu  gänzlicher  Zerstörung  der  Cornea  fortschreiten. 
In  manchen  Fällen  entwickelt  sich  ein  Abscess  wohl  unter  intensiver 
Ciliarinjection  rings  um  die  Cornea,  unter  Lichtscheu,  Thränenfluss, 
heftigen  Schmerzen  und  ödematöser  Schwellung  der  Conjunctiva  bulbi, 
selbst  der  Lidränder,  aber  allmälig  treten  diese  Zufälle  zurück  und  man 
kann  die  Cornea  bei  relativ  geringer  (mehr  dunkler)  Röthe  ihrer  Um- 
gebung und  bei  förmlicher  Schmerz  losig  keit  des  Kranken  in 
vollem  Gange  zur  totalen  Verschwäruug  finden;  aber  in  vielen  Fällen 
gehört  der  Hornhautabscess  zu  den  qualvollsten  Augenleiden  und 
die  Kranken  wünschen  nach  schlaflosen  Nächten  vor  allem  nur,  dass 
man  sie  von  den  Schmerzen  befreie,  welche  bis  in  das  Hinterhaupt  und 
in  die  Zähne  des  Oberkiefers  ausstrahlen.  Gleich  heftige  Klagen  hört 
mau  sonst  wohl  nur  bei  acuten  Glaukomanfällen,  bei  Kyklitis,  bei 
Panophthalmitis. 

Diese  Schmerzen  sind  offenbar  bedingt  durch  das  Mitergriffe n- 
werden  des  Uvealtractus,  durch  inducirte  Entzündung  der 
Iris  und  des  Corpus  ciliare,  und  sie  coincidiren  in  der  Regel  mit 
dem  Auftreten  des  Hypopyon.  Allerdings  kann  bei  einem  Hornhaut- 
abscesse  wie  bei  einem  Hornhautgeschwüre  Hypopyon  auftreten,  ohne 
dass  erhebliche  Schmerzen  bemerkt  wurden,  aber  sicherlich  gehören 
Hornhautabscesse  mit  heftigen  Schmerzen  ohne  Hypopyon  zu  den  Selten- 
heiten. Die  von  suppurativer  Keratitis  aus  inducirte  Iridokyklitis  ist 
es.  welche  das  Auge  mit  Erblindung  bedroht,  selbst  wenn  das  Geschwür 
oder  der  Abscess  eine  mehr  weniger  grosse  Partie  der  Cornea  unver- 
sehrt lässt.  Auf  die  Iris,  respective  auf  die  Exsudation  in  der  Pupille 
und  in  der  Kammer  ist  daher  in  zweiter  Linie  die  Aufmerksamkeit  des 
Arztes  zu  richten. 

Vorkommen,  Ursachen.  Der  Abscess  gehört  nicht  unter  die  häufig 
vorkommenden  Augenkrankheiten;  er  liefert  selbst  zu  den  Hornhautent- 
zündungen nur  einen  geringen  Percentsatz.  Mit  Ausnahme  des  nach 
Blattern  auftretenden,  welcher  selbst  bei  Säuglingen  beobachtet  wurde, 


1  (3  0  Hornhaut. 

tritt  er  fast  nur  bei  älteren  mehr  weniger  senilen  Individuen  auf,  bei 
Individuen,  welche  grösstenteils  dem  Arbeiterstande  angehören;  eine 
grosse  Zahl  der  letzteren  ist  sichtlich  in  der  Ernährung  herabgekommen. 
Auffallend  ist  das  relativ  häufige  Vorkommen  des  Hornhautabseesses 
bei  älteren  Leuten  mit  Blennorrhoe  des  Thränensackcs,  worauf 
insbesondere  Homer  aufmerksam  gemacht  hat.  Diese  Affection  kann 
leicht  übersehen  werden,  wenn  man  es  sich  nicht  zur  Regel  macht, 
bei  jedem  Hornhautabseesse,  auch  wenn  andere  Veranlassungen  dazu 
bestimmt  beschuldigt  werden,  den  Zustand  des  Thränensehlauches  sorg- 
fältig zu  untersuchen.  Häufig  findet  man  auch  als  Folge  des  Thränen- 
sackleidens  chronisch  katarrhalische  Entzündung  der  Lidbindehaut  allein 
(gewöhnlich  mit  reichlicher  Schlciinsecretion)  oder  überdies  noch  Ble- 
pharitis marginalis,  kleine  Abseesschen  in  der  Cutis  längs  der  äusseren 
Kante  des  intermarginalen  Lidsaumes. 

Die  meisten  Hornhautabseesse  beobachtet  man  nach  Verletzungen 
der  Hornhaut  mit  Prellung  (Quetschung)  und  zwar  ohne  oder  mit 
geringer  Verwundung.  Das  Anprallen  eines  Stückchens  Eis,  Stein.  Holz 
u.  dergl.,  das  Anstossen  an  einen  Halm,  eine  Granne  (zur  Zeit  der 
Ernte),  ein  Schlag  mit  einer  knotigen  Peitschenschnur,  mit  einem 
Rüthchen  u.  dgl.  wird  in  einer  grossen  Zahl  der  Fälle  als  Ursache 
beschuldigt  und  seit  langer  Zeit  auch  von  verlässlichen  Beobachtern 
anerkannt. 

Auch  die  Angabe  älterer  Beobachter,  dass  mitunter  Verkältung 
als  Ursache  des  Hornhautabseesses  vorkomme,  fand  ich  wiederholt  be- 
stätigt. Einen  eclatanten  Fall  dieser  Art  habe  ich  im  Archive  für 
Ophth.  B.  XVI,  pag.  13  ausführlich  beschrieben.  Wahrscheinlich  gehört 
so  mancher  Fall,  wo  uns  die  Angaben  des  Kranken  nicht  genug  ver- 
lässlich erscheinen,  derselben  Kategorie  an.  Die  Umstände,  unter  denen 
Erkältung  erfolgt,  sind  eben  nur  selten  so  genau  beobachtet,  dass  der 
Arzt,  der  gewohnt  ist,  die  Angaben  der  Kranken  mit  Vorsicht  aufzu- 
nehmen, kein  Urtheil  über  die  Ursache  zu  schöpfen  wagt  und  solche 
Fälle  lieber  zu  den  „causal  unbestimmbaren"  zählt. 

Nach  Blattern  werden  Abscesse  bald  uni-  bald  bilateral  beob- 
achtet zur  Zeit  der  Abtrocknung  des  Exanthems  oder  auch  nach  völliger 
Vernarbung,  doch  bevor  die  Cutis  wieder  blass  geworden  ist.  Bemer- 
kenswerth  ist,  dass  um  dieselbe  Zeit  bei  manchen  Reconvalescenten 
Iritis  (Irodokyklitis)  auftritt  und  zwar  ohne  anderweitige  Erkrankung 
am  Auge. 

In  analoger  Weise  können  Abscesse  in  der  Hornhaut  so  gut  wie 
in  anderen  Organen  wohl   auch   bei  pyämischen   Processen,  z.  B. 


Keratitis  —  Abscess.  1  t>l 

nach  Typhus  auftreten.  Hin  Fall  letzterer  Art  ist  von  Saemisch  (Hand- 
buch IV.  p.  280)  beschrieben  worden. 

Von  hoher  Bedeutung  ist  die  Frage,  ob  die  genannten  Schädlichkeiten,  na- 
mentlich die  Verletzungen  an  und  für  sich  die  obgenannten  schlimmen  Folgen 
verursachen,  oder  erst  dadurch,  dass  sie  septischen  Substanzen  Eintritt  in 
das  Cornealgewebe  verschärfen.  Diese  Frage  gewann  Berechtigung  besonders  durch 
das  auffallend  häutige  Vorkommen  von  Hornhautabscessen  an  Augen  .  welche  an 
Thränensackblennorrhoe  leiden,  und  durch  die  Beobachtung,  dass  nach  Vornahme 
von  Operationen,  namentlich  der  Cataractextraction  an  Augen  mit  Thränensack- 
blennorrhoe relativ  häufig  Vereiterung  der  Cornea  eintritt.  Man  war  überdies  nicht 
im  Staude,  eine  Keratitis  suppurativa  mit  analogen  Erscheinungen  durch  einfache 
Anätzung  oder  Verwundung  hervorzurufen,  wenn  man  nicht  die  Einimpfung  septi- 
scher Stoffe  damit  verband  oder  doch  vorher  eine  mit  schleimigeitriger  Secretion 
einhergehende  Bindehautentzündung  hervorgerufen  hatte.  (Stromeyer,  Archiv  für 
Ophth.  XIX.  b.  1—38,  und  Thilo.  Dissertation,  Strassburg  1877.)  Man  kann  dem- 
nach leicht  annehmen,  dass  in  allen  Fallen,  wo  dieser  Keratitis  Verletzung  voraus- 
ging, zugleich  eine  zur  Zeit  der  Beobachtung  vielleicht  nicht  mehr  bemerkbare 
Verwundung  stattgefunden  habe,  und  dass  in  den  bei  Dacryocystoblennorrhoe  vor- 
kommenden Fällen  eine  vom  Kranken  nicht  beachtete  Verletzung  oder  eine  durch 
intercurrirenden  Bindehautkatarrh  eingeleitete  Geschwürsbildung  aufgetreten,  mit- 
hin eine  epithellose  Stelle  zum  Eindringen  septischer  Stoffe  geschaffen  worden 
sei.  Allein,  wenn  man  auch  den  Abscess  nach  Variola  als  metastatischen  Pro- 
cess  von  der  Betrachtung  ausschliesst ,  und  wenn  man  überdies  von  den  selten 
sicher  zu  constatirenden  Fällen  ex  refrigerio  absieht,  so  bleibt  bei  dieser  Annahme 
doch  unerklärt,  warum  bei  den  einfach  traumatischen  Fällen  ausschliesslich  oder 
doch  vorzugsweise  Verletzungen  mit  Prellung  —  eine  gleichzeitige  Verwundung 
vorläufig  zugegeben  —  der  Einwanderung  deletärer  Stoffe  Zugang  verschaffen,  da 
wir  doch  sehr  oft  wunde  und  geschwürige  Stellen  der  Hornhaut  dem  Einflüsse 
verschiedener  Bindehautsecrete  und  mannigfaltigen  atmosphärischen  Schädlichkeiten 
preisgegeben  sehen,  ohne  dass  die  obgenannten,  der  Einwanderung  deletärer  Stoffe 
zugeschriebenen  Erscheinungen  eintreten.  Es  ist  dieser  Annahme  gegenüber  auf- 
fallend, dass  in  zahlreichen  Fällen,  wo  wir  bei  Arbeitern  kleine  Metallsplitter  in 
der  Cornea  vorfinden,  oft  zu  einer  Zeit,  wo  dieselben  durch  Entzündung  und  Eite- 
rung beinahe  flott  geworden  sind,  nicht  die  Charaktere  der  auf  septischen  Ursprung 
bezogenen  Karatitis  auftreten ,  auch  nicht  nach  den  behufs  ihrer  Entfernung  vor- 
genommenen Manipulationen.  Nur  bei  Drechslern  ixnd  bei  Steinmetzen  findet  man 
manchmal  nach  dem  Anprallen  kleiner  Perlmutter-  oder  Steinsplitterchen  eine  ge- 
schwürige Wunde  mit  der  obgenannten  ominösen  Randinfiltration;  hier  liegt  aber 
der  Verdacht  auf  gleichzeitige  Quetschung  sehr  nahe.  Wenn  ein  kleiner  fremder 
Körper  zwar  nicht  tief  eingedrungen  ist,  aber  durch  längere  Anwesenheit  bereits 
einen  trüben  Hof  hervorgerufen  hat,  so  findet  man  die  Pupille  merklich  enger, 
und  die  Iris  verfärbt,  wohl  auch  schon  Synechienbildung  oder  Hypopyon;  zeigt 
sich  deutlich  Hyperämie  oder  gar  Entzündung  der  Iris  schon  in  den  ersten  48  Stun- 
den nach  der  Verletzung,  so  kann  man  sicher  sein,  dass  der  fremde  Körper  tiefer, 
bis  nahe  an  die  Descemeti  vorgedrungen  sei  (vorausgesetzt,  dass  keine  Misshand- 
lung des  verletzten  Auges  stattgefunden  habe).  Man  ist  sehr  oft  genöthigt,  behufs 

v.  Arlt,  Krankt,  des  Auges.  11 


1  ß  2  Hornhaut. 

des  Herausgrabens  eines  Fremdkörpers  mit  einer  Nadel  einen  erheblichen  Substanz- 
verlust zu  setzen,  eine  ziemlich  tiefe  Grube  zu  bilden,  und  doch  dürfte  nach  die- 
sem Manöver  kaum  je  ein  sogenanntes  Ulcus  serpens  beobachtet  worden  sein,  ob- 
wohl viele  Kranke  sofort  ihre  gewohnte  Beschäftigung  und  Lebensweise  wieder 
aufnehmen.  Man  wird  allerdings  sagen  müssen:  in  solchen  Fällen  fehlt  eben  der 
zweite  Factor,  der  septische  Stoff.  Aber  wie  kommt  es,  dass  wir  gerade  nach  Prel- 
lung das  Auftreten  dieser  Keratitis  so  oft  beobachten,  da  doch  Verletzungen  mit 
Prellung  ungleich  seltener  vorkommen,  als  Verwundungen?  Ich  habe  gegen  Ende 
1879  bei  einem  dreijährigen  Kinde  mit  Cataracta  die  Disscission  durch  die  Cornea 
vorgenommen,  ausnahmsweise  auf  beiden  Augen  in  einer  Sitzung-,  es  war  mir 
leider  begegnet,  dass  ich  auf  dem  zweiten  Auge  die  Nadel  zu  schräg  eingeführt, 
daher  die  Cornea  bei  den  nachfolgenden  Wendungen  der  Nadel  gequetscht  hatte-, 
ich  wusste  wohl  gleich,  dass  ich  gefehlt,  war  aber  doch  nicht  im  Stande,  das  Auf- 
treten suppurativer  Keratitis  auf  diesem  Auge  zu  verhindern.  Wenn  Saemisch 
(Handbuch  IV,  pag.  250)  es  auffallend  findet,  dass  die  von  ihm  eingeführte  Spal- 
tung der  Cornea  mitten  durch  den  Eiterherd  „nicht  nur  nicht  die  Veranlassung 
zu  neuer  Infection  der  Hornhautwunde  gibt,  sondern  den  Process  vielmehr  sistirtwt, 
so  werden  mit  ihm  wohl  viele  Collegen  in  derselben  Lage  sein,  nachdem  sie  diese 
günstige  Wirkung,  wenn  auch  nicht  in  allen,  so  doch  in  der  Mehrzahl  der  Fälle 
beobachtet  haben.  Und  auch  von  der  Iridektomie,  bei  dem  sogenannten  Ulcus  ser- 
pens, werden  günstige  Resultate  gerühmt,  obwohl  man  kaum  annehmen  kann,  dass 
in  allen  Fällen  (mit  dem  gewünschten  Erfolge)  ein  gegen  das  Eindringen  septi- 
scher Substanzen  schützender  Wundschluss  unmittelbar  nach  der  Operation  erzielt 
worden  war.  —  Diese  Bemerkungen  haben  durchaus  nicht  den  Zweck,  den  Werth 
der  antiseptischen  Behandlung  herabzudrücken  oder  gar  zu  negiren,  sie  sollen  nur 
darauf  aufmerksam  machen,  dass  der  deletäre  Verlauf  solcher  Hornhautentzündungen 
nicht  einzig  und  allein  von  der  supponirten  Infection  abgeleitet  werden  kann. 

Die  Ursache  des  Fortschreitens,  der  Ausbreitung  des  Eiterherdes  nach 
der  Fläche,  liegt  allem  Anscheine  nach  darin,  dass  Eiter  unter  undurchbrochener 
(unzerstörter)  Membrana  elastica  anterior  liegt  und  durch  deren  Druck,  wie  Stell- 
wag (Lehrbuch  1870,  pag.  84)  treffend  hervorhebt,  über  den  ursprünglichen  Ent- 
zündungsherd hinausgeschoben  wird.  Dieser  Druck  besteht  nicht  nur  bei  allseitigem 
Abschlüsse  und  reichlicher  Füllung  des  Herdes,  er  besteht  auch  nach  Durchbruch 
oder  theilweisem  Einsinken  der  vorderen  Wand,  allerdings  dann  meistens  nur  an 
einer  oder  an  mehreren  isolirten  Partien  des  Randes,  welche  dann  lichtgrau  oder 
eitergelb  und  aufgewölbt  erscheinen.  Er  besteht  auch  bei  offenen  (anderweitig  ent- 
standenen) Geschwüren  mit  ganz  oder  theilweise  unterminirtem  Rande,  und  er 
besteht  gleichfalls  bei  dem  Processe,  welcher  als  Conjunctivitis  scrofulosa  in  Form 
des  Gefässbändchens  beschrieben  wurde.  Diese  letztere  Form  unterscheidet  sich  von 
den  beiden  ersteren  dadurch,  dass  der  Eiter  nie  tiefer  in  die  Substanz  der  Cornea 
eindringt,  daher  auch  weder  Iritis  noch  Hypopyon  inducirt,  und  durch  die  dem 
vorrückenden  Eiterherde  vom  Limbus  aus  nachrückenden  Gefässe.  Auch  das  Ulcus 
rodens  dringt  nie  in  die  Tiefe. 

Die  Frage,  woher  bei  Hornhautabscessen  der  Eiter  in  der  vorderen 
Kammer  stamme,  hat  die  Aerzte  in  älterer  wie  in  neuerer  Zeit  vielfach  beschäftigt. 
Man  vergleiche  die  betreffenden  Artikel  in  Hi ml y's  1843  erschienenem  Handbuche 


Keratitis  —    Abscess.  1  63 

B.  II.  pag.  lS.'i  und  in  Graefe  ei  Saemisch  Handbuche  1876  B.  IV.  pag.  184. 
Man  wusste  schon  in  älterer  Zeit,  dass  Eiter  in  der  Kammer  auch  ohne  irgend 
welches  Cornealleiden  auftreten  könne;  man  nahm  aber  gleichsam  als  selbstver- 
ständlich an.  dass.  wenn  bei  Eiterherden  in  der  Cornea  Kiter  in  der  Kammer  aut- 
tritt, dieser  aus  der  Cornea  dorthin  gelangt  sein,  dass  das  Geschwür  oder  der 
Abscess  sich  nach  hinten  geöffnet  haben  müsse.  Nachdem  ich  vielfach  beobachtet 
hatte,  dass  Itei  tiefer  eingreifenden  Hornhautgeschwüren  ohne  weitere  Veranlassung 
Iritis  mit  oder  ohne  Hypopyon  auftrete,  und  da  ich  schliessen  musstc,  dass  bei 
mulden-  oder  trichterförmigen  Hornhautgeschwüren  mit  Hypopyon  ein  Durchbruch 
nach  hinten  nicht  ohne  Abfluss  des  Kämmerwassers  erfolgen  könne,  falls  nicht  etwa 
ein  die  Cornea  schräg  durchsetzender  Hohlgang  vorhanden  wäre,  den  man  doch 
sehen  müsste,  so  stellte  ich  im  Jahre  1851  (B.  1,  pag.  1%)  die  Ansicht  auf,  dass 
der  Eiter  nicht  direct  aus  dem  Eiterherde  in  der  Cornea  stamme,  sondern  auch 
liier,  wie  bei  Fällen  intacter  Cornea  „mediante  iritide"  geliefert  werde,  d.  h.  durch 
die  tiefer  eingreifende  Eiterung  in  der  Cornea  werde  Iritis  eingeleitet  und  von  der 
Iris  aus  werde  Eiter  in  die  Kammer  geliefert.  Dieser  Ansicht  ist  mehrfach  entgegen- 
getreten worden,  indem  man  sich  auf  Fälle  von  suppurativer  Keratitis  mit  Hypopyon 
berief,  wo  Iritis  nicht  nachzuweisen  war.  Fordert  man  zum  Nachweise  von  Iritis 
hintere  Synechien,  so  muss  allerdings  zugegeben  werden,  dass  diese  nicht  in  allen 
Fällen  von  Hypopyon  constatirt  werden  können.  Noch  wichtiger  ist.  dass  man  bei 
Kindern  Hypopyen,  welche  bei  Hornhautgeschwüren  (nach  Conjunctivitis  serofulosa) 
auftreten,  auch  nach  dem  Verschwinden  des  Eiters  aus  der  Kammer  keine  der 
Folgen  vorfindet,  welche  sonst  nach  Iritis  zurückzubleiben  pflegen. 

Nach  Stromeyer's  ')  Untersuchungen  an  Kaninchen  kann  die  Einwanderung 
des  Eiters,  respective  der  weissen  Blutkörperchen  vom  Corpus  ciliare  aus  durch 
die  Lücken  des  Ligamentum  pectinatum  in  die  Kammer  erfolgen.  Es  können  näm- 
lich die  in  der  Cornea  angehäuften  Eiterzellen  auch  durch  die  in  der  Cornea  be- 
stehenden Kanäle  oder  Lymphbahnen,  namentlich  aber  längs  der  Cornealnerven 
zum  Uvealtractus  und  durch  das  Ligamentum  pectinatum  in  die  Kammer  gelangen 
und,  falls  sie  hier  nicht  bald  zerfallen  und  resorbirt  werden,  Iritis  oder  Iridozyklitis 
einleiten.  Ich  habe  wiederholt  bei  der  Spaltung  von  Abscessen  nach  Saemisch 
deutlich  Eiter  aus  der  hinteren  Kammer  (durch  die  Pupille)  hervortreten  gesehen, 
und  mein  Assistent  Dr.  Fuchs  hat  in  der  aus  Hypopyonaugen  entleerten  Masse 
nicht  nur  Mikrokokken  und  Fettkörnchen,  sondern  auch  Pigmentzellen  vorge- 
funden, welche  offenbar  nur  aus  dem  Uvealtractus  stammen  konnten.  Gleichwie  wir 
bei  Chorioiditis  pyaemica,  also  bei  Eiterherden  im  hinteren  Abschnitte  des  Uveal- 
tractus manchmal  noch  vor  dem  Auftreten  entzündlicher  Erscheinungen  im  vorderen 
Abschnitte  Eiter  in  der  vorderen  Kammer  auftreten  sehen,  dürfen  wir  auch  die 
Möglichkeit  nicht  negiren,  dass,  wenn  Eiter  von  der  Cornea  aus  zum  Uvealtractus 
gelangt  ist,  Eiter  in  der  vorderen  Kammer  auch  vor  manifesten  Erscheinungen  von 
Iritis  auftreten  könne.  —  Wenn  man  den  Inhalt  der  Kammer,  welcher  selbst  nach 
ausgiebiger  Spaltung  der  Cornea  gar  oft  nicht  austritt,  sondern  mit  einer  Pincette 
(in  der  Schnittwunde  gefasst)  hervorgeholt  werden  muss,  sofort  untersucht,  so  findet 
man    die  Eiterkugeln    sammt  den   obgenannten    Beimengungen  gar  oft  durch  eine 


')  Archiv  für  Ophth.  XIX.  b,  p.  1—38. 

11 


164  Hornhaut. 

hyaline,  ungewöhnlich  zähe  fibrinöse  Masse  zusammengehalten,  welche  wohl  nur 
von  Entzündung  der  Iris  oder  des  Ciliarkörpers,  nicht  aber  von  der  Cornea  abge- 
leitet werden  kann.  Hiemit  nicht  zu  verwechseln  ist  das  viel  seltenere  Vorkommen 
einer  cohärenten  Masse,  Avelche  man  wie  einen  Pfropf  nekrotischer  Masse  aus  der 
Hornhaut  herausziehen  kann,  worauf  die  vordere  Wand  der  Abscesshöhle  deutlich 
einsinkt.  A.  Weber1),  welcher  auf  dieses  Vorkommen  zuerst  aufmerksem  gemacht 
hat,  sagt  ausdrücklich,  dass  sich  eine  förmliche  Abscesshöhle  ausbilden  könne  und 
dass  man  in  Fällen,  wo  nach  Eröffnung  derselben  noch'  weisse  Stippchen  an 
der  Stelle  des  Herdes  zurückbleiben,  mittelst  einer  Hakenpincette  eine  von  der 
inneren  Oberfläche  der  Höhle  sich  lösende  Membran  ganz  oder  stückweise  heraus- 
ziehen könne. 

Nach  Homer*)  findet  ein  directes  Durchwandern  von  Eiterzellen  aus  dem 
Geschwürsboden  in  die  vordere  Kammer  (durch  die  Descemeti  hindurch)  statt.  Für 
diese  Annahme  sprechen  Erscheinungen  am  Krankenbette,  welche  kaum  anders  ge- 
deutet werden  können.  Man  sieht  nämlich  sehr  oft,  allerdings  nur  bei  Abscessen, 
ein  manchmal  molkenähnliches  Gerinnsel  hinter  dem  Abscesse  an  der  Descemeti 
haften,  von  welchem  aus  sich  ein  trüber  Streifen  wie  ein  Beschlag  der  Descemeti 
gegen  das  Depot  am  Boden  der  Kammer  gleichsam  als  Eiterbahn  hinabzieht.  Die 
zweite  Erscheinung  tritt  erst  später  auf.  Man  findet  nämlich  in  manchen  Fällen, 
wo  weder  Durchbruch  der  Cornea  wahrgenommen  werden  konnte,  noch  ein  opera- 
tiver Eingriff  vorgenommen  worden  war,  dass  eine  mehr  weniger  ausgebreitete 
Partie  des  Pupillarrandes  mit  der  Descemeti  an  der  Stelle,  wo  der  Abscess  gesessen, 
verwachsen  ist.  Eine  solche  Verwachsung  ohne  Abfluss  des  Kammerwassers  kann 
wohl  nur  dann  stattfinden,  wenn  entweder  die  hintere  Wand  des  Abscesses  vermöge 
starker  Füllung  desselben  gegen  die  Iris  gedrängt  wird  —  und  in  manchen  Fällen 
hat  es  ganz  das  Aussehen  darnach  —  oder  wenn  eine  mächtige  Faserstofflage,  die 
an  der  Cornea  haftet,  bis  zur  Iris  reicht  und  mit  dem  Pupillarrande  in  Verbindung 
tritt.  Bei  Annahme  der  Horner'schen  Auffassung  würde  auch  die  Eiteransamm- 
lung, welche  bisher  als  Lunula  s.  Onyx  beschrieben  und  dem  Sitze  nach  in  die 
Cornea  selbst  verlegt  wurde,  als  Eitersenkung  an  der  hinteren  Fläche  der  Horn- 
haut aufzufassen  sein  und  sich  vom  Hypopyon  nur  dadurch  unterscheiden,  dass  hier 
eine  geringe  Menge  an  der  untersten  Stelle  der  Descemeti  haftet,  beim  Hypopyon 
dagegen  Eiter  den  Raum  zwischen  Cornea  und  Iris  zunächst  ganz  unten,  dann  aber 
weiter  nach  oben  ausfüllt. 

Roser3)  hat  die  von  mir  nach  der  älteren  Terminologie  als  Abscess  bezeich- 
nete Form  der  Keratitis  suppurativa  als  Hypopyon -Keratitis  beschrieben.  Er 
bezeichnet  sie  zwar  als  Geschwür,  bemerkt  aber  auch:  „seltener  entsteht  ein  soge- 
nannter Hornhautabscess."  Er  charakterisirt  diese  Geschwüre  als  „breit  und  flach  . 
mit  eigenthünilicher  ring-  oder  sichelförmiger  Trübung  des  Randes  und  mit  wenig 
oder  gar  nicht  getrübtem  Grunde,  welche  sich  mehr  in  der  Fläche  als  in  der  Tiefe 


')  Archiv  für  Ophth.  VIII.  a,  pag.  334. 

*)  Inauguraldissertation    über    Hypopyon  -  Keratitis    von    Marie    Bokowa, 
Zürich   1871. 

3)  Archiv  f.  Ophth.  II.  b.  pag.   151. 


Keratitis  -     Abscess.  165 

ausbreiten,  meist  langsam  perforiren,  aber  beim  Vernarben  häufig  breite  Leukome 
und  oft  genug  auch  Staphylome  erzeugen."  In  dieser  Beschreibung  liegt  meines 
Erachtens  das  Zugeständniss,  dass  bei  den  in  Rede  stellenden  Falten  kein  offenes 
Geschwür,  kein  biosliegender,  sondern  ein  wenigstens  am  Rande  gedeckter  Eiterherd, 
also  ein  Abseess  vorliege.  Der  Herd  (das  vermeintliche  Geschwür)  erscheint  flach 
nicht  etwa  weil  man  ein  s  eich  t es  Geschwür  (einen  nicht  tiefgreifenden  Eiterherd) 
vor  sieh  hat,  sondern  wenn  der  Abseess  zu  einer  Zeit  zur  Beobachtung  gelangt, 
wo  die  vordere  Wand  etwas  eingesunken  ist,  Die  Bezeichnung  flach  ist  zutreffend, 
die  Beziehung  auf  einen  offenen  Eiterherd  (ein  Geschwür)  halte  ich  für  unrichtig. 
Bei  frei  zu  Tage  liegendem  Geschwürsgrunde  sehen  wir  auch  oft  Eiter  in  der 
Kannner,  aber  weder  die  oben  besprochenen  Veränderungen  an  der  Descemeti  hinter 
dem   Geschwüre,    noch    die    anderen   Merkmale  der  sogenannten  Hypopyonkeratitis. 

Saomisch1)  hat  für  jene  Formen  suppurativer  Keratitis,  welche  sich  vor 
allem  dadurch  auszeichnen,  „dass  sie  neben  der  Neigung,  in  das  Parenchym  vorzu- 
dringen, auch  in  der  Fläche,  und  zwar  vorwiegend  nach  einer  bestimmten 
Richtung  hin  sich  weiter  auszubreiten  pflegen",  den  Namen  Ulcus  corneae 
serpens  eingeführt.  Er  hat  offenbar  dieselbe  Erkrankung  vor  sich  gehabt,  welche 
Böser  auch  als  Hypopyongesclrwür,  Ad.  Weber  als  Hornhautabscess  beschrieben 
hatte.  Wenn  er  aber  in  seiner  jüngsten  Publication  über  diesen  Gegenstand 
(Handbuch  B.  IV,  pag.  246)  ausdrücklich  hervorhebt,  „dass  sein  Ulcus  serpens  mit 
dem  Hornhautabscesse",  welchen  nach  Ad.  Weber  auch  ich  im  16.  Bande  des 
Archives  für  Ophth.  beschrieben  hatte,  „nichts  gemein  habe",  so  ist  darauf  nur  zu 
bemerken,  dass  er  sich  ohne  zwingende  Gründe  eben  eine  neue  Terminologie  ge- 
schaffen habe.  Nachdem  1.  c.  pag.  183  der  Hornhautabscess  als  eine  entzündliche 
Veränderung  bezeichnet  wurde,  welche  nicht  nur  auf  einer  Einwanderung  zelliger 
Elemente  beruht,  sondern  stets  auch  mit  Zerstörung  des  Hornhautgefüges  (Fibrillen 
und  fixe  Zellen)  einhergeht,  welche  als  eine  herdweise  zu  betrachten  ist,  indem 
wenigstens  in  ihrem  Beginne  die  erkrankte  Partie  nach  allen  Seiten  hin 
von  unveränderten  Gewebsabschnitten  umgeben  ist,  und  welche  schliess- 
lich nicht  vollkommen  reparable  Veränderungen  setzt",  werden  von  pag.  274  bis  287 
Keratitis  nach  Conjunctivitis  blennorrhoica,  nach  Conjunctivitis  pustulosa,  nach 
allgemeinen  Erkrankungen  (Typhus,  Blattern),  die  sogenannte  neuroparalytische 
und  die  auf  infantile  Enkephalitis  bezogene  Keratitis  als  specielle  Formen  des 
Hornhautabscesses  aufgeführt.  Trotz  dieser  Darstellung  empfiehlt  Sae misch 
bei  dem  Zustande,  den  er  als  Geschwür  betrachtet,  ein  Verfahren, 
welch  es  sonst  in  der  Chirurgie  nur  bei  Ab  sc  essen  oder  Hohlgeschwüren 
angewendet  wird,  nämlich  die  S  p  a  1 1  u  n  g. 

Die  Prognosis  ist  ungünstig;  im  besten  Falle  bleibt  eine 
centrale,  mehr  weniger  ex-  und  intensive,  stets  unaufhellbare  Trübung 
der  Cornea  zurück.  Die  Trübung  reicht  so  weit,  als  der  Herd  sich  er- 
streckt hatte,  und  hebt  sich  von  den  frei  gebliebenen  Partien  meist 
scharfraudig  ab.  Sie  ist  eben  nach  Zerstörimg  der  Gewebselemente  (Zellen 
und  Fibrillen)  durch  eine  mehr  weniger  mächtige  Bindegewebeschicht 


')  Ulcus  corneae  serpens,  eine  klinische  Studie,  Bonn  1870. 


166  Hornhaut. 

bedingt,  welche  die  tiefereu  Faserlageu  mit  den  oberflächlichen  (vorderen) 
verkittet.  Wo  es  nicht  zum  Durchbruche  bis  zum  Abflüsse  des  Kammer- 
wassers gekommen  ist,  kann  die  getrübte  Stelle  bezüglich  der  Wölbung 
nahezu  normal  erscheinen,  dahinter  die  Kammer  unverändert  oder  durch 
Anlöthung  einer  Partie  der  Iris  verengert  und  die  Pupille  mehr  weniger 
frei  oder  durch  eine  Membran  verlegt  sein.  Nach  Abfluss  des  Kammer- 
wassers entwickelt  sich  ein  mehr  weniger  umfangreiches  Leukom  mit 
partieller  oder  totaler  Einheilung  des  Pupillarrandes,  oder  ein  Staphylom, 
oder  Phthisis  corneae  (mit  Applattuug),  oder  nach  vorausgegangener 
Panophthalmitis  selbst  Phthisis  bulbi. 

Die  Gefahr  für  die  Cornea  liegt  in  der  Ausbreitung  des  Herdes 
nach  der  Fläche.  Partielles  Zerfallen  (Durchbruch)  der  vorderen  Wand 
scheint  auf  den  weiteren  Verlauf  keinen  Einfluss  zu  nehmen.  Durchbruch 
der  hinteren  Wand  mit  Ausfluss  des  Kammerwassers  lindert  in  vielen 
Fällen  die  Heftigkeit  der  Schmerzen;  seltener  sieht  man  nach  demselben 
Sistirung  der  Ausbreitung  des  Herdes. 

So  lange  noch  irgendwo  saturirte  weisse  (lichtgelbe)  Tüpfel  oder 
Punkte  im  Bereiche  des  sonst  vielleicht  nur  noch  wenig  trüben  Herdes 
(besonders  irgendwo  am  Rande)  vorhanden  sind,  ist  man  vor  neuerlichem 
Fortschreiten  selbst  nach  einigem  (scheinbaren)  Stillstande  nicht  sicher. 
Der  Verlauf  mit  wechselndem  Stillstaude  und  Fortschritte  kann  sich 
auf  mehrere  Wochen  ausdehnen. 

Bei  Fällen  mit  chronischem  Bindehautkatarrh,  besonders  wenn  er 
von  Thränenstauuug  abhängt  und  reichliches  Secret  liefert,  bei  Indivi- 
duen weiter  vorgerückten  Alters,  bei  Individuen,  welche  schon  vor  dieser 
Erkrankung  sehr  herabgekommen  waren  (durch  dürftige  Verhältnisse, 
Nahrungssorgen,  fieberhafte  Krankheiten  o.  dg].)  oder  bei  Individuen, 
deren  Gemüthsstimmung  durch  heftige  Schmerzen,  Furcht  vor  Erblin- 
dung u.  s.  w.  sehr  deprimirt  ist,  besteht  grössere  Gefahr  ausgebreiteter 
Schmelzung,  als  unter  Abwesenheit  solcher  Umstände. 

Fälle,  welche  anfangs  noch  zweifeln  lassen,  ob  die  Affection  als 
interstitielle  Keratitis  oder  als  Abscess  aufzufassen  sei  (pag.  157),  so 
wie  Fälle  mit  geringerem  Hypopyon  (nicht  bis  zum  Pupillarrande  hinauf- 
reichend) pflegen  keine  weitere  Ausbreitimg  des  Herdes  anzunehmen, 
wenn  sie  auch,  wie  gewöhnlich,  sehr  schleppend  verlaufen. 

Die  inducirte  Iritis  oder  Iridokyklitis  führt,  abgesehen  vom  Hypo- 
pyon, sehr  oft  zu  partieller  oder  totaler  Verlegung  der  Pupille  durch 
eine  Membran,  seltener  zu  einer  schmalen  Synechie.  Partielle  Ver- 
wachsung der  Iris  mit  der  hinteren  Wand  des  Herdes  kann,  wie  oben 
bemerkt  wurde,  auch  ohne  eigentlichen  Dnrchbruch  des  Abscesses  nach 


Keratitis   —  Abscess.  IGT 

hinten  und  ohne  dass  die  Spaltung  des  Abscesses  vorgenommen  wurde, 
eintreten. 

Behandlung.  Von  einer  CausalindicatioD  kann  nur  in  jenen 
Fällen  die  Rede  sein,  in  welchen  die  Wahrscheinlichkeit,  wenigstens 
die  Möglichkeit  vorliegt,  dass  Eiterkugeln,  Pilzhildungen,  septische 
Stoffe  aus  dem  Bindehautsacke  in  die  Cornea  einwandern.  Ist  Blen- 
norrhoe des  Thränensackes  vorhanden,  so  spalte  man  das  untere 
Thränenröhrchen  und  sondire  nach  Bowman.  Chronischer  Binde- 
hautkatarrh ist  nach  den  oben  erörterten  Grundsätzen  zu  behandeln. 
Als  Antiseptica  können  in  Anwendung  kommen:  Aqua  chlori,  Kali 
hypermanganicum,  Einträufeln  einer  l^igen  Carbolsäurelösung,  l$igen 
Salicylsäurelösung  '),  besonders  benzöesaures  Natron  (1  zu  20  Theilen 
Wasser).  Dass  auf  Reinhaltung  der  Wasch-  und  Verbandmittel  so  wie 
der  Zimmerluft  sorgfältig  geachtet  werden  müsse,  braucht  wohl  kaum 
besonders  erwähnt  zu  werden. 

Indicatio  morbi.  Eine  örtliche  Blutentziehung  (au  der  Schläfe, 
hinter  dem  Ohre)  kann  erspriesslich  sein,  wenn  die  Entzündung  unter 
heftigen  Schmerzen  und  intensiver  Ciliarinjection  (oder  selbst  chemot. 
Schwellung  der  Conjunctiva  bulbi)  ansteigt.  Kalte  Umschläge  sind  min- 
destens unnütz.  Fomentationen  mit  warmen  Umschlägen  (26 — 28°  R.) 
können  theils  zur  Linderung  der  Schmerzen,  theils  zur  Begünstigung 
der  Schmelzung  der  vorderen  Wand  des  Herdes  in  Pausen  von  einer 
oder  einigen  Stunden  angewendet  werden,  wenn  man  in  der  Lage  ist, 
öfters  nachzusehen,  ob  der  Herd  sich  nicht  etwa  vergrössere.  (Janin 
hatte  ein  Decoctum  herbae  malvae  empfohlen,  damit  der  Eiter  durch 
die  erweiterten  Poren  der  erschlafften  Cornea  austreten  könne.)  Ausser- 
dem empfiehlt  sich  ein  gut  anschliessender  Schutzverband, 
welcher  in  Fällen  von  Ektasie  des  Thränensackes  mit  stärkerer  Aus- 
polsterung im  inneren  Winkel  (Compression  des  Thränensackes)  anzu- 
legen ist.  Er  schützt  nicht  nur  vor  Verunreinigung  durch  die  Atmo- 
sphäre, sondern  auch  vor  Insultation  des  Herdes  durch  den  Lidschlag 
und  durch  das  gewaltsame  Zukneipen  des  Auges;  aber  er  muss  täglich 
wenigstens  einmal,  und  wenn  die  Charpie  oder  Baumwolle  in  kurzer 
Zeit  durchfeuchtet  wird,  mehrmals  erneuert  werden.  Atropineinträuf- 
lungen  sind  wegen  imminenter  oder  bereits  eingetretener  Iritis  ange- 
zeigt, jedenfalls  so  lange  als  noch  Aussicht  vorhanden  ist,  die  Pupille 


')  Nach  Sattler  (Heidelberger  Versammlung  1879)  erhält  man  diese  Lösung 
am  constantesten,  wenn  man  1  reine  Salicylsäure  und  3  reine  Borsäure  in  100  warmen 
Wasser  gelöst  langsam  abkühlen  lässt  und  dann  (vorsichtshalber)  noch  flltrirt. 


168  Hornhaut, 

wenigstens  theilweise  offen  zu  erhalten  1).  Wenn  trotz  sorgfältiger  Be- 
nützung- der  bisher  aufgezählten  Mittel  kein  Stillstand  in  der  Aus- 
breitung des  Eiterherdes  erzielt  werden  kann  und  vielleicht  nur  noch 
eine  relativ  kleine  Partie  der  Cornea  unversehrt  erhalten  ist,  wenn  das 
Hypopyon  ein  Drittel  der  Kammer  (und  darüber)  einnimmt  oder  wenn 
heftige  (den  Schlaf  raubende)  Schmerzen  vorhanden  sind  und  auch  durch 
Morphininjection,  Chloralhydrat  u.  dgl.  nicht  gestillt  werden  können, 
so  ist  nur  von  einem  operativen  Eingreifen  noch  Heil  (Sistirung  der 
Ausbreitung)  zu  erwarten. 

Den  meisten  Nutzen  verspricht  die  von  Martinashe  in  San 
Francisco  und  von  Gayat  in  Lyon  gegen  fortschreitende  Hornhaut- 
eiterung eingeführte  und  besonders  von  Sattler  '-)  empfohlene  Anwen- 
dung des  Glüheisens,  und  zwar  in  Form  eines  olivenförmigen 
Kölbchens  von  circa  2  Mm.  Dicke  und  nicht  ganz  4  Mm.  Länge, 
am  freien  Ende  in  eine  stumpfe  Spitze  auslaufend.  Die  Application 
dieses  (rothglühend  gemachten)  Eisens  auf  die  inriltrirten  Rand- 
partien, welche  eben  weiter  vorzurücken  drohen,  ist  bei  Verschluss 
des  gesunden  Auges  und  Fixirung  des  Kopfes  und  der  Lider  des 
kranken  Auges  weder  schmerzhaft  noch  beunruhigend,  also  leicht  aus- 
zuführen und  kann  bei  grösserer  Ausdehnung  des  ominösen  Randes 
oder  bei  mehrfachen  verdächtigen  Randpartien  leicht  wiederholt  Averden. 
An  die  Stelle  des  in  den  ersten  24  Stunden  abgestossenen  Schorfes  tritt 
eine  reine  und  bald  zur  Heilung  tendirende  Geschwürsfläche,  wie  sie 
durch  Alikratzen  der  infiltrirten  Partie  oder  durch  Aetzung  mit  Lapis 
infernalis  nicht  erreicht  werden  kann.  (Ich  habe  ein  Mädchen  gesehen, 
dessen  linke  Hornhaut  in  einer  Länge  von  5 — 6  Mm.  und  Breite  von 
2 — 3  Mm.  nach  Verbrühung  mit  einem  Frisireisen  ganz  weiss  erschien 
[2—3  Stunden  nach  der  Verletzung];  ich  legte  einen  Schutzverbami 
an  und  schon  24  Stunden  darauf  war  keine  Spur  der  Verletzung  mehr 


')  Ad.  Weber  folgerte  aus  tonometrischen  Versuchen  an  Menschenaugen, 
dass  Atropin,  wenn  überhaupt,  so  nur  im  Glaskörperraume  den  Druck  herabsetze, 
während  es  den  in  der  vorderen  Kammer  stets  über  seine  frühere  Höhe,  aber  nicht 
(oder  nur  minimal)  über  den  des  Glaskörperraumes  erhebe,  dass  dagegen  Calabar 
(Eserin)  nur  im  Glaskörperraume  den  Druck  erhöhe,  den  in  der  vorderen  Kammer 
dagegen  um  ein  Ansehnliches  erniedrige.  Demnach  schlug  er  statt  des  Atropins 
das  Eserin  vor  und  AVecker  (Ar.  f.  Ophth.  XXII,  215)  hat  dieses  Mittel  aufs 
Wärmste  empfohlen.  Ich  habe  das  Eserin  bei  Hornhautabseessen  nie  angewendet 
und  im  mündlichen  Verkehr  mit  mehreren  Collegen  keineswegs  durchaus  günstige 
Urtheile  über  den  Nutzen  des  Eserins  bei  Keratitis  mit  Hypopyon  erhalten. 

*■)  Heidelberger  Versammlung  1879. 


Keratitis  —  Abscess.  101» 

zu  selieu,  das  Epithel  ganz  regenerirt.)  -  Wenn  man  nach  Alfred 
Graefe's  Vorschlag  den  Schnitt  (nach  Saemisch)  nicht  mitten  durch 
den  Abscess  führt,  sondern  nächst  der  peripheren  Grenze  des  infiltrirten 
Randes,  um  hiedurch  eine  Grenze  zwischen  diesem  und  dem  gesunden  Ge- 
webe zu  setzen,  so  erreicht  man  den  Zweck  der  Demarcation  bei  weiten 
nicht  so  sicher;  es  bleibt  eben  noch  Eiter  eingeschlossen  und  kann,  wenn 
die  Wunde  sich  frühzeitig  schliesst,  leicht  auch  in  die  gesunde  Hegion 
hinein  gedrängt  werden.  Das  Verfahren  nach  Sattler  kann  als  ausreichend 
bezeichnet  werden,  wenn  die  Eröffnung  der  Kammer  nicht  wegen  zu 
reichlicher  Eiteransammlung  in  der  Kammer  oder  wegen  zu  heftiger 
Schmerzen  nothwendig  erscheint;  es  kann  aber  auch  nach  der  Para- 
centese  angewendet  werden,  wenn  durch  diese  die  Sistirung  nicht 
erreicht  wurde.  Ich  habe  überraschend  günstige  Erfolge  gesehen. 

Zur  Sistirung  der  Ausbreitung  genügt  meistens  weder  die  einfache 
Eröffnung  (Spaltung  der  vorderen  Wand)  des  Abscesses  noch  die  gleich- 
zeitige Eröffnung  der  vorderen  Kammer  (Spaltung  der  hinteren  Wand) 
nach  den  älteren  Methoden.  Weber  (Archiv  f.  0.  a.  VIII,  p.  334)  hat 
das  Verdienst,  einen  rationelleren  Vorgang  inaugurirt  zu  haben,  aber  erst 
Saemisch  (Boun  1870)  gelang  es,  ein  Verfahren  anzugeben,  dessen 
Resultate  alle  früheren  übei  treffen,  wenn  es  auch  in  manchen  (relativ 
seltenen)  Fällen  gleichfalls  nicht  ausreicht.  Es  unterscheidet  sich  von 
dem  Weber'schen,  mit  einem  Lanzenmesser  ausgeführten  Verfahren 
zunächst  dadurch,  dass  die  Cornea  im  Bereiche  des  Abscesses  nicht 
schräg,  sondern  senkrecht  durchschnitten  wird,  wozu  ein  Graefe'sches 
Staarmesser  erforderlich  ist.  Es  soll  ferner  die  Richtung  des  Schnittes 
eine  solche  sein,  dass  der  Bogen,  welchen  die  infiltrirte  ßandpartie 
bildet,  in  zwei  Hälften  getheilt  werde.  Wenn  demnach  dieser  Bogen 
nach  oben  oder  nach  unten  sieht,  so  kann  die  Schnittführung  (bei  tief- 
liegenden Augen)  sehr  schwierig  sein.  Droht  der  Abscess  nasen-  oder 
schläfenwärts  fortzuschreiten,  d.  h.  ist  die  Convexität  des  infiltrirten 
Bandes  nasen-  oder  schläfenwärts  gerichtet,  so  wird  der  Schnitt  im 
horizontalen  Durchmesser  des  Abscesses  zu  führen  sein,  um  den  Bogen 
in  eine  obere  und  untere  Hälfte  zu  theilen.  Ist  eine  diagonale  Richtung 
des  Schnittes  angezeigt,  so  kann  man  den  Bulbus  mittelst  der  nahe 
am  Cornealrande  angelegten  Fixationspincette  um  die  sagittale  Achse 
so  drehen,  dass  sich  das  Staarmesser  doch  in  der  Richtung  der  Lid- 
spalte vorschieben  lässt.  Der  Operateur  kann  zur  Seite  oder  zu  Häupten 
des  im  Bett  liegenden  Kranken  stehen.  Nach  richtiger  Fixirung  des 
Kopfes,  der  Lider  und  des  Bulbus  sticht  der  Operateur,  falls  es  möglieb 
ist,  den  Schnitt  in  der  Richtung   der  Lidspalte   zu  führen,  das  Messer 


170  Hornhaut. 

mit  vorwärts  gerichteter  Schneide  Dächst  dem  temporalen  Rande  des 
Herdes  ein  (also  wo  möglich  in  unversehrter  Cornealzone)  and  zwar 
-teil  genug,  am  sicher  zu  sein,  dass  er  schon  heim  Einstiche  die  De- 
scemeti  mit  der  Spitze  passirt  habe,  senkt  dann  das  Heft  gegen  die 
Schläfe  so  weit  als  nöthig  erscheint,  um  heim  Vorschieben  des  Messers 
gegen  die  Nase  vor  Verletzung  der  Iris  und  Kapsel  sicher  zu  sein,  und 
sticht  aus.  sobald  die  Spitze  am  anderen  Ende  des  Herdes  sichtbar 
gewordt  n  ist,  mithin  der  Schnitt  auch  in  unversehrter  Cornealzone 
endet.  Nach  dem  Ausstechen  kann  die  Fixationspincette  abgelegt  werden. 
Die  Durchschneidung  (von  hinten  nach  vorn)  kann  in  einem  oder  in 
mehreren  Zügen  (sägend)  geschehen,  immer  unter  solcher  Haltung  der 
Klinge,  dass  der  Kücken  derselben  gegen  den  hinteren  Pol  der  Linse 
gelichtet  ist,  denn  nur  so  kann  senkrechte  Spaltung  der  Cornea  erreicht 

u.  und  nur  eine  solche  Spalte  bietet  (wie  aus  Webe r's  Betrachtun- 
gen über  Graefe's  Linearextraction  hervorgeht)  die  günstigsten  Verhält- 
nisse für  längeres  Klaffen  der  Wunde  und  leichtere-  Austreten  de-  Eiters. 
Schräg  geführte  Wunden  schliessen  und   verlöthen  sich   viel  früher. 

Nach  der  Eröffnung  der  Kammer  hören  die  heftigen  Kopfschmer- 
zen auf.  wenn  auch  manchmal  durch  einige  Stun  len  Schmerzen  auf- 
treten, wo  früher  nicht  darüber  geklagt  wurde.  Der  in  der  Kammer 
angesammelte  Eiter  entleert  sich  nicht  immer  vollständig;  oft  rücken 
klumpige  Massen  bis  in  die  Wunde  vor  und  können  mittelst  einer 
Piin-ette  ganz  "der  grösstenteils  herausgezogen  werden.  Durchschnitt- 
lich entleert  sich  auch  etwas  Eiter  au-  der  Cornea,  und  in  manchen 
(selteneren)  Fällen  kann  man  sequesterähnliche  Klumpen  aus  dem  Cor- 
nealherde  herausziehen.  In  jedem  Falle  sieht  man  auch  nach  nicht 
vollständiger  Entleerung  Ein-inkeii  de-  Herde-. 

I  »1.  man  das  ehen  operirte  Auge  nach  sorgfältiger  Piciuiüuug  des 
Bindehautsackes  (und.  wo  nöthig,  Ausdrückung  des  Thränensacksecretes) 
einfach  geschlossen  und  mit  einem  (in  benzoesaurem  Natron  oder  in 
Salicylsäurelösung  getränkten)  Compresschen  bedecken  lasse  "der  mit 
dem  Monoculus  und  Charpie  "der  Salicylwatte  verhiude.  wird  ziemlich 
gleichgiltig  -ein:  der  Operirte  soll  aber  jedenfalls  4-">  Stunden  ruhig 
liegen,  worauf  nach  abermaliger  Reinieung  Atropin  eingeträufelt  und 
ein  Schutzverband  angelegt  wird.  In  günstigen  Fällen  rindet  mau  um 
diese  Zeit  "der  doch  am  nächsten  Tage  die  wiederhergestellte  Kammer 
frei  von  Eiter,  den  Band  de-  Herdes  flacher  und  reiner.  Zeigt  sich  am 
folgenden  "der  einem  -päteren  Tage  wieder  Eiter  in  der  Kammer  oder 
neuerliche  Intiltratiou  des  Herdrandes,  so  i-t  es  gerathen,  mit  einem 
r>avierschen  Löffel  (besser  mit  dem  Weber'sehen  Thränensackmesserchen) 


Entzündung       Infiltrat.  171 

durch  die  Wunde  in  ihrer  ganzen  Länge  und  Tiefe  durchzufahren;  falls 
jedoch  die  Wunde  bereits  zu  fest  verklebt  wäre  oder  falls  sich  Rand- 
Infiltration  an  einer  anderen  Stelle  zeigte,  nehme  man  eine  abermalige 
Spaltung  mit  dem  Messer  (in  letzterem  Falle  mitten  durch  den  neu 
aufgetretenen  ominösen  Bogen)  vor.  Ehe  man  jedoch  eine  zweite  Spal- 
tung in  der  früheren  oder  in  einer  davon  abweichenden  Richtung  vor- 
nimmt,  erwäge  man,  ob  man  nicht  lieber  das  Cauterium  anwenden 
solle.  Wenn  es  sich  in  Fällen,  welche  überhaupt  einen  instrumentalen 
Eingriff  erheischen,  um  unversehrte  Erhaltung  einer  Hornhautpartie 
handelt,  welche  Aussicht  auf  Wiederherstellung  des  Sehens  durch 
eine  (später  anzulegende)  künstliche  Pupille  gewährt,  so  muss  man  bei 
der  Spaltung  auch  berücksichtigen,  dass  der  in  unversehrter  Corneal- 
substanz  geführte  Schnitt  jederzeit  eine  bleibende,  wenn  auch  nur  li- 
neare Trübung  zur  Folge  hat. 

Diese  Erwägung  kann  uns  den  Versuch  nahelegen,  dem  Fortschrei- 
ten der  Eiterung  sofort  durch  Iridektomie  Schranken  zu  setzen.  Dieser 
von  A.  v.  Graefe  eingeführte  Vorgang  hat  gleichfalls  viele  günstige 
Erfolge  aufzuweisen,  ist  jedoch  bei  deutlicher  Chemosis  und  bei  hoch- 
gradigem Hypopyon  nicht  mit  der  nöthigen  Sicherheit,  bei  mürber  Be- 
schaffenheit der  Iris  (und  die  kommt  oft  vor)  gar  nicht  ausführbar,  ab- 
gesehen davon,  dass  selbst  gut  gelungene  Lückeu  der  Iris  leicht  wieder 
durch  plastisches  Exsudat  verlegt  werden,  wenn  die  Entzündung  nicht 
bald  nach  der  Operation  erlischt.  Das  Kammerwasser  ist  dabei  reich  an 
Faserstoffgehalt.  . 

3.  Das  oberflächliche  eitrige  Infiltrat. 

Es  kommen  Fälle  mit  deutlich  ausgesprochenen  Entzündungserschei- 
nuugen  vor,  in  welchen  man  an  einer  centralen  oder  auch  mehr  peripheren 
Stelle,  (wohl  an  zwei  Stellen)  eine  lichtgelbe  runde  (oder  nahezu  runde) 
Trübung  findet,  welche  man  für  eine  Hache  Pustel  oder  für  ein  Geschwür 
halten  könnte,  wenn  nicht  ihre  Oberfläche  eine  deutliche  Aufwölbung 
zeigen  würde.  Die  trübe  Stelle,  von  circa  2  —  4  Mm.  Durchmesser,  ist 
in  der  Mitte  undurchsichtig,  eitergelb,  gegen  den  nicht  scharf  begrenz- 
ten Band  hin  mehr  grau,  oft  noch  von  einem  hauchähnlichen  Hofe  um- 
geben. Gefässe  in  der  Cornea  entwickeln  sich,  wenn  überhaupt,  erst  in 
einem  späteren  Stadium.  Ein  solcher  Herd  kann  viele  Tage  lang  ohne 
erhebliche  Beizzufälle  ziemlich  unverändert  fortbestehen;  meistens  aber 
entwickelt  sich  in  seiner  Mitte  ein  Geschwür,  welches  weiterhin  sich 
ganz  wie  ein  anderweitig,  namentlich  wie  ein  durch  Conjunctivitis  scro- 
fulosa    eingeleitetes  Geschwür    verhalten    kann.    Aber    in   jenen  Fällen. 


172  Hornhaut. 

wo  es  nicht  zu  Geschwürsbildung  kommt,  wird  der  Herd  allmälig  klei- 
ner und  dünner  und  verschwindet  er  endlich  spurlos,  ist  demnach  auch 
die  Prognosis  entschieden  günstig.  Nur  wegen  dieses  Verhaltens  scheint 
es  zweckmässig,  diese  Form  von  den  Geschwüren  und  von  den  Abscessen 
zu  trennen;  für  die  Behandlung  gelten  die  bei  den  Geschwüren  im 
Allgemeinen  geltenden  Grundsätze.  A.  v.  Graefe  ')  hat  für  Infiltrate, 
welche  er  als  reizlose  bezeichnet,  die  Anwendung  feuchtwarmer  Um- 
schläge empfohlen,  wenn  die  infiltrirte  Partie  unmittelbar  an  eine  nor- 
mal durchsichtige  stösst  und  sich  kein  grauer  geschwellter  Hof  vorfin- 
det. Der  von  Graefe  geschilderte  maligne  Verlauf,  Ausbreitung  nach 
der  Fläche  und  Tiefe,  so  wie  Hinzutreten  von  Iritis  und  Hypopyon  ist 
jedenfalls  erst  dann  zu  besorgen,  wenn  das  Infiltrat  in  der  Mitte  ge- 
schmolzen, wenn  sich  ein  Geschwür  entwickelt  hat.  Die  in  Rede  stehende 
Form  wurde  auch  von  mir  nur  bei  jugendlichen  Individuen,  am  häufig- 
sten bei  Kindern  und  ohne  bekannte  äussere  Veranlassung  beobachtet. 

III.  Verletzungen  der  Hornhaut. 

Die  Frage,  ob  man  es  mit  einer  Verletzung  der  Cornea  und  deren 
Folgen  oder  mit  einer  anderweitig  entstandenen  Veränderung  zu  thuu 
habe,  ist  nicht  immer  so  leicht  zu  beantworten.  Der  Kranke  kann  Grund 
haben,  eine  Verletzung  vorzuschützen  oder  in  Abrede  zu  stellen;  er 
kanu  aber  auch  verletzt  worden  sein,  ohne  es  zu  wissen.  Deshalb  und 
wegen  der  oft  sehr  ernsten  Folgen  gewisser  Verletzungen  erscheint  es 
nöthig,  die  Eigenthümlichkeiten ,  aus  welchen  auf  eine  Verletzung  und 
deren  nothwendige  oder  gewöhnliche  Folgen  geschlossen  werden  kanu, 
nach  den  uns  zu  Gebote  stehenden  Erfahrungen  kennen  zu  lernen. 

a)  Quetschung  der  Hornhaut  verursacht  in  der  Regel  eine 
heftige  Entzündung  derselben  mit  Abscessbildung,  der  fremde  Körper 
mag  nun  in  die  Substanz  eingedrungen  (gequetschte  Wunde)  oder  ein- 
fach abgeprallt  sein  (vergl.  Hornhautabscess). 

b)  Abschürfung  der  Hornhaut  oder  auch  nur  seichte  An- 
ritzung, wobei  die  oberflächlichen  Faserlagen  mit  getroffen  sind,  erregen 
heftigen  Schmerz,  Sehstörung,  Ciliarinjection,  Lichtscheu  (Lidkrampf) 
und  Thränenfluss,  welche  gewöhnlich  unter  Anwendung  kalter  Um- 
schläge zu  verschwinden  pflegen.  Es  gibt  aber  Fälle,  wo  dieselben  Zu- 
fälle nach  einigen  Wochen  anscheinender  Genesung  wiederkehren  und 
sich  in  Intervallen  von  5 — 8  Wochen  öfters  wiederholen.  Alsdann  findet 
man  bei  genauer  Untersuchung  mittelst  des  successiven  Spiegelnlassens 


')  Archiv  f.  Ophth.  VI.  b,  pag.  135. 


Verletzungen.  173 

aller  Cornealpartien  die  Cornea  irgendwo  abgeschürft  und  erst  beim  Nach- 
fragen erfährt  man,  dass  die  Hornhaut  mit  einem  Fingernagel  (Mutter, 
Kindswärterin),  einem  Haarkamme  o.  dgl.  gestreift  worden  war.  Dieses 
Leiden  ist  leicht  dauernd  zu  beheben,  weun  man  das  Auge  gleich  nach 
der  Verletzung  oder  während  der  Recidive  bis  zur  völligen  Herstellung 
des  Glanzes  an  der  betreffenden  Stelle  ununterbrochen  (8—11  Tage) 
unter  einem  gut  anschliessenden  Schutzverbande  hält  und  beim  täglichen 
Erneuern  allenfalls  Atropin  einträufelt.  Ein  Herr,  welchen  im  Vorbei- 
gehen ein  Besenrüthchen  gestreift  hatte,  kam  bei  der  2.  Recidive  zu 
mir,  blieb  jedoch,  da  es  ihm  gut  ging,  zu  früh  aus;  erst  die  3.  Recidive 
bestimmte  ihn  zum  Ausharren;  seitdem  (circa  10  Jahre)  ist  er  frei  ge- 
blieben. Eine  Frau  hatte  durch  ein  halbes  Jahr  au  Recidiven  gelitten. 

c)  Tiefer  eindringende  Wunden  hinterlassen,  auch  wenn  sie 
per  primam  intentionem  heilen,  stets  eine  persistente  Trübung,  wie 
man  bei  focaler  Beleuchtung  leicht  sehen  kann.  Beim  Spiegelulassen 
sieht  man  selbst  bei  linearen  Einritzungen  der  Cornealsubstanz  vermöge 
der  Retraetion  der  Wundränder  und  vermöge  geringerer  Widerstands- 
fähigkeit gegen  den  Druck  des  Kammerwassers  ein  dachförmiges  An- 
steigen der  Wundränder,  welches  um  so  deutlicher  ausgesprochen  ist, 
je  tiefer  und  länger  die  Wunde  ist  und  je  mehr  die  Ränder  bogenförmig 
oder  zackig  verlaufen.  Lappen,  Zipfel  oder  Zacken  der  verwundeten 
Cornea  stehen  der  Heilung  per  primam  schon  vermöge  der  Tendenz, 
sich  einzurollen  oder  aufzukrämpen,  hindernd  entgegen,  und  ebenso 
geben  Quetschuug  oder  Verunreinigung  der  Wunde  leicht  den  Anstoss 
zur  Eiterung;  bei  älteren  und  bei  schlecht  genährten  Individuen  sowie 
auch  beim  Bestände  von  Thränenstauung  und  chron.  Bindehautkatarrh 
ist  die  Gefahr  der  Eiterung  grösser. 

d)  Für  Perforation  der  Cornea  sprechen:  Aufgehobensein  oder 
geringere  Tiefe  der  vorderen  Kammer  bei  verminderter  Spannung  des 
Bulbus,  Anlagerung  einer  Partie  der  Iris  an  die  Wunde,  Verzogensein 
der  Pupille  gegen  die  Wunde,  Hervortreten  von  Iris  oder  Glaskörper 
aus  einer  (peripher  gelegenen)  Wunde.  Faden-  oder  kegelförmige  Ver- 
bindung zwischen  der  vorderen  und  hintereu  Kammerwand,  sowie  kleine 
Pigmentreste  von  der  Iris  an  der  Hornhaut  verrathen  meistens  erst  in 
späterer  Zeit  die  vorausgegangene  Perforation.  Sie  werden  gleich  der 
Trübung  nach  feinen  Perforationswunden,  z.  B.  nach  der  Keratonyxis, 
gewöhnlich  erst  bei  Focalbeleuchtung  sichtbar. 

Peuetrirende  Wundon,  welche  vermöge  ihrer  Form  und  geringen 
Ausdehnung  einen  dauerhaften  Abschluss  der  Bulbuskapsel  bereits 
darbieten  oder  in   nahe  Aussicht  stellen,    sind    ungleich    günstiger    als 


174  Hornhaut, 

sehr  lange  lineare,  bogen-  oder  V-förmige.  Denn  diese  bieten  die  Mög- 
lichkeit eines  grossen,  zn  arger  Verzierung,  zu  Verschliessung  der 
Pupille  führenden  Iris  Vorfalles,  zu  mannigfacher  Wölbungsveränderung 
der  Cornea,  zu  Abdrängung  und  Vereiterung  des  Hornhautlappens,  zu 
eitriger  Iridokiykitis  oder  zu  Panophthalmitis.  Penetrirende  Wunden, 
welche  blos  zu  Iris  Vorfall  führten,  gestatten  noch  immer  eine  günstige 
Prognose,  sofern  die  Pupille  nicht  zu  stark  seitlich  verzogen  oder  ver- 
schlossen und  sofern  die  Cornealwölbung  (vor  der  Pupille)  nicht  bleibend 
verändert  wird.  Bleibt  die  einen  Irisvorfall  überkleidende  Narbe  ektatisch, 
so  ist  das  Auge  vor  früher  oder  später  nachfolgender  Drucksteigerung 
nicht  gesichert. 

Penetrirende  Wunden  an  der  Corneoskleralgrenze  ge- 
hören, auch  wenn  sie  nicht,  wie  sehr  oft,  mit  Vorfall  von  Iris  oder 
Glaskörper  verbunden  sind,  zu  den  bedenklichsten  Verletzungen  des 
Auges,  c)  Es  kauu  cystoide  Vernarbung  mit  oder  ohne  sichtbare 
Iriseinklemmung  erfolgen,  indem  nur  die  Wundränder  der  Bindehaut, 
nicht  auch  die  des  Corneoskleralgewebes  fest  mit  einander  verwachsen 
und  die  oberflächliche,  nicht  resistente  Hülle  in  Form  einer  Cyste, 
eines  Wulstes  durch  Kammerwasser  (mit  oder  ohne  Iris)  vorgetrieben 
wird.  Hiedurch  kann  eine  permanente  Heizung  des  Ciliarkörpers  und 
Drucksteigerung,  wohl  auch  Kyklitis  des  anderen  Auges  (sympathische 
Affection),  aber  auch  eitrige  Entzündung  im  Uvealtractus  und  Phthisis 
des  verletzten  Auges  eingeleitet  werden.  —  ß)  Nach  unscheinbaren 
Stich-  oder  Schnittwunden  im  Skleralborde  ist  mitunter  in  späterer  Zeit 
Cystenbildung  in  der  Iris  beobachtet  worden.  Vergl.  Krankheiten 
der  Iris.  --  y)  Nach  penetrirendeu  Wunden  in  dieser  Gegend  hat  man 
auch  Cataracta  beobachtet,  bald  oder  nach  längerer  Zeit,  offenbar  weil 
der  Linsenäquator  mit  getroffen  wurde,  ohne  dass  man  das  sofort  be- 
merken konnte.  d)  Am  gefährlichsten  sind  penetrirende  Wunden 
dieser  Gegend  wegen  gleichzeitiger  Verletzung  des  Ciliarkörpers, 
in  welchem  sich  dann  sehr  oft  eine  schleichende  oder  eine  acute  Ent- 
zündung (diese  mit  Eiterbildung)  entwickeln  kann.  Die  erstere  führt 
leicht  zu  sympathischer  Entzündung  des  anderen  Auges. 

Behandlung.  Gegen  die  allgemein  verbreitete  Ansicht,  nach  einer 
Verletzung  des  Auges  müssen  kalte  Umschläge  angewendet  werden,  ist 
bei  frischen  Hornhautwunden  iusoferne  nichts  einzuwenden,  als  darüber 
nicht  etwa  andere  wichtigere  Anzeigen  ausser  Acht  gelassen  werden. 
Gegenwärtig  gibt  es  wohl  nur  wenige  Augenärzte,  welche  nach  einer 
Staarextraction ,  also  bei  einer  grossen  penetrirendeu  Hornhautwunde, 
sofort  kalte  Umschläge  machen  oder  gar  den  Operirten,  wie  es  hie  und 


Verletzungen.  1  7  5 

da  üblich  war.  tagelang  mit  Eisumschlägen  belästigen.  Was  vor  allem 
noth  thul,  ist  nach  sorgfältiger  Reinigung  des  Auges  ein  richtiger  Ver- 
schluss der  Lidspalte,  Hemmung  des  Lidschlages  und  bei  penetrirendeu 
Wunden  die  Abhaltung  jedes  Druckes  (wenigstens  jedes  ungleichmässigen) 
von  aussen,  sowie  jeder  Drucksteigerung  im  Innern  (Stauung  in  den 
Binnengefässen  des  Auges).  Wo  der  Zustand  der  Lider  (bei  gleichzeitiger 
Verwundung)  es  gestattet,  lege  man  einen  gut  anschliessenden  Schutzver- 
band (pag.  K>:>)  an  und  sorge  für  richtiges  Liegenbleiben  während  der 
Pausen  zwischen  der  erneuerten  Anlegung.  Steht,    wie  namentlich 

bei  Risswunden,  ein  schmaler  Zipfel  Cornealsubstanz  so  stark  ab,  dass 
auf  Wiederanheilen  nicht  zu  rechnen  ist,  so  trage  man  ihn  ab.  Dasselbe 
geschehe  mit  einem  aus  der  Wunde  heraushängenden  Zipfel  der  Iris. 
Glaskörper,  aus  der  Wunde  heraushängend,  braucht  nicht  abgetragen  zu 
werden;  er  hindert  die  Heilung  per  primam  nicht  und  wird  allmälig 
abgestossen.  Bei  Vorfall  der  Iris  ist  vielseitig  geratheil  worden,  den- 
selben mit  einer  Sonde,  Daviel's  Löffel  o.  dgl.  zurückzuschieben,  da  man 
auf  Retraction  selbst  unter  Anwendung  von  Atropin  oder  Eserin  nicht 
rechnen  kann.  Diese  Reposition  könnte  nur  dann  mit  Aussicht  auf  Er- 
folg versucht  werden,  wenn  die  Verhältnisse  der  Wunde  solche  wären, 
dass  man  nach  Entfernung  der  Iris  aus  derselben  auf  guten  Wundschluss 
rechnen  könnte.  Sie  darf  aber  nur  bei  ganz  ruhiger  Haltung  des  Kranken 
und  des  Bulbus,  daher  wohl  oft  nur  in  der  Narkosis  unternommen 
werden,  da  man  leicht  die  Kapsel  verletzen  könnte,  und  man  darf  nicht 
vergessen,  dass  die  Iris  auf  Quetschung  leicht  mit  Entzündung  antwortet. 
Wenn  die  vorgefallene  Irispartie  sogleich  oder  erst  später  die  Form 
einer  Blase  oder  eines  Darmstückes  (mit  relativ  enger  Basis)  ange- 
nommen hat,  so  schreite  man  zur  Abkappung  (unter  Fixirung  des 
Bulbus);  wenn  dagegen  der  Proläpsus  die  Form  eines  Hügels  (also 
relativ  breite  Basis)  hat,  so  darf  man  erwarten,  dass  er  durch  Binde- 
gewebsentwicklung  an  seiner  Oberfläche  allmälig  überzogen,  eingeschnürt 
und  endlich  fest  zurückgehalten  werde.  Vermag  aber  das  Narbengewebe 
den  Proläpsus  nicht  abzuplatten  und  steht  eine  bleibende  Ektasie  zu 
besorgen,  so  ist  zunächst  eine  Abzapfung  des  Kammerwassers  vorzu- 
nehmen, indem  man  mit  einem  flach  durch  die  Blase  geführten  Staar- 
messer  eine  kleine  Bogenwunde  setzt,  hierauf  den  Schutzverband  anlegt 
und  dieses  Verfahren  wiederholt,  bis  die  Bildung  einer  flachen  Narbe 
erreicht  ist.  Sollte  dieses  Verfahren  nicht  verfangen  oder  sollte  mit 
Rücksicht  auf  die  Wiederherstellung  der  Sehfunction  eine  künstliche 
Pupille  oder  wegen  bereits  eingetretener  Drucksteigerung  die  Iridektomie 
angezeigt  erscheinen,  so  werde  diese  nicht  weiter  verschoben. 


176  Hornhaut. 

e)  Verwundung  mit  Zurücklassung  eines  fremden  Körpers 
in  der  Hornhaut.  Die  Anwesenheit  eines  fremden  Körpers  lässt  sich 
mit  freiem  Auge,  mit  der  Loupe,  mittelst  des  Spiegelnlassens  und 
mittelst  Focalbeleuehtuhg  sicher  nachweisen.  Liehtgefärbte  Körper  werden 
bei  Blickrichtungen,  wobei  die  Pupille  dahinter  zu  stehen  kommt,  leichter 
wahrgenommen,  dunkle  dagegen  eher  vor  einer  lichtfarbigen  Iris;  durch- 
sichtige brechen  das  Licht  anders  und  verrathen  die  Einbruchspforte 
durch  irgend  eine  Unebenheit  an  der  verletzten  Oberfläche  der  Cornea. 
Wenn  jedoch  bereits  entzündliche  Keaction  eingetreten  ist,  z.  B.  um 
ein  Körnchen  Marmor,  so  kann  es  schwierig  sein,  zu  entscheiden,  ob 
die  trübe  Masse  noch  einen  fremden  Körper  berge.  Man  muss  zunächst 
durch  genaue  Besichtigung  bei  seitlicher  (focaler)  Beleuchtung  zu  be- 
stimmen suchen,  was.  wie  tief  und  in  welcher  Richtung  es  eingedrungen 
sei.  Wenn  hie  und  da  einmal  die  Hälfte  einer  Samenhülse  oder  die 
braunschwarze  Decke  eines  Insektenflügels  auf  der  Cornea  für  eine 
Pustel  oder  für  einen  Irisvorfall,  oder  umgekehrt,  wenn  ein  Irisvorfall 
für  den  noch  in  der  Cornea  haftenden  fremden  Körper  nach  einer  Ver- 
letzung gehalten  worden  ist  —  wovon  Beispiele  vorliegen  — ,  so  war 
die  Untersuchung  jedenfalls  eine  sehr  mangelhafte  gewesen. 

Nur  Schiesspulver  (Holzkohle)  und  mitunter  kleine  Kalktheilchen 
oder  winzige  Metallplättehen  können  in  der  Hornhaut  sitzen  bleiben, 
ohne  Eiterung  zu  erregen.  In  allen  anderen  Fällen  ist  die  Entfernung 
dringend  angezeigt,  weil  mau  nicht  wissen  kann,  wie  weit  die  Eiterung 
in  der  Cornea  gedeihen  werde,  welche  im  günstigsten  Falle  zur  Aus- 
stossung,  jedoch  mit  Hinterlassung  einer  mehr  weniger  ausgebreiteten 
und  intensiven  Trübung,  aber  auch  zum  Hornhautdurchbruch  und  dessen 
Polgen  oder  zu  consecutiver  Entzündung  der  Iris,  wohl  auch  des  Corpus 
ciliare  und  zu  Eiteransammlung  in  der  Kammer,  selbst  im  Glaskörper 
(eitrige  Kyklitis,  PanOphthalmitis)  führen  kann. 

Bei  Kindern  und  selbst  bei  Erwachsenen  kann  zur  Entfernung 
des  fremden  Körpers  die  Narkosis  nöthig  werden,  wenigstens  bei 
tiefem  Sitze  desselben.  Solche  Augen  sind  durchschnittlich  sehr  empfind- 
lich gegen  das  Tageslicht,  besonders  wenn  bereits  Versuche  zur  Ent- 
fernung gemacht  wurden,  wenn  bereits  starke  Ciliarinjeetion  oder  gar 
schon  Iritis  dazu  getreten  ist.  Deshalb  ist  es  nützlich,  für  Verschluss 
des  zweiten  Auges  zu  sorgen  und  den  Verletzten  so  zu  setzen  oder  zu 
lauem,  dass  das  Licht  nur  seitlich  und  nur  von  einem  Fenster  her 
einfalle,  dass  aber  auch  der  Glauz  des  Spiegelbildes  den  Operateur  nicht 
blende.  Kopf  und  Lider  werden  von  einem  Assistenten  rixirt:  in  Er- 
manglung   eines    solchen    kann    man   verständige  Individuen    auf  einen 


WH*  fczungen,  177 

Sesse]  mit  hoher  Lehne  setzen  und  mit  der  nicht  operirenden  Hand 
das  Andrücken  dos  Kopfes  an  die  Lehne,  allenfalls  auch  das  Aufwärts- 
tixiren  dos  oberen  Lides  (mittelst  des  Daumens)  übernehmen.  Auch  kann 
das  Fixiren  des  Kopfes  von  einem  Laien,  das  Fixiren  der  Lider  mittelst 
eines  Sperr elevateurs  und  das  Fixiren  des  Bulbus  mit  einer  Fixations- 
pincette  besorgt  werden.  Wenn  man  das  Fixiren  des  oberen  Lides  mit 
dem  Daumen  der  einen  Hand  besorgt,  kann  man  das  Ausweichen  der 
Cornea  nach  oben  oft  dadurch  verhindern,  dass  man  das  untere  Lid 
mittelst  des  Ringfingers  der  operirenden  Hand  ab-  und  rückwärts  drängt, 
während  Daumen ,  Mittel-  und  Zeigefinger  das  Instrument  führen. 
Manche  finden  es  bequemer,  sieh  hinter  den  auf  einem  niederen  Stuhle 
sitzenden  Patienten  zu  stellen,  den  Kopf  desselben  gegen  ihre  Magen- 
grube anzudrücken  und  dann  kopfüber  zu  operiren.  Das  Fixiren  der 
Lider  und  das  Verhindern  des  Ausweicheus  der  Cornea  nach  oben  kann 
dann  meistens  mit  der  anderen  Hand  bewerkstelligt  werden.  Die  Ent- 
fernung bei  künstlicher  Focalbeleuchtung  empfiehlt  sich  bei  Körpern, 
welche  vermöge  ihrer  Kleinheit  oder  Farblosigkeit  bei  Tageslicht  kaum 
gesehen  werden  können. 

I  i  der  fremde  Körper  nur  ein  kleiner  Metall- oder  Steinsplitter, 
so  dürfte  eine  gerade,  lancettförmige  Staarnadel  das  geeignetste  Instru- 
ment sein,  ihn  herauszugraben  und  sodann  auch  den  etwa  zurückgeblie- 
benen Beschlag  der  Grube  wie  eine  Schale  auszulösen  oder  abzuschaben. 
Andere  bedienen  sich  dazu  einer  hohlmeisselartig  geformten  Nadel  '). 
Reicht  ein  etwas  compacter  Körper  tiefer,  so  muss  man  gleich  anfangs 
vom  Rande  her  unter  (hinter)  denselben  zu  gelangen  suchen  und  zu 
diesem  Zwecke  allenfalls  mit  der  Nadel  oder  mit  einem  Staarmesser 
einen  Schnitt  führen,  welcher  diesen  Zweck  zu  fördern  geeignet  ist. 

Nach  vollständiger  Beseitigung  des  Fremdkörpers  gehen  die  Zu- 
fälle (Schmerz.  Lichtscheu,  Ciliarinjection)  bald  zurück  und  der  Verletzte 
bedarf  oft  keiner  weiteren  Schonung;  wenn  er  aber  erst  mehrere  Tage 
nach  dem  Unfälle  sich  vorstellt  oder  wenn  der  Körper  tiefer  einge- 
drungen war,  so  findet  man  meistens  Iritis  ausgesprochen  oder  im 
Anzüge  (Farbenveränderung  der  Iris,  Engheit  der  Pupille)-,  dann  ist 
mindestens  Atropin  und   1 — 2tägige  Ueberwachung    des   Auges    nöthig. 


')  Gewöhnlich  gerathen  kleine  Partikelchen  von  Eisen ,  welche  heim 
Bearbeiten  dieses  Metalles  abgesprengt  werden,  glühend  (als  Funken)  an  die  Cor- 
nea und  brennen  sich  in  dieselbe  ein.  Nach  ihrer  Entfernung  bleibt  gewöhnlich 
der  Brandschorf  als  rostbraune^Schale  zurück  und  muss  gleichfalls  entfernt  werden, 
wenn  man  will,  dass  das  Auge  wieder  bald  zur  Buhe  komme. 

v.  Arlt.  Kiankh.  des  Auges.  12 


1  7  S  Hornhaut. 

Bei  grösserem  Substanzverluste  (nach  dem  Herausgraben)  oder  bei 
bereits  vorhandener  Gesell würsbildimg  ist  nebst  Atropin  noch  Schutz- 
verband  und  Enthaltung  von  der  Arbeit  das  Nächstangezeigte. 

Ist  der  fremde  Körper  grösser  und  lang  oder  platt  (Metall, 
Stein,  Holz  u.  dgl.),  und  hat  man  durch  die  Focalbeleuchtung  ermit- 
telt, wie  schräg  oder  steil  und  wie  tief  er  die  Cornea  durchstreicht  und 
überdies,  ob  er  bis  in  die  Kammer  eingedrungen  und  ob  ein  Theil 
desselben  vor  der  Cornea  zu  Tage  liegt,  so  sind  diese  Momente  und 
die  physikalischen  Eigenschaften  des  Körpers  massgebend  für  die  En- 
cheiresen,  welche  man  in  dem  vorliegenden  Falle  zu  wählen  hat.  Hier 
ist  in  der  Regel  die  Narkosis  angezeigt  und  muss  wenigstens  ein  geüb- 
ter Assistent  zur  Hand  sein. 

Ist  der  Körper  mehr  schräg  eingedrungen,  etwa  wie  ein  Holz- 
splitter unter  den  Nagel  eines  Fingers,  und  lässt  sich  nicht  erwarten, 
dass  man  ihn,  wenn  er  noch  theilweise  zu  Tage  liegt,  mit  einer  star- 
ken gerieften  Pincette  fassen  und  ausziehen  könne,  so  spalte  man  die 
ihn  bedeckende  Hornhautsehicht  mit  einein  Staar-  oder  Lanzenmesser, 
mitten  davor  oder  längs  eines  Randes  des  Körpers,  um  ihn  sicher  fassen 
zu  können.  Bei  mehr  steil  eingedrungenen,  harten  länglichen  oder 
platten  Körpern,  welche  gar  nicht  oder  nur  so  weit  zu  Tage  liegen, 
dass  man  sie  nur  mit  Gefahr  weiteren  Hineindrängens  fassen  kann, 
habe  ich  durch  eine  seitwärts  angebrachte  Hornhautöffnung  den  DavieF- 
schen  Löffel  hinter  den  Körper  in  die  Kammer  gebracht  und  damit 
denselben  auswärts  gedrängt  oder  doch  so  gestützt,  dass  ich  ihn  dann 
fassen  konnte.  Des  mar  res  hat  sich  zum  Einstechen  und  zum  Stützen 
(des  Fremdkörpers  von  hinten  her)  seiner  Paracentesenuadel  bedient. 
-  Bei  einem  senkrecht  bis  durch  die  Descemeti  eingedrungenen  Stachel 
(von  der  Schale  einer  an  das  Auge  geworfenen  Kastanie)  liess  ich 
meinen  Assistenten  einen  Schnitt  mit  vorwärts  gerichteter  Schneide 
des  Graefe'schen  Staarmessers  so  knapp  am  Stachel  vorbeiführen,  dass 
jetzt  derselbe  an  seinem  kaum  merklich  über  die  Oberfläche  der  Cornea 
hervorragenden  Ende  gefasst  und  ohne  Kraftanwendung  ausgezogen 
werden  konnte.  Der  Stachel  war  über  acht  Tage  in  der  Cornea  geses- 
sen, ohne  Entzündung  zu  erregen. 

Es  kann  auch  sein,  dass  man,  wenn  sich  der  in  die  Kammer 
hineinragende  Körper  voraussichtlich  nicht  durch  die  Einbruchs- 
öffnung  würde  zurückdrängen  oder  ausziehen  lassen,  durch  eine  fan 
anderer  Stelle  angebrachte  Wunde  mit  einer  Pincette  in  die  Kammer 
eingehen  muss,  wobei  freilich  Iris  und  Kapsel  leicht  beschädigt  werden 
können.  Bei  dieser  Function  soll  der  Abfluss  des  Kammerwassers  nach 


Verletzungen.  179 

Möglichkeit  verhütet  wurden  (durch  Vermeidung  jedes  Druckes  auf  »Ins 
Auge  und  jeder  Drehung  der  Lanze  beim  Zurückziehen),  damit  man 
leichter  mit  der  Pincette  bis  zum  Fremdkörper  vordringen  könne  (als 
wenn  die  Iris  seilen  vorher  an  die  Cornea  angedrängt  ist). 

f)  Nach  Verbrühung  des  Auges  sieht  man  an  der  Hornhaut 
entweder  blosse  Trübung  oder  Abstossung  i\r^.  Epithels,  meistens  ohne 
förmliche  Blasenbildung,  oder  eine  halbdurchsichtige,  eine  perlgraue, 
eine  gesättigt  weisse  Trübung  der  Cornealsubstanz  (wie  geronnenes 
Eiweiss),  oder  die  Oberfläche  der  intensiv  getrübten  Cornea  gelb  und 
zugleich  runzlig.  Die  sehr  bald  auftretenden  Reactionserscheinungen 
(Ciliarinjection,  Röthe  und  Schwellung  der  Conjunctiva,  Schmerzen, 
Lichtscheu  und  Thränenfluss)  verhalten  sich,  auch  wenn  blos  die  Cor- 
nea getroffen  wurde,  verschieden,  sind  jedoch  durchschnittlich  der  Inten- 
sität der  Verbrühung  proportionirt.  Trockenheit  der  getrübten  Partie 
und  geringere  (aufgehobene)  Empfindlichkeit  der  Cornea  sind  als  omi- 
nöse Symptome  anzusehen. 

Von  den  chemisch  wirkenden  Substanzen  sind  in  erster 
Reihe  der  frisch  gelöschte  Aetzkalk,  in  specie  der  mit  Sand  vermischte 
(Mörtel)  und  die  Schwefelsäure  zu  nennen.  Die  deletären  AYirkungen 
der  Säuren  erstrecken  sich  fast  ohne  Ausnahme  zugleich  auf  die  Lider, 
während  die  des  Mörtels  sich  meistens  auf  den  Bindehautsack  und  die 
Cornea  beschränken.  Mitunter  sieht  man  auch  eine  Anätzung  der  Cor- 
nea nach  widersinnigem  Einstreuen  von  Calomelpulver.  Höllenstein, 
Asche  und  andere  ätzende  Substanzen  wurden  wohl  auch  absichtlich 
(zur  Selbstverstümmlung)  angewendet.  Wo  nicht  etwa  die  Absicht  vor- 
liegt, den  Arzt  irrezuleiten,  ist  die  Diagnosis  durch  die  anamnestischen 
Angaben  sehr  erleichtert,  zumal  wenn  man  die  ohne  Verletzung  auf- 
tretenden Eutzüudungsformen  bereits  durch  eigene  Anschauung'  kennen 
gelernt  hat. 

Die  Folgen  einer  Verbrühung  oder  Aetzung  können  sehr  leicht 
und  transitorisch ,  alter  auch  sehr  schwer  und  irreparabel  sein.  Ist  es 
in  den  ersten  Tagen  blos  zur  Abstossung  des  Epithels  und  allenfalls 
auch  zu  hauchartiger  Trübung  der  Cornea  gekommen,  so  darf  man 
auf  Wiederkehr  der  Integrität  der  Cornea  rechnen.  Die  Restitution 
des  Epithels  beginnt  vom  Rande  her,  schreitet  gegen  das  Centrum 
vor  und  ist  längstens  in  8 — 14  Tagen  vollendet.  Ist  die  Cornea  durch- 
aus oder  in  einer  grösseren  Partie  höchstens  perlgrau,  demnach  stark 
durchscheinend  und  dabei  nicht  unempfindlich,  so  darf  man  auf  Wie- 
derkehr der  Durchsichtigkeit  rechnen,  wenigstens  an  der  so  beschaf- 
fenen    Partie.     Stellen ,     welche     wie    gesottenes     Eiweiss     aussehen, 

12  * 


180  Hornhaut. 

dabei  wohl  auch  trocken  und  unempfindlich  erscheinen,  verfallen  all- 
mäliger  Schrumpfung  oder,  gleich  den  schmutziggelben  runzligen 
Partien,  brandigem  Absterben  und  rascher  oder  langsamer  Elimination 
durch  Eiterung.  Die  Cornea  wird  aber,  da  sich  die  Verbrühung  oder 
Aetzung  meistens  nicht  auf  sie  allein  beschränkt,  nicht  blos  auf  die 
genannte  Weise  bedroht,  sie  kann  auch  mit  einer  angrenzenden  wunden 
Partie  der  Conjunctiva  bulbi  oder  mit  einem,  selbst  mit  beiden  Lidern 
verwachsen  und  es  kann  ganz  unmöglich  sein,  solcher  Verwachsung  vor- 
zubeugen. Vergl.  Verletzungen  der  Bindehaut,  wo  auch  das  Wichtigste 
über  die  Behandlung  angegeben  wurde,  und  Flügelfell. 

B.  Niclatentzüraclliclie  Horn.liautkraxikb.eiten. 

IV.   Trübungen  der  Hornhaut  '). 

Als  Trübung  der  Hornhaut  bezeichnen  wir  im  Allgemeinen 
einen  Zustand,  bei  welchem  die  Durchsichtigkeit  derselben  in  mehr 
weniger  beträchtlicher  In-  und  Extensität  beeinträchtigt  ist,  jedoch 
keine  Zeichen  noch  bestehender  Entzündung  der  Cornea  vorhanden  sind. 
Die  transitorische  Trübung  der  Hornhaut  bei  entzündlichen  Glaukoman- 
fällen so  wie  die  mitunter  zu  Verschwärung  führende  eigentümliche 
Cornealveränderung  bei  Glaucoma  absolutum  (im  degenerativen  Stadium) 
wird  bei  den  Krankheiten  der  Chorioidea  zur  Sprache  kommen.  Das 
nähere  Verständniss  der  hieher  gehörenden  Zustände  kann  erst  durch 
die  Betrachtung  des  Vorkommens  und  der  Entstehung  derselben  gewon- 
nen werden. 

1.  Die  angeborene  Hornhauttrübung,  welche  nicht  als  Folge 
von  Keratitis  in  foetu,  sondern  als  totaler  oder  partieller  Fortbestand 
des  fötalen  trüben  Zustandes  der  Cornea  zu  betrachten  ist,  kann  an 
einem  sonst  gut  ausgebildeten  Auge  vorkommen,  was  zu  den  Selten- 
heiten gehört,  oder  vereint  mit  Mikrophthalmus  (Colobom  im  Uveal- 
tractus).  Schön3)  beschreibt  einige  Fälle,  von  welchen  besonders  die  von 
Ferra  interessant  sind,  da  derselbe  bei  neugeborenen  Kindern,  drei 
Geschwistern,  „eine  sonderbare  Undurchsichtigkeit  der  Hornhaut  beob- 
achtete, welche  nach  und  nach  vom  äusseren  Winkel  her  von  selbst 
verschwand. •'     Der    eben    daselbst    erzählte    Fall    von  Kies  er  erinnert 


')  Obwuhl  unter  diesem  Namen  sehr  verschiedene  Zustände  zu  verstehen 
sind,  welche  eigentlich  in  verschiedene  Capitel  gehören,  dürfte  doch  eine  gemeinschaft- 
liche und  übersichtliche  Besprechung  derselben  ihr  Studium  wesentlich  erleichtern. 

2)  Pathologische  Anatomie  des  Auges,  Hamburg  1828,  pag.  67. 


Trübungen.  181 

durch  die  rhomboidale  Form  der  Bornhautbasis  an  eine  von  mir  ')  beob- 
achtete Trübung  beider  Hornhäute  und  gewinnt  dadurch  an  Bedeutung, 
dass  die  Mutter  »Irs  Kranken  an  einem  ähnlichen  Bildungsfehler,  jedoch 
in  viel  geringerem  Grade  auf  beiden  Augen  gelitten  haben  soll.  Macla- 
gan  beschreibt  in  der  London  medical  Gazette  (Juli  184(3)  einen  Fall, 
wo  bei  einem  Neugeborenen  die  linke  Hornhaut  ganz,  die  rechte 
blos  in  den  zwei  unteren  Dritteln  undurchsichtig  war;  einige  Wochen 
nachher  hellte  sich  die  rechte,  drei  Monate  nach  der  Untersuchung 
auch  die  linke  Hornhaut  von  oben  her  auf,  und  zwar  von  selbst.  Sechs 
Monate  nach  der  Geburt  war  am  rechten  Auge  nur  noch  ein  sehr 
kleiner  Fleck  übrig  und  die  obere  Partie  der  linken  so  durchsichtig, 
dass  das  Kind  die  Pupille  den  Objecten  gerade  gegenüber  stellen  konnte, 
um  sie  zu  sehen.  Man    wird    demnach  bei  nicht  totaler  oder  doch 

nicht  zu  intensiver  Trübung  dieser  Art  so  lange,  als  das  Auge  noch  im 
Wachsen  begriffen  ist,  auf  allmälige  spontane  Aufhellung  rechnen  dürfen. 
2.  Der  G reisenbogen,  Arcus  senilis  s.  Gerontoxon,  nimmt  die 
periphere  Zone  der  Cornea  in  Form  eines  lichtgrauen  Bogens  oder 
ovalen  Reifens  ein.  Die  an  der  Oberfläche  vollkommen  glatte  Trübung 
ist  gegen  den  Limbus  hin  intensiver,  scharf  begrenzt  und  von  dem 
Limbus  durch  einen  schmalen  durchsichtigen  Streifen  getrennt,  an  der 
coneaven  Seite  verliert  sie  sich  allmälig  in  das  durchsichtige  mittlere 
Areal,  welches  auch  nach  Jahre  langem  Bestände  nicht  in  die  Trübung 
einbezogen  wird.  Der  trübe  Bogen  tritt  immer  zunächst  oben,  dann 
erst  unten  auf.  Die  Trübung  wird  wie  Cauton,  Strube  und  His 2) 
nachgewiesen  haben,  durch  Anhäufung  von  Fettkörnchen  im  Parenchym 
bewirkt;  sie  wird  aber  allem  Anscheine  nach  durch  senile  Schrumpfung 
des  Corneoskleralfalzes  verursacht.  Schon  die  regelmässige  Form  deutet 
auf  eine  mechanische  Ursache.  Der  Corneoskleralfalz  ist  bei  Erwachsenen 
jederzeit  oben  breiter  als  unten,  und  auch  hier  breiter  als  zu  beiden 
Seiten.  Daher  erscheint  das  Gerontoxon  zunächst  oben,  dann  unten, 
und  wenn  sich  die  Menisken  erreicht  haben,  nicht  kreisrund,  sondern 
oval.  In  weit  vorgeschrittenen  Fällen  kann  man  sehr  leicht  rings  um 
den  peripheren  Rand  des  Gerontoxon  eine  Art  Einschnürung  constatiren; 
bis  zum  scharf  abgesetzten  Rande  des  Gerontoxon  ist  die  Wölbung  der 
Cornea  unverändert,  dann  fällt  der  Corneoskleralbord  steil  gegen  die  wie 
gewöhnlich  gewölbte  Sklera  ab.  Das  Gerontoxon  lässt  sich  von  Narben 
nach  randständigen  Geschwüren,    welche    auch  bei  jugendlichen  Indivi- 


l)  Arlt,  Krankheiten.  Prag,  1851  L,  pag.  253. 

')  His.  Beiträge  zur  Anatomie  der  Cornea.  Basel   1856,  pag.   137. 


182  Hornhaut. 

diiGii  vorkommen  können,  nach  den  genannten  Merkmalen  leicht  unter- 
scheiden. 

3.  Die  gürtelförmige  Hornhauttrübung1)  charakterisirt  sich 
durch  ein  feinpunktirtes  Aussehen  und  durch  das  Beschränktsein  auf 
eine  2—4  Mm.  breite  Zone,  welche  bei  etwas  gesenkter  Blickebene  und 
halb  geöffneter  Lidspalte  sichtbar  sein  würde,  demnach  quer  über  die 
Cornea  streicht  und  von  der  unteren  Hornhauthälfte  etwas  mehr  ein- 
nimmt als  von  der  oberen.  Die  Trübung  kann  die  genannte  Zone  voll- 
ständig (von  der  Nasen-  zur  Schläfenseite)  einnehmen,  oder  nur  die 
beiden  Seitentheile  oder  vorzugsweise  die  Mitte;  aber  in  jedem  Falle 
findet  man  den  oberen  und  unteren  Band  der  getrübten  Partie  oder 
doch  den  einen,  wenn  gleich  hie  und  da  unterbrochen,  scharf  ab- 
gegrenzt, so  dass  man  sich  diese  scharf  begrenzten  Stellen  nur  durch 
eiue  gerade  Linie  verbunden  zu  denken  braucht,  um  die  Form  eines 
mehr  weniger  breiten  trüben  Gürtels  zu  erhalten.  —  Die  hieher  gehö- 
renden Fälle  müssen  sowohl  nach  der  Form  als  nach  dem  Vorkommen 
uud  ihrer  klinischen  Bedeutung  in  zwei  Reihen  geschieden  werden. 

a)  In  die  eine  Reihe  gehören  die  Fälle,  wo  die  gürtelförmige 
Trübung  an  Augen  vorkommt,  welche  in  Folge  von  Entzündung  im 
Uvealtractus  (meistens  Iridokyklitis  nach  verschiedenen  Ursachen  z.  B. 
einer  Verletzung)  bereits  geschrumpft  oder  auf  dem  Wege  all- 
mäliger  Schrumpfung  begriffen  sind,  aber  noch  eiue  durchsichtige, 
wenn  auch  vielleicht  kleinere  und  stärker  gewölbte  Cornea  besitzen. 
Die  Trübung  ist  hier  lichtgrau,  entweder  durchaus  feinkörnig  oder  mit 
grösseren  und  saturirteren  weissen  Punkten  durchsetzt,  welche  wie  Fett 
oder  wie  Kalk  aussehen.  Die  Oberfläche  kann  glatt  und  glänzend  aus- 
sehen, ist  aber  nicht  selten  matt;  sie  erhält  oft  durch  kleine  Hügelchen 
ein  chagrinirtes  Aussehen.  In  manchen  Fällen  ist  der  Gürtel  an  der 
Nasenseite  etwas  breiter  und  reicht  hier  bis  in  den  Limbus.  Die  Trü- 
bung entwickelt  sich  allmälig  und  ohne  merkliche  Entzündungszufiille. 
Das  Lebensalter  scheint  keinen  Eiufluss  zu  haben.  Der  Zustand  kommt 
auch  bei  jugendlichen  Individuen  vollständig  ausgebildet  vor.  Ich  sah 
ihn  bei  einem  Frauenzimmer  von  25  Jahren,  welche  auf  beiden  Augen 
nach  chronischer  Iridokyklitis  cataraetös  geworden  war  und  durch  die 
Extraction  (mit  Lappenbildung  nach  unten)  ein  den  dioptrischen  Ver- 
hältnissen   entsprechend    gutes    Sehvermögen    erlangte.   Goldzieher '-) 


')  Ich  ziehe  diese  seit  vielen  Jahren  von  mir  gewählte  Bezeichnung  der  von 
A.  v.  Graefe1)  eingeführten  „bandförmig"  vor,  weil  auch  andere  Trübungen,  na- 
mentlich die  nach  den  Gefässbändchen  zurückbleibenden  bandförmig  erscheinen. 

3)  Archiv  für  Ophth.  XV.  c,  pag.  139. 


Trübungen.  183 

fand  in  einem  von  (>.  Becker  enucleirten  Bulbus  „mächtige  Col- 
loidhaufen,  welche  in  den  verschiedensten  Gestaltungen  in  den  ober- 
sten Schichten  der  Hornhaut  angesammelt  lagen,  hie  und  da  bis  an 
die  Oberfläche  vordrangen,  woselbst  das  Epithel  verdrängt  war,  wäh- 
rend  es  an  anderen  »Stellen  mächtig  verdickt  war  und  auch  in  cylin- 
d erförmigen  und  knolligen  Massen  in  die  Tiefe  drang.  Solche  Epi- 
thelzapfen befanden  sieh  gewöhnlich  in  dem  Zustande  hyaliner  Ent- 
artung. In  den  mittleren  Schichten  der  Hornhaut  hörte  die  Colloidbil- 
dung  auf,  jedoch  fanden  sich  noch  eigentümlich  geschlängelte  lange 
Bänder  vor,  aus  einer  feinkörnigen,  stark  lichtbrechenden,  fettig  aussehen- 
den Masse  bestehend.  Diese  Massen  wurden  mit  starken  Säuren,  na- 
mentlich concentrirter  Essigsäure,  sodann  mit  A etiler  behandelt,  ohne 
dass  sie  ihr  Aussehen  veränderten.*  Diesen  Fall  rechne  ich  zu  den 
Füllen  der  ersten  Eeihe. 

b)  Die  Fälle  der  2.  Reihe  gehören  unter  die  ophthalniologischen 
Seltenheiten.  Die  betroffenen  Individuen  standen  fast  ausnahmslos  im 
Greisen  alter  und  die  meisten  wurden  auf  beiden  Augen  (manche  erst 
nach  mehrjähriger  Zwischenzeit)  ergriffen.  Die  Trübung  wurde  zumeist 
in  Augen  vorgefunden,  welche  weder  früher  noch  zur  Zeit  der 
Vorstellung  (wegen  Sehstörung)  Zeichen  innerer  Erkrankung  dar- 
boten, in  einigen  war  wohl  Entzündung  im  Uvealtractus,  doch  ohne 
erhebliche  Schädigung  der  Form  und  der  Function  des  Auges,  früher 
vorhanden  gewesen.  —  Die  Trübung  zeigt  nicht  nur  anfangs  sondern 
auch  in  den  weiter  vorgeschrittenen  Fällen  eine  ins  Graugelbe  oder 
Graubraune  spielende  Farbe,  ein  feinkörniges  Aussehen  und  eine 
glatte  Oberfläche  (selten  etwas  matt,  noch  seltener  ein  wenig  höckerig). 
Unter  der  Loupe  sieht  man  sie  aus  dicht  aneinander  gedrängten  licht- 
grauen und  einzelnen  schwarzen  (dunklen)  Punkten  zusammengesetzt; 
weisse  Punkte  oder  Flecke  scheinen  erst  später  aufzutreten.  Nach 
Nettleship2)  beginnt  die  Trübung  manchmal  in  der  Mitte  (der  ge- 
nannten Zone),  manchmal  an  einem  oder  an  beiden  Enden.  In  ersterem 
Falle  breitet  sie  sich  nach  beiden  Seiten  aus  und  bleibt  im  Centrum  am 
intensivsten,  während  sie  gegen  die  Enden  hin  schmäler  und  minder 
intensiv  erscheint.  Wenn  die  Flecke  au  den  Seiten  anfangen,  so  nähern 
sie  sich  einander  und  lassen  oft  noch  lange  Zeit  eine  Lücke  im  Centrum 
frei,  besonders  nach  oben.  A.  von  Graefe"),  welchem  die  älteren  Beob- 


')  Centralblatt  für  Augenheilkunde  von  Hirschberg,  Jänner   1879. 
-)  Knapp   und  Hir  schberg.  Archiv  f.  Augenheilkunde  IX,  b.  nach  einem 
im  April  1879  in   der  Medico-Chirurgical  Society  zu  London   gehaltenen  Vortrage. 
M  Archiv  für  Ophthalmologie  XV.  c.  p.  139. 


184  Hornhaut. 

acMungen  von  Dixon,  Bownian  imd  Walton  entgangen  zu  sein 
scheinen,  obwohl  sie  auch  in  Makenzi.e's  Maladies  de  l'oeil1)  angeführt 
sind,  hat  den  Verlauf  der  Krankheit,  wenn  die  Trübung  von  der  Nasen- 
und  Schläfenseite  ausgeht,  in  meisterhafter  Weise  geschildert.  Ich  habe 
sie  in  einem  Stadium,  wo  die  Trübung  beim  blossen  Anblicke  mit  freiem 
Auge  noch  nicht  auffiel,  bei  einer  49  Jahre  alten  Frau  bemerkt,  als 
das  Auge,  welches  au  hinteren  Synechien  litt,  bei  focaler  Beleuchtung 
untersucht  wurde.  „Wenn  die  Patienten  wegen  Blendung  oder  wegen 
Abnahme  der  Sehschärfe  ärztliche  Hilfe  suchen,  so  findet  man  neben 
vermehrter  Reizbarkeit  gegen  Licht  eine  eigenthümliche  Mattigkeit  der 
Cornea,  sowohl  gegen  den  medialen  als  temporalen  Rand  in  der  Form 
zweier,  nach  dem  Hornhautcentrum  hiu  unvollkommen  geschlossener 
rechteckiger  Partien,  deren  obere  und  untere  Ränder  sich  derart  ent- 
sprechen, dass  man  sie  nur  durch  den  mittleren  Hornhautbezirk  ver- 
längert zu  denken  braucht,  um  eine  transversale  bandförmige  Trübungs- 
figur  zu  erhalten."  „Die  Inteusität,  am  stärksten  gegen  die  austossende 
Hornhautgreuze.  sodann  gegen  den  oberen  und  unteren  Trübungsrand, 
nimmt  gegen  das  Hornhautcentrum  hin  ab  und  geht  hier  allmälig  in 
transparente  Hornhaut  über.  Die  Epithelialfläche  ist  meist  glatt."  „„Ganz 
allmälig  nimmt  die  Saturation  zu  und  es  wachsen  sich  die  beiden 
Trübungsstellen  entgegen.  Obwohl  die  Trübung  auch  dann  noch  gegen 
die  Räuder  hin  „(oben,  unten,  nächst  dem  Hornhautraude)"  am  inten- 
sivsten zu  sein  pflegt,  so  wird  doch  die  Sättigung  mehr  und  mehr 
gleichmässig.""  Aus  Grae fe*s  colorirten  Abbildungen  ersieht  man,  was 
Nettleship  besonders  hervorhebt,  dass  zwischen  der  Trübung. und  dem 
Corneoskleralfalze  ein  schmaler  Streifen  (wie  beim  Arcus  senilis)  frei 
bleibt,  dass  ein«elne  Körneraggregate  oben  oder  unten  wohl  auch  über 
die  Gürtelzone  hinausgreifen  können,  und  dass  die  Breite  der  Zone  (der 
Höhendurchmesser  des  theihveise  oder  durchaus  getrübten  Gürtels)  schon 
in  früheren  Stadien  dieser  Affection  auffallend  gross  ist.  Der  untere  Rand 
entspricht  durchschnittlich  dem  freien  Rande  des  unteren  Lides  bei 
massig  gesenkter  Blickebene.  (VergL  Pteryg.  und  Pinguecula.) 

Abgesehen  von  der  kleinen  Differenz  zwischen  den  Angaben  von 
Graefe  und  den  Beobachtern  in  England,  dass  die  Trübung  auch  vom 
Centrum  ausgehen  und  nach  den  Enden  hin  schmäler  und  minder  intensiv 
erscheinen  könne,  gehen  nur  die  Ansichten  besonders  bezüglich  der 
Prognose  und  der  Therapie  wesentlich  auseinander.  Während  Graefe 


')  Makenzie  Maladies  de  l'oeil.    trad.    par  Warlomont  et  Testelin,   Bruxelles 
1857,  II.  pag.    154. 


Trübungen.  185 

behauptet,  die  von  ihm  geschilderte  Eornhautaffection  könne  an  und 
für  sich  den  Anstoss  zu  Drucksteigerung  (Glaukom)  oder  zu  Iritis  mit 
nachfolgender  Drucksteigerung  (Secundärglaukom)  geben,  daher  man 
schon  frühzeitig  eine  ausgiebige  [ridektomie  vornehmen  solle,  betrachten 
die  Engländer  diese  Cornealaffectiou  als  ein  für  den  Uvealtractus  nicht 
gefährliches  Leiden  und  empfehlen  die  bereits  1848  von  Dixon,  1849 
von  Bowman  mit  günstigem  und  bleibendem  Erfolge  geübte  Abrasio 
corneat*,  und  sie  beobachteten  weder  in  den  nicht  operirten  noch  in 
deu  operirten  Augen  den  Ausbruch  von  Glaukom,  trotzdem  die  Beob- 
achtung solcher  Augen  lauge  (mitunter  viele  Jahre)  fortgesetzt  wurde. 
Dixon  stiess,  nachdem  er  das  Epithel  vom  Centrum  vorsichtig  abge- 
kratzt hatte,  auf  eiue  dünne  Lage  einer  harten  Substanz,  welche  mit 
dem  Hornhautgewebe  vereint  war  und  nur  in  kleinen  Schollen  abge- 
tragen werden  konnte,  worauf  die  darunter  befindliche  Cornealsubstanz 
ganz  rein  erschien.  Der  Schmerz  stillte  sich  bald  nach  dem  Einträufeln 
von  Ricinusöl,  und  schon  nach  14  Tagen  war  die  wunde  Stelle  mit 
Epithel  überzogen  und  vollkommen  durchsichtig.  Die  abgetragene  Schicht 
enthielt  kohlensauren  Kalk  und  phosphorsauren  Kalk  und  Magnesia. 
Der  von  Bowmau  Operirte  konnte  mit  dem  linken  Auge  Perlschrift 
lesen.  Dreieinhalb  Jahre  nach  Bowman's  Operation  war  die  aufge- 
klärte Partie  der  Cornea  vollständig  klar  geblieben.  (Med.  Times  and 
Gaz.  1852  B.  II,  pag.  2G4,  nach  Nettleship  1.  c.) 

4.  Dieser  Zustand  ist  nicht  zu  verwechseln  mit  Blei-I  ncrusta- 
tionen.  nach  Anwendung  von  Bleimitteln  bei  Hornhautgeschwüren, 
mit  Kalkablagerungen  in  alten  Hornhautnarben  oder  in  pannösen  Horn- 
häuten (Vgl.  pag.  34).  Nach  Abtragung  derselben  kann  das  Resultat 
bezüglich  des  Sehvermögens  verschieden  sein,  je  nach  der  Tiefe  des 
Sitzes  dieser  Ablagerungen. 

5.  Die  Trübung,  welche  sich  iu  Folge  von  Pannus  durch 
Umwandlung  des  Exsudates  iu  Bindegewebe  (vide  pag.  33)  ent- 
wickelt hat,  lässt  weiter  keine  vollständige  Aufhellung  erwarten.  Durch 
das  Einstreichen  einer  Salbe  aus  0,15—0,25  weissem  Präcipitat  und 
5,00  Ung.  anglic.  alburn  lässt  sich  in  manchen  Fällen  n  >ch  einige  Bes- 
serung erzielen.  Die  Hervorrufung  einer  acuten  Bindehautblennorrhoe 
(pag.  57)  gibt,  nach  den  (wenigen)  Versuchen,  die  ich  damit  gemacht, 
keine  sichere  Aussicht  auf  Beseitigung  dieser  Veränderung. 

6.  Die  Trübung,  welche  durch  einwärts  gewendete  Wimpern 
hervorgerufen  wurde,  lässt  keine  völlige  Aufhellung  mehr  zu,  sobald  sie 
entweder  zu  schwieliger  Epithel  verdickung  (pag.  122)  oder  zu  Trübung 
und  Gefässentwicklung  in  der  Cornea  geführt  hat.    Die  schwielige  Epi- 


186  Hornhaut. 

thelverdickung  präsentirt  sich  so,  als  ob  auf  der  betreffenden  Stelle  ein 
Stückchen  Seidenpapier  (grauweiss  und  matt)  haftete. 

7.  Ueber  die  nach  interstitieller  Keratitis  zurückbleibenden 
Trübungen  wurden  die  prognostischen  Momente  bereits  pag.  112,  dann 
117  und  120  gegeben. 

8.  Dass  nach  jedem  Homhautabscesse  eine  unheilbare  Trübung 
zurückbleibe,  wurde  pag.  165  angeführt. 

9.  Die  Trübungen  nach  Hornhautgeschwüren  sind  die  häufig- 
sten und  mannigfaltigsten  und  erheischen  deshalb  eine  nähere  Bespre- 
chung, obwohl  die  leitenden  Grundsätze  zur  Beurtheilung  ihres  Ver- 
haltens bereits  bei  der  Lehre  von  den  Geschwüren  und  deren  Folgen 
(pag.  131 — 142)  angegeben  wurden. 

Bei  einer  nach  einem  Geschwüre  aufgetretenen  Trübung 
muss  man  zunächst  zu  ermitteln  suchen,  ob  dieselbe  frisch  (seit  relativ 
kurzer  Zeit  bestehend)  oder  alt  sei.  Frische  Trübungen  erscheinen  ge- 
wöhnlich grau,  etwas  matt,  wohl  auch  noch  etwas  flacher;  alte  Trübungen 
erscheinen  spiegelglatt,  durchaus  oder  doch,  wenn  sie  in  der  Mitte  sehr 
saturirt  sind,  an  den  Rändern  bläulichweiss.  Bei  frischen  Trübungen  kann 
man,  wenn  sie  sehr  satutirt  sind  oder  doch  verwaschene  Ränder  zeigen, 
noch  auf  allmälige  Aufhellung  (Verkleinerung)  rechnen,  um  so  mehr, 
wenn  das  Auge  noch  stark  im  Wachsthum  begriffen  ist,  also  ganz  be- 
sonders bei  Neugeborenen.  Je  älter  eine  wenn  auch  vielleicht  nur  bei 
focaler  Beleuchtung  deutlich  erkennbare  Trübung  ist,  desto  wahrschein- 
licher ist  es,  dass  die  überhaupt  mögliche  Aufhellung  bereits  die  äusserste 
Grenze  erreicht  hat.  —  Es  ist  eine  längst  bekannte  Thatsache,  dass  es 
Fälle  gibt,  wo  man  von  einem  vorausgegangenen  Hornhautgeschwüre 
keine  Spur  mehr  aufzufinden  vermag,  und  dass  in  vielen  Fällen  die 
vorgefundene  Trübung  relativ  zur  Tiefe,  besonders  aber  zum  Flächen- 
masse des  vorausgegangenen  Geschwüres  auffallend  gering  ist.  Nach 
Blennorrhoea  neonatorum,  welche  nicht  nur  zu  Durchbrach  der  Cornea 
sondern  auch  zu  Centralkapselstaar  geführt  hat,  kann  die  Cornealtrübung 
selbst  so  geringfügig  sein,  dass  man  sie  leicht  übersehen  kann,  wenn 
man  nicht  die  focale  Beleuchtung  zu  Hilfe  nimmt. 

Diese  Umwandlung  vollzieht  sich  immer  nur  in  Monaten,  in  Jahren, 
und  ohne  jedes  Zeichen  von  Reizung,  während  die  Ausfüllung  der 
Grube  meistens  in  Zeit  einiger  Wochen  oder  Monate  beendet  erscheint. 
Diese  Umwandlung  erfolgt  in  vielen  Fällen  (immer?)  von  selbst,  ohne 
Anwendung  irgend  welcher  Mittel,  besonders  bei  jugendlichen  Individuen. 
Sie  erfolgt  aber  nie  an  Stellen,  welche  nach  Monate  langem  Bestände 
eine   ungenügende   Ausfüllung    (Abschliff)  oder  welche  gleich  nach  der 


Trübungen.  187 

Ueberkleidimg  mit  Epithel  eine  Hervorragung  zeigen,  soi  es  wogen 
excessivor  Bildung  der  Ersatzmasse  und  <\t'*  Epithels,  sei  es  wegen 
Vordrängung  der  Descemet]  (nach  Keratokele,  nach  Keratektasia  ex 
ulcere).  Sie  erfolgt  nie  an  den  Stollen,  wo  die  Descemeti  geborsten 
(oder  durchtrennt  worden)  war,  wo  vorderer  Centralkapselstaar,  vordere 
Synechie  oder  Einheilung  von  Irispigment  in  der  Cornea  auf  vorausge- 
gangenen Durehbruch  hindeuten.  Flecke  mit  scharfer  Begrenzung,  wenn 
auch  von  einem  lichteren  und  verwaschenen  Bande  umgeben,  gestatten 
die  Aussicht  auf  Aufhellung  gar  nicht  oder  höchstens  im  Bereiche  dieser 
Umgehung.  Wenn  sich  in  einer  älteren  Trübung  des  in  Rede  stehenden 
Ursprunges  Punkte  oder  Flecke  zeigen,  welche  wie  Fett-  oder  Kalkab- 
lagerung aussehen,  oder  wenn  sich  darin  ohne  äussere  Veranlassung 
und  ohne  Reizzufalle  Gefassentwicklung  wahrnehmen  lässt,  so  ist  auf 
eine  weitere  Aufhellung  sicher  nicht  mehr  zu  rechnen.  Diese  Momente 
sind  jedenfalls  zu  berücksichtigen,  Wenn  man  ein  Urtheil  über  die  Zu- 
kunft eines  so  geschädigten  Auges  abzugeben  hat. 

Bezüglich  der  Hornhauttrübungen  überhaupt  und  besonders  der 
durch  Geschwüre  herbeigeführten  muss  aber,  wenn  sie  im  Bereiche  der 
Pupille  sitzen  oder  in  dasselbe  hineinreichen,  überdies  deren  Einfluss 
auf  die  Function  des  Auges  wohl  in  Erwägung  gezogen  werden. 
Es  kommt  hier  nicht  blos  die  Ex-  und  Intensität  der  Trübung, 
sondern  auch  die  Wölbung  der  Oberfläche  und  die  Gleich-  oder 
Ungleichartigkeit  der  Lichtbrechung  in  den  verschiedenen 
Lagen  der  Cornea  neben-  und  hintereinander  in  Betracht.  Halten  wir 
uns  gegenwärtig,  dass  zum  Deutlichsehen  eines  Objectes  nicht  nur  die 
Vereinigung  der  von  einem  Punkte  in  das  Auge  gelangenden  Strahlen 
auf  der  Stäbchen-  und  Zapfenschicht  in  einem  Punkte,  sondern  auch 
eine  gewisse  Helligkeit  des  Netzhautbildes  und  ein  gewisser  Unterschied 
in  der  Helligkeit  des  Bildes  und  der  Beleuchtung  der  dasselbe  umge- 
benden Netzhaut  gehört,  so  werden  wir  leicht  begreifen,  in  welcher 
Weise  eine  Trübung  in  dem  genannten  Areal  schaden  kann. 

Wenn  eine  Stelle  intensiv  getrübt  (undurchsichtig)  ist,  so  kann  sie 
von  dem  Lichte,  welches  von  einem  Objecto  zur  Netzhaut  gelangen 
sollte,  so  viel  zurückwerfen,  dass  der  durchdringende  Theil,  selbst 
wenn  er  regelmässig  gebrochen  würde,  nicht  hinreichen  würde,  ein  ge- 
nügend helles  Bild  zu  erzeugen.  Nimmt  eine  undurchsichtige  Trübung 
nur  einen  aliquoten  Theil  des  vor  der  Pupille  gelegenen  Hornhautareales 
ein,  z.  B.  die  Hälfte,  ein  Drittel,  während  der  übrige  Theil  normal  ist, 
so  kann,  richtige  Einstellung  des  dioptrischen  Apparates  vorausgesetzt, 
ein  deutliches  Netzhautbild  entstehen,  dessen  Helligkeit  jedoch  um  jenen 


188  Hornhaut. 

Tlieil  (die  Hälfte,  ein  Drittel)  geringer  ausfallen  wird.  In  solchen  Fällen 
tritt  oft  eine  Art  Correction  allmälig  dadurch  ein,  dass  die  Pupille 
habituell  etwas  grösser  bleibt  (vorausgesetzt,  dass  daneben  nicht  zugleich 
Aulass  zu  Bleudung  —  wovon  später  --  gegeben  ist. 

Wenn  eine  trübe  Stelle  im  Pupillarbereiche  stark  durchscheinend 
oder  halbdurchsichtig  ist,  so  hält  sie  zwar  weniger  Licht  ab,  aber 
von  dem  durchgelasseueu  wird  ein  mehr  weniger  grosser  Theil  diffuu- 
dirt.  Durch  beide  Momente  wird  zunächst  die  Helligkeit  des  Netzhaut- 
bildes beeinträchtigt.  Die  Walirnehmuug  des  Objectes  vermöge  dieses 
Bildes  wird  aber  überdies  dadurch  geschädigt,  dass  durch  das  diffuse 
Licht,  welches  von  der  Trübung  wie  von  einer  mattgeschliffenen  Glas- 
tafel nach  allen  Kegionen  des  Augenhintergrimdes  ausstrahlt,  der  Con- 
trast  des  Netzhautbildes  zur  Beleuchtung  der  dasselbe  umgebenden 
Netzhautpartien  mehr  weniger  abgeschwächt  wird.  Die  Erleuchtung  des 
Augenhintergrundes,  welche  das  Wahrnehmen  des  Objectbildes  erschwert 
und  zugleich  das  bekannte  Gefühl  der  Blendung  hei' vorruft,  erweist  sich 
um  so  mehr  störend,  je  mehr  Licht  von  äusseren  Objecten,  welche  das 
zu  sehende  umgeben,  auf  die  durchscheinende  oder  halbdurchsichtige 
Hornhaut  geworfen  wird. 

"Wenn  wir  bei  focaler  Beleuchtung  mit  künstlichem  Lichte,  allenfalls  einer 
Kerzenflamme,  eine  leichte  Cornealtrübung,  z.  B.  die  Narbe  nach  einer  Keratonyxis, 
deutlich  sehen,  die  wir  bei  hellem  Tageslichte  nicht  sehen  konnten,  so  wird  die 
Wahrnehmung  des  an  sich  sehr  wenig  hellen  Netzhautbildes  offenbar  nur  dadurch 
vermittelt,  dass  der  Augenhintergrund  des  Beobachters  unter  diesen  Verhältnissen 
durchaus  beschattet  ist  und  nur  die  Macula  lutea  Licht  von  der  beleuchteten 
Scheibe  erhält,  in  welcher  jener  trübe  Punkt  der  Cornea  sitzt.  —  Beim  Albino  ist 
die  Beschattung  des  Augenhintergrumh-s  wegen  des  geringeren  Pigmentgehaltes  im 
Uvealtractus  eine  mangelhafte,  daher  besteht  mehr  weniger  Blendung  und  Herab- 
setzung der  Sehschärfe.  Die  zu  wenig  dunkle  Umhüllung  des  Glaskörpers  (Iris,  Ciliar- 
körper)  lässt  eben  mehr  weniger  Lieht  durch  und  verbreitet  es  durch  Diffusion 
über  die  ganze  Netzhaut. 

Halbdurchsichtige,  oft  mit  freiem  Auge  gar  nicht  oder  nur 
bei  focaler  Beleuchtung  sichtbare  Hornhauttrübungen  kön- 
nen die  Sehschärfe  durch  unregelmässige  Brechung  des  durchge- 
lassenen Lichtes  beeinträchtigen,  entweder  wegen  abnormer  Krümmung 
oder  wegen  verschiedeneu  Lichtbrechuugsvermögens  der  Cornea  im 
Bereiche  des  Pupillargebietes.  Wenn  man  an  Cadavern  mit  solchen 
leichten  Hornhautflecken  das  Epithel  abschabt,  so  kommen  nicht  selten 
seichte  Gruben  mit  unebener  Oberfläche  zum  Vorschein,  wo  mau  solche 
nach  dem  Aussehen  der  Oberfläche  gar  nicht  vermuthet  hatte.  In  welcher 
Weise    man    gegebenen  Falles  nachweisen  könne,   dass  unregelmässige 


Trübungen.  189 

Brechung  seitens  der  Cornea  als  Mit  Ursache  der  vorgefundenen  Herab- 
setzung der  Sehschärfe  zu  betrachten  sei,  soll  bei  Besprechung  der 
Refractionsanomalien,  speciell  des  imregelmässigen  Astigmatismus  an- 
gegeben werden.  Mau  braucht  zu  diesem  Nachweise  die  Handhabung 
des  Augenspiegels  '). 

Um  die  weiteren  Polgen  centraler  Hornhauttrübungen 
zu  würdigen,  muss  man  auch  den  Zustand  des  zweiten  Auges  be- 
züglich seiner  Functionstüchtigkeit  und  das  Alter  des  Individuums  (zur 
Zeit  der  Erkrankung  des  Auges)  berücksichtigen. 

Ist  auf  einem  Auge  eine  centrale  undurchsichtige  Trübung  mit 
oder  ohne  partielle  Iriseinheilung  (Leucoma  adhaerens  vel  simplex)  vor- 
handen und  dabei  das  andere  Auge  blind,  so  kann  es  vorkommen,  dass 
der  Kranke  nicht  die  Macula  lutea,  sondern  eine  excentrisch  gelegene 
Partie  der  Netzhaut  zum  Betrachten  der  Objecto  verwendet,  weil  er 
eben  nur  noch  neben  dem  Flecke  vorbei  durch  die  Pupille  hinrei- 
chend Licht  bekommt.  Besteht  dieser  Zustand  von  früher  Jugend  an, 
so  ist  der  Kranke  auch  dann,  wenn  ihm  durch  Anlegung  einer  künst- 
lichen Pupille  das  directe  Sehen  möglich  gemacht  wurde,  zur  Schief- 
haltung des  Auges  gezwungen,  weil  eine  seitlich  gelegene  Netzhaut- 
partie durch  langjährige  Uebung  ein  besseres  Perceptionsvermögen  er- 
langt hat,  als  die  durch  Anopsie  (wovon  später  — )  amblyopisch  ge- 
wordene centrale.  Gestattet  der  Zustand  des  zweiten  Auges  ein  gutes 
oder  doch  relativ  besseres  Sehen,  so  kann  das  leukomatöse  oder  auch 
blos  maculöse  Auge  wohl  auch  abgelenkt  werden,  aber  nicht,  um 
neben  dem  Flecke  vorbei  zu  sehen,  sondern  nach  den  für  Strabismus 
-  wovon  später  -  -  geltenden  Gesetzen,  und  es  betheiligt  sich  dann 
dieses  Auge  nicht  am  directen,  möglicherweise  aber  doch  am  indirecten 
Sehen  (Erweiterung  des  Sehfeldes). 

Ist  das  zweite  Auge  bezüglich  der  Functionstüchtigkeit  im  Vor- 
theile,  (wegen  mangelnder  oder  minder  ungünstiger  Trübung,  wegen  des 
Refractionszustandes,  wegen  günstigerer  Verhältnisse  der  Netzhaut  etc.) 
so  kann  das  getrübte  Auge  beständig  oder  nur  bei  einem  gewissen  Ab- 
stände und  einer  gewissen  Grösse  der  Objecte  sich  an  dem  gemeinschaft- 
lichen Sehacte  betheiligen,  oder  es  wird  von  diesem  ganz  ausgeschlossen. 
In  dem  einen,  wie  in  dem  anderen  Falle  kann  das  getrübte  Auge  durch 


')  Der  Kürze  des  Ausdruckes  wegen  nennt  man  undurchsichtige  Hornhaut- 
trübungen gewöhnlich  Leukomata,  halbdurch sichtige  Maculae  seu  Nubeculae.  Sehr 
oft  hat  ein  Leukoma  eine  maculöse  Umgehung  und  mitunter  geht  ein  Leukoma  mit 
der  Zeit  ganz  oder  theilweise  in  eine  Macula  über. 


190  Hornhaut. 

Lichtdiffusion  das  Gefühl  der  Blendung  hervorrufen,  welches  die  Kranken 
durch  Verengerung  oder  Verschluss  der  Lidspalte  zu  belieben  suchen,  so- 
bald sie  stärkerem  Lichte  ausgesetzt  sind  oder  etwas  genauer  sehen 
wollen. 

Die  beständig  oder  nur  behufs  besserer  Function  des  anderen  Auges 
eintretende  Ausschliessung  vorn  gemeinschaftlichen  Sehacte  erfolgt  ge- 
wöhnlich unter  gleichzeitiger  Ablenkung  des  minder  funetionstüchtigen 
Auges  von  den  zu  fixirenden  Objecten  (Schielen),  kann  aber  auch  bei 
scheinbar  richtiger  Stellung  der  sagittalen  Achse  oder  bei  kaum  merk- 
licher Ablenkung  (nach  aussen)  vorhanden  sein.  Näheres  hierüber  kann 
erst  bei  der  Lehre  vom  Schielen  vorgebracht  werden. 

Wenn  die  beständig  oder  doch  bei  genauerem  Betrachten  feiner 
Objecte  stattfindende  Ausschliessung  des  einen  Auges  vom  gemeinschaft- 
lichen Sehacte  aus  dem  in  Eede  stehenden  (oder  auch  aus  einem  anderen) 
Grunde  von  den  ersten  Lebensjahren  an  (nach  Blennorrhoea  neona- 
torum, auch  Conjunctivitis  scrofulosa)  besteht,  so  findet  man  das  ausge- 
schlossene Auge  einem  gewissen  Grade  von  Herabsetzung  der  Sehschärfe 
verfallen,  welche  mau  in  Ermanglung  eines  besseren  Ausdruckes  als 
Am  Myop  ia  ex  anopsia  bezeichnet.  Wir  werden  auf  das  Vorhandensein 
dieser  Ursache  geführt,  wenn  wir  für  den  hohen  Grad  der  Herabsetzung 
der  Sehschärfe  einen  hinreichenden  Grund  weder  im  dioptrischen  Appa- 
rate noch  in  sichtbaren  Veränderungen  der  Netzhaut  (der  Papilla  n. 
opt.)  vorfinden,  und  wir  erhalten  die  Bestätigung  dieser  Supposition, 
wenn  es  --  Geduld  und  Ausdauer  seitens  des  Patienten  vorausgesetzt  — 
gelingt,  durch  methodische  Separatübung  dieses  Auges  dessen  Sehschärfe 
allmälig  zu  verbessern.  Wir  dürfen  übrigens  bei  diesem  Zustande 
nicht  vergessen,  dass  Trübungen,  welche  im  1.  oder  2.  Lebensjahre 
wenigstens  im  Centrum  undurchsichtig  waren,  im  5.  oder  6.  Jahre  be- 
reits halbdurchsichtig  oder  kaum  wahrnehmbar  sein  können. 

Centrale  Hornhauttrübungen,  besonders  halbdurchsichtige,  können 
Kurzsichtigkeit  vortäuschen,  aber  auch,  im  Vereine  mit  anderen  Mo- 
menten (jugendlichem  Alter,  emmetropischem  Bau,  uuzweckmässiger  Ver- 
wendung der  Augen)  allmälig  einleiten.  Bei  Aufrechthaltung  des  bino- 
culären  Sehens  kann  auch  unilaterale  Hornhauttrübung  den  Anstoss  zur 
Verlängerung  des  Bulbus  in  sagittaler  Richtung  (Achsenmyopie)  geben, 
wie  wir  bei  der  Lehre  von  der  Myopie  sehen  werden.  Indem  die  Horn- 
hauttrübung, abgesehen  von  der  Diffusion,  einen1  aliquoten  Theil  der 
Lichtstrahlen,  welche  von  einem  Objecte  zur  Netzhaut  gelangen  sollten, 
abhält,  wird  der  Kranke  veranlasst,  behufs  Erhaltung  eines  helleren 
Netzhautbildes  das  Object  näher  zu  halten,  demnach  für  grössere  Nähe 


Trübungen.  101 

zu  accommodiren  und  zu  convergireu.  Stärkere  Beleuchtung  des  ( )bjectes 
würde  der  Netzhaut  zugleich  mehr  diffuses  Licht  zuführen  und  die  Blen- 
dung vermehren.  Da  sich  die  Menge  des  Lichtes,  welches  von  einem 
leuchtenden  Punkte  auf  die  Cornea  gelangt,  umgekehrt  wie  die  Quadrate 
der  Entfernung  des  leuchtenden  Punktes  von  der  Cornea  verhält,  macht 
sieh  begreiflicher  Weise  der  Ausfall  von  Lichtstrahlen  vermöge  der  Ab- 
haltung durch  die  Trübung  um  so  mehr  geltend,  je  weiter  die  Objecte 
entfernt  sind.  Die  beim  Fernblick  eintretende  Erweiterung  der  Pupille 
kann  den  Ausfall  nicht  compensiren,  weil  dann  die  Blendung  sich  mehr 
geltend  macht,  nicht  nur  vermöge  der  Erweiterung  der  Pupille,  sondern 
auch  vermöge  der  stärkereu  Beleuchtung  der  trüben  Stelle  durch  die 
um  das  zu  fixirende  Object  herum  befindlichen  Gegenstände  (Das  Fir- 
mament, terrestrische  Gegenstände).  Sofern  das  Auge  im  Stande  ist,  ver- 
möge jugendlichen  Alters  auch  beim  Fernblick  einen  erhöhten  Brech- 
zustand anzunehmen,  schwache  Concavgläser  zu  überwinden  und  hiemit 
zugleich  die  Pupillen  etwas  zu  verengern,  könnte  man  sich  verleiten 
lassen,  solche  Augen  wirklich  für  kurzsichtig  zu  halten.  Daher  kann  die 
Frage,  ob  ein  solches  Auge  kurzsichtig  sei,  streng  genommen  nur  durch 
die  Bestimmung  des  Refractionszustandes  mittelst  des  Augenspiegels 
entschieden  werden. 

Bilaterale  Hornhauttrübungen,  in  den  ersten  Lebensjahren  ent- 
standen, können  so  gut  wie  andere  Abnormitäten,  welche  hochgradige 
Sehstörung  beider  Augen  setzen,  jene  oscillirenden  oder  rotatorischen 
Bewegungen  der  Bulbi  herbeiführen,  welche  unter  dem  Namen  Nystag- 
m  u  s  bekannt  sind.  Sie  bestehen  während  des  wachen  Zustandes  entweder 
ununterbrochen  fort  oder  treten  nur  (oder  doch  stärker)  beim  Versuche, 
etwas  genauer  zu  sehen,  in  die  Erscheinung. 

Behandlung.  Die  Frage,  ob  man  bei  Trübungen,  welche  sich  nicht 
sofort  als  persistent  charakterisiren  (pag.  187),  etwas  thun  könne,  um 
ihre  Elimination  zu  bewirken  oder  doch  zu  beschleunigen,  hisst  sich 
vorläufig  noch  nicht  bestimmt  beantworten.  Der  Skeptiker  kann  bei  jeder 
Aufhellung,  welche  unter  Anwendung  von  Medicamenten  beob- 
achtet wurde,  immerhin  behaupten,  dieselbe  würde  auch  ohne  Behand- 
lung erfolgt  sein.  Wenn  man  aber  bei  Trübungen,  welche  nach  Ge- 
schwüren entstanden  sind,  die  Möglichkeit  des  Nutzens  medicamentöser 
Behandlung  deshalb  negiren  will,  weil  diese  Trübungen  als  Narben  zu 
betrachten  seien,  so  überträgt  man  einen  Begriff,  der  uns  von  der  Cutis 
und  von  den  Schleimhäuten  her  geläufig  ist,  ohueweiters  auf  einen 
Vorgang  nach  Substanz  Verlusten  in  der  Cornea,  welcher  von  der  Nar- 
benbildung in  den  genannten  und  in   anderen  Weichgebilden  sehr  ver- 


192  Hornhaut. 

schieden  sein  kann.  Das  Ersatzgewebe,  welches  Substanzlücken  in  der 
Cornea  ausfüllt,  mag  sich  in  vielen  Fällen  wie  einfaches  Binde-  oder 
Narbengewebe  verhalten  und  somit  nach  seiner  Ausbildung  weiter  keiner 
Veränderung  fähig  sein;  sicherlich  ist  das  aber  nicht  bei  allen  durch 
Ersatzgewebe  gebildeten  Trübungen  der  Fall,  weil  sonst  die  oft  nach 
Jahren  noch  sichtbar  fortschreitende  Aufhellung  ohne  Form  Veränderung 
(Abplattung)  unbegreiflich  wäre.  Die  Ausfüllung  der  Grube  (des  rein 
gewordenen  Geschwüres)  erfolgt  allem  Anscheine  nach  dadurch,  dass 
durch  Auswachsen  der  Hornhautzellen  Fibrillen  gebildet  werden,  welche 
sich  von  den  normalen  vielleicht  nur  durch  geringere  Dicke  und  min- 
dere Durchsichtigkeit  untei  scheiden.  Je  weiter  aber  die  früher  gebildeten 
Faserlagen  von  dem  normalen  Gewebe,  das  wir  als  Matrix  bezeichnen 
können,  entfernt  zu  liegen  kommen,  desto  mehr  können  sie  dem  umbil- 
denden Einflüsse   desselben   entzogen   werden.    Denken  wir  uns  in  der 

beistellenden  Figur  ab  als  die 
Begrenzungslinie  eines  mulden- 
förmigen Geschwüres,  und  cd 
als  die  Begrenzungslinie  der 
nächstgebildeten  Lage  von  Er- 
satzgewebe, so  wird  die  Lücke  von  ,ef  möglicherweise  gar  nicht  oder  einfach 
von  Bindegewebe,  oder  auch  blos  von  Epithel,  welches  vom  Rande  ab 
nach  cd  und  ef  vorgerückt  ist,  ausgefüllt  werden.  Wirkliche  Horuhautnar- 
ben  (nach  Wunden)  erweisen  sich  schon  kurze  Zeit  nach  dem  Abklingen 
der  Reactionserscheinungen  als  vollkommen  stationär,  und  eine  wirkliche 
Narbe  zur  Aufhellung  gebracht  zu  haben,  hat  sich  wohl  noch  Niemand 
gerühmt.  Immer  waren  es  nur  halbdurchsichtige  Trübungen  (Maculae  oder 
maculöse  Randtheile  von  Leukomen),  welche  als  einer  medicamentösen 
Behandlung  zugängig  erklärt  wurden.  -  -  Wenn  Avir  sehen,  dass  an  der 
Stelle,  wo  ein  z.  B.  3  Mm.  grosses  Geschwür  sass,  zunächst  eine  eben 
so  grosse  Trübung  auftritt  und  nach  allmäligem  Dünner-  und  Kleiner- 
werden schliesslich  nur  an  einer  etwa  1  Mm.  grossen  Stelle  noch  wahr- 
genommen werden  kann,  so  müssen  wir  annehmen,  dass  allmälig  an 
die  Stelle  des  undurchsichtigen  Ersatzgewebes  wenigstens  theilweise 
durchsichtiges  geliefert  wurde,  offenbar  durch  die  Thätigkeit  derselben 
Zellen,  welche  das  Ersatzgewebe  lieferten.  Dann  ist  es  aber  wohl  auch 
denkbar,  dass  diese  Thätigkeit  durch  eine  methodische  Behandlung 
angeregt,  unterstützt,  beschleunigt  werden  könne.  Alle  zur  Aufhellung 
augewendeten  Mittel  wirken  mehr  weniger  reizend.  Man  hat  recht  gut 
baobachtet,  dass  die  hervorzurufende  Reaction  einen  gewissen  Grad 
erreichen    müsse    aber    auch    nicht     überschreiten    dürfe,    und  dass  bei 


Trübungen.  1 93 

Längerer  Behandlung  ein  gewisser  Wechsel  der  Mittel  sich  erspriesslich 
erweise.  Einen  analogen  Vorgang  scheu  wir  bei  der  chronischen  Binde- 
hautblennorrhoe  an  den  Infiltraten,  welche,  sich  selbst  überlassen,  wohl 
auch  von  selbst  verschwinden  können,  sicherer  jedoch  und  schneller 
unter  methodischer,  die  jeweilige  Reaction  wohl  berücksichtigender  An- 
wendung verschiedener  Reizmittel  (Cuprura  sulfuricum,  Argentum 
nitricum,  Scarificationen  etc.)  oder  durch  eine  mittelst  Impfung  hervor- 
gerufene acute  Entzündung  beseitigt  werden.  Auf  raschen  Erfolg  kann 
man  da  wie  dort  nicht  rechnen,  und  es  scheitern  eben  viele  Heilver- 
suche durch  den  Mangel  an  Ausdauer  seitens  der  Patienten.  —  In  jedem 
Falle  ist  es  nöthig,  die  Sehschärfe  bei  einer  und  derselben  Beleuchtung 
zu  Anfang  der  Cur  und  dann  in  Zwischenräumen  von  4  bis  8  Wochen 
vorzunehmen. 

Als  Mittel  zur  Aufhellung  sind  empfohlen  worden:  a)  ölige 
Mittel:  Liquamen  hepatis  mustelae  fluviatilis  (Aalrutenleberöl),  Oleum 
jecoris  aselli,  Ochsen-  oder  Fischgalle,  Nussöl,  Wachholderöl,  Terpenthinöl 
(mit  Oleum  olivarum),  täglich  1—2  mal  einzuträufeln;  b)  wässerige 
Lösungen:  Extr.  cicutae,  Extr.  chelidonii  oder  Extr.  aloes  aquosum 
(je  10  auf  100),  Tiuct.  opii  crocata,  anfangs  verdünnt,  später  rein, 
schwache  Lösungen  von  Sublimat,  Salmiak,  Borax,  Baryta  muriatica. 
Kali  carbouicum;  c)  Mittel  in  Salben  form:  rother  Präcipitat,  gelbes 
Quecksilberoxyd,  Jodkalium;  d)  Pulver:  fein  gepulvertes  Glas,  Natrum 
muriaticum  mit  Lapis  eanerorum,  Weinstein  und  Zucker  mit  Pulv.  oss. 
sepiae,  Borax  mit  Limatura  stanni  alkoholis.  und  Zucker,  vorzüglich 
Calomel  oder  mit  Zucker  gemischter  rother  Präcipitat.  (Viele  andere 
Mittel  hndet  man  in  Beer's  Lehre  von  den  Augenkrankheiten,  Wien  1817, 
Rosa's  Handbuch,  Wien  1830,  Himly  Krankh.  und  Missbiklungen 
Berlin  1843).  Am  häutigsten  habe  ich  bei  frischen  Fällen  zunächst  Tinctura 
opii  crocata,  dann  Calomelinspersionen  und  die  Salbe  von  rothem  Prä- 
cipitat oder  gelbem  Quecksilberoxyd,  bei  älteren  Oleum  jecoris  aselli, 
Oleum  terebinthinae  cum  oleo  olivarum  oder  eine  Salbe  von  Jodkalium 
mit  etwas  Kali  carbonicum  verwendet.  (Vergl.  Krankheiten  des  Auges, 
I.  B.  Prag  1851.) 

Bei  halbdurchsichtigen  Trübungen  im  Pupillarbereiche, 
welche  also  mehr  durch  Lichtdiffusion  als  durch  Abhaltung  von  Licht- 
strahlen dem  Erkennen  kleiner  Objecte  hinderlich  werden,  können  die 
von  Donders  ')  empfohlenen  st enopäi sehen  Brillen  wesentliche 
Dienste  leisten.   Indem  man  eine    an    der  coneaven  Fläche  geschwärzte 


')  Archiv  für  Ophthalmologie  I.  B.   a,  pag.  266. 

T.Arlt.  Krankh.  des  Auges.  13 


194  Hornhaut. 

und  matte  Schale,  welche  sich  ringsum  an  den  Orbitalrand  anschmiegen 
kann  und  in  der  Mitte  mit  einer  kleinen  Oeffnung  (circa  2  Mm.  Durch- 
messer) versehen  ist,  so  nahe  als  möglich  vor  der  Hornhaut  halten 
lässt  (mit  einer  elastischen  Schnur  befestigt),  wird  das  diffuse  Licht, 
welches  von  seitlich  gelegenen  Objecten  stammt,  abgehalten  und  somit 
die  Erleuchtung  der  Netzhaut  rings  um  die  Macula  lutea  auf  ein  Mini- 
mum reducirt,  während  die  Menge  des  von  dem  zu  sehenden  Objecte 
zur  Netzhaut  gelangenden  regelmässig  gebrochenen  Lichtes  noch  hin- 
reichend ist,  diese  zu  erregen.  Zugleich  erweitert  sich  die  Pupillle  ent- 
sprechend der  geringeren  Lichtmenge  und  werden  Zerstreuungskreise, 
wenn  solche  wegen  ungenauer  Einstelluug  des  dioptrischen  Apparates 
stattfinden,  um  so  kleiner,  je  enger  die  Oeffnung  im  Diaphragma  ist. 
Es  findet  indes  dieses  Auskunftsmittel  bei  solchen  unheilbaren  Trübun- 
gen nur  eine  sehr  beschränkte  Anwendung,  weil  mit  seinem  Gebrauche 
stets  eine  mehr  weniger  beträchtliche  Einengung  des  Sehfeldes  verbun- 
den ist.  Aber  zum  Lesen,  Schreiben  u.  dgl.  kann  es  manchem  Unglück- 
lichen doch  sehr  willkommen  sein. 

Die  Versuche,  Hornhauttrübungen  auf  operativem  Wege  zu 
entfernen,  sind  nur  bei  Incrustationen  ohne  Gefahr  und  mit  Aus- 
sicht auf  Erfolg  ausführbar.  Handelt  es  sich  um  eine  gürtelförmige 
Trübung  an  einem  sonst  gesunden  Auge  (pag.  183),  so  kann  man 
nach  dem  Vorgänge  von  Dixon  und  Bowinan  wohl  vom  Abtragen 
des  Epithels  und  der  incrustirten  Membrana  plastica  anterior  einen 
günstigen  Erfolg  erwarten.  Dasselbe  gilt  von  oberflächlich  gelagerten 
Blei-  und  Kalkincrustationen  (pag.  185),  so  wie  von  den  ähnlichen 
Ablagerungen  bei  Pannus  (pag.  34),  besonders  wenn  man  vermöge  des 
jugendlichen  Alters  und  der  übrigen  Beschaffenheit  des  Auges  auf  mehr 
weniger  gute  Regeneration  der  abgetragenen  Schichten  rechnen  darf.  Hier 
können  auch  die  durch  solche  Ablagerungen  unterhaltenen  Reizzufälle 
(wie  ich  gesehen)  oder  kosmetische  Rücksichten  die  Anzeige  geben,  so- 
fern man  -  in  letzterem  Falle  —  nicht  Gefahr  läuft,  mehr  als  etwa 
die  Hälfte  der  Hornhautdicke  fortnehmen  zu  müssen.  Die  Abtragung, 
nur  bei  sicherer  Fixiruug  des  Bulbus  (in  der  Narkosis?)  zu  unternehmen. 
lässt  sich  wohl  am  besten  mit  einem  lanzenförmigen  Messer  ausführen, 
welches  man  flach  unter  der  Kruste  so  weit  vorschiebt,  als  es  die 
Wölbung  ohne  tieferes  Eindringen  (in  einem  Zuge)  gestattet;  die  dünne 
Scholle  lässt  sich  dann  leicht  mit  einer  dünnen  Pincette  fassen  und  von 
dem  Rande,  wo  sie  noch  haftet,  mit  einer  Scheere  abschneiden.  Das 
Auge  muss  hierauf  8—14  Tage  unter  \rerband  gehalten  werden.  Dies 
ist  die  sogenannte  Abrasio  corneae. 


Trübungen.  1 95 

Das  Ausschneiden  tiefer  eindringender  Trübungen1)  und 
das  Auflösen  derselben  durch  den  negativen  Pol  des  galvanischen 
Stromes2)  kann  schon  wegen  der  damit  verbundenen  Gefahr  eitriger 
Keratitis  iiichl  empfohlen  werden. 

Die  Versuche,  eine  durchaus  undurchsichtige  Hornhaut  zu  exeidiren 
and  durch  Transplantation  der  Cornea  (eines  Thier-,  eines  frisch 
enucleirten  Menscheuauges)  zu  ersetzen,  sind  trotz  vielfältiger  und 
sinnreicher  Modifikationen  (seit  mein-  als  50  Jahren)  insofern  miss- 
lungen,  als  die  überpflanzte  Hornhaut,  auch  wenn  sie  gut  eingeheilt 
geblieben,  allmälig  trüb  wurde  und  schrumpfte.  Wahrscheinlich  ist  auf 
diesem  Wege  nichts  zu  erreichen.  Die  Geschichte  der  Keratoplastik 
findel  man  bei  Hippel.  Arch.  f.  Ophth.  XXIII.  b,  pag.  81. 

Bei  centralen  Hornhauttrübungen,  welche  die  ganz  oder  theilweise 
offene  Pupille  verdecken  und  weder  Aussieht  auf  spontane  oder  medi- 
camentöse  Aufhellung  geben,  noch  auf  operativem  Wege  ohne  Ge- 
fahr beseitigt  werden  können,  hat  man  zu  erwägen,  ob  es  möglich 
und  wahrscheinlich  sei.  dass  dem  Kranken  durch  Anlegung  einer 
künstlichen  Pupille,  respective  durch  Erweiterung  der  bestehenden 
(Iridektomie,  Iridotomie)  erheblicher  Nutzen  verschafft  werde.  Näheres 
hierüber  kann  erst  bei  der  Lehre  über  Pupillenbildung  gegeben  werden. 
Hier  sei  nur  noch  bemerkt,  dass  in  Fällen,  wo  nach  Erweiterung  der 
bestehenden  oder  nach  Etablirung  einer  randständigen  Pupille  Blendung 
durch  Trübung  (Lichtdiffusion)  zu  besorgen  steht,  mau  erst  erwägen 
müsse,  ob  nicht  vermöge  dieser  unwillkommenen  Nebenwirkung  das 
Auge  vielleicht  noch  schlimmer  als  vorher  daran  sein  werde,  ob  der 
Gewinn  einer  Pupille  hinter  einer  peripheren  Zone  der  Cornea,  deren 
Wölbung  und  Durchsichtigkeit  problematisch  ist,  den  davon  in  Aussicht 
gestellten  Erwartungen  werde  entsprechen  können,  und  ob  vielleicht  trübe 
Stellen,  welche  durch  Diffusion  schaden,  vor  oder  nach  der  Ptipillenbil- 
dung  durch  Tättowirang  werden  unschädlich  gemacht  werden  können. 

Die  schon  zu  Galenus  Zeiten  gekannte  Tättowirung  entstellender 
Leukome  wurde  nämlich  von  Wecker3)  auch  zu  dem  eben  genannten 
Zwecke  empfohlen  und  von  mehreren  Beobachtern  mit  Erfolg  ausgeführt. 


')  Malgaigne  in  Cuviers  annales  d'ocul.  T.  XIII.  Szokalski  Revue  med.  chir. 
1853.  Decbr. 

■)  Crusell  über  den  Galvanismus  als  ehem.  Heilmittel,  Petersburg-  1841. 
Vergl.  Makenzie  Maladies  de  l'oeil.  trad.  par  Warlomont  et  Testelin,  T.  II, 
pag.   158. 

3)  Tatuage  de  la  corne'e  1870,  Union  med.  Mars,  und  Archiv  für  Augen-  und 
Ohrenheilkunde  IL  b,  pag.  84. 

13  * 


106  Hornhaut. 

Bei  adhärirenden  Leukomen,  welche  etwas  stärker  vorgewölbt  sind  (bei 
etwas  ektatischen  Hornhautnarben)  kann  die  auf  die  Tättowirung  erfol- 
gende .Reizung  und  Erweichung  des  Narbengewebes  den  Anstoss  zu  wei- 
terer Ektasirung  und  zu  Drucksteigerimg  führen ;  bei  stark  vascularisirten 
Leukomen  wird  das  Haften  des  Pigmentes  leicht  durch  Blutung  vereitelt. 

Y.  Abnorme  Wölbung  der  Hornhaut. 

Die  Wölbung  der  Cornea,  welche  durchschnittlich  auf  einen  Radius 
von  8  Mm.  zu  beziehen  ist,  deren  Krümmungsmittelpunkt  demnach  in 
die  Gegend  des  hinteren  Poles  der  Krystalllinse  zu  versetzen  sein  würde, 
kann  ungefähr  nach  der  Grösse  und  der  Gestalt  des  Spiegelbildes  taxirt 
werden,  welches  ein  Fenster  bei  einer  bestimmten  Entfernung  auf  der- 
selben entwirft.  Scheint  die  Wölbung  einer  Hornhaut  von  der  Norm 
abzuweichen,  so  braucht  man  nur  das  auf  einer  nahe  daneben  (gleich- 
weit  vom  Fenster)  befindlichen  normalen  Hornhaut  entworfene  Fenster- 
bild damit  zu  vergleichen  und  es  wird  (wie  ich  aus  Versuchen  mit 
kleinen  Convexspiegeln  weiss)  nicht  schwer  sein,  eine  Diiferenz  in  der 
Grösse  zu  erkennen,  sobald  der  Krümmungshalbmesser  nicht  um  weniger 
als  1  Mm.  differirt.  Ebenso  lassen  sich  schon  sehr  geringe  AbAveichungen 
einzelner  Partien  (in  demselben  Meridiane)  als  Abflachung  oder  Auf- 
wölbung aus  dem  Grösser-  oder  Klcinerwerden  des  Spiegelbildes  an  der 
betreffenden  Stelle,  also  durch  Formveränderuug  des  Spiegelbildes  er- 
kennen, wie  schon  bei  der  Lehre  von  den  Geschwüren  und  den  Trü- 
bungen der  Hornhaut  angedeutet  wurde.  Nur  wenn  es  sich  bei  voll- 
ständiger Durchsichtigkeit  einer  Hornhaut  um  die  genaue  Bestimmung 
des  Refractionswerthes  einer  Wölbuugsanomalie  handelt,  wird  die  Unter- 
suchung mit  dem  Ophthalmometer  noth wendig. 

Wer  noch  nicht  geübt  ist,  kann  eine  normal  gewölbte  Cornea 
leicht  für  flacher  oder  für  gewölbter  halten,  wenn  die  Basis  derselben 
etwas  kleiner  ist  (nicht  selten  bei  hochgradiger  Hypermetropie)  oder 
etwas  grösser  (bei  hochgradiger  Myopie),  besonders  wenn  die  Iris  in 
toto  der  Cornea  näher  oder  ferner  liegt,  die  Kammer  deshalb  seichter 
oder  tiefer  ist.  Als  selbständige  Erkrankung  der  Cornea  mit  Veränderung 
der  Wölbung  und  nicht  als  Folge  anderweitiger  Erkrankung  oder  Miss- 
bildung des  Auges  (Keratektasia  ex  ulcere,  ex  panno,  Buphthalmus  - 
Applanatio  vel  Rhytidosis  corneae,  Mikrophthalmus)  kommt  hier  nur  zur 

Betrachtung  der 

Keratoconus. 

Die  kegelförmige  Verbildung  der  Hornhaut,   früher  wohl  auch  als 
Staphyloma   pellucidum  bezeichnet  und  mit  der  Keratektasia  ex  panno 


Keratocoiras.  107 

(pag.  33)  vel  ex  ulcere  (135)  zusammengeworfen,  gibt  sich  im  Beginne 
dem  Kranken  zunächst  durch  Sehstörung  wie  bei  Kurzsichtigkeit,  später 
auch  durch  Schlechtseher]  in  der  Nähe  und  durch  mangelhafte  Orientirung 
kund.  Der  Umgebung  <\ex  Krauken  fällt  nicht  selten  ein  eigenthümliches 
Funkeln,  ein  fremdartiges  Glänzen  solcher  Augen  auf.  Sobald  man  beim 
Nachforschen  nach  der  Ursache  der  vermeintlichen  Kurzsichtigkeit  die 
Cornea  besichtigt  und  das  Spiegelbild  eines  einige  Meter  entfernten 
Fensters  nach  und  nach  auf  verschiedene  Partien  der  Oberfläche  fallen 
lässt,  findet  man  dasselbe  durchaus  oder  doch  gegeu  das  Centrum  hin 
verzerrt.  Iu  der  ersten  Zeit  der  Entwicklung  bekommt  man  den  Eindruck, 
als  ob  die  centrale  Partie  der  vollkommen  durchsichtigen  und  glänzenden 
Hornhaut  hügelförmig  aufstiege,  während  die  2 — 3  Mm.  breite  Randzone 
kaum  merklich  von  der  normalen  Wölbung  abweicht.  Nach  und  nach 
pflegt  die  ganze  Hornhaut  die  Form  eines  Kegels  (Zuckerhutes)  anzu- 
nehmen, dessen  abgerundete  Spitze  oder  Kuppe  so  ziemlich  oder  genau 
dem  Centrum  entspricht  und  dessen  Mantel  gewöhnlich  geradlinig  von 
der  Peripherie  her  zur  Kuppe  ansteigt.  Ausnahmsweise  ist  die  Form  der 
Cornea  nicht  kegelförmig,  sondern  es  erhebt  sich  inmitten  einer  wenig 
ansteigenden  Randzone  eine  mehr  kugel-  als  kegelförmige  Aufwölbung. 
(So  sah  ich  es  bei  einem  blödsinnigen  schwächlichen  Mädchen  von 
22  Jahren,  dessen  Mutter  angab,  das  Augenleiden  müsse  angeboren 
sein,  die  Augen  hätteu  immer  wie  „gläsern"  ausgesehen.)  —  Sowohl 
der  Grad  als  die  Form  lässt  sich  bei  der  Ansicht  von  der  Seite  her 
annähernd  bestimmen.  Die  ophthalmometrische  Messung  ergibt  meistens 
eine  parabolische  Krümmung.  (Raehlmann,  Heidell).  Versammlung 
1879).  Die  ophthalmoskopische  Untersuchimg  ergibt  die  Merkmale  des 
Astigmatismus  und  der  totalen  Lichtreflexion,  auf  welcher  auch  das 
obenerwähnte  Funkeln  beruht.  Nach  mehrjährigem  Bestände  des  weit 
vorgeschrittenen  Uebels  köunen  sich  au  der  Kuppe  kleine  Unebenheiten 
zeigen,  welche  Brewster1)  als  Ursache  der  oft  dabei  vorkommenden 
Polyopie  betrachtete;  deutlicher  ausgesprochen  findet  man  in  älteren 
Fällen  au  der  Kuppe  eine  mehr  weniger  intensive,  weisse  (bläulich- 
weisse)  sternförmige  und  glatte  Trübung.  —  Zu  entzündlichen  Zufällen 
führt  diese  Krankheit  nie.  Berstung  ist  nur  iu  einem  Falle  (von  War- 
drop) nach  einem  Schlage  auf  das  Auge  beobachtet  worden.  Bei  älteren 
Leuten  mit  Keratoconus  hat  man  relativ  oft  Glaukom  auftreten  gesehen, 
so  dass  man  versucht  ist,  einen  Causalnexus  anzunehmen.     Gegen  Be- 


')  Wardrop  Morbid  Anatomy   of  tlie  Human  Eye,  London  1819,  citirt  von 
Makenzie  Prakt,  Abhandlung,  deutsche  Uebersetzung,  Weimar  1832.  pag.   513. 


198  Hornhaut. 

tastung  verhielten  sich  solche  Hornhäute  in  den  Fällen,  die  ich  darauf 
untersucht  habe,  wie  normale;  die  Tension  habe  ich  nur  in  wenig  Fällen 
geprüft,  und  da  nicht  erhöht  gefunden. 

Die  Sehstorung  erklärt  sieh  leicht  aus  der  Betrachtung  der  dioptrischen 
Verhältnisse.  Kommt  homocentrisches  Licht  aus  grosser  Entfernung  auf  eine  solche 
Hornhaut,  so  werden  die  Strahlen,  welche  die  Kuppe  passiren.  um  so  weiter  vor 
der  Netzhaut  zur  Vereinigung  gelangen  ,  je  weiter  die  Kuppe  nach  vorne  gerückt 
und  je  stärker  gewölbt  sie  ist.  Denken  wir  uns  die  Mantelfläche  aus  einer  gewissen 
Zahl  von  Reifen  oder  Zonen  zusammengesetzt,  so  werden  die  Strahlen,  welche  die 
nächste  Zone  passiren.  etwas  weniger  weit  vor  der  Netzhaut  vereininigt,  die  der 
folgenden  Zone  wieder  weniger  u.  s.  f.  Die  hinter  einander  liegenden  Brennpunkte 
der  verschiedenen  Zonen  bilden  demnach  eine  Linie  im  Glaskörper,  welche  vom 
Brennpunkte  der  Kuppe  gegen  die  Macula  lutea  hin  streicht;  es  fehlt  hiemit  die 
Bedingung  des  deutlichen  Sehens,  dass  die  von  einem  Punkte  ausgegangenen 
Strahlen  in  einem  Punkte  an  der  Netzhaut  zur  Vereinigung  kommen;  das  Auge 
ist  astigmatisch.  Wird  das  Object  so  nahe  gerückt,  dass  die  Strahlen,  welche  die 
Kuppe  passiren,  gerade  an  der  Netzhaut  zur  Vereinigung  gelangen  können,  so 
werden  die  Strahlen,  welche  die  1.,  2.,  3.  Zone  passiren,  die  Netzhaut  treffen,  be- 
vor sie  zur  Vereinigung  kommen  könnten.  Es  müssen  daher  auch  die  Netzhaut- 
bilder von  nahen  Objecten  immer  von  Zerstreuungskreisen  umgeben  sein,  und  diese 
Störung  lässt  sich  nur  durch  stenopäische  Brillen  vermindern,  niemals  durch 
Concavgläser,  welche  ein  besseres  Fernsehen  (durch  die  Kuppe)  ermöglichen  würden. 
(Ob  entsprechend  geschliffene  parabolische  Concavgläser  —  nach  Raehlmann  - 
praktisch  verwendbar  sein  werden,  muss  erst  die  Erfahrung  zeigen).  Es  ist  aber 
mit  dieser  Störung  des  directen  Sehens  auch  eine  mehr  weniger  beträchtliche 
Störung  des  iüdirecten  Sehens,  daher  schlechte  Orientirung  beim  Herum- 
gehen verbunden;  denn  der  Strahlenkegel  von  einem  mehr  seitlich  gelegenen 
Objecte  passirt  die  Mantelfläche  eine-  Kegels,  kann  also  im  besten  Falle  nur  ein 
in  die  Länge  gezogenes  Bild  auf  der  Netzhaut  erzeugen.  Hierin  liegt  ein  wesent- 
licher Nachtheil  gegenüber  dem  einfach  kurzsichtigen  Auge  (Achsenmyopie),  dessen 
seitliche  Netzhautpartien,  wenn  nicht  in.  so  doch  wenig  hinter  der  Brennweite  des 
dioptrischen  Apparates  liegen  und  von  den  seitlich  gelegenen  Objecten  wenigstens 
keine  verzerrten  Bilder  erhalten.  Dass  Augen  mit  Keratoconus  Anlass  zu  Klagen 
über  farbige  Säume  um  die  Objecte  und  über  Doppelt-  oder  Mehrfachsehen 
z.  B.  einer  Kerzenflamme,  eines  glänzenden  Metallknopfes  o.  dgl.  geben,  findet  in 
dem  Gesagten  wohl  genügende  Erklärung. 

Der  Keratoconus  entwickelt  sich  gleich  der  Myopie  alhnälig  und 
ohue  Reizerscheinungen  an  dem  einen  und  meistens  auch  an  dem  anderen 
Auge.  (Nur  in  einem  der  von  mir  beobachteten  Fälle  war  das  Uebel 
auf  dem  rechten  Auge  schon  nach  4  wöchentlichem  Bestände  so  weit 
gediehen,  dass  Jaeg.  Nr.  2  nur  in  4"  Abstand  gelesen  werden  konnte. 
8  mit  --  30  sph.  ©  --  30  eyl.  ==  20/XXX;  links  war  die  Sehstörung 
bereits   vor    19  Wochen    bemerkt  worden  und  wurden  nur  Buchstaben 


Keratoconus.  190 

von  N.  11  erkannt.)  --  Die  Zeit  der  Entstehung  fällt   bei  den  meisten 
Individuen  zwischen  das   12.  und  20.  -Jahr. 

Wardrop  sah  Keratoconus  bei  einem  8jährigen  Knaben. 

Nur  bei  dem  früher  erwähnten  Falle  deuteten  die  Angaben  der  Mutter  auf 
Bestand  des  Zustandes  seit  frühester  Jugend  (Angeborensein?;.  —  Eine  Frau  aus 
Klagenfurt,  welche  wegen  Menstruationsanomalien  wiederholt  nach  Franzensbad 
geschickt  wurden  war.  hatte  die  Functionsstörung  ihrer  Augen  erst  in  ihrem 
25.    Lebensjahre    bemerkt.  Bei    einer    Frau    von    4.ri  Jahren,    welche   bis  zum 

38.  Jahre  gut  (auch  in  die  Ferne)  gesehen  hatte,  und  welche  jetzt  einen  links 
stärker,  rechts  schwächer  ausgebildeten  Keratoconus  darbietet,  steht  dieser  Zustand 
vielleicht  in  ursächlichem  Zusammenhange  mit  einer  eigentümlichen  Krankheit 
der  Haut  des  Gesichtes  und  des  Halses.  Dieses  Hautleiden,  von  Kaposi  als  Ekzema 
faciei  chron.  bezeichnet,  soll  seit  ihrem  18.  Lebensjahre  mit  wechselnder  Besserung 
und  Verschlimmerung  bestehen.  Die  Haut  ist  überall  schmutzighellroth,  mit  zahl- 
reichen Schüppchen  bedeckt,  spröde;  hin  und  wieder  sollen  wasserhelle  Bläschen 
auftreten,  manchmal  so  zahlreich,  dass  Patientin  ..wie  eine  Blatternkranke  aussehe." 
Im  Mai  1873  bemerkte  sie  Sehstörung  des  linken  Auges  und  stellte  sich  deshalb 
im  Ambulatorium  vor.  Laut  Protokoll  fand  man  damals  im  Gentium  der  linken 
Hornhaut  eine  nvale,  %'"  im  queren.  1'"  im  senkrechten  Durchmesser  haltende, 
getrübte,  chagrinirt  aussehende  (wie  durch  zahlreiche  kleine  Bläschen  gebildete] 
Stelle,  zu  welcher  die  übrige  ungetrübte  Hornhaut  kegelförmig  aufstieg.  Erhebliche 
Reizzufälle  waren  nicht  vorhanden.  Nach  wiederholter  Punction  der  Hornhaut  und 
längerem  Verbundentragen  des  Auges  blieb  die  Kranke  aus  der  Behandlung  aus. 
Allmälig  soll  auch  das  Sehen  des  rechten  Auges  (unter  ähnlichen  Zufällen  ?) 
schlechter  geworden  sein,  daher  sie  sich  im  November  1880  wieder  vorstellte.  Wir 
fanden  jetzt  die  Bindehaut  der  Lider  im  Zustande  des  chronischen  Katarrhes  mit 
sammetartiger  Oberfläche  derselben ;  die  Bindehaut  der  Bulbi  war  blass.  Die  rechte 
Hornhaut  war  kegelförmig,  die  Kuppe  ein  wenig  excentrisch  (nasenwärtsj  und  mit 
einer  feinen  Trübuno-  versehen.  Am  linken  Auge  war  die  Wölbung  viel  höher  und 
näherte  sich  mehr  der  Halbkugelform;  auch  hier  findet  man  eine  kleine  Trübung, 
doch  intensiver  als  rechts;  beide  Hornhäute  sind  übrigens  vollkommen  glatt  und 
spiegelnd,  die  Spannung  der  Bulbi  nicht  erhöht,  eher  etwas  vermindert,  die  Pupillen 
3  Min.  weit,  rund,  gut  beweglich.  R.  mit  einer  stenop.  Lücke  Finger  in  1,  5,  L. 
in   3,  5  Meter.  Versuche  mit  Eserin  hatten  keinen  Erfolg. 

Die  Mehrzahl  der  Kranken  gehört  dem  weiblichen  Geschleehte  au. 
(Nach  meinen  Aufzeichnungen  17  W.  11  M.)  Äeussere  Veranlassungen 
sind  nicht  bekannt.  Der  anatomische  Befund  weist  Verdünnung  der 
Cornea  nach,  welche  von  der  Peripherie  gegen  das  Centrum  hin  zunimmt, 
nicht  Verdickung,   wie  Himly   angenommen  hatte  ').    Als  Ursache  der 


')    Sectionsbefunde    liegen    vor:    von     M.   Jaeger    in   Erlangen    (Schmidt 
Dissert.  de  Hyperkeratosi  1830),  Walker  Principles  of  ophth.  surgery,  London  1834. 
Hulke,  Ophth.  Hosp.  Rep.  II,  pag.   1.15. 
Himly.  Krankheiten  und  Missbildungen,  Berlin  1843,  IL  B.  pag.  74. 


200  Hornhaut. 

Hervortreibung  kann  nur  verminderte  Resistenz  der  Cornea  angenommen 
werden;  diese  steht  wahrscheinlich  mit  allgemeiner  Körperbeschaffenheit 
in  Causalnexus. 

Nehmen  wir  an,  die  normale  Resistenz  der  Cornea  sei  herabgesetzt,  wie  etwa 
die  Resistenz  rhachitischer  Knochen,  welche  durch  den  Zug  der  Muskeln  verbogen 
werden,  so  können  wir  uns  das  Zustandekommen  dieser  Verbildung  der  Cornea 
sehr  wohl  erklären.  Das  Centrum  der  Cornea  kann  wegen  der  verminderten  Resi- 
stenz vielleicht  schon  dem  Drucke,  unter  welchem  die  Secretion  des  Kammerwassers 
erfolgt,  nicht  das  Gleichgewicht  halten.  Treten  nun  Verhältnisse  ein,  wo  der  in- 
traoculäre  Druck  (durch  Stauung  in  den  Hohlvenen,  bei  starker  Accommodation 
und  Convergenz  der  Sehlinien)  vorübergehend  gesteigert  wird,  so  kann  eine  Aus- 
dehnung der  Cornea  sozusagen  momentan  erfolgen,  nachher  aber,  da  sich  die 
ausgedehnte  Cornea  nicht  wieder  zusammenzieht,  durch  das  jetzt  (unter  vermin- 
dertem Drucke)  reichlicher  ausgeschiedene  Kammerwasser  in  statu  quo  erhalten 
werden,  wie  wir  bei  der  Staphylombildung  erörtert  haben.  Ist  diese  Anschauung 
richtig,  so  gibt  sie  uns  auch  Anhaltspunkte  zu  einer  rationellen  prophylaktischen 
Behandlung,  wenn  das  Leiden  im  Anfangsstadium  begriffen,  namentlich  wenn  es 
auf  dem  zweiten  Auge  noch  nicht  ausgesprochen  ist. 

Behandlung.  Heilung,  Rückbildung  ist  unmöglich.  Es  fragt  sich 
also  nur,  ob  wir  die  Entwicklung  verhüten,  das  Fortschreiten  hemmen, 
die  Beschwerden  des  Kranken  vermindern  können.  Von  Verhütung  kann 
natürlich  nur  da  die  Rede  sein,  wo  nach  kurzem  Bestände  (Wochen, 
Monaten)  auf  dem  einen  Auge  der  Ausbruch  des  Uebels  auf  dem  zweiten 
zu  befürchten  steht.  Nach  den  vorliegenden  Erfahrungen  ist  dieser 
Uebergang  wohl  in  allen  Fällen  zu  befürchten. 

Nachdem  ich  den  Keratoconus  (zufällig)  zuerst  bei  chlorotischen 
Mädchen  beobachtet  hatte1),  entschied  ich  mich  für  die  von  Pickford-) 
vorgeschlagene  allgemeine  roborirende  Behandlung,  entsprechen- 
des diätetisches  Verhalten,  Eisenmittel,  Chinapräparate  etc.  bei  Enthal- 
tung von  jeder  Augenarbeit. 

In  dem  ersten  so  behandelten  Falle  (1.  c.  pag.  280)  blieb  das  rechte  Auge 
durch  die  ganze  Beobachtungszeit  (5  Jahre)  intact  und  mit  dem  linken  konnte  dann 
noch,  obwohl  sich  im  3.  Jahre  eine  sternförmige  Trübung  an  der  Kuppe  gebildet 
hatte,  der  feinste  Druck  in  3"  Abstand  gelesen  werden.  —  Bei  einem  jungen,  hoch 
aufgeschossenen  Manne,  welcher  sich  nach  absolvirten  juridischen  Studien  im 
22.  Jahre  mit  einem  massig  stark  entwickelten  Conus  der  linken  Cornea  vorgestellt 
und  dem  ich  deshalb  gerathen  hatte,  durch  1  Jahr  auf  Reisen  (Schweiz,  Italien) 
zu  gehen,  blieb  das  rechte  Auge  verschont,  so  dass  er  bis  in  sein  38.  Jahr,  wo  er 
(angeblich  an  Typhus)  starb,  in  Prag  die  Advocatie  versehen  konnte.  —  Dem 
15jährigen  Sohne  einer  hochgradig  kurzsichtigen  Kaufmannsfrau,  welcher  das 
Leiden  seit  einigen  Monaten  auf  dem  linken  Auge    zeigte,    rieth  ich,   das  Studiren 


')  Krankheiten  des  Auges.  I.   B.  pag.  279. 

-i  James  Pickford  on  the  conieal  cornea.  Dublin    1844. 


Keratoconus.  201 

aufzugeben  und  sich  dem  Handelsstande  zuzuwenden.  Das  rechte  Auge  mil  M.  tjti 
und  normaler  Sehschärfe  ist  frei  gebliehen  und  auf  dem  linken  ist  jetzt  (nach 
7  Jahren)  weder  stärkere  Entwicklung  mich  Trübung  an  der  Spitze  des  Conus  be- 
merkbar. Nebst  diesen  dreien  habe  ieli  den  Keratoconus  nur  noch  bei  einem  Italiener 
von  29  Jahren  blos  unilateral  (gleichfalls  links)  gesehen,  späterhin  aber  denselben 
nicht  weiter  beobachtet. 

Esorin  (nach  A.  Weber's  Theorie)  habe  ich  in  drei  Fällen 
methodisch  angewendet,  in  zweien  ohne,  im  dritten  mit  zweifelhaftem 
Erfolge. 

Die  oben  erwähnte  Frau  aus  Klagenfurt  hatte  Sehstörung  zuerst  im  Februar 
1878  wahrgenommen.  Bei  der  1.  Vorstellung  im  Juni  1879  bestand  rechts  S  20/LXX, 
links  2(1  XX,  im  Oetober  rechts  20/C,  links  20/XXX,  im  November  rechts  20/L,  links 
20,  XL.  Nach  dem  Gebrauche  von  Eserin  (anfangs  jeden  2.  Tag,  später  wöchentlich 
2mal  —  seit  August  1879)  hob  sich  S  rechts  auf  beinahe  20/XXX,  links  auf  20/XX  und 
blieb  bis  Anfang  Jänner  1881  ungefähr  auf  der  gleichen  Stufe.  Wie  viel  in  dieser  Zeit 
die  gänzliche  Enthaltung  von  jeder  Augenarbeit  und  die  allgemein  roborirende  Be- 
handlung (mit  Einschluss  der  wiederholten  Cur  in  Franzensbad),  wie  viel  das  Eserin 
beigetragen  habe,  bleibt  unentschieden.  —  In  zwei  anderen  Fällen,  bei  einer  Frau 
von  28  und  einem  Mädchen  von  20  Jahren,  mit  bilateralem  Keratoconus  ist  seit 
der  Vornahme  der  Irid  ektomie  (1867  und  1870)  keine  Zunahme  der  Vorwölbung 
erfolgt.  Die  Iridektomie  war  in  beiden  Fällen  schon  nach  einjährigem  Bestände 
bilateral  nach  oben  gemacht  worden  und  hatte  auch  bald  nach  der  Wundheilung 
eine  erhebliche  Besserung  zur  Folge  gehabt.  Eine  rationelle  Stütze  erhält  dieses 
Verfahren  durch  den  von  A.  v.  Graefe  nachgewiesenen  Erfolg  der  Iridektomie 
bei  partiellen  Hornhautstaphylomen.  Da  es  sich  beim  Keratoconus  eben  so  wenig 
um  anhaltende  Drucksteigerung  handelt,  wie  bei  den  meisten  partiellen  (kugelför- 
migen) Hornhautstaphylomen,  so  kann  der  Eintluss  der  Iridektomie  (Rückbildung 
des  Staphyloms)  hier  nicht  auf  Herabsetzung  des  intraoculären  Druckes  bezogen 
werden;  er  bleibt  hier  vorläutig  eben  so  unerklärt,  wie  bei  Augen,  welche  nach 
chronischer  Iridokyklitis  bereits  weicher  geworden  sind  und  später,  nach  richtig 
gelungener  Iridektomie,  allmälig  wieder  die  normale  Füllung  erlangen  (Vergl.  A. 
v.   Graefe  A.  F.  0.  II.  G.  pag.  219). 

Nachdem  schon  Tyrell1)  die  Verziehung  der  Pupille  durch  Hervorziehung 
einer  Partie  des  Pupillarrandes  der  Iris  in  eine  periphere  Hornhautwunde  vorge- 
nommen hatte,  fixirte  Critchett2)  die  hervorgezogene  Partie  durch  Umschlingung 
mit  einem  durch  die  angrenzende  Conjunctiva  geleiteten  Faden  (Iridodesis),  und 
Bowman3)  benutzte  dieses  Verfahren  zur  Verwandlung  der  Pupille  in  eine  ver- 
ticale  Spalte,  indem  er  den  Pupillarrand  erst  gerade  nach  oben  und  in  einer  spä- 
teren Sitzung  gerade  nach  unten  am  Corneoskleralrande  fixirte,  wodurch  der  Iris 
die  Function  einer  stenopäischen  Brille  vindicirt  wurde,  indem  beim  Verengern  der 
Lidspalte    last    nur  noch  durch    die    Kuppe  des  Conus  Liebt    einfallen    kann,   mithin 


')  Tyrell  on  the  Diseases  of  the  eye,  London  1840. 

2)  Critchett  in  Ophth.  Hosp.  Rep.  I. 

3)  Bowman  in  Ophth.  Hosp.  Rep.  I. 


202  Hornhaut  —  Keratoconus. 

die  Beeinträchtigung  des  Sehens  vermöge  der  Zerstreuungskreise  auf  ein  sehr  ge- 
ringes Mass  reducirt  wird.  Doch  ist  die  Iridodesis  nicht  gefahrlos;  man  hat  nach 
derselben  —  oft  erst  in  später  Zeit  -  Kyklitis  beobachtet,  besonders  wenn  die 
Einstichsstelle  zur  Einklemmung  der  Iris  etwas  zu  weit  in  den  Skleralbord  verlegt, 
daher  die  Iris  mehr  gezerrt  wurde. 

Um  die  Hervordrängung  zu  vermindern  und  die  Form  der  Cornea  der  Kugel- 
gestalt näher  zu  bringen,  hat  A.  v.  Graefe  ')  an  der  Kuppe  ein  dünnes  Blättchen 
mittelst  seines  Staarmessers  abgetragen,  2  Tage  darnach  die  Mitte  der  entblössten 
Stelle  mit  mitigirtem  Lapis  geätzt  und  die  Aetzung  alle  3  -4  Tage  wiederholt, 
daher  ein  kleines  Geschwür  unterhalten.  In  der  4.  Woche  wurde  die  tiefste  Stelle 
des  Geschwüres  punctirt  und  der  Verschluss  der  Oeffnung  durch  8  Tage  verhindert 
(durch  Einführung  eines  Stilettchens),  Nach  erfolgter  Vernarbung  (in  der  9.  Woche) 
zeigte  sich  eine  intensiv  weissgraue  Trübung  von  ' '.."'  Durchmesser,  umgeben  von 
einem  lichtgrauen  Hofe,  so  dass  der  Diameter  der  gesammten  trüben  Partie  nur 
etwas  über  1'"  betrug.  Während  die  Patientin  (43  Jahre)  früher  nur  Jaeg.  16  in 
V/s"  gelesen  hatte,  konnte  sie  jetzt  Xr.  7  in  1'  .."  fliessend  lesen  und  fühlte  sich 
besonders  glücklich  wegen  des  ..allgemeinen  Ueberbliekes--  (des  excentr.  Sehens)  mit 
diesem  Auge.  Die  jüngste  Publication  über  günstige  Erfolge  dieser  Methode,  welche 
die  Bildung  einer  centralen  Narbe  anstrebt,  um  durch  deren Contraction  Verflachung 
zu  bewirken,  wahrscheinlich  aber  nebenbei  auch  durch  die  längere  Unterhaltung 
einer  Fistel  wohlthätig  wirkt,  findet  sieh  in  Knapp's  Archive*).  Bowman 
und  Wecker  ')  haben  zur  Umgrenzung  des  oberflächlich  abzuschälenden  Stückchens 
kleine  Trepane  angegeben. 


')  A.  f.  0.  XII.  b.  p.  MS. 

*)  St  ein  heim.  Archiv  für  Augen-  und  Ohrenheilkunde  IL  a.  pag.  *21'2. 
3)  Ann.  d'Ocul.  T.  LXVIII. 


-<  r\-  >- 


III.  Buch.  Krankheiten  der  Sklerotica. 

I.  Entzüinluiiü,*  der  Lederhaut^  Skleritis. 

JJie  Sklera  ist  relativ  selten  der  Sitz  eines  selbständigen  ent- 
zündlichen  Processes.  Eigentlich  ist  es  nur  die  im  Bereiche  der  vorderen 
Ciliararterien,  d.  i.  die  vor  der  Insertionslinie  der  vier  geraden  Augen- 
muskeln gelegene  Zone  der  Sklera,  deren  Entzündung  wir  kennen; 
primäre  Entzündung  der  rückwärtigen  Partien  ist  weder  klinisch  noch 
anatomisch  nachgewiesen.  Wenn  die  Sklera  bei  entzündlichen  Processen 
des  Uvealtractus  in  Mitleidenschaft  gezogen  wird  und  mit  demselben 
verwächst,  so  geben  sich  an  der  betreifenden  .stelle  vielmehr  die  Zeichen 
entzündlicher  Erweichung  kund,  auf  welche  alsbald  Ektasirung  derselben 
(Staphyloma  sclerae)  folgt;  bei  suppurativer  Kyklochorioiditis  kommt 
es  bisweilen,  und  zwar  nur  in  der  vorderen  Hälfte  der  Sklera,  zu 
Durchbruch  derselben,  zu  Entleerung  des  Eiters,  zu  Vernarbung  und 
Schrumpfung  des  Bulbus  (Phthisis). 

Die  selbständige  Skleritis  -  -  und  nur  von  dieser  soll  hier  die 
Bede  sein  —  tritt  entweder  isolirt  oder  in  Combination  mit  Entzündung 
der  Cornea,  der  Iris,  des  Ciliarkörpers  auf. 

I.  Die  einfache  oder  solitäre  Skleritis. 

Diese  Krankheit,  von  mir  früher  als  Skleritis  partialis  ').  von 
späteren  Beobachtern  als  Episkleritis  bezeichnet,  wurde  zuerst  von 
Sichel  -)  als  partielle  Chorioiditis  eingehend  geschildert, 

Symptome,  Verlauf.  Auf  der  Sklera,  meistens  3—5  Mm.  vom 
Bande  der  Hornhaut  entfernt,  entsteht  ein  licht-  dann  dunkelrosenrother 
(bläulichrother)  Fleck,  in  welchem  sich  zahlreiche  Ciliargefässe  auflösen. 
Dieser  Fleck  wird  alsbald  zu  einer  lichten  hügelähnlichen,  wohl  auch 
von  erweiterten  Bindehautgefässen  übersponnenen  Aufwölbung,  wie  wenn 


')  Arlt.    Krankh.  II.  B.   pag.   i    und    Prager   Vjschr.    17.  Band.    Analekten, 
pag.  $6. 

")  Sichel  in  Bulletin  gener.  de  Therapeut.  Mars  1847. 


204  Sklera. 

sich  eine  Pustel  in  der  Bindehaut  bilden  sollte;  man  überzeugt  sich 
jedoch  leicht,  dass  das  von  Gefässen  durchsetzte  Infiltrat  nicht  in,  sondern 
unter  der  Bindehaut  sitzt.  Das  Infiltrat  erscheint  als  eine  fest  aufsitzende, 
derbe  Aufwulstung,  in  manchen  Fällen  als  ein  Aggregat  von  blassgelben 
Körnern,  welche  durch  geschwelltes  Bindegewebe  und  zahlreiche  Blut- 
gefässe zu  einem  mehr  weniger  deutlichen  Hügel  vereint  sind.  Nach- 
dem ein  solcher  Hügel  einige  "Wochen  bestanden  hat,  wird  er  nach 
und  nach  flacher  und  an  seine  Stelle  tritt  eine  dunkelviolette,  dann 
schiefer-  oder  bleigraue,  manchmal  etwas  deprimirte  Stelle,  für  immer 
oder  für  einige  Wochen.  Niemals  sieht  man  Eiterung,  niemals  Induration, 
niemals  Ektasirung.  Der  Process  kann  mit  der  Bildung  eines  einzigen 
Hügels  abgethan  sein,  es  können  aber  auch  2 — 3  bald  nach  einander 
entstehen;  meistens  findet  indes  der  Vorgang  statt,  dass  während  der 
Rückbildung  an  einer  Stelle  ein  frischer  Herd  in  der  Nachbarschaft 
entsteht  und  hiedurch  die  Dauer  der  Krankheit  auf  viele  Monate  aus- 
gedehnt wird.  Mitunter  erfolgen  Rückfälle  erst  nach  mehreren  Jahren. 
Es  kann  ein  Auge  verschont  bleibeu,  es  können  aber  auch  beide  Augen 
bald  nach  einander  und  abwechselnd  ergriffen  werden. 

Die  Kranken,  namentlich  ältere  Personen,  werden  in  der  Regel 
nur  durch  die  Röthe,  durch  ein  lästiges  Gefühl  von  Druck  im  Auge 
oder  durch  dumpfen  Kopfschmerz,  weniger  durch  Empfindlichkeit  gegen 
Licht  und  scharfe  Luft  auf  ihr  Leiden  aufmerksam  gemacht.  Doch 
kommen  auch  Fälle  mit  sehr  heftigen,  selbst  den  Schlaf  störenden 
Schmerzen  im  Auge  und  in  dessen  Umgebung  so  wie  mit  sehr  lästiger 
Photophobie  vor.  Ueber  Störung  des  Sehvermögens  (Herabsetzung  der 
Sehschärfe)  wird  nur  dann  geklagt,  wenn  ein  Entzündungsherd  näher 
an  der  Hornhaut  sitzt  und  Trübung  der  angrenzenden  Cornealpartie  bis 
gegen  das  Pupillarbereich  einleitet.  Wie  hartnäckig  und  lästig  auch  das 
Uebel  ist,  so  bringt  es  doch  selbst  in  den  letzteren  Fällen  weder  der 
Function  noch  der  Form  des  Bulbus  einen  bleibenden  Nachtheil. 

Vorkommen,  Ursachen.  Diese  Form  der  Skleritis  kommt  vorzugs- 
weise im  Greisenalter  vor,  wird  indes  auch  im  Mannes-  und  selbst  im 
Knabenalter  beobachtet.  Ihr  Auftreten  ohne  äussere  Veranlassung  und 
ihr  Recidiviren  an  verschiedenen  Stellen  auf  einem  oder  auf  beiden 
Augen  trotz  zweckmässigen  diätischen  Verhaltens  machen  es  wahrschein- 
lich, dass  sie  mit  einer  allgemeinen  Gesundheitsstörung  in  Causalnexus 
steht,  wengleich  diese  in  vielen  Fällen  nicht  bestimmt  bezeichnet  werden 
kann.   Wecker  ')   bringt  sie  mit  chron.  Rheumatismus  in  Zusammen- 


')  Wecker  The'rapeutique  ocul.  Paris  1878,  I.  B.  pag.  227. 


Entzündung.  205 

hang;  in  einigen  der  von  mir  beobachteten  Fälle  sprach  die  Anamnesis 
für  diese  Annahme;  in  anderen  waren  deutliche  Zeichen  von  Scrofulosis 
vorhanden.  Als  Folge  von  Lues  tritt  sie  kaum  je  isolirt  auf. 

Behandlung.  Wo  keine  sichere  Causalindication  vorliegt,  ist  vor 
allem  auf  ein  rationelles  diätetisches  Verhalten  zu  dringen.  Bei  älteren 
Individuen  erweisen  sich  geliud  auflösende  und  abführende  Mittel  noch 
am  heilsamsten,  besonders  der  Gebrauch  von  Mineralwässern:  Bitter- 
wasser in  kleinen  Dosen,  Egerer  Salzquelle,  Marienbader  Krenzbrnnnen, 
Kissingen,  Kreuznach.  Bei  einem  alten,  an  üppige  Lebensweise  gewohn- 
ten Herrn,  welcher  beinahe  durch  ein  ganzes  Jahr  an  dieser  Form  mit 
ungewöhnlich  heftigen  Schmerzen  und  grosser  Lichtscheu  litt,  wurde 
endlich  durch  einige  Dosen  salicylsauren  Natrons  (2  Gramm  pro  die) 
entschiedene  Wendung  zum  Besseren  erzielt,  worauf  denn  bei  strengerer 
Einhaltung  der  vorgeschriebenen  Diät  (mit  Bewegung  im  Freien)  und 
längerem  Gebrauche  des  Ofener  Bitterwassers  völlige  Genesung  eintrat. 
Von  Pilocarpininjectionen,  welche  Wecker  empfiehlt,  habe  ich  bisher 
noch  keinen  Gebrauch  gemacht  und  vom  Scarificiren  solcher  Herde 
nach  Schöler  '),  sowie  von  örtlichen  Mitteln  überhaupt  ist  nach  mei- 
ner Erfahrung  kein  Heil  zu  erwarten.. 

Bei  jüngeren  Individuen  empfiehlt  sich  dieselbe  Behandlung,  welche 
für  die  interstitielle  Keratitis  angegeben  wurde. 

2.  Die  combinirte  Skleritis  (Kerato-  vel  Uveoskleritis). 

Bei  der  Keratoskleritis  entstehen  entweder  ähnliche  Herde,  wie 
bei  der  solitären  Form  näher  an  der  Cornea  oder  auch  halb  in  der 
Sklera,  halb  in  der  Cornea,  und  zwrar  an  mehreren  Stellen  gleichzeitig 
oder  bald  nacheinander,  die  Röthe,  Schwellung  und  Infiltration  des 
pericornealen  Gewebes  sind  mehr  gleichmässig,  nicht  hügelig.  In  man- 
chen Fällen  prävaliren  die  Erscheinungen  der  interstitiellen  Keratitis, 
in  anderen  die  der  Skleritis.  Gleichzeitig  können  die  Zeichen  von  Iritis 
oder  Iridozyklitis  vorhanden  sein  oder  hinzutreten,  aber  auch  vollständig 
mangeln.  Wären  diese  vorausgegangen,  dann  würde  die  Skleritis  als 
seeundäres  Leiden  zu  betrachten  und  der  Gesammtzustand  des  Auges 
vorzugsweise  nach  den  primären  Leiden  zu  beurtheilen  sein.  —  Prävalirt 
das  Hornhautleiden,  so  ist  das  Auge  vorzugsweise  durch  bleibende  un- 
heilbare Hornhauttrübung  (Sklerosirung  pag.  113  und  117)  gefährdet.  Hat 
die  Entzündung  zuerst  oder  doch  vorzugsweise  ihren  Sitz  in  der  Sklera, 
so  wird  die  Cornea  nur  an  einzelnen  Randpartien  bleibend  getrübt,  ihr 


')  Jahresbericht  der  EwersVhen  Augenklinik,  Berlin  1878,  pag.  21. 


206  Sklera. 

Areal  mehr  weniger  eingeengt  und  unregelmässig  begrenzt:  das  Pupillar- 
bereich  der  Cornea  bleibt  frei  oder  behält  höchstens  an  einem  oder  der 
anderen  Stelle  einen  kleinen  trüben  Fleck  '). 

Die  Veränderungen  an  der  Sklera  können  sieh  im  weiteren 
Verlaufe  sehr  verschieden  gestalten. 

a)  Xaeh  Ablauf  der  entzündlichen  Zufälle  bleibt  das  episklerale 
Bindegewebe  auf  3 — 5  Min.  Breite  rings  um  die  Cornea  (oder  in  einem 
aliquoten  Theile)  verdickt,  undurchsichtig",  gleichmässig  weiss  mit  einem 
leisen  Anfluge  von  violett  oder  rosa  (sklerosirt),  welches  Aussehen  ich 
früher  als  porzellanartig  bezeichnete  '-').  Diese  stationäre  Veränderung 
des  episkleralen  Gewebes,  welche  man  für  ein  chronisches  Oedem  halten 
könnte,  umgibt  die  Cornea  in  Form  eiues  flachen  Walles. 

ß)  In  manchen  Fällen  führt  der  Process  nach  längerem  Bestände 
zu  einer  Formveränderung  des  Bulbus,  welche  man  als  birnförmig  be- 
zeichnen kann  3).  An  den  Stellen  der  früheren  Herde  wird  nämlich  die 
Sklera  schiefergrau  und  ein  wenig  verflacht,  daher  der  Bulbus  vor  der 
Insertionslinie  der  M.  recti  ringsum  grau  marmorirt  und  gleichsam 
eingeschnürt,  während  die  Basis  der  Cornea  weiter  nach  vorne  gerückt 
ist.  Die  Birnform  tritt  um  so  deutlicher  hervor,  wenn  zugleich  nächst 
der  Cornea  die  eben  erwähnte  Sklerosirung  des  episkleralen  Bindege- 
webes vorhanden  ist.  In  Fällen,  welche  diese  Formveränderung  blos 
an  einem  Auge  darbieten,  hält  es  nicht  schwer,  die  Vorrückung  der 
Cornealbasis,  mithin  die  Verlängerung  des  Bulbus  in  sagittaler  Richtung 
zu  constatiren. 


1 )  In  manchen  (sehr  seltenen)  Fällen  beschränkt  sich  die  Entzündung  auf 
einen  mehr  weniger  grossen  Bogen  des  Corneoskleralfalzes  (Skleralbordes).  Au 
einem  aliquoten  Theile  der  Cornealperipherie  entsteht  unter  intensiver  Ciliarinjection. 
Lichtscheu,  Thränenfluss  und  Schmerzen  eine  lichtgraue  oder  lichtgelbe  Infiltration 
des  Skleralfalzes,  welche  noch  etwas  ins  Bereich  der  Cornea  (innerhalb  des  Limhus) 
hineinreicht,  leicht  aufgewölbt  erscheint  und  die  Form  eines  schmalen  Meniscus 
oder  eines  Reifens  darbietet.  An  die  coneave  Seite  schliesst  sieh  nun  eine  schmale 
hofähnliche  Trübung;  die  periphere  Grenze  zeigt  vermöge  der  Gefässentwicklung 
daselbst  keine  scharfe  Begrenzung.  Wenn  dann  nach  wochenlangem  Bestände  die 
Reizzufälle  geschwunden  sind  und  die  infiltrirte  Partie  in  einen  flachen  grauweissen 
Bogen  oder  Reifen  verwandelt  ist.  so  kann  bei  oberflächlicher  Betrachtung  derselbe 
für  einen  Arcus  senilis  gehalten  werden:  aber  er  schliesst  sich  unmittelbar  an  die 
Sklera  an  und  ist  an  der  coneaven  Seite  scharf  und  meist  auch  unregelmässig 
(wie  aus  Knuten  bestehend)  begrenzt.  Vom  Ulcus  rodens  (pag.  131)  unterscheidet 
sich  diese  Affection  dadurch,  dass  nie  ein  centripetal  vorrückendes  Geschwür  und 
also   auch   keine  breite  Hornhauttrübung  entsteht. 

-)  Arlt.   Krankt).  II.  B.  pag.    II 

»)  Ibid.  I.  B.  pag.  190  und  IL  B.  pag.  12  und  14. 


Entzündung.  207 

y)  Mehr  als  die  eben  besprochene  ist  die  Formveränderung  be- 
kannt, welche  man  gewöhnlich  St aphyloma  corporis  ciliaris  nennt. 
In  der  vorderen  Skleralzone,  welche  der  Lage  des  Corpus  ciliare  ent- 
spricht, wird  die  Sklera  während  des  Abklingens  «Irr  Entzündung 
allmälig  schiefergrau  und  zugleich  ausgebaucht  (centrifugal  vorge- 
drängt, ausgedehnt,  verdünnt),  womit  natürlich  auch  eine  Vorwärts- 
schiebung der  Cornealbasis  erfolgt.  Der  Bulbus  erschein!  somit  in 
sagittaler  Richtung  mehr  weniger  verlängert,  hauptsächlich  aber  in  den 
Querdurchmessern  der  genannnten  Skleralzone  erweitert,  daher  in  toto 
vergrössert.  Denn  auch  hinter  dieser  Zone  hat  die  Sklera,  obwohl  sie 
nicht  merklich  verfärbt  erseheint,  gleichsam  ihren  Halt  verloren.  Der 
staphylomatöse  Wulst,  welcher  nahe  hinter  der  Cornealbasis  steil  ansteigt, 
verflacht  sich  nach  hinten  (in  der  Gegend  der  Ora  serrata)  allmälig. 
Die  Cornealbasis  bleibt  als  weisser  Keifen  deutlich  sichtbar,  und  die 
Wölbung  der  Cornea  ist  eher  geringer,  als  vermehrt.  Form  und  Grösse 
des  Bulbus  können  überdies  noch  durch  partielle  oder  circuläre  Ent- 
wicklung eines  Intercalarstaphylomes  (pag.  147)  bedeutend  verändert 
werden  ').  Dann  erhebt  sich  zwischen  dem  dickdarmähnlichen  Wulste, 
welcher  der  Lage  nach  dem  Ciliarkörper  entspricht  und  dem  lichtgrauen 
Keifen,  welcher  die  Cornealbasis  markirt,  noch  ein  epaulett-  oder 
ringförmiger  stärker  gewölbter  und  dunklerer  (mehr  durchscheinender) 
Wulst  —  eine  äusserst  dünne  Lage  von  Skleralgewebe,  aussen  mit  Binde- 
haut, innen  mit  atrophischer  —  enorm  ausgedehnter  und  rareficirter 
—  Iiis  überkleidet. 

Bei  einem  Mädchen  von  25  Jahren,  welches  in  Folge  von  Lues  hereditaria 
durch  mehrere  Jahre  an  Keratitis  interstitialis,  Skleritis  (und  wohl  auch  an 
Iridokyklitis)  gelitten  hatte,  fanden  wir  links  einen  grossen  Theil  der  Cornea 
sklerosirt.  rechts  an  der  temporalen  Seite  ein  halhkugelförmiges,  steilansteigendes 
Skleralstaphylom  mit  fast  kreisrunder  Basis  (von  circa  8  Mm.  Durchmesser),  an 
dessen  Innenfläche  man  bei  Durchleuchtung  mehrere  verkümmerte  etwas  aus- 
einander gezerrte  Ciliarförtsätze  deutlich  nach  Form  und  Lau'1'  als  schwarze  Streifen 
seh.en  konnte:  nach  hinten  reichte  die  Basis  nahe  bis  an  den  Aequator;  nach 
vorne  war  zwischen  der  Gegend,  wo  die  Ciliarförtsätze  sassen,  und  der  wenig 
getrübten,  in  ihrer  Wölbung  kaum  veränderten  Cornea  ein  epaulettförmiger  Wulst 
eingeschaltet,  welcher  ohneweiters  als  Intercalarstaphylom  aulzufassen  war,  da  er 
von  der  Cornea  durch  eine  lichtgraue  Linie  geschieden  war  und  da  von  seinem 
vorderen  Bande  die  Iris  abging.  Nach  einer  ausgiebigen  Iridektomie  (an  der 
Nasenseite),  wobei  sich  sehr  viel  klare  Flüssigkeit  entleerte,  und  nur  die  Ektasie, 
nicht  aber  der  Bulbus  selbst  collabirte,  verschwand  in  den  nächsten  Tagen  das 
Intercalarstaphylom  und   dann   verflachte   sich   auch   das   Skleralstaphylom.  jedoch 


')  Arlt,  Krankh.  IL  B.  pag.   12. 


208  Sklera. 

ohne  ganz  zu  verschwinden.  Die  Kranke  entzog  sieh  der  weiteren  Boobachtung. 
Das  Staphylom  war  nahezu  flach,  noch  dunkelfarbig  (durchseheinend),  die  Span- 
nung des  Bulbus  noch  vermindert,  die  Lichtempfindung  (von  der  Schlafe  her) 
erhalten. 

Bei  allen  diesen  Veränderungen  (a,  ß,  y)  kann  das  Verbalten  der 
Iris  ein  normales  sein  und  die  Sehstörung  den  dioptrischen  Verhältnissen 
entsprechen.  Es  entwickelt  sich  die  Ektasie  nicht  in  Folge  anhaltender 
Drucksteigerung,  sondern  analog  wie  bei  Keratoconus  und  beim  kugel- 
förmigen Hornhautstaphylom  vermöge  verminderter  Resistenz  einer  Partie 
der  Bulbuswandimg.  Demnach  können  solche  Ektasien  auch  Jahre  lang 
bestehen,  ohne  dass  es  zu  bleibender  Drucksteigerung  und  Excavation 
der  Papilla  n.  opt.  kommt.  Diese  Ektasie  der  Sklera  muss  demnach 
in  prognostischer  Beziehung  getrennt  werden  von  jener,  welche  secundär 
auftritt,  wenn  es  nach  Iridozyklitis,  nach  Chorioiditis,  nach  Linsenekto- 
pie,  Linsenblähung  etc.  zu  Verwachsung  zwischen  Sklera  und  Uvea,  zu 
anhaltender  Drucksteigerung,  mithin  zu  secündärer  Entzündung  und 
Ektasirung    der    Sklera    gekommen    ist.  Bezüglich    der   Iris  ist  zu 

bemerken,  dass,  wenn  nicht  etwa  Iritis  intercurrirte,  man  an  derselben 
meistens  nur  die  Zeichen  von  Dehnung  vorfindet.  Sie  liegt  bald  schein- 
bar (bei  Sklerosirung  des  Cornealrandes),  bald  wirklich  tiefer,  in  einer 
Ebene,  zeigt  eine  runde,  von  stark  vorspringendem  Pigmente  umsäumte 
Pupille,  eine  breitere  Sphinkterzone  und  etwas  trägere  Beweglichkeit. 
Je  weiter  ihr  Ciliarrand  gegen  die  Peripherie  hingezogen  ist,  desto 
breiter  ist  der  Abstand  zwischen  Pupillar-  und  Ciliarrand.  Aus  dem 
Gesagten  darf  nicht  gefolgert  werden,  dass  solche  Augen  vor  Erblindung 
durch  Drucksteigerung  (sogen.  Secundärglaukom)  gesichert  seien.  Je 
mehr  durch  die  Ektasirung  über  dem  Corpus  ciliare  und  insbesondere 
durch  Hinzutreten  von  Intercalarstaphylom  der  Kreis,  welchen  die  Firsten 
der  Ciliarfortsätze  bilden,  erweitert  wird  und  je  weiter  rückwärts  der 
periphere  Fixpunkt  der  Zonula  zu  liegen  kommt,  desto  grösser  kann 
der  Zug  (die  Zerrung)  sein,  welchen  die  Zonula  auf  die  Ciliarfortsätze 
ausübt,  und  schon  dieses  Moment  allein  kann  zu  vermehrter  Ausschei- 
dung seröser  Flüssigkeit  in  den  Glaskörper,  zu  Drucksteigerimg  führen. 
Es  kann  überdies  auch  zu  Dehisceuz  oder  zu  Zerreissung  der  Zonula, 
zu  Ektopie  der  Linse  und  deren  Folgen  kommen.  Sympathische  Erkran- 
kung des  anderen  Auges  wird  (nach  meiner  Erfahruug)  dadurch  nicht 
inducirt,  wenigstens  nicht  eine  mit  faserstoffig  plast.  Exsudate. 

Vorkommen,  Ursachen.  Diese  Art  von  Skleritis  tritt  nur  bei  jugend- 
lichen Individuen  auf.  Bei  vielen  ist  Scrofulosis,  bei  anderen  Lues  here- 
ditaria  nachweisbar.  Das  Leiden  tritt  öfter  bi-  als  unilateral  auf. 


Entzündung.  200 

Eine  Frau,  welche  erst  im  29.  Jahre  an  Keratoskleritis  des  linken  Auges 
erkrankt  und  nach  der  Cur  in  Hall  (durch  drei  Sommer)  von  Recidiven  frei  ge- 
blieben war,  wurde  im  10.  Jahre  von  einer  äusserst  schmerzhaften  Skleritis 'dessel- 
ben Auges  befallen,  welche  trotz  sorgfältiger  allgemeiner  Behandlung  (Landaufent- 
halt, Haller  Wasser)  und  örtlicher  Anwendung  von  Atropin,  Belladonnasalbe,  metho- 
disch angewendeter  feuchtwarmer  Umschläge  vom  Frühjahre  bis  zum  Herbste  ex- 
acerbirte  und  erst  nach  mehrwochentlichem  Gebrauche  von  salicylsaurem  Natron 
bleibend  beseitiget  wurde.  Der  Bulbus  ist  jetzt  etwas  verlängert,  die  durchsichtige 
Cornea  durch  stellenweise  Sklerosirung  vom  Rande  her  etwas  eingeengt  und  über- 
dies mit  zwei  mohnkorngrossen  liehtgrauen  Flecken  nächst  dem  Centrum  versehen, 
die  Kammer  nicht  vertieft,  die  Iris  normal.  An  die  Cornea  schliefst  sich  eine 
3—4  Mm.  breite  Zone  der  Sklera,  welche  durch  Verdickung  des  episkleralen  Binde- 
gewebes etwas  geschwellt  erscheint  und  dadurch,  so  wie  durch  weisse,  ins  Violette 
spielende  Farbe  stark  absticht  gegen  eine  unmittelbar  daran  grenzende,  ungefähr 
ebenso  breite  schiefergrau  marmorirte  Zone,  welche  gewissermassen  eingeschnürt 
oder  eingeengt  aussieht.  Die  Spannung  des  Bulbus  unterscheidet  sich  nieht  von 
der  des  gesunden  rechten  Auges.  Die  Frau  liest  mit  diesem  Auge  Jaeg.  Nr.  12 
in  6  Zoll  Abstand.  --  Einen  ähnlichen  Fall  habe  ich  im  II.  B.  pag.  14  ausführ- 
lich beschrieben.  In  folgendem  Falle  entstand  zugleich  Intercalarstaphylom.  Eine 
Dienstmagd  von  29  Jahren  wurde  1877  auf  die  Klinik  aufgenommen.  In  ihrem 
21.  Jahre  soll  sie  das  erste  Mal  an  Röthe  der  Augen  (ohne  Verklebtsein)  gelitten 
haben.  Im  23.  Jahre  erkrankte  erst  das  linke ,  4  Wochen  später  auch  das  rechte 
Auge,  diesmal  mit  Sehstörung,  weshalb  sie  unter  der  Diagnosis  Skleritis  et  Kera- 
titis ins  Spital  aufgenommen  und  zunächst  mit  Atropineinträufiungen  und  Haller 
Jodwasser  behandelt  wurde.  Später  war  eine  Iridektomie  nach  oben  (am  rechten 
Auge)  gemacht  und  die  Kranke  nach  circa  8  Wochen  entlassen  worden.  Das  Auge 
soll  aber  noch  lange  Zeit  geröthet  und  das  Sehen  immer  getrübt  geblieben  sein.  Im 
28.  Jahre,  nachdem  die  Röthe  des  rechten  Auges  längst  gewichen  war,  erkrankte  das 
linke  und  die  Patientin  kam  deshalb  auf  die  Klinik.  Sie  war  im  8.  Monate  schwan- 
ger. Rechtes  Auge:  Der  Bulbus  auffallend  vergrössert,  die  Sklera  rings  um  die 
Cornea  in  einer  Zone,  welche  in  der  oberen  Hälfte  an  10  Mm.  breit  war,  schiefer- 
grau, bucklig  vorgedrängt,  oben-innen  mit  einzelnen  frischen  Entzündungsherden 
in  Form  flacher  Knoten  besetzt.  Vermöge  der  Skleralektasie  erschien  die  Corneal- 
basis  nach  vorne  gerückt  und,  da  die  Ektasirung  oben  stärker  war,  zugleich  schief 
gestellt.  Die  Cornea  erschien  ein  wenig  abgeflacht  und  zeigte  mehrere  alte  tief- 
sitzende, centrale  Flecke.  Die  Iris  tiefer  liegend,  unten  auf  einen  schmalen  Saum 
(nach  Atropin)  zusammengezogen,  zeigte  oben  eine  über  10  Mm.  breite  Lücke  (Colo- 
bom),  welche,  da  die  Einstichsnarbe  nur  5  Mm.  lang  war,  offenbar  diese  Grösse  nicht 
durch  die  Excision  allein,  sondern  unter  Mithilfe  der  nachträglichen  Zurückziehung 
der  Iris  erlangt  hatte.  Auf  der  vorderen  Kapsel  lag  ein  leichter  Pigmentbeschlag. 
Glaskörpertrübungen  waren  nicht  vorhanden.  Der  Augengrund  (speciell  die  Papille) 
zeigte  ausser  der  durch  die  Corhealverbiegung  bedingten  Verzerrung  nichts  Abnor- 
mes. Finger  in  4  Meter,  mit  —  8  D.  in  5  Meter.  Linkes  Auge :  Die  Conjunctiva  bulbi 
war  rings  um  die  Cornea  stark  injicirt ,  darunter  an  einzelnen  Stellen  kleine ,  bei 
Betastung  schmerzhafte  Höcker,  an  anderen  Stellen  sah  man  schiefergraue  Färbung, 
nirgends  eine  Ektasie.  Die  Cornea  zeigte  lichtgraue  Flecke  in  der  Mitte  und  längs 

v.  Arlt,  Krankh.  des  Auges.  14 


210  Sklera. 

des  Randes,  im  unteren  Theile  feine  Präcipitate  an  der  Descemet!.  Die  Pupille 
war  durch  Atropin  ad  maximum  erweitert,  die  Iris  leicht  verfärbt,  das  Detail  des 
Augengrandes  nicht  erkennbar.  Beide  Bulbi  nicht  abnorm  gespannt.  Finger  in 
47a  Meter,  mit  —  5,5  D.  S.  6/i6-  Die  Kranke  musste  wegen  der  Entbindung  nach 
3  Wochen  ungeheilt  entlassen  werden.  —  Nach  3  Jahren  kam  sie  abermals  auf  die 
Klinik.  Sie  hatte  in  ihrer  Heimat  eine  Zeit  lang  Leberthran  eingenommen  und  war 
dann  wieder  in  einen  Dienst  getreten;  erst  vor  7 — 8  Wochen  —  im  Jänner  1880  — 
waren  wieder  entzündliche  Erscheinungen  an  den  Augen  aufgetreten.  Wir  fanden 
Anfangs  März  am  rechten  Auge:  keine  Spur  frischer  Entzündung  in  der  Sklera; 
die  ektatische  Zone  rings  um  die  Cornea  scheidet  sich  deutlich  in  eine  vordere 
dickdarmähnliche  Partie,  welche  als  Intercalarstaphyloni  aufzufassen  ist,  und  in 
eine  hintere,  welche  von  der  vorderen  durch  eine  seichte  Rinne  getrennt  ist,  min- 
der hoch  und  minder  dunkel  (minder  durchscheinend)  erscheint,  hinten  allmälig  in 
normale  Sklera  übergeht  und  der  Lage  und  Breite  nach  dem  Ciliarkörper  ent- 
spricht. Das  Intercalarstaphyloni  ist  in  der  oberen  Hälfte  etwas  breiter  und  höher, 
und  von  der  Cornea  durch  einen  undurchsichtigen  lichtgrauen  Reifen  getrennt;  die 
Cornea,  an  mehreren  Stellen  des  Randes  getrübt ,  trägt  in  der  Mitte  einen  grau- 
weissen,  hanfkorngrossen  glatten  Fleck.  Die  Iris  ist  nur  in  der  unteren  Hälfte 
vorhanden,  und  liegt  relativ  zur  Cornea  eher  näher  als  tiefer.  Der  Fundus  ist  nur 
undeutlich  zu  sehen,  zeigt  aber  ausser  starker  astigmatischer  Verzerrung  keine 
Veränderung,  namentlich  ist  die  Papilla  Aveder  verfärbt  noch  excavirt.  T.  n.  S.  Fin- 
ger in  nicht  ganz  2  Meter.  Linkes  Auge:  Keine  abnorme  Ciliarinjection ,  die 
Sklera  in  ähnlicher  Weise,  nur  nicht  so  hochgradig  verdünnt  und  ektatisch  wie 
rechts,  der  Bulbus  daher  gleichfalls  auf  Kosten  der  vorderen  Skleralzone  auffallend 
vergrössert,  die  Cornea  an  einzelnen  kleinen  Stellen  des  Randes  sklerosirt.  im  Gan- 
zen durchsichtig  und  gehörig  gewölbt,  zeigt  nur  in  der  Mitte  zwei  mohnkorngrosse 
grauweisse  Flecke;  von  den  Präcipitaten  ist  nur  noch  ein  tintenschwarzer  Punkt 
vorhanden;  die  Iris,  wie  am  rechten  Auge  lichtbraun,  zeigt  keine  Structurverände- 
rung  und  reagirt  auf  Licht  und  Schatten  gut;  die  Pupille  ist  bei  der  gewöhnlichen 
Tagesbeleuchtung  3 — i  Mm.  weit,  nicht  ganz  rund,  doch  ohne  Synechien;  auffal- 
lend ist  die  Breite  des  kleinen  Iriskreises  relativ  zum  grossen  und  das  Vorspringen 
des  Pigmentsaumes  am  Pupillarrande.  Der  (.{rund  des  Auges  nicht  deutlich  sicht- 
bar. T.  n.  S.  Finger  in  5  —  (i  Meter.  Keine  Gesichtsfeldeinschränkung. 

Behandlung.  l>oi  der  Behandlung  der  cornbinirten  Skleritis  sind 
dieselben  Rücksichten  zu  nehmen,  wie  bei  der  einfachen,  nur  wird  das 
Verhalten  der  Iris  besonders  ins  Auge  zu  fassen  sein,  damit  nicht 
Synechien  dazutreten.  Hat  die  Entzündung  zu  Formveränderung  des 
Bulbus  geführt,  und  besteht  noch  qualitatives  Sehen,  so  betrachte  man 
ein  solches  Auge  als  ein  Noli  me  tangere;  nur  wenn  zugleich  Pupillen- 
sperre besteht  und  Aussicht  vorhanden  ist,  durch  lridektomie  einiges 
Sehen  wieder  herzustellen,  möge  man  zu  dieser  schreiten,  doch  auf 
Glaskörperverflüssigung  gefasst  sein.  Ist  die  Lichtempfindung  in  Folge 
von  Drucksteigerung  aufgehoben,  so  gilt  hier  dasselbe,  was  pag.  155 
über    Hornhautstaphylome    gesagt    wurde.     Die    Verkleinerung    solcher 


Verletzungen.  211 

Biilbi  durch  Einziehung  eines  Fadens  (nach  Flarer,  A.  v.  Graefo)  er- 
heischt strenge  Ueberwachung  des  Kranken,  damit  nicht  durch  zu  langes 
Belassen  des  Fadens  im  Auge  eitrige  Kyklochorioiditis  hervorgerufen 
werde. 

H.  Verletzungen  (Wunden,  Berstung)  der  Sklera. 

P en et rir ende  Wunden  der  Sklera  erkennt  man,  abgesehen  von 
der  gleichzeitigen  Verletzung  der  Bindehaut,  an  verminderter  Spannung 
des  Bulbus,  an  dem  Sichtbarwerden  von  Bestandteilen  des  Uvealtractus 
(Iris,  Pigment),  an  vorgedrängtem  Glaskörper.  Narben  zeigen  Fixirung 
der  Bindehaut,  Pigmentirung,  strahlige  Einziehung;  sehr  kleine  Narben 
(nach  Nadelstichen,  nach  dem  Eindringen  kleiner  Fremdkörper)  können 
sich  der  Wahrnehmung  in  späterer  Zeit  ganz  entziehen. 

Reine  Schnitt-  oder  Stichwunden  heilen  durchschnittlich  ohne 
erhebliche  Entzündungszufälle  und  in  kurzer  Zeit,  vorausgesetzt,  dass 
in  denselben  nicht  Theile  des  Uvealtractus,  Zipfel  der  (getrennten) 
Linsenkapsel,  grössere  Partien  des  Glaskörpers  eingeklemmt  wurden. 
Wunden  an  der  Corneoskleralgrenze  können  zu  Prolapsus  iridis,  zu  cy- 
stoider  Vernarbung,  zu  Cystenbüdung  in  der  Iris  führen,  werden  aber 
besonders  dadurch  oft  verderblich,  dass  sie  leicht  Kyklitis  des  be- 
troffenen und  selbst  des  anderen  Auges  (sympathische  Iridokyklitis)  in- 
duciren.  Hierüber  Näheres  bei  den  Krankheiten  der  Iris  und  des  Corpus 
ciliare.  —  Wunden,  welche  die  Bulbuswand  weiter  hinten  durchboh- 
ren, also  blos  den  flachen  Theil  des  Corpus  ciliare,  oder  Theile  hinter 
dem  gezähnten  Ende  der  Netzhaut  treffen  und  somit  nur  Glaskörper 
austreten  lassen,  können  ohne  schlimme  Folgen  vernarben,  nachdem 
die  vorgedrängte  Glaskörperpartie  trüb,  von  selbst  abgeschnürt  und  ab- 
gestossen  wurde;  sie  können  aber  auch,  wenn  etwas  mehr  Glaskörper 
verloren  gegangen  ist,  nach  scheinbar  günstiger  Heilung  früher  oder 
später  durch  Schrumpfung  des  Glaskörperstroma  zu  partieller  oder  totaler 
Netzhautabhebung  führen,  besonders  wenn  die  Skleralnarbe  allmälig 
einwärts  (centripetal)  gezogen  wird.  Dann  wird  auch  der  Bulbus  nach- 
träglich mehr  weniger  atrophisch  ').  Sobald  nämlich  die  Sklera  perforirt 
ist,  kann  die  Chorioidea,  selbst  wenn  sie  nicht  ebenfalls  perforirt  wäre, 
bei  dem  Vernarbungsprocesse  nicht  unbetheiligt  bleiben,  und  ist  ein 
entzündlicher  Vorgang  in  derselben  wohl  die  unumgängliche  Folge.  Der 
an  dieser  Stelle  gesetzte  Entzündungsprocess  kann  aber  sehr  leicht  zur 
Bildung  einer  Narbe  führen,  gegen  welche  hin    die    angrenzende  Netz- 


')  A.  v.  Graefe,  Archiv  f.  0.  III.  Bd.  p.  391. 

14 


2 1  2  Sklera. 

hautpartie  gezogen  wird,  woraus  dann  Abhebung  der  dahinter  gelegenen 
Netzhautpartie  (und  deren  Umgebung)  resultirt. 

Wenn  die  Skier otica  in  Folge  plötzlicher  und  heftiger  Corn- 
pression  des  Bulbus  (durch  Stoss  oder  Schlag  mit  einem  stumpfen  Kör- 
per) berstet,  so  liegt  die  Kisswunde  selten  im  Comeoskleralrande, 
meistens  2 — 5  Mm.  dahinter  und  streicht  diesem  parallel.  Berstung  der 
Cornea  sah  ich  nie.  Da  ein  solcher  Riss  im  Momente  höchster  Span- 
nung der  Bulbuswand  erfolgt,  so  geht  er  in  jedem  Falle  auch  durch  die 
Uv^alschicht,  durch  die  Conjunctiva  jedoch  nur  dann,  wenn  die  Sklerotica 
u:  eit  von  der  Cornea  berstet,  also  in  einer  Zone,  wo  die  Conjunctiva 
bulbi  bereits  strammer  an  die  Sklera  angeheftet  ist.  Wurde  auch  die 
Conjunctiva  eingerissen,  so  kann  durch  die  Oeffnung  die  Linse  heraus- 
gedrängt worden  sein,  demnach  fehlen;  dann  findet  man  in  derselben 
vielleicht  blos  einen  Theil  der  Iris  und  des  Glaskörpers;  blieb  die  Con- 
junctiva unzertrennt,  so  ist  sie  in  eine  Art  Blase  erhoben,  in  welcher 
Kammerwasser,  Iris,  Liuse.  Glaskörper,  Blut  enthalten  sein  können. 
Das  Vorhandensein  der  Linse  unter  der  Conjunctiva  bulbi  lässt  sich, 
wenn  sie  nicht  etwa  von  Blut  umhüllt  ist,  leicht  an  ihrer  Form  und 
Farbe,  resp.  Durchsichtigkeit  und  Lichtreflexion  erkennen;  das  Fehlen 
derselben  in  der  tellerförmigen  Grube  wird  in  solchen  Fällen  schon 
durch  den  tieferen  Stand  und  den  theilweisen  Mangel  der  Iris  ange- 
deutet, und  kann  nach  Resorption  des  in  der  Kammer  angesammelten 
Blutes  leicht  durch  Prüfung  des  Refractionszustandes  und  mit  dem 
Augenspiegel,  sowie  durch  den  Mangel  der  Kapselreflexbilder  (nach 
Purkinje  und  Sanson)  constatirt  werden.  Vergl.  Aphakie. 

Um  das  Zustandekommen   der  anmittelbaren  Folgen   subitaner   Compression 

des  Bulbus  zu  begreifen,  halte  man  sich  gegenwärtig,  dass  der  nicht  compressible 
Inhalt  Je.-  Bulbus  von  Membranen  umspannt  wird,  welche  nur  in  geringem  Grade 
elastisch  dehnbar  sind,  und  dass  die  Sklera  in  mehr  als  der  Hälfte  ihres  Umfan- 
ges  gleichmäßig  von  dem  eminent  elastischen  und  mächtigen  Fettgewebe  der 
Orbita  umschlossen  wird,  welches  zwischen  Bulbus  und  Knochengerüst  eingeschal- 
tet ist.  Wenn  ein  fremder  Körper  mit  einer  gewissen  plötzlichen  Gewalt  auf  die 
Mülle  des  Bulbus  wirkt  und  diese,  weil  er  stumpf  ist,  nicht  durchbohrt,  so  kann 
sich  seine  Action  in  blosser  Quetschung  der  getroffenen  Fläche  erschöpfen,  oder, 
je  nach  seiner  Grösse  und  Form,  zu  localer  Einknickung  oder  zu  Abplattung  füh- 
ren. Eine  Einknickung  sowohl  als  eine  Abplattung  höheren  Grades  ist  aber  wegen 
der  Incompressibilität  des  Inhaltes  nicht  denkbar,  ohne  gleichzeitige  Formverände- 
rung des  Bulbus  in  toto.  Der  Bulbus  muss.  wenn  man  den  Angriffspunkt  als  Pol, 
die  Richtung  des  Stosses  als  Achse  einer  Kugel  betrachtet,  im  Aequator  dieser 
Kugel  erweitert  werden.  Erwägt  man,  dass  contundirende  fremde  Körper  den  Bul- 
bus nicht  leicht  von  anderswoher,  als  von  unten  oder  von  unten-aussen  treffen 
können,  und  dass  das  Auge  im  Momente  der  Gefahr  wohl  meistens  (mit  dem  Hörn- 


Verletzungen.  213 

hautcentrum)  nach  oben  oder  nach  innen-oben  flieht,  so  fällt  der  Angriffspunkt 
wohl  meistens  unten  oder  unten-aussen  zwischen  Cornealrand  und  Aequator  bulbi 
auf  die  Sklera.  Dann  kommt  aber  die  Stelle,  wo  wir  den  Skleralriss  bemerken, 
ziemlich  genau  in  den  Kreis  zu  liegen,  welcher  in  Bezug  auf  die  Richtung  des 
Stosses  (die  Achse  der  Kugel)  als  Aequator  (als  die  am  meisten  ausgedehnte  Zone) 
bezeichnet  werden  muss.  Wenn  aber  die  Sklera  in  dieser  Zone  die  grösste  Span- 
nung erfährt,  so  kann  sie  an  jener  Stelle  leicht  bersten,  welche  nicht  durch  das 
elastische  Fettpolster  gestützt  wird,  also  vorne,  unweit  vom  Cornealrande.  Trifft 
einmal  der  Stoss  den  Bulbus  auf  die  obere-äussere  Partie  der  Sklera,  so  erfolgt  die 
Uveoskleralruptur  nach  unten-innen.  Näheres  hierüber  in  meinem  Aufsätze  über 
die  Verletzungen  des  Auges  in  der  Wiener  medic.  Wochenschrift  (1874)  und  Sepa- 
ratabdruck, Wien  1875,  bei  Braumüller. 

Wenngleich  zahlreiche  Fälle  von  Skleralberstung  mit  Vorfall  oder 
mit  Abgang  der  Linse  bekannt  geworden  sind,  in  welchen  das  Auge 
später  nahezu  wie  ein  durch  Linsenextraction  operirtes  fungirte,  so  führt 
diese  Verletzung  doch  in  vielen  Fällen  zum  Verluste  der  Function, 
selbst  der  Form  des  Auges,  ja,  was  noch  schlimmer  ist,  manchmal 
sogar  zu  sympathischer  Iridozyklitis  des  anderen  Auges.  Die  Reaction 
auf  das  Trauma  als  directe  Folge  der  Verletzung  erreicht  nicht  leicht 
einen  hohen  Grad,  wahrscheinlich  wegen  der  länger  andauernden 
Entspannung  der  Hülle  des  Bulbus.  Die  Gefahr  liegt  vorzugsweise  in 
zu  reichlichem  Glaskörper  Verluste,  welcher  zunächst  zu  subchorioidealer 
Blutansammlung  führen  kann,  und  in  späterer  Reizung  der  Iris,  sei  es 
durch  Einklemmung  in  der  sich  consolidirenden  Narbe,  sei  es  durch  die 
ganz  oder  theilweise  im  Bulbus  verbliebene,  auf  die  Iris  und  den 
Ciliarkörper  drückende  Linse.  Vergl.  Linsenluxation.  Blieb  die  Linse 
unter  der  Bindehaut  zurück,  so  ist  jedenfalls  nicht  viel  Glaskörper  aus- 
getreten; sie  kann  Wochen  lang  durchsichtig  bleiben,  aber  auch  trüb 
werden,  schrumpfen,  verkalken.  Weuu  viel  Glaskörper  verloren  ging, 
so  steht  entweder  heftige  Reaction  und  eitrige  Kyklochorioiditis 
oder  starke  Chorioidealblutung  sogleich  zu  besorgen,  oder  es  besteht 
die  Gefahr  allmäliger,  erst  nach  Wochen,  Monaten  sich  manifestirender 
Netzhautabhebung.  Entwickelt  sich  schleichende  Kyklitis  mit  Abflachung 
oder  Einziehung  der  Narbe,  so  droht  sympathische  Erkrankung  des 
zweiten  Auges. 

Behandlung.  Die  nächste  Aufgabe  ist,  weitere  Entleerung  des 
Bulbusiuhaltes  zu  verhüten.  Dazu  ist  in  den  ersten  Tagen  nicht  nur 
ruhige  Rückenlage  unter  Anwendung  kalter  LTmschläge,  sondern  auch 
Hemmung  des  Lidschlages  (Verschluss  beider  Augen)  und  Abhaltung- 
alles  dessen  wünschenswerth ,  was  im  Stande  ist,  den  Rückfiiiss  des 
Blutes  durch  die  absteigenden  Hohlvenen  zu  hemmen.  Hängt  eine  gros- 


214  Sklera. 

sere  Partie  von  Glaskörper  oder  von  Iris  aus  der  Wunde  heraus,  so 
könnte  man  bei  ruhigen  Individuen  (oder  in  der  Narkosis)  wohl  eine 
Abkappung  vornehmen,  nothwendig  ist  diese  jedoch  in  der  Regel  nicht. 
Die  zu  Tage  liegende  Glaskörpermasse  wird  nach  einigen  Tagen  trüb, 
an  der  Basis  eingeschnürt,  endlich  abgestossen.  Audi  kleine  Irisvorfälle 
können  allmälig  überbrückt  und  abgedacht  werden;  grössere  jedoch  er- 
heischen die  Abtragung.  Bei  längereu  oder  bei  zipfelförmigen  Skleral- 
wunden  kann  es  gerathen  sein,  dieselben  mittelst  feiner  krummer 
Nadeln  (in  der  Narkosis)  zusammen  zu  nähen. 

Wenn  die  Bindehaut  nicht  eingerissen  sondern  blos  sackförmig 
vorgetrieben  ist,  warte  man  mit  der  Eröffnung  und  Entleerung  so  lange, 
bis  man  annehmen  darf  (nach  der  Spannung  des  Bulbus),  dass  sich  der 
Riss  in  der  Sklera  und  Uvea  bereits  geschlossen  hat.  Entwickelt  sich 
eitrige  Kyklochorioiditis  (Protrusion  des  im  Inneren  mit  Eiter  erfüllten 
Bulbus),  so  ist  der  Ausgang  in  Phthisis  bulbi  kaum  mehr  aufzuhalten, 
am  ehesten  noch  durch  frühzeitig  angewendeten  Compressivverband,  und 
können  nur  die  heftigen  Schmerzen  vermindert  und  abgekürzt  werden, 
anfangs  durch  eiskalte,  später  durch  lauwarme  Umschläge  unter  Zu- 
hilfenahme von  Opiaten  oder  Chloralhydrat;  endlich,  wenn  der  Durch- 
bruch des  Eiters  durch  eine  sich  etwas  aufwölbende  Partie  der  Sklera 
lange  zögert,  kann  ein  Einstich  an  der  am  meisten  vorgetriebenen  Stelle 
das  einzige  Mittel  sein,  den  Kranken  rasch  von  seinen  Qualen  zu  be- 
freien. Treten  die  Zeichen  schleichender  Kyklitis  ein,  so  ist  das  zweite 
Auge  mit  doppelter  Aufmerksamkeit  zu  beobachten  und  beim  Auftreten 
von  Prodromalsymptomen  sympathischer  Affection  die  Enucleation  des 
verletzten  Auges  zu  beantragen:  sind  die  Zeichen  sympathischer  Ent- 
zündung bereits  deutlich  ausgesprochen,  dann  ist  es  -ehr  zweifelhaft, 
ob  deren  Fortschreiten  durch  die  Enucleation  des  verletzten  Auges 
werde  verhindert  werden  und  Hesse  sich  die  Enucleation  nur  dann 
rechtfertigen,  wenn  jede  Aussicht  geschwunden  wäre,  das  verletzte  Auge 
irgendwie  funetionsfähig  zu  machen. 

Bei  einer  alten  Frau,  an  deren  rechtem  Auge  nach  dem  Stusse  mit  einem 
Kuhhorne  die  Linse  unter  die  Conjunctiva  oberhalb  der  Cornea  getreten  und  einige 
Zeit  spater  entfernt  worden  war.  hatte  sieh  eine  schleichende  Iridok3Tktitis  des  lin- 
ken Auges  entwickelt,  welche  trotz  aller  Pflege  der  erst  jetzt  ängstlich  und  folg- 
sam gewordenen  Patientin  weiter  fortschritt,  und  später  trotz  wiederholter  Iridek- 
tomie  zu  unheilbarer  Erblindung  dieses  Auges  führte.  Auf  dem  rechten  Auge. 
welches  ungefähr  das  Aussehen  eines  Auges  nach  peripherer  Linearextraction  mit 
einem  breiten  Iriscolobom  und  leichter  Einziehung  der  Sklera  längs  der  Narbe  dar- 
bot, erlangte  die  Frau  mit  Staargläsern  S.  20/LXX.  Die  sympathische  Erkrankung 
des   linken  Auges   war    in   diesem    Falle    wahrscheinlich   nicht    durch    den  Zustand 


Ektasien.  215 

des  rechten  an  und  für  sich,  sondern  durch  den  Umstand  mit  angeregl  worden, 
dass  die  Kranke,  wie  wir  leider  zu  spät  erfuhren,  sich  während  des  Heilungspro- 
cesses  am  rechten  Auge  wiederholt  mit  Lesen  und  Briefschreiben  (heimlich)  be- 
schäftigt hatte. 

TU.  Ektasien  und  Staphylome  der  Sklera. 

Wenn  man,  wie  es  üblich  ist,  jede  partielle  Ausbuchtung  der 
Sklera  als  Skleralstaphylom  bezeichnet,  so  belegt  man  mit  diesem  Ter- 
minus pathologisch-anatomisch  und  ätiologisch  sehr  verschiedene  Zustände. 

Es  gibt  zunächst  eine  angeborene  partielle  Ausbuchtung, 
welche  Amnion  als  Skleralprotuberanz  beschrieben  hat;  sie  kommt 
nur  an  Augen  mit  angeborenem  Chorioidealspalt  vor  und  lässt  sich  nur 
mit  dem  Augenspiegel  bestimmt  nachweisen.  Yergl.  Krankheiten  der 
Chorioidea. 

Die  allgemein e  gleichmässige  Ektasirung  der  Sklera,  welche 
zugleich  mit  Vergrösserung  der  Cornea  von  frühester  Jugend  an  be- 
obachtet und  gewöhnlich  unter  dem  Namen  Buphthalmus  beschrie- 
ben wird,  ist  in  anatomischer  und  ätiologischer  Beziehung  noch  zu 
wenig  gekannt;  man  weiss  nicht,  von  wo  der  Impuls  zur  Vergrösseruug 
und  zur  allmäligen  Erblindung  (unter  Drucksteigerung)  ausgeht.  Dieses 
sehr  seltene  Uebel  kommt  meistens  auf  beiden  Augen  zugleich  vor. 
Unilateral  (bleibend)  habe  ich  es  nur  einmal  beobachtet  (bei  einem  sonst 
wohl  ausgebildeten  Kinde). 

Die  Ektasirung  der  Sklera  im  Bereiche  des  hinteren  Poles, 
welche  die  gewöhnliche  Grundlage  der  Myopie  (Achsenmyopie)  bildet, 
wird  seit  Scarpa,  der  sie  in  Caclavern  vorfand,  aber  ihre  Beziehung 
zur  Myopie  nicht  kannte  (wenigstens  nicht  andeutete),  häufig  als 
Staphyloma  posticum  bezeichnet.  Obwohl  bei  diesem  Zustande  die 
Aderhaut  sammt  der  Netzhaut  an  der  verdünnten  (mehr  weniger 
kuppeiförmig  ausgedehnten)  Sklerotica  anliegt,  so  ist  sie  doch  mit  der- 
selben nicht  verwachsen,  setzt  wenigstens  die  Entstehung  dieser  Aus- 
buchtung nicht  eine  Sklerotico-Chorioiditis  voraus,  wie  wir  später  bei 
der  Lehre  von  der  Myopie  sehen  werden.  Diese  Ektasie  verdient  daher 
den  Namen  Staphyloma  ebensowenig,  wie  der  Keratoconus  oder  die 
Keratektasia  ex  panno  vel  ex  ulcere  corneae. 

Keservirt  man  den  Ausdruck  Skleralstaphylom  nur  für  jenen  Zu- 
stand, bei  welchem  analog  dem  Hornhautstaphylome  ein  Theil  der 
Sklera  mit  einer  entsprechenden  Partie  des  Uvealtractus  in  Folge  eines 
entzündlichen  Vorganges  verwachsen  ist  und  ausgebuchtet  erscheint, 
so  hat  man  nur  noch  zu  unterscheiden,  ob  die  Entzündung  vom  Uveal- 


216  Sklera  —  Ektasien. 

tractus  ausging  und  demgemäss  zur  Drucksteigerimg  führte,  oder  ob 
die  Ektasirung  durch  einen  von  der  Sklera  ausgegangenen  entzündlichen 
Process  eingeleitet  wurde,  in  welchem  Falle,  wie  wir  bei  Besprechung 
der  Skleritis  gesehen  haben,  wohl  Drucksteigerimg  und  Excavation  der 
Papille  hinzutreten  kann,  aber  nicht  hinzutreten  muss.  Die  Skleral- 
staphylome,  welche  durch  Keratitis  suppurativa  inducirt  werden  können, 
wurden  bereits  pag.  147  besprochen;  jene,  welche  •  nach  chronischer 
Iridokyklitis,  bei  Glaukoma,  bei  Linsenluxation  auftreten  können,  werden 
in  den  betreffenden  Abschnitten  erörtert  werden.  Es  erübrigt  somit  hier 
nur  noch  die  Hindeutimg  auf  die  Ektasien,  welche  durch  Pseudo- 
plasmen  im  Bulbus,  namentlich  durch  Sarkome  im  Corpus  ciliare 
oder  in  der  Chorioidea  (im  engeren  Sinne)  verursacht  werden.  Wie  man 
solche  Ektasien  von  eigentlichen  Skleralstaphylomeu  unterscheiden  könne, 
wird  bei  den  Krankheiten  der  Chorioidea  angegeben  werden. 

Wenn  man  einen  bläulichen  oder  schiefergrauen  Hügel  im  vorderen 
Abschnitte  der  Sklera  durchleuchten  kann,  so  ist  er  sicher  durch  Ver- 
diinnung der  Sklera  uud  der  damit  verklebten  Partie  des  Uvealtractus 
bedingt;  in  der  Regel  lassen  sich  auch  solche  Hügel  oder  Wülste  mit 
einem  Sondenknopfe  leicht  etwas  eindrücken.  Bei  ganz  kleinen,  z.  B. 
nur  hanfkorngrossen  Hügeln  jedoch  versagen  diese  Hilfsmittel  und 
kaun  die  üiagnosis  nur  durch  Zuhilfenahme  anderer  Momente,  nament- 
lich durch  Prüfung  der  Spannung  des  Bulbus  und  mit  dem  Augenspiegel 
festgestellt  werden. 

In  einem  Falle  entstand  eine  hügelförmige  Ausbuchtung  an  der 
Sklera  (nach  dem  Anprallen  eines  Kettengliedes  an  das  Auge)  dadurch,  dass 
circa  3  Mm.  oberhalb  des  Hornhautrandes  die  Berstung  sieli  nur  auf  den  Ciliar- 
körper  und  auf  die  tiefere  Lage  der  Sklera  erstreckt  hatte,  die  Episklera  und  die 
Conjunctiva  blos  gedehnt  worden  waren.  Diese  Ausbuchtung  trat  erst  deutlich 
hervor,  als  das  in  die  Kammer  ergossene  Blut  resorbirt  war;  dann  konnte  man 
auch  eine  Berstung  der  vorderen  Kapsel  erkennen  (in  der  oberen  Hälfte),  durch 
welche  sich  die  getrübte  und  geblähte  Linse  in  die  vordere  Kammer  vordrängte, 
während  die  untere  Linsenhälfte  sich  einfach  trübte.  Ein  Riss  oder  eine  Rück- 
wärtsziehung an  der  Iris  war  nicht  bemerkbar.  Der  Verletzte  ist  2f>  Jahre  alt  und 
steht  theils  wegen  der  Linsenblähung,  theils  wegen  Schmerzhaftigkeit  des  massig 
gerötheten  Auges  noch  in  Beobachtung.  Die  Netzhaut  seheint  nicht  gelitten  zu 
haben. 


IT.  Buch. 
Krankheiten  der  Iris  und  des  Ciliarkörpers. 

A.  En.tztm.clli.cTie    Krankt leiten. 

Ubwolil  der  Uvealtractus  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  zur  selben 
Zeit  der  Sitz  entzündlicher  Vorgänge  sein  kann,  geht  doch  in  der  Kegel 
die  Entzündung  nur  von  einem  der  drei  grossen  Abschnitte  desselben 
aus  und  bleibt  auch  auf  denselben  beschränkt.  Demnach  ist  es  gerecht- 
fertigt, von  Iritis,  Kyklitis  und  Chorioiditis  als  gesonderten  Krankheiten 
zu  sprechen.  Aber  während  in  der  eigentlichen,  d.  h.  jenseits  der  Ora 
serrata  gelegenen  Chorioidea  zumeist  einzelne  (isolirte)  Entzündungsherde 
auftreten  und  eher  auf  die  anliegende  Netzhautpartie  als  auf  das  Corpus 
ciliare  und  die  Iris  übergreifen,  erstreckt  sich  eine  in  der  Iris  auftre- 
tende Entzündung  meistens  auf  die  ganze  Iris  und  nicht  selten  auch  auf 
den  Ciliarkörper,  und  bleibt  eine  zunächst  partiell  oder  ringsum  im 
Ciliarkörper  aufgetretene  Entzündung  nur  ausnahmsweise  auf  dieses 
Organ  beschränkt,  treten  durchschnittlich  sehr  bald  die  Zeichen  von 
Iritis  zu  den  Zeichen  der  Kyklitis.  —  Den  Entzünduugsherd  der  Kyklitis 
bildet  die  eigentliche  Fortsetzung  der  Chorioidea,  welche  vor  dem  zacki- 
gen Ende  der  Netzhaut  anfängt,  und  zunächst  einen  flachen  Gürtel 
um  den  Glaskörper  bildet,  dann  in  die  eigentlichen  Ciliarfortsätze  an- 
steigt, nach  Absendung  der  Zonula  zur  Linsenkapsel  steil  gegen  die 
Anheftungsstelle  der  Iris  abfällt  und  mit  deren  Rückfläche  unter  einem 
spitzen  Winkel  zusammenstösst.  Der  Ciliarmuskel  wird  allem  Anscheine 
nach  niemals  der  Ausgangspunkt  von  Entzündung  im  Ciliarkörper  und 
erleidet  erst  später  anatomische  Veränderungen.  --  Die  Erkennung  der 
Veränderungen  in  der  eigentlichen  Chorioidea  ist  nur  unter  Anwendung 
des  Augenspiegels  möglich;  Iritis  dagegen  und  Kyklitis  können  auch 
ohne  diesen  erkannt  werden  und  nur  die  durch  Kyklitis  inducirteu 
Trübungen  im  Glaskörper,  so  wie  die'  gleichzeitig  neben  Iritis  oder 
Kyklitis    vorhandenen  Erkrankungen    der   Netz-    und    Aderhaut  lassen 


218  Iris. 

sich  ohne  Spiegel  nicht  näher  bestimmen.  Dieses  Verhalten  der  ver- 
schiedenen Partien  der  Uvea  bei  entzündlichen  Processen,  also  bei  der 
Mehrzahl  der  Krankheiten  derselben,  und  das  analoge  Verhalten  der 
musculösen  Bestandteile  der  Iris  und  des  Ziliarkörpers  bezüglich  der 
Innervation  und  ihrer  Störung  rechtfertigen  die  getrennte  Betrachtung 
der  Krankheiten  des  vorderen  Uvealabschnittes  —  der  Iris  und  des  Ciliar- 
körpers  -  -  von  denen  des  hinteren  Abschnittes  —  der  Chorioidea  im 
engeren  Sinne,  während  bisher  die  Trennung  in  Krankheiten  der  Iris 
und  Krankheiten  der  Chorioidea  —  Corpus  ciliare  und  eigentliche  Cho- 
rioidea —  üblich  war.  —  Der  anatomische  Grund,  dass  Iritis  und  Kyklitis 
so  häutig  zugleich  oder  bald  nach  einander  auftreten,  liegt  wohl  darin, 
dass  Iris  und  (Ziliarkörper  ein  gemeinschaftliches  Gefässgebiet  be- 
sitzen, die  hinteren  langen  und  die  vorderen  (Ziliararterien,  während  die 
eigentliche  Chorioidea  mit  der  ihr  eigenthümlichen  Chorio-capillaris 
fast  nur  von  den  hinteren  kurzen  (Ziliararterien  gespeist  wird.  Zudem 
bilden  die  Ciliarfortsätze  da,  wo  sie  die  hintere  Kammer  begrenzen 
(zwischen  Zonula  und  Iris),  die  Quelle  (Matrix)  des  Humor  aqueus, 
welcher  die  Iris  allseitig  umspült,  dessen  Veränderungen  daher  die  Iris 
wohl  kaum  uubeeinflusst  lassen  können. 

I.  Entzündung  der  Iris,  Iritis. 

a)  Im  Allgemeinen. 

Die  Iris  befindet  sich  oft  mit  anderen  Gebilden  des  Auges  zu- 
gleich im  Zustande  der  Entzündung.  Sie  ist  im  Verlaufe  einer  Augen- 
entzüudung  häufig  das  zuerst  und  vorwaltend,  häutig  das  consecutiv  oder 
seeundär  ergriffene  Organ;  sie  kann  aber  auch  ganz  allein  für  sich  jene 
Veränderungen  durchmachen,  welche  der  Entzündung  zukommen.  Dem- 
nach basirt  sich  das  Verständniss  sehr  vieler  krankhafter  Zustände  am 
Auge  auf  die  Kenntniss  der  Iritis  und  ihrer  Folgen. 

Symptome.  In  einer  Keihe  von  Fällen  substantiver  Iritis  (besonders 
bei  acutem  Verlaufe)  machen  Schmerzen  und  Böthe  den  Kranken  auf 
die  entzündliche  Natur  seines  Augenleidens  aufmerksam;  in  anderen 
(chronischen)  bezieht  der  Kranke  die  Abnahme  seiner  Sehkraft  eher 
auf  eine  Staarbildung,  als  auf  eine  Entzündung.  Die  seeundäre  Iritis 
wird  am  häufigsten  von  der  Cornea  aus  inducirt,  oft  von  dem  Ciliar- 
körper,  relativ  selten  von  der  Retina  oder  Chorioidea. 

Iritis  darf  nur  dann  angenommen  werden,  wenn  man 
Ciliarinjection,  Verfärbung  der  Iris  und  Exsudat  in  der  Iris 
oder  im  Bereiche  der  Kammer  vorfindet  und  letzteres  nur  von  der 


Entzündung  im  Allgemeinen.  219 

Iris  ableiten  kann.  Wo  sich  kein  auf  die  Iris  beziehbares  Exsudat  nach- 
weisen lässt,  vielleicht  Mus  abnorme  Ciliarinjectioa  und  Farbenver- 
änderung' »1er  Iris,  da  kann  wohl  Hyperämie,  aber  nicht  Entzündung 
der  Iris  diagnosticirt  werden.  Wo  selbst  bei  längerer  Betrachtung  des 
offen  gehaltenen  Auges  keine  abnorme  Ciliarinjection  bemerkbar  wird, 
darf  man  annehmen,  dass  die  anderen  beiden  Factoreu  auf  bereits  ab- 
gelaufene (nicht  mehr  bestehende)  Iritis  zu  beziehen  sind.  Nebst  diesen 
können  noch  andere  mit  der  Iritis  in  directer  Verbindung  stehende 
Symptome,  namentlich  Sehstörung,  Lichtscheu,  beschränkte  Be- 
weglichkeit der  Iris  und  Schmelzen  vorhanden  sein,  aber  deren 
Mangel  würde  in  einem  gegebenen  Falle  nicht  genügen,  Iritis  zu  negiren. 

1.  Die  vermehrte  Injection  der  vorderen  Ciliararterien 
macht  sich  gewöhnlich  als  rosenrother  Saum  auf  der  Sklera  rings  um 
die  Cornea  bemerkbar.  Sie  kann  partiell  sein,  wenn  die  Iritis  partiell 
ist;  sie  wird  bei  schleichendem  Verlaufe  der  Entzündung  oft  nur  dann 
deutlich,  wenn  das  Auge  momentan  durch  grelleres  Licht,  scharfe  Luft, 
Weinen  u.  dgl.  gereizt  wird.  Sie  wird  bei  heftiger  Entzündung  5  —  6  Mm. 
breit  und  bei  gleichzeitiger  Affection  der  Bindehaut  bald  durch  ein 
mehr  weniger  dichtes,  verschiebbares.  Scharlach-  oder  hochrothes  Ge- 
fässnetz,  bald  durch  gleichmässige  Röthe  und  Schwellung  der  Binde- 
und  Scheidenhaut  (Chemosis)  verdeckt.  Sie  ist  im  Allgemeinen  das  erste 
Zeichen  des  Beginnens,  ihre  Abnahme  das  erste  Zeichen  des  Sinkens 
der  Entzündung.  Sie  kommt  auch  bei  Entzündung  der  vorderen  Zone 
der  Bindehaut,  der  Sklera,  der  Hornhaut,  des  Ciliarkörpers,  nicht  blos 
bei  Iritis  vor. 

2.  Die  Farbenveränderung  der  Iris,  in  geringeren  Graden 
nur  bei  unilateraler  Iritis  (und  unter  Voraussetzung  gleicher  Irisfarbe 
beider  Augen  im  gesunden  Zustande)  bestimmt  erkennbar,  zeigt  ver- 
schiedene Nuancen  ins  Dunklere,  ins  Graue,  Grüne  oder  Röthliche.  —  Sie 
ist  der  Reihe  nach  das  zweite  Symptom,  welches  sich  bei  beginnender 
Iritis  deutlich  wahrnehmen  lässt.  Sie  bleibt  oft  längere  Zeit  nach  dem 
Erlöschen  des  Exsudationsprocesses  zurück,  und  darf  nicht  mit  jener 
verwechselt  werden,  welche  durch  schrumpfende  Exsudate,  durch  Pig- 
mentanhäufung  oder  durch  Dehnung  der  Iris  -  wovon  später  -  -  be- 
wirkt wird. 

Auf  die  Farbe,  in  welcher  uns  die  Iris  erscheint,  haben  —  abgesehen  von 
Trübung  der  Cornea  und  von  Trübung  oder  Färbung  des  Kammerwassers  (von  er- 
höhtem Fibringehalt  desselben,  von  Blut-  oder  Gallenfarbestoff)  —  offenbar  die 
Hyperämie,  die  entzündliche  Lockerung  und  seröse  Durchtränkung,  weiterhin  die 
Setzung  faserstoffigen  Exsudates  in  und  auf  der  Iris  und  (in  manchen  Fällen)  das 


220  Iris. 

Sichtbarwerden  von  Gefässen  Einfluss.  Dass  auch  schon  sofort  die  blosse  Hyperämie 
der  Iris  Farbenveränderung  derselben  bewirken  könne,  sieht  man  in  Fällen,  wo  beim 
Vorhandensein  eines  fremden  Körpers  in  der  Cornea  unter  zonenförmiger  Ciliar- 
injeetion,  Lichtscheu  und  Illacrimation  die  Pupille  autfallend  eng  und  die  Iris  ver- 
färbt erscheint,  und  diese  Veränderungen  nach  Entfernung  des  fremden  Körpers 
binnen  wenigen  Stunden  von  selbst  verschwinden .  ohne  die  Spur  eines  Exsudates 
zu  hinterlassen. 

3.  Die  Exsudation  erfolgt  theils  im  Parenchym,  theils  au  den 
Oberflächen  uud  von  da  iu  das  Kammerwasser.  Bald  ist  das  eiue,  bald 
das  andere  vorwaltend  '). 

Die  Exsudatiou  ins  Parenchym  kauu  sich  auf  eiue  kleiue 
Stelle  beschränken,  ist  aber  meistens  über  den  ganzen  kleiueu  Kreis,  in 
heftigeren  Fällen  auch  auf  deu  grossen  verbreitet.  Sehen  wir  vorläufig 
von  der  Gummabildung  ab  (welche  später  besonders  besprochen  wird), 
so  gibt  sich  die  Infiltration  im  kleiueu  Kreise  durch  Breiter-,  Dicker- 
und Duuklerwerden  desselben  und  durch  ein  mehr  filziges  als  feinfa- 
seriges oder  feinfaltiges  Aussehen  desselben  kund,  während  der  grosse 
Kreis  noch  seine  reine  Zeichnung  mit  Trabekeln  uud  Krypten  bewahrt, 
nur  vielleicht  bereits  etwas  grau  oder  grünlich  uud  gleichsam  etwas 
matter  erscheint.  -  -  Erstreckt  sich  die  Infiltration  auf  die  ganze  Iris, 
so  verliert  die  Iris  durchaus  diese  reiue  Zeichnung  uud  bekommt  dann 
in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  mehr  ein  sammet-,  tuch-  oder  filzähnliches 
Aussehen,  dessen  mehr  weniger  schmutzige  Farbe  oft  ins  Röthliche 
spielt  und  auch  feine  Gefässchen  wahrnehmen  lässt.  Dann  ist  die 
Kammer  schon  wegen  Dickenzunahme  der  Iris  seichter.  Dieser  Zustand 
muss  wohl  unterschieden  werden  von  der  —  später  zu  beschreibenden  - 
Vorwärtsdränguug  der  Iris  durch  Kammerwasser  oder  durch  Schwarten 
zwischen  Iris  und  Linsenkapsel,  wobei  auch  einzelne  Gefässe  (Venen) 
sichtbar  werden  können.  (An  Augen,  welche  nach  Iridokyklitis  auf  dem 
Wege  zur  Schrumpfung  sind,  kann  die  Iris  sammt  der  Linse  nach  vorne 
gerückt,  die  Kammer  nahezu  ganz  aufgehoben  sein.) 


')  Nach  diesem  Verhalten  unterschied  Ammon  in  seiner  gekrönten  Preis- 
schrift De  iritide,  Leipzig  1838,  eine  parenchymatöse  und  eine  seröse  Iritis  —  letz- 
tere als  anterior  oder  posterior  sive  Uveitis  —  indem  er  conform  der  anatomischen 
Anschauung  seiner  Zeit  als  Substrat  der  ersteren  das  Parenchym,  als  Substrat  der 
letzteren  den  damals  angenommenen  serösen  Ueberzug  der  vorderen  und  hinteren 
Irisoberfläche  auffasste.  In  späterer  Zeit  wurden  die  Ausdrücke  parenchymatosa  und 
serosa  in  ganz  anderem  Sinne  gebraucht,  letzterer  auch  für  entzündliche  Vorgänge, 
welche  vom  Corpus  ciliare  ausgehen,  welche  demnach  als  Kyklitis  zu  bezeichnen 
sein  werden. 


Entzündung' im  Allgemeinen.  221 

Das  an  der  Oberfläche  oder  in  das  Kammerwasser  aus- 
geschiedene Exsudat  zeigt  sich  am  häufigsterj  in  der  Pupille,  min- 
der häufig  in  der  vorderen  Kammer  (suspendirt  oder  präcipitirt). 

In  der  Pupille  wird  das  Exsudat  iu  Form  von  Synechien 
oder  einer  Membran  (eines  Pfropfes)  wahrgenommen. 

Die  Synechien  bilden  meistens  isolirte  punktförmige  Verbin- 
dungen zwischen  Pupillarrand  und  Kapsel  und  sind  (bei  Beschattung 
des  Auges)  als  dunkel  pigmenti rte,  ins  Pupillargebiet  vorspringende 
Zacken  sichtbar;  bei  Verengerung  der  Pupille  (unter  starker  Beleuchtung, 
Avegen  grosser  Lichtscheu  des  Auges)  verräth  sich  ihr  Vorhandensein 
gar  nicht  oder  nur  durch  winkliche  (nicht  kreisrunde)  Form  der  Pupille. 
Da  letztere  auch  ohne  Iritis  vorkommen  kann,  namentlich  bei  (älteren) 
Leuten  mit  habituell  sehr  enger  Pupille,  so  wird  zur  Sicherstellung  der 
Diagnosis  manchmal  ein  Mydriaticum  (Atropiu)  nöthig.  Ist  zwischen 
zwei  solchen  Synechien  ein  Theil  des  Pupillarrandes  frei,  so  wird  dann 
derselbe  durch  die  Contraction  der  Radiärfasern  der  Iris  peripher  gezo- 
gen, daher  die  Pupille  buchtig  erweitert.  Fortlaufende,  d.  i.  bogen- 
oder  ringförmige  Synechien  können  zwar  auch  frühzeitig  entstehen, 
kommen  aber  meistens  erst  nach  längerem  Bestände  (und  bei  chronischem 
Verlaufe)  der  Iritis  vor,  daher  ihre  Beschreibung  bei  Schilderung  der 
Ausgänge  folgt. 

Bei  manchen  Fällen  acuter  Iritis  findet  man  schon  nach  relativ 
kurzem  Bestände  eine  Membran  in  der  Pupille,  welche  dieselbe 
ganz  oder  theilweise  verlegt.  Sie  kann,  wenn  sie  das  ganze  Pupillargebiet 
einnimmt,  ringsum  mit  dem  Pupillarrande  zusammenhängen  oder,  ähnlich 
der  Anheftung  eines  Spinnengewebes,  an  einzelnen  Stellen,  so  dass 
schon  beim  gewöhnlichen  Stande  der  Pupille  oder  doch  bei  künstlicher 
Erweiterung  derselben,  Lücken  zwischen  Membran  und  Iris  frei  bleiben. 
Solche  Membranen  können  fest  au  die  Kapsel  angeheftet  sein,  sind  es 
aber  gewöhnlich  nicht.  Sie  müssen  in  prognostischer  und  operativer  Be- 
ziehung wohl  unterschieden  werden  von  den  Membranen,  welche  bei 
bogen-  oder  ringförmigen  Synechien  in  der  Pupille  auftreten  und  in 
der  Mitte  defect  oder  durch  ein  oft  nur  bei  focaler  Beleuchtung  wahr- 
nehmbares Häutchen  ergänzt,  nächst  dem  Pupillarrande  aber  weiss  und 
undurchsichtig  sind  und  nicht  nur  mit  diesem,  sondern  auch  mit  der 
Kapsel  sehr  fest  zusammenhängen.  (Vergl.  Ausgänge.) 

Die  Suspension  fasserstoffigen  Exsudates  im  Kammer- 
wasser bewirkt  zunächst  eine  diffuse  Trübung  desselben  oder  eine 
kaum  merkliche  Verschleierung  der  Pupille.  Dass  diese  nicht  etwa 
von  Entzündung  der  Cornea  ausgehe,  ist  mit  Sicherheit  dann  anzunehmen, 


222  Iris. 

wenn  die  Cornea  eleu  normalen  Glanz  zeigt.  In  sehr  stürmisch  auf- 
getretenen Fällen  kaun  es  geschehen,  dass  »las  suspendirte  Exsudat 
wolkenähnlich  vor  der  Pupille  schwebt,  allmälig  schärfere  Umrisse 
bekommt  und  dann  mehrere  Tage  als  eine  halbdurchsichtige,  lichtgraue 
Scheibe  vor  der  Kapsel  liegen  bleibt;  allmälig  wird  sie  kleiner  und 
ringsum  vom  Pupillarrande  scharf  abgegrenzt,  bis  sie  spurlos  verschwin- 
det. -  -  In  minder  heftigen  Fällen  verschwindet  die  diffuse  Trübung  des 
Kammerwassers,  sei  es  durch  Resorption,  sei  es  durch  Präcipita- 
tion  des  allmälig  geronnenen  und  in  Klümpchen  geformten  Faser- 
stoffes an  die  Wandungen  der  Kammer,  oder  endlich  durch  Senkung 
zwischen  Iris  und  Cornea.  Die  Präcipitation  an  der  Iris  kann  als 
solche  nicht  erkannt  werden,  wird  aber  wohl  nicht  ohne  Einfluss  auf 
die  Farbe  bleiben  können.  Die  Präcipitation  im  Bereiche  der  Pupille 
ist  sicherlich  die  häufigste  Ursache  der  Synechien  und  der  blos  an 
der  Iris  haftenden  Membranen  in  der  Pupille.  Die  Präcipitation  an  der 
Descemeti  kann  anfangs  als  gleichmässig  trüber  Besehlag  auftreten, 
lässt  aber  sehr  bald  scharfbegrenzte  graue  oder  graubraune 
Punkte  mit  freiem  Auge  oder  mit  der  Loupe  (vorzüglich  in  der  unteren 
Hornhauthälfte)  wahrnehmen.  Ausnahmsweise  kommen  Fälle  vor.  wo 
man  solche  scharf  begrenzte  graue  Punkte  auf  der  vorderen  Kapsel 
wahrnehmen  kann  (nicht  zu  verwechseln  mit  pigmentirten  Punkten  nach 
Lösung  hinterer  Synechien).  Diese  Punkte  auf  der  vorderen  Kapsel 
srliwinden  mit  der  Zeit  ebenso  wie  die  an  die  Descemeti  angelagerten 
spurlos.  Durch  »Senkung  grösserer  Exsudatmengen  kann  Verklebung 
zwischen  Iris  und  Cornea  am  Kau  de  oder  Ansammlung  als  Hy- 
popyon  zu  Stande  kommen. 

Die  Exsudation  scheint  hauptsächlich  in  der  Nacht  zu  erfolgen;  Abgesehen 
von  den  vorzugsweise  oder  ausschliesslich  zur  Nachtzeit  auftretenden  Schmerzen 
und  von  der  häufig  des  Morgens  vorgefundenen  Vermehrung  des  Exsudates,  gibt 
es  auch  Falle,  wo  man  bei  der  Morgenvisite  Trübung  des  Kammerwassers  vorfin- 
det, \<>n  welcher  man  gegen  Abend  nichts  oder  kaum  'ine  Spur  zu  sehen  vermag. 
Bezüglich  der  Synechien-  und  Membranbildung  in  der  Pupille  sind  aber  folgende 
Momente  von  Bedeutung.  "Wir  finden  nicht  selten  nach  abgelaufener  Iritis,  wenn 
der  Pupillarrand  von  selbst  oder  nach  Anwendung  von  Atropin  frei  gewurden  ist 
auf  der  vorderen  Kapsel  zahlreiche  Punkte  oder  Aggregate  von  Uvealpigment  oder 
graue  mit  Pigment  belegte  Punkte  so  angeordnet,  dass  sie,  wenn  man  sich  nöthi- 
genfaüs  die  dazwischen  bestehenden  Lücken  ausgefüllt  denkt,  einen  Kreis  bilden. 
dessen  Durchmesser  der  Pupillengrüsse  während  des  Schlafes  entspricht,  und  wir 
finden,  wenn  mehrere  punkt-  oder  zackenförmige  Synechien  in  die  Pupille  hinein- 
ragen, dass  die  pigmentirten  Spitzen  derselben  die  Contouren  eines  ebenso  kleinen 
Kreises  beschreiben  oder  andeuten.  Der  scheinbare  Durchmesser  dieses  Kreises  be- 
trägt bei  verschiedenen  Individuen  niemals  weniger  als  2  und  kaum  je  über  3  Mil- 


Entzündung  im  Allgemeinen.  223 

limeter.  Die  Verklebung  des  Pupillarrandes  mit  der  Kapsel  muss  also  wohl  wäh- 
rend des  Schlafes  erfolgen  und  das  Bindemittel  muss  wohl  ausserhalb  der  Iris  ge- 
geben,  es  kann  nicht  au  diesen  Punkten  aus  der  Iris  hervorgesprossl  sein;  wir 
müssten  sonst  tragen,  warum  die  Verbindung  discontinuirlich  erfolge,  und  warum 
nach  Lösung  derselben  ein  Faserstoffklümpcben  (mit  mehr  weniger  Pigment )  an 
der  Kapsel  hatten  bleibe  und  nicht  als  zackiges  Anhängsel  des  Pupillarrandes  er- 
scheine. Nehmen  wir  aber  an.  ein  Klümpcben  des  im  Kamnierwasser  vorhandenen 
Faserstoffes  habe  sich  während  des  Schlafes  in  die  Rinne  gelegt,  welche  der  Pu- 
pillarrand  mit  der  Kapsel  bildet,  so  ist  dasselbe  wohl  im  Stande,  an  dieser  Stelle 
eine  Verklebung  zwischen  Iris  und  Kapsel  zu  bewirken,  und  auch  nach  dem  Er- 
wachen, wo  die  Pupille  weiter  wird,  zu  unterhalten.  Es  haftet  zunächst  fester  au 
der  epithellosen  Kapsel,  als  an  dem  von  Pigment  umsäumten  Pupillarrande.  Auch 
später  reisst  bei  Operationen  die  Verbindung  zwischen  Iris  und  Klebemasse  in 
der  Regel  leichter,  als  die  Verbindung  zwischen  Klebemasse  und  Kapsel.  Dem- 
gemäss  begreifen  wir  auch,  dass  Synechien  nur  bei  enger  Pupille  entstehen,  wo 
sich  Iris  und  Kapsel  berühren,  bei  weiterer  Pupille  nur  an  einer  Stelle,  wo  die 
Iris  (wie  bei  Gummabildung)  durch  Infiltration  auch  nach  hinten  prominirt  und 
sieh  an  die  Kapsel  anlegt.  Wenn  nach  Verwundungen  (Operationen)  Iris  und  Kap- 
sel in  Berührung  kommen  und  verwachsen,  so  walten  ganz  andere  (später  zu  er- 
örternde) Verhältnisse  ob.  Nähme  man  an,  die  verklebende  Masse  sprosse  an  einer 
Stelle  aus  dem  Pupillarrande  hervor,  so  würde  man  vergeblich  nach  einem  Grunde 
suchen,  warum  diese  Masse  nie  bis  zum  Centrum  der  Kapsel,  nie  über  die  Grenze 
des  genannten  Kreises  vorrücke.  —  No.tirt  man  in  allen  Fällen,  wo  Synechien  nach 
primärer  oder  mit  Kyklitis  gepaarter  Iritis  vorgefunden  werden,  den  Standort  der- 
selben ,  so  findet  man  die  untere  Hälfte  des  Pupillarrandes  ungleich  häufiger  ver- 
treten,  als  die  obere,  was  mit  der  Senkung  und  Präcipitation  der  im  Kammer- 
wasser enthaltenen  Faserstoffklümpcben  sehr  wohl,  aber  nicht  mit  anatomischen 
Verhältnissen  in  Einklang  gebracht  werden  kann.  —  Auch  wenn  es  zur  Bildung 
einer  Membran  in  der  Pupille  gekommen  ist.  findet  man  Lücken  zwischen  ihr 
und  der  Iris,  falls  überhaupt,  eher  in  der  oberen,  als  in  der  unteren  Hälfte.  Mem- 
branen, welche  die  Pupille  ganz  oder  theilweise  verdecken  und  mit  dem  Pupillar- 
rande nicht  continuirlich ,  sondern  nur  mittelst  zackiger  Ausläufer  zusammenhän- 
gen, scheinen  gleichfalls  nur  durch  Präcipitation  von  der  vorderen  Kammer  aus 
zu  entstehen,  und  lassen  sich  sowohl  von  der  Iris  als  von  der  Kapsel  ohne  Gewalt 
ablösen,  während  Membranen,  welche  bei  ringförmiger  Synechie  —  wovon  später  — 
allmälig  entstehen,  sowohl  mit  der  Iris  als  mit  der  Kapsel  unzertrennlich  fest  zu- 
sammenhängen. 

Die  Fälle  mit  Präcipitaten  an  der  hinteren  Wand  der  Cornea, 
früher  als  Hydromeningitis  '),  Aquo-capsulitis  2)  oder  Keratitis  punctata  3).  später 
und  noch  jetzt  häufig  als  Iritis  serosa  beschrieben,  bieten  wohl  manchmal  blos  die 


M  Jungk en,  Lehre  von  den  Augenkrankh.  Berlin   1836,  p.   171. 

Himly,  Krankh.  und  Missbildungen,  Berlin   1843.  IL  Bd.,  pag.   181. 
J.  N.  Fischer,  klin.  Unterricht,  Prag  1832  (Hydatoditis). 

2)  Makenzie  1.  c.  pag.  417. 

3)  Desmarres,  maladies  des  yeux,  Paris  1847,  pag.  271. 


224  Iris. 

Zeichen  einfacher  Iritis,  ungleich  häufiger  aber  zugleich  die  der  Kyklitis.  Wenn 
von  der  Iris  oder  vom  Corpus  ciliare  da,  wo  es  die  hintere  Kammer  umgrenzt, 
faserstoffiges  Exsudat  in  das  Kammerwasser  geliefert  wurde  und  allmälig  in  Klümp- 
chen  gerinnt,  so  können  diese  wohl  in  der  ganzen  Kammer  suspendirt  sein,  neh- 
men aber  allmälig  in  der  unteren  Hälfte  an  Zahl  und  Grösse  zu,  und  werden  dann 
bei  den  Bewegungen  des  Bulbus  durch  die  Centrifugalkraft  an  die  Descemet'sche 
Membran  angeschwemmt  (angeschleudert),  wo  sie  als  mehr  weniger  grosse  Punkte 
oder  Klünipchen  haften  bleiben.  Solche  scharf  begrenzte,  selten  weissgraue,  gewöhn- 
lich graubraune  Punkte  sind  meistens  so  klein,  dass  man  sie  als  solche  nur  mit 
der  Loupe  deutlich  erkennen  kann,  selten  mohnkorngross  (und  etwas  darüber);  sie 
können  das  ganze  Bereich  der  Descemeti  einnehmen ,  kommen  aber  meistens  nur 
in  der  unteren  Hälfte  vor.  Grössere  runde,  speckähnliche  Klumpen  oder  Knollen 
findet  man  (bei  Iritis  syphilitica)  wohl  auch  in  der  Mitte,  gerade  der  Pupille  ge- 
genüber, und  daneben  können  kleinere  vorhanden  sein  oder  auch  fehlen.  Wenn 
zahlreiche  kleinere  und  grössere  Punkte  vorkommen,  so  liegen  die  grösseren  mehr 
nach  unten,  oder  sie  sind  zu  einander  so  angeordnet,  dass  die  grösseren  gleichsam 
einen  mandelförmigen  Kern  (wie  bei  einer  Kerzcnfianime)  constituiren,  die  kleine- 
ren nach  beiden  Seiten  und  nach  oben  sich  anschliessen  und  mehr  und  mehr  ab- 
nehmen. Manchmal  zeigen  mehrere  der  grösseren  Punkte,  die  unten  und  seitlich 
scharf  begrenzt  sind,  nach  oben  je  einen  Ausläufer  mit  verwaschenen  Rändern. 
Alle  diese  Punkte  pflegen  nach  längst  abgelaufenem  Kntzündungsprocesse  Wochen 
bis  Monate  lang  fort  zu  bestehen,  endlich  aber  spurlos  zu  verschwinden.  Nur  nach 
den  graubraunen  kann  in  manchen  Fällen  Pigment  als  schwarzer  Punkt  nach 
Jahre  langem  Bestände  noch  vorgefunden  werden.  Dass  solche  graue  Punkte  mit 
dem  Kammerwasser  durch  die  Eröffnung  der  Kammer  mit  herausgespült  werden 
können  (wenn  sie  nicht  bereits  zu  fest  haften),  hat  schon  Wardrop  ')  angegeben. 
Ihre  Unterscheidung  von  punktförmigen  Trübungen  in  der  Cornealsubstanz  hält 
nicht  schwer,  wenn  die  Cornea  glatt  und  glänzend  ist.  Von  der  durch  einen  dich- 
ten Beschlag  der  Descemeti  eingeleiteten  Keratitis  interstitialis  war  bereits  pag.  124 
die  Rede.  Die  Pigmentkörnchen  stammen  offenbar  aus  der  hinteren  Kammer-,  sie 
können  mit  dem  Kamnierwasser  zwischen  Kapsel  und  Iris  in  die  vordere  Kammer 
gelangen,  so  lange  nicht  Abschluss  der  Pupille  durch  ringförmige  Synechie  erfolgt 
ist.  In  manchen  Fällen  hat  es  den  Anschein,  als  ob  Faserstoffklümpchen ,  aus  der 
hinteren  Kammer  stammend,  zwischen  Kapsel  und  Pupillarrand  haften  blieben  und 
Verklebung  zwischen  Iris  und  Kapsel  (punkt-  oder  bogenförmig)  bewirkten. 

4.  Verminderte  oder  aufgehobene  Bewegung  der  Iris  und 
Verengerung  der  Pupille  sind  bei  Iritis  bald  mehr  bald  weniger 
deutlich  ausgesprochen.  Es  kommt  vor,  dass  bei  Fixirung  einer  und  der 
anderen  Stelle  des  Pnpillarrandes  die  freie  Partie  auf  Licht  und  Schatten 
deutlich  und  prompt  reagirt,  und  es  kann  auch  vorkommen,  dass  die 
Pupille  des  von  Iritis  freien  Auges  enger  erscheint,  als  die  des  afficirten 


')  Edinburgh  Med.  and  Chir.  Journal,  Vol.  III,  1807,  und  Morbid  Anatomy 
of  the  Eye. 


Entzündung  im  Allgemeinen.  225 

bei  gleicher  Beleuchtung  beider.  Erweiterung  der  Pupille  über  das  mut- 
iere Mass  schein!  uur  bei  Jonen  Füllen  vorzukommen,  wo  Kvklitis  \or- 
handen  ist  und  sich  besonders  durch  Präcipitate  an  der  Cornea  bemerk- 
bar macht. 

Bei  der  einfachen  Iritis  geht  das  Muskelspie]  der  Iris  ersl  dann  verloren, 
wenn  entweder  der  Pupillarrand  ringsum  an  die  Kapsel  angelöthel  ist,  oder  wenn 
die  Zeichen  der  Lockerung,  Schwellung  und  Infiltration  bereits  auch  im  grossen 
Kreise  sichtbar  sind.  Ersl  dann  zeigt  sich  auch  das  Atropin  wirkungslos.  Wenn  die 
Iris  in  Fallen  frischer  Iritis  trotz  richtiger  Dosis  und  wiederholter  Anwendung  des 
Atropins  längere  Zeit  widersteht,  und  nicht  etwa  dessen  Aufnahme  in  das  Kam- 
merwasser (durch  Illacrimation ,  durch  Cornealveränderungen)  verhindert  erscheint, 
so  darf  man  annehmen,  dass  der  Sphinkter  vermöge  des  hohen  Reizzustandes  der 
Ciliarnerven  (intensive  Ciliarinjection,  Lichtscheu.  Thränenfiuss,  Schmerzen)  in  einer 
Art  beständiger  Contraction  verharrt.  Träufelt  man  einem  Kranken  mit  einem 
fremden  Korper  in  der  Cornea  Atropin  in  beide  Augen,  so  erweitert  sich  die  Pu- 
pille des  unverletzten  Auges  früher  und  stärker,  als  die  des  verletzten,  wenn  die- 
ses auch  weder  Keratitis  noch  Iritis  zeigt  und  schon  den  folgenden  Tag  nicht 
mehr  gereizt  erscheint.  Die  Pupille  kann  also  sehr  enge  erscheinen  wegen  starker 
Contraction  des  Sphinkters  vermöge  hohen  Reizzustandes,  nicht  blos  wegen  Taxi- 
rung des  Pupillarrandes  an  der  Kapsel  (durch  Exsudation  während  des  Schlafes). 
Wenn  nach  abgelaufenem  Reizzustande  die  Iris  selbst  keine  Parenchymveränderung 
zeigt,  so  kann  man  nicht  selten  trotz  der  Anwesenheit  einer  Membran  in  der  Pu- 
pille und  trotz  zahlreicher  —  wenn  nur  nicht  ringförmiger  Synechien  —  die  Iris 
recht  deutlich  auf  Licht  und  Schatten  reagiren  seilen.  (Vergl.  Myosis  spastica.) 

5.  Die  Sehstöruug,  namentlich  die  Herabsetzung  der  Sehschärfe, 
entspricht  bei  einfacher  Iritis  jederzeit  dem  dioptrischen  Hindernisse  in 
und  vor  der  Pupille;  die  Functionsstöruug  kann  aber  nebstdem  noch 
durch  die  gesteigerte  Empfindlichkeit  der  Ciliarnerven  so  wie  durch 
Verengerung  und  Unbeweglichkeit  der  Pupille  beträchtlich  vermehrt 
werden.  Stärkere  Herabsetzung  der  Sehschärfe,  als  mau  nach  diesen 
Momenten  erwarten  sollte,  erregt  immer  Verdacht  auf  gleichzeitige 
Trübung  des  Glaskörpers  (durch  Kyklitis)  oder  auf  Erkrankimg  der 
Ader-  und  Netzhaut. 

6.  Schmerzen  im  Auge  allein  oder  zugleich  (wohl  auch  vorzugs- 
weise) im  Bereiche  des  Nervus  supra-  oder  iufraorbitalis  (Stirn  bis  zum 
Hinterhaupte,  Zähne  des  Oberkiefers),  gesteigerte  Empfindlichkeit 
gegen  das  Licht  und  gegen  jede  Anstrengung  (Fixiren  von  Objecten) 
vom  niedrigsten  Grade  bis  zur  heftigsten  Lichtscheu  und  Thränen- 
fiuss sind  Erscheinungen,  welche  aus  der  Affection  der  sensitiven  Zweige 
der  Ciliarnerven  hervorgehen.  Sie  sind  bald  in  kaum  merklichem,  bald 
in  sehr  hohem  Grade  vorhanden.  Sie  geben  im  Vereine  mit  der  Injec- 
tion  der  Ciliararterien  den  sichersten  Massstab  für  den  rascheren  oder 

v.  Arlt,  Krankh.  des  Auges.  15 


226  Iris. 

langsameren    Verlauf,    sowie    für    das   Steigen    und    Sinken    der    Ent- 
zündung. 

7.  Die  Spannung  des  Bulbus  ist  bei  acuter  Iritis  (ohne  Com- 
plication)  eher  etwas  vermindert,  als  erhöhet.  Manifeste  (und  folgen- 
schw<  re)  Herabsetzung  oder  Steigerung  des  intraoculären  Druckes  erfolgt 
nur  bei  gleichzeitiger  oder  nachfolgender  Kvklitis. 

8.  Bei  acutem  Verlaufe  kann  auch  Oedem  der  Conjunctiva  bulbi. 
selbst  der  Cutis  längs  des  Augenlidrandes  auf  Iritis  zu  beziehen  sein, 
doch  deutet  dasselbe  meistens  auf  gleichzeitige  Kvklitis.  Dasselbe  gilt 
bezüglich  des  Auftretens  von  fieberhaften  und  von  gastrischen 
Erscheinungen,  welche  gleichfalls  nur  lud  acutem  Auftreten  der  Ent- 
zündung auf  das  Augenleiden  (Reizung  der  Ciliarnerven)  bezogen  werden 
können,  zumal  wenn  nicht  andere  Veranlassungen  dazu  vorliegen. 

Verlauf.  In  Fällen,  wo  die  Iritis  unter  deutlich  ausgesprochenen 
Reizerscheinungen  beginnt,  die  man  daher  als  acute  bezeichnet,  kann 
der  entzündliche  Process  in  zwei  bis  drei  Wochen,  selbst  in  einigen 
Tagen  abgelaufen  und  bleibend  beendet  -ein:  er  kann  aber  auch  je 
nach  dem  ätiologischen  Momente,  nach  dem  Verhalten  des  Kranken  und 
nach  manchen  durch  den  Exsudationsprocess  eingeleiteten  Veränderungen 
auf  viel  längere  Zeit  protrahirt  und  von  Zeit  zu  Zeit  verschlimmert 
oder,  für  einige  Zeit  erloschen,  von  neuem  wieder  angefacht  werden. 
Solche  chronisch  gewordene,  ursprünglich  acute  Fälle  müssen  wohl  unter- 
schieden werden  von  den  ursprünglich  chronischen,  bei  welchen 
meistens  nicht  Böthe  oder  Schmerzen  am  Auge,  sondern  Trübung  de- 
Sehens den  Kranken  zum  Aufsuchen  des  Arztes  bestimmen  und  dieser 
zunächst  durch  die  vorgefundenen  Exsudate  zum  Constatiren  der  übrigen 
Entzündungszufälle  veranlasst  wird. 

a)  In  einer  Reihe  von  Fällen  selbständiger  und  primärer  Iritis 
bestehen  durch  einige  Zeit  (bis  zu  8  Tagen  und  darüber)  die  Zeichen 
blosser  Hyperämie  der  Iris:  öliarinjection,  leichte  Verfärbung  der  Iris, 
gesteigerte  Empfindlichkeit  gegen  Licht  und  Beschäftigimg,  Iilacrimatioo 
und  mehr  weniger  ausgesprochene  Schmerzen:  erst  dann  tritt  Trübung 
des  Gesichtes  mit  Exsudation  in  der  Pupille,  im  Kammerwasser  oder 
in  der  Iris  deutlich  hervor  und  erreichen  die  Schmerzen,  besonders  in 
einzelnen  Paroxysmen,  einen  Besorgniss  erregenden  Grad.  —  In  einer 
anderen  Reibe  kündigt  sich  der  Ausbruch  der  Entzündung  dem  Krauken 
durch  das  Gefühl  von  Druck  oder  Völle  im  Augapfel,  alsbald  auch 
durch  mehr  weniger  heftige  Schmerzen  nach  dem  Verlaufe  des  Nervus 
supra-  oder  infraorbitalis  an,  und  der  Arzt  findet  nebst  den  Zeichen  der 
Irishyperämie  die  Pupille  von  mittlerer  Grösse  oder  verengert,    die  Iris 


Entzündung  im  Allgemeinen.  227 

minder  beweglich,  minder  glatt  und  bald  früher,  bald  später  nicht  blos 
verfärbt,  sondern  auch  besonders  im  kleinen  Kreise  deutlich  gelockert 
und  geschwellt,  und  die  Pupille  minder  schwarz  oder  deutlich  getrübt, 
oft  schon  durch  Synechien  verzerrt  (fixirt). 

li)  In  anderen  Fällen,  welche  gewöhnlich  als  chronische  Iritis 
bezeichnet  wurden,  wird  die  Iris  wahrscheinlich  erst  vom  Corpus  ciliare 
aus  in  Mitleidenschaft  gezogen,  können  wenigstens  die  Veränderungen 
an  der  Iris  durch  längere  Zeit  gegenüber  der  Sehstörung  und  der 
weitereu  Erkrankung  des  Auges  sehr  geringfügig  sein.  Die  meisten  der 
Kranken  werden  erst  durch  Behinderung  im  Sehen  um  ihr  Auge  be- 
sorgt gemacht.  Einige  graue  Punkte  an  der  hinteren  Wand  der  Cornea 
oder  vielleicht  nur  partielle  Anschwellung  und  Verfärbung  der  Iris  und 
eine  oder  mehrere  vorspringende  Zacken  am  Pupillarrande  bei  (künst- 
licher) Erweiterung  der  Pupille,  oder  aber  eine  dünne  Membran  in  der 
Pupille,  dabei  etwas  stärkere  Injection  der  vorderen  Ciliararterien  und 
Venen  und  abnorme  Empfindlichkeit  gegen  helleres  Licht  und  Anstren- 
gung der  Augen,  welche  letztere  Symptome  oft  erst  im  Momente  ge- 
nauerer Untersuchung  des  Auges  deutlich  hervortreten:  dies  kann  die 
Summe  der  Erscheinungen  sein,  welche  dem  Arzte  die  Anwesenheit  von 
Iritis  (Iridokyklitis)  verrathen. 

Ausgänge,  Folgen.  Die  Iritis  kann  im  Allgemeinen  enden: 

1.  mit  vollständiger  Heilung,  ohne  dass  eine  Spur  davon  zurück 
bleibt.  Dieser  Ausgang  ist  bei  acuter  Iritis  eher  zu  erwarten,  als  bei 
chronischer  und  wird,  abgesehen  von  dem  Causalmomente,  weniger  durch 
die  Heftigkeit  der  Zufälle,  als  durch  das  Verhalten  des  Exsudates  während 
des  Verlaufes  in  Frage  gestellt. 

2.  Genesung  mit  Hinterlassung  isolirter  (zackiger)  Syne- 
chien und  mehr  weniger  merklicher  Punctionsstörung.  Isolirte  punkt- 
förmige Synechien  können  auch  nach  abgelaufener  Entzündung  gelöst 
werden,  von  selbst  oder  durch  Atropin,  wenigstens  in  den  nächsten 
Wochen  oder  Monaten,  selten  nach  jahrelangem  Bestände.  Sie  können 
sich  ganz  von  der  Kapsel  ablösen  oder  auf  dieser  graue  Punkte  (mit 
oder  ohne  Pigment)  zurücklassen,  und  ohne  sichtbare  Einkerbung  oder 
Vorragung  an  dem  früher  fixirten  Punkte  des  Pupillarrandes  ').  In 
manchen  Fällen  wird  eine  oder  die  andere  Synechie  allmälig  gedehnt, 
so  dass  sie  das  Spiel  der  Iris  wenig  beschränkt. 


')  Grössere  Pigmentmassen  auf  der  Kapsel  Lei  mehr  weniger  freiem  Pupillar- 
rande wurden  in  älterer  Zeit  als  Cataracta  pigmentosa  bezeichnet. 

lo* 


228  Iris. 

Persistente  isolirte  Synechien,  welche  die  Beweglichkeit  der 
Iris  mehr  weniger  heschränken,  behindern  zunächst  die  Adaptirung  der 
Pupillengrösse  für  das  Licht  (stören  besonders  beim  Uehergange  vom 
Hellen  ins  Dunkle)  und  können  auch  die  Sehschärfe  herabsetzen 
(durch  Abhaltung,  durch  Diffusion  von  Licht)  besonders  für  die  Ferne, 
wenn  die  Iris  dem  Impulse  zur  Erweiterung  der  Pupille  nicht  gehörig 
folgen  kann,  wo  dann  die  Abhaltung  und  die  Diffusion  einer  aliquoten 
Lichtmenge  noch  schwerer  ins  Gewicht  fällt. 

3.  Mehrfache  isolirte,  besonders  aber  breite  oder  bogenförmige 
Synechien,  welche  trotz  energischer  Atropinanwendung  unverändert 
fortbestehen,  können,  wie  A.  v.  Graefe  ')  gelehrt  hat,  dadurch  schaden, 
dass  sie  die  Iritis  protrahiren  oder  an  und  für  sich  --  ohne  ander- 
weitige ausreichende  Veranlassung  —  wieder  hervorrufen.  Nach 
Graefe  „gibt  das  Zurückbleiben  hinterer  Synechien,  namentlich  breiter 
und  unausdehnbarer,  die  Hauptursache  der  Iritis  -Kecidive."  Ob  es  eine 
gewisse  Zerrung  sei,  welche  die  Iris  dadurch  bei  den  wechselnden  Im- 
pulsen zur  Verengerung  und  Erweiterung  der  Pupille  erleidet,  oder 
eine  nachtheilige  Beeinflussung  der  Circulation  des  Blutes,  mag  dahin- 
gestellt bleiben.  Insofern  durch  den  angeführten  Ausspruch  der  Einfluss, 
welchen  andere  Momente  z.  B.  fortbestehende  Syphilis,  wiederholte  Ver- 
kältung,  frühere  oder  neuerliche  Tripperinfection,  halten  können,  nicht 
negirt  wird,  ist  derselbe  vorläufig  aufrecht  zu  erhalten,  jedenfalls  be- 
achtenswerth.  Doch  darf  dabei  nicht  ausser  Acht  gelassen  werden,  dass 
solche  Synechien  in  vielen  Augen  jahrelang  fortbestehen,  ohne  dass 
Recidiven  auftreten,  und  dass  solche  Rückfälle  (neuerliche  Iritis)  auch 
wiederholt  beobachtet  wurden,  trotzdem  von  einer  oder  von  mehreren 
früheren  Anfällen  keine  Synechie  zurückgeblieben  war.  (Ein  junger 
Manu,  der  nach  einer  Gonorrhoe  wiederholt  au  Kniegelenksentzündung 
und  an  Iritis  des  rechten  Auges  gelitten  hatte,  war  endlich  mit  hinteren 
Synechien  [bogenförmig,  nach  unten],  sonst  scheinbar  gesund  aus  dem 
Spitale  entlassen  worden.  Nach  10  Tagen  stellte  er  sich  vor  mit  un- 
verändertem Zustande  des  rechten  und  mit  deutlich  ausgesprochener 
Iritis  des  linken,  bislang  intacten  Auges,  Ciliarinjection  und  Synechien 
nach    unten.) 

4.  „In  chronisch  verlaufenden  Fällen  von  Iritis  bildet  sich  leicht 
ein  Zustand  aus,  den  man  als  ringförmige  hintere  Synechie  be- 
zeichnen kann.   Der  Pupillarrand    wird    mittelst    eines    bald  mehr  bald 


')  Archiv  für  Ophth.  II.  Bd..  pag.  202. 


Entzündung  im  Allgemeinen.  22!' 

weniger  breiten  Saumes  von  Exsudat  fixirt.  Dieser  Saum  ist  lichtgrau 
oder  braun,  nimmt  die  Hälfte,  zwei  Drittel  oder  den  ganzen  Hand  der 
Pupille  ein  und  heftet  die  Iris  bleibend  an  die  Kapsel.  Seine  Läge 
zum  Pupillarrande  ist  oft  eine  solche,  dass  es  aussieht,  als  wäre  dieser 

Saum  von  der  hinteren  Kammer  aus  zwischen  Iris  und  Kapsel  vorge- 
schoben worden.  Gegen  das  Centrum  der  Pupille  hin  verliert  sich  dieser 
Saum  allmälig,  indem  er  dünner  und  dünner  wird;  die  Pupille  ist  dann 
nur  in  der  Mitte  frei  von  Exsudat"  ').  Bei  genauerer  Untersuchimg 
erweist  sieh  manchmal  die  Pupille  in  der  Mitte  uicht  frei,  sondern 
auch  verlegt  durch  eine  dünne  Membran,  in  welche  eben  der  dünne 
Rand  des  am  Pupillarrande  dicken  (undurchsichtigen)  Saumes  übergeht. 

So  lange  ein  solcher  Saum  (mit  oder  ohne  Ueberdeckung  des  Ceu- 
trums  der  Kapsel)  irgendwo  noch  eine  Unterbrechung  zeigt,  also  keinen 
geschlossenen  King  bildet  oder,  so  lange  zwischen  ihm  und  dem  Pupillar- 
rande noch  eine  oder  die  andere  Lücke  wahrgenommen  werden  kann 
(wenigstens  nach  Atropinwirkung),  so  lange  demnach  Commimication 
zwischen  der  vorderen  und  hinteren  Kammer  besteht,  kann 
die  Sehstörimg  ganz  dem  dioptrischen  Hindernisse  entsprechen.  Aber 
von  der  Zeit  an,  wo  diese  Communication  aufhört,  demnach  Abschluss 
der  Pupille  (nach  Graefe  1.  c,  pag.  210)  besteht,  tritt  jederzeit  Kykliti  s 
auf,  wenn  sie  nicht  schon  früher  da  war,  und  bedroht  das  Auge  mit 
Vernichtung  der  Sehkraft,  auch  der  Lichtemphndung,  durch  Stei- 
gerung des  intraoeulären  Druckes  oder  durch  Einleitung  von 
Schwund   des  Glaskörpers    und    consecutiver  Netz  hau  tabhebung. 

In  Fällen,  wo  die  Kyklitis  zunächst  zur  Drucksteigerung  führt, 
ändert  die  Iris  ihre  Lage  und  Farbe.  Nachdem  nämlich  der  Ciliarrand 
stellenweise  oder  ringsum  an  die  Peripherie  der  Descemeti  angeklebt  und 
der  Pupillarrand  fest  an  die  Kapsel  angeheftet  wurde,  wird  die  dazwischen 
gelegene  Zone  der  Iris  stellenweise  oder  ringsum  bucklig  vorgedrängt,  so 
dass  die  Iris  eine  krater-  oder  kugelhupfähnliche  Form  erhält.  rDie  Iris 
ist  in  solchen  Fällen  jederzeit  verdünnt  und  wird  allmälig  atrophisch.  Sie 
zeigt  im  Allgemeinen  eine  lichtschiefergraue  Färbung  und  stellenweise, 
wo  ihre  Fasern  auseinander  weichen,  dunklere  Flecke  oder  Streifen.  Das 
die  Iris  und  Cornea  (an  der  Peripherie)  verklebende  Exsudat  ist  bisweilen 
so  dünn,  dass  man  es,  wenigstens  in  späterer  Zeit,  nicht  mein-  als  das 
bindende  Mittel  wahrnehmen  kann"  ~).       ■    In  Fällen,  wo  nach  solcher 


f)  Arlt,  Krankheit.-]].  II.  Bd.,  pag.  42. 
-)  Arlt,  Krankheiten,  II.  Bd.,  pag.  46. 

Arlt.  Operationslehre  in  Graefe  et  Saemisch  Handbuch,  III.  Bd..  pag.  349. 


230  Iris. 

Iriodokyklitis  der  Bulbus  anfängt  weicher  und  allmalig  auch  kleiner 
(in  der  Gegend  der  M.  recti  eingedrückt)  zu  werden,  findet  man  zwar 
die  vordere  Kammer  auch  seichter,  alter  nicht  durch  die  eben  beschriebene 
bucklige  Ausbuchtung,  für  welche  das  nabeiförmige  Eingezogensein  des 
Pupillarrandes  charakteristisch  ist,  sondern  durch  Abnahme  der  Secretion 
des  Kammerwassers  oder  durch  Vordrängung  der  Linse.  (Vergl.  Folgen 
der    Kykiitis.) 

Mit  Recht  wird  seit  Graefe  zwischen  Pupillarverschluss  (früher  Pu- 
pillensperre  genannt)  und  Pupillarab.schluss  unterschieden.  Bei  Pupillarab- 
schluss  (vollständiger  ringförmiger  Synechie)  kann  die  Pupille  in  der  Mitte  ganz 
von  Exsudat  frei  sein,  demnach  ein  relativ  gutes  qualitatives  Sehen  fortbestehen; 
bei  Pupillarverschluss  dagegen  ,.ist  die  Pupille  mit  Exsudaten  vollkommen  obstruirt*, 
das  Zustandekommen  eines  Bildes  auf  der  Netzhaut  dalier  unmöglich.  Graefe 
hat  für  die  totale  Verlöthung  des  Pupillarrandes  mit  der  Kapsel  auch  den  Aus- 
druck „Synechia  posterior  totalis"  gehraucht.  Es  empfiehlt  sich  aber,  letzteren 
Terminus  für  einen  anderen  Zustand  zu  reserviren,  nämlich  für  jenen,  bei  welchem 
die  hintere  Fläche  der  Iris  ganz  oder  grösstentheils  au  die  Kapsel  angelöthet  ist. 
Da  solche  weitverbreitete  Exsudatschwarten  vom  Corpus  ciliare  aus  zwischen  Iris 
und  Kapsel  gleichsam  vorgeschoben  werden,  kann  dieser  Zustand  erst  bei  der  Lehre 
von  der  Kykiitis  näher  beschrieben  werden.  l>ie  Unterscheidung  zwischen  ring- 
förmiger und  totaler  hinterer  Synechie  in  diesem  Sinne  ist  besonders  behufs 
operativer  Eingriffe  wünschenswerth,  um  für  anatomisch  und  prognostisch  ver- 
schiedene Zustände  auch  verschiedene  Bezeichnungen  zu  haben. 

5.  Es  kann  vorkommen,  dass  ein  Kranker  mit  einem  Exsudate 
in  der  Pupille,  welches  als  Membran  oder  Pfropf  erscheint,  keine 
Objecte  unterscheiden  kann,  obwohl  weder  Pupillarabschluss  noch  Er- 
krankung der  hinter  der  Iris  gelegenen  Gebilde  (Linse,  Netzhaut  etc.) 
vorhanden  ist.  Es  können  nämlich  Lücken,  welche  die  Communication 
zwischen  vorderer  und  hinterer  Kammer  noch  vermitteln,  durch  Pig- 
ment verdeckt  sein,  welches  den  Pupillarrand  daselbst  einsäumt  oder 
welches  hinter  einer  offenen  Lücke  die  Kapsel  belegt.  Durch  Prüfung 
der  Spannung  des  Bulbus,  besonders  aber  durch  Atropin,  sofern  dasselbe 
eine  merkbare,  wenn  auch  geringe  Zurückziehung  des  Pupillarrandes 
bewirkt,  kann  man  erkennen,  dass  man  es  nur  mit  einer  Verlegung 
der  Pupille  zu  thun  hat.  (In  Membranen  in  der  Pupille,  welche  in 
grösserer  Ausdehnung  coutinuirlich  [nicht  zackig]  mit  dem  Irisraude 
verbunden  sind,  sieht  man,  allerdings  sehr  selten,  wohl  auch  neugebil- 
dete Gefässe.)  -  In  manchen  Fällen  acut  aufgetretener  Iritis  findet 
man  nach  längerem  Fortbestande  der  Entzündung  neben  gewöhnlichen 
Synechien  eine  band-  oder  balkenförmige  Membran,  welche  nicht  am 
eigentlichen  Pupillarrande  haftet,  sondern  mehr  an  der  Vorderfläche  der 
Iris  (vor  dem  Sphinkter),    und  welche  durch  Schrumpfung  die  einander 


Entzündung  im  Allgemeinen.  231 

gegenüberstehenden  Stellen  des  kleinen  Kreises  gegen  sich  zieht,  sodass 
[risgewebe  gewissermassen  vor  der  Pupille  in  deren  Bereich  »hereinge- 
zerrl  erscheint,  während  die  übrigen  Partien  des  Pnpillarrandes  an 
der  Kapsel  an-  also  tiefer  hinten  liegen.  (Nicht  zu  verwechseln  mil 
Mfembr.  pup.  perseverans.) 

(i.  Durch  Auflagerung  von  Exsudat  auf  die  Kapsel  kann  Trübung 
der  Linse,  zunächst  der  unmittelbar  darunter  liegenden  Zellen,  wei- 
terhin über  auch  diu-  eigentlichen  Fasern  und  seihst  der  ganzen 
Linse  eingeleitet  werden;  doch  entstellt  ausgebreitete  Linsentrübung  so 
wie  partielle  Verdickung  und  Trübung  der  Kapsel  gewöhnlich  nur  in 
Fällen,  wo  die  Iritis  durch  Entzündung  des  Corpus  ciliare,  der  Cho- 
rioidea,  oder  durch  Netzhautabhebung  eingeleitet  wurde.  (Vgl.  Kyklitis 
und  Cataracta.) 

Ursachen.  Die  Fälle  von  Iritis  müssen  zunächst  geschieden  werden 
in  solche,  wo  die  Tris  das  allein  oder  doch  zuerst  von  Entzünduno' 
ergriffene  Gebilde  des  Auges  ist:  primäre  oder  Substantive  Iritis, 
und  in  solche,  wo  die  Iritis  durch  Entzündung  anderer  Gebilde  einge- 
leitet wird:  seenmdäre  oder  consecutive  Iritis.  Jene  Fälle,  wo 
die  Iris  gleichzeitig  mit  anderen  Gebilden  entzündet  ist,  und  ein  gegen- 
seitiges Abhängigkeitsverhältniss  nicht  nachgewiesen  werden  kann,  sind 
als  Combinationen,  z.  I>.  Keratoiritis,  Iridozyklitis  zu  bezeichnen  und  in 
ätiologischer  Beziehung  den  Substantiven  gleich  zu  achten. 

Die  von  suppurativer  Keratitis  aus  inducirte  Iritis  wurde  hei 
der  Lehre  vom  Hornhantgeschwür  und  vom  Hornhautabscesse  mehrfach 
besprochen.  Das  Mitergriffenwerden  der  Iris  hei  Entzündung  des 
Ciliarkörpers  erfolgt  in  so  früher  Zeit,  dass  man  solche  Fälle  gleich 
als  Iridokyklitis  auffassen  kann.  Dagegen  tritt  hei  Netzhautabhe- 
bung  in  sehr  vielen  Fällen  erst  nach  Monate,  seihst  Jahre  langem 
Bestände  eine  Art  Iritis  auf,  welche  sich  anfangs  meistens  nur  durch 
eine  und  die  andere  hintere  Synechie,  leichte  Verfärbung  und  kaum 
merkliche  Ciliarinjection  manifestirt.  Diese  Synechienbildung  nimmt  in 
der  Kegel  auch  ganz  unvermerkt  zu  und  endet  nach  hinzugetretener 
Linsentrübung  als  Cataracta  aecreta.  (Vergl.  Cataracta.)  Wahrscheinlich 
ist  es  die  Zerrung,  welche  die  abgelöste  Netzhaut  bei  den  Fluctuatiouen 
des  subretinalen  Fluidums  auf  die  Pars  ciliaris  retinae  und  somit  auf 
das  Corpus  ciliare  ausübt,  wodurch  schleichende  Kyklitis  und  Iritis  ein- 
geleitet wird.  —  Die  Iritis,  welche  an  Augen  mit  chron.  Bindehaut- 
blennorrhoe  und  Pannus  vorgefunden  wird,  kann  möglicherweise  eine 
Substantive  sein,  ist  aber  in  den  Fällen,  wo  zugleich  Ektasie  der 
Cornea  besteht,  wahrscheinlich  seeundär  und  von  dem  Hornhautleiden 


232  Iris. 

abhängig;  man  findet  dann  meistens  eine  dünne  Membran,  welche  die 
Pupille  ganz  oder  grösstenteils  verlegt. 

Die  Substantive  Iritis,  sowohl  die  mit  Keratitis,  Kyklitis  oder 
Retinitis  combinirte  als  die  zunächst  blos  in  der  Iris  auftretende,  kann 
traumatischen  Ursprungs  sein,  nach  Contusion  des  Bulbus,  nach 
perforirenden  Wunden  (besonders  mit  Hinterlassung  eines  fremden 
Körpers  im  Auge),  nach  Operationen  mit  Eröffnung  der  Linsenkapsel 
oder  mit  Quetschung  (Zerrung)  der  Iris. 

In  wiefern  Verkältung  (rasche  Abkühlung)  als  Ursache  von  Iritis 
angenommen  werden  kann,  wird  weiter  unten  auseinander  gesetzt  werden. 

Iritis  bei  Tripper-Rheumatismus  gehört  zu  den  Seltenheiten. 

Dagegen  ist  eine  häufige  Ursache  von  Iritis  die  Syphilis,  sowohl 
die  ererbte  als  die  erworbene. 

In  analoger  Weise  gibt  Scrofulosis  vorzüglich  im  Jünglingsalter 
das  causale  Moment  zum  Auftreten  von  Iritis,  und  ebenso  das  Hera b- 
gekommensein  des  Organismus  in  der  Ernährung  nach  Hunger- 
typhus, Febris  recurrens  u.  dgl. 

Die  sogenannte  sympathische  Iritis  ist  eigentlich  zu  Anfang 
Kyklitis.  obgleich  die  Veränderungen,  die  für  Iritis  sprechen,  oft  schon 
frühzeitig  deutlich  ausgesprochen  sind. 

Die  Iritis,  (Iridokyklitis),  welche  nach  Variola  im  Abtrocknungs- 
stadium  (selten)  beobachtet  wird,  ist  gleich  dem  in  demselben  Stadium 
vorkommenden  Hornhautabscesse  wohl  als  metastatische  Entzündung 
aufzufassen. 

In  manchen  Fällen  endlich  lässt  sich  über  das  causale  Moment 
der  Iritis  kein  sicheres  Urtheil  abgeben.  Für  recidivirende 
Iritis  mag  wohl  in  vielen  Fällen  die  nächste  Ursache  in  dem  Zurück- 
gebliebensein hinterer  Synechien  gegeben  sein,  man  wird  aber  jedesmal 
erst  untersuchen  müssen,  ob  nicht  dieselbe  Ursache,  welche  die  erste 
Entzündung  erregte,  neuerdings  in  Wirksamkeit  getreten  sei. 

Ein  junger  Mann,  mit  Iritis  syph.  des  linken  Auges  aufgenommen,  bot  auf 
dem  rechten  Auge  Pupillen  sperre  als  Folge  einer  kürzlich  abgelaufenen,  offenbar 
syphilitischen  Iritis  dar.  Er  wurde  mit  der  Inunctionscur  und  dann  mit  Jodkalium 
behandelt  und  ohne  Spur  einer  Synechie  auf  dem  1.  A.  und  ohne  manifeste  Zeichen 
des  Allgemeinleidens  nach  IOwöchentlicher  Behandlung  entlassen,  nachdem  auch  das 
rechte  durch  eine  Iridektomie  (nach  oben)  wieder  functionstüchtig  geworden  und 
der  Pupillarrand  nur  unten  an  der  Kapsel  adhärend  gebliehen  war.  Aber  nach 
einem  halben  Jahre  kehlte  er  zurück  mit  Iritis  des  rechten  Auges,  dessen  Colobom 
unverändert,  dessen  kleiner  Iriskreis  jedoch  filzig  aufgelockert  und  von  zahlreichen 
(mit  der  Loupe  deutlich  sichtbaren)  Gefässchen  durchsetzt  war.  Es  wurde  daher 
eine  neuerliche  Inunctionscur  vorgenommen  und  der  Mann  schliesslich  ganz  geheilt. 


Entzündung  im  Allgemeinen.  233 

Weicht'  Momente  vorzugsweise  ins  Auge  zu  lassen  seien,  wenn  es 
sich  in  einem  gegebenen  Falle  um  die  Constatirung  der  Ursache  handelt, 
wird  erst  bei  der  Schilderung  der  einzelnen  Arten  ersichtlich  werden. 
Die  Eruirung  der  Ursache  kann  in  manchen  Fällen  sehr  leicht,  in 
anderen  sehr  schwierig,  selbst  unmöglich  sein.  Sie  erheischt  nicht  nur 
eine  Uebersicht  über  die  bisher  überhaupt  beobachteten  Ursachen,  um 
eine  und  die  andere  (nach  dem  Befunde  am  Auge,  nach  verlässlichen 
Angaben  des  Kranken)  mit  Sicherheit  oder  doch  mit  Wahrscheinlichkeit 
ausschliessen  zu  können,  sondern  auch  die  Kenntniss  der  Modifikationen, 
welche  das  Krankheitsbild  und  der  Verlauf  je  nach  der  Verschiedenheit 
der  ätiologischen  Momente  darzubieten  pflegen.  Hiemit  ist  nicht  gesagt, 
dass  man  in  jedem  Falle  schon  aus  der  Betrachtung  des  Auges  allein 
einen  sicheren  Bückschluss  auf  das  causale  Moment  machen  könne;  der 
Arzt  hat  eben  nicht  blos  das  kranke  Organ  au  und  für  sich,  sondern 
das  ganze  Individuum  und  dessen  frühere  und  gegenwärtige  Beziehung 
zu  äusseren  Schädlichkeiten  ins  Auge  zu  fassen;  erst  nach  kritischer 
Erhebung  aller  dieser  Momente  kann  er  zur  Beurtheilung  der  Augen- 
krankheit so  weit  instruirt  sein,  als  es  im  gegebenen  Falle  überhaupt 
möglich  ist.  Wir  haben  es  nicht  mit  Krankheiten,  die  sich  irgendwo 
etabliren,  sondern  mit  kranken  Individuen  oder  mit  kranken  Organen 
eines  Individuums  zu  thuu. 

Die  Piognosis  hängt  theils  von  dem  Verlaufe  und  von  den  bereits 
gesetzten  oder  in  Aussicht  stehenden  Veränderungen  (pag.  227 — 230), 
theils  von  dem  Causalmomente,  im  hohen  Grade  aber  auch  von  der 
Behandlung  und  von  dem  Verhalten  des  Kranken  ab.  Frische  Fälle 
einfacher  Iritis  gehören  durchschnittlich  für  die  medicamentöse,  veraltete 
für  die  operative  Behandlung  zum  dankbarsten  Gebiete  der  ärztlichen 
Thätigkeit. 

Behandlung.  Nebst  der  Würdigung  der  Anzeigen,  welche  das  in 
einem  Falle  vorliegende  Causalmoment  bieten  kann,  erfordert  die  Cau- 
salindication  bei  jeder  Iritis  Temperirung  des  Lichtes  und  Ent- 
haltung von  aecommodativer  Verwendung  der  Augen.  Man  kann 
nicht  das  eine  Auge  dem  Lichte  aussetzen  oder  zum  Arbeiten  verwenden, 
ohne  dass  der  Reiz  zugleich  auch  das  andere  träfe.  Bei  acuten  Fällen, 
besonders  mit  heftiger  Lichtscheu,  ist  der  Aufenthalt  in  einem  gleich- 
massig  verdunkelten  Zimmer  geboten;  für  mildere,  besonders  aber  für 
chronisch  verlaufende  Fälle,  wo  das  längere  Eingesperrtsein  im  Zimmer 
nachtheilig  werden  möchte  oder  doch  umgangen  werden  kann,  sind 
muschelförmige  rauchgraue  Schutzgläser  allein  oder  im  Vereine  mit 
einem  Schirme  (ein  Schleier)   zur  Temperirung  des  Lichtes   genügend. 


234  Iris. 

Präsentirt  sich  der  Fall  mit  acuten  Zufällen,  namentlich  mit  in- 
line! extensiver  Ciliariujection,  Lichtscheu  und  ausstrahlenden  Schmerzen, 
so  halte  man  den  Kranken  im  Bette,  wenigstens  im  Zimmer,  restringire 
die  Kost,  und  lasse  8  —  12  Blutegel  hinter  dem  Ohre  oder  an  der 
Schläfe  anlegen,  mit  circa  2stündiger  Nachblutung.  Dies  ist  wenigstens 
daun  kaum  zu  umgehen,  wenn  auf  energische  Einträuflung  von  Atropin 
nicht  binnen  einiger  Stunden  deutliche  Erweiterung  der  Pupille  (wenig- 
stens zwischen  den  Synechien)  eintritt  oder  wenn  die  ausstrahlenden 
Schmerzen  auf  Einreihung  einer  Opiumsalbe  an  die  Stirn,  vielleicht 
selbst  nach  einer  Morphiuminjection  wenig  oder  nur  für  kurze  Zeit 
nachlassen.  Oft  entfalten  die  Narcotica  erst  nach  Verminderung  der 
Hyperämie  ihren  wohlthiitigen  Einfluss.  Die  Wirkung  der  Blutentziehung 
kann  unter  Umständen  durch  ein  Abführmittel  (ein  Mittelsalz  allein 
oder  mit  Infusum  fol.  senuae,  Calomel  allein  oder  mit  Jalappa  o.  dgl.) 
unterstützt  und  unterhalten  werden.  Wenn  trotzdem  das  allenfalls  alle 
2 — 3  Stunden  wiederholte  Einträufeln  der  gewöhnlichen  einpercentigen 
Atropiulösung  ungenügend  erscheint,  die  Pupille  so  weit  als  es  die 
Adhäsionen  gestatten,  zu  erweitern,  so  ist  das  Einlegen  einer  kleinen 
Portion  trockenen  schwefelsauren  Atropins  (etwa  wie  ein  halbes  Hanf- 
korn) dem  öfteren  Einträufeln  vorzuziehen,  nur  muss  man  dann  durch 
Abziehen  des  unteren  Lides  (Hemmung  des  Lidschlages  für  etwa  zwei 
Minuten)  oder  durch  Compression  des  Thränensackes  mit  dem  Finger 
die  Ueberführung  des  Atropins  in  den  Thränenschlauch  um  so  sorgfäl- 
tiger zu  verhüten  bemüht  sein.  Mit  der  Zerreissung  der  Synechien  --  und 
darauf  darf  man  in  frischen  Fällen  schon  rechnen  --  ist  dem  Fort- 
schreiten der  Entzündung  so  zu  sagen  die  Spitze  abgebrochen.  —  In 
manchen  Fällen  wird  das  Atropin,  auch  das  ganz  neutrale,  nicht  ver- 
tragen; es  erregt  trotz  aller  Vorsicht  nach  dem  Einträufeln  unerträgliche 
Trockenheit  im  Halse,  bei  alten  Leuten  (nach  Wecker')  auch  Tenes- 
mus  und  Harnverhaltung,  oder  es  ruft  eine  rothl aufartige  Anschwellung 
der  Lider  bis  zum  Unvermögen,  das  Auge  zu  öffnen,  hervor.  Dann  ist 
es  entweder  mit  dem  Duboisin  in  einpercentiger  oder  mit  dem  amor- 
phen Hyoscyamin  (von  Merk)  in  halb-  oder  viertelpercentiger  Lösung 
zu  vertauschen-).  -  -  Wenn  die  Bindehaut  nach  länger  und  häufig  fort- 
gesetzter Anwendung  dieses  Mittels  etwas  röther,  geschwellt  und  mit 
kleinen  trüben  bläschenförmigen  Erhebungen  bedeckt  erscheint,  so  ist 
sie    zur  weiteren  Aufnahme  dos  Atropins  und  zu  dessen  Ueberführung 


')  Wecker  in  Graefe  et  Saemisch  Handbuch  IV.  B..  pag.  507. 
-)  Rosa  Simone- witsch  in  Knapp's  Archiv  IV.  B.,  pag.  1. 


Entzündung  im  Besonderen.  235 

in  das  Kammerwasser  wenig  geeignet;  man  muss  das  Atropin  für  einige 
Tage  aussetzen,  bis  die  Bindehaut  nach  wiederholtem  Touchiren  mit 
einer  einpercentigen  Lapislösung  zur  Norm  zurückgekehrt  ist.  Wenngleich 
viele  Fälle  auch  ohne  Mydriatica  einen  günstigen  Ausgang  nehmen,  so 
ist  die  Behandlung  mit  Atropin  doch  bei  weitem  sicherer. 

In  veralteten  und  in  ursprünglich  chronisch  aufgetretenen  Fällen 
wird  man  nach  dem  üher  das  Verhalten  der  Exsudate  in  der  Pupille 
Gesagten  (pag.  225 — 230)  wohl  im  Stande  sein,  sich  üher  die  Leistungs- 
fähigkeit des  Atropins  ein  Urtheil  zu  bilden.  Wo  dasselbe  bei  richtiger 
Anwendung  nichts  leistet  oder  nichts  erwarten  lässt,  warte  man  eine 
Zeit  der  Remission  ah  und  schreite  dann  ungesäumt  zur  [ridektomie. 
Je  stärker  die  Reizerscheinungen,  je*  deutlicher  das  Irisgewebe  im  Zu- 
stande der  entzündlichen  Lockerung  und  Schwellung  oder  gar  der  Infil- 
tration mit  G-efässentwicklnng  ist,  doste  mehr  ist  eine  mürbe,  leicht 
zerreissliche  Beschaffenheit  der  Iris,  daher  unvollständige  Ausführung 
der  Technik,  reichlicher  Bluterguss  und  nachträglicher  Wiederverschluss 
der  Lücke  durch  frische  Exsudation  zu  besorgen.  In  Fällen,  wo  nach 
Pupillarabschluss  nicht  Steigerung,  sondern  Abnahme  der  Spannung  th^ 
Bulbus  vorhanden  ist  --  und  das  findet  man  meistens  nach  Kykloiritis 
sympathica  -  -  muss  man  sich  hüten,  die  Iridektomie  frühzeitig  vorzu- 
nehmen. (Vide  Kyklitis). 

lieber  die  Zulässigkeit  und  Erspriesslichkeit  kalter  und  feucht- 
warmer Umschläge,  der  Abzapfung  des  Kammerwassers  und  allgemeiner 
(innerer  oder  äusserlicher)  Behandlung  während  und  nach  der  Iritis  folgt 
das  Nähere  bei  Besprechung  der  Arten  der  Iritis. 

b)   Im   Besonderen: 
Arten  der  Iritis. 

Wenn  in  einem  Falle  das  Vorhandensein  von  Iritis  constatirt  ist, 
so  muss  zunächst  untersucht  werden,  ob  blos  Iritis  oder  nebstdem  noch 
ein  anderes  Leiden  am  Auge  vorhauden  und  ob  letzteres  als  Ursache, 
als  Folge  oder  als  nebengeordnet  aufzufassen  sei.  Ist  die  Iritis  oder 
Kykloiritis  als  das  primäre  Leiden  aufzufassen,  dann  handelt  es  sich  um 
die  Eruirung  der  Ursache,  welche  in  einem  krankhaften  Zustande  des 
übrigen  Körpers  oder  in  äusseren  Schädlichkeiten,  die  den  ganzen  Körper 
oder  das  Auge  allein  (vorzugsweise)  getroffen  haben,  zu  suchen  sein 
wird.  Wo  dann  eine  solche  nicht  nachgewiesen  werden  kann,  da  sind 
wir  auf  die  anatomische  Diagnosis  (auf  das  üher  Iritis  im  Allgemeinen 
Gesagte)  angewiesen. 


236  Iris. 

Bezüglich  der  äusseren  Schädlichkeiten  können  uns  die  Angaben  oder 
die  Antworten  des  Kranken  auf  das  Causalnioment  aufmerksam  machen,  aber  auch 
irre  leiten.  Es  kann  ein  kleiner  fremder  Körper  eingedrungen  sein,  ohne  dass  es 
bemerkt  wurde,  oder  es  kann  die  Verletzung  (von  einem  Kinde)  absichtlich  ver- 
schwiegen werden.  Rasche  Wärmeentziehung  (Verkältung,  Zugluft  o.  dgl.)  wird  nur 
zu  oft  beschuldigt ;  sie  kann  allein  die  Ursache  einer  Iritis  sein,  aber  auch  nur 
den  Anstoss  zum  Ausbruche  einer  Iritis  gegeben  haben,  welche  sich  weiterhin  als 
anderweitig,  z.  B.  durch  Syphilis  bedingt  erweist.  Auf  solche  Angaben  aus  Unkennt- 
niss,  Vorurtheil,  selbst  aus  Absicht  muss  man  jedenfalls  beim  Examen  der  Kranken 
gefasst  sein.  Auch  yerlässliche  Aussagen  über  das  Vorleben  (über  frühere  Krank- 
heiten) geben  nicht  immer  sichere  Andeutungen  bezüglich  des  Causalmomentes  der 
vorliegenden  Erkrankung.  Constatirte  Infection  und  Behandlung  an  Lues  in  früherer 
Zeit  liefert  wohl  die  Wahrscheinlichkeit,  aber  noch  nicht  die  Gewissheit,  dass  eine 
vorliegende  Iritis  syphilitischen  Ursprunges  sei.  Verlässlichere  Resultate  gibt  die 
Untersuchung  des  ganzen  Körpers,  welche  in  jedem  Falle  zweifelhaften  Ursprunges 
geboten  ist,  aber  aus  verschiedenen  Rücksichten  nicht  immer  sofort  vorgenommen 
werden  kann,  und  auch  nicht  immer  den  nüthigen  Aufschluss  gibt. 

Auf  die  Art  und  Weise,  wie  eine  Iritis  in  die  Erscheinung  tritt,  sich  weiter 
entwickelt,  hat  erfahnim;'si,reiiiüss  das  causale  Moment  einen  mehr  weniger  deutlich 
bemerkbaren  Einfluss.  Dies  ist  von  den  Aerzten  schon  frühzeitig,  und  bald,  nachdem 
man  die  Iritis  überhaupt  zu  diagnosticiren  gelernt  hatte,  erkannt  worden.  Dass 
man  dann  zu  weit  ging  und  aus  dem  Befunde  am  Auge  allein  das  causale  Moment 
herauslesen  wollte,  dass  man  überhaupt  die  Lehre  von  den  Augenentzündungen  auf 
die  Humoralpathologie  und  Ontologie  stützte,  darf  uns  nicht  bestimmen,  diesen 
Einfluss  überhaupt  zu  negiren  oder  zu  ignoriren. 

Da  schon  a  priori  zu  erwarten  steht,  dass  die  Reaction  eines  Organes  oder 
des  ganzen  Organismus  gegen  eine  bestimmte  Schädlichkeit  nicht  nur  wegen  des 
verschiedenen  Grades  derselben  und  vermöge  der  verschiedenen  Widerstandsfähigkeit 
des  Individuums,  sondern  auch  vermöge  der  gleichzeitigen  oder  nachträglichen  Ein- 
wirkung anderer  Schädlichkeiten  sich  verschieden  gestalten  könne,  so  darf  man  von 
einer  Schilderung  der  Iritis  nach  den  verschiedenen  ätiologischen  Momenten  nicht 
Schemen  verlangen,  welche  man  nur  nachzuschlagen  haben  werde,  wenn  es  sich  in 
einem  speciellen  Falle  um  die  Eruirung  einer  oder  der  anderen  der  bisher  bekannt 
gewordenen  Ursachen  einer  Krankheit  handelt;  eine  solche  Schilderung  kann  nur 
die  Besonderheiten  hervorheben,  welche  in  Fällen  mit  wohl  constatirter  Ursache 
einer  und  derselben  Art  beobachtet  und  vermöge  öfteren  Vorkommens  mit  gutem 
Grunde  auf  ein  und  dasselbe  Causalmoment  bezogen  wurden.  In  diesem  Sinne  auf- 
gefasst,  können  uns  gewisse  Erscheinungen  am  Auge  nicht  nur  beachtenswerthe 
Winke  für  die  weitere  Forschung  nach  dem  ätiologischen  Momente,  sondern  auch 
eine  gewisse  Controlle  für  die  Ergebnisse  dieser  Forschung  (anamnestische  Momente, 
Körperuntersuchung)  bieten. 

Wird  als  Eintheilungsgrund  die  Beschaffenheit  des  Exsudates  angenommen, 
und  demgemäss  die  Iritis  in  eine  serosa,  plastica,  suppurativa  und  parenchymatosa 
unterabgetheilt,  so  kommt  man  in  die  Lage,  nicht  nur  sogenannte  Misch-  sondern 
auch  Uebergangsformen  zulassen  und  überdies  noch  einzelne,  auf  das  ätiologische 
Princip  basirte  Formen  aufstellen  zu  müssen.  Was  in  neuerer  Zeit  als  Iritis  serosa, 


Entzündung  nach  Verletzungen.  237 

in  älterer  als  Hydromeningitis  beschrieben  worden  ist,  erweist  .-  i  *  - 1 1  l>'i  näherer 
Betrachtung  eigentlich  als  Kyklitis  mit  mehr  weniger  Betheilung  der  Iris.  Das 
Auftreten  von  Eiter  in  der  vorderen  Kammer  ist  an  und  für  sich  weder  in  pro- 
gnostischer noch  in  therapeutischer  Beziehung  von  ausschlaggebender  Bedeutung. 
Entwirft  man  mit  Umgehung  jeder  Unterabtheilung  blos  eine  ganz  allgemein 
gehaltene  Schilderung  der  Iritis  überhaupt,  so  erschwert  man  dem  Anfänger  die 
Orientirung  bezüglich  der  Prognosis  und  Therapie. 

I.   Iritis  in  Folge  von  Verletzungen   des  Auges. 

Der  Causalnexus  zwischen  Entzündung  der  Iris  und  traumati- 
schen Eingriffen  ist  im  Allgemeinen  theils  durch  zufällige  Verletzungen, 
theils  durch  Operationen  und  durch  Experimente  an  Thieren  nachge- 
wiesen. Er  kann  ein  directer  sein,  wenn  die  Iris  gequetscht,  gezerrt 
oder  mit  einem  zurückbleibenden  fremden  Körper  in  bleibende  Berührung- 
gesetzt  wurde;  in  zahlreichen  Fällen  wird  die  Iritis  inducirt  (bald  früher 
bald  später)  durch  Keratitis  (suppurativa),  durch  Kyklitis  oder  Kyklo- 
chorioiditis,  durch  Netzhautabhebung,  besonders  aber  durch  Verwundung 
oder  Verschiebung  der  Linse;  in  manchen  Fällen  endlich  tritt  nach  regel- 
recht ausgeführten  Operationen,  also  möglicherweise  auch  nach  zufälli- 
gen Verletzungen  Iritis  auf,  ohne  dass  man  für  directen  oder  indirecten 
Zusammenhang  einen  anderen  Grund  ausfindig  machen  kann,  als  die 
Aufeinanderfolge.  -  -  Wenn  die  Entzündung  durch  Verunreinigung  oder 
durch  Sprengung  der  Corneal-  oder  Skleralwunde  verursacht  Avird,  so 
tritt  sie  als  Iridozyklitis  auf  und  kann  die  eigentliche  veranlassende 
Ursache  mit  Sicherheit  nur  in  der  ersten  Zeit  aus  der  Besichtigung  der 
Wunde  erkannt  werden.  Diese  Verhältnisse  werden  nicht  nur  in  pro- 
gnostischer und  therapeutischer,  sondern  unter  Umständen  auch  in  ge- 
rirhtsärztlieher  Beziehung  wohl  in  Erwägung  zu  ziehen  sein. 

Das  Erkennen  des  traumatischen  Ursprunges  kann  sehr 
leicht,  mitunter  aber  auch  recht  schwierig  sein,  letzteres  dann,  wenn 
die  Verletzung  nicht  bemerkt  oder  nicht  beachtet  wurde,  wenn  sie 
absichtlich  verschwiegen  oder  uegirt  wird  und  dabei  weder  eine  Wunde 
noch  eine  Narbe  in  der  Cornea  oder  Sklera  autgefunden  werden  kann. 
Kleine  Stückchen  von  Metall,  Stein,  Glas  o.  dgl.  können,  wenn  sie  mit 
grosser  Kraft  in  das  Auge  geschleudert  wurden,  eine  schon  am  2.  oder 
3.  Tage  nicht  mehr  auffindbare  Einbruchpforte  passirt  haben,  wenigstens 
wenn  sie  die  Sklera  oder  den  Skleralbord  trafen.  Sie  können  hinter  dem 
Skleralborde  zwischen  Cornea  und  Iris  liegen,  in  (an)  der  Iris  haften 
oder  auch  hinter  derselben,  und  möglicher  Weise  erst  nach  Wochen, 
Monaten  oder  Jahren  entzündliche  Zufälle  erregen.  Es  kommt  auch  vor, 
dass  ein  ursprünglich  in  die  Linse  eingedrungener  Fremdkörper  erst  in 


238  Ins. 

späterer  Zeit  aus  der  Kapselöffnung  herausgedrängt  wird  und  erst,  nach- 
dem er  die  Iris  berührt,  Entzündung  erregt.  Partielle  Ciliarinjection  und 
Empfindlichkeit  des  Auges  gegen  Betastung  der  entsprechenden  Stelle 
können  die  Anwesenheit  eines  fremden  Körpers  andeuten;  nebstdem 
pflegt  die  Iris  an  dieser  Stelle  schmäler,  die  Pupille  also  dorthin  ver- 
zogen zu  sein.  Die  Focalbeleuchtung  kann  Aufschluss  geben,  wenn  nicht 
Blut,  Exsudat,  trübe  Linsenstücke  oder  Trübung  der  Cornea  hindernd 
entgegenstehen.  In  vielen  Fällen  verrieth  sich  die  Anwesenheit  eines 
fremden  Körpers  in  der  Kammer  oder  in  der  Iris  nach  bereits  einge- 
tretener Entzündung  durch  eine  in  der  Mitte  intensiv  gelbe  oder  weiss- 
gelbe  hügelartige  Masse  als  Hülle  desselben,  oder  durch  eine  Spitze  des 
fremden  Körpers,  welcher  durch  diese  Hülle  oder  durch  die  Iris  iu  die 
Kammer  vorragte  und  bei  focaler  Beleuchtung  bestimmt  erkannt  werden 
konnte.  Wenn  ein  fremder  Körper  Entzündung  der  Iris  (des  Ciliarkör- 
pers)  erregt,  ist  Hypopyon  fast    constant  eine  frühzeitige  Erscheinung. 

Wenn  bei  einer  Verletzung  (Stich,  Schnitt,  Fremdkörper)  die  vor- 
dere Kapsel  geöffnet  wurde  und  die  Kapselwunde  mit  der  Iris  (intact 
oder  gleichfalls  verwundet)  in  Berührung  kommt,  so  kann  die  Kapsel 
leicht  eine  bleibende  Verbindung  mit  der  anliegenden  Irisstelle  einge- 
hen, auch  ohne  dass  erhebliche  Zeichen  von  Iritis  auftreten,  und  es  kann, 
nachdem  die  Kapselöffmmg  sich  frühzeitig  geschlossen  hat,  auch  ein 
Zustand  der  Buhe  eintreten,  aber  auch,  wenn  die  Bedingungen  zu  Zer- 
rung der  Iris  vorliegen,  der  Anstoss  zu  chronischer  Iritis  oder  Iridoky- 
klitis  gegeben  sein.  Iritis  ist  aber  jedesmal  zu  befürchten,  wenn  die 
Linse  in  toto  quillt  oder  wenn  Stücke  derselben  in  die  vordere  Kammer 
gelangen.  Abgesehen  von  der  Steigerung  des  intraoeulären  Druckes  ver- 
möge rascher  Quellung  der  Linse  -  -  wovon  später  —  scheint  die  me- 
chanische Beleidigung  der  Iris  durch  entkapselte  Linse  Iritis  zu  indu- 
ciren.  Denn  mau  sieht,  wenn  ein  isolirtes  Stückchen  Linse  zwischen 
Cornea  und  Iris  vorliegt,  an  dem  entsprechenden  Meridiane  partielle 
Ciliarinjection  auftreten,  welche  allerdings  spurlos  verschwinden,  aber 
auch,  falls  nicht  weit  verbreitete  Iritis  oder  Iridokyklitis  dazutiitt, 
eine  partielle  Structurveränderung  der  Iris  (mit  bleibender  Verziehung 
der  Pupille  nach  dieser  Stelle  hin)  hinterlassen  kann. 

Findet  mau  nach  einer  Verletzung  oder  Operation  ausgebreitete, 
allgemeine  Iritis,  so  darf  man  wohl  annehmen,  dass  zugleich  Ky- 
klitis  vorhanden  sei.  Solche  Fälle  zeichnen  sich  immer  durch  reichliches 
plastisches  oder  eitriges  Exsudat,  oft  auch  durch  späteren  Bluterguss  in 
der  Kammer  aus.  In  vehementen  Fällen  sieht  man  manchmal  uach  all- 
gemeiner Trübung  des  Kammerwassers  eine  Art  Wolke  vor  der  Iris  und 


Entzündung  nach  Verletzungen.  239 

vor  der  Pupille  schweben,  welche  sich  mehr  und  mehr  verdichtet  und 
zusammenzieht,  mit  der  Iris  gar  nicht  oder  nur  da,  wo  diese  verwundet 
ist,  in  Verbindung  tritt,  dünn  als  dünne  Scheibe  auf  der  Kapsel  lauert 
und  endlich  ganz  (oder  bis  auf  ein  Anhängsel  an  der  Iris)  verschwindet. 
In  anderen  Fällen  wird  die  Pupille  durch  eine  Membran  ganz  oder  gröss- 
tenteils verlegt,  auch  wohl  ganz  abgeschlossen.  Viel  öfter  gibt  sich 
die  Exsudation  in  der  Iris  selbst  kund  durch  deutliche  Schwellung  des 
Gewebes  und  Verstreichen  ihrer  faserigen  Structur,  wohl  auch  mit  deut- 
lich sichtbarer  Gefässentwicklung  in  der  Iris.  Nebstdem  sind  Hypopyon 
oder  Hyphaema  (beide  zusammen)  bald  früher  bald  später  vorhanden. 
Diese  Veränderungen  im  Iuneren  werden  nicht  nur  von  in-  und  extensiver 
Ciliarinjoction  und  heftigen  ausstrahlenden  Schmerzen,  sondern  auch 
von  entzündlich  ödematöser  Schwellung  der  Conjunctiva  bulbi  (bis  zur 
förmlichen  Chemosis),  selbst  der  Cutis  längs  der  Lidränder,  in  heftigen 
Fällen  auch  von  gastrischen  und  fieberhaften  Erscheinungen  angekündigt 
und  begleitet. 

Behufs  der  Prognosis  ist  bei  zufälligen  Verletzungen  vor  allem 
darauf  zu  achten,  ob  der  fremde  Körper,  welcher  eingedrungen,  im  Auge 
zurückgeblieben  sei,  oder  etwas  Fremdes  in  demselben  zurückgelassen 
habe  (durch  Abstreifung),  ob  blos  Cornea  und  Iris  oder  auch  der  Ciliar- 
körper  verletzt  wurde,  und  ob,  wenn  die  Kapsel  verletzt  wurde,  blosse 
Trübung  oder  auch  Quellung  der  Linse  vorhanden  oder  zu  befürchten 
sei.  (Vergleiche  penetrirende  Hornhautwunden  pag.  173.)  Wichtig  ist 
auch  der  Umstand,  ob  die  Wunde  in  der  Cornea  oder  im  Bereiche  der 
Sklera  nicht  etwa  verunreinigt  worden  sei,  und  ob  der  Verletzte  nicht 
überdies  an  Thränensackblonnorrhoe  leide.  (Vergl.  Hornhautabscess.)  Die 
schlimmsten  Fälle  sind  die,  in  welchen  von  der  Wunde  aus,  sei  es  durch 
Verunreinigung,  sei  es  nach  wiederholter  Sprengung,  Iritis  (Iridokyklitis) 
mit  eitrigem  Exsudate  inducirt  wird,  welches  bei  anfangs  geringer  Trü- 
bung des  Kammerwassers  in  Form  eines  grauen  oder  eitergelben  Ringes 
zwischen  Cornea  und  Iris  auftritt,  mehr  und  mehr  zunimmt  und  zu 
gänzlicher  oder  doch  theilweiser  Verschwärung  der  Cornea  (von  der 
Wundgegend  aus)  jedenfalls  aber  zu  Pupillarabschluss  führt.  (Vergleiche 
eitrige  Iridokyklitis.) 

Behandlung,  a)  W^enn  ein  fremder  Körper  in  der  Kammer, 
in  oder  hinter  der  Iris  vorhanden  ist.  Auf  das  Vertragenwerden  eines 
fremden  Körpers  in  der  Kammer  oder  in  der  Iris  ist  in  der  Kegel 
nicht  zu  rechnen,  und  ebenso  nicht  auf  die  dauerhafte  Einkapselung. 
Besonders  günstige  Beschaffenheit  des  Fremdkörpers  (z.  B.  ein  Wimper- 
haar,   ein  winzigkieiner  Eisensplitter)    und    der  Mangel  au  Keizzufällen 


240  Iris. 

trotz  Ablauf  geraumer  Zeit  gestatten  weiteres  Zuwarten,  jedoch  nur 
unter  steter  Ueberwachung.  Frischer  Härnophtbalruus  oder  starke  Che- 
mosis, wenn  diese  mehr  der  Verwundung  als  der  Irritation  durch  den 
fremden  Körper  zuzuschreiben  ist,  machen  einen  Aufschub  des  Extrac- 
tionsversuches  unter  strenger  Antiphlogose  wüuschenswerth,  vielleicht 
nothwendig.  Bei  florider  Iritis  oder  Iridozyklitis  wird  es  allerdings  ge- 
ratheu sein,  dass  man  die  Zufälle  durch  Verhalten  wie  bei  acuter  Iritis 
überhaupt  und  durch  örtliche  Blutentziehuugeu,  kalte  Umschläge,  Ab- 
führmittel und  Narcotica  zu  temperiren  suche;  wenn  jedoch  nicht  in 
kurzer  Zeit  ein  sichtlicher  Nachlass  erfolgt,  so  darf  die  Operation  nicht 
weiter  verschoben  werden.  Die  Operation  wird  iu  manchen  Fällen  blos 
die  Entfernung  dos  fremden  Körpers  bezwecken,  welche  allerdings  nicht 
gar  oft  ohne  gleichzeitige  Excision  einer  Partie  der  Iris  ausgeführt 
werden  kann;  in  anderen  Fällen,  namentlich  bei  bereits  erfolgter  Pupil- 
leusperre,  wird  zugleich  auf  die  Anlegung  einer  zweckdienlichen  Pupille 
angetragen  werden  können  oder  müssen,  und  bei  bereits  bestehender  oder 
während  der  Extractiou  des  fremden  Körpers  unvermeidlicher  Verletzung 
der  Kapsel  wird  in  vorhinein  zu  überlegen  sein,  ob  mau  mit  der  Ex- 
tiaction  des  fremden  Körpers  zugleich  die  der  Linse  werde  vorzunehmen 
haben.  --  Zur  Entfernung  des  fremden  Körpers,  respective  zur  Einfüh- 
rung der  Pincette,  deren  Stärke  nach  der  Grösse  des  Fremdkörpers  und 
nach  allenfalls  bestehenden  Adhäsionen  zu  wählen  ist,  kann  bisweilen 
noch  eine  bestehende  oder  wenig  fest  verklebte  Wunde  benützt  werden, 
welche  man  nöthigenfalls  mit  einer  Sonde  sprengt  oder  mit  einem 
Staarmesser  neuerdings  öffnet  und  nach  Bedarf  erweitert.  Meistens 
indes  nmss  die  Kammer  neuerdings  mit  einem  Staar-  oder  Lanzen- 
messer eröffnet  werden.  Im  Allgemeinen  sind  periphere,  im  Skleralbord 
streichende  Einstiche  vorzuziehen,  besonders  wenn  dabei  das  Messer 
ganz  oder  theilweise  hinter  dem  fremden  Körper  vorgeschoben  werden 
kann.  Doch  darf  man  nicht  ausser  Acht  lassen,  dass  bei  solchen  Wunden, 
wenn  sie  länger  sind  (über  l/4  des  Homhautumfanges),  leichter  Prolap- 
sus iridis  entsteht,  dass  also  Irisexcision  schon  aus  diesem  Grunde  noth- 
wendig werden  kann.  In  anderen  Fällen  ist  eine  in  der  mittleren  Kegion 
der  Cornea  augebrachte  Wunde  besser  oder  einzig  geeignet,  Zugang 
zum  sicheren  Erfassen  und  Ausziehen  des  fremden  Körpers  zu  ver- 
schaffen. Durch  die  Stelle,  Richtung  und  Grösse  des  Schnittes  muss 
dafür  gesorgt  sein,  dass  man  mit  der  Pincette  an  einer  zum  festen 
Fassen  passend  erscheinenden  Stelle  angelangt,  diese  ohne  Verschiebung 
des  fremden  Körpers  gehörig  öffnen  und  vorschieben,  und  dass  man, 
wo  es  sich  um  Schonung  der  Iris  und  besonders    der    Kapsel    handelt, 


Entzündung  nach  Verletzungen.  241 

die  Einleitung  des  Fremdkörpers  in  die  Wunde  ohne  viel  Drehung  und 
Wendung  ausführen  könne.  [st  die  Kapsel  verletzt  und  ein  mehr  we- 
niger harter  Linsenkern  (wie  meistens  nach  dem  30.  Jahre)  vorhanden, 
so  trage  man  gleich  bei  der  Setzung  der  Wunde  auf  Linsenextraction 
an  oder  erweitere  die  Wunde  nachträglich.  Bei  jugendlichen  Individuen 
kann  man  sich  nach  Entfernung  des  fremden  Körpers  mit  der  Iridek- 
tomie  begnügen,  die  Linse  einfach  der  Kesorption  überlassen  oder  zu- 
gleich die  einfache  Linearextractiou  vornehmen,  wobei  jedoch  darauf  zu 
sehen  ist,  dass  weder  Linsenreste  noch  Kapsel-  oder  Iriszipfel  in  der 
Wunde  eingeklemmt  bleiben. 

b)  Wenn  die  Kapsel  verletzt  wurde,  so  muss  man  nebst  An- 
ordnung des  Verhaltens  wie  bei  acuter  Iritis  überhaupt  vor  allem  die 
Pupille  ad  maximum  zu  erweitern  und  fortan  den  Druck  der  quellenden 
(nach  vom  drängenden)  Linse  auf  die  Iris  hintanzuhalten  suchen. 
Gegen  das  rasche  Quellen  der  Linse  selbst  sind  kalte  Umschläge  (Eis) 
das  wirksamste  Mittel.  Spannung  des  Bulbus,  Ciliarinjection  und  Schmerz- 
haftigkeit  müssen  fleissig  contfollirt  werden.  Wenn  die  Spannung  steigt 
oder  wenn  zu  in-  und  extensiverer  Ciliarinjection  ödematöse  Schwellung 
der  Conjunctiva  (ohne  anderweitige  Ursache)  auftritt,  so  soll  die  Punc- 
tion  der  Cornea  bei  Zeiten  vorgenommen  werden,  um  entweder  blos 
Kammerwasser  abzuzapfen  oder  auch  mehr  weniger  von  den  in  die 
Kammer  vorgefallenen  Linsenstücken  zu  entleeren.  Wenn  jedoch  ein 
harter  Linsenkern  vorhanden  ist  (worüber  das  Alter  des  Individuums 
und  die  senile  gelbe  Färbung  bei  focaler  Beleuchtung  Aufschluss  geben 
können),  besonders  wenn  die  Iris  dadurch  beleidigt  wird,  dass  der  harte 
Linsenkern  quer  durch  die  Pupille  vorgedrängt  und  vom  Sphinkter 
gleichsam  eingeklemmt  erscheint,  so  muss  entweder  die  Iridektomie 
mit  theilweiser  Entfernung  der  Linse  oder  die  förmliche  Extraction  der 
Linse  vorgenommen  werden.  Die  Chancen  nach  theilweiser  oder  gänz- 
licher Entfernung  der  Linse  sind  minder  günstig  als  die  der  einfachen 
Punction  (wenn  man  die  Wahl  zwischen  beiden  hat). 

c)  Treten  Erscheinungen  von  Kyklitis  gleich  anfangs  oder 
doch  nach  einiger  Zeit  in  den  Vordergrund,  so  ist  auf  das  antiphlogi- 
stische Verfahren  um  so  mehr  Gewicht  zu  legen,  je  stürmischer  die 
Zufälle  Seitens  des  Gefäss-  und  Nervensystenies  auftreten.  Auch  das 
Atropin  ist  energisch  anzuwenden,  so  lange  nicht  jede  Aussicht  auf  seine 
Wirksamkeit  durch  gänzlichen  Pupillarabschluss  oder  durch  Infiltration, 
namentlich  durch  filzige  Auflockerung  und  Vaskularisation  des  Irisge- 
webes (auch  im  grossen  Kreise)  geschwunden  ist.  In  manchen  Fällen 
treten  bei  Kyklitis  relativ  geringe  Erscheinungen  von  Seite  der  Iris  auf. 

v.  Ar  lt.  Krankh.  des  Auges.  16 


242  Ws. 

Dies  ist  namentlich  nach  Staarextractionen  der  Fall,  entweder  wenn 
Adhäsionen  zwischen  dem  Pupillarrande  und  den  Wundrändern  der 
nicht  hinreichend  nach  der  Peripherie  gewichenen  Linsenkapsel  entstanden 
sind  und  der  Pupillarrand  dadurch  theils  centripetal  theils  auch  etwas 
nach  hinten  gezerrt  wird,  oder  wenn  --  besonders  nach  der  peripheren 
Linearextraction  oder  nach  zufälligen  Verletzungen  mit  analogen  anato- 
mischen Verhältnissen  ■  ein  Theil  der  Iris  in  eine  sehr  periphere 
Corneoskleralwunde  fixirt  wurde.  In  solchen  Fällen  bringt  das  Atropin 
eher  Nach-  als  Vortheil.  Das  Auge  bleibt  unter  ödematöser  Anschwel- 
lung des  oberen  Lides  (längs  des  Randes)  und  der  Conjimctiva  bulbi 
(rings  um  die  Cornea)  fortwährend  lichtscheu  und  schmerzhaft  (beson- 
ders nächtliche  Schmerzen  in  den  Zähnen,  in  der  Nasenwurzel,  in  der 
Stirn,  im  Hinterhaupte),  und  in  der  Kammer  tritt  nebst  leichter  Trü- 
bung Bluterguss,  seltener  Eiteransammlung  auf.  Am  ehesten  wird  dieser 
schleichende,  mitunter  einige  Wochen  anhaltende  Zustand,  welcher  gern 
zu  Verlegung  oder  zu  peripherer  Verlagerung  der  Pupille  (mit  oder 
ohne  Abschluss  derselben)  führt,  altgekürzt  oder  beseitigt  durch  Anwen- 
dung von  feuchtwarmen  Umschlägen  (mehrmals  des  Tags  durch  10  —  30 
Minuten)  und  durch  Morphiuminjectionen  oder  auch  durch  Chinin  mit 
Opium,  welchen  (unter  Umständen)  wohl  auch  eine  örtliche  Blutentzie- 
hung vorauszuschicken  ist.  Ein  operativer  Eingriff  darf  selbst  bei  Pnpil- 
larabschluss  mit  nachfolgender  buckliger  Hervortreibung  der  Iris  erst 
nach  dem  Abklingen  aller  entzündlichen  Zufälle,  namentlich  der  Ciliar- 
injection,  wenn  diese  vielleicht  auch  nur  bei  längerer  Untersuchung  des 
Auges  deutlich  hervortritt,  unternommen  werden.  Falls  nicht  etwa  Ein- 
schränkung des  Gesichtsfeldes  (in  Folge  der  durch  den  Pupillarabschluss 
inducirten  Drucksteigerung)  bemerkbar  wird,  warte  man  ab,  bis  jede 
abnorme  Ciliarinjection  verschwunden  ist,  eine  solche  allenfalls  nur  noch 
in  der  Gegend  der  Corneoskleralwunde  bemerkbar  wird. 

2.  Iritis  in  Foige  von  Verkältung  (I.  rheumatica). 

Es  gibt  Fälle,  wo  sich  in  kurzer  Zeit  nach  einer  Verkältung  eine 
Augentzündung  entwickelt,  welche  sich  vorwaltend  oder  nebenbei  durch 
die  Zufälle  der  Iritis  kundgibt.  Gewöhnlich  ist  es  die  Conjimctiva  bulbi, 
oft  die  Hornhaut  oder  das  Corpus  ciliare,  welche  mit  der  Iris  zugleich 
im  Zustande  der  Entzündung  gefunden  wird.  Nicht  selten  entwickelt 
sich  diese  Iritis  gleich  der  Keratitis  rheumatica  (interstitialis)  erst  nach 
dem  Bestände  eines  Augenkatarrhes  und  die  Erscheinungen  dieses  letz- 
teren bestehen  dann  im  gleichen  Grade  fort  oder  sie  treten  nach  dem 
Erscheinen  der    Iritis    mehr    weniger    in    den  Hintergrund.  —  Es  gibt 


Entzündung  in  Folge  vn  Verkältung.  24  3 

weiterhin  Fälle,  wo  nach  einer  Verkältung  der  Betroffene  von  Lichtscheu, 
Thränenflnss,  heftigen  Schmerzen  im  Auge  und  in  der  Umgebung,  wohl 
auch  von  Leichter  Trübimg  des  Gesichtes  befallen  wird,  das  Auge  nur 
einen  lebhaft  gerötheten  Saum  rings  um  die  Cornea,,  netzförmige  Röthe 
und  ödematöse  Schwellung  der  Conjunctiva  bulbi  darbietet  und  erst, 
nach  einigen  Tagen  die  Zeichen  von  Keratitis  oder  Iritis  oder  von  beiden 
zugleich  sichtbar  werden. 

In  anderen  Fällen  beginnt  das  Leiden  gleichfalls  unter  heftigen, 
stechenden  oder  reissenden,  continuirlichen  oder  aussetzenden  Schmerzen 
im  Auge  und  iu  der  Umgebung  mit  zonen förmiger  Röthe  rings  um 
die  Cornea,  heftiger  Lichtscheu  und.  reichlichem  Thränenflusse ,  aber 
starke  Verengerung  der  Pupille,  geringere  Beweglichkeit  und  sichtliche 
Verfärbung  der  Iris  deuten  schon  bestimmter  auf  den  Sitz  der  Entzün- 
dung. Dabei  findet  man  schon  in  dieser  frühen  Periode,  wo  die  Iritis 
gleichsam  erst  im  Anzüge  ist,  die  Conjunctiva  bulbi  rings  um  die  Cor- 
nea und  bis  iu  den  Uebergangstheil,  oft  auch  die  Cutis  längs  der  Lid- 
ränder (besonders  längs  des  oberen)  im  Zustande  entzündlichen  Oedemes. 
Erst  bei  weiterer  Steigerung  des  Leidens  wird  die  Schwellung  und  Locke- 
rung des  Irisgewebes  und  die  Ausscheidung  faserstoffigen  Exsudates  in 
das  Kammerwasser  deutlich  wahrnehmbar.  In  manchen  Fällen  erscheint 
die  vordere  Kammer  tiefer  und  mau  kann  in  derselben  keine  faserstof- 
figen Elemente  wahrnehmen.  Nur  nach  intensiver  oder  wiederholter 
Verkältung  kommt  es  zu  reichlicherer  Ausscheidung  trüben  Exsudates  in 
der  Kammer,  selbst  zu  Senkung  desselben  in  Form  von  Hypopyon. 
Die  Schwellung  des  Parenchyms  der  Iris  erreicht  auch  in  diesen  heftig- 
sten Fällen  nicht  leicht  einen  hohen  Grad. 

Diese  Iritis  wird  vorzugsweise  im  Mannesalter  beobachtet,  selten 
vor  dem  20.  selten  nach  dem  50.  Lebensjahre.  Sie  tritt  gewöhnlich  nur 
auf  einem  Auge  auf,  wird  indes  auch  auf  beiden  zugleich  oder  kurz 
nacheinander  beobachtet.  Individuen,  die  einmal  daran  gelitten  haben, 
werden  leicht  wieder  davon  befallen,  auf  demselben  oder  auf  dem  ande- 
ren Auge.  Solche  Wiederkehr  wird  bei  manchen  Individuen  in  auffallen- 
der Weise  nach  mehrmonatlichem,  nach  Jahre  langem  Wohlbefinden 
beobachtet,  ohne  dass  man  dieselbe  mit  sichtbaren  Veränderungen  am 
Auge  (Synechien)  oder  mit  allgemeiner  Gesundheitsstörung  (Rheuma- 
tismus)  in  Zusammenhang  bringen  kann.  Von  einer  besonderen  Dispo- 
sition lässt  sich  nur  insofern  sprechen,  als  manche  Individuen  leichter 
als  andere  nach  Erkältungen  Affectiouen  verschiedener  Organe  bekom- 
men, die  man  als  rheumatische  bezeichnet.  Rückfälle  ohne  eclatante 
neuerliche  Verkältung  sind  mir  besonders  bei  jungen  Männern    aufge- 

16* 


244  Iris. 

fallen,  welche  frühzeitig  kahlköpfig  geworden  waren.    Man  kann  solche 
Fälle  leicht  verwechseln  mit  den  unter  3  zu  besprechenden. 

Die  Prognose  ist  relativ  zu  anderen  Arten  auch  bei  stürmischem 
Auftreten  günstig,  sofern  nicht  bereits  umfangreiche  Anlöthung  des 
Pupillarrandes  an  die  Kapsel  erfolgt  ist  oder  vermöge  gleichzeitiger 
Kyklitis  bedenkliche  Veränderungen  —  wovon  später  —  eingetreten 
sind.  Die  Dauer  des  entzündlichen  Processes  kann  in  10 — 20  Tagen 
beendet  sein,  wenn  der  Kranke  nicht  neuerdings  Verstösse  gegen  das 
angezeigte  Verhalten  macht. 

Behandlung.  Vor  allen  muss  nebst  Temperirung  des  Lichtes 
für  gleichmässige  Lufttemperatur  gesorgt  werden;  der  Kranke 
soll  nicht  nur,  wie  bei  jeder  acuten  Iritis,  im  Zimmer  bleiben,  son- 
dern vielmehr  das  Bett  hüten.  Lässt  man  ihn  wie  gewöhnlich  herum- 
gehen, wenn  auch  nur  im  Zimmer,  so  werden  leicht  Fehler  gegen  die 
Causalindication  begangen,  ohne  dass  man  gleich  dahinter  kommt.  Bei 
intensiver  Ciliarinjection  und  heftigen  Schmerzen  beginne  man  die  Be- 
handlung mit  einer  örtlichen  Blutentziehung  und  mit  Atropineinträuflungen 
(in  kürzeren  Zwischenräumen,  bis  Erweiterung  der  Pupille  erfolgt  ist, 
dann  seltener).  Bei  Fortdauer  oder  Wiederkehr  der  Schmerzen  kann 
man  Ung.  cinereum  (5,0)  mit  Extr.  opii  aquosum  (0,50  —  0,60)  an  die 
Stirn  und  Schläfe  einreiben,  darüber  ein  Stück  Papier  und  ein  Tuch 
oder  Watte  anbringen  lassen,  so  dass  die  Umgebung  des  Auges  immer 
in  gleicher  Temperatur  erhalten  werde.  Sicherer  wirken  Morphininjectionen. 
Von  inneren  Mitteln  kommen  je  nach  der  Individualität  des  Falles 
Tartarus  stibiatus  refr.  dosi,  Pulv.  Doweri,  Chinin  mit  Opium  in  Betracht. 
A  priori  lassen  Pilocarpineinspritzungeu  einen  raschen  günstigen  Erfolg 
erwarten;  ich  habe  indes  nicht  oft  Gelegenheit  gehabt,  ihre  Wirk- 
samkeit bei  diesem  Leiden  zu  erproben.  -  -  Um  solche  Individuen  vor 
Wiederholung  dieses  Leidens  zu  schützen,  dürfte  allmälige  Abhärtung 
durch  kaltes  Waschen  des  ganzen  Körpers  verlässlicher  sein,  als  das 
Tragen  von  Netzhemden,  Flanellleibchen  u.  dgl. 

3.  Iritis  in  Folge  von  Gonorrhoe  (I.  gonorrhoica). 

Die  Fälle,  in  welchen  die  Iritis  eines  oder  beider  Augen  mit  einem 
vorausgegangenen  (noch  bestehenden)  Tripper  in  Causalnexus  steht, 
(nebenbei  bemerkt:  relativ  selten),  können  leicht  mit  Fällen  von  Ver- 
kältung  verwechselt  werden,  sofern  die  Entzündung  mit  heftigen  Zu- 
fällen seitens  des  Gefäss-  und  Nervensystems  beginnt  und  verläuft,  und 
von  den  Patienten  einfach  auf  Verkältung  oder  auf  frühere  vermeintliche 


Entzündung  in  Folge  von  Gonorrhoe.  245 

rheumatische  Affectionen  bezogen  wird.  Die  Eigentümlichkeiten  dieser 
Form  sind  in  der  von  Förster  ')  gegebenen  Schilderung  so  treffend 
charakterisirt,  dass  sin  kaum  besser  als  mit  seinen  Worten  wiedergegeben 
werden  können.  „Wenn  die  Existenz  derselben  von  mancher  Stute  immer 
noch  angezweifelt  wird,  so  liegt  dies  lediglich  daran,  dass  man  sich  noch 
zu  wenig  daran  gewöhnt  hat,  bei  vorhandener  Iritis  auch  die  Harn- 
röhre zu  inspiciren.  Wer  dies  bei  jeder  Iritis  tliut  und  namentlich  bei 
häutig  reeidivirender  Iritis  eine  genaue  Anamnese  erhebt,  wird  in  kurzer 
Zeit  eine  Anzahl  von  Fällen  auffinden,  in  denen  keine  Spur  von  Syphilis, 
wohl  aber  eine  Verbindung-  von  Gonorrhoe  vorliegt.  Dass  diese  Ver- 
bindung keine  zufällige  sei,  erhellt  namentlich  daraus,  dass  bei  demselben 
Individuum  wiederholt  auftretende  Gonorrhöen  von  wiederholt  auftretender 
Iritis  begleitet  sind.  Meistens  finden  sich  zahlreiche  Synechiae  poster.  auf 
beiden  Augen  vor  und  die  Kranken  leiden  gleichzeitig  an  immer  wieder- 
kehrenden Gelenksentzündungen,  die  in  der  Kegel  als  rheumatisch 
oder  wohl  auch  als  gichtisch  bezeichnet  werden.  Stets  sind  beide  Augen 
ergriffen,  obwohl  nicht  immer  zu  gleicher  Zeit.  Ich  habe  bei  diesen  pro- 
trähirten  Formen  nie  gesehen,  dass  das  eine  Auge  völlig  frei  geblieben 
wäre.  -  -  Besonders  charakteristische  Merkmale,  an  denen  man  diese 
Iritis  als  eine  gonorrhoische  erkennen  könnte,  sind  am  Auge  nicht  vor- 
handen, doch  zeichnet  sie  sich  auch  nach  meinen  Erfahrungen  dadurch 
aus,  dass  nicht  so  rasch  und  nicht  so  reichlich  plastische  Exsudationen 
gesetzt  werden,  als  wie  bei  der  syphilitischen.  Oefters  finden  sich  Glaskör- 
pertrübungen ein.  Ueber  die  Art  des  Connexes  zwischen  Gonorrhoe  und 
Litis  lässt  sich  ein  Anhaltspunkt  zunächst  nicht  gewinnen,  wohl  aber 
sind  mir  mehrere  Fälle  bekannt,  in  deneu  mit  erneutem  Auftreten  der 
Gelenksentzündungen  gleichzeitig  Iritis  und  —  ohne  jede  erneute  go- 
norrhoische Infection —  ein  massiger  dünneitriger  Ausfluss  aus  der 
Harnröhre    erschien." 

,.Ein  wohlhabender  Gutspächter  von  54  Jahren,  der  früher  viel  an  Gonor- 
rhoe gelitten  hatte,  seit  20  Jahren  nicht  mehr  inficirt  war,  bekam  vor  25  Jahren 
zum  ersten  Male  Iritis.  Seit  dieser  Zeit  fast  alljährlich  Monate  lang  an  Rheuma- 
tismus in  Muskeln  oder  Gelenken  leidend,  erfuhr  er  circa  alle  4 — 5  Jahre  auch  eine 
Recidive  der  Iritis,  bald  auf  dem  rechten,  bald  auf  dem  linken  Auge.  Im  Jahre  1868 
wurde  er  von  A.  v.  Graefe  iridektomirt.  Auf  dem  linken  Auge  bezeugte  das 
braune  Irispigment,  welches  das  ganze  künstliche  Pupillenfeld  deckte,  eine  der 
Linsenkapsel  anhaftende  Schwarte.  Im  Jahre  1869  war  er  nochmals  :',  Monate  lang 
in  der  v.  Graefe'schen  Klinik  in  Berlin  wegen  einer  trotz  der  Iridektomie  ein- 
getretenen Recidive  der  Iritis.    Die  Anfälle  von  Litis  eoineidirten  nicht  immer  mit 


')  Förster  in  Graefe  und  Saemisch  Handbuch,  VII.  Bd..  pag.  86. 


246  Iris. 

dem  rheumatischen  Leiden,  hisweilen  gingen  sie  dem  letzteren  voran  oder  folgten 
ihm.  Stets  stellte  sich  mit  dem  wiederkehrenden  Rheumatismus  ein  dünner  gelb- 
licher Ausfluss  aus  der  Harnröhre  ein". 

„Die  Erkermtiiiss  des  Zusammenhanges  eines  gegebenen  Falles  von 
Iritis  mit  Gonorrhoe  und  sog.  Arthritis  gonorrhoica  ist  für  die  Therapie 
von  einer  nicht  zu  unterschätzenden  Bedeutung.  Gerade  diese  Form  von 
Iritis  wird  viel  sicherer  und  schnelle]-  mit  grossen  Dosen  Chinin  und 
Jodkalium  beseitigt,  als  durch  Mercurialien ,  die  bei  vielen  anderen 
Formen  unentbehrlich  sind.  Auch  erweist  sich  ein  längerer  Gebrauch 
von  Jodkalium  (durch  6 — 10  Wochen)  sehr  nützlich  gegen  Eecidiven 
solcher  Iritis.  Während  solche  Patienten,  die  wegen  ihrer  rheumatischen 
Leiden  gern  warme  Bäder  besuchen,  in  dem  Gebrauche  der  Heilquellen 
durch  auftretende  Iritisrecidiven  nicht  selten  gestört  zu  werden  pflegen, 
gestattet  eine  vorausgeschickte  Jodkalium-Behandlung  den  methodischen 
Gebrauch  der  Thermen,  ohne  dass  diese  Eecidiven  erseheinen."  Auch 
nach  meiner  Erfahrung  ist  nebst  der  Behandlung  der  Iritis  im  All- 
gemeinen die  Anwendung  des  Jodkaliums  ganz  besonders  zu  empfehlen; 
das  Chinin  habe  ich  wegen  der  gewöhnlich  sehr  heftigen  Schmerzen  mit 
starken  Dosen  von  Extr.  opii  aquosum  verbunden. 

4.  Iritis  in  Folge  von  Lues  (1.  syphilitica). 

Eine  Iritis,  welche  als  Manifestation  der  Lues  aufzufassen  ist, 
tritt  in  der  Regel  ohne  äussere  Veranlassung  auf,  entwickelt  sich  aber 
manchmal  auch  nach  einem  Trauma  oder  Refrigerium.  Ihre  Beziehimg 
auf  das  Allgemeinleiden  kann  sehr  leicht  sein,  wenn,  wie  gewöhnlich, 
anderweitige  secundäre  Erscheinungen  sichtbar  oder  doch  bei  genauerer 
Untersuchung  nachweisbar  sind,  aber  auch  sehr  schwierig,  wenn  sich 
die  Lues  früher  am  Auge  als  in  anderen  Organen  manifestirt  und  wenn 
die  Infection  negirt  wird  oder  ■  wegen  besonderer  A7erhältnisse  des 
Kranken  nicht    leicht    constatirt  werden  kann.    Die  Erscheinungen 

am  Auge  können  sich,  abgesehen  von  der  Combination  mit  Kyklitis, 
Chorioiditis,  Retinitis.  Keratitis  oder  Skleritis,  sehr  verschieden  gestalten, 
je  nachdem  wir  es  mit  hereditärer  oder  acquirirter,  mit  mehr  recenter 
oder  mit  inveterirter  und  schon  mehrfach  behandelter  Syphilis  zu  thun 
haben,  und  je  nachdem  äussere  Momente  mehr  weniger  Einfluss  auf 
die  Hervorrufung  und  Weitergestaltuug  des  entzündlichen  Vorganges 
genommen  haben.  Trotzdem  entspricht  die  Behauptimg,  dass  wir  in 
vielen  Fällen  aus  dem  Verhalten  des  Auges  auf  Syphilis  als 
Ursache  hingewiesen  werden,  den  thatsächlichen  Verhältnissen. 
Unrichtig   ist   nur,    dass    jede    durch  Syphilis    bedingte  Iritis    ein  be- 


Entzündung  in  Folge  von  Syphilis.  247 

stimmtes,  charakteristisches  Krankheitsbild  darbiete,  und  geradezu  Leicht- 
fertig wäre  es,  wenn  man  wegen  eines  bestimmten  Befundes  am  Auge 
allein  sich  jeder  weiteren  Nachforschung  nach  anderweitigen  Manifesta- 
tionen der  Syphilis  und  nach  anamnestischen  Thatsachen  entschlagen 
wollte.  Dil*  Veränderungen  am  Auge  haben  eben  an  und  für  sich  allein 
keinen  höheren,  aber  auch  keinen  geringeren  diagnostischen  Werth,  als 
an  der  Cutis,  den  Schleimhäuten,  den  Knochen  n.  s.  w. 

Iritis  bei  Lues  hereditaria.  Obwohl  die  Manifestationen  here- 
ditärer Syphilis  am  Auge  meistens  erst  um  die  Pubertätszeit  herum  auf- 
treten, kommen  doch  syphilitische  Regenbogenhautentzündungen  auch 
früher,  selbst  bei  Säuglingen  vor.  Dies  zu  wissen  ist  nöthig,  weil  gerade 
die  Augenaffection  es  sein  kann,  welche  auf  die  Wahrscheinlichkeit  leitet, 
dass  man  es  mit  Syphilis  zu  thun  habe.  Substantive  Iritis  (Iridokyklitis) 
im  Kindes-  oder  Knabenalter  erregt,  wenn  Verletzung  desselben  oder  des 
anderen  Auges  und  wenn  fieberhafte  Allgemeinerkrankung  (Variola, 
Febris  recurrens,  Meningitis)  nicht  kurz  vorher  stattgefunden  hat,  jedes- 
mal gegründeten  Verdacht  auf  Syphilis,  möge  diese  nuu  aus  dem  Fötal- 
leben datiren  oder  dem  Kinde  erst  nach  der  Geburt  (Amme,  Vaccination 
u.  s.  w.)  eingeimpft  worden  sein.  Die  hereditäre  luetische  Iritis  (Irido- 
kyklitis) kommt  viel  häufiger  in  Oombiuation  mit  Keratitis  oder  Kera- 
toskleritis  als  isolirt  oder  mit  Chorioiditis  (disseminata)  vor.  (Vergl. 
Keratitis  iuterstitialis  pag.  116  und  Skleritis  205.)  Zwei  interessante  Fälle 
von  nicht  combinirter  Iritis  ex  lue  hereditaria  bei  Säuglingen  sind  in 
Makenzie's  Traite  pratique  des  mal.  de  l'oeil  (par  Warlomout  et 
Testelin,  Paris  1875,  pag.  23)  beschrieben.  Die  Entzündung  befiel  erst 
das  eine,  nach  kurzer  Zeit  auch  das  andere  Auge  und  manifestirte  sich 
viel  weniger  durch  Ciliarinjection  als  durch  reichlichen  Erguss  in  der 
Pupille  oder  in  der  Kammer.  In  dem  einen  Falle  (von  Dikson)  war 
zur  Zeit  der  ersten  Untersuchung  weder  an  der  Mutter  noch  an  dem 
gesund  aussehenden  Kinde  eine  Andeutung  von  Lues  vorhanden;  erst 
nach  Erkrankung  des  zweiten  Auges  wurde  ein  schärferes  Examen  an- 
gestellt, und  dieses  ergab  unzweifelhaft  anamnestische  Daten  für  Lues 
congenita.  —  Gummata  in  der  Iris  oder  im  Ciliarkörper  scheinen  (nach 
meiner  Erfahrung)  Inf  Lues  hereditaria  nicht  aufzutreten. 

Iritis  als  Folge  acquirirter  Lues  kommt  am  häufigsten  im 
Jünglings-  und  Mannes-  seltener  im  Greisenalter  vor,  wird  jedoch  aus- 
nahmsweise auch  bei  Kindern  vorgefunden.  Sie  kann  au  und  für  sich  in 
verschiedener  Weise  auftreten;  das  Krankheitsbild  kann  überdies  durch 
äussere  Einflüsse  und  durch  die  obgenannten  Combinationen  gleich  anfangs 
oder  im  weiteren  Verlaufe  beträchtlich  modificirt  werden.  (Man  muss  in 


248  Iris. 

jedem  Falle  von  Iritis  an  die  Möglichkeit  denken,  dass  doch  Lues  vor- 
handen sei.) 

In  einer  Reihe  von  Fällen  macht  sich  das  Augenleiden  unter  ge- 
ringfügigen Erscheinungen  (leichter  Ciliarinjection,  Empfindlichkeit  gegen 
grelles  Licht  und  etwas  Schmerzhaffcigkeit)  durch  Trübsehen  bemerkbar, 
als  dessen  Ursache  man  bei  genauerer  Besichtigung  einen  punktförmigen 
Beschlag  der  Descemeti,  besonders  in  der  unteren  Hälfte  der  Cornea 
vorfindet;  dabei  kann  man  allerdings  schon  Verfärbung  der  Iris,  wohl 
auch  eine  und  die  andere  Synechie  vorfinden,  aber  die  Pupille  zeigt 
noch  keine  auffallende  Verengerung,  vielleicht  sogar  eine  merkliche  Er- 
weiterung. 

In  einer  -anderen  Reihe  entwickelt  sich  eine  breite  rothe  Zone  um 
die  Cornea  und  wohl  auch  Injection  der  Conjunctiva  bulbi  unter  merk- 
licher Empfindlichkeit  des  Auges  gegen  Licht  und  einiger  Schmerzhaf- 
tigkeit,  aber  ohne  dass  man  Zeichen  von  Keratitis  oder  Iritis  auffinden 
kann.  Tritt  dazu  etwas  Schleimsecretion,  so  kann  man  verleitet  werden, 
Conjunctivitis  catarrhalis  zu  diagnosticiren.  Wenn  mau  indes  solche  In- 
dividuen mehrere  Tage  beobachtet,  besonders  wenn  man  weiss,  dass  sie 
an  Lues  leiden  (wohl  deshalb  auch  bereits  in  Behandlung  stehen),  so 
kann  man  bald  erfahren,  dass  die  genannten  Erscheinungen  nur  die 
Vorboten  einer  Iritis  oder  Iridokyklitis  sind,  welche  in  kurzer  Zeit  durch 
Synechien  oder  durch  Gurnmabildung  manifest  wird. 

In  einer  dritten  Reihe  findet  man  an  einer  oder  an  mehreren 
Stellen  ein  Gumma  vor.  und  dann  kann  die  Entzündung  auf  eine  kleine 
Partie  der  Iris  beschränkt  sein.  Die  Knötchen,  welche  Beer1)  in  seiner 
musterhaften  Beschreibung  dieser  Iritis  mit  Condylomen  (Papeln?)  der 
Cutis  verglichen  \hat.  treten  entweder  an  dem  Pupillar-  oder  an  dem  Ci- 
liarrande  der  Iris,  vielleicht  richtiger  gesagt:  in  der  Gegend  des  kleinen 
oder  des  grossen  Circulus  arteriosus  iridis  auf  und  entwickeln  sich  von 
da  gewissermassen  nach  allen  Richtungen.  Die  sie  constituirende  blass- 
gelbe Masse  lagert  im  Parenchym  der  Iris.  Indem  ein  solcher  Knoten 
im  kleinen  Kreise  sich  allseitig  vcrgnissert,  legt  er  sich  rückwärts  an 
die  Kapsel  an  und  kann  daher  selbst  bei  nicht  enger  Pupille  zu  einer 
Synechie  führen;  andererseits  erhebt  er  sich  hügelförmig  gegen  die 
Cornea  und  rückt  auch  mehr  in  das  Pupillarbereich  hinein.  In  jedem 
Falle  erscheint  er  an  der  Basis  von  zahlreichen  Gefässchen  umsponnen, 
welche,  indem  sie  sich  gegen  die  Kuppe  hin  verzweigen,  dem  ganzen 
Gebilde  ein  röthliches  (orangegelbes)  Aussehen  geben.    Durch  die  mehr 


')  Lehre  von  den  Augenkrankheiten.  Wien   1813.  I.  Bd..  pag.  536— 5S8. 


Entzündung  in  Folge  von  Syphilis.  249 

ins  Gelbe  als  ins  Graue  spielende  Farbe,  hauptsächlich  aber  durch  die 
Grefässentwicklung  unterscheiden  sie  sich  von  Tuberkeln  der  Iris.  Bei 
ihrer  allmäligen  Verkleinerung  werden  sie  blässer;  sie  können  spurlos 
verschwinden;  an  der  Stelle,  wo  ein  grösserer  Knoten  gesessen,  bleibt 
ein  schiefergrauer  und  etwas  vertiefter  Fleck  (atrophische  Stelle)  zurück. 
In  manchen  Fällen  kann  man  zwar  kein  Gumma  entdecken,  wohl  aber 
Gefässentwicklung  an  einer  kleinen  etwas  tumescirenden  Stelle  der 
Iris,    oder    auch   im    ganzen    kleinen    Kreise.  Kleinere    Knötchen 

nächst  dem  Ciliarrande  der  Iris  können  leicht  übersehen  werden; 
grössere  drängen  sich  gleichsam  aus  dem  Winkel  zwischen  Cornea  und 
Iris  in  die  vordere  Kammer  hervor.  Wenn  sie  sich  bedeutend  vergrössern, 
—  und  dazu  scheinen  sie  weit  mehr  geeignet  zu  sein,  als  die  aus  dem 
kleinen  Kreise  hervorsprossenden  -  -  so  können  sie  die  davor  liegende 
Partie  der  Sklera  und  der  Cornea  auswärts  drängen  und  eine  Eiter- 
ansammlung unter  der  mehr  weniger  aufgewölbten  (erbsen-  bis  bohnen- 
grossen)  Hülle  vortäuschen.  Auf  ihre  allmälige  Rückbildung  folgt 
Schrumpfimg  des  Bulbus  um  so  sicherer,  je  weiter  die  gleichzeitigen 
entzündlichen  Veränderungen  im  Ciliarkörper  (vide  Kyklitis)  vorge- 
schritten sind. 

Die' Setzung  eines  Gumma  kann  erfolgt  sein,  ohne  dass  der  Kranke 
durch  Schmerzen,  Lichtscheu,  Sehstörung  oder  Röthe  des  Auges  besorgt 
gemacht  wurde.  Man  kann  bei  einem  Kranken,  der  vielleicht  noch  Tags 
vorher  seinen  Geschäften  nachging,  oder  der  wegen  anderer  secundärer 
Erscheinungen  in  Behandlung  steht,  ein  deutlich  ausgeprägtes  Gumma 
und  (dem  Sitze  desselben  entsprechend)  partielle  Ciliarinjection  bei 
Mangel  aller  anderen  iritischen  Zufalle  vorfinden.  Heftigere  Zufälle  und 
Ausbreitung  der  Entzündung  auf  die  ganze  Iris  (gleich  zu  Anfang  der 
Erkrankung  des  Auges)  werden  wahrscheinlich  nur  durch  äussere  Mo- 
mente (erregende  Ursachen)  hervorgerufen.  Später  können  dieselben  auch 
trotz  zweckmässigen  Verhaltens  des  Kranken  auftreten. 

Wenn  es  zu  Ansammlung  von  Blut  oder  vou  eiterähnlichen 
Exsudaten  am  Boden  der  Kammer  (von  beiden  zugleich)  kommt,  so 
ist  wohl  immer  gleichzeitig  Kyklitis  vorhanden. 

Auch  die  heftigen,  besonders  zur  Nachtzeit  auftretenden 
Schmerzen  in  der  Stirn  (bis  zum  Hinterhaupte)  sind  auf  gleichzeitige 
Kyklitis  zu  beziehen,  treten  daher,  wenu  die  Entzündung  (Gummahildung) 
nicht  etwa  zuerst  im  Corpus  ciliare  sich  entwickelt  (vergl.  Kyklitis), 
erst  im  späteren  Verlaufe  einer  solchen  Iritis  auf. 

In  analoger  Weise  deuten  mohn-  bis  hirsekorngrosse  Knoten 
oder  Klumpen  von  lichtgrauer,  speckähnlicher  Farbe  au  derDescemeti 


250  •         Ms. 

auf  Lues  als  Ursache  einer  vorliegenden  Iritis  (Iridokyklitis).  Man  findet 
deren  nicht  leicht  mehr  als  2 — 4  und  zwar  mehr  vor  der  Pupille  als 
an  der  unteren  Cornealhälfte.  Kleinere,  mein'  weniger  graubraune  Punkte 
können  daneben,  besonders  nach  untenzu  vorhanden  sein:  an  der  Iris 
selbst  findet  man  dann  die  gewöhnlichen  Erscheinungen  oder  stärkere 
Schwellung  und  Gefässentwicklung.  Audi  diese  grösserei]  Präcipitate 
verschwinden  aHmäüg  spurlos. 

Bei  der  Prognosis  kommen  in  jedem  Falle  nicht  nur  die  bereits 
gesetzten  Veränderungen  und  das  Mitergriffensein  anderer  Theile  des 
Auges,  sondern  auch  das  Allgemeinbefinden  des  Kranken  und  insbeson- 
dere der  Umstand  in  Betracht,  ob  die  Lues  ererbt  oder  erworben  und 
in  welcher  Weise  sie.  wenn  überhaupt,  bisher  behandelt  worden  sei.  Es 
kommen  Fälle  vor.  in  welchen  zu  Ende  der  Behandlung  einer  solchen 
Iritis  alle  Zeichen  der  Lue-,  geschwunden  sind  und  doch,  bald  früher 
bald  später  abermals  eine  Iritis  auftritt,  welche  wieder  auf  Lues  zu  be- 
ziehen ist,  Bei  Anfällen,  welche  nach  einer  richtig  durchgefühlten 
Allgemeinbehandlung  auftreten,  kann  die  Entscheidung,  ob  zurückge- 
bliebene Synechien,  ob  eine  aus  ere  Schädlichkeit  oder  die  noch  nicht 
getilgte  Lues  den  Anstoss  zur  Iritis  gegeben  habe,  besonders  dann  recht 
schwierig  sein,  wenn  wieder  dasselbe  Auge  ergriffen  wurde.  Veraltete, 
vielfach  behandelte  (oder  misshandelte)  Fälle  von  Syphilis  geben  be- 
kanntlieli  wenig  Aussicht  auf  gründliche  Beseitigung  und  erfordern 
grosse  Beharrlichkeit.  Auch  bei  älteren  Personen  (im  Greisenalter)  ist 
Lues  schwerer  heilbar  und  erfordert  mehr  eine  ausdauernde  als  eine 
eingreifende  Behandlung.  -  .Mitunter  findet  man  an  dem  einen  Auge 
eine  floride  Iritis,  an  dem  anderen,  obwohl  keine  ärztliche  Behandlung 
stattgefunden  hat,  die  Residuen  einer  vor  Monaten  oder  Jahren  abge- 
laufenen Iritis,  und  die  Auamnesis  ergibt,  dass  auch  diese  yphilitischen 
Ursprunges  war.  aber  trotzdem  vielleicht  nur  zu  einzelnen  Synechien 
oder  zur  Bildung  einer  Membran  in  der  Pupille  geführt  hat.  Das  Auge 
ist  trotz  fortbestehenden  Allgemeinleidens  doch  zur  Ruhe  gekommen. — 
Faden-  oder  membranförmige  Exsudate  so  wie  bogen-  oder  ringförmige 
Synechien  bleiben  auch  bei  energischer  Mercurialbehandlung  unver- 
ändert. 

Behandlung.  Die  örtliche  Behandlung  ist  nach  den  für  die  Iritis 
überhaupt  aufgestellten  Kegeln  einzuleiten:  die  allgemeine  richtet  sich 
nach  dem  Grundleiden  und  nach  dem  Alter  und  dem  Gesundheitszu- 
stande des  Individuums  unter  Berücksichtigung  der  etwa  vorausgegan- 
genen Türen  (und  des  Verhaltens  des  Kranken  während  derselben).  Die 
Einzelnheiten  oder  auch   um-    die  Gnmdzüire    derselben  auseinander  zu 


Tuberculosis  iridis.  251 

setzen,  würde  hier  zu  weit  führen.  Nur  so  viel  sei  bemerkt,  dass  man 
solche  Kranke  in  der  Regel  nicht  ambulatorisch  behandeln  soll.  Die 
Wichtigkeil  des  Organes,  am  das  es  sich  hier  handelt,  bietet  dein  Arzte 
sowohl  dem  Kranken  als  seiner  Umgebung  gegenüber  hinreichende 
Autorität,  auf  eine  strenge  und  consequente  Durchführung  der  Behand- 
lung zu  dringen.  Viele  Curen  schlagen  eben  nur  deshalb  fehl,  weil  die 
Kranken  während  derselben  ihrer  gewohnten  Lebensweise  nachhängt  q 
oder   leichtsinnig  allerhand  Excesse  begehen. 

5.  Iritis  tuberculosa  (Tuberculosis  iridis). 

Die  Iiitis  tuberculosa  wurde  zuerst  von  Gradenigo1)  und  etwas  später 
vonPerls")  am  Lebenden  diagnosticirt  und  auch  anatomisch  nachgewiesen.  Seitdem 
sind  zahlreiche  Fälle  publicirt  worden  3). 

Symptome,  Verlauf.  Die  Erkrankung  tritt  bald  ein-  bald  doppel- 
seitig auf.  Sie  beginnt  mit  den  gewöhnlichen  Symptomen :  Ciliarinjection, 
Trübung  des  Kammerwassers,  Verfärbung  und  Auflockerung  der  Iris, 
Bildung  hinterer  Synechien.  Die  nicht  seltene  Mitbetheiligung  des  Ziliar- 
körpers wird  durch  Beschläge  an  der  Hornhaut,  Trübungen  im  Glas- 
körper, Schmerzhaftigkeit  bei  Betastung  der  Ciliarkörperregion  documen- 
tirt.  Nach  einiger  Zeit  treten  (zuweilen  rasch,  über  Nacht)  die  ersten  Tuber- 
kel auf,  mohn-  bis  hirsekomgrosse  Knötchen  von  licht-  oder  gelbgrauer 
Farbe,  oft  mit  einem  gelbrothen  Hofe.  Manchmal  bleibt  es  bei  einem  oder 
bei  zwei  Knötchen,  manchmal  entstehen  mehrere  zugleich  oder  schiessen 
neue  empor,  während  andere  verschwinden.  Auf  diese  Weise  kann  sich 
die  Krankheit  mit  kurzen  Pausen  scheinbarer  Heilung  sehr  in  die  Länge 
ziehen  (bis  zu  einem  Jahre).  In  leichteren  Fällen  tritt  Heilung  ein, 
indem  die  Knötchen  allmälig  verschwinden  und  von  der  Entzündung 
nur  Synechien  zurückbleiben;  in  den  schwereren  Fällen  entwickeln  sich 
die  Zeichen  schleichender  plastischer  Iridozyklitis  und  das  Auge  geht 
schliesslich  durch  Schrumpfung  zu  Grunde  (nach  Ha  ab). 

Die  Iritis  tuberculosa  befällt  zumeist  Individuen  unter  20  Jahren. 
Viele  derselben  sind  von  schwächlicher  Constitution,  blassem  Aussehen 
(Mädchen  chlorotisch),  viele  mit  vergrösserten  Lymphdrüsen  vor  dem 
Ohre,  am  Unterkiefer  oder  Halse  versehen.  Bei  manchen  ergibt  die 
Untersuchung  der  Brust  beginnende  tuberculöse  Erkrankung  der  Lungen. 
Es  kommt  nicht  selten  vor,  dass   solche  Patienten  später  dem  Lungen- 


')  Annales  d'ocul.  LXIV.  pag.  179. 

»)  Arch.  f.  Ophth.  XIX.  1.  pag.  221. 

3)  Haab  in  A.  f.  Ophth.  XXV.  4.  pag.    188. 


252  Iris. 

leiden  erliegen,  während  sich  andere  nach  dem  Ablaufe  ihres  Augen- 
leidens sichtlich  erholen.  In  einigen  Fällen  waren  jedoch  die  Patienten 
von  Anfang  an  gesund  und  blieben  es  auch,  so  lange  sie  in  Beobachtung 
standen.  In  dieser  Beziehung  unterscheidet  sich  die  Iritis  tuberculosa 
sehr  von  der  Tuberculosis  der  Chorioidea.  Diese  findet  man  im  letzten 
Stadium  der  allgemeinen  Tuberculose,  oft  kurz  vor  dem  Exitus  lethalis, 
so  dass  man  sie  als  Theilerscheinuug  einer  auf  viele  Organe  verbreiteten 
tuberculösen  Erkrankung  ansehen  muss.  Die  Tuberculose  der  Iris  dagegen 
scheint  in  vielen  Fällen  als  localisirtes  Leiden  aufzutreten  (primäre 
Tuberculose),  welches  eventuell  ohne  Nachtheil  für  den  Gesammtor- 
ganismus  wieder  verschwinden  kann.  (Nach  Ha  ab.) 

Die  Diagnose  kann,  sobald  einmal  Knötchen  in  der  Iris  aufge- 
treten sind,  nur  zwischen  Tuberculosis,  Syphilis  und  ungefärbtem  Sarkom 
schwanken.  Letzteres  kann  dadurch  ausgeschlossen  werden,  dass  es  fast 
nie  multipel  vorkommt  und,  so  lange  es  klein  ist,  von  keinerlei  Zeichen 
der  Iritis  begleitet  wird.  Bezüglich  der  Unterscheidung  zwischen  Gumma 
und  Tuberkel  ist  zu  bemerken,  dass  jene  mehr  eine  gelbrothe,  diese 
eine  mehr  grauweisse  Farbe  besitzen  (wegen  Mangels  an  Gefässen).  In 
dem  Alter,  wo  tuberculose  Iritis  vorzukommen  pflegt,  sind  Gummata 
fast  niemals  beobachtet  worden.  Jedenfalls  ist  eine  genaue  Untersuchung 
des  Gesammtorganismus  unerlässlich. 

Die  anatomische  Untersuchung  wurde  theils  an  Irisstückchen,  die  man  durch 
Iridektomie  erhielt,  theils  an  ganzen  Bulhis  vorgenommen.  Die  jüngsten  Knötchen 
bestehen  aus  einem  Haufen  kleiner,  lymphkörperchenartiger  Kundzellen.  In  einem 
späteren  Stadium  findet  man  in  der  Mitte  der  Knötchen  epithelähnliche  Zellen, 
welche  zwischen  sich  eine  oder  mehrere  Riesenzellen  bergen.  Endlich  tritt  häufig 
Verkäsung  der  centralen  Partien  der  Knötchen  ein.  Haensell ')  glaubt  ausserdem 
feinste,  sich  bewegende  Körnchen  sowohl  innerhalb  der  Zellen,  als  auch  ausserhalb 
derselben  in  der  Zusatzrlüssigkeit  gesehen  zu  haben,  welche  er  für  kleinste  Orga- 
nismen hält  (Tuberkelkörperchen,  Klebs). 

Es  ist  zuerst  Colin  heim-)  gelungen,  durch  Impfung  experimentell  Tuber- 
culose zu  erzeugen.  Der  zur  Impfung  verwendete  Stoff  —  am  besten  käsige  Massen 
aus  tuberculösen  Lymphdrüsen  oder  Gelenken  —  muss  vollkommen  von  Zersetzung- 
frei  sein,  da  er  sonst  sofort  eitrige  Irido Chorioiditis  hervorrufen  würde.  Der  in  die 
vordere  Kammer  eines  Kaninchens  eingebrachte  Impfstoff  wird  sehr  bald  von  einer 
aus  dem  Kammerwasser  sich  niederschlagenden  Fibrinhülle  umgeben  und  im  Ver- 
laufe einer  Woche  sammt  dieser  resorbirt.  20  —  30  Tage  nach  der  Impfung  treten, 
nachdem  das  Auge  während  dieser  Incubationszeit  völlig  reizlos  gewesen,  Hyper- 
ämie und  Schwellung  der  Iris  auf,   in  welcher  man  sehr  bald  kleine  graue  Punkte 


')  Arch.  f.   Ophth.  XXV.  4,  pag.  1. 

"■)  Schles.  Gesellschaft  für  vaterl.  Cultur.  Sitzungsber.  vom  13.  Juni  1877. 


Tuberculosis  iridis.  253 

entdeckt.  Diese  vermehren  sich  in  den  nächsten  Tagen  sehr  rasch  und  wachsen 
zu  grösseren  Knoten  heran,  welche  endlieh  die  hintere  Fläche  der  Hornhaut  errei- 
chen. In  dieser  haben  sich  indessen  zahlreiche  Gefässe  und  zuweilen  auch  kleine 
Knötchen  gebildet.  Zuletzt  wird  die  Hornhaut  durchbrochen  und  die  tuherculösen 
Massen  wuchern  in  Form  eines  grösseren  Tumors  hervor,  welcher  später  grössten- 
theils  käsiir  zerfällt.  Die  meisten  Versuchst  liiere  gehen  nach  längerer  Zeit  an  Tu- 
berculose  der  inneren  Organe  zu  Grunde. 

In  neuerer  Zeit  ist  man  geneigt,  das  sogenannte  Granuloma 
iridis  der  Tuberculosis  anzureihen.  (Leber,  Haab,  Baumgarten  u.  A.) 
Das  Irisgranulom,  von  welchem  bis  jetzt  12  Fälle  publicirt  wurden, 
kommt  zumeist  bei  jungen  Individuen  vor.  Im  unteren  Abschnitte  der 
Iris,  gewöhnlich  nahe  dem  Ciliarrande  entwickelt  sich  eine  gelbe  rund- 
liche Geschwulst,  welche  langsam  wächst,  bis  sie  die  hintere  Wand  der 
Hornhaut  erreicht,  an  der  sie  sich  abplattet,  und  endlich  die  ganze 
Kammer  erfüllt,  ohne  erhebliche  Reizzufälle.  Dann  erfolgt  Durchbruch 
der  Hornhaut  nahe  an  ihrem  Rande  und  die  granulationsähnlichen 
weichen  Massen  wuchern  nach  aussen.  Anstatt  aber  nach  Art  der  bös- 
artigen Geschwülste  (Sarkom)  unbegrenzt  fortzuwachsen,  involvirt  sich 
die  Geschwulst  durch  Zerfall  und  Schrumpfung  mit  dem  Ausgange  in 
Atrophia  bulbi.  Die  mikroskop.  Untersuchung  ergibt,  dass  das  Granulom 
aus  zahlreichen  kleinsten  typischen  Tuberkelknötchen  besteht.  Es  würde 
demnach  den  conglobirten  (solitären)  Tuberkel  der  Iris  vorstellen  im 
Gegensatze  zur  tuherculösen  Iritis,  welche  als  disseminirte  Tuberculose 
aufzufassen  ist. 

Die  Prognose  der  tuherculösen  Iritis  ist.  was  das  Auge  anbelangt, 
eine  zweifelhafte,  indem  bei  längerer  Dauer  der  Erkrankung  Verschluss 
der  Pupille,  Exsudatbildung  im  Glaskörper,  endlich  ein  leichter  Grad 
von  Atrophia  bulbi  sich  einstellt  (vergl.  Kyklitis).  Bei  Granuloma  iridis 
ist  das  Auge  wohl  immer  verloren.  Auch  quo  ad  vitam  ist  die  Progno- 
sis  mit  Vorsicht  zu  stellen,  da  manche  der  Patienten  später  an  allge- 
meiner Tuberculosis  zu  Grunde  gegangen  sind. 

Die  Therapie  der  tuherculösen  Iritis  hat,  sobald  das  Leiden  mit 
Sicherheit  erkannt  (namentlich  Syphilis  ausgeschlossen)  ist,  die  Haupt- 
aufgabe, den  gesammten  Gesundheitszustand  nach  Möglichkeit  zu  ver- 
bessern. Sodann  gelten  die  für  die  Iritis  im  Allgemeinen  aufgestellten 
Grundsätze.  Von  Iridektomie  (Excision  der  knotentragenden  Partie)  ist 
kaum  etwas  zu  erwarten,  indem  leicht  frische  Knoten  an  anderen  Stellen 
auftreten.  Nach  Ablauf  der  entzündlichen  Zufälle  kann  eine  Iridektomie 
wegen  Pupillensperre  (Pupillarabschluss)  nöthig  werden.  Beim  Granuloma 
iridis  dürfte  die  Enucleation  des  ohnehin  zu  Grunde  gehenden  Bulbus 
dem  Kranken    wenigstens    die    an   den  Durchbruch    der  Hornhaut  sich 


254  Iris. 

knüpfenden  Leiden  ersparen.  Ausser  diesem  Punkte,  welcher  mit  Kück- 
sicht  auf  den  allgemeinen  Zustand  des  Patienten  von  Wichtigkeit  ist, 
hat  man  noch  die  Möglichkeit  ins  Auge  zu  fassen,  dass  das  Granulom, 
obwohl  zunächst  nur  eine  locale  Erkrankung,  später  zur  Quelle  der 
Infection  des  übrigen  Organismus  mit  Tuberculosis  werden  könnte. 

6.  Iritis  in  Folge  von  Scrofulosis  (I.  scrofulosa). 

Es  kommen  Fälle  vor,  wo  Iritis,  eigentlich  Kykloiritis  auch  ohne 
äussere  Veranlassung  erst  auf  dem  einen,  dann  auf  dem  anderen  Auge 
auftritt  und  in  verschiedenen  Intervallen  recidivirt.  Die  betroffenen  Indi- 
viduen stehen  meistens  zwischen  dem  12.  und  25.  Jahre.  In  Fällen,  wo 
der  Ausbruch  nicht  durch  äussere  Momente  veranlasst  oder  zu  einem 
mehr  stürmischen  gestaltet  wird,  macht  sich  die  Entzündung  meistens 
zunächst  durch  Sehstörung  bemerkbar  und  findet  man,  da  die  Affection, 
wenigstens  so  lange  sie  sich  auf  ein  Auge  beschränkt,  sehr  oft  nicht 
gehörig  beachtet  wurde,  dieselbe  bereits  auch  auf  dem  zweiten  Auge 
vorhanden.  Die  Sehstörung  kann,  sofern  die  Entzündung  vom  Ciliar- 
körper  ausgeht,  durch  Glaskörpertrübung  bedingt  sein;  es  tritt  aber 
sehr  bald  Trübung  des  Kammerwassers  und  Anlagerung  punktförmiger, 
grauer  oder  graubrauner  Exsudate  an  der  hinteren  Wand  der  Cornea 
auf;  hintere  Synechien,  einzeln  oder  bogenförmig,  und  Verfärbung  der 
Iiis  treten  bald  früher  bald  später  hinzu,  und  die  Pupille,  in  vielen 
Fällen  anfangs  sogar  etwas  weiter,  wird  erst  nach  der  Bildung  von 
Synechien  enger,  bis  endlich  eine  Membran  dieselbe  ganz  oder  grössten- 
teils verlegt  oder  eine  ringförmige  Synechie  (Pupillarabsehluss)  und 
deren  weitere  Folgen  herbeiführt.  Solche  Fälle  bieten  die  grösste  Aohn- 
lichkeit  mit  manchen  Fällen  von  Lues,  aber  auch  mit  Fällen,  die  sich 
bei  Individuen  entwickeln,  welche  durch  dop rimir ende  Einflüsse: 
anhaltenden  Kummer,  schlechte  und  unzureichende  Nahrung,  schwere 
Krankheiten  (Typhus,  Febris  recurrens,  Missbrauch  von  Merkur  u.  dgl. *) 
sehr  herabgekommen  sind.  Wenn  nun  in  einem  gegebenen  Falle  die 
Untersuchung  des  ganzen  Körpers  und  die  Anamnesis  bezüglich  der 
letztgenannten  Causalmomente  Ausschliessung  oder  doch  gegründeten 
Zweifel  gestatten,  dagegen  manifeste  Zeichen  von  Scrofulosis  vorhanden 
sind  oder  doch  (in  unzweifelhafter  Weise)  früher  da  waren,  so  ist  die 
Supposition  von  Scrofulosis  als  Ursache  der  Iritis  (Kykloiritis)  wohl 
eben  so  gerechtfertigt,  wie  bei  Conjunctivitis.  Keratitis,  Skleritis,  und 
bei  der  Behandlung  solcher  Fälle  muss  auf  das  Allgemeinleiden  schon 


')  Arlt,  Krankheiten,  IL  Bd.,  pag.  50. 


Entzündung  in  Folge  von  Scrofulosis.  '!"■>■) 

deshalb  Rücksicht  genommen  werden,  weil  wir  eben  nicht  blos  das 
kranke  Organ,  sondern  das  ganze  Individuum  und  die  Verhältnisse,  unter 
denen  es  lebt,  in  Betracht  zu  ziehen  haben.  Da  in  der  Mehrzahl  der 
Fälle  die  Individuen  der  ärmeren  Volksclasse  angehören,  so  ist  es  oft 
schwer  zu  entscheiden,  ob  deprimirende  Einflüsse  oder  Scrofulosis  mehr 
zu  beschuldigen  seien;  in  manchen  Fällen  bleibt  es  auch  unentschieden, 
ob  nicht  etwa  hereditäre  Syphilis  zu  Gründe  liege;  ich  habe  aber  ganz 
bestimmt  Fälle  beobachtet,  wo  eben  nur  Scrofulosis  als  Ursache  ange- 
nommen werden  konnte. 

Gegenwärtig  wird  von  vielen  Aerzten  negirt,  dass  Iritis  überhaupt  durch 
Scrofulosis  bedingt  sein  könne.  Ans  dein  Nichtauftreten  in  dem  Alter,  in  welchem 
Scrofulosis  am  häufigsten  vorkommt,  darf  man  offenbar  nicht  folgern,  dass  Scrofu- 
losis nicht  die  Ursache  einer  zur  Pubertätszeit  oder  noch  später  auftretenden  Iritis 
sein  könne.  Auch  bei  hereditärer  Syphilis  finden  wir  das  Auftreten  des  Augen- 
leidens in  sehr  vielen  Fällen  erst  um  diese  Zeit,  und  manifeste  Zeichen  von  Scro- 
fulosis überhaupt  (in  anderen  Organen)  sehen  wir  nicht  gar  so  selten  im  Jüng- 
lingsalter zum  ersten  Male  oder  neuerdings  auftreten,  besonders  unter  dem  Ein- 
flüsse schlechter  Wohnung,  schlechter  oder  unzureichender  Nahrung,  anderer 
schwächender  Potenzen. 

Seit  A.  v.  Graefe  nachgewiesen  hat,  dass  das  Zurückbleiben  hinterer  Sy- 
nechien, namentlich  breiter  und  unausdehnbarer  nach  einer  Iritis,  eine  häufige  Ur- 
sache der  Iritis-Recidive  abgebe,  und  seit  er  es  als  sehr  wahrscheinlich  dargestellt 
hat,  dass  die  Erkrankung  des  zweiten  Auges  auf  sympathischem  Wege  zu  Stande 
kommen  könne'),  nehmen  Viele  von  dem  Einflüsse  allgemeiner  körperlicher  Zu- 
stände —  Syphilis  allenfalls  ausgenommen  —  wenigstens  in  ihren  Schriften  weiter 
keine  Notiz.  Während  früher  so  zu  sagen  nur  der  ätiologische  Standpunkt  ins 
Auge  gefasst,  alles  Heil  von  der  Bekämpfung  des  Causahnomentes  erwartet,  und 
den  örtlichen  Veränderungen  mit  ihren  weiteren  Folgen  zu  wenig  Aufmerksamkeit 
geschenkt,  daher  auch  die  Iridektomie  nur  wegen  dioptrischer  Hindernisse  vor- 
genommen wurde,  führten  die  Erfolge,  welche  Graefe  durch  Anwendung  des 
mittlerweile  bekannt  gewordenen  Atropinum  sulfuricum,  besonders  aber  durch  die 
Iridektomie  als  Antiphlogisticum  gewonnen  hatte,  gewissermassen  zur  Missachtung 
der  Causalmomente .  zur  blos  örtlichen  Behandlung,  obwohl  Graefe  sich  viel  re- 
servirter  ausgesprochen  hatte.  „Manche  Fachgenossen  werden  überhaupt  das  Vor- 
kommen solcher  sympathischer  Entzündung  bezweifeln  und  lieber  das  doppelseitige 
Auftreten  aus  inneren  dyskrasischen  Ursachen  erklären.  Ich  läugne  nicht,  dass  ein 
solcher  Zusammenhang  häufig  existiren  mag,  aber  ich  möchte  davor  warnen,  sofort 
und  ohne  genügende  Gründe  zu  dieser  Annahme  zu  flüchten  und  darüber  örtliche 
Verhältnisse,  deren  Leitung  wir  mehr  in  unserer  Gewalt  haben,  zu  übersehen". 
Ich  glaube  mich  genau  an  Graefe's  Weisungen  gehalten  zuhaben  und  kann  nach 
meiner  Erfahrung  deren  Richtigkeit  nur  bestätigen,  darf  aber  nicht  verschweigen, 
dass   ich   in    mehreren  Fällen   nach  richtig   ausgeführter  Iridektomie    und  correcter 


')  Archiv  für  Ophth.,  II.  Bd.  6,  pag.  206  und  240. 


256  Ins. 

Wundheilung  zwar  selten  Iritis-Recidive ,  dagegen  öfters  wiederholte  nachträgliche 
Anfälle  von  Kyklitis  (mit  Glaskörpertrübung)  beobachtet  habe,  welche  erst  nach 
diätetischer  und  pharmaceutischer  Behandlung  des  Allgemeinleidens,  speciell  der 
Scrofulosis,  dauernd  ausblieben. 

Die  Ansicht,  dass  die  Erkrankung  des  zweiten  Auges  auf  sympathischem 
Wege  erfolge,  mag  für  manche  Fälle  ihre  Berechtigung  haben.  Es  erfolgt  diese  Er- 
krankung jedoch  in  vielen  Fällen  nach  relativ  kurzer  Zeit  und  bei  einem  Zustande 
des  erst  erkrankten  Auges,  von  welchem  man  nicht  annehmen  kann,  dass  er  der  Er- 
reger einer  sympathischen  Affection  sei.  (Vergl.  Iridokyklitis  sympathica.)  Man  findet 
nämlich  das  ersterkrankte  Auge  in  vielen  Fällen  entweder  noch  sehend  oder  doch 
sehfähig  (durch  Pupillenbildung).  Zudem  verhalten  sich  solche  Augen  bezüglich 
des  Erfolges  einer  Iridektomie  viel  günstiger,  als  die  erwiesenermassen  auf 
sympathischem  Wege  erblindeten,  bei  welchen  schon  die  Technik  der  Operation 
gewöhnlich  scheitert,  und  auch  eine  gelungene  Iridektomie  selten  den  gewünschten 
Erfolg  hat.  Bei  Syphilis  kommen  Fälle  vor.  wo  man  nach  den  Veränderungen  am 
erst  ergriffenen  Auge  (Seclusio  pupillae)  annehmen  könnte,  dass  die  Erkrankung 
des  zweiten  Auges  auf  sympathischem  Wege  erfolgt  sei,  aber  das  Auftreten  von 
Gummen  an  diesem  Auge  zeigt,  dass  die  Ursache  im  Allgemeinleiden  liegen  müsse 
und  bei  sehr  herabgekommenen  Individuen,  namentlich  nach  Febris  recurrens 
weiden  gewöhnlich  beide  Augen  in  so  kurzer  Zeit  (oft  wenige  Tage)  nach  einander 
ergriffen,  dass  an  sympathische  Erkrankung  gar  nicht  zu  denken  ist.  Während  die 
sympathische  Entzündung,  einmal  in  Gang  gesetzt,  selbst  bei  zweckmässigem  Ver- 
halten contiuuirlich  fortschreitet  und  in  einigen  Wochen  oder  Monaten  zum 
Abschlüsse  gelangt,  sieht  man  bei  Fällen,  als  deren  Ursache  Scrofulosis  anzusehen 
ist,  nicht  selten  Monate-  bis  Jahre-lange  Re-  und  selbst  Intermissionen. 

Bezüglich  der  Prognosis  und  der  Therapie  genügt  die  Hinwei- 
simg auf  das  über  Iritis  im  Allgemeinen  und  über  die  Keratitis  interst. 
scrofulosa  pag.  233  und  111  Mitgetheilte. 

7.  Iritis  sympathica. 
8.  Iritis  nach  Febris  recurrens  und  9.  Iritis  nach  Meningitis. 

werden  im  folgenden  Abschnitte  erörtert,  weil  die  Entzündung  im  Cor- 
pus ciliare  beginnt  und  von  da  aus  bald  früher  bald  später  auf  die  Iris 
sich  ausbreitet. 

Auch  die  Iritis,  welche  nach  Variola  auftritt,  dürfte  meistens  als 
Kykloiritis  aufzufassen  sein.  Sie  erschien  in  den  wenigen  Fällen,  welche 
ich  gesehen,  in  milder  Form  und  endete  günstig. 

Dieses  über  die  Iris  im  Besonderen  (nach  den  Causalmomenten)  entworfene 
Schema  macht  keinen  Anspruch  auf  Vollständigkeit,  als  ob  es  nebst  den  genannten 
nicht  noch  andere  Causalmomente  geben  könnte,  und  auch  nicht  auf  Ausschliess- 
lichkeit in  dem  Sinne,  dass  jeder  Fall,  dessen  Causalmoment  wie  immer  bestimmt 
werden  kann,  in  der  eben  geschilderten  Weise  auftreten  und  verlaufen  müsse;  es 
soll  nur,  gestützt  auf  getreue  Beobachtungen.  Anhaltspunkte  bieten,  sich  bezüglich 
der  Diagnosis,  Prognosis  und  Therapie  leichter  zu  Orientiren. 


II.  Entzündung  des  Ziliarkörpers,  Kyklitis. 

a)  1 111  A  1  Ige  m  ein  en. 

Der  Ausdruck  Kyklitis  stützl  sich  aui  die  ältere  Bezeichnung  des 
Corpus  ciliare  als  Annulu.--  s.  Circulus  ciliaris  (Orbiculus  eil.),  beziehl 
sich  jedoch  zunächst  nur  auf  die  Entzündung  aer  eigentlicher]  Portsetzung 
der  Chorioidea,  d.  i.  auf  jenen  Tbeil  der  Aderbaut,  welcher  zwi  i  !i er 
Ora  serrata  und  Iris  liegt,  den  vorderen  Abschnitt  des  Glaskörpers  uni- 
fasst,  und  sich  nicht  nur  durch  stärkeren  Pigmentgehalt,  andere  Gefa  - 
anordnung  und  feste  Verbindung  mit  der  Retina  (deren  Pars  ciliari  i. 
sondern  auch  durch  Bildung  zahlreicher  Falten  von  der  eigentlichen 
Chorioidea  (hinter  der  Ora)  unterscheidet;  der  Ciliarmuskel  d.  i.  der 
2.  Hauptbestandteil  des  Corpus  ciliare,  dürfte  kaum  je  (ausser  bei 
Verletzungen)  der  Ausgangspunki  des  entzündlichen  Processen     ein. 

Zur  Erläuterung  der  Vorgänge  bei  Kyklitis  dürfte  eine  kurze  Darstellung 
einiger  anatomischer  und  physiologischer  Verhältnisse  an  diesem  Orte  von  Nutzen 
sein;  Ausführlicheres  kann  in  Graefe  und  Saemisch  Handbuch  I.  B.  p.  i:}>  u.  270, 
II.  B.  345  nachgeschlagen  werden. 

a)  Während  die  hinteren  kurzen  Ciliararterien  nur  die  eigentliche  Chorioidea 
versorgen,  sind  die  hinteren  langen  und  die  vorderen  Ciliararterien 
vorzugsweise  für  das  Corpus  ciliare  und  die  Iri>  bestimmt;  nur  einige  Zweigchen, 
welche  aus  diesem  Gefässgebiete  stammen,  die  Kami  recurrentes,  erstrecken  sich 
in  das  Bereich  der  Chorioidea,  wo  sie  mit  den  hinteren  kurzen  Ciliararterien  ana- 
stomosiren.  Das  aus  letzteren  hervorgehende,  die  Innenfläche  der  Chorioidea  gleich- 
massig  auskleidende  Capillargefässnetz  —  die  Chorio  -  capillaris  —  erstreckt  sich 
vom  Umfange  der  Papilla  nach  vorn  nur  bis  zum  zackigen  Ende  der  Netzhaut. 
Was  vom  Uvealtractus  vor  dieser  Grenzlinie  liegt,  wird  nur  von  den  hinteren 
langen  und  von  den  vorderen  Ciliararterien  gespeist. 

Nachdem  die  beiden  hinteren  langen  Ciliararterien  in  den  Ciliarmuskel  ein- 
gedrungen sind,  und  sieb  je  in  einen  oberen  und  unteren  Ast  gespalten  haben, 
bilden  diese  vier  Aeste  einen  Gefässkranz  nächst  der  Ursprungslinie  der  Iris.  An 
der  Bildung  dieses  Kranzes  betheiligen  sich  auch  die  Zweige  der  vorderen  Ciliar- 
arterien, welche  einige  Millimeter  entfernt  vom  Hornhautrande  durch  die  Sklera 
in  den  Ciliarmuskel  eingedrungen  sind.  Aus  dem  Circulus  arteriosus  major 
werden  b<  sonders  die  Iris  und  die  Ciliarfortsätze  besorgt:  die  Arterien  des  Ciliar- 
muskels  und  die  Rami  recurrentes  erhalten  Zweigchen  nicht  nur  von  diesem  Kranze 
aus,  sondern  auch  direct  von  den  hinteren  langen  und  von  den  vorder,  n  Ciliarar- 
terien. ..Die  hinteren  langen  Ciliararterien  geben  nämlich,  sobald  sie  in  den  Ciliar- 
muskel eingetreten  sind,  noch  ehe  sie  den  grossen  Iriskranz  erzeugen.  Aeste  ab. 
welche  hauptsächlich  den  Ciliarmuskel  und  den  vordersten  Tbeil  der  Chorioidea 
versorgen;  ebenso  auch  die  vorderen  Ciliararterien:  dieselben  bilden  noch  einen 
zweiten,  hinter  dem  Circulus  art.  iridis  major  und  etwas  mehr  in  der  Tiefe  gele- 
genen, weniger  vollständigen  Kranz  von  Anastomosen  —  Circulus  arteriosus  mus- 
culi  ciliaris-  (Leben. 

v.  Arl*  .  Krankh.  des  Auges.  17 


258  Ciliarkörper. 

„Die  Arterien  des  Ciliarmuskels  bestehen  aus  einer  grossen  Anzahl 
feiner  Aeste,  welche  sieh  bauinförmig  verzweigen  und  ein  ziemlich  dichtes  gitter- 
förmiges  Netz  erzeugen,  das  den  ganzen  Muskel  durchzieht  und  sich  in  seinem 
Aussehen  sehr  wesentlich  von  dem  darüber  liegenden  Netze  der  Ciliarfortsätze 
unterscheidet". 

..Die  Arterien  der  Ciliarfortsätze  entstehen  aus  dem  Circ.  iridis  major, 
aus  dessen  innerem  Umfang,  oft  gemeinschaftlich  mit  den  Arterien  der  Iris.  Ein 
Ciliarfortsatz  erhält  entweder  eine  besondere  Arterie  oder  eine  etwas  grössere 
Arterie  versorgt  zwei  oder  mehrere  benachbarte  Fortsätze  zugleich.  Die  Arterien 
treten  also  am  vorderen  Ende  der  Fortsätze  in  dieselben  ein  und  müssen,  wie  die 
der  Iris,  vorher  durch  den  Ciliarmuskel  hindurch  treten.  Sie  lösen  sich  rasch  in 
eine  grosse  Menge  von  Zweigen  auf,  die  vielfach  unter  einander  anastomosiren  und 
sich  beträchtlich  erweiternd,  in  die  Anfänge  der  Venen  übergehen--. 

„Die  dünnwandigen  capillaren  Venen  bilden  durch  reichliche  Anastomosen 
ein  sehr  entwickeltes  Gefässnetz,  welches  die  Hauptmasse  der  Ciliarfortsätze  aus- 
macht und  ihre  zahlreichen  grösseren  und  kleineren  blattartigen  Hervorragungen 
und  rinnenförmigen  Vertiefungen  durchzieht". 

..Der  glatte,  nicht  gefaltete  Theil  des  Ciliarkörpers  (Orbiculus 
ciliaris  Henle)  wird  von  den  rücklaufenden  Arterien  einlach  durchzogen,  ohne 
dass  ich  arterielle  Zweigchen  zu  dem  ihn  durchziehenden  feinen  Gefässnetze  ab- 
gehen sah". 

..Die  Arterien  der  Iris  entspringen  als  zahlreiche  Stämmchen  häufig  mit 
den  Arterien  der  Ciliarfortsätze  zusammen  aus  dem  vorderen  Bande  des  Circ.  iridis 
und  treten  regelmässig  an  den  Ansatzstellen  der  Ciliarfortsätze  in  die  Iris  ein--. 
(Leber). 

..Die  Wirbelvenen  (Venae  vorticosae,  V.  eil.  posticae)  sammeln  das  Venen- 
blut aus  allen  Theilen  der  Aderhaut,  dessen  bei  weiten  bedeutendste  Abzugsquelle 
sie  darstellen,  und  treten  in  der  Gegend  des  Aequator  bulbi  als  4—6  grössere 
Gefässe  aus  der  Chorioidea  in  die  Sklera  über-'.  „Die  von  vorne  kommenden 
Zuflüsse  der  Wirbelvenen  stammen  aus  der  Iris,  den  Ciliarfortsätzen,  dem  Ciliar- 
muskel  und  dem  vordersten  Theile  der  Chorioidea.  Die  Venen  des  Ciliarinus- 
kels sammeln  sich  aus  dem  Gefässnetze  desselben  als  zahlreiche  feine  Stämmchen, 
welche  an  der  inneren  Fläche  und  dem  hinteren  Rande  des  Muskels  zu  den  Venen 
der  Ciliarfortsätze  hinzutreten;  ein  kleiner  Theil  seiner  Venen  geht  an  dessen  vor- 
derem Ende  nach  aussen  durch  die  Sklera,  hängt  mit  dem  Circ.  venosus  corneae 
zusammen  und  mündet  in  die  vorderen  Ciliarvenen  ein.  Die  Venen  der 
Ciliarfortsätze  treten  zu  einer  grösseren  Zahl  parallel  verlaufender  Gefässe 
zusammen,  welche  nach  Aufnahme  der  Irisvenen  und  dem  Zuflüsse  aus  dem  Ciliar- 
muskel  durch  den  glatten  Theil  des  Ciliarkörpers  rückwärts  verlaufen  und  schliess- 
lich in  die  Wirbelvenen  einmünden.  Die  Venen  der  Iris  treten  vom  Rande  der- 
selben in  den  Ciliarkörper  ein  und  wenden  sich  zu  dessen  innerer  Fläche,  um  mit 
den  Venen  der  Ciliarfortsätze  vereint  in  die  Venae  vorticosae  überzugehen.  Direct 
von  der  Iris  in  die  Sklera  übertretende  Venen  scheinen  nicht  vorzukommen--. 
i  Leber). 


Anatom.  Bemerkungen.  259 

Sattler1)  beschreibt  das  Vorkommen  eines  engen  Netzes  feinster  Haarge- 
fässe,  welches  er  (in  etwas  mehr  als  der  Hälfte  der  dai*auf  untersuchten,  übrigens 
keine  Zeichen  von  Erkrankung  darbietenden  Augen)  zwischen  die  weiten  Maschen 
der  vorderen  Chorioidealzone  und  die  zum  Theil  sehr  leinen  Venen  des  Orbiculus 
ciliaris  eingeschaltet  fand.  ..Wenn  wir  bedenken,  dass  jene  zarten  Gefässe  zwischen 
der  unnachgiebigen  Glashaut  und  den  verhältnissmässig  mächtigen  Capiljaren  der 
unmittelbar  tieferen  Lage  eingeschaltet,  durch  einen  stärkeren  Füllungszustand  der 
letzteren  mit li wendig  ungünstig  heeintlusst  werden  müssen,  SO  selieint  es  nielit 
unwahrscheinlich,  dass  in  Augen,  in  denen  die  besprochene  Anomalie  vorkommt, 
innerhalb  jener  leinen  Capillaren  leichter  Circulationsstörungen  solcher  Art  zu 
Stande  kommen  können,  welche  jenen  Complex  von  Erscheinungen,  den  wir  als 
Knl zündung  bezeichnen,  im  Gefolge  haben,  als  in  anderen  Augen.  Da  nun  gerade 
bei  jenen  Entzündungsformen ,  die  wir  nach  v.  Graefe  als  Chorioiditis  serosa 
anterior  bezeichnen,  und  welche  sich  vorzugsweise  durch  punktförmige  und  flockige 
Glaskörpertrübung  geltend  machen,  der  Sitz  der  Erkrankung  in  den  vordersten 
Abschnitt  der  Chorioidea  verlegt  werden  muss,  und  diese  Supposition  durch  die 
genaue  anatomische  Untersuchung  eines  frischen  Falles,  die  ich  anzustellen  Gele- 
genheit hatte,  gerechtfertigt  wurde,  so  kann  ich  mich  der  Vermuthung  nicht  ent- 
schlagen, dass  durch  die  eben  beschriebene  anatomische  Einrichtung  eine  besondere 
Disposition  zum  leichteren  Auftreten  dieser  Erkrankung  gegeben  sei.  Das  wird  um 
so  mehr  plausibel,  als  die  gedachten  Processe,  welche,  gerade  bei  schwächlichen, 
anämischen,  zu  Circulationsstörungen  geneigten  Individuen  nicht  selten  vorkommen, 
in  der  Mehrzahl  der  Fälle  ohne  eclatante,  nachweisbare  äussere  Veranlassung 
auftreten". 

b)  An  der  inneren,  von  der  Glasmembran  des  Uvealtractus  überkleideten 
Oberfläche  des  Ciliarkörpers  erstreckt  sich  zunächst  die  Pigmentmembran  der 
Chorioidea,  welche  nach  Schultze  noch  zur  Retina  gerechnet  wird,  als  dunkel- 
brauner, sammetartiger  und  leicht  zerreisslicher  Ueberzug  von  der  Ora  serrata  über 
den  flachen  (glatten)  Theil  des  Corpus  ciliare  (Orbiculus  ciliaris  He  nie)  und  zwischen 
den  70—72  grösseren  Ciliarfortsätzen,  welche  sich  wie  kahle  (lichtgraue)  Riffe  aus 
derselben  erheben,  bis  auf  die  Rückfläche  der  Iris  und  bis  zum  Pupillarrande, 
welchen  diese  Pigmentschicht  sogar  noch  etwas  überragt  (einsäumt). 

An  die  Pigmentmembran  schliesst  sich  der  Ciliar  theil  der  Netzhaut, 
bestehend  aus  der  Limitans  retinae  externa,  aus  cylindrischen  Zellen  als  Analogon 
der  Müller'schen  Stützfasern,  welche  sich  leicht  bis  auf  die  Höhe  der  Ciliarfortsätze 
verfolgen  lassen,  und  aus  der  Limitans  interna,  welche  hier  zugleich  die  Hülle  des 
Glaskörpers  bildet,  von  dieser  wenigstens  nicht  getrennt  werden  kann. 

Im  Ciliartheile  der  Netzhaut,  und  zwar  schon  von  der  hinteren  Grenze  des- 
selben angefangen,  entspringen  theils  von  der  externa,  theils  von  der  interna  Li- 
mitans feine  Fasern,  welche  an  den  Ciliarfortsätzen  nach  vorne  verlaufen,  daher 
näher  und  näher  aneinander  rücken,  dann,  in  der  Höhe  der  Fortsätze  angelangt, 
diese  verlassen  und  zum  Ramie  der  Linse  verlaufen,  um  sich  daselbst  theils  an  der 
vorderen,  theils  an  der  hinteren  Kapsel  (nächst  deren  Rande)  zu  inseriren.  In  der 
Nähe  der  Firsten  der  Ciliarfortsätze  angelangt,   fahren  sie  (auf  einen  meridionalen 


')  Ueber  den  feineren  Bau  der  Chorioidea  in  A.  f.  0.  XXII.  b,  pag.  31 — 36. 

17  * 


260  Ciliarkörper. 

Durchschnitt  bezogen)  fächerförmig  auseinander.  Die  vordersten  treten  in  der  Flucht 
der  Firsten  zu  einer  glashellen  Membran  zusammen,  welche  als  Zonula  Zinnii 
(freier  Theil  der  Zonula  ciliaris)  von  den  Ciliarfortsätzen  und  deren  Zwischen- 
räumen, daher  krausenähnlich  gefaltet  zum  Bande  der  vorderen  Kapsel  verläuft 
und  eine  feste  Verbindung  zwischen  dieser  und  dem  Ciliarkörper  bildet.  Die  hin- 
tersten verlassen  die  Innenfläche  des  Ciliarkörpers  etwas  früher  und  folgen  dem 
Verlaufe  der  Limitans  interna  (Hyaloidea),  welche  zum  Bande  dei  hinteren  Kapsel 
abbiegt,  um  weiterhin  die  tellerförmige  Grube  auszukleiden;  sie  inseriren  sich  in 
die  hintere  Kapsel.  Den  Zwischenraum  zwischen  den  vordersten  und  hintersten 
Fasern,  früher  als  Canalis  Petiti  bekannt,  erfüllen  die  mittleren  Fasern,  welche 
sich  an  den  Aequator  der  Kapsel  anheften.  Der  interfibrilläre  Baum  ist  von  klarer 
Flüssigkeit  durchtränkt.  —  Die  Breite  des  häutigen  Binges  zwischen  den  Firsten 
der  Fortsätze  und  der  Insertionslinie  an  der  Vorderkapsel  kann  durchschnittlich 
auf  etwas  mehr  als  1  Mm.  veranschlagt  werden  '). 

c)  Vor  der  Linie,  wo  die  Zonula  den  Ciliarkörper  verlässt.  bilden  die  Ciliar- 
fortsätze  einen  Theil  der  Wandung  der  hinteren  Kammer.  Indem  die  Ciliar- 
fortätze  sehr  steil  gegen  die  Ursprungsstelle  der  Iris  hin  abfallen,  bilden  sie  mit 
dieser  einen  spitzen  Winkel,  welchen  man  den  hinteren  Iriswinkel  nennen 
kann,  sofern  man  die  viel  tiefere  Bucht  zwischen  Iris  und  Corneoskleralbord  als 
vorderen  Iriswinkel  bezeichnen  will2).  Dass  der  die  hintere  Kammer  begrenzende 
Theil  der  Ciliarfortsätze  als  Matrix  des  Kammerwassers  aufzufassen  sei,  wurde  be- 
reits pag.  136  angegeben. 

Während  die  Linse  ihren  Nahrungsstoff  von  dem  faltigen  Theile  des  Ciliar- 
körpers wahrscheinlich  im  Bereiche  der  Zonulafasern  (des  Petit'schen  Baumes)  er- 
hält, darf  der  übrige  Theil  dieses  eine  ungeheuer  grosse  Oberfläche  bietenden 
Gebildes  (bis  zur  Ora  serrata)  wohl  als  Matrix  des  Glaskörpers  betrachtet 
werden. 


')  Nach  Gerlach  iBeiträge  zur  norm.  Anat.  des  menschl.  Auges.  Leipzig 
1880  p.  60)  setzen  sich  die  Faserbündel  der  Zonula  nicht  nur  an  der  vorderen 
Fläche  der  Kapsel  an,  sondern  ist  auch  ein  grosser  Theil  derselben  an  der  hin- 
teren Kapselwand  fixirt.  Sie  unterliegen  in  ihrem  Verlaufe  zur  Kapsel  einer  par- 
tiellen Kreuzung,  so  dass  ein  Theil  der  von  hinten  kommenden  Fasern  an  der 
vorderen  und  ein  Theil  der  von  vorn  kommenden  an  der  hinteren  Kapselwand 
sich  ansetzt.  Zwischen  den  Bündeln  der  Zonulafasern  existiren  kleine  unter  einan- 
der communicirende  Bäumlichkeiten.  welche  an  ähnliche  erinnern,  die  an  dem  Winkel 
zwischen  Iris  und  Hornhaut  unter  dem  Namen  des  Fontana'schen  Baumes  vorhan- 
den sind.  Der  Ursprung  der  Zonulafasern  erstreckt  sich  von  der  Ora  serrata  bis 
zu  den  Gipfeln  der  Ciliarfortsätze.  Der  Ansatz  der  Bündel  der  Zonulafasern  tritt 
an  der  vorderen  Kapselwand  um  ein  Minimum  der  Sehachse  näher,  als  an  der 
hinteren.  Auch  beschreibt  diese  Insertion  vorn  eine  leichte  Zickzacklinie,  während 
sie  hinten  geradlinig  ist.  Die  Verlaufsweise  sämmtlicher  Zonulafasern  ist  rein 
meridional;  circuläre  oder  äquatorial  verlaufende  Faserbündel  kommen  im  mensch- 
lichen Auge  nicht  vor". 

2i  Arlt.  Kränkln  iten  des  Auges,  Prag  1851.  dann  A.  f.  0.  III.  b,  pag.  87 
und  Abbildung. 


Entzündung.  Anatom.  Veränderungen.  26  1 

Die  Lehre  von  der  Kyklitis  und  ihren  Folgen  wird  dem  Beobachter 
nur  dann  verständlich,  wenn  er  die  durch  Kvklitis  gesetzten  Verände- 
rungen bereits  aus  Sectionsbefunden  kennen  gelernt  hat.  Demnach 
waren  auch  die  früheren  Versuche,  eine  Diagnostik  der  Kvklitis  ohne 
pathologisch-anatomische  Stütze  zu  inauguriren  (Tavignot,  Hasner) 
fruchtlos;  ersl  H.  Müller's  Befunde  und  deren  Deutung1)  haben  dieser 
Lehre  eine  sichere  Grundlage  verschafft;  erst  seitdem  konnten  Befunde, 
welche  früher  als  Folge  von  Chorioiditis  betrachtet  worden  waren,  mit 
Fug  und   Recht  auf  Entzündung  des  Ciliarkörpers  bezogen  werden. 

a)  Am  besten  bekannt  sind  die  Befunde  nach  Kvklitis  mit 
faserstoffig-plastischem  Exsudate.  Die  Ausscheidung  erfolgt  nicht 
so  sehr  ins  Parenchym  als  vielmehr  an  die  innere  Oberfläche,  sowohl 
im  flachen  als  im  gefalteten  Theile;  das  Exsudat  kann  von  der  vorderen 
Fläche  iUv  letzteren  in  das  Kammerwasser  oder  durch  den  Ciliartheil 
der  Netzhaut  hindurch  in  den  Glaskörper  gelangen.  Bei  eitriger  Kyklitis 
flndet  man  Eiter  auch  im   Petit'schen  Räume. 

Das  von  der  Zonula  ausgeschiedene  plastische  Exsudat  kann, 
sofern  es  im  Humor  aqueus  suspendirt  ist,  zu  Trübung  des  Kammer- 
wassers, zu  Präzipitaten  an  der  Descerneti,  zu  Verklebung  der  Iris  mit 
der  Cornea  an  der  Peripherie  und  zur  Bildung  hinterer  Synechien  oder 
einer  Membran  in  der  Pupille  führen;  es  kann  aber  auch  Verklebung 
der  Iris  mit  den  Ciliarfortsätzen  (Rückwärtsziehung  der  Irisperipherie), 
mit  der  Zonula,  mit  der  vorderen  Kapsel  (totale  hintere  Synechie)  ein- 
leiten, oder  es  erstreckt  sich  als  eine  Scheiben-  oder  speichenartige 
Schichte  an  der  Rückfläche  der  Iris  Ins  zum  Pupillarrande  und  bildet 
später  eine  derbe,  vorn  mit  der  Pigmentschicht  der  Iris,  hinten  ge- 
wöhnlich nicht  mit  der  Kapsel  fest  verbundene  Schwarte,  welche  dann 
operativ  durchbrochen  werden  kann,  ohne  class  die  Kapsel  dabei  verletzt 
werden  ruuss.  In  manchen  Fällen  findet  man  die  plastische  Masse  zwi- 
schen dem  Parenchym  und  der  Pigmentschicht  der  Iris  eingeschaltet, 
namentlich  nächst  der  Iriswurzel. 

Die  hinter  der  Zonula  (hinter  dem  Petit'schen  Räume)  er- 
folgende Exsudation  kann  auf  die  nächst  angrenzende  Partie  des  Glas- 
körpers beschränkt  bleiben,  sie  breitet  sich  aber  in  vielen  Fällen  zunächst 
auf  die  vordere  Schicht  des  Glaskörpers  aus,  welche  die  tellerförmige 
Grube  wie  eine  Schale  umgibt,  und  durchsetzt  in  manchen  Fällen  sehr 
bald  oder  nach  und  nach  den  rückwärtigen  Theil  des  Glaskörpers.  Indem 
das  Stroma    des  Glaskörpers    den    vom  Ciliarkörper   aus    eindringenden 


')  H.  Müller  A.  f.  0.  IV.  a,  pag.  363. 


262  Ciliarkörper. 

Elementen  als  Träger  oder  Gerüst  dient,  wird  der  Glaskörper  diffus 
getrübt,  später  aber,  falls  nicht  Resorption  eintritt,  von  Flocken, 
Fäden  oder  Membranen  durchsetzt.  Da  diese  allmälig  in  Binde- 
gewebe umgewandelten  Filamente  und  Membranen  mit  der  an  der 
Innenfläche  des  Ciliarkörpers  gebildeten,  gleichfalls  in  Bindegewebe 
umgewandelten  Exsudatschicht  zusammenhängen,  können  sie  eine  mehr 
weniger  mächtige  Scheidewand  zwischen  der  Linse  und  der  uoch  frei- 
gebliebenen hinteren  Portion  des  Glaskörpers  bilden;  die  rückwärts  von 
der  Ora  serrata  liegenden  Gebilde,  namentlich  die  Netz-  und  Aderhaut 
können  dabei  wenig  oder  gar  nicht  verändert  sein,  wenn  auch  der  Glas- 
körper gewöhnlich  schon  verflüssigt  ist  und  wohl  auch  der  Masse  nach 
mehr  weniger  abgenommen  hat.  Aber  in  Fällen,  wo  der  Glaskörper 
gleich  beim  ersten  Aufalle  der  Kyklitis  oder  nach  wiederholten  Anfällen 
durchaus  oder  grösstentheils  von  mächtigen  Exsudatmassen  durchsetzt 
wurde,  kommt  es  vermöge  der  nachfolgenden  Schrumpfung  derselben 
zu  partieller,  zu  totaler  A b h e b u n g  d e r  in i t  d er  H y  a  1  o i d e a  fest 
verbundenen  Netzhaut  von  der  Aderhaut,  an  welcher  jedoch  die 
Pigmentmembran  (die  Pigmentepithelschicht)  haften  bleibt. 

Der  zwischen  Ader-  und  Netzhaut  entstehende  Kaum  wird  in  dem 
Masse,  als  der  Glaskörper  schrumpft,  von  seröser  oder  serös-blutiger 
Flüssigkeit  gefüllt;  Ausscheidung  plastischen  Exsudates  an  der  Innen- 
fläche der  entblössten  Chorioidea  findet  wahrscheinlich  erst  in  späterer 
Zeit  statt  und  ist  jedenfalls  auf  seeundäre  Chorioiditis  zu  beziehen.  Das 
starre  Exsudat  wird  dann  häufig  in  eine  knorpelharte  Uebeikleidung 
der  Chorioidea  verwandelt,  bildet  aber  auch  mitunter  das  Substrat  zur 
Kalkablagerung  und  selbst  zu  Knochenbildung.  Mitten  durch  den  von 
der  Chorioidea  umschlossenen  und  von  flüssigem  oder  zugleich  von 
starrem  Exsudate  erfüllten  Raum  zieht  die  zusammengefaltete  Netz- 
haut wie  der  Klöppel  in  einer  Glocke  von  der  Eintrittsstelle  des  Opticus 
nach  vorn  gegen  die  tellerförmige  Grube.  Ohne  diese  völlig  zu  erreichen, 
breitet  sich  die  Netzhaut  nach  vorn  membranartig  (wie  ein  Trichter) 
aus,  um  zur  Ora  serrata  zu  gelangen.  Will  man  sich  eine  Vorstellung 
von  der  Lage  machen,  welche  die  Netzhaut  durch  die  Schrumpfung  des 
von  Binde-  oder  Narbengewebe  durchsetzten  Glaskörpers  erleidet,  so 
muss  man  sich  gegenwärtig  halten,  dass  die  Netzhaut  an  der  Ora  serrata 
fest  mit  dem  Orbiculus  ciliaris  verbunden  bleibt,  und  dass  theils  die 
Exsudatschwarte  an  der  Innenfläche  des  Corpus  ciliare,  theils  die  oben 
erwähnte  Lage  von  Binde-  oder  Narbengewebe,  welche  den  Glaskörper 
zunächst  hinter  der  tellerförmigen  Grube  durchsetzt,  die  fixen  Punkte 
sind,  gegen  welche  die  Netzhaut  hingezogen  wird.  Da  man  in  dem  zu- 


Entzündung.  Anatom.  Veränderungen.  263 

sammengefalteten  Theile  der  Netzhaut  bis  zur  Eintrittsstelle  des  Seh- 
nerven Spuren  vom  Glaskörper  vorfindet,  So  muss  man  wohl  annehmen, 
dass  ungeachtet  des  Zuges,  den  die  obgenannte  Schrumpfung  ausübt, 
die  Verbindung  der  Hyaloidea  mit  der  Netzhaut  und  mit  der  Gefäss- 
pforte  der  Papilla  nicht  aufgehoben  werde.  Zwischen  der  hinteren  Kapsel 
und  der  von  dem  vorderen  Ende  des  Netzhautstranges  trichterförmig 
ausstrahlenden  Netzhaut  ist  in  allen  Fällen  eine  mehr  weniger  mächtige 
Lage  rudimentären,  von  Bindegewebe  durchsetzten  Glaskörpers  vor- 
handen; aber  an  der  Peripherie  ist  die  Netzhaut  meistens  so  eng  an  die 
Innenfläche  des  Ciliarkörpers  angeheftet,  dass  ihre  Innenfläche  dann 
förmlich  nach  aussen  umgekrempt  erscheint,  daher  hinter  dem  Petit'schen 
Räume  am  weitesten  nach  vorn  reicht  und  erst  dann  wieder  gegen  das 
vordere  Ende  dos  strangförmigen  Netzhauttheiles  rückwärts  streicht.  Die 
Form  der  Netzhaut  gleicht  demnach  gewöhnlich  mehr  der  Form  einer 
Corolle  von  Convolvulus  als  der  eines  Trichters.  Dieser  Befund  macht 
es  wahrscheinlich,  dass  die  Abhebung  der  Netzhaut,  die  Ein-  und  Vor- 
wärtszerrung  derselben  gegen  die  Innenfläche  des  Ciliarkörpers,  an  der 
Peripherie  (ringsum  oder  partienweise)  beginnt,  daher  die  Mitte  der 
Netzhaut  noch  leidlich  gut  fungiren  kann,  während  das  Gesichtsfeld 
schon  mehr  weniger  eingeengt  erscheint. 

Dadurch,  dass  vom  Corpus  ciliare  aus  die  vorderen  Schichten  des 
Glaskörpers  von  Bindegewebe  durchsetzt  wurden,  kann  auch  die  Linse 
vorwärts  gedrängt  werden.  Es  liegt  nämlich  der  hintere  Pol  der  Linse 
ungefähr  in  der  Ebene  der  Ora  serrata,  also  hinter  den  fixen  Punkten  des 
den  Glaskörper  durchsetzenden  neugebildeten,  daher  schrumpfenden  und 
in  die  gerade  Linie  strebenden  Bindegewebes,  und  steht  diesem  Zuge 
nichts  entgegen,  als  der  Widerstand,  welchen  die  an  der  Papille  fixirte 
Retina  und  Hyaloidea  allenfalls  zu  leisten  vermögen.  Unter  Umständen 
kann  allerdings  gerade  der  Zug  gegen  die  Papille  hin  überwiegend 
werden,  besonders  wenn  der  Raum  zwischen  Retina  und  Chorioidea 
wenig  gefüllt  wird,  daher  auch  die  Sklera  hinter  dem  Aequator  mehr 
weniger  einschrumpft  (gefaltet  oder  durch  die  Recti  eingedrückt  wird, 
Atrophia  bulbi).  Dann  kann  es  vorkommen,  dass  die  Linse  und  die  Iris 
gegen  den  hinteren  Pol  des  Auges  gezogen  und  demgemäss  die  vordere 
Kammer  vertieft  erscheint. 

In  manchen  Fällen,  namentlich  wenn  die  Kjklitis  mit  vorwaltend 
plastisch-faserstoffigem  Exsudate  durch  eine  Verletzung  eingeleitet  wurde, 
findet  man  den  Ciliarkörper,  und  zwar  zunächst  seinen  rückwärtigen 
(flachen)  Theil  einwärts,  d.  h.  gegen  die  sagittale  Achse  des  Bulbus 
hin  gezogen,  daher  von  der  Sklera  losgezerrt  und  den  Raum  zwischen 


2  (34  Ciliarkörper. 

Ciliarkörper  und  Sklera  von  serös-albuminöser  Flüssigkeit  erfüllt.  Nur 
vorn  au  der  Corueoskleralgrenze  bleibt  der  Ciliarkörper  fest  mit  dieser 
verbunden  und  erst  hiuter  der  Ora  serrata,  im  Bereiche  der  Wirbel- 
venen und  weiter  rückwärts  ist  die  Verbindung  zwischen  Chorioidea  und 
Sklera  nicht  aufgehoben.  Auch  dieser  Befund  kommt  nur  in  mehr  weniger 
verkleinerten  Augen  vor.  Meistens  gibt  das  zur  Einkapselung  eines 
fremden  Körpers  gelieferte  Exsudat  den  fixen  Punkt  ab,  gegen  welchen 
hin  das  Corpus  ciliare  gezogen  wird.  -  Je  mehr  bei  der  Entwicklung 
dieser  Zustände  der  Ciliarkörper  einwärts  gezerrt  wird,  desto  gefährlicher 
sind  sie  für  das  zweite  Auge,  durch  Einleitung  sympathischer  Iridozyklitis 
in  diesem. 

b)  Bei  Kyklitis  mit  ausschliesslich  oder  vorwaltend  serösem 
Exsudate  ist  es  die  Steigerung  des  intraoculären  Druckes  durch  Ueber- 
führung  serösei  Flüssigkeit  in  den  Glaskörper  (vom  Corpus  ciliare  aus), 
welche  das  Auge  mit  Erblindung  bedroht.  Indem  bei  üeberfüllung  des 
Glaskörpers  die  Papilla  nervi  optici  und  die  Lamina  cribrosa  als  Pars 
minoris  resistentiae  nachgeben,  entsteht  an  der  Eintrittsstelle  des  Seh- 
nerven eine  halbkugelförmige  Ausbuchtung  (Druck-Excavation),  welche 
zunächst  zu  Einschränkung  des  Gesichtsfeldes,  endlich  zu  vollständige] 
Erblindung  führt.  Dies  ist  die  häufigste  von  den  traurigen  Folgen  der 
Kyklitis  mit  serösem  Exsudate,  [st  die  Sklera,  wie  gewöhnlich  bei  jug<  nd- 
lichen  Individuen,  bis  zu  einem  gewissen  Grade  nachgiebig,  so  kann  es 
zu  einer  Vergrösserung  des  Bulbus  in  toto  kommen,  auch  bevoi 
Erblindung  durch  Drucksteigerung  (Excavation)  bewirkt  wird.  Häufiger 
jedoch  als  die  totale  erfolgt  eine  partielle  Bulbusvergrösserung,  wie  es 
scheint,  dadurch,  dass  zunächst  die  das  Corpus  ciliare  deckende  Zone 
der  Sklera,  durch  welche  bekanntlich  die  vorderen  Ciliargefässe  ein- 
und  austreten,  in  den  Zustand  entzündlicher  Erweichung  geräth  und 
sammt  dem  Ciliarkörper  peripher  gedrängt  wird,  in  einem  aliquoten 
Theile  oder  ringsum.  Dann  verwächst  die  Sklera  mit  dem  Corpus  ciliare. 
Es  entwickelt  sich  ein  Staphylo ma  sklerae  anticum  s.  Staphyloma 
corporis  ciliaris,  nicht  zu  verwechseln  mit  dem  Staphyloma  intercalare. 
Dass  der  Anstoss  zu  einem  solchen  Staphylqm  auch  von  Entzündung 
der  vorderen  Skleralzone  aus  inducirt  werden  könne,  wurde  bei  der 
Lehre  von  der  Skleritis  bemerkt.  Da  in  einem  Auge,  welches  ursprüng- 
lich an  Kyklitis  mit  serösem  Exsudate  erkrankte,  früher  oder  später 
auch  fibrinöse  Ausscheidung  aus  dem  Ciliarkörper  auftreten  kann,  so 
können  sich  die  Folgen  der  letzteren  (die  unter  a)  besprochen  wurden) 
auch  an  einem  Auge  entwickeln,  welche:  bereits  durch  Drucksteigerung 
(Excavation  dei   Papilla)  erblindet  ist. 


Kyklitis  im  Allgemeinen,  265 

c)  Die  anatomischen  Veränderungen  nach  eitriger  Kyklitis 
können  denen  nach  der  plastischen  Form  mehr  weniger  analog  sein. 
Das  vor  der  Zonula  ausgeschiedene  Exsudat  kann  zunächst  ans  der 
hinteren  in  die  vordere  Kammer  gelangen  und  hier  als  Hypopyon  (mit 
oder  ohne  Beimengung  von  Blut)  zur  Wahrnehmung  gelangen;  es  führt, 
falls  nicht  Rückbildung  erfolgt,  eher  zur  Bildung  einer  Membran  in  dei 
Pupille  als  zn  einzelnen  Synechien.  In  manchen  Fällen  scheinen  die 
Eiterkugeln  durch  das  Mäschenwerk  des  Fontana'schen  Raumes  in  die 
vordere  Kammer  zu  gelangen.  Manchmal  wird  auch  der  Petit'sche 
Raum  von  Eiterkugeln  durchsetzt  vorgefunden,  Das  in  den  Glaskörper- 
raum  ausgeschiedene  Exsudat  kann  sich  auf  die  Nähe  der  Innenfläche 
des  Ciliarkörpers  beschränken,  oder  sich  bis  in  die  Mitte  der  vorderen 
Zone  des  Glaskörpers  erstrecken,  in  sehr  heftigen  Fällen  aber  auch  den 
ganzen  Glaskörper  durchsetzen.  In  ersterem  Falle  sieht  man  einen 
lichtgelben  Reflex  ans  der  tellerförmigen  Grube  auftreten,  worauf  dann 
Einschrumpfung  des  Bulbus  wie  nach  einfach  plastischer  Kyklitis  erfolgt; 
in  letzterem  Falle  entwickelt  sich  unter  stürmischen  Erscheinungen, 
namentlich  unter  Protrusion  des  Bulbus  das  bekannte  Krankheitsbild 
der  Panophthalmitis.  Die  näheren  Angaben  über  die  anatomischen 
Veränderungen  nach  eitriger  Kyklitis  können  erst  bei  der  Besprechung 
di  l   Causalmomente  gemacht  werden. 

Die  Symptome,  welche  uns  anzeigen,  dass  wir  es  in  einem  gegebenen 
Falle  nicht  mit  Iritis  oder  doch  nicht  mit  Iritis  allein,  sondern  mit 
Kyklitis  zu  thiin  haben,  treten  bald  mehr  bald  weniger  deutlich  hervor; 
in  manchen  Fällen  müssen  die  Causalmomente,  welche  nach  den  vor- 
liegenden Erfahrungen  zu  Kyklitis  zu  führen  pflegen,  zu  Rathe  gezogen 
werden,  um  wenigstens  mit  überwiegender  Wahrscheinlichkeit  auf  die 
Gegenwart  oder  auf  den  Ausbruch  von  Kyklitis  schliessen  zu  können. 
Aus  diesem  Grunde  empfiehlt  es  sich  auch,  die  Symptomatologie  - 
nach  Vorausschickung  einer  kurzen  allgemeinen  Darstellung  —  im 
Zusammenhange  mit  der  Aetiologie  zu  erörtern. 

Die  Ciliarinjection  kann  auf  einen  Theil  der  vorderen  Skleral- 
zone  beschränkt  sein  (bei  partieller  Kyklitis),  erstreckt  sich  alter  ge- 
wöhnlich auf  den  ganzen  Umfang.  Sie  kann  kaum  merklich  sein  (bei 
chronischem  Verlaufe)  aber  auch  eine  Breite  und  Intensität  erlangen, 
welche  sie  bei  blosser  Iritis  kaum  je  erreicht,  In  heftigen  Fällen  mit 
faserstoffig -plastischem  oder  eitrigem  Exsudate  kann  sie  durch  mehr 
weniger  starke  chemotische  Schwellung  der  Conjunctiva  bulbi 
gedeckt  werden,  wobei  dann  auch  entzündliches  Üedeni  der  Cutis 
über  dem  Tarsus  vorhanden  ist. 


266  Ciliarkörper. 

Die  Grösse  der  vorderen  Kammer  kann  vermindert  werden, 
a)  wenn  bei  Abschlnss  der  Pupille  die  Iris  durch  Flüssigkeit  hinter  ihr 
nach  vom  gedrängt  wird  (buckeiförmige  Vertreibung  der  mittleren  Zone, 
nabeiförmige  Eetraction  des  kleinen  Kreises),  b)  wenn  starres  Exsudat 
den  Raum  zwischen  Iris  und  Vorderkapsel  einnimmt,  wobei  das  Gewebe 
der  Iris  in  der  ersten  Zeit  mehr  weniger  tumeseent  und  von  sichtbaren 
Gefässchen  durchzogen  erscheint,  oder  c).  wenn  die  Iris  durch  die  nach 
vom  gedrängte  Linse  der  Cornea  näher  gebracht  wird.  In  welcher 
Weise  diese  Lageveränderimg  der  Iris  zu  Stande  gebracht  werden  könne, 
wurde  bereits  erörtert.  Dass  eine  Verkleinerung  der  Kammer  auch  auf 
Kosten  der  Hornhautwölbung  durch  Kyklitis  eingeleitet  werden  könne. 
soll  weiter  unten  gezeigt  werden.  — Eine  Vergrösserung  der  Kam- 
mern kann  bei  Kyklitis  mit  ausschliesslich  oder  vorwaltend  serösem 
Exsudate  und  entsprechender  Nachgiebigkeit  der  Sklera  auftreten:  bei 
Kyklitis  mit  faserstoffig-plastischem  Exsudate  findet  man  namentlich 
in  der  ersteren  Zeit  nicht  selten  die  Kammer  dadurch  vergrössert,  dass 
die  periphere  Zone  der  Iris  nächst  dem  Ciliarrande  derselben  rückwärts 
gezogen  erscheint,  höchst  wahrscheinlich  durch  Verklebung  der  Iris  mit 
den  Ciliarfortsätzen  (Verklebimg  des  hinteren  Iriswinkels).  Selten  wird 
die  Iris  sammt  der  Linse  rückwärts  gezogen. 

Der  Inhalt  der  vorderen  Kammer  kann  wasserklar  erscheinen 
oder  getrübt  durch  Beimengung  faserstoffiger  Elemente,  und  es  handelt 
sich  bei  Abwesenheit  der  letzteren  zunächst  um  die  Frage,  ob  man  sie  von 
[ritis  abzuleiten,  oder  ob  man  sie  ausschliesslich  oder  doch  theilweise 
auf  Kyklitis  zu  beziehen  habe.  Man  findet  namentlich  nach  Verb  tzungen 
des  Bulbus  (in  der  Ciliarkörpergegend)  mitunter  eine  vor  der  Pupille 
schwebende  Exsudatwolke,  welche  schwerlich  von  der  [ris  abgeleitet 
werden  kann,  weil  sie  wieder  spurlos  verschwindet,  ohne  eine  Verbindung 
mit  der  Iris  eingegangen  zu  -ein.  Präcipitate  an  der  hinteren  Wand 
der  Hornhaut  (vergl.  pag.  223)  können  um  so  sicherer  auf  Kyklitis 
bezog«  i'  werden,  je  geringer  dabei  die  Veränderungen  an  der  Iris  sind;  es 
kommen  auch  Fälle  vor.  wo  in  der  Iris  keine  entzündlichen  Veränderun- 
gen wahrgenommen  werden  und  dem  entsprechend  sich  die  Pupille  auf 
Atropin  sofort  vollständig  und  ad  maximum  erweitern  lässt;  dann  sprechen 
die  genannten  Präcipitate  an  der  Descemet!  an  und  für  sich  für  Kykli- 
tis. Hypopyon  deutet,  wenn  nicht  suppurative  Keratitis  vorhanden  ist. 
jederzeit  auf  Kyklitis  oder  suppurative  Chorioiditis;  es  kann  auch  ohne 
merkliche  Veränderungen  in  der  Iris  vorkommen.  Manchmal  tritt  es  nur 
zeitweilig  auf  (Hyp.  fugax).  Ebenso  kann  Blutansammlung  in  der 
vorderen  Kammer  (mit  oder  ohne  Eiter)  in  vielen  Fällen   nur  auf  ent- 


Kyklitis  im  Allgemeinen  2G7 

ziindliche  Veränderungen  im  Ciliarkörper  (und  dadurch  gehemmten 
Rückfiuss  des  Blutes  zu  den  Vortexvenen)  bezogen  werden  müssen. 

Trübung  des  Glaskörpers,  zunächst  der  vorderen,  vom  Ciliar- 
körper umschlossenen  Zone  ist  eine  der  constantesten  und  verlässlichsten 
Erscheinungen  der  Kyklitis;  nur  ist  sie  anfangs  und  bei  gelinderem 
Verlaufe  oft  so  wonig  ausgesprochen,  dass  man  sie  auch  mit  dein  licht- 
sehwaehen  Augenspiegel  schwer  nachweisen  kann  und  vorläufig  erst 
durch  die  Sehstörung  auf  dieselbe  aufmerksam  gemacht  wird.  In  den 
heftigeren  Fällen  wird  ihre  ophthalmoskopische  Wahrnehmung  oft 
durch  die  Enge  (»der  Verlegung  der  Pupille  erschwert  oder  verhindert. 
Sie  beruht  auf  der  Einwanderung  faserstoffiger  Elemente  in  den  Glas- 
körper und  erscheint  demgemäss  anfangs  diffus,  später,  wenn  überhaupt, 
in  Form  von  Punkten,  Fäden,  Flocken,  Membranen  oder  als  cöhärente, 
schalenförmige,  liehtgraue  oder  lichtgelbe  Trübung  hinter  der  Linse, 
entsprechend  der  tellerförmigen  Grube. 

Wenn  die  Spannung  des  Bulbus  manifest  erhöht  ist  und 
andere  Ursachen  der  Drucksteigerung  (Glaukom,  Neoplasmen  im  Bulbus) 
ausgeschlossen  sind,  so  kann  man  mit  Sicherheit  auf  Kyklitis  schliessen; 
Herabsetzung  der  Spannung  kann  in  geringem  Grade  schon  früh- 
zeitig auftreten,  wird  aber  meistens  erst  dann  manifest,  wenn  das 
Quantum  des  Glaskörpers  in  Folge  kyklitischer  Veränderungen  beträcht- 
lich abgenommen  hat.  Auf  erhöhte  kann  verminderte  Spannung  folgen-, 
dazwischen  kann  also  auch  ein  Uebergangsstadium  stattfinden  und 
haben  nur  manifeste  Abweichungen  von  der  normalen  Spannung  einen 
diagnostischen  Werth. 

Von  hoher  Bedeutung  ist  die  Schmer zhaftigkeit  des  Bulbus 
bei  Betastung  der  vorderen  Skleralzone,  besonders  wenn  sie  an 
einer  oder  der  anderen  Stelle  gegenüber  anderen  Stellen  angegeben  wird. 
Man  kann  den  sanften  Druck  mit  einem  vorn  abgerundeten  glatten 
Elfenbeingriffel  vornehmen  oder  auch  mit  dein  Finger  (durch  das  obere 
oder  untere  Lid  hindurch).  Diese  Schmerzhaftigkeit  ist  besonders  im 
Vereine  mit  Herabsetzung  der  Spannung  des  Bulbus  von  hoher  Bedeu- 
tung (diagnostischem  Werthe). 

Schmerzen  im  Auge  allein  oder  auch  im  Bereiche  des  1.  und  2. 
Astes  des  Trigeminus  können  sehr  gering,  aber  auch  äusserst  heftig 
sein.  Bei  ausstrahlenden  Schmerzen,  welche  manchmal  in  die  Zähne  des 
Oberkiefers,  manchmal  in  die  Hinterhauptgegend  verlegt  werden,  pfle- 
gen auch  gastrische  Erscheinungen  und  Fieberbewegungen  aufzutre- 
ten. Die  acute  Kyklitis  gehört  überhaupt  zu  den  schmerzhaftesten 
Affectionen. 


268  Ciliarkörper. 

Die  wichtigsten  Anhaltspunkte  bezüglich  der  Aetiologie,  Pro- 
gnosis  und  Therapie  ergeben  sich  aus  der  Betrachtung  der  Arten 
von  Kyklitis. 

b)  Im  Besonderen. 

Arten  der  Kyklitis. 

Wir  bei  Iritis  müssen  auch  bei  Kyklitis  die  vorkommenden  Fälle 
zunächst  geschieden  werden  in  solche,  in  welchen  die  Kyklitis  durch 
anatomische  Veränderungen  benachbarter  Organe  eingeleitet  wird,  und 
in  solche,  wo  die  Entzündung  entweder  vom  Corpus  ciliare  ausging  oder 
gleichsam  als  fortschreitend  von  der  Iris  auf  das  Corpus  ciliare  (oder 
gleichzeitig  in  beiden  Gebilden)  bemerkt  wird.  In  die  erste  Reihe  (indu- 
cirte  Kyklitis)  gehören  zunächst  jene  Fälle,  wo  sich  Kyklitis  (mit  serösem 
Exsudate)  in  Folge  von  Pupillarabsehluss  (pag.  229),  von  ektatischen 
Hornhautnarben  mit  vorderer  Synechie  (pag.  142)  oder  wegen  Ektopie 
der  Linse  entwickelt,  und  weiterhin  die  Fälle,  in  welchen  Kyklitis  mit 
eitrigem  Exsudate  durch  Keratitis  suppurativa  inducirt  wird. 

Die  Fälle  primärer  Kyklitis  oder  Iridozyklitis,  welche  die 
zweite  Reihe  bilden,  können  durch  dieselben  ätiologischen  Momente  be- 
dingt sein,  welche  wir  bei  der  substantiveil  Iritis  kennen  gelernt  haben, 
und  sind  daher  in  analoger  Weise  zu  bezeichne];.  Es  erscheint  demnach 
nicht  nöthig,  die  Momente  zu  recapituliren,  auf  welche  sich  die  Unter- 
scheidung der  Arten  der  Kyklitis  nach  den  ätiologischen  Momenten  gründet. 
wohl  aber  müssen  hier  jene  Causalmomente  näher  erörtert  werden, 
welche  das  Corpus  ciliare  vorzugsweise  in  Entzündung  zu  setzen  pflegen. 

I.   Kyklitis  nach  Verletzungen   des   Bulbus. 

a)  Contusion  (Anprallen  eines  fremden  Körpers  an  die  Gegend 
>1(  Ciliarkörpers  --  an  den  Bulbus  in  toto)  kann  Kyklitis  oder  Irido- 
kyklitis  bewirken,  obwohl  gewöhnlich  nur  die  Zeichen  von  Dehnung 
oder  Zerreissung  (Bluterguss.  Ciliar-  oder  Irismuskellähmung,  Form- 
oder Lageveränderung  der  Linse)  mit  oder  ohne  Reizungszufälle  deutlich 
zum  Vorscheine  kommen. 

Man  kann  nach  der  Einwirkung  einer  stumpfen  Gewalt  auf  den 
Bulbus  möglicherweise  blos  zonenförmige  Ciliarinjection,  Thränenfluss-, 
Lichtscheu.  Schmerzen  im  Auge  und  in  der  Umgebung  mit  mehr  weniger 
deutlicher  Sehstörung  vorfinden,  ohne  Zeichen  von  Exsudation  in  der 
Kammer,  in  der  Iris,  hinter  der  Linse  und  ohne  Spuren  von  Blutaus- 
tretung  in  der  Kammer,  im  Glaskörper,  in  der  Netz-  oder  Aderhaut. 
Die  Pupille    ist    nicht    verengert    und    lässt    sich  auch  durch  Atropin 


Kvklitis  nach  Verletzungen.  260 

regelmässig  und  stark  erweitern.  Nach  2  3  Wochen  (unter  Atropin 
und  Schutzverband)  sah  ich  diese  Zufälle  (in  2  Fällen)  allmälig  und 
ohne  weiteren  Nachtheil  zurückgehen.  Auch  wenn  Meli  überdies  1 1  \  | n ►— 
pyon  hinzugesellt  hat,  kann  noch  immer  auf  vollständige  Genesung  ge- 
rechnet werden. 

b)  Penetrirende  Wunden  in  der  Region  des  (Ziliarkörpers  können 
an  und  für  sich  (vermöge  ihrer  Grösse  und  Tiefe)  zu  Kvklitis  fuhren 
und  besonders  durch  weitgreifende  Schrumpfung  der  Narbe  und  ihrer 
Umgebung  nachtheilig  wirken;  sie  induciren  aber  viel  öfter  eine  eitrige 
K"  \  k litis  durch  Sprengung  oder  durch  Verunreinigung  der  Wunde  (bei 
oder  nach  der  Setzung  derselben);  in  anderen  Fällen  ist  es  die  Ein- 
klemmung einer  Partie  von  der  Iris,  von  Kapsel-  oder  Linsenfrag- 
menten, seltener  von  Glaskörper,  welche  bald  eine  acute,  bald  eine 
chronische  Kvklitis  (Kykloiritis)  verursacht. 

Oeffcer  als  zufällige  Verletzungen  bieten  uns  verschiedene  opera- 
tive Eingriffe  Gelegenheit,  den  Einfluss  penetrirender  Wunden  zu 
studiren.  In  einer  Reihe  von  Fällen  peripherer  Linearextraction  oder  von 
Iridektomie  (Einstich  im  Skleralhord)  kann  man  bei  genauer  Besichti- 
gung der  Bindehautwunde  am  1.  oder  2.  Tage  erkennen,  dass  die  be- 
ginnende Iritis  oder  Iridokyklitis  von  Eiterung  der  Wunde  aus  an- 
geregt wurde.  In  der  Regel  sind  es  Schmerzen  (zunächst  flüchtige  Stiche, 
nicht  unmittelbar  mich  der  Operation,  sondern  mehrere  Stunden  später), 
welche  den  Ausbruch  der  Entzündung  ankündigen,  und  welchen  reich- 
lichere Thränen-,  später  auch  Schleimabsonderung  der  Bindehaut  nach- 
folgt; doch  gibt  es  auch  Fälle,  wo  der  Beginn  des  Processes  durchaus 
nicht  durch  Schmerzen  angekündigt  wird.  Allmälig  beginnt  die  Cutis 
von  den  Lidrändern  her  zu  schwellen  und  röther  zu  werden.  Zeigt  sich 
dann  bei  mehr  weniger  Ciliarinjection  rings  um  die  Cornea  Trübung 
di  Kammerwassers,  wenn  auch  vielleicht  nur  bei  focaler  Beleuchtung 
deutlich  sichtbar,  so  hat  man  es  sicher  mit  Iritis  oder  Iridokyklitis  zu 
thun.  Eiteransammlung  in  der  Kammer,  zu  unterst  (als  Hypopyon)  oder 
ringsum  im  vorderen  Iriswinke]  (auch  Ringabscess  genannt)  so  wie  deut- 
lich ödematöse  Schwellung  der  Conjunctiva  bulbi  (Chemosis)  lassen  keinen 
Zweifel,  dass  nebst  der  Iris  auch  das  Corpus  ciliare  entzündet  sei.  Um 
dieselbe  Zeit  (etwas  früher  oder  später)  greift  die  Entzündung  von  der 
Wunde  her  ins  Gebiet  der  Cornea  ein  und  bedroht  diese  mit  partieller 
oder  totale]-  eitriger  Infiltration  und  Consumtion. 

In  manchen  Fällen  -  -  und  diese  können  als  relativ  günstig  be- 
zeichnet werden  —  bleibt  die  Infiltration  der  Cornea  nur  auf  ein  Segment 
oder  einen  Sector  nächst  der  Skleralwun.de  beschränkt,  wird  jedoch  nach- 


270  Ciliarkörper. 

träglich  die  Wölbimg  auch  der  durchsichtig  gebliebenen  Partie  durch 
die  nachfolgende  Einziehung  (eigentlich  Schrumpfung)  der  Narbe  mehr 
weniger  abgeflacht  oder  runzlich  gefaltet.  Die  Pupille  wird  in  solchen 
Fidlen  immer  mindestens  durch  eine  dünne  Membran  verschlossen  und 
gegen  die  Sklcralnarbe  hin  verzogen;  oft  hat  sich  aber  eine  recht  mächtige 
Exsudatschwarte  entwickelt,  welche  nicht  nur  die  Pupille  abscMiesst, 
sondern  auch  die  Hinterfläche  der  Iris  ganz  oder  grösstenteils  über- 
zieht. Erfolgte  dieser  Ausgang  Dach  Verlust  (Extraction)  der  Linse,  so 
können  Kapsel-  und  Linsenrudimente  mit  solchen  Exsudatlagen  vereint 
ein  dichtes  Diaphragma  hinter  der  Iris  bilden.  Solche  Augen  können  lange 
nach  abgelaufener  Entzündung  deutliche  Lichtempfindung  (selbst  nach 
allen  Seiten)  zeigen,  aber  auch  in  allmälige  Erblindung  durch  Druck- 
steigerung (wegen  seclusio  pupillae)  oder  durch  Netzhautabhebung  (wegen 
Schrumpfung  des  Glaskörpers)  verfallen.  In  jedem  Falle  inuss  man 
darauf  gefasst  sein,  dass  der  Glaskörper  verflüssigt  sein  werde. 

In  den  ungünstigeren  Fällen  kommt  es  zu  weiter  ausgedehnter  oder 
totaler  suppurativer  Zerstörung  der  Cornea  oder  doch  zu  reichlicherer 
Eiterbildung  seitens  des  Corpus  ciliare  und  der  Iris;  es  entwickelt  sich 
unter  chemotischer  Schwellung  der  Conjunctiva  bulbi  und  in  der  Kegel 
auch  unter  sehr  heftigen  Schmerzen  eine  eitrige  Kyklitis,  deren  Pro- 
dukt auf  den  vorderen  Abschnitt  des  Glaskörpers  beschränkt  bleiben 
kann,  meistens  aber  unter  deutlicher  Protrusion  des  Bulbus  (vermöge 
entzündlich  ödematöser  Schwellung  der  Tenon'schen  Kapsel)  den  ganzen 
Glaskörper    durchsetzt  Panophthalmitis    mit    dem  Endausgange  in 

Phthisis  bulbi. 

c)  In  einer  anderen  Reihe  von  Fällen  geht  der  Anstoss  zur  Ky- 
klitis von  Dehnung  (Zerrung)  des  Uvealtr actus  vermöge  unge- 
höriger Vernarbung  der  Skleralwunde  aus.  Das  unmittelbare  Ver- 
wachsen der  Comeoskleralwundnächen  mit  einander  kann  durch  Zwischen- 
legung  von  Iris,  von  Kapsel-  oder  Linsenfragmenteu,  für  einige  Zeit  wohl 
auch  durch  Glaskörpersubstanz  verhindert  werden.  Diese  Körper  können 
gleich  bei  der  Verletzung  (Operation)  oder  später  (bei  zufälliger  Wund- 
sprengung) in  die  Corneoskleralwunde  gelangen.  Wenn  die  Iris  hügel- 
oder  blasenförmig  vor  der  Skleralöffnung  zu  Tage  liegt  oder  wenn  Fra- 
gmente von  ihr  in  derselben  liegen,  so  ist  es  sehr  leicht,  sie  als  solche 
daselbst  zu  erkennen,  zumal  wenn  eine  Verzerrung  oder  Verlagerung 
der  Pupille  dabei  unschwer  constatirt  werden  kann.  Es  kann  aber  auch 
etwas  Iris  im  Wundkanale  der  Sklera  nächst  der  Descemeti  einge- 
klemmt sein,  ohne  dass  etwas  vor  der  Sklera  offen  zu  Tage  liegt.  Man 
ist  dann  behufs  der  Diagnosis  blos  auf  die  Lage  der  Iris,  respective  der 


Kyklitis  nach  Verletzungen.  271 

Pupille  angewiesen.  Wenn  blos  Kapsel-  »»der  Linsenfragmente  nächst 
der  inneren  Oeffnung  der  Skleralwunde  in  dieser  haften,  so  kann  bei 
Verletzung  des  Linsensystemes  eine  länger  andauernde  Wulstung  und 
Röthung  der  Wundgegend  wohl  Verdacht  auf  solche  Einklemmung, 
aber  kaum  je  Gewissheit  dafür  geben;  es  seheint  dieser  Zustand 
übrigens  erst  durch  nachträgliches  Hineingedrängtwerden  von  Iris  oder 
Linsenfragmenten  gefährlich  zu  werden. 

Bleibt  Iris  hügel-  oder  blasenförmig  im  Skleralborde 
eingeklemmt,  mich  nachdem  sie  oberflächlich  mit  Narbengewebe 
überkleidet  wurde,  so  kann  sie  leicht  eine  Zerrung  ausüben,  welche  zu 
Kyklitis  mit  serösem  oder  serös-plastischem  Exsudate  und  deren  weiteren 
(pag.  261 — 264)  Folgen  zu  führen  pflegt.  Die  Geschichte  der  Iriden- 
kleisis  und  Iridodesis  hat  zahlreiche  Belege  hiefür  geliefert  ').  Augen 
mit  solchen,  ins  Bereich  der  Sklera  eingreifenden  Irisvorfällen  werden 
aber  mitunter  auch  erst  in  späterer  Zeit  (nach  vielen  Jahren)  von 
eitriger  Kyklitis  (Panophthalmitis)  befallen,  wie  ich  sowohl  nach  sonst 
gelungener,  nur  mit  einem  solchen  Irisvorfalle  geheilter  Extraction  als 
nach  Conjunctivitis  scrofulosa  (mit  eingeheiltem,  zum  Theil  im  Skleral- 
bereiche  liegendem  Irisvorfalle)  gesehen  habe,  ohne  dass  ich  eine  ander- 
weitige Veranlassung  zu  solcher  Kyklitis  zu  eruiren  im  Stande  war. 

Wenn  Zipfel  der  Iris  zwischen  die  Wundflächen  gerathen  und 
deren  Verwachsung  mit  einander  nächst  dem  inneren  Ende  des  Stich- 
oder Schnittkanales  verhindern,  so  kann,  nachdem  die  Wunde  in  der 
Bindehaut  und  im  episkleralen  Bindegewebe  vollständig  geschlossen  ist, 
Kammerwasser  bis  unter  die  letztgenannten  nachgiebigen  Gebilde  vor- 
gedrängt und  überdies  auch  die  in  der  Tiefe  des  Kanales  liegende  oder 
bis  an  die  Conjunctiva  heranreichende  Irispartie  peripher  gezerrt  weiden. 
Dieser  Zustand  ist  von  Graefe  als  cystoide  Narbe  bezeichnet 
worden.  Er  kann  sowohl  nach  Verletzungen  als  nach  Operationen  (Iri- 
dektomie  oder  Extraction)  zeitlebens  fortbestehen,  ohne  weitere  Zufälle 
zu  erregen,  wird  aber  auch  oft  genug  an  sich  oder  nach  Schädlichkeiten, 
welche  an  einem  unverletzten  Auge  spurlos  vorübergehen  würden,  die 
Veranlassung  zu  Kyklitis  mit  serösem  oder  faserstoffig-plastischem, 
selbst  eitrigem  Exsudate. 

Während  Einheilung  von  Iris  in  eine  Cornealöfmimg  nur  dann  zu 
Kyklitis  (mit  serösem  Ergüsse  in  den  Glaskörper)  zu  führen  pflegt, 
wenn  die  Narbe  ektatisch  geworden  ist,  kann  Einheilung  von  Iris  in 
den  Corneoskleralbord  schon  bei  kaum  merklicher  Ektasie  an  der  Stelle 


')  Arlt.  Operationslehre  in  Graefe  et   Saemisch  Handbuch,  pag.  345. 


2  72  Ciliarkörper. 

der  früheren  Wunde  eine  nachtheilige  Zerrung  am  UVealtractus  ein- 
leiten. Durch  die  Fixirung  einer  Partie  Iris  in  einer  Skleralnarhe  wild 
dieselbe  von  der  vorderen  Fläche  der  Ciliarfortsätze  abgezerrt,  der  hin- 
tere Iriswinkel  vergrössert,  seihst  bis  zum  Verstreichen,  die  betreffende 
Partie  also  hei  jedem  Anlasse,  welcher  die  Corneoskleralnarbe  zum 
Nachgehen  zu  bringen  vermag,  mehr  und  mehr  gezerrt.  Die  Pigment- 
lage der  betreffenden  Irispartie  kommt  bei  solcher  Einheilung  in  eine 
Skleralnarhe  nach  vorn  zu  liegen,  die  Iris  wird  also  an  ihrer  Wurzel 
umgeknickt. 

d)  Von  Seite  der  Linse  kann  Kyklitis  (zunächst  mit  serösem 
oder  faserstofftg-plastischem  Exsudate)  angeregt  werden,  wenn  nach 
Verletzungen  (Operationen)  entkapselte,  daher  quellende  Linsensubstanz 
zunächst  die  Iris  oder  auch  das  Corpus  ciliare  mechanisch  insultirt. 
wenn  nach  zurückgebliebenen  Linsenstücken  die  Iris  mit  der  Kapsel 
verwächst  und  dann  die  schrumpfende  Masse  einen  centripetalen  Zug 
auf  die  Ciliarfortsätze  ausübt  (mittelst  der  Zonula),  oder  wenn  die 
luxirte  und  mehr  weniger  dislocirte  Linse  permanent  (durch  Druck) 
oder  stossweise  (dadurch,  dass  sie  hei  stärkeren  Excursionen  gegen  den 
Uvealtractus  geschleudert  wird)  gleichsam  als  fremder  Körper  wirkt. 
In  Fällen  angeborener  Linsenluxation  ').  welche  sich  von  blosser  Ektopie 
(mit  mehr  weniger  Schrägstellung  der  Linse)  dadurch  unterscheiden,  dass 
die  von  der  Kapsel  umschlossene  durchsichtige  Linse  ihren  Ort  wech- 
selt und  bald  hinter  bald  vor  der  Iris  vorgefunden  wird,  besteht  jeder- 
zeit die  Gefahr  der  Erblindung  durch  Kyklitis  mit  serösem  Ergüsse  in  den 
Glaskörper.  Die  Extraction  ist  dann  das  einzig  sichere  Mittel,  ein  solches 
Auge  vor  dem  sicheren  Untergange  (früher  oder  später)  zu  bewahren. 
Ein  Traum, i.  welches  von  einem  sonst  gesunden  Auge  ohne  Nachthell 
vertragen  worden  sein  würde,  kann  bei  mangelhaftem  (angeborenem  oder 
erworbenem)  Zusammenhange  der  Linse  mit  dem  Ciliarkörper  hinreichen, 
Dislocation  der  Linse  und  hiemit  die  Gefahr  von  Kyklitis  herbeizuführen. 

e)  Zu  erkennen,  dass  ein  fremder  Körper  im  Ciliarkörper  oder 
an  dessen  Innenfläche  die  Ursache  einer  Kyklitis  sei,  kann  sehr  leicht 
aber  auch  sehr  schwierig  sein.  Die  Entzündung  kann  mit  der  Verletzung 
in  einer  der  bisher  (a — d)  genannten  Weisen  in  Verbindung  stehen, 
aber  auch  dadurch  bedingt  sein,  dass  ein  fremder  Körper  Reactäon  her- 
vorruft, welche  zur  Einkapselung  oder  zu  Eiterung  fuhrt;  es  kann  in 
späterer  Zeit,  nachdem  der  eingekapselte  Körper  ohne  merkliche  Reiz- 
zufälle Monate  bis  Jahre  lang  im  Auge  verweilte,  plötzlich  oder  allmälig 


')  Arlt,  Krankheiten  II.  B..  pag.  272. 


Kyklitis  nach  Verletzungen.  273 

wieder  Entzündung  durch  denselben  angefaclrl  oder  doch  unterhalten 
werden.  «Jan/  besonders  schwierig,  selbst  unmöglich  kann  die  Diagnosis 
werden,  wenn  bei  mangelhafter  Anamnesis  keine  Zeichen  einer  Ver- 
letzung am  Auge  vorgefunden  werden  können  (spurlose  Vernarbung  in 
der  Sklera). 

Behandlung.  Die  Kyklitis  nach  einer  Verletzung  kann  bereits  ein- 
gi  treten  oder  nach  den  eben  auseinander  gesetzten  Veränderungen  zu 
besorgen  sein. 

a)  Prophylaxis.  Ist  ein  fremder  Körper  bis  in  den  Glaskör- 
perraum eingedrungen,  so  ist  zu  erwägen,  ob  man  Aussicht  habe,  ihn  mit 
Instrumenten  (Eisenstücke  mit  einem  Magneten  --  nach  Hirschberg) 
zu  entfernen,  ohne  zu  viel  Glaskörper  zu  entleeren  oder  den  Uvealtraetus 
übermässig  zu  quetschen  (zu  zerren).  Auf  dauerhafte  Einkapselung  ist 
um  so  weniger  zu  rechnen,  je  grösser  und  schwerer  der  Körper  ist,  weil 
er,  falls  er  nicht  in  der  Wandung  des  Bulbus  festsitzt,  bei  den  Bewegun- 
gen des  Bulbus  relativ  zur  Bulbuswand  verschoben  (geschleudert)  wird. 

Bei  ganz  kleinen  Splitterchen  (von  Metall,  Glas.  Stein),  welche 
schon  in  den  ersten  Tagen  keine  merklichen  Reizzufälle  erregen,  kann 
man  temporisiren,  doch  unter  wochenlanger  Ueberwachung,  bis  das 
Auge  auch  aecommodative  Verwendung  ohne  Spur  von  Reizung  ver- 
trägt; auch  bei  leicht  gereiztem  Zustande  kann  man  unter  strenger 
Einhaltung  eines  entsprechenden  diätetischen  Verhaltens,  Temperirung 
des  Lichtes,  Atropin,  Enthaltung  von  jeder  Beschäftigung  und  Anwen- 
dung von  kalten  Umschlägen  die  Reaction  bis  zur  Beendigung  der  Einkap- 
selung niederzuhalten  suchen,  zumal  wenn  Aussicht  vorhanden  ist,  die 
Function  des  Auges  zu  erhalten.  Ausserdem  aber  wird  es  gerechtfertigt 
sein,  die  frühzeitige  Enucleation  des  Bulbus  zu  "beantragen-,  denn 
es  handelt  sich  in  solchen  Fällen  nicht  blos  um  das  verletzte,  es  handelt 
sich  auch  um  die  Erhaltung  der  Function  des  zweiten  Auges,  welches 
durch  die  von  dem  fremden  Körper  aus  angeregte  Kyklitis  in  die  Gefahr 
sympathischer  Kyklitis  versetzt  wird. 

Als  relativ  günstig  und  die  Enucleation  nicht  sogleich  indicirend  ist 
es  in  manchen  Fällen  aufzufassen,  wenn  die  reactive  Entzündung  zu  reich- 
licher Eiterbildung  führt,  welche  den  fremden  Körper  umgibt.  Es  kann 
dann  geschehen,  dass  der  fremde  Körper,  in  der  Nabe  der  Skleralwunde 
gelegen,  durch  diese  allmälig  herausgedrängt  wird.  In  minder  günstigen 
Fällen  wird  nicht  nur  die  Umgebung,  sondern  der  ganze  vordere  Ab- 
schnitt des  Glaskörpers  (nächst  der  tellerförmigen  Grube)  von  Eiter 
durchsetzt,  nimmt  der  Process  einen  schleppenden  Verlauf  und  kommt 
endlich  mit  mehr  weniger  beträchtlicher  Schrumpfung  des  Bulbus  und 

v.  Ar  lt.  Krankh.  des  Auges.  18 


274  '    Ciliarkörper. 

Abhebung  der  Netzhaut  zum  Abschlüsse;  der  geschrumpfte  Bulbus  kann 
dann  lange  Zeit  in  ruhigem  Zustande  verharren,  oder  auch  (früher, 
später)  neuerdings  von  Keiz-  oder  Eudzündungssymptoinen  befallen 
werden  (nach  einer  äusseren  Schädlichkeit  oder  vermöge  allmäliger 
Veränderungen  des  den  Fremdkörper  umschliessenden  Narbengewebes). 
Und  bierin  liegt  eine  neue  Gefahr  sympathischer  Affection  für  das 
andere  Auge,  welche  die  Enucleation  des  verletzten  erheischt,  sobald 
die  Zeichen  von  Irritation  in  demselben  (spontaner  Schmerz,  Schmerz- 
haftigkoit  bei  Betastung,  Rothwerden  der  Ciliarkörpergegend  bei  längerer 
Besichtigung  oder  Berührung)  auftreten. 

Oefters  erfolgt  die  Elimination  eines  Fremdkörpers  bald  nach  dem 
Eindringen  oder  auch  in  späterer  Zeit  in  der  Weise, .  dass  sich  Kyklitis 
mit  Eiterung  in  stürmischer  Weise  entwickelt,  zur  Durchsetzung  des 
ganzen  Glaskörpers  mit  Eiterung  und  demgemäss  zu  Hervordrängung 
und  zu  Ulibeweglichkeit  des  Bulbus  —  zu  Panophthalmitis  -  führt. 
Vermöge  des  den  fioriden  Eiterungsprocess  im  Bulbus  begleitenden 
entzündlichen  Oedems  der  Tunica  vaginalis  und  der  Conjunctiva  bulbi 
wird  der  Bulbus  gleichmässig  nach  vorn  gedrängt,  ist  die  Action  der 
Augenmuskeln  durch  die  Theilnahme  des  Perimysiums  gehemmt,  bildet 
die  Conjunctiva  einen  Wall  um  die  Cornea  und  schwillt  auch  die  Cutis 
der  Lider  entzündlich  ödematös  an.  Heftige  Schmerzen  und  Photopsien 
(wahrscheinlich  durch  die  rasche  Verdrängung  des  Bulbus  bewirkt)  ge- 
wöhnlich auch  febrile  und  gastrische  Erscheinungen  begleiten  diesen 
Process  wenigstens  während  des  Ansteigens.  In  den  meisten  Fällen 
kommt  es  dann  zum  Durchbruche  der  Sklera  und  zwar  in  der  vorderen 
Zone,  jedenfalls  einige  Millimeter  vor  dem  Aequator.  Die  Stelle,  wo 
der  Durchbruch  erfolgen  werde,  lässt  sich  meistens  schon  einige  Tage 
vorher  an  einer  stärkeren  hügelartigen  Vorwölbung  erkennen.  Sie  ent- 
spricht, wenn  ein  fremder  Körper  im  Inneren  des  Auges  vorhanden  ist, 
nicht  immer  der  Stelle,  wo  er  liegt.  Ein  meridionaler  Einstich  (Schnitt) 
in  die  aufgewölbte  Stelle  kann  den  Process,  wenigstens  die  Schmerzen, 
wesentlich  abkürzen.  Durchschnittlich  kommt  das  schrumpfende  Auge 
nicht  vor  6  Wochen  zur  Ruhe.  Bei  spontanem  Aufbruche  kann  der 
fremde  Körper  abgehen,  ohne  dass  er  bemerkt  wird,  oder  man  findet 
ihn  in  der  Durchbruchsöffnung  haftend,  wohl  auch  frei  im  Bindehaut- 
sacke.  Verschwärung  der  Cornea  pflegt  nur  dann  einzutreten,  wenn  die 
Verwundung  an  der  Cornea  oder  im  Corneoskleralbordo  stattgefunden 
hatte.  Man  findet  an  Augen,  welche  nach  Durchbruch  des  Eiters  durch 
die  Sklera  zusammenschrumpften,  nicht  selten  eine  ganz  reine,  wenn 
auch  kleinere  oder  etwas  verbogene  Cornea  vor. 


Kyklitis  nach  Verletzungen.  275 

Stockt  ein  fremder  Körper  in  der  Linse,  und  hat  sich  die 
Kapselöffnung  nicht  wieder  verlöthet,  so  kann  er  nachträglich  Kyklitis 
dadurch  erregen,  dass  er  bei  fortschreitender  Resorption  der  Linse  in 
die  hintere   Kammer    gelangt.    Man  wird   also  ungesäumt   zu   erwägen 

lullten,    oh  es  möglich   sein  weide,    ihn  sammt  der  ihn   nnischliessenden 
Linse  zu  extrahiren. 

Droht  Kyklitis  vermöge  stürmischer  Quellung  der  Linse,  so 
kann  ein  operativer  Eingriff  nöthig  werden.  Die  Gefahr  kündigt  sieh 
zunächst  durch  ringförmige  Ciliarinjection,  gesteigerte  Empfindlichkeit 
gegen  das  Tageslicht  und  Schmerzhaftigkeit  an,  und  kann  jetzt  noch 
oft  durch  Eisumschläge  (allenfalls  nach  einer  örtlichen  Blutentleerung), 
Atropin,  Temperirung  des  Lichtes  beschwichtiget  werden.  Sobald  sich 
indes  der  Bulbus  härter  anfühlt  oder  gar  schon  ödematöse  Schwellung 
der  Conjunctiva  bulbi  dazutritt,  muss  man  die  schnittweise  Eröffnung 
der  Kammer  (Punctio  corneae)  vornehmen,  um  entweder  blos  Kammer- 
wasser zu  entleeren  (und  von  Zeit  zu  Zeit  wieder  abzuzapfen),  oder 
auch  die  Linse  zu  entfernen  (mit  oder  ohne  Iridekto'mie,  durch  eine 
grössere  oder  kleinere  Wunde,  je  nachdem  ein  harter  Linsenkern  vor- 
handen ist  oder  nicht).  Bei  diesen  Encheiresen  ist  ganz  besonders  dar- 
auf zu  achten,  dass  nichts  von  der  (gewöhnlich  klebrigen)  Linsensub- 
stanz, von  der  Kapsel  oder  von  der  Iris  nachträglich  im  Wundkanale 
eingeklemmt  bleibe.  Wo  man  Aussicht  hat,  durch  blosse  Abzapfung  des 
Kammerwassers  mittelst  einer  2—3  Mm.  langen  Oeffnung  (und  nöthi- 
genfalls  durch  Wiederholung)  die  nöthige  Entspannung  bis  zu  weiter 
fortgeschrittener  Linsenresorption  zu  erzielen  -  -  und  das  ist  meistens 
bei  jugendlichen,  nicht  über  25  Jahre  alten  Individuen  der  Fall  — 
meide  man  die  ganze  oder  theilweise  Entleerung  der  Linse,  welche  eine 
grössere  Wunde  erheischt.  Ist  bereits  Chemosis  eingetreten,  so  kann 
schon  die  Technik  der  Iridektomie  oder  der  Extraction  auf  grosse 
Schwierigkeiten  stossen,  und  ist  es  jedenfalls  zweifelhaft,  ob  die  bereits 
in  Gang  gesetzte  Kyklitis  werde  aufgehalten  werden. 

Augen  mit  permanent  oder  von  Zeit  zu  Zeit  in  der  vorderen 
Kammer,  oder  mit  excentrisch  gelagerter,  fixirter  oder  hin  und  her 
wandernder  Linse  können  nur  durch  die  Extraction  derselben  (mei- 
stens am  sichersten  mit  dem  Lappenschnitte  und  einem  löffeiförmigen 
Tractionsinstrumente)  noch  gerettet  werden. 

W unden  an  der  Co meoskleral grenze  oder  unweit  davon  in 
der  Sklera  können  dadurch  zu  Kyklitis  führen,  dass  von  der  Conjunctiva 
aus  (wegen  Verunreinigung  —  [nfection  —  oder  wegen  Nichtaneinander- 
schliessens  der  Ränder)  Eiterung  beginnt,  oder  dass  an  der  Innenfläche 

18  * 


276  Ciliarkörper. 

des  Ciliarkörpers  vermöge  grosser  Ausdehnung  (Länge)  der  Wunde  eine 
ausgebreitete  Exsudation  mit  nachfolgender  Schrumpfung  entsteht,  meistens 
aber  dadurch,  dass  rasche  und  feste  Vernarbung  durch  Zwischenlafferung 

O  Do 

von  Iris,  Kapselstücken  oder  Linsenfragmenten  (vielleicht  auch  durch 
Glaskörperstroma)  verzögert  oder  verhindert  wird  und  dann  Zerrung 
oder  Dehnung  am  Uvealtractus  entsteht.  Hieraus  ergibt  sich,  worauf 
der  Arzt  bei  Verletzungen  und  bei  Operationen  zu  achten  habe,  um 
Kyklitis  so  viel  als  möglich  zu  verhüten.  Was  zunächst  die  Bindehaut- 
wunde  betrifft,  so  ist  sorgfältige  Reinhaltung  und  möglichst  genaue 
Adaptirung  der  Wundränder  anzustreben.  Blutgerinnsel,  Linsenreste, 
Pigment  oder  Zipfel  von  der  Iris  sind  in  geeigneter  Weise  zu  beseitigen. 
Auf  Blennorrhoe  des  Thränensackes  ist  Rücksieht  zu  nehmen.  (Vergl. 
Keratitis  p.  161).  Bei  allen  Operationen,  wo  Iris  excidirt  werden  muss, 
soll  die  Excision  im  Momente  der  höchsten  (ohne  Gefahr  der  Dialysis 
zulassigen)  Spannung  vorgenommen  werden,  weil  sich  dann  die  nicht 
abgeschnittenen,  mit  in  die  Wunde  hereingezogenen  Theile  leichter  aus 
derselben  zurückziehen,  und  überdies  soll  nachher  nachgesehen  werden, 
ob  die  Sphinkterenden  des  Coloboms  gleichweit  vom  Centrum  abstehen, 
nicht  eines  (oder  beide)  gegen  die  Wunde  hingezogen  erscheinen.  So- 
bald der  Stand  der  Sphinkterenden  auf  Einklemm  ung  von  Iris  in 
der  Wunde  schliessen  lässt,  soll  mau  die  Iris  mit  dem  Daviel'schen 
Löffel  zu  reponiren  bemüht  sein,  was  bei  Fixirung  des  Bulbus  ohne 
Gefahr  geschehen  kann.  Besteht  eiu  ins  Bereich  der  Sklera  hinein- 
greifender Irisvorfall,  so  versuche  man  ihn  nach  den  pag.  153  gege- 
benen Grundsätzen  zu  behandeln,  um  eine  flache  und  resistente  Narbe 
zu  erzielen;  wo  jedoch  eine  solche  nicht  erreicht  wird,  werde  wo 
möglich  knapp  daneben  eine  Iridektomie  vorgenommen.  Bei  cystoiden 
Narben  genügt  mitunter  eine  knappe  Abkappung.  um  eine  feste 
flache  Narbe  zu  erzielen;  in  manchen  Fällen  muss  ein  Einstich  wie 
zur  Iridektomie  an  der  peripheren  Seite  neben  der  Cyste  gemacht 
werden,  um  den  mit  dem  peripheren  Theile  der  Narbe  verwachsenen 
[risstumpf  zu  durchschneiden  und  so  viel  als  möglich  frei  zu  machen. 
und  erst  dann  so  viel  als  nöthig  von  der  zusammengefallenen  Cyste 
zu  excidiren. 

ß)  Ist  die  Kyklitis  bereits  im  Anzüge  oder  in  vollem 
Gange,  und  hat  man  der  Causalindication  so  weit  als  möglich  Bech- 
nung  getragen,  so  kann  man  durch  Antiphlögose  (örtliche  Blutentzie- 
hung, kalte  Umschläge,  kühlende  Abführmittel  und  entsprechendes  Re- 
gimen) das  Steigen  der  Entzündung  zu  verhindern  streben.  Atropinein- 
träufiungen    sind    nur    so    lange    von  Nutzen,  als  sie  Erweiterung  der 


Kyklitis  sympathica.  27  7 

Pupille  bewirken  und  unterhalten.  In  manchen  Fällen  findet  man  nach 
jeder  Application  Verschlimmerung  <\<<±  Zustandes,  namentlich  Steigerung 
der  Schmerzen  oder  Bluterguss  in  der  vorderen  Kammer,  so  dass  man 
sie  weglassen  muss.  In  solchen  Fällen  so  wie  auch  in  jenen,  wo  Hy- 
popyon  auftritt,  leisten  feuchtwarme  Umschläge,  in  Zwischenpausen  von 
einer  oder  mehreren  Stunden  durch  je  15  —  30  Minuten  angewendet, 
noch  die  besten  Dienste.  Von  grosser  Wichtigkeit  ist  das  Verhalten 
des  Kranken  bezüglich  des  zweiten  Auges.  Auch  dieses  soll  in 
temperirtem  Lichte  gehalten  und  in  keiner  Weise  aecommodativ  ver- 
wendet (angestrengt)  werden;  bei  Nichtbeachtung  dieser  Vorschrift 
wird  nicht  nur  die  Entzündung  des  verletzten  Auges  unterhalten  oder 
gesteigert,  sondern  auch  das  zweite  Auge  in  die  Gefahr  sympathischer 
Erkrankung  versetzt.  Tritt  eitrige  Infiltration  im  Glaskörper  auf, 
so  vermögen  nur  noch  feuchtwarme  Umschläge  und  Narcotica  den  Zu- 
stand des  Kranken  zu  mildem.  In  manchen  Fällen  gelingt  es,  die 
Steigerung  zur  PanOphthalmitis  durch  einen  mehrere  Tage  fortgesetzten 
Compressivverband  zu  verhüten.  Sobald  Protrusion  des  Bulbus  ein- 
getreten ist,  darf  die  Enucleation  auf  keinen  Fall  mehr  vorgenommen 
werden;  in  mehreren  solchen  Fällen  ist  ein  lethaler  Ausgang  erfolgt 
(durch  Thrombose)  wahrscheinlich  weil  die  ödematöse  Tunica  vaginalis 
auch  bereis  von  Eiterzellen  durchsetzt  war.  —  Das  Tragen  eines  künst- 
lichen Auges  an  einem  phthisischen  Bulbus,  welcher  noch  nicht  ganz 
zur  Ruhe  gekommen  ist,  noch  spontan  oder  bei  Berührung  schmerzt 
und  sich  leicht  wieder  röthet,  besonders  wenn  nicht  jeder  Verdacht  des 
Zurückgebliebenseins  eines  fremden  Körpers  so  wie  von  Kalk-  oder 
Knochenbildimg  (in  späterer  Zeit)  ausgeschlossen  ist,  muss  als  höchst 
gefährlich  (für  das  2.  Auge)  bezeichnet  werden. 

2.   Kyklitis  (Kykloiritis)  sympathica. 

Wir  bezeichnen  eine  Kyklitis  oder  Kykloiritis  als  sympathisch, 
wenn  als  Ursache  derselben  Kyklitis  des  anderen  Auges  nachgewiesen 
werden  kann.  Ein  durch  Kyklitis  und  deren  spätere  Folgen  geschädigtes 
Auge  gibt  aber  nur  dann  den  Anstoss  zu  sympathischer  Erkrankung, 
wenn  der  Entzündungsprocess  in  demselben  noch  nicht  erloschen  ist  oder 
wenn  ein  solcher,  wenigstens  ein  Reizzustand  im  Uvealtractus  neuerdings 
angeregt  wird,  sei  es  durch  äussere  Schädlichkeiten,  z.  B.  durch  Tragen 
eines  künstlichen  Auges,  sei  es  durch  spätere  Veränderungen  im  Inneren 
dieses  Bulbus,  z.  B.  durch  Kalkablagenmg  oder  durch  Knochenbildung 
in  dem  durch  Kyklitis  oder  Kyklochorioiditis  gesetzten  Exsudate,  durch 
Lageverändenmg  der  Linse  u.  dgl.     Zum  Nachweise  der  sympathischen 


278  Ciliarköiper. 

Natur  einer  Augenaffection  gehört  jedenfalls  ein  anhaltender  oder  doch 
ein  zeitweilig  hervortretender  Entzündungs-  oder  Keizungszustand  im  Uve- 
altractus  des  ersterkrankten  (inducirenden)  Auges,  welcher  sich  durch 
spontan  oder  bei  Betastung  der  Oiliarkörperzone  auftretende  Schmerzen, 
meistens  auch  durch  vermehrte  Ciliarinjection,  durch  gesteigerte  Empfind- 
lichkeit gegen  den  gewohnten  Lichtreiz  und  durch  stärkere  Thvänenab- 
sondenmg  kund  gibt.  Das  inducirende  Auge  kann  bereits  ganz  erblindet, 
selbst  auf  einen  kleinen  Stumpf  zusammengeschrumpft,  aber  auch  noch 
so  weit  sehfällig  sein,  als  es  seine  dioptrischen  Verhältnisse  gestatten. 
Nur  selten  (unter  später  angegebenen  Verhältnissen)  gibt  ein  durch 
Drucksteigerung  vergrößerter  Bulbus  Anstoss  zu  sympathischer  Erkran- 
kung des  anderen.  Bei  nicht  continuirlicher  Schmerzhaftigkeit  des  indu- 
cirenden Auges  machen  manche  Kranke  die  Bemerkung,  dass  die  Eruption 
oder  die  Exacerbation  an  dem  zweiten  Auge  zur  Zeit  oder  bald  nach 
den  Schmerzanfällen  auf  dem  ersten  auftraten. 

Symptome  und  Verlauf.  Diese  Kyklitis  verläuft  in  den  meisten 
Fällen  chronisch,  selten  acut.  Sie  führt  nie  zu  Eiterbildung  im  Glas- 
körper oder  in  der  Kammer;  wenn  auch  anfangs  vorwaltend  seröses 
Exsudat  geliefert  wird,  so  tritt  doch  später  meistens  vorwaltend  plasti- 
sches auf,  und  dieses  ist  es,  welches  das  Auge  im  weiteren  Verlaufe 
mit  Erblindimg  bedroht.  (Vergl.  pag.  261  a.)  Fälle  wo  die  sympathische. 
Affection  blos  zu  seröser  Ausscheidung  in  den  Glaskörper  und  dadurch 
zu  Drucksteigerung  mit  Papillenexcavation  führt,  gehören  zu  den  Selten- 
heiten. Die  sympathische  Natur  in  einem  solchen  Falle  wurde  von  A. 
v.  Graefe1)  dadurch  nachgewiesen,  dass  sofort  nach  Exstirpation  des 
inducirenden  (bedeutend  vergrösserten)  Bulbus  entschiedene  Besserung 
an  dem  mit  Erblindung  durch  Drucksteigerung  bedrohten  Auge  eintrat. 

Der  inducirte  Process  beginnt  mit  gesteigerter  Empfindlichkeit 
gegen  das  gewöhnliche  Tageslicht,  welche  auch  bei  gut  verbun- 
denem inducirenden  Auge  fortbesteht  und  leicht  zu  Illacrimation  führt. 
Zugleich  oder  etwas  später  zeigt  sich  Unverträglichkeit  dieses  Auges 
gegen  Verwendung  zum  Arbeiten  und  allmälig  auch  Hinaus  rücken 
des  Nahepunktes.  Die  Pupille  kann  enger,  aber  auch  autfallend  gross 
sein.  Viele  fangen  dann  auch  an,  über  das  Vorschweben  eines  lichten 
Nebels  beim  Blicke  in  die  Ferne  zu  klagen.  Man  kann  diese  Symptome 
als  prodromale  bezeichnen,  weil  man  um  diese  Zeit  noch  nicht  im 
Stande  ist,  Entzündungsprodukte  nachzuweisen  und  weil  auch  die  allen- 
falls vorhandene  Ciliarinjection  um  die  Cornea  noch  kaum  als  bestimmt 


')  Archiv  f.  Ophth.  III.  b,   442. 


Kyklitis  sympathica.  279 

auf  Entzündung  deutend  ausgesprochen  zu  sein  pflegt.  Wenn  aber  dann 
manifeste  Zeichen  von  Kyklitis  auftreten,  so  kann  man  sich  wohl  erklä- 
ren, dass  die  genannten  Zufälle  schon  die  Zeichen  beginnender  Aifection 
der  Ciliarnerven  dieses  Auges  waren  und  dass  der  lichte  Nebel  wahr- 
scheinlich schon  auf  Einwanderung  von  Zellen  aus  dem  Ciliar-  in  den 
Glaskörper  beruhte,  welche  nur  noch  zu  spärlich  waren,  um  mit  dem 
Augenspiegel  gesehen  zu  werden  oder  die  Sehschärfe  merklich  herabzu- 
setzen. Die  Prodromalsymptome  können  verschwinden,  ohne  dass  es  zum 
Ausbruche  der  Entzündung  kommt;  sie  können  auch  Monate  und  Jahre 
lang  den  Kranken  zu  jeder  Beschäftigung  trotz  intacter  Sehschärfe  un- 
fähig machen,  bis  sie  endlich  durch  die  Enucleation  des  inducirenden 
Auges  bleibend  beseitigt  werden '). 

Die  Entzündung  ist  sicher  vorhanden,  wenn  sich  bereits 
Exsudat  nachweisen  lässt.  Abgesehen  von  der  zunächst  dioptrisch  be- 
dingten Herabsetzung  der  Sehschärfe  gibt  uns  die  Untersuchung 
mit  dem  Augenspiegel,  namentlich  mit  dem  lichtschwachen,  Auskunft 
über  den  Zustand  des  Glaskörpers,  so  lange  nicht  hintere  Synechien  die 
nöthige  Einsicht  verhindern.  Die  Trübung  des  Glaskörpers,  anfangs 
diffus,  später  körnig  oder  flockig,  kann  schon  nachweisbar  sein,  bevor 
Veränderungen  in  der  Kammer  sichtbar  werden.  Das  Kammerwasser 
kann  durch  Faserstoffbeimengimg  leicht  getrübt  sein  und  die  Pupille 
minder  schwarz  erscheinen  machen.  Die  Ausscheidung  von  Exsudat  in 
den  Kammerraum  wird  meistens  erst  durch  Präcipitate  an  der  I)e- 
scemeti  oder  durch  einzelne  hintere  Synechien  manifest.  Die  Setzung 
dieser  Exsudate  kann  ganz  allmälig  und  so  zu  sagen  unvermerkt 
erfolgen,  besonders  wenn  sie  nicht  von  auffallender  Ciliarinjection  be- 
gleitet wird2);  sie  kann  aber  auch  in  ganz  unproportionirtem  Masse  durch 
die  heftigsten  ausstrahlenden  Schmerzen,  unerträgliche  Lichtscheu 
und  intensive  Röthe  rings  um  die  Cornea  die  Geduld  des  Kranken  wie 
des  Arztes  hart  auf  die  Probe  stellen,  indem  dieser  Zustand  wochen- 
lang anhält,  bevor  eine  Eemission  eintritt.  Während  des  Fortschreitens 
des  Exsudationsprocesses  kann  die  Spannung  des  Bulbus  eine  Zeit 
lang  deutlich  erhöht  sein ;  allmälig  aber  und  meistens  sehr  bald  nimmt 
sie  ab,  und  schliesslich  werden  solche  Bulbi  weicher  und  verfallen, 
wenn  nicht  Stillstand  (bei  nahezu  normaler  Spannung)  eintritt,  unrettbar 
der  Schrumpfung  (mit  Amaurosis  durch  Netzhautabhebung).  Einschrän- 


')   Yergl.  Hirschberg  in  A.  f.  0.  XXII.  3,  p.  136. 

")  Solche  Fälle   wurden  oft  als  Iritis  serosa  bezeichnet;  sie  sind  die   minder 
gefährlichen. 


280  Ciliarkörper. 

kung  des  Gesichtsfeldes  kann  wahrscheinlich  auch  durch  Fort- 
schreiten der  Entzündung  vom  Corpus  ciliare  auf  die  angrenzende  Partie 
der  Ader-  und  Netzhaut  bedingt  werden. 

Sobald  hintere  Synechien  aufgetreten  sind,  kaun  das  Krankheits- 
bild leicht  den  Eindruck  einer  blossen  Iritis  machen,  daher  die  Affeetion 
auch  häufig  als  Iritis  sympathica  beschrieben  wurde.  Im  weiteren  Ver- 
laufe, namentlich  wenn  es  zu  ringförmiger  Synechie  gekommen  ist,  treten 
aber  Veränderungen  in  der  Iris  auf,  welche  bei  Iritis  nach  anderen 
ätiologischen  Momenten  nicht  leicht  vorkommen.  Die  mehr  weniger 
deutlich  verfärbte  Iris  wird  nicht  nur  im  kleinen,  sondern  auch  im 
grossen  Kreise  filzig  aufgelockert  und  von  feinen  Gefässchen  durchzogen, 
dabei  wird  die  vordere  Kammer  durchaus  seichter  und  die  Cornea  schein- 
bar flacher  und  kleiner  (Breiterwerden  des-  dicht  injicirten,  wohl  auch 
geschwellten  Linibus).  Der  Bulbus  ist  jetzt  entschieden  weicher  und 
gegen  Betastung  der  Ciliarkörpergegend  empfindlich,  ringsum  oder  an 
einer  Stelle,  welche  oft  mit  dem  Ausgangspunkte  (Meridiane)  der  indu- 
cirenden  Kyklitis  correspondirt.  Tritt  jetzt  Stillstand  ein,  so  ver- 
liert zwar  die  Iris  das  filzige  und  vascnlarisirte  Aussehen,  aber  sie  wird 
missfarbig,  mehr  schiefer-  oder  bleigrau,  wohl  auch  braun-  oder  dunkel- 
grau-gefleckt ,  und  sie  bleibt  gleichmässig  kuppelartig  vorgewölbt,  weil 
entweder  zwischen  ihr  und  der  Linsenkapsel  eine  Exsudatschwarte  ein- 
geschaltet ist  oder  weil  zugleich  auch  die  Linse  vorgedrängt  ist  (durch 
eine  Exsudatmembran  in  der  tellerförmigen  Grube  (pag.  263).  Wenn 
hingegen  im  Verlaufe  primärer  Iritis  die  Iris  bei  einfachem  Pupillarab- 
schlusse  durch  seröse  Flüssigkeit  vorwärts  gedrängt  ist,  so  zeigt  ihre 
mittlere  Zone  einzelne  Hügel  oder  Buckel  und  der  Bulbus  fühlt  sich 
hart  an  (pag.  22!»).  Wo  keine  Vordrängung  der  Linse  erfolgt,  und  die 
Pupille  nur  durch  eine  dünne  Membran  verlegt  ist,  kann  noch  ein  relativ 
gutes  Sehvermögen  erhalten  werden,  falls  nicht  später  Linsentrübung 
oder  ein  frischer  entzündlicher  Anfall  dazu  kommt.  Auf  diesen  relativ 
günstigen  Ausgang  kann  man  allenfalls  bei  jüngeren  Individuen  noch 
hoffen.  -  -  Wenn  es  gelingt,  den  inducirten  Process  zu  sistiren,  bevor 
es  zur  Bildung  zahlreicher  Synechien  oder  einer  Membran  in  der  Pupille 
gekommen  ist  --  und  das  wird  eigentlich  nur  erwartet  werden  können, 
nachdem  das  inducirende  Auge  enucleirt  worden  oder  von  selbst  iu  Kühe 
gekommen  ist  --  so  kann  ein  solches  Auge  wohl  zeitlebens  in  Statu 
quo  bleiben.  Auch  vollständige  Genesung  ist  dann  möglich. 

Aetiologie.  Die  gewöhnliche,  doch  nicht  die  einzige  Ursache  der 
inducirenden  Kyklitis.  respective  der  sympathischen  (inducirten)  Ent- 
zündung sind  Verletzungen  (Wunden  in  der  Gegend  des  Ciliarkörpers, 


Kyklitis  sympathica.  28  1 

fremde  Körper  im  Inneren  des  Auges).  Periphere  Erisvorfälle  kön- 
nen, wenn  sie  nach  Geschwüren  (Conjunctivitis  scrofulosa,  Herpes  zoster) 
aufgetreten  sind,  in  gleicher  Weise  wie  die  nach  traumatischen  Eingrif- 
fen entstandenen  später  zu  sympathischer  Kyklitis  führen.  Die  Einkap- 
seiung  eines  abgestorbenen  Cysticercus  im  hinteren  Augenraume,  die 
Schrumpfung  plastischen  Exsudates  nach  irgendwie  entstandener 
Kyklochorioiditis,  oder  die  später  erfolgte  Kalkablagerung  (oder 
Knochenbildung)  in  demselben,  so  wie  die  Insultation  der  Ciliarnerven 
durch  eine  dislocirte  (besonders  durch  eine  verkalkte)  Linse  sind  als 
Erreger  sympathischer  Entzündung  beobachtet  wurden.  Mooren1)  führt 
zwar  auch  Netzhautabhebung  (3  Fälle)  als  Ursache  sympathischer 
Erkrankung  an,  bezeichnet  aber  die  reactive,  in  dem  Corpus  ciliare  sich 
localisirende  Entzündung  als  das  vermittelnde  Zwischenglied.  In  den 
wohlconstatirten  Fällen  war  es  also  eine  anhaltende  Zerrung,  welche 
die  Ciliarnerven  durch  schrumpfende  Exsudate  oder  durch  eine  peripher 
eingeklemmte  Irispartie  erlitt,  oder  die  häutig  wiederkehrende  (bestän- 
dige) mechanishe  Insultation  dieser  Nerven  durch  harte  Körper  im 
Inneren  des  Bulbus.  Bei  ektatischen  Zuständen  (Staphylom  der  Cornea, 
und  der  Sklera  im  Bereiche  des  Ciliarkörpers),  welche  nur  ausnahms- 
weise zu  sympathischer  Kyklitis  (mit  serösem  Ergüsse  in  den  Glaskörper 
und  stetiger  oder  zeitweiliger  Drucksteigerung)  führen,  kann  Zerrung  am 
Ciliarkörper  durch  die  Zonula  oder  eine  freigewordene  (wandernde)  Linse 
den  Anstoss  zur  sympathischen  Affection  geben;  durchschnittlich  haben 
aber  in  solchen  Augen  die  Ciliarnerven  durch  die  Drucksteigerimg  ihre 
Leitungsfähigkeit  ganz  oder  grossentheils  verloren;  sie  sind  gegen  Beta- 
stung der  Ciliarkörpergegend  nicht  abnorm,  häufig  sogar  weniger  als  im 
normalen  Zustande  empfindlich. 

A  priori  lässt  sich  annehmen,  dass  schrumpfende  Exsudate  im 
Glaskörperraume  überhaupt,  auch  wenn  sie  nicht  durch  ein  Trauma 
veranlasst  wurden,  zu  sympathischer  Iridokyklitis  des  anderen  Auges 
führen  können;  aber  in  Fällen,  wo  äussere  Veranlassungen  ausgeschlossen 
werden  können,  dagegen  das  Vorhandensein  einer  im  Allgemeinzustande 
liegenden  Ursache  sicher  oder  doch  wahrscheinlich  anzunehmen  ist,  wird 
sich  schwer  entscheiden  lassen,  ob  und  wie  viel  die  Erkrankung  des 
erstergriflfenen  Auges  zur  Erkrankung  des  anderen  beigetragen  habe. 
(Vergl.  pag.  256.)  -  Die  Thatsache,  dass  die  durch  eine  Verletzung 
inducirte  Kyklitis  durchschnittlich  erst  nach  4 — 6  Wochen,  kaum  je 
früher  auftritt,   lässt  sich  sehr  wohl  in  Einklang  bringen   mit  der  Zeit. 


')  Ophtb.  Beobacht.  Berlin  1867.  p.  144  und  155. 


282  Ciliarkörper. 

welche  zu  verstreichen  pflegt,  bevor  der  Schrumpfungsprocess  im  Narben- 
gewebe (um  einen  fremden  Körper,  nach  einer  grösseren  Wunde  u.  dgl.) 
einen  merklichen  Grad  erreicht  hat.  Wir  sehen  das  namentlich  nach 
der  peripheren  Linearextraction,  wenn  auch  nur  eine  leichtere  Kyklitis 
aufgetreten  ist;  solche  Augen  kommen  durchschnittlich  erst  nach  4 — 6 
Wochen  oder  noch  später  in  einen  ruhigen  Zustand  und.  wenn  wegen 
Pupillensperre  oder  Nachstaar  eine  Nachoperation  nöthig  und  vor  dieser 
Zeit  unternommen  wird,  so  läuft  man  Gefahr,  in  einem  solchen  Auge 
neuerdings  Entzündung  zu  erhalten.  Wenn  fremde  Körper  nach  längst 
erfolgter  Einkapselung  oder  Knochenbildung  in  einem  vor  vielen  Jahren 
gesetzten  Exsudate  den  Anstoss  zu  sympathischer  Affection  des  anderen 
Auges  gelten,  so  geschieht  dies  erfahrungsgemäss  nie,  ohne  dass  in  dem 
ersterkraukten  Auge  ein  neuerlicher  Eutziindimgs-  oder  Keizungszustand 
wahrgenommen  wurde  (oder  werden  konnte).  Solche  Umhüllungsmem- 
1  trauen  können  mit  der  Zeit  zerfallen  oder  durch  eine  Erschütterung 
zerrissen  werden,  wie  dies  nach  der  Reklination  harter  Linsen  längst 
bekannt  ist,  und  Kalkconcremente  oder  Knochenstiicke  können  reizen, 
erst  nachdem  sie  grösser  oder  scharfkantig  geworden  sind,  oder  wenn 
sie  zufällig  (durch  eine  von  aussen  wirkende  Gewalt)  eine  Locomotion 
erfahren  haben. 

Dass  Iridozyklitis  des  einen  Auges  Ursache  von  Iridokyklitis  des  anderen 
überhaupt  sein  könne,  ist  —  abgesehen  von  der  häufig  beobachteten  Aufeinander- 
folge nach  Verletzungen  —  dadurch  erwiesen,  dass  in  vielen  Fällen  die  blosse 
Excision  des  ersterkrankten  Auges  genügt  hat,  den  krankhaften  Process  auf  d<  in 
zweiten  zu  sistiren.  Die  Frage,  in  welcher  Weise  die  Uebertragung  der 
Erkrankung  von  dem  einen  Auge  zu  dem  anderen  vermittelt  werde, 
hat  man  in  verschiedener  Weise  zu  beantworten  versucht.  Maken  zie' ).  dem  wir 
die  ersten  genaueren  Angaben  über  die  sympathische  Ophthalmie  verdanken,  be- 
trachtete die  Netzhaul  als  den  Aussrangspunkt  der  entzündlichen  Erscheinungen  in 
dem  sympathisch  ergriffenen  Auge  und  dem  gemäss  den  Sehnerven  gleichsam  als 
Vermittler.  In  meinem  1853  erschienenen  Handbuche5)  habe  ich  angegeben,  dass  bei 
diesem  Leiden  in  manchen  Fällen  mehr  die  Erscheinungen  von  Iritis,  in  anderen 
mehr  die  der  Chorioiditis  (wozu  ich  damals  die  Kyklitis  zählte)  auftreten  und  dass 
das  vermittelnde  Agens  wohl  eher  in  den  Ciliarnerven  als  im  Opticus  (dessen 
Neuralem  bis  zum  Chiasma)  zu  suchen  sein  dürfte.  Für  diese  Ansicht  haben  dann 
EL  Müller').  Donders*),  A.  v.  Graefe5)  und  Bowman  gewichtige  Gründe 
angeführt.  Während  die  beiden  ersteren  sich  besonders  auf  Sectio« sbefunde  stützten. 


')  Pract.  treatise  of  the  Diseases  of  the  eye,  London   1844  und  1854. 

;)  Arlt.  Krankh.  des  Auges.  IL   F.  Prag  1853,  p.  50. 

J)  Müller.  Archiv  f.  0.  IV.  a.  pag.  368. 

*)  De  Maatz,  Jahresbericht  der  Utrechter  Augenheilanstalt    1865. 

')  Archiv  f.  0.  XII.  b.  p.   154  feorrespondirende  Empfindlichkeit.) 


Kvklitis  sympathica.  283 

haben  letzten'  besonders  hervorgehoben,  dass  nacb  Verletzung  des  einen  Auges, 
wenn  sieh  sympathische  Affection  des  anderen  entwickelt,  die  Ciliarinjection  und 
die  Schmerzhaftigkeit  bei  Betastung  <\c*  letzteren  der  Stelle  (dem  Meridiane) 
entspricht,  an  welcher  im  verletzten  Auge  die  Winnie  sitzt.  In  jüngster  Zeit  hat  nun 
Knies'i  aus  einem  Sectionsbefunde  bei  bilateraler  Iridochorioiditis  („Iritis  serosa") 
ohne  traumatische  Ursache  -  )  gefolgert,  dass  der  Entzündungsprocess  von  dem 
Uvealtractus  des  einen  Auges  durch  die  Piaischeide  des  Opticus  zum  Chiasma  und 
von  da  zum  Uvealtractus  des  anderen  Auges  fortschreite  und  dass  es  somit  nicht 
nöthig  sei.  auf  den  Reiz  der  Ciliarnerven  zu  recurriren.  Wenn  die  Erkrankung  des 
zweiten  Auges  dadurch  zu  Stande  käme,  dass  der  Entzündungsprocess  mittelst  der 
Piaischeide  des  N.  opticus  zum  Chiasma  und  von  da  zum  Uvealtractus  des  anderen 
Auges  fortschreite,  also  per  continuum,  so  bliebe  unerklärt,  warum  die  Entzündung 
im  zweiten  Auge  nicht  zuerst  am  Opticus  oder  in  der  eigentlichen  Chorioidea 
bemerkbar  wird  (functionell  oder  ophthalmoskopisch).  Das  Verderbliche  der  sym- 
pathischen AfFection  liegt  durchschnittlieh  in  der  Erkrankung  nicht  des  hinteren, 
sondern  des  vorderen  Uvealabschnittes.  in  der  Schwartenbildung.  Bei  Constatirter 
Entzündung  des  N.  opticus  namentlich  bei  Neuritis  descendens,  ist  ein  Fortschreiten 
der  Entzündung  auf  Corpus  ciliare  und  Iris  nicht  nachgewiesen  worden.  Suppurative 
Chorioiditis  des  einen  Auges  führt  bekanntlich  nie  direct,  sondern  nur.  wenn 
überhaupt,  durch  ihre  späteren  Folgen  (Schrumpfung,  Kalkablagerung)  zu  Ent- 
zündung (Iridokyklitis)  im  zweiten  Auge.  Dieser  Auffassung  steht  meines  Erach- 
tens  auch  die  Thatsache  entgegen,  dass  die  Sehkraft  des  ersterkrankten  Auges,  so 
weit  es  die  dioptrischen  Verhältnisse  gestatten,  erhalten  bleiben  kann,  während 
die  des  zweiten  Auges  gänzlich  vernichtet  ist.  Ein  Bulbus,  welcher  seit  Jahren 
jeder  Lichtempfindung  beraubt,  vielleicht  auch  bereits  auf  einen  unansehnli- 
chen und  schmerzlosen  Stumpf  zusammengeschrumpft  ist,  kann  Veranlassung  zu 
sympathischer  Entzündung  geben,  auch  wenn  keinerlei  Zeichen  von  Entzündung 
seines  (längst  atrophischen)  Uvealtractus,  sondern  blos  Schmerzhaftigkeit  desselben 
bei  Betastung  vorgefunden  werden.  —  Der  Beiz,  welchen  die  Ciliarnerven  in  dem 
einen  Auge  durch  einen  harten  Körper  im  Inneren  (Knochen)  oder  von  aussen 
(künstliches  Auge)  erleiden,  scheint  auf  die  Ciliarnerven  der  anderen  Körperhälftt! 
so  zu  wirken,  dass  in  dieser  zunächst  Cireulationsstörung  und  weiterhin  Entzün- 
dung entsteht.  Die  Winke,  welche  in  jüngster  Zeit  Mooren2)  „über  Gefässreflexe 
am  Auge"  vorläufig  mitgetheilt  hat,  sind  jedenfalls  nicht  unbeachtet  bei  Seite 
zu  legen. 

Beachtenswerth  sind  auch  die  Fälle  von  Mooren3)  und  von  Brecht4)  über 
sympathisch  entstandene  concen frische  Einengung  des  Gesichtsfel- 
des bei  negativem  Spiegelbefunde  und  Mangel  aller  Zeichen  von  Kykloiritis.  Da 
in  dem  von  Brecht  beobachteten  Falle   zunächst  Abnahme   der  Accommodations- 


')  Heidelberger   Vers.    187'-1    u.    Knapp   Archiv    für   Augenheilkunde  1.   Hit. 
pag.  1-  25. 

:)  Mooren  et  Rumpf,  Centralbl.  für  med.  Wissenschaften   1880,  Nr.   19. 

2)  Sympath.  Gesichtsstörungen. 

4)  Brecht.  Archiv  f.  0.  XX.  a.  pag.  97. 


284  Ciliarkörper. 

breite  und  erst  später  Einschränkung  des  Gesichtsfeldes  bemerkt  wurde,  so  liegt 
die  Vermuthung  nahe,  dass  die  sympathische  Affection  doch  zunächst  im  Ciliar- 
körper auftrat,  vielleicht  nur  als  Hyperämie  des  Orbiculus  ciliaris  bestand,  und 
dass  erst  von  hier  aus  die  Peripherie  der  Netzhaut  in  Mitleidenschaft  gezogen 
wurde.  Die  Peripherie  der  Netzhaut,  obwohl  für  Lichteindrücke  unempfindlich, 
reagirte  doch  noch  auf  Druck  von  aussen  mit  den  bekannten  Lichterscheinungen 
(Phosphenen)  und  erlangte  erst  nach  der  Enucleation  des  anderen,  einen  fremden 
Körper  bergenden  Auges  wieder  ihre  volle  Functionstüchtigkeit. 

Die  Prognosis  kann  eigentlich  nur  während  des  Prodromalstadiums 
günstig  gestellt  worden,  wenn  der  Kranke  sich  den  ärztlichen  Rath- 
schlägen  willig  fügt.  Bei  manifester  Entzündung  sind  zu  berücksichtigen : 
a)  Der  Zustand  des  inducirendeu  Auges,  ob  dieses  bereits  in  einen  ruhigen 
(reizlosen)  Zustand  eingetreten  sei,  oder  ob  sich  ein  solcher  mit  Rück- 
sicht auf  den  Befund  erwarten  lasse,  b)  Der  Zustand  des  sympathisch 
ergriffenen  Auges.  Bei  ausschliesslich  oder  vorwaltend  serösem  Exsudate 
oder  so  lange  blos  leichte  Trübung  des  Glaskörpers.  Präcipitate  an  der 
Descemeti.  allenfalls  auch  einzelne,  durch  Atropin  zerreissbare  Synechien 
vorhanden  sind,  kann  man,  Beseitigung  oder  Beruhigung  des  induciren- 
den  Auges  vorausgesetzt,  noch  immer  auf  Rettung  des  sympathisch  er- 
krankten rechnen,  c)  Bei  jugendlichen  Individuen  ist  die  Prognosis  ceteris 
paribus  etwas  günstiger.  —  Je  mehr  die  Zeichen  von  Schwartenbildung 
zwischen  Iris  und  Kapsel  ausgesprochen  sind,  je  mehr  die  Iris  filzig  oder 
von  Gefässen  durchzogen,  je  manifester  die  Abnahme  der  Spannimg  des 
Bulbus  und  die  Zeichen  von  Einengung  des  Gesichtsfeldes  hervortreten, 
desto  sicherer  gellt  der  Bulbus  dem  Ruine  entgegen,  auch  wenn  das 
inducirende  Auge  entfernt  wurde  oder  spontan  zur  Ruhe  gekommen  ist. 
Die  in  dem  sympathisch  erkrankten  Auge  bereits  eingetretenen  Verän- 
derungen sehreiten  dann  selbständig  bis  zur  Vernichtung  der  Seh- 
kraft fürt. 

Behandlung1.  Zur  Verhütung  können  wir  vieles,  zur  Behebung 
meistens  wenig  mit  Aussicht  auf  Erfolg  thuu.  Die  Causalindication  fällt 
zunächst  zusammen  mit  dem.  was  über  die  Verhütung  und  Behandlung 
d(  r  indiicirenden  Kyklitis  (pag.  273)  gesagt  wurde.  Sie  erheischt  aber 
auch  ein  besonderes  strenges  diätetisches  Verhalten  des  Kranken, 
sobald  an  dem  einen  Auge  ein  Zustand  vorhanden  ist,  welcher  den 
Ausbruch  einer  Kyklitis  erfahrungsgemäss  befürchten  macht  oder  eine 
solche  schon  herbeigeführt  hat.  Der  warnende  Ausspruch  Beer's  ').  dass 
Viele,  welche  ein  Auge  durch  eine  heftige  Entzündung  verloren  haben, 
auch  auf  dem  zweiten  erblinden,  wenn  sie  die  gewohnte  Beschäftigung 


l)  Augenpflege.  Wien   1802. 


Eyklitis  sympathica.  285 

zu  früh  wieder  aufnehmen,  ist  in  den  neueren  Abhandlungen  über  sym- 
pathische Erkrankung  meines  Erachtens  zu  wenig  beachtet  worden. 
Bevor  in  einem  Auge  mich  einer  schweren  Verletzung  oder  Operation 
die  Reactionserscheinungen  nicht  ganz  oder  nahezu  verschwunden  sind. 
ist  es  gefährlich,  an  diesem  eine  Operation  (Iridektomie  oder  Discission) 
vorzunehmen,  und  ebenso,  das  andere  Auge  grellem  Lichte  exponiren 
oder  gar  zu  Arbeiten  verwenden  zu  lassen  ').  Es  sind  Augen,  welche 
mit  gutem  Erfolge  durch  Extraction  operirt  worden  waren,  auf  diese 
Weise  durch  Einleitung  von  Iridokyklitis  auch  für  das  zweite  Auge 
verderblich  geworden.  Von  der  alten  Hegel,  den  Gebrauch  von  Staar- 
gläsern  nicht  vor  Ablauf  von  mindestens  8  Wochen  zu  gestatten,  wird 
man  nur  selten  eine  Ausnahme  machen  dürfen.  Es  ist  auch  vorgekommen, 
dass  ein  Auge  erst  nach  der  Enukleation  des  anderen  sympathisch 
erkrankte,  obwohl  es  zur  Zeit  der  Operation  noch  keine  manifesten 
Zeichen  von  Iridokyklitis  dargeboten  hatte.  Möglich,  dass  in  solchen 
Fällen  die  Enucleation  nicht  correct  ausgeführt  worden  war,  aber  auch 
möglieh  und  wahrscheinlich  ist  es,  dass  der  Operirte  sich  zu  früh  grellem 
Lichte  oder  anstrengender  Augenarbeit  hingab.  Einen  in  dieser  Bezie- 
hung lehrreichen  Fall  beschreibt  Mooren  (ophthalm.  Beob.  pag.  160); 
was  er  der  Quetschung  des  Sehnerven  -  bei  der  Enucleation  -  -  zu- 
schreibt, kann  mit  gleichem  Eechte  auf  Quetschung  und  Zerreissung 
von  Ciliarnerven  bezogen  werden.  Ich  habe  mich  auch  nie  entschliessen 
können,  nach  der  Enucleation  eines  Auges,  den  Kranken  aus  der  Be- 
handlung zu  entlassen  oder  wohl  gar.  wie  Bader  gerathen  hat,  das 
Travcn  eines  künstlichen  zu  gestatten,  bevor  nicht  alle  Reactionszufälle 
nach  diesem  operativen  Eingriffe  verschwunden  waren. 


')  Himly,  Krankh.  und  Missb.  Berlin  1843.  I.  B.,  p.  450:  ,.Ein  tief  ins  eine 
Auge  dringender  Stich  oder  Hieb ,  welcher  in  diesem  eine  heftige  Ophthalmitis 
universalis  herbeigeführt  hatte,  zieht  durch  letztere  nicht  selten  eine  ganz  ähnliche 
zerstörende  Entzündung  des  anderen,  unverletzten  Auges  nach  sich,  sogar  nachdem 
das  verwundete  schon  längsl  verloren,  wohl  schon  ein  vernarbter  Stumpf  geworden 
ist.  Dies  ist  besonders  dann  der  Fall,  wenn  das  gesunde  Auge  wäh- 
rend der  Krankheit  des  verwundeten  zu  sehr  durch  Sehen,  durch 
Licht  angestrengt,  gereizt  wird.  Wenn  die  sympathische  Augenentzündung 
eist  nach  Wochen  sich  einstellte,  so  mag  neben  der  plötzlichen  ungewohnten 
Anstrengung  auch  die,  nach  Zerstörung  des  verwundeten  Auges  eintretende  Blut- 
congestion  gegen  die  andere  Arteria  ophthalmica  hin,  wahrscheinlicher  aber  eine 
schleichende  Entzündung  des  X.  opticus,  welche  sich  durch  das  Chiasma  auf  den 
anderen  Sehnerven  allmälig  fortgepflanzt,  daran  Schuld  sein."  „Die  Prognosis  ist 
sehr  bedenklich,  die  Prophylaxis  ist  durch  grösste  Schonung  des  unverletzten  Auges 
viele  Monate  lang,  daher  durchaus  nöthig1'. 


286  Ciliarkörper. 

Seit  der  Publication  der  überaus  günstigen  Resultate,  welche 
Prichard  ')  von  der  Entfernung  verletzter  Augen  (nach  Bonnet's 
Methode)  bezüglich  der  sympathischen  Ophthalmie  erhalten  hatte, 
ist  die  Enueleation  des  inducirenden  Bulbus  in  den  Vordergrund 
der  Causalindication  getreten.  Eine  Operation,  welche  die  permanente 
Gefahr  der  Heizung  beseitigt  und  deren  traumatische  Folgen  schon 
nach  8 — 10  Tagen  völlig  geschwunden  sein  können,  hat  sicherlich  ge- 
wichtige Gründe  a  priori  für  sich.  Man  darf  aber  in  Fällen,  wo  die 
sympathische  Entzündung  bereits  im  Gange  ist,  nicht  übersehen,  dass 
die  in  dem  sympathisch  erkrankten  Auge  bereits  gesetzten  Veränderun- 
gen selbst  (an  und  für  sich)  die  Ursache  zum  Fortbestande  und  zum 
Fortschreiten  des  Entzündungsprocesses  abgeben  können  und  leider  sehr 
oft  wirklich  abgeben.  Dies  gilt  ganz  besonders  von  Fällen  mit  Setzung 
reichlichen  plastischen  Exsudates.  Bis  jetzt  haben  wir  wohl  einige  An- 
haltspunkte, aber  noch  keine  allgemein  verlässliche  Zeichen,  wie  weit  die 
Veränderungen  in  dem  sympathisch  erkrankten  Auge  vorgeschritten 
sein  dürften,  um  noch  mit  Aussiebt  auf  Sistirung  des  inducirten  Pro- 
cesses  die  Enueleation  des  inducirenden  Auges  vornehmen  zu  können. 

Der  Werth  der  prophylaktischen  Enueleation  nach  gewissen 
Verletzungen  (vergl.  pag.  273)  steht  unbestritten  fest.  Auch  wenn  bereits 
Prodromalsymptome  sympathischer  Erkrankung  vorhanden  sind,  kann  die 
Enueleation  des  inducirenden  Bulbus  beinahe  mit  Sicherheit  auf  Intact- 
erhaltung  des  zweiten  Auges  vorgenommen  werden.  Wenn  aber  bereits 
manifeste  Zeichen  sympathischer  Kyklitis  oder  Kykloiritis  vorhanden 
sind,  so  ist  der  Erfolg  der  Enueleation  jedenfalls  zweifelhaft,  unter 
Umständen  kann  dieselbe  sogar  nachtheilig  wirken.  Die  Wahrscheinlich- 
keit für  günstigen  Erfolg  ist  grösser,  wenn  die  sympathische  Affection 
nicht  unter  stürmischen  Zufällen,  sondern  mehr  allmälig  auftritt  und 
verläuft,  und  sich  vorzugsweise  durch  diffuse  Glaskörpertrübung,  durch 
Präcipitate  an  der  Descemeti,  durch  einzelne  (noch  zerreissbare)  Syne- 
chien kundgibt;  sie  ist  um  so  geringer,  je  mehr  das  Gewebe  der  Iris 
verändert  erscheint,  je  mehr  Exsudat  den  Pupillarrand  einsäumt,  und 
je  mehr  die  Iris  durch  Schwarten  oder  durch  die  Linse  nach  vorn 
gedrängt  erscheint. 

Aber  auch  bei  geringer  Wahrscheinlichkeit  auf  Erfolg  kann  die 
Enueleation  als  unerlässlich  geboten  sein,  wenn  der  Zustand  des  indu- 
cirenden Auges  ein  solcher  ist,  dass  er  einen  permanenten  oder  zeit- 
weilig wiederkehrenden   Reiz   bedingt    (mit   Grund    befürchten    macht), 


')  Association  Medical  Journal.  October  1854. 


Kvklitis  sympathica.  287 

wenn  er  einen  fremden  Körper,  ein  verkalktes  (verknöchertes)  Exsudat, 
eine  dislocirte  harte  oder  verkalkte  Linse  birgt. 

Ist  dagegen  das  inducirende  Auge  bereits  in  einen  Zustand  völli- 
ger Ruhe  und  Reizlosigkeit  (namentlich  Schmerzlosigkeit  bei  Betastung 
der  Ciliarkörpergegend)  gekommen  und  ist  sein  Zustand  ein  solcher, 
dass  ein  Wiederauffcauchen  von  Entzündung  oder  Reizung  in  seinem 
Uvealtractus  nicht  zu  besorgen  steht,  so  wird  man  besser  thun,  an 
demselben  durchaus  nichts  vorzunehmen,  bevor  das  sympathische  Auge 
nicht  ganz  genesen  oder  doch  von  jedem  Reizzustande  befreit  ist.  Wenn 
das  inducirende  Auge  zwar  noch  schmerzhaft  ist,  aber  Aussicht  gewährt, 
unter  entsprechendem  diätetischen  Verhalten  bald  in  einen  reizlosen 
Zustand  zu  gelangen,  so  wird  es  gerathen  sein,  die  Enucleation  dessel- 
ben wenigstens  so  lange  zu  verschieben,  bis  die  Zeichen  florider  Ent- 
zündung an  dem  sympathisch  erkrankten  vorüber  sind.  Penn  der  Wund- 
reiz, wenn  auch  durchschnittlich  nur  wenig  Tage  andauernd,  kann  doch 
für  das  andere  Auge  nicht  als  absolut  unschädlich  betrachtet  werden. 

Wenn  das  inducirende  Auge  noch  funetionsfähig  ist,  wie 
z.  B.  nach  einer  Skleralberstung  mit  Verlust  der  Linse  und  peripherer 
[riseinklemmimg,  und  wenn  sein  Zustand  nicht  ein  solcher  ist,  dass  die 
Aussicht  auf  Erhaltung  oder  Wiederherstellung  seiner  Functionsfähigkeit 
fehlt  oder  doch  sehr  zweifelhaft  erscheint,  so  wird  man  sich  zur  Enu- 
cleation desselben  wohl  nicht  bestimmen  lassen,  selbst  wenn  noch  keine 
manifesten  Zeichen  sympathischer  Affection  vorhanden  sind,  und  noch 
weniger,  wenn  diese  bereits  in  vollem  Gange  ist,  denn  das  Messe 
offenbar  etwas  Sicheres  oder  doch  nahezu  Sicheres  für  etwas  Unsicheres 
preisgeben. 

Man  hat  das  Abschreckende,  das  die  Enucleation  bietet,  zu  umgehen  gesucht 
durch  die  Abkappung  der  vorderen  Hälfte  des  Bulbus,  durch  die  intraokulare 
Durchschneidung  von  Ciliarnerven,  in  deren  Bereiche  der  inducirende  Bulbus  bei 
Betastung  schmerzhaft  war.  durch  extrabulbäre  Durchschneidung  sämmtlicher  (oder 
doch  der  meisten)  Ciliarnerven.  Diese  Eingriffe  bieten  jedenfalls  viel  weniger 
Sicherheit  des  Erfolges;  die  Vernarbung  kann  neuerdings  zu  Zerrung  und  Reizung 
führen  und  die  wieder  verwachsenen  Nervenstämmchen  werden  wohl  gewöhnlich 
wieder  leitungsfähig,  wie  die  Erfahrungen  bei  Prosopalgie  gezeigt  haben. 

Indicatio  niorbi.  Sobald  eine  sympathische  Entzündung  im  An- 
züge oder  im  Gange  ist,  soll  jede  Reizung  der  Ciliarnerven  durch  die 
Retina  (grelles  Licht,  glänzende  oder  blendende  Objecto,  stärkere  Con- 
traste)  durch  Fixirung  kleiner  Objecto  (starke  Accommodationsanstren- 
gung)  oder  durch  Gemüthsaffecte  (Weinen)  möglichst  hintangehalten  wer- 
den. Durchschnittlich  wird  ein  Wochen  bis  Monate  langer  Aufenthalt  in 
einem  massig  verdunkelten  Zimmer   nothwendig    sein.  Von    Blutentzie- 


288  Ciliarkörper. 

hung,  kalten  oder  warmen  Fonienten,  ist  kaum  etwas  Erkleckliches  zu 
erwarten.  Atropin  ist  nur  so  lange  von  Nutzen,  als  darnach  noch  deut- 
liche, wenn  auch  vielleicht  nur  theilweise  Erweiterung  der  Pupille  be- 
merkt werden  kann.  Auch  von  innerlich  verabreichten  Mitteln  ist  kaum 
ein  directer  Nutzen  zu  hoffen.  Die  Inunctionscur  ist  mehrfach  ange- 
wendet worden,  doch  nur  selten  mit  eclatantem  Erfolge  ').  Ist  Pupillar- 
abschluss  eingetreten,  somit  die  Anzeige  zur  Iridektomie  nahegelegt,  so 
lasse  man  sich  dazu  nicht  bestimmen,  bevor  nicht  mindestens  ein  mehr- 
wocbentlicher  Ruhestand  ununterbrochen  fortbesteht.  -  -  Wenn  das  Auge, 
nachdem  die  Reizzufälle  (Ciliarinjection,  Lichtscheu,  Thränen,  Schmerz- 
haftigkeit)  verschwunden  sind,  bei  Betastung  sich  wieder  röthet  oder 
sogar  an  einer  Stelle  schmerzt,  so  darf  noch  nicht  operirt  werden,  denn 
selbst  im  Falle  des  Gelingens  wird  die  gebildete  Lücke  sehr  bald  durch 
den  wieder  angefachten  Entzünduugsproeess  verschlossen.  Wenn  indes 
in  einem  solchen  Auge  bereits  Einschränkung  des  Gesichtsfeldes  (mit 
einer  Kerzenflamme  nachweisbar)  deutlich  fortschreitet,  so  kann  vielleicht 
doch  nur  durch  eine  Iridektomie  oder  durch  die  Extraction  das  Auge  noch 
von  dem  sicheren  Untergange  gerettet  werden.  In  den  meisten  Fällen 
kann  nämlich  eine  bleibende  Lücke  nur  durch  eine  dem  Wenzel'schen 
Extractionsverfahren  analoge  Operation  erreicht  werden.  Die  Linse  muss 
geopfert  werden,  auch  wenn  sie  noch  nicht  getrübt  ist.  Solche  Augen 
vertragen  selbst  den  gewöhnlichen  Beer'sehen  Hornhautschnitt  ohne 
Gefahr  von  Vereiterung  des  Hornhautlappens.  Es  ist  indes  nicht  nöthig, 
die  Hälfte  der  Cornealbasis  zu  durchschneiden;  Ein-  und  Ausstich  können 
1.5  bis  2  Mm.  unterhalb  des  horizontalen  Meridianes  gemacht  werden. 
Das  Messer  am  besten  ein  Beer'sches  jedoch  an  der  Basis  nur  4 — 5  Mm. 
breites,  wird  gleich  beim  Einstiche  auch  durch  die  Iris  und  durch  die 
dahinter  liegende  Exsudatsch warte  eingestossen ,  dann  gesenkt,  endlich 
durch  die  vordere  Corticalis  bis  zum  Ausstichspunkte  und  bis  zur  Voll- 
endung des  Schnittes  vorgeschoben.  Der  Hornhautlappen,  circa  10  Mm. 
lang,  3 — 4  Mm.  hoch,  gestattet,  eine  Blömersche  Pincette  so  einzu- 
führen, dass  die  eine  Branche  vor,  die  andere  hinter  der  Iris  und 
innerhalb  der  Kapsel  bis  zum  Centrum  vorgeschoben  und  dann  ge- 
schlossen, mithin  Iris,  Schwarte  und  Kapsel  gefasst  werden  kann.  In 
gleicher  Weise  lässt  sich  neben  der  Pincette  eine  feine  Scheere  ein- 
führen, um  erst  an  der  einen,  dann  an  der  anderen  Seite  einen  Schnitt 
zu  führen  und  so  das  Gefasste  in  Form  eines  Dreieckes  zu  excidiren, 
indem  sich  die  Schnitte    oberhalb    des  Centrums    treffen.    Durch    diese 


')  Wecker  in  Graefe  et  Saemisch  Handbuch  IV.  pag.   528. 


Kyklitis  nach  Febris  recurrens.  289 

Lücke  können  4er  Linsenkern  und  die  noch  rückständigen  Corticalmassen 
hitlit  ausgestreift  werden.  Da  der  Schnitt  durchaus  ins  Bereich  der 
durchsichtigen  Cornea  fällt,  kann  man  leicht  controlliren,  ob  der  Wund- 
schluss  nicht  etwa,  durch  Partikelchen  von  der  Corticalis  oder  von 
der  Iris  verhindert  werde.  Die  Tendenz  zur  Verklebung  ist  so  gross 
und  die  Spannung  so  herabgesetzt,  dass  die  Wunde  sehr  leicht  heilt, 
leider  aber  auch  Lücken  in  dem  Diaphragma  selbst  von  mehr  als 
_'  Mm.  Länge  (an  jeder  Seite  des  Dreieckes)  manchmal  wieder  durch 
Exsudat  verlegt  und  verlöthet  werden. 

3.  Kyklitis   (Kykloiritis)    nach   Febris  recurrens. 

Die  Augenentzündung,  welche  in  manchen  Gegenden  (Irland. 
Finnland,  Petersburg,  Moskau,  Berlin,  Oberschlesien)  zu  gewissen  Zeiten 
nach  Hungertyphus  (Febris  recurrens)  epidemisch  beobachtet  und  theils 
wegen  dieses  Vorkommens,  theils  wegen  ihres  Verhaltens  gegen  die 
Therapie  mit  dem  Allgemeinleiden  in  ursächlichen  Zusammenhang  ge- 
bracht, daher  auch  Ophthalmia  postfebrilis  (Makenzie)  genannt  worden 
ist,  erweist  sich,  anatomisch  betrachtet,  als  Kyklitis.  Als  Kyklitis  oder 
Chorioiditis  ist  sie  auch  von  späteren  Beobachtern  ')  aufgefasst  worden, 
während  die  früheren  ")  ihren  Sitz  zunächst  in  die  Netzhaut  verlegt 
hatten.  Während  bei  anderweitig  bedingten  Formen  von  Kyklitis  (bei 
der  traumatischen,  sympathischen,  syphilitischen)  jede  beliebige  Stelle 
des  Ciliarkörpers  den  Ausgangspunkt  bilden  kann,  ist  es  in  den  hieher 
gehörenden  Fällen  allem  Anschein  nach  der  Orbiculus  ciliaris  (Henle), 
d.  i.  die  durch  ganz  eigenthümliche  Gefässanordnung  ausgezeichnete 
flache  Zone  des  Ciliarkörpers,  in  welcher  der  durch  das  Allgemeinleiden 
verursachte  entzündliche  Vorgang  beginnt,  welcher  sich  dann  vorzugs- 
weise nach  vorn  (namentlich  auf  die  Iris)  verbreitet. 

Symptome,  Verlauf.  Die  Augenkrankheit  äussert  sich  zunächst 
durch  Sehstörung.  Diese  ist  zuerst  und  zumeist  durch  Exsudation    in 


')  Est  lancier   in   Helsingfors,  Chorioiditis    nach  Fehris   recurrens.    A.    f.  0. 
XV,  b.   108. 

Blessig  Compte  rendu  du  Congres  period.  d'ophth.  Paris  1807.  pag.  114. 

Logetschnikow,    Entzündung  des   vorderen  Abschnittes  der  Chorioidea 
(des  Ciliarkörpers)  als  Nachkrankheit  der  Febris  recurrens,  A.  f.  0.  XVI.  pag.  333. 

Pelzer,    Erkrankungen    des    Chorioidealtractus    nach    Febris    recurrens, 
Berliner  klin.  Wochenschrift   1872.  Nr.  37. 

-)  Wallace  in  Med.  Chir.  Transactions   Vol.  XIV,  pag.  286,    London  1828. 

Makenzie  (4.  Edition)  traduite   par  Warlomont    et  Te stelin.    Paris 
1856.  T.  II,  p.   102. 

v.  Arlt,  Krankb.  des  Auges.  19 


290  Ciliarkörper. 

den  Glaskörper  bedingt.  Die  Glaskörper tr Übung  kann  ophthalmo- 
skopisch kaum  wahrnehmbar,  aber  auch  so  bedeutend  sein,  dass  sie 
das  ophthalmoskopische  Erkennen  des  Augengrundes  unmöglich  macht. 
Logetschnikow  konnte  in  mehreren  Fällen  auch  Einengung  der 
Accommodationsbreite  nachweisen.  In  manchen  Fällen  scheint  auch 
die  angrenzende  Netzhautpartie  in  Mitleidenschaft  zu  gerathen  und  da- 
durch zu  Einschränkung  des  Gesichtsfeldes  zu  führen.  Aeusser- 
lich  wahrnehmbare  Entzündungserscheinimgen  treten  erst  später  auf. 
Unter  mehr  weniger  deutlicher  Ciliarinjection,  begleitet  von  Licht- 
scheu und  (mitunter  sehr  heftigen)  Schmerzen  entstehen  Trübung  des 
Kammerwassers,  Präcipitate  an  der  Descemeti,  nicht  selten  An- 
sammlung von  Exsudat  in  Form  von  (relativ  geringem)  Hypopyon, 
hintere  Synechien,  seltener  Pupillensperre.  Dabei  ist  die  Spannung 
des  Bulbus  meistens  deutlich  vermindert.  Makenzie  hat  dieses 
Weicherwerden  des  Bulbus  in  einem  Falle  schon  vor  dem  Auftreten  der 
Zeichen  von  Iritis  beobachtet,  und  er  bemerkt,  dass  sich  diese  Spannungs- 
abnahme erst  sehr  spät  nach  dem  Verschwinden  der  entzündlichen  Zu- 
fälle verliere.  Mouches  vo  laut  es  bezeichnet  er  als  eine  constante  Klage 
der  Patienten,  besonders  nach  Abnahme  der  entzündlichen  Zufälle. 

Prognosis.  Diese  ist  relativ  zu  den  traumatischen  und  sympathischen 
Formen  günstig,  wenigstens  so  lange  nicht  durch  Ausbreitung  auf  die 
Nachbargebilde  schwere,  vielleicht  irreparable  Veränderungen  eingetreten 
sind  (Pupillarabschluss,  Cataracta  accreta,  Netzhautabhebimg).  „Die  Zeit 
(sagt  Estlander  1.  c.  p.  139),  welcher  die  Krankheit  bedarf,  um  ihre 
verschiedenen  Stadien  zu  durchlaufen  und  aufzuhören,  ist  je  nach  dem 
Alter  und  den  Lebensverhältnissen  des  Kranken  selbst  verschieden.  Im 
Allgemeinen  scheint  sie  sowohl  ohne  ärztliche  Hilfe  als  besonders  unter 
hinzutretender  Behandlung  bei  Kindern  schwächer  aufzutreten  und 
schneller  vorüberzugehen.  Bei  dem  jüngsten  Patienten,  einem  6  Jahre 
alten  Knaben,  waren  die  Symptome  von  Iritis  vollständig  vorhanden 
und  ziemlich  heftig,  und  dennoch  war  die  Krankheit  nach  19  Tagen  so 
weit  gewichen,  wie  in  anderen  Fällen  gewöhnlich  erst  nach  4 — 5  Wo- 
chen. Lebt  der  Patient  unter  schlechten  Verhältnissen,  so  kann  sogar 
ein  halbes  Jahr  vergehen,  ehe  er  sich  als  genesen  ansehen  darf.  So 
hatte  ein  Kranker,  bei  welchem  sich  nach  einem  halben  Jahre  noch 
Veränderungen  im  Glaskörper  zeigten,  seiner  eigenen  Angabe  nach  keine 
andere  Nahrung  als  schlechtes  Brod,  gesalzene  Fische  und  Kartoffeln, 
dann  und  wann  in  der  Woche  etwas  Milch.  In  den  gewöhnlichen  Fällen 
scheint  jedoch  die  Dauer  des  Krankheitsprocesses  auf  2  bis  3  Monate 
angesetzt  werden   zu  können.  Ist  die  Intensität  von  vorn  herein  nicht 


Kyklitis  nach  Meningitis.  291 

besonders  heftig  und  tritt  nicht  Iritis  hinzu,  so  verlauf!  sie  auch  in 
kürzerer  Zeit.  So  konnte  einer  der  Patienten  ohne  andere  Behandlung 
als  mit  Atropin  nach  6  Wochen  wieder  eben  so  feinen  Druck  lesen,  als 
vor  seiner  Erkrankung." 

Vorkommen,  Ursachen.  Diese  Erkrankung  ist  -  Kinder  bis  zum 
6.  Jahre  ausgenommen  -  in  jedem  Lehensalter,  am  häufigsten  jedoch 
im  Jünglingsalter  beobachtet  worden,  vielleicht  weil  in  dieser  Epoche 
Entbehrimg  der  nöthigen  Nahrung  ungleich  schwerer  vertragen  wird 
als  im  Mannes-  und  Greisenalter.  Die  durch  anhaltende  Entziehung 
des  nöthigen  Nahrungsstoffes  verlangsamte  Circulation  (Herabsetzung 
der  Herzaction)  scheint  Stauung  in  dem  äusserst  feinen  Capillarnetze 
(\e.<  Orbiculus  ciliaris  und  weiterhin  die  entzündlichen  Erscheinungen 
einzuleiten. 

Behandlung.  Das  Hauptaugenmerk  ist  auf  den  allgemeinen  Ge- 
sundheitszustand zu  richten  und  darnach  das  diätetische  Verhalten  und 
die  medicamentöse  Behandlung  (roborirende  Mittel)  einzuleiten.  Die 
örtliche  Behandlung  richtet  sich  nach  den  für  Iritis  gegebenen  Regeln  '). 

4.  Kyklitis  nach  Meningitis. 

In  Folge  von  Meningitis,  namentlich  M.  cerebrospinalis  und  bald 
darauf  oder  erst  nach  einigen  Wochen  entwickelt  sich  eine  Ent- 
zündung an  einem  oder  an  beiden  Augen,  welche  sich  zunächst  durch 
Ciliarinjection  und  leichte  Reizzufälle,  selten  auch  durch  ödematöse 
Schwellung  der  Conjunctiva  bulbi  und  der  Lidränder,  weiterhin  aber 
durch  auffallende  Sehstörung  kundgibt.  Die  Entzündung  beginnt  allem 
Anscheine  nach  in  dem  durch  eigentümliche  Gefassanordnung  ausge- 
zeichneten Orbiculus  ciliaris  mit  der  Bildung  zahlreicher  Eiterkörper- 
chen,  welche  zunächst  an  der  Innenfläche  auftreten  und  weiter  und  weiter 
in  den  Glaskörper  hineinrücken.  Bald  früher  bald  später  treten  auch 
Eiterkörperchen  in  der  Iris  mit  deutlichen  Zeichen  von  Iritis,  oft  auch 


1 )  Aus  manchen  Gebirgsgegenden,  wo  Noth  und  Elend  zu  Hause  sind. 
namentlich  aus  dem  Riesengebirge  und  aus  den  Sudeten,  kommen  zu  verschiedenen 
Zeiten  Leute  mittleren  Alters  (20 — 30  Jahre),  welche  durch  missliche  Verhältnisse 
und  allerhand  Entbehrungen  zumal  bei  sitzender  Lebensweise  auffallend  herabge- 
kommen sind,  mit  bilateraler  Iridozyklitis  in  die  Spitalsbehandlung,  deren  Zustand 
die  grösste  Aehnlichkeit  zeigt  mit  dem  Zustande  jener,  welche  nach  Febris  recur- 
rens das  eben  geschilderte  Leiden  in  etwas  weiter  vorgerücktem  Zustande  darbieten. 
Vorwalten  der  weissen  Blutkörperchen  und  verminderte  Herzaetion  bei  diesem 
Zustande  der  allgemeinen  Ernährung  scheint  den  Anstoss  zum  Ausbruche  der 
Entzündung  im  Orbiculus  ciliaris  zu  geben. 

19* 


292  Ciliarkörper. 

massenhaft  in  der  vorderen  Kammer  (als  transitorisches  Hypopyon  von 
relativ  geringer  Höhe)  auf.  So  lange  nicht  zahlreiche  Synechien  (oder 
eine  Membran  in  der  Pupille)  die  Einsicht  in  die  Tiefe  des  Auges  ganz 
verwehren,  sieht  man  die  Trübung  des  Glaskörpers,  oder  vielmehr,  wirft 
der  hinter  der  Linse  von  Eiter  durchsetzte  Glaskörper  einen  auffallenden, 
grau-  oder  gelbweissen  Reflex  dem  Auge  des  Beobachters  entgegen,  so 
dass  dieser  an  weit  vorgeschrittene  Netzhautabhebung  oder  an  Glioma 
retinae  gemahnt  wird,  obwohl  die  reflectirende  Masse  keine  Spur  von 
Gelassen  und  keinerlei  schwankende  Bewegung  zeigt.  Die  Eiterkörperchen 
scheinen  aber  auch  ins  Bereich  der  eigentlichen  Chorioidea  und  der 
Netzhaut  und  zwischen  diese  Membranen  einzudringen,  denn  es  erfolgt 
sehr  bald  gänzliches  Erlöschen  der  Lichtempfindung.  Die  verfärbte  und 
mehr  weniger  aufgelockerte  Iris  rückt  meistens  sehr  bald  so  nahe  an 
die  Cornea,  dass  man  meinen  könnte,  das  Kammerwasser  sei  durch  eine 
Oeffhung  abgeflossen,  selten  und  wahrscheinlich  erst  in  einem  späteren 
Stadium,  erscheint  die  Iris  theilweise  oder  durchaus  zurückgezogen  und 
deutlich  atrophisch.  Um  die  Zeit,  wo  die  Zeichen  der  Durchsetzung  des 
Glaskörpers  und  die  der  Iritis  deutlich  ausgesprochen  sind,  ist  der 
Bulbus  bereits  entschieden  weicher;  allmälig  wird  er  dann  auch  sicht- 
lich und  messbar  kleiner;  er  schrumpft  endlich  zu  einem  schmerzlosen 
Stumpfe  mit  auffallend  klarer  Hornhaut  und  relativ  tiefer  Kammer 
zusammen.  Durchbruch  des  Eiters  durch  die  Sklera  oder  Cornea  scheint 
hier  niemals  oder  doch  höchst  selten  einzutreten.  Auch  Protrusion  des 
nullius,  charakteristisch  für  floride  Eiterbildung  im  hinteren  Abschnitte, 
ist  (meine  Wissens)  bei  dieser  Entzündung  nicht  beobachtet  worden. 
In  gelinder  abgelaufeneu  Fällen  findet  man  die  Pupille  durch  eine 
dünne  Membran  verlegt,  die  Spannung  des  Bulbus  nicht  merklich  ver- 
ändert, aber  das  Sehvermögen  ganz  oder  nahezu  ganz  erloschen. 

Aetiologie.  Die  Affection  kommt  vorzugsweise  bei  Kindern  (vom 
1.  bis  6.  Lebensjahre)  vor,  öfter  bi-  als  unilateral:  doch  ist  sie  auch  in 
späten  i!  Jahren  (im  10.,  14.,  18.)  beobachtet  worden.  Während  die  meisten 
Autoren  diese  Erkrankung  des  Uvealtractus  als  Fortsetzung  des  menin- 
gealen  Procosscs  mittelst  der  Schwalbe'schen  Lymphbahnen  (Communi- 
cation  des  Subchorioidealraumes  mit  dem  [ntervaginalraume  des  Sehnerven 
und  der  Schädelhöhle)  auffassen,  sprechen  Oeller's  ')  sehr  genau  und 
umsichtig  aufgenommene  Befunde  gegen  diesen  directen  Zusammenhang. 

..Zur  Erklärung  des  Zustandekommens  des  suppurativen  Processes  im  Auge 
sind  wir  auch  nicht  auf  Pilzembolien  angewiesen.  Die  an  manchen  Stellen  geradezu 


')  Knapp's  Archiv  für  Augenheilkunde,  VIII.  B.,   pag.  357. 


Angeborene  rrisanomalien.  293 

grossartige  Thrombosirung  der  Gefässe  durch  förmliche  Säulen  weisser  Blutlcörper, 
die  dadurch  verursachte  Störung  oder  förmliche  Stagnirung  des  circulirenden 
Blutes,  das  sind  Momente  genug,  die  zum  acuten  Zerfalle  der  rothen  Blutkörper- 
chen führen  müssen.  1  >i<-  hieraus  entstehenden  Detritusmassen  werden  wie  die 
Conglomerate  der  weissen  Blutkörper  ebenfalls  zu  thrombosirenden  Pfropfen  und 
eine  reichliche  Diapedese  isi  die  natürliche  Folge.  Dass  gerade  in  der  Pars  plana 
corporis  ciliaris  der  Process  eine  so  fulminante  Eöhe  erreicht,  daran  dürfte 
neben  dem  engen  Maschenwerke  der  vordersten  Capillarschlingen  der  Choriocapil- 
laris  vielleicht  auch  die  Einschaltung  jenes  engsten  Haargefässsystems  eine  wesent- 
liche Schuld  tragen.  In  der  eigentlichen  Chorioidea  ist  der  Process  noch  innerhalb 
enger  Grenzen  beschränkt  geblieben;  die  Leichtigkeit  ausgleichender  collateraler 
Bahnen  hat  die  relativ  noch  nicht  übermässigen  Schwierigkeiten  für  einige  Zeit 
noch  überwunden."  0  eil  er. 

Von  ärztlicher  Behandlung  kann  bei  diesem  Zustande  wohl  kaum 
je  die  Rede  sein;  wurde  blos  ein  Auge  ergriffen,  so  wird  man  sich  bezüg- 
lich des  zweiten  wohl  so  zu  benehmen  haben,  wie  in  Fällen,  wo  sym- 
pathische Erkrankung  des  zweiten  Auges  zu  besorgen  steht,  obgleich 
vorläufig  keine  Beobachtungen  von  sympathischer  Affection  nach  diesem 
(unilateralen)  Leiden  vorliegen.  Bei  leidlich  erhaltener  Spannung  des  Bul- 
bus und  guter  Lichtempfindung  könnte  man  später  die  Iridektomie  vor- 
nehmen. 

5.  Kyklitis  syphilitica  und  6.  Kyklitis  scrofulosa. 

Diese  Affectionen  müssen  hier  deshalb  angeführt  werden,  weil  in 
manchen  Fällen  die  Entzündung  vom  Ciliarkörper  ausgeht  und  erst 
nach  einiger  Zeit  auf  die  Iris  übergreift.  Bei  Syphilis  kommt  es  vor. 
dass  man  ein  Gumma  im  flachen  Theile  des  Ciliarkörpers  deutlich 
sehen  kann,  wenn  sich  die  Pupille  noch  ad  maximum  erweitern  lässt, 
und  bei  Scrofulosis  können  die  Zeichen,  welche  auf  Kyklitis  mit  serös- 
plastischem Exsudate  deuten,  lange  Zeit  vorhanden  sein,  bevor  deut- 
liche Symptome  von  Iritis  auftreten.  Bezüglich  der  Syphilis  geht  schon 
aus  der  Schilderung  der  Iritis  (pag.  247)  hervor,  dass  die  Entzündung 
in  vielen  Fällen  früher  im  Ciliarkörper  als  in  der  Iris  auftritt.  Den 
Sectionsbefund  eines  Auges  mit  einem  Gumma  corporis  eil.  hat  Alt 
in  Knapp \s  Archiv  VI.  15..  pag.  16  beschrieben. 

B.  Nicht  entzün-clliclie  VeräiTderimg-eri  der  Iris 
(des  Ciliarkörpers). 

I.  Angeboren. 

I.  Anomalien  der  Farbe. 

Es  gibt  Individuen,  welche  auf  dem  einen  Auge  eine  sehr  dunkle 
(braune  oder  braunschwarze),  auf  dem  anderen  eine  sehr  lichte  (graue  oder 


294  Iris. 

blaue)  Iris  bei  sonst  normaler  Beschaffenheit  derselben  besitzen;  bei  ande- 
ren ist  nur  die  Hälfte  oder  ein  Sector  der  Iris  anders  gefärbt,  und  manche 
zeigen  nur  eine  dunkel  gefleckte  Iris.  Häufig  findet  man  bei  älteren 
Leuten  mit  lichtfarbiger  Iris  in  dieser  dunkle  (schwarzbraune)  Punkte 
eingesprengt,  ohne  dass  je  eine  Spur  von  Entzündung  im  Uvealtractus 
vorhanden  war.  An  Augen  mit  durchaus  oder  theilweise  sehr  dunkler 
Iris  zeigt  in  manchen  Fällen  auch  die  Sklera  mehr  weniger  ausgebreitete 
tintenschwarze  Flecke. 

Bei  Kakerlaken  ist  die  Iris  so  pigmentarm,  dass  sie  das  vom 
Augengrunde  reflectirte  rothe  Licht  durchscheinen  lässt  und  dass  man 
in  manchen  Fällen  sogar  durch  dieselbe  hindurch  den  Linseurand 
und  die  Ciliarfortsätze  zu  sehen  vermag  (Otto  Becker).  In  manchen 
Fällen  von  Albinismus  nimmt  die  durch  den  Pigmentmangel  gesetzte 
Bleudung  gegen  die  Pubertätszeit  hin  etwas  ab,  theils  durch  Pigment- 
entwickluug,  theils  durch  Dichterwerden  der  Gewebe  (Sklera  und  Uvea). 

2.  Membrana  pupillaris  perseverans. 

Die  Kenntniss  dieses  angeborenen  Zustandes  der  Iris  ist  zunächst 
behufs  der  Unterscheidung  von  Residuen  einer  vorausgegangenen  Iritis 
nothwendig.  Licht-  oder  braungraue  Fäden  erstrecken  sich  von  der  Iris 
in  das  Bereich  der  Pupille  und  ziehen  (einzeln  oder  zu  mehreren)  gegen 
die  Mitte,  oft  darüber  zur  diametral  entgegengesetzten  Stelle.  Manchmal 
bilden  sie  in  der  Pupille  ein  förmliches  Netz  oder  eine  dünne  Membran, 
welche  jedoch  niemals  mit  dem  Pupillarrande  selbst  in  Verbindung 
stehen.  Oft  steht  ein  ins  Bereich  der  Pupille  reichender  oder  diese  quer 
durchsetzender  Faden  durch  radiäre  dünnere  Fäden,  in  welche  er  vor 
der  Iris  sich  spaltet,  mit  dieser  in  Verbindung.  Das  Charakteristische 
besteht  aber  darin,  dass  diese  Fäden  aus  der  Vorderfläche  der  Iris  und 
zwar  an  der  Grenze  zwischen  dem  grossen  und  kleinen  Kreise  der  Iris 
entspringen  und  vor  dem  Sphinkter,  ohne  mit  ihm  verbunden  zu  sein, 
central wärts  verlaufen.  D;^  Spiel  der  Musculatur  der  Iris  wird  also 
durch  diese  Rudimente  der  fötalen  Pupillarmembran  in  keiner  Weise 
behindert,  weder  gegen  verschiedenen  Lichtreiz  oder  Aceommodations- 
impuls,  noch  gegeu  Mydriatica  oder  Myotica,  und  das  Auge  kann  sich 
auch  sonst  ganz  normal  verhalten.  Alfred  Graefo  (A.  f.  0.  XI,  p. 
209)  beschreibt  einen  Fall,  in  welchem  die  persistirencle  Pupillarmem- 
bran Lücken  zeigte,  welche  besonders  bei  weiter  Pupille  eine  Polykorie 
vortäuschten. 


Angeborene  Irisanomalien.  295 


3.  Coloboma  iridis. 


Dio  angeborne  Spaltbildung  der  Iris,  zumeist  mit  nachweisbarer 
Spaltbildimg'  in  der  Chorioidea  und  oft  zugleich  mit  Mikrophthalmus 
vorhanden,  kommt  bald  uui-  bald  bilateral  nach  unten  oder  innen-unten 

iu  verschiedener  Gestalt  und  Ausdehnung  vor.  -  In  den  meisten 
Fällen  ist  der  Zustand  leicht  als  solcher  zu  erkennen.  Die  Gestalt  der 
Pupille  ist  bim-  oder  schlüssellochförmig,  indem  der  Pupillarrand 
unten  bis  nahe  an  oder  ganz  in  den  Ciliarrand  mit  convergirenden 
Schenkeln  verläuft  oder  aber  indem  die  Ränder  der  Lücke  in  ihrem 
Verlaufe  gegen  die  Peripherie  (bis  in  den  Ciliarrand)  mehr  weniger 
divergireu.  In  jedem  Falle  ist  die  Iris  in  ihrer  oberen  Hälfte  merklich 
breiter  (vom  Pupillar-  zum  Ciliarrande)  und  liegt  die  Pupille  schon 
aus  diesem  Grunde  etwas  excentrisch.  Betrachtet  man  den  Sphinkter 
(kleinen  Kreis)  genauer,  so  erscheint  er  da,  wo  die  natürliche  Pupille 
in  die  Lücke  der  Iris  übergeht,  nicht  abgeschnitten,  sondern  an  den 
Rändern  der  Lücke  abwärts  umbiegend  und  erst  allmälig  in  den  scharfen 
Rand  der  Lücke  sich  verlierend,  zuletzt  durch  einen  narbenähnlichen 
lichtgrauen  Streifen  vertreten.  Der  Sphinkter  ist  also  in  solchen  Fällt]! 
mehr  weniger  gegen  den  Ciliarrand  hingezogen  und  fehlt  nur  in  der 
Mitte  des  Coloboms.  Die  Schenkel  des  Coloboms  ziehen,  wenn  dieses  bis 
an  die  äusserste  Peripherie  reicht,  jedesmal  rückwärts  (gleichsam  gegen  die 
Ciliarfortsätze  hin).  Bei  schlüssellochförmigen  Colobomen  läuft  der  Sphink- 
ter zu  beiden  Seiten  der  Lücke  in  ein  stumpfes  warzenähnliches  Anhängsel 
aus ;  auch  hier  streichen  die  scharfen  Ränder  der  Lücke  nach  hinten.  — 
Als  niedrigster  Grad  erscheint  eine  leichte  Einkerbung  des  Pupillar- 
randes,  an  welcher  sich  ein  analoges  Verhalten  des  Sphinkters  nach- 
weisen lässt,  oder  von  welcher  aus  eine  Art  grauer  Raphe  durch  die  Iris 
abwärts  streicht.  Manchmal  erstreckt  sich  von  der  Kerbe  am  Pupillar- 
rande  ein  V-förmiger  Streifen  nach  unten,  welcher  wegen  Mangels  des 
Uvealblattes  daselbst  (wie  ich  aus  Sectionen  weiss)  lichter  erscheint.  - 
Seltener  kommt  es  vor,  dass  die  Lücke  in  der  Iris  von  der  normalen 
Pupille  durch  einen  grauen  Streifen  getrennt  erscheint,  welcher  die 
beiden  Sphinktereuden  brückenähnlich  verbindet  (doppelte  Pupille). 

Diese  Spaltenbildung  erstreckt  sich,  wie  wir  bei  der  Betrachtung 
der  Abnormitäten  der  Chorioidea  sehen  werden,  in  den  meisten  Fällen 
von  der  Iris  durch  den  ganzen  Uvealtractus  in  verschieden  hohem  Grade. 

Das  Iriscolobom,  namentlich  das  birnförmige  setzt  an  und  für  sich 
weniger  Störung  des  Gesichtes,  als  man  erwarten  sollte.  Der  Grund 
der  Sehstörung  ist  vielmehr  in  der  Fortsetzung  der  Spaltbildung,  welche 


296  Iris. 

selbst  die  Papilla  nervi  optici  betreffen  kann,  in  mangelhafter  Ent- 
wicklung des  Bulbus  überhaupt  (Mikrophthalmus)  und  in  Krümmungs- 
anomalien der  Linse  oder  der  Cornea  zu  suchen,  abgesehen  davon,  dass 
die  Energie  der  Sehkraft  auch  wegen  Nichtbetheiligung  eines  solchen 
Auges  am  gemeinschaftlichen  Sehacte  (von  Jugend  auf)  zurück  ge- 
blieben sein  kann.  Nicht  selten  besteht  auch  gleichzeitig  partielle  Linsen- 
trübung, und  die  Zahl  colobomatöser  Augen,  in  welchen  sich  später 
Cataracta  entwickelt,  ist  eine  relativ  häufige. 

Das  Colobom  erscheint  entweder  nur  auf  einem  Auge,  häufiger 
auf  dem  linken,  oder  bilateral  und  in  correspondirender  Richtung.  Die 
angebornen  Abnormitäten,  mit  welchen  zugleich  man  dasselbe  be- 
obachtet hat,  sind,  altgesehen  von  der  Chorioidealspalte:  Mikrophthalmus, 
ovale  Form  der  vor  dem  Colobom  am  Rande  getrübten  Cornea,  Pyra- 
mydenstaar,  Colobom  des  oberen  Lides,  Hasenscharte,  Hypospadias, 
Hydrocephalus.  Enkephalokele.  -  -  In  vielen  Fällen  ist  es  erblich. 

4.  Irideremia  congenita  (Aniridia). 

Der  angeborne  Mangel  der  Iris  ist  öfters  ein  totaler,  als  ein 
partieller;  in  letzterem  Falle  fehlt  die  Iris  unten  gänzlich  und  ist  oben 
nur  ein  Meniscus  von  circa  2  Mm.  Breite  vorhanden,  welcher  die  Hälfte 
oder  nur  ein  Drittel  von  der  Peripherie  der  vorderen  Kammer  einnimmt. 
In  einem  und  dem  anderen  Falle  totaler  Irideremie  kann  man  die  Ciliar- 
fortsätze  und  deren  Hervortreten  bei  der  Accommodation  sehen,  in 
anderen  nicht,  entweder  weil  sie  weniger  entwickelt  sind  oder  weil 
grössere  Breite  des  Comeoskleralfalzes  die  Wahrnehmung  derselben 
1  lindert.  Die  Linse  kann  intact  sein  oder  blos  vordere  oder  hintere 
Polartrübung  zeigen:  sie  scheint  aber  zu  allgemeiner  Trübung  mehr 
disponirt  zu  sein  (ich  habe  in  zwei  Fällen  extrahirt,  in  einem  discindirt); 
auch  ihre  Befestigung  am  Ciliarkörper  und  ihre  relative  Lage  zu  dem- 
selben ist  öfters  abnorm  (nach  vorn,  seitlich  verschoben,  ganz  frei  ge- 
worden) gefunden  worden.  Auch  au  der  Cornea  hat  man  abnorme 
Wölbung,  partielle  oder  weitverbreitete  Trübung  und  unregelmässige 
Form  der  Basis  beobachtet. 

Die  Function  des  Auges  ist  auch  bei  Abwesenheit  der  eben  auf- 
gezählten Nebenveränderungen  eine  unvollkommene,  schon  wegen  der 
Blendung.  Gewöhnlich  gelten  solche  Individuen,  da  der  Zustand  fast 
ohne  Ausnahme  ein  bilateraler  ist.  als  kurzsichtig.  Meistens  leiden  sie 
zugleich  an  Nystagmus  und  an  scheinbarer  Ptosis  des  oberen  Lides. 
Die  Pupille  erscheint  auch  bei  Integrität  der  brechenden  Medien  minder 


Mydriasis.  297 

schwarz    und    zeigl    bei   günstiger  Stellung   des  Beobachters    zum    ein- 
fallenden Tageslichte  das  bekannte  rothe  Aufleuchten. 

In  den  meisten  Fällen  konnte  Erblichkeit  nachgewiesen  werden. 
Stenopäische  Brillen  mit  einer  schmalen  aber  etwas  längeren  (horizontal 
gestellten)  Spalte  wurden  in  einem  Falle,  wo  ich  sie  empfohlen  halle, 
zurückgewiesen,  weil  sich  die  Empfindlichkeit  gegen  das  Tageslicht  all- 
inälig  vermindert  hatte,  vielleicht  auch  weil  sie  unbequem  oder  entstel- 
lend befunden  wurden '). 

II.  Erworben. 

1.  Als  Mydriasis  bezeichnet  man  einen  Zustand  der  Iris  mit 
auffallender  Erweiterung  der  Pupille,  wobei  die  Iris  trotz  genügen- 
der Empfindlichkeit  der  Netzhaut  für  Lichteindrücke  auf  die  gewöhn- 
lichen Impulse  (Licht  und  Schatten,  Accommodation,  Convergeiiz  der 
Sehachsen)  gar  nicht  oder  sehr  wenig  reagirt,  ihr  Gewebe  jedoch  in 
keiner  Weise  verändert  erscheint.  Der  nächste  Grund  hievon  ist  in  ge- 
störter Innervation  -  -  Paresis  des  Sphinkters  oder  Spasmus  des  Dikta- 
tors —  zu  suchen.  Stärkere  Heizung  des  Trigeminus  am  Auge  z.  B.  durch 
Tinct.  opii.  durch  Aetzung  der  Conjunctiva  längs  des  Limbus  mit  Lapis 
infernalis  bewirkt  in  den  meisten  Fällen  momentan  ein  (bald  vorüber- 
gehendes) Engerwerden  der  Pupille.  Die  Pupille  erscheint  weniger  dunkel, 
weil  mehr  Licht  zum  Augengnmde  gelangt  und  also  auch  mehr  Licht 
von  demselben  reflectirt  wird. 

Die  entfernteren  Ursachen  können  sehr  verschiedener  Natur  und 
im  Auge  selbst  oder  in  sehr  entfernten  Organen  zu  suchen  sein.  - 
Wenn  man  an  einem  sonst  normal  aussehenden  Auge  die  Pupille  grösser 
findet,  als  an  dem  anderen'-),  oder  wenn  beide  Pupillen  zugleich  grösser 
erscheinen,  als  sich  nach  dem  Alter,  dem  Kefractionszustande,  der  Be- 
leuchtung und  der  Punctionstüchtigkeit  derselben  erwarten  lässt,  so  hat 
man  Ursache,  an  gestörte  Innervation  seitens  der  Ciliarnerven  zu  denken, 
welche  in  Lähmung  des  vom  Oculomotorius  versorgten  Diktators  oder 
in  spastischer  Contraction  der  vom  Sympathicus  innervirten  Radiärfasern 
bestehen  kann. 


1)  Die  ältere  Literatur  findet  man  bei  Man?  in  Graefe  et  Saeniisch  Hand- 
buch II.  B..  pag.  142.  Vmi  neueren  Beobachtungen  sind  hervorzuheben:  die  von 
Klein,  Brunhuber,  Samelson  u.  Laskiewicz  in  Zehenders  kl.  Monatsblatte 
1877  und  von  Nunnely,  Lauert   1S77  Mai. 

-)  Fälle  mit  differenter  Pupillengrüsse  (von  Jugend  auf)  gehören  zu  den 
Seltenheiten.  Geringe  Differenzen  kommen  bisweilen  bei  differentem  Refractionszu- 
stande  vor. 


298  Ins. 

a)  Intoxicationsmydriasis.  Die  bekannten  Mydriatica  (Präpa- 
rate von  Atropa  belladonna,  Hyoscyamns,  Datura,  Duboisia)  können  von 
der  Conjunctiva  ans  (und  wobl  auch  von  der  Cutis  der  Lider  und  der 
Stirn)  in  das  Innere  des  Bulbus  übergeführt  worden  sein  —  nach  Ein- 
träuflungen,  Urnschlägen,  Salben,  Berühren  mit  verunreinigten  Fingern 
—  oder  sie  sind  in  den  Kreislauf  aufgenommen  worden  —  nach  Ein- 
verleibung in  den  Magen,  in  den  Mastdarm  (Suppositorien),  von  ent- 
fernten Hautpartien  (Pflaster,  Salben,  Einlegen  unter  dem  Nagel  einer 
Zehe)  oder  hypodermatisch  (Injectionen).  Im  ersteren  Falle  kann  die 
Wirkung  eine  unilaterale  sein;  in  letzterem  ist  sie  bilateral  und  ge- 
wöhnlich (nicht  immer)  noch  von  anderen  deutlichen  Intoxicationser- 
scheinungen  begleitet.  Die  örtliche  wie  die  allgemeine  Intoxication  kann 
zufällig  erfolgt  sein;  sie  ist  auch  in  betrügerischer  Absicht  (zur  Vortäu- 
schung schwarzen  Staares)  vorgenommen  worden.  Mydriasis  ist  auch 
nach  Wurstvergiftung  beobachtet  worden. 

Die  Pupille  kann  ad  maximum  erweitert  und  die  vollständig  un- 
bewegliche Iris  auf  einen  kaum  über  1  Mm.  breiten  Ring  zusammenge- 
zogen sein;  sie  kann  aber  auch  eine  von  der  Norm  wenig  abweichende 
Weite  zeigen,  wobei  bereits  einige  Beweglichkeit  bemerkbar  wird.  Je 
mehr  die  pupillenerweiternde  Wirkung  hervortritt,  desto  mehr  ist  auch 
die  Accommodation  lahmgelegt,  wenngleich  Mydriasis  und  Accommoda- 
tionsparesis  zu  Anfang  und  gegen  Ende  der  Arzneiwirkung  nicht  gleichen 
Schritt  hält.  Je  nach  der  Intensität  des  Mydriaticums  und  der  kürzer 
oder  länger  fortgesetzten  Anwendung  kann  auch  die  Wirkung  mehr 
weniger  lange  fortbestehen,  doch  kaum  je  länger  als  8  Tage.  Das  beste 
Antidotum  gegen  allgemeine  Iutoxication  sind  bekanntlich  Morphinin- 
jectionen;  als  örtliches  Gegenmittel  sind  Eserin  und  Pilocarpin  bekannt. 

b)  Mydriasis  als  Folge  von  Steigerung  des  intraoculären 
Druckes  kann  uni-  oder  bilateral  vorkommen,  auch  ohne  dass  äusser- 
lich  am  Bulbus  entzündliche  Symptome  wahrgenommen  werden,  bei  dem 
sogenannten  Glaukoma  simplex.  Beim  entzündlichen  und  namentlich 
beim  acuten  Glaukom  ist  die  Pupille  stets  erweitert  und  starr,  sehr 
häutig  ungleichmässig,  mehr  oval  als  kreisrund.  Die  ungleichmässige 
Erweiterung  kann  indes  -  und  das  ist  häufig  der  Fall  -  -  dadurch  be- 
dingt sein,  dass  ein  mehr  weniger  grosser  Theil  der  Iris  an  einer  oder 
an  einigen  Stellen  wegen  Atrophie  auf  einen  schmalen  Saum  reducirt 
ist.  Die  atrophischen  Stellen  zeigen  eine  schiefer-  oder  bleigraue  Farbe, 
die  Pigmentlage  am  Pupillarrande  gleichsam  vorgeschoben,  den  Unter- 
schied zwischen  grossem  und  kleinem  Kreise  und  die  faserige  Struciur 
der  Iris  überhaupt  verwischt.    Durch  die  Iridektomie  kann  nur  die  Mv- 


Mydriasis.  209 

driasis  rückgängig  gemacht  werden;  versucht  man  die  [ridektomie  an 
einer  atrophischen  Partie,  so  ist  sie,  auch  wenn  sie  gelingt,  ohne  Ein- 
tluss  auf  die  Druckverhältnisse.  -  Diese  Mydriasis,  oft  in  geringem 
Grade  ausgesprochen,  kann  insofern  als  fugax  bezeichnet  werden,  als  sie 
mit  dem  wechselnden  Binnendrucke  steigt  und  fällt,  daher  wohl  auch 
nur  zeitweilig  wahrgenommen  werden  kann. 

e)  Mydriasis  in  Folge  einer  suhitanen  Compression  (Contu- 
sion)  des  Auges  kommt  selten  vor,  ohne  dass  zugleich  andere  Zeichen 
der  Einwirkung  einer  stumpfen  Gewalt  wahrgenommen  werden  können 
(Blut  in  der  Kammer,  Verschiebung  der  Linse,  entzündliche  Beaction). 
Die  verschieden  starke  Erweiterung  ist  meistens  eine  ungleichmässige 
(die  Iris  an  einer  Seite  schmäler).  Dabei  ist  die  Accommodation  gelähmt, 
die  Eefraction  wohl  auch  astigmatisch.  Die  AfFection  beruht  wahrschein- 
lich auf  Berstimg  oder  Dehnung  von  Ciliarnerven  im  Corpus  ciliare,  wie 
sie  Berlin  experimentell  bei  Kaninchen  nachgewiesen  hat.  Da  man  diese 
Veränderungen  nicht  sehen  kann,  lässt  sich  auch  durchschnittlich  keine 
bestimmte  Prognosis  stellen.  Die  Behandlung  ist  in  frischen  Fällen  die 
der  Contusion  überhaupt. 

d)  Die  Annahme  einer  Mydriasis  ex  refrigerio  überhaupt  stützt 
sich  auf  die  Angabe  verlässlicher  Beobachter,  nicht  nur  dass  sie  die 
unmittelbare  Aufeinanderfolge,  sondern  auch  dass  sie  Heilung  nach  blos 
örtlicher  Behandlung,  namentlich  mittelst  des  constanten  Stromes  wie- 
derholt gesehen  haben,  wie  das  ja  auch  bei  Lähmung  einzelner  Augen- 
muskeln, namentlich  des  M.  abducens  nicht  selten  beobachtet  worden  ist. 
Handelt  es  sich  aber  in  einem  gegebenen  Falle  um  die  Bestimmung  der 
Prognosis  und  der  Therapie,  so  erheischt  es  die  Umsichtigkeit  des  Arztes, 
nicht  leichterdings  auf  die  Aussagen  des  Kranken  allein  hin  die  Dia- 
gnosis  zu  stellen,  sondern  Bücksicht  auf  den  Gesammtorganismus  und  auf 
das  Vorleben  zu  nehmen  und  Kefrigerium  erst  dann  als  Ursache  gelten 
zu  lassen,  wenn  andere  Causalmomente  mehr  weniger  sicher  ausgeschlossen 
werden  können. 

e)  Nicht  selten  stellt  sich  Lues  als  Ursache  einer  unilate- 
ralen Mydriasis  heraus,  welche  plötzlich  ohne  äussere  Veranlassung 
oder  auch  angeblich  nach  Verkühlung  entstanden  ist  oder  mit  Glieder- 
schmerzen, die  als  rheumatische  angesehen  werden,  in  Verbindung  ge- 
bracht wird.  Sehr  interessante  Belege  hiefür  hat  Dr.  Alexander  in 
Aachen  gegeben,  welchem  vermöge  seiner  Stellung  ein  reiches  in  dieses 
Gebiet  einschlagendes  Beobachtungsmateriale  zu  Gebote  steht1). 

')  Alexander  über  einseitige  Accommodationslähmung  und  Mydriasis  auf 
syphilitischer  Basis.  Berliner  klin.   Wochenschr.  1878,  Nr.  20. 


300  Iris. 

f)  Leicht  ist  die  Diagnosis  bei  Mydriasis  und  Acconirnoda- 
tiousparesis  nach  Diphtheritis,  welche  immer  bilateral  auftritt1). 
Die  Individuen  gehören  meistens  dem  Kindesalter  an  und  werden  dorn 
Arzte  im  Stadium  der  Beconvalescenz  von  der  Halsaffection  wegen  Seh- 
schwache (nach  Wiederaufnahme  des  Schulbesuches)  vorgeführt.  Oft  wird 
man  schon  durch  die  näselnde  Sprache  auf  die  Untersuchung  des  Gau- 
mensegels gelenkt,  oft  durch  die  Blässe  der  Kinder  zum  Nachfragen 
nach  einer  vorausgegangenen  Krankheit  veranlasst.  In  manchen  Fällen 
erfährt  man  erst  bei  eindringlicher  Nachforschung,  dass  eiue  „leichte 
Halsentzündung  vor  einigen  Wochen"  vorhanden  war,  welche  gar  nicht 
ärztlich  behandelt  wurde.  -  -  Die  Prognosis  ist  durchaus  günstig;  die 
Affection  geht  im  Verlaufe  von  5 — 6  Wochen  zurück,  möglicherweise 
auch  ohne  ärztliche  Behandlung.  Ich  habe  die  Heilung  zu  begünstigen 
gesucht  durch  allgemein  roborirendes  diätetisches  Verhalten,  durch  warme 
(später  kalte)  Bäder,  durch  Präparate  von  China,  Eisen  und  analoge 
Mittel.  Die  Augen  wurden  behufs  massiger  Arbeit  anfangs  durch  stär- 
kere, dann  durch  schwächere  Convexgläser  unterstützt,  bis  die  Accomino- 
dationskraft  wieder  gehörig  erstarkt  war. 

g)  Bei  Mydriasis  und  Accommodationslähmung  mit  gleichzeitiger 
Oculomotoriuslähmung  (eines,  mehrerer,  aller  vom  N.  oculomot. 
versehenen  Muskeln)  findet  man  die  Pupille  wohl  erweitert,  aber  nicht  ad 
maximum.  und  kann  dieselbe  durch  Mydriatica  überhaupt  noch  beträcht- 
lich erweitert  werden.  Diese  Mydriasis  bildet  eigentlich  nur  eine  Theil- 
erscheinung  der  Oculomotoriuslähmung  und  ist  in  prognostischer  und 
therapeutischer  Beziehung  nach  den  Ursachen  dieser  letzteren  zu  beur- 
theilen. 

h)  Die  Mydriasis  bei  amaurotischen  Zuständen  wird  mit  diesen 
zugleich  besprochen   werden. 

Die  Mydriasis  von  überwiegender  Contraction  des  Dila- 
tators  tritt  in  manchen  Fällen  nur  flüchtig  (vorübergehend,  anfallsweise) 
in  anderen  anhaltend  (Wochen,  Monate  lang  und  darüber)  auf,  je  nach 
dem  die  ihr  zu  Grunde  liegende  Heizung  des  N.  sympathicus  eine  vor- 
übergehende oder  eine  permanente  ist.  Als  fugax  ist  sie  bei  Anfällen 
von  Hemicranie,  bei  Geistesstörungen,  bei  Helminthiasis,  als  tenax  bei 
Atfectionen  in  der  Nähe    des  Ganglion    cervicale    supremum  beobachtet 


')  Donders  im  Archiv  luv  holländ.  Beiträge  zur  Natur-  und  Heilkunde.  B. 
II.  Heft  4. 

Jacobson  klin.  Mittheilungen  in  Arch.  f.  0.   XI.  b,  pag.  47. 


Myosis.  301 

worden.    Mehr  hierüber  bei  Förster  in  Graefe  et  Saemisch  Eandbuch, 
VIT.  B.,  126. 

2.  Der  Ausdruck  Myosis  bezeichnet  rinn  tn-v;<  w < >Iim Im  he  Engheil 
der  Pupille  <>ines  oder  beider  Augen,  welche  wegen  Mangels  materieller 
Veränderungen  am  Auge  zunächst  nur  auf  fehlerhafte  Innervation  der 
Irismusculatur  bezogen  werden  kann. 

Die  ganz  reine  und  von  Exsudaten  freie  Pupille,  deren  Durchmesser 
durchschnittlich  auch  beim  Fernblick  auf  1 — 1,5  Mm.  geschätzt  werden 
kann,  lässt  sich  weder  durch  Beschattung  noch  durch  Mydriatica  gehörig 
erweitern,  die  vordere  Kammer  ist  seicht,  die  Accommodationsbreite  nicht 
dem  Alter  entsprechend  gross.  Je  enger  die  Pupille,  desto  mehr  zeigt 
sie  Nachtheile  der  stenopäischen  Brillen:  der  Kranke  braucht  auch  bei 
intacter  Netzhaut  zum  Sehen  stärkere  Beleuchtung  der  Objecto  und 
nimmt  nur  die  in  und  nächst  der  Sehachse  befindlichen  Objecto  wahr, 
ist  daher  auch  schlecht  orientirt  (auch  wenn  kein  Mitleiden  des  Seh- 
nerven vorhanden  ist). 

Die  durch  Medicamente  (Eserin,  Pilocarpin)  hervorgerufene 
Myosis  hält  immer  nur  kurze  Zeit  wenige  Stunden  --an  und  ist 
mit  Einstellung  des  Auges  für  seinen  Nahepunkt  verbunden. 

Im  Säuglings-  und  im  Greisenalter  sind  die  Pupillen  de  norma 
sehr  enge.  Auch  Hypermetropen  haben  durchschnittlich  eine  relativ  enge 
und  scheinbar  nicht  ganz  runde  Pupille.  Leute,  welche  sich  anhaltend 
mit  feiner  Arbeit  beschäftigen,  namentlich  Uhrmacher.  Graveure,  Gold- 
arbeiter u.  dgl.  acquiriren  in  späteren  Jahren  gewöhnlich  eine  auffallende 
fv:gli(it  der  Pupille,  welche  indes  keinen  anderen  Nachtheil  mit  sich 
zu  bringen  pflegt  als  das  Bedürfniss  intensiverer  Beleuchtung  der  Objecte 
oder  stärkerer  Convexbrillen.  In  allen  diesen  Fällen  kann  die  Engheit 
der  Pupille  noch  als  physiologisch  angesehen  werden,  namentlich  wenn 
das  Auge  den  Mydriaticis  keinen  auffallenden  Widerstand  entgegensetzt. 

Die  Myosis  von  spastischer  Contraction  des  Sphinkters 
kommt  zunächst  'bei  Eeiz-  und  Entzündimgszuständen  am  Bulbus  vor 
und  wurde  bei  Besprechung  derselben  bereits  erwähnt.  Auch  die  Veren- 
gerung der  Pupillen,  welche  bei  Meningitis,  vor  apoplektischeu  Anfällen, 
bei  manchen  Vergiftungen  (Alkohol,  Opium,  Nicotiana  etc.)  im  Excita- 
tionsstadium  so  wie  bei  hysterischen  oder  epileptischen  Anfällen  beob- 
achtet wird,  ist  füglich  auf  Reizung  der  den  Sphinkter  iridis  versorgen- 
den Zweige  des  N.  oculomotorius  zu  beziehen,  daher  im  Allgemeinen  als 
transitorisch  anzusehen. 

Die  Myosis  in  Folge  von  Lähmung  des  Halssympath'icus 
kann  isolirt  (wenigstens  als  einzig  auffallendes  Symptom)  auftreten,  wie 


302  Ins. 

in  einem  von  Kaempf ')  beobachteten  Falle  nach  einem  Stiche  in  die 
rechtsseitige  Halsgegend,  oder  im  Vereine  mit  anderweitigen  Erschei- 
nungen, au  der  entsprechenden  Gesichtshälfte,  welche  Homer')  zuerst 
näher  bezeichnet  hat.  Dem  Kranken  und  der  Umgebung  fällt  ein  ver- 
meintliches Kleinerwerden  des  Auges  an  der  kranken  Seite  auf.  Es  wird 
uämlich  die  Lidspalte  (bei  Mangel  jeder  Reizerscheinung)  nicht  gehörig 
geöffnet  wegen  Lähmung  der  von  H.  Müller  3)  beschriebenen  glatten, 
vom  Sympathicus  versorgten  Orbitalmuskelfasern  (M.  palpebralis  superior 
et  inferior  Mülleri);  das  obere  Lid  sinkt  ein  wenig  herab,  wogegen  das 
untere  etAvas  höher  als  sonst  bei  normal  offen  gehaltener  Lidspalte  zu 
stehen  kommt.  Nebst  dieser  Veränderung  der  Lidspalte,  welche  Homer 
als  eine  eigene  Form  von  Ptosis  beschrieben  hat,  findet  man  in  der 
ersten  Zeit  der  Erkrankung  stärkere  Röthung,  erhöhte  Temperatur  und 
vermehrte  Schweissabsonderung  an  der  entsprechenden  Gesichtshaut 
(Stirn),  später  wird  die  betreffende  Gesichtshälfte  blass,  minder 
warm  und  gar  nicht  mehr  schwitzend.  (Bei  einem  Manne  konnten 
wir  diese  frappante  Differenz  in  der  Schweisssecretion  an.  dem  Futter  des 
Hutes  nachweisen).  Dass  diese  Differenz  im  Uebergangsstadium  eine  Zeit 
lang  fehlen  könne,  ist  selbstverständlich.  Minder  deutlich  pflegt  eine  Her- 
absetzung der  Spannung  des  betroffenen  Bulbus  zu  sein,  und  ebenso 
ein  gewisser  Grad  von  Zurückgesunken  sein  desselben  in  die  Orbita. 

Diese  (sehr  seltene)  Affection  ist  sowohl  bei  Männern  als  bei 
Weibern  (meistens  erst  in  der  2.  Lebenshälfte)  beobachtet  worden,  und 
nur  in  einigen  Fällen  konnte  die  entferntere  Ursache  bestimmt  oder 
annäherungsweise  ermittelt  werden.  In  Kaempfs  (leider  oberflächlich 
beschriebenen)  Falle  war  Verwundung  am  Halse  vorausgegangen.  In 
einem  von  F.  von  Willebrand4)  beschriebenen  Falle  wurde  Heilung 
erzielt,  indem  es  gelang,  Drüsenanschwellung  um  und  unter  dem  M. 
sternocleidomastoideus,  von  welcher  auch  zeitweilige  Schmerzen  im  Arme 
angeregt  worden  waren,  durch  Behandlung  mit  Mercurial-  und  Jod- 
mitteln zu  beseitigen.  Auch  Wecker  5)  gelang  es,  durch  geeignete  Jod- 
behandlung  die  als  Ursache  supponirte  Struma  (eines  30jährigen  Mannes) 


')  Gesellschaft  der  Wiener  Aerzte,  Anzeiger   1872,  Nr.   10. 

2)  Zehender  klin.  Monatsbl.   1869,  pag.  193.    Nicati  la  paralysie  du  nerv 
sympathique  cervicale.  Lausanne   1873  (Dissertation). 

3)  Ueber   einen   glatten  Muskel    in    der  Augenhöhle.  Zeitschr.  für  wissensch. 
Zoologie  IX.  B.  u.  H.  Müller's  gesammelte  Schriften  v.  0.  Becker.  Leipzig  1872. 

*)  Archiv  f.  Ophth.  I.  B.,  p.  319. 

5)  Graefe  et  Saemisch  Handbuch  IV.  B..  pag.  564. 


Form-  und  Lagevefänderung.  303 

und  hiemit  die  Mjosis  rückgängig  zu  machen.  Bei  einem  Frauenzimmer 
(circa  35  Jahre)  konnte  ausser  Taenia  kein  Krankheitsmoment  constatirt 
und  füglich  mit  dem  Sympathicusleiden  in  Verbindung  gebracht  werden; 
die  Kranke  konnte  sich  aber  nicht  zu  der  ihr  deshalb  vorgeschlagenen 
Cur  entschliessen  und  blieb  aus.  Reuling  ')  in  Baltimore  sah  in 
einem  Falle  von  Myosis  nach  einer  bereits  vernarbten  Schusswunde  in 
der  linken  Halshälfte  unter  dreiwöchentlicher  Anwendung  des  konstanten 
Stromes  und  Einreibung  von  Ung.  cinereum  mit  Extr.  hyoseyami  an  der 
Narbe  die  Neuralgie  im  Arme  und  das  Augenleiden  verschwinden. 

Die  Myosis  spinalis  tritt  in  den  meisten  Fällen  bilateral  auf. 
Sie  steht  mit  der  Erkrankung  des  Kückenmarkes,  besonders  mit  der 
grauen  Degeneration  der  Hinterstränge  im  Causalnexus  und  wird  daher 
bald  als  Vorbote,  bald  als  Begleiter  von  Sehnervenatrophie  mit  Einen- 
gung des  Sehfeldes  (in  einem  Sector,  in  der  Hälfte  der  Netzhaut)  beob- 
achtet. Bei  genauerem  Examen  findet  man  dann  auch  andere  ataktische 
Erscheinungen,  träge  Stuhl-  und  Harnentleerung,  Impotenz,  schwanken- 
den, schlotternden  Gang,  Kriebeln  oder  Ameisenlaufen  in  den  Extremi- 
täten u.  s.  w. 

3.  Veränderte  Lage,  gestörte  Continuität.  In  welcher 
Weise  die  Lage  der  Iris  relativ  zur  Cornea  verändert  werden  könne 
nach  Durchbruch  oder  Durchbohrung  der  Cornea,  nach  Iritis,  Kyklitis 
oder  Skleritis,  wurde  bereits  angegeben.  Die  verschiedene  Lage  bei 
Myopie  und  bei  Hypermetropie  wird  bei  Erörterung  der  Eefractions- 
anomalien  erörtert  werden.  Daher  kommen  hier  nur  folgende  Zustände 
zur  Betrachtung. 

a)  Iridodonesis,  Schlottern  der  Iris.  Man  sieht  die  Iris  bei  raschen 
Blickänderungen  des  Auges  gleichsam  zittern  oder  schlottern,  weil  (wie 
manchmal  bei  hochgradiger  Myopie)  nicht  nur  vor,  sondern  auch  hinter 
ihr  eine  grössere  Menge  von  Kammerwasser  vorhanden  ist,  oder  weil 
die  Linse  fehlt  (allenfalls  in  den  Glaskörper  versenkt  ist),  oder  aber 
weil  die  Linse  wegen  mangelhafter  Befestigung  am  Ciliarkörper  durch 
die  Schwankungen  des  Kammerwassers  und  des  Glaskörpers  in  Mitbe- 
wegung versetzt  wird.  (Vergl.  Krankh.  der  Linse). 

b)  Iridodialysis,  theilweise  Ablösung  der  Iris  vom  Ciliarkörper, 
ist  gewöhnlich  die  Folge  eines  Trauma  (violenta),  kann  aber  auch  durch 
allmälige  Dehnung  oder  Abzerrung,  wie  pag.  139  bemerkt  wurde,  spon- 
tan herbeigeführt  werden.  Die  traumatische  Dialyse  ist,  falls  nicht  eine 
Perforation  der  Cornea  stattfand,  jedesmal  die  Folge  einer  vehementen 


')  Knapp's  Archiv  IV.,  pag.  117. 


304  Ins. 

Contusion  oder  Compression  des  Bulbus.  Indem  die  Cornea  momentan 
abgeplattet  und  somit  der  Kreis,  welchen  der  Corneoskleralbord  und  das 
mit  ihm  fest  verbundene  Corpus  ciliare  besehreibt,  erweitert  wird,  wäh- 
rend der  Sphinkter  iridis  sich  contrahirt,  reisst  die  zackige  Verbindung 
der  Iris  mit  dem  Ciliarkörper  in  mehr  weniger  grosser  Ausdehnung  ein 
und  es  entsteht  eine  zweite  Communicationsöffnung  zwischen  der  vorderen 
und  hinteren  Kammer,  die  sich  gleichsam  als  zweite  Pupille  präsentiren 
kann.  Die  nächste  sichtbare  Folge  ist  Blutaustretung  in  die  Kammer; 
manchmal  findet  man,  selbst  bald  nach  der  Verletzung,  nur  an  der 
Stelle  des  Einrisses  ein  wenig  Blut,  welches  ihn  verdeckt.  Die  Zerreis- 
simg  gibt  sich  aber  selbst  dann,  wenn  man  keine  Lücke  sehen  kann, 
überdies  dadurch  kund,  dass  die  Pupille  eigenthümlich  entrundet  er- 
scheint; indem  der  Sphinkter  an  der  Stelle,  wo  die  Dialysis  erfolgte, 
keinen  Widerstand  rindet,  geht  er  aus  der  Form  des  Bogens  in  die  der 
Sehne  über;  die  Pupille  wird  mehr  weniger  nierenförmig,  besonders  wenn 
man  sie  erweitert.  Beschreibt  der  Bogen  der  Ablösung  ein  Drittel,  die 
Hälfte  des  Umkreises,  so  kann  es  geschehen,  dass  die  eigentliche  Pupille 
in  einen  schmalen  Spalt  verwandelt  oder  ganz  verlegt  erscheint.  Nach 
totaler  Dialyse  sah  ich  die  in  ein  kleines  graues  Klümpchen  zusammen- 
geschrumpfte Iris  unten  am  Boden  der  Kammer  liegen;  der  Verletzte 
(im  Jahre  1841)  konnte  schliesslich  noch  Finger  zählen,  Kupfer-  und 
Silbermünzen  nach  Grösse  und  Farbe  unterscheiden.  Kleine  Dialysen 
haben  an  und  für  sich  wenig  zu  bedeuten;  sie  fordern  aber  auf,  nach- 
zuforschen, wie  sich  die  Lage  und  Form  der  Linse  verhält  (wegen  Deh- 
nung oder  Zerreissung  der  Zonula),  ob  zugleich  Risse  im  Ciliarmuskel 
(Accommodationslähmung)  oder  in  der  Chorioidea,  vielleicht  auch  Ver- 
änderungen in  der  Netzhaut  eingeleitet  worden  seien. 

c)  Qu  er  risse  der  Iris  können  zugleich  mit  violenter  Dialysis  auf- 
treten und  erstrecken  sich  dann  vom  Pupillar-  bis  in  den  Ciliarrand,  oder 
sie  erscheinen  gleichsam  als  Fissuren  des  Sphinkters  und  sind  dann  wahr- 
scheinlich durch  das  Anprallen  der  (harten)  Linse  gegen  die  gespannte 
Iris  im  Momente  eines  heftigen  Stosses  von   vorn  nach  hinten  bewirkt. 

d)  Scheinbarer  Mangel  der  Iris  kann  dadurch  vorgetäuscht 
werden,  dass  die  Iris  ganz  oder  grösstenteils  nach  hinten  umgeklappt 
ist  (Ammon's  Ei  Senkung),  wenn  in  Folge  eines  heftigen  Schlages 
auf  den  Bulbus  die  Linse  in  den  Glaskörper  geschleudert  und  dieser 
nach  vorn  gedrängt  wurde.  0.  Becker  hat  einen  solchen  Fall  in  seinem 
Atlasse  abgebildet. 

e)  Cysten  in  der  Iris  werden  leicht  als  solche  erkannt,  wenn 
ihr  Inhalt    ganz    oder    beinahe    was  s  er  klar   ist.    Ein  blasenförmiges 


Cysten.  :;i>;, 

Gebilde  in  der  vorderen  Kammer  erstreckt  sich  von  einer  peripheren, 
mehr  weniger  breiten  Stelle,  d.  i.  vom  vorderen  Iriswinkel  ans  gegen 
oder  l>is  in  das  Reich  der  Pupille.  Manche  Kranke  haben  das  Vorhan- 
densein eines  solchen  Gebildes  an  der  Peripherie  der  Cornea  schon 
lange  vor  dessen  Vorrücken  gegen  die  Pupille  bemerkt.  Die  vordere 
Wand  schlichst  sich  unmittelbar  an  die  Cornea  an,  und  ihre  Durchsich- 
tigkeit wird  nur  durch  mehr  weniger  deutliche  Trübung  der  sie  bedecken- 
den Partie  der  Cornea  gedämpft.  Die  hintere  Wand  lässt  sich  nicht 
durchleuchten,  indem  sie  mit  der  Pigmentschicht  der  Iris  belegt  ist; 
sie  kann  dunkel  erscheinen  oder  einen  stahlgrauen  Reflex  darbieten.  Zu 
beiden  Seiten  ist  die  Wandung  der  Blase  gewölbt,  daher  von  der 
angrenzenden  gesunden  Partie  der  Iris  scharf  abgegrenzt  und  über  die- 
selbe etwas  überhängend.  Am  stärksten  tritt  die  Wölbung  der  Blasen- 
wandung centralwärts  hervor;  hier  bildet  die  Blase  eine  Kuppel,  deren 
hintere  Wand  sich  unter  einem  spitzen  Winkel  an  die  Linsenkapsel 
anlegt,  ohne  mit  dieser  verklebt  zu  sein.  Alle  diese  Verhältnisse  werden 
leicht  begreiflich,  wenn  man  sich  denkt,  eine  Blase  habe  sich  im  Paren- 
chyni  der  Iris  da,  wo  diese  an  der  vorderen  Fläche  des  Ciliarkörpers 
haftet,  allmälig  entwickelt  und  sich  nach  jenen  Richtungen  entfaltet,  in 
welchen  sie  am  wenigsten  Widerstand  zu  überwinden  hatte.  Zunächst 
wird  die  vor  der  Cyste  gelegene  Partie  des  Irisgewebes  gegen  die  Cornea 
gedrängt,  weiterhin  aber  erfolgt  die  Spaltung  des  Irisgewebes  in  eine 
vordere  und  hintere  Lamelle  nach  beiden  Seiten  und  gegen  den  Pupil- 
larrand  hin.  In  weniger  weit  gediehenen  Fällen  kann  man  den  kleinen 
Kreis  der  Iris  oder  doch  den  Pupillarrand  noch  deutlich  sehen  und  erst 
bei  den  höheren  Graden  kommt  derselbe  mehr  an  die  hintere  Wand 
der  Blase  zu  liegen,  so  dass  er  dem  Blicke  entzogen  wird,  aber  an  der 
gegen  den  Pupillarrand  abfallenden,  oft  auch  an  den  seitlichen  Partien, 
welche  mit  der  umgebenden  Iris  einen  deutliche!!  Winkel  bilden,  lässt 
sich  sehr  oft,  besonders  an  Augen  mit  brauner  Iris,  noch  Irispigment 
in  der  Wandung*  der  Cyste  wahrnehmen.  Oefters  zeigt  eine  solche  Cyste 
einen  leichten  Perlmutterglanz,  vielleicht  weil  ihre  Hülle  mit  einer  etwas 
mächtigeren  Lage  platter  Zellen  (Epithelien)  ausgekleidet  ist. 

Schwieriger  und  vielleicht  nur  unter  Ausschliessung  anderer  Neu- 
gebilde in  der  Iris  ist  die  Diagnosis,  wenn  der  Inhalt  der  Cyste 
trüb  oder  mehr  weniger  solid  (nicht  flüssig)  ist.  Einen  solchen  Fall 
hat  Monoyer  ')  als  Perl  geschwul  st  der  Iris  beschrieben  und  abge- 
bildet. In  einem   von  Richard  publicirten  Falle  enthielt  eine  doppel- 


')  Epithelioma  perle  ou  margaritoide  de  l'iris,  Paris  187*2. 
v    Arlt,  Krankh.  des  Auges.  20 


30  G  Iris. 

lappige  opalblaue  Cyste  eine  gelatinöse  Flüssigkeit,  in  einem  von 
Turner  1)  und  in  einem  von  Feuer  -)  beschriebenen  war  der  Inhalt 
der  Cyste  theilweise  getrübt;  A.  v.  Graefe  3)  bezeichnet  den  Inhalt 
einer  Cyste,  welche  zugleich  kurze  Härchen  einschloss,  als  griitze-  oder 
breiartig  und  in  einem  zweiten  Falle,  wo  die  Cyste  durch  eine  Cilie  in 
der  vorderen  Kammer  verursacht  worden  war,  bestand  der  grützeähn- 
liche Inhalt  ans  grossen  abgeplatteten  Epidermiszellen,  daher  sie  auch 
als  Epiderinoidalgeschwulst  in  der  vorderen  Kammer  bezeichnet 
wurde.  In  solchen  Füllen  kann  theils  die  Blasenform,  theils  die  Con- 
statirung  einer  längst  vorausgegangenen  Verletzung  des  Auges  das 
Erkennen  erleichtern. 

Fast  in  allen  bisher  publicirten  Fällen  *)  halten  die  Kranken  aus- 
gesagt, dass  sie  sich  einige  Monate  oder  einige  Jahre  (vor  ihrer  Prä- 
sentation) an  dem  Auge  verletzt  hatten  und  zwar  mit  einem  Instrumente, 
welches  wohl  geeignet  war.  die  Cornea  zu  perforiren.  Meistens  wurde 
ein  Stich  mit  einer  Scheere,  einem  Messer,  einer  Gabel,  oder  das  An- 
prallen eines  dünnen  Drahtes,  eines  scharfkantigen  Stahles  o.  dgl.  als 
Urheber  der  Verletzung  bezeichnet.  Fast  in  allen  Fällen  wurde  die 
Narbe,  welche  den  Angriffspunkt  des  verletzenden  Körpers  bezeichnete, 
an  der  Corneoskleralgrenze,  also  in  jener  Region  gefunden,  von  welcher 
die  Neubildung  ausgegangen,  an  welcher  diese  von  aufmerksamen  Kran- 
ken schon  lange  bemerkt  worden  war,  bevor  sie  dieselben  durch  Vor- 
rücken in  das  Pupillarbereich  zur  Consultation  eines  Arztes  bestimmt 
hatte.  In  dem  von  Monoyer  beschriebenen  Falle  war  die  Cornealnarbe 
beinahe  im  Centrum  gelegen,  während  die  Geschwulst  sich  unten  aussen 
(vom  vorderen  Iriswinkel  aus)  entwickelt  hatte  und  eine  kleinere  ihr 
diametral  entgegengesetzt  (innen -oben)  in  der  Entwicklung  begriffen 
war.  In  dem  Falle,  welchen  A.  v.  Graefe  im  VII.  Bande  seines  Airlines 
(2.  Abth.,  pag.  139)  und  im  X.  B.  (2.  Abth.,  pag.  211)  sehr  ausführlich 
beobachtet  und  geschildert  hat.  lag  die  Perforationswunde  am  unteren 
Rande  der  Cornea,  und  hatte  sich  nach  zwei  Jahren  ein  intensiv  weisser, 
fast  glänzender  Zapfen  mit  breiter  Basis  von  oben  und  zwar  aus  dun 
vorderen  Iriswinkel  entwickelt.  In  dem  einen  wie  in  dein  anderen  Falle 
war  es  aber  eine  bei  der  Perforation  der  Cornea  mit  in  das  Auge    ein- 


')  Citirt  von  Rothmund  in  Zehender's  klin.  Monatsbl.    1872,  pag.  202. 

:)  Zehender  klin.  Monatsbl.  1873,   pag.    110. 

3)  Ueber  eine  haarhalti^e  Balggeschwulst  im  Inneren  des  AugeSj  A.  f.  0.  III.  b. 
412,  VII.   b,  pag.   13i)  und   X.  a.    p.   24. 

l)  Rothmund  in  Zehender's  klin.  Monatsbl.  L872,  u.  Wecker  in  Graefe 
•  t   Saenrisch  Handbuch  IV.  B..  pag.  540. 


Cysten.  307 

gedrängte  Cilie,  welche  mit  ihrem  dickeren  scharf  abgestutzten  Ende 
an  der  Stelle  sass,  wo  sich  später  die  Cyste  entwickelte.  Wenn  in 
einem  oder  dem  anderen  Falle  eine  Verletzung  nicht  angegeben  wurde, 
oder  selbst  keine  Narbe  vorgefunden  werden  konnte,  so  dürfen  wir  nicht 
ausser  \ *  1 1 1  lassen,  dass  wir  mitunter  einen  kleinen  Fremdkörper  im 
Auge  (namentlich  in  der  Linse)  vorfinden,  ohne  dass  der  Träger  des- 
si  Iben  sich  einer  Verletzung  erinnert,  und  dass  die  Einbruchspforte, 
wenn  sie  im  Skleralborde  liegt,  später  bis  zur  Unsichtbarkeit  vernarbt 
sein  kann. 

Was  nun  die  Entstehung-  der  Iriscysten  und  deren  Zusammen- 
hang mit  dem  vorausgegangenen  Trauma  betrifft,  so  hat  zunächst 
Kothin  und1)  daraufhingewiesen,  dass  bei  solchen  Verletzungen  nicht 
nur  Cilien,  sondern  auch  Partikelchen  von  der  Lidhaut  (Epidermis)  oder 
von  dem  epithelialen  Ueberzuge  des  Bulbus  mit  in  den  Bulbus,  respec- 
tive  in  die  Iris  eingeführt  werden  und  die  Veranlassung  zu  epidermoider 
Wucherung  geben  können.  Sattler  ~),  welcher  sich  der  Hauptsache 
nach  der  obgenannten  Auffassung  anschliesst,  bemerkt  über  die  Ent- 
wicklung der  serösen  Cysten:  „Seit  wir  wissen,  dass  abgelöste  Epithel- 
und  Endothellagen,  Muskelstückchen  u.  a.  in  seröse  Höhlen  gebracht, 
daselbst  fortleben,  aus  alten  Zellen  neue,  selbst  RiesenzeÜen  producirt 
weiden,  ist  die  Annahme  sehr  nahegelegt,  dass  auch  Gewebselemente, 
in  mit  Lymphe  durchtränkte  Bindegewebsspalten  eingeführt,  dort  wohl 
erhalten  bleiben,  vielleicht  selbst  bis  zu  einem  gewissen  Grade  zu  pro- 
liferiren  im  »Stande  sind.  Immerhin  ist  es  wahrscheinlich,  dass  in  Folge 
des,  wenn  auch  noch  so  geringen,  aber  andauernden  Reizes  durch  die 
Anwesenheit  des  Eindringlings  das  umgebende  Gewebe  zu  reactiver 
Thätigkeit  angeregt  wird  und  die  jenem  zunächst  liegenden  Gewebs- 
lücken  durch  exsudirtes  Serum  auseinander  gedrängt  werden.  So  kann 
ein  mit  Serum  erfüllter  Hohlraum  entstehen,  um  den  das  Gewebe  sich 
etwas  verdichtet  und  mit  einer  endothelialen  Zellenlage  auskleidet,  wo- 
durch die  Lücke  von  der  Umgebung  gewissermassen  abgeschlossen  wird. 
In  diesem  Zustande  mag  nun  die  kleine  Cyste  mehr  oder  weniger  lange 
Zeit  persistiren,  bis  durch  ein  äusseres  Accidens  plötzlich  vermehrte 
Exsudation  und  rasche  Vergrösserung  eingeleitet  wird,  oder  auch  lang- 
sam an  Umfang  zunehmen,  indem  durch  die  Anwesenheit  und  das 
Wachsthum  der  Fremdbildung  selbst  stets  ein  gewisser  Grad  von  Reizung 
unterhalten  wird.1'   .,Da  wir  es  mit  einer  pathologischen  Neubildung  zu 


')  Heidelberger  Versammlung  1871  und  Zehender  klin.  Monatsbl.  1872. 
-)  Zehender  klin.  Monatsbl.   1874,  pag.   127  (pag.  148). 

20* 


308  Ins. 

thun  haben,  kaiin  es  nicht  Wunder  nehmen,  wenn  bei  wuchernder  Pro- 
duction  von  Endothel  eine  mehrschichtige  Lage  zuweilen  zu  Stande 
kommt,  und  es  ist  sehr  wohl  verständlich,  dass  bei  erhöhter  Reizimg 
Eiter  oder  Blut  am  Boden  der  Cyste  auftreten  kann;  und  ebenso  erklärt 
sich  das  Vorkommen  mehrkämmeriger  Cysten  bei  dieser  Auffassung  ohne 
Schwierigkeit."  „Wollten  wir  die  serösen  Iriscysten  in  eine  der  bekannten 
Kategorien  der  Cystengesehwülste  einreihen,  so  hätten  wir  sie  mit  dem 
meisten  Rechte  zu  den  Exsudation s Cysten  zu  stellen."  —  Ich  möchte 
hinzufügen,  dass  zur  Einpfropfung  epidermoidaler  oder  epithelialer 
Elemente  in  das  Gewebe  der  Iris  sich  wohl  nur  jene  Partie  der  Iris 
eignet,  welche  noch  auf  dem  Corpus  ciliare  aufsitzt,  also  eine  unnach- 
giebige Unterlage  hat;  möglich  auch,  dass  das  feine  Balkenwerk  des 
Ligam.  pectinatum  einen  besonders  günstigen  Boden  für  die  Aufnahme 
und  Entwicklung  der  eingepfropften  Gebilde  abgibt.  In  den  Fällen  mit 
breiartigem  Inhalte  (Monoyer,  Graefe)  darf  man  wohl  annehmen, 
dass  durch  die  in  dem  peripheren  Theile  der  Iris  eingezwängten  Cilien 
ein  stärkerer  Reiz  ausgeübt  worden  sei.  —  Was  v.  Wecker  ')  als 
Cystenbilduug  nach  Einstülpung  und  Absackung  einer  Partie  der  Iris 
beschrieben  hat,  ist  bisher  noch  nicht  anatomisch  untersucht  worden, 
jedenfalls  von  dem,  was  sonst  als  Cystenbilduug  beschrieben  worden  ist, 
klinisch  durchaus  verschieden. 

Die  Iriscysten  werden  zunächst  dadurch  gefährlich,  dass  sie  in  das 
Pupillarbereich  vorrücken  und  dasselbe  schliesslich  ganz  verlegen  können. 
Ein  weiterer  Nachtheil  kann  durch  Druck  auf  die  Linse  herbeigeführt 
werden.  Iritis  oder  Iridozyklitis  und  consecutiv  sympathische  Entzündung 
in  dem  zweiten  Auge  dürfte  in  den  zur  Beobachtung  gelangten  Fällen 
nicht  durch  die  Cyste  selbst,  sondern  durch  gleichzeitig  vorhandene. 
Cilien  oder  durch  äussere  Schädlichkeiten  veranlasst  worden  sein.  Eine 
partielle  Dialysis  der  Iris  neben  der  Cyste,  wie  sie  einige  Male  beobachtet 
wurde,  kann  zur  Zeit  der  Verletzung,  aber  auch  nachträglich  bei  rascherem 
Wachsen  der  Geschwulst  entstanden  sein. 

Wenn  die  Geschwulst  so  gross  ist.  dass  man  darauf  rechnen  kann, 
mit  einem  Lanzenmesser,  im  Skleralborde  eingestochen,  eine  circa  4 — 5  Mm. 
lange  Wunde  bilden  zu  können,  ohne  mit  der  Spitze  der  im  Innern  der 
Cyste  gegen  die  Kuppel  vorgeschobene  Lanze  diese  letztere  selbst  zu 
durchbohren,  so  darf  man  erwarten,  dass  beim  Herausziehen  der  Lanze 
unter  leichter  Drehung  sich  der  Inhalt  der  Cyste  durch  die  Wunde 
entleeren  und    auch,    dass    die  Cyste    durch    das  Kammerwasser    werde 


')  Graefe  et  Saemisch  Handbuch  IV.  B..   pag.  543. 


Neugebilde.  300 

umstülpt  und  hervorgedrängt  werden.  Geschieht  Letzteres  nicht,  so  kann 
man  die  zusammengesunkene  Cystenwand  (deren  Kuppel)  mit  einer 
Pincette  hervorholen  und  knapp  abschneiden.  Diese  Methode  hat  den 
Vortheil,  dass  nichts  von  dem  Inhalt  der  Cyste  im  Auge  zurückbleibt. 
Die  vordere  Wand  -  und  diese  bildet  den  grössten  Theil  der  Hülle 
kann  sammt  den  Seitenwänden  beinahe  ganz  excidirt  werden,  da  sie 
mit  der  Descemeti  nicht  verwachsen,  höchstens  verklebt  ist,  und  von 
der  hinteren,  mit  Pigment  belegten  Wand  ist  es  sogar  wünschenswerth, 
dass  wenigstens  ihr  peripherer  Theil  im  Auge  bleibe.  -  -  Wenn  aber 
die  Cyste  so  klein  ist,  dass  sieh  diese  Procedur  voraussichtlich  nicht 
werde  durchfuhren  lassen,  namentlich  wenn  kleinere  oder  selbst  etwas 
grössere  Cysten  undurchsichtig  sind,  so  muss  man  entweder  mit  einem 
Graefe'schen  Messer  einen  flachen  Bogenschnitt  machen,  ungefähr  so 
wie  man  ihn  behufs  der  Linsenextraction  bei  sehr  enger  Vorderkammer 
ausführt,  oder  neben  der  Cyste  mit  einem  Lanzenmesser  einstechen 
und  den  Schnitt  nach  der  Cyste  hin  mit  einem  Couteau  mousse  so  er- 
weitern, dass  man  mit  einer  Curette  eingehen  und  die  Cyste  durch 
die  Wunde  hervordrängen  kann. 

4.  Als  Teleangiektasie  beschrieb  Mooren  ')  eine  Geschwulst 
an  dem  äusseren  Iristheile  des  rechten  Auges  von  der  Grösse  (?)  und 
dem  Aussehen  einer  Brombeere.  Sie  reichte  bis  an  die  Cornea  und  war 
an  ihrer  Oberfläche  von  einzelnen  ektasirten  Gefässen  durchzogen.  Sie 
war  seit  einem  Jahre  bemerkt  worden  und  hatte  nur  zeitweilig  Seh- 
störung  bewirkt,  indem  bei  schüttelnden  Bewegungen  des  Kopfes  und 
rascher  Vorbeugung  die  vordere  Kammer  sich  mit  hellrothem  Blute 
füllte,  welches  nach  minutenlanger  ruhiger  Haltung  völlig  verschwand. 
Ein  operativer  Eingriff  wurde  verweigert,  weil  das  Uebel  sonst  keinerlei 
Beschwerden  verursachte.  Vier  Jahre  nach  der  ersten  Untersuchung 
hatte  sich  die  Geschwulst  ungefähr  um  7s  mres  früheren  Volumens 
reducirt,  sie  hatte  eine  schmutzig  graue  Farbe  angenommen  und  statt 
der  Gefässektasien  waren  zahlreiche  isolirte  Pigmentablagerungen  vor- 
handen; die  Blutung  in  der  Kammer  war  seit  einem  Jahre  (vor  dieser 
Untersuchung)  nicht  mehr  bemerkt  worden.  Das  Auge  erblindete  schliess- 
lich unter  den  Erscheinungen  der  Drucksteigerung. 

5.  Eine  stationäre  angeborne  Pigmentgeschwulst  der  Iris  sah 
A.  v.  Graefe3)  bei  einem  Mädchen  von  15  Jahren.  Sie  sass  am  unteren 
Pupillenrande,  mass  horizontal  VL"',  vertical  1  '"und  reichte    beinahe 


')  Ophthalmiatv.  Beob.  Berlin  1867.  pag.  125. 
a)  Archiv  f.  0.  VII.  b,  p.  35. 


310  Iris. 

bis  au  die  Cornea.  Die  Farbe  war  sehwärzlichbraun  wie  das  Pigment 
am  Pupillarrande,  die  Oberfläche  glatt,  die  Umrisse  gleichmässig  abge- 
rundet; sie  bewegte  sieh  vollkommen  mit  der  Iris  und  beengte  den 
Pupillarraum  ein  wenig  von  unten  her.  -  Eine  ähnliche,  etwas  kleinere 
und  mehr  kreisrunde  Geschwulst  .im  unteren  Segmente  der  Iris  sah  ich 
bei  einer  Frau  von  70  Jahren  an  dem  rechten  Auge,  welches  einlach 
cataractös  geworden  war.  Da  später  auch  das  linke  cataractös  wurde, 
und  ich  nach  4jähriger  Beobachtung  keine  Veränderung  dieser  Geschwulst 
wahrgenommen  hatte,  machte  ich  die  periphere  Linearextraction  (nach 
oben)  und  erhielt  eines  der  schönsten  Resultate  (vor  l1/,  Jahre). 

6.  Vom  Granuloma  iridis  (Tuberculosis  iridis)  und 

7.  Von  dem  anfangs  leicht  damit    zu  verwechselnden  Syphiloma 
s.  gumma  iridis  war  bereits  oben  die  Rede. 

8.  Das  Melano sarkom  kann  .-ich  ursprünglich  in  der  Iris  ent- 
wickeln und  eine  Zeit  lang  auf  dieselbe  beschränkt  bleiben,  geht  aber 
wohl  öfters  vom  Corpus  ciliare  oder  von  der  Chorioiclea  aus  oder  ver- 
breitet sich  in  Zeit  einiger  Monate  auf  die  Nachbarorgane.  In  einem 
von  Hirschberg  *)  beschriebenen  Falle  aus  A.  von  Graefe's  Klinik 
hatte  sich  bei  einem  38jährigen  Bauer  von  gesundem  Aussehen  und 
allgemeinem  Wohlbefinden  binnen  einem  Jahre  in  dem  rechten  Auge 
eine  schwärzliche  Masse  entwickelt,  und  zwar  von  einer  Stelle  aus,  an 
welcher  von  Jugend  auf  im  „Sterne"  ein  dunkler  Fleck  bemerkt  worden 
war.  Die  Entwicklung  war  ohne  Schmerzhaftigkeit.  ohne  Röthe  und  ohne 
Reizerscheinungen  am  Auge  erfolgt,  in  den  letzten  Wochen  besonders 
rasch.  Man  fand  die  vordere  Kammer  zum  grösseren  Theile  von  einer 
eigenthümlichen  dunkelbraunen  Masse  mit  glatter  Oberfläche  angefüllt, 
so  dass  die  sonst  unveränderte  Iris  nur  in  der  oberen  Partie  sichtbar 
war.  jedoch  auch  die  Pupille  noch  als  schwarzer  Halbmond  gesehen 
werden  konnte,  und  sowohl  das  centrale  als  das  exeentrische  Sehver- 
mögen nicht  herabgesetzt  war.  Die  Diagnosis  auf  eine  maligne  Geschwulst 
wurde  durch  den  Befund  an  dem  sofort  enucleirten  Bulbus  vollkommen 
bestätigt.  Die  Heilung  erfolgte  ohne  jede  Störung  und  der  Mann  präsen- 
tirte  sich  in  einem  halben  Jahre  voll  Freude  über  seine  Genesung.  - 
Bei  einem  30jährigen  kräftigen  Manne,  welcher  vor  12  Jahren  einen 
stecknadelkopfgrossen  röthlichen  Knoten  am  unteren  Pupillarrande  be- 
merkt hatte,  die  seit  einem  Monate  rasch  gewachsen  war  (7  Mm.  hoch, 
5  Mm.  breit  und  4  Mm.  dick),  jedoch  nicht  bis  zum  Ciliarrande  reichte, 


*)  A.  f.  0.  XIV.  c,  285. 


Neugebilde.  311° 

unternahm  Ch.  Kipp  ')  die  Exstirpation  der  (! (»schwulst  in  analoger 
Weise,  wie  ich')  sie  in  zwei  Füllen  vorgenommen  halle,  und  fand  18 
Monate  später  »las  Auge  (mit  uormaler  Sehschärfe)  noch  ganz  gesund. 
Im  8.  Bande  p.  241  zählt  Knapp  noch  drei  Fälle  von  günstigem 
Erfolge  der  Exstirpation  solcher  Geschwülste  aus  seiner  Praxis  auf. 
Im  Allgemeinen  wird  es  wohl  gerathen  sein,  nach  Sicherstellung  der 
Diagnosis,  den  Bulbus  zu  enucleiren,  besonders  wenn  man  nicht  sicher 
ist,  die  Geschwulst  vollständig  exstirpiren  zu  können. 

9.  Cysticercus  in  der  Iris  oder  in  der  vorderen  Kammer  kann 
für  eine  einfache  Iriscyste  imponiren,  aber  hei  genauerer  Beobachtung, 
namentlich  mit  Hilfe  focaler  Beleuchtung,  an  den  bekannten  Eigen- 
thümlichkeiten  wohl  sieher  diagnosticirt  werden.  Die  bekannt  gewordenen 
Fälle  sind  in  Graefe  et  Saemisch  Handbuch  IV.  13..  pag.  576  angeführt. 


')  Knapp's  Archiv  V.  a,  177. 

-)  Arlt.  Operationslehre  in  Graefe  et  Saemisch  Handbuch  III.  420. 


Sachregister. 


Abflachung  der  Hornhaut  113,  117,  149. 

Abplattung-  der  Hornhaut  145,  149. 

Abschürfung  der  Hornhaut  172  (89). 

Abscess  der  Hornhaut  156. 

Aetzung  der  Conjunct.  89,  der  Horn- 
haut  179. 

Akne  conjunctivae  (corneae)  85. 

Albinismus  294. 

Amaurosis  (vide  Drucksteigerung). 

Amblyopia  ex  anopsia  190. 

Amyloide  Degeneration  30. 

Angioma  iridis  309. 

Aniridia  296  (304). 

Ankyloblepharon  90. 

Aquo-capsulitis  223. 

Arcus  senilis   181. 

Astigmatismus  187,   189,  197. 

Atresia  pupillae  230. 

Atrophia  bulbi  149,  230,  253,  263,  279, 
292,  iridis  229,  249,  298. 

Augenlidkrampf  67,  74. 

Augen,  künstliche  149,  277,  283,  285. 

Basedqw'sche  Krankheit  128. 

Berstung  der  Hornhaut  135, 145,  des  Horn- 
hautstaphyloms  146,  der  Sklera  212, 
216.  der  Linsenkapsel  138,  116,  der  Zo- 
nula  135,  146,  eines  Irisvorfalles  140. 

Bindehaut:  Bluterguss  100,  Cysten 
102,  Dermoid  102,  Ecchymosen  2, 
24.  87,  Entzündung  (Blennorrhoe 
19,  Croup  16.  Diphtheritis  57,  Exan- 
theme 77,  Frühjahrskatarrh  7,  Katarrh 
1,  Scrofulosis  62,  Traumen  87,  Tuber- 
culosis 96), Epitheliom  104,Fibrom 
105,  Granulom  101,  Krebs  105, 
Lipom  103,  Melanom  105,  Oedem 

v.  Arlt,   Kranich,  des  Auges. 


3,  100,  Polypen  101,  Sarkom  104, 
Syphilis  86,  Tuberculosis  96, 
Xerosis  100. 

Blasenwurm  unter  der  Bindehaut  102, 
in  der  vorderen  Kammer  311. 

Blattern  (Variola)  78,  160,  256. 

Bleiincrustationen  152,    185,   194. 

Blennorrhoe  desThränensackes  11, 160,  der 
Bindehaut  19, 24 (der  Neugeborenen 
24,  37,  Tripperblennorrhoe  38). 

Blepharitis  11.  68,  180. 

Blepharoblennorrhoe  23. 

Blepharo-Ophthalmoblennorrhoe  19. 

Blepharophimosis  5,  30,  67. 

Blepharospasmus  67,  74. 

Blosslegung  der  Iris  139  (Prolapsus  iridis). 

Bluterguss  in  der  Bindehaut  2,  24,  87,  un- 
ter der  B.  100,  in  der  Kammer  266, 304. 

Buphthalmus  215. 

Carcinoma  conjunctivae  104,   105. 

Cataracta  accreta  231,  capsul.  centr. 
anterior  137,  nach  Iritis  231,  nach 
Netzhautabhebung  231,  pyrami- 
dalis  137,  traumatica  174,  211,  275. 

Catarrhus  conjunctivae    1. 

Centralkapselstaar  137. 

Chalazion  11,   101. 

Chemosis  21. 

Chorioiditis  26  2. 

Ciliarfortsätze  257. 

Ciliarinjection  2. 

Ciliarkörper  257. 

Cilien,  Einwärtswendung  26.30,87,  185. 
in  der  vorderen  Kammer  239. 

Cirsophthalmus  147. 

Coloboma  iridis  295. 


314 


Sachregister. 


Conjunctiva  =  Bindehaut. 

Contagium  blenn.  35,  diphth.  58,  60. 

Contusion  des  Bulbus  212,  268,  303. 

Cornea  conica  196.  Vide  Hornhaut. 

Corpus  ciliare  =  Ciliarkörper. 

Croup  16. 

Cysten  subconjunct.  102,  in  der  Iris  304 
(174). 

Cysticercus  subconjunct.  102.  in  der  Kam- 
mer 311. 

Cystoide  Narben  174,   271. 

Dehiscenz  der  Iris  139. 

Dermoide  Geschwülste  102. 

Dialysis  der  Iris  139,   303. 

Diphtheritis  conjunct.*57  (faucium  300). 

Distichiasis  31. 

Drucksteigerung  142.    145,  146,  148,  208, 

229,  241,  264,  267,  298. 
Druckverband    (vide  Scbutzverband  153). 

Eccbymoma  100  i  2,  21). 

Einklemmung  der  Iris  271. 

Ektasia  corneae  ex  panno  33,  ex  ulcere 

135,  sklerae  146.   148.  206,  207. 
Ektatische  Hornhautnarbe  142. 
Ektopia  lentis   272  (145.   148). 
Ektropium  palp.  5,  26,  30. 
Ekzema  conj.  et  corneae  83. 
Entropium  30,  68,  149. 
Ersatzgewebe  der  Cornea  132. 
Epithelioma  104  (99). 
Exantheme  77  (130). 
Excoriationen  der  Cutis  4.  67,  76. 
Exophthalmus  128. 

Fettfleck  der  Bindehaut  96. 

Fettgeschwulst  unter  der  Bindehaut  103. 

Fibroma  papilläre  conj.  105. 

Fistula  corneae  136. 

Flügelfell  91. 

Fremde  Körper  in  der  Bindehaut  87. 
Hornhaut  176,  Kammer  238,  Iris  239, 
Linse  241,  Ciliarkörper  272.  im  hin- 
teren Augenraume  274. 

Frühjahrskatarrh  7. 


Gefässbändchen  64,  77. 

Gerontoxon  181. 

Geschwür  in  der  Bindehaut  3,  81,  83,  86, 
97,  98,  99,  104,  in  der  Hornhaut  126. 

Glaskörper-Trübung  (vide  Kyklitis),  Vor- 
fall 135. 

Glaukom  108,  120,  198,  298. 

Granulations  vesicul.  28,  49. 

Granuloma  conjunet.  89,  101,  iridis   253. 

Greisenbogen  181. 

Gumma  iridis  248. 

Gürtelförmige  Hornhauttrübung  182. 

Haemophthalmus  135. 

Herpes  facialis  79,  H.  iris  81,  H.  zoster  81. 

Hornhaut  107,  Abscess  156,  Bruch 
(Keratokele)  134,  Entzündung  107. 
Fistel  136,  153,  Flecke  (maculae, 
nephelia ,  leueomata,  cicatrices)  189, 
Geschwüre  126,  Infiltrat  171,  In- 
krustation 204,  Staphylom  143 
(conisches  145,  partielles  144,  tota- 
'    les  145,  Traubenstaphylom  141). 

Hydatoditis  109. 

Hydrorrhoe  20. 

Hydromeningitis  109,  223. 

Hypohaema  212,  239,  242,  249,  304. 

Hypopyon  164  (131,  158,  162),  222,  266. 

Impfung  der  Blennorrhoe  36,  57. 

Infiltrat  der  Cornea  171. 

Inkrustation  der  Cornea  185,  194. 

Intercalarstaphylom  147. 

Irideremie  296  (304). 

Iridodialysis  139,  3 d.i. 

Iridodonesis  303. 

Iris  217,  Entzündung  im  Allgemeinen 
218,  nach  Febris  recurrens  256, 
nach  Gonorrhoe  244,  von  Lues  240. 
nach  Meningitis  256,  von  Srofu- 
losis  254,  sympathisch  256,  nach 
V a  r  i o  1  a  256.  nach  V.e r käl t ung  242, 
nach  Verletzung  237,  Neubildun- 
gen in  der  Iris  304,  Vorfall  der 
Iris  140,  153. 


Sachregister. 


31 


Kalkbilduno-  in  den  Meibora'schen  Drü- 
sen 11,  30,  in  der  Cornea  34,  130,  185, 
in  der  Linse  281,  in  Exsudaten  nach 
Kyklitis  150,  262,  281. 

Karunkel   102. 

Keratektasia  ex  panno  33,  ex  ulcere  135. 

Keratitis  107,  bullosa  125,  consecutiva 
124.  interstitialis  110,  nach  In- 
termittens  121,  von  Lues  hered. 
116,  lymphatica  s.  scrofulosa 
111,  neuroparalytica  129,  rheu- 
matica  123,  160,  septica  161,  sup- 
purativa (Geschwür,  Abscess,  Infil- 
trat) 126.  traumatica  122,  128, 
xerotica  128. 

Keratoconus  196. 

Keratokele  134. 

Krebs  der  Bindehaut  105. 

Kyklitis  (Kykloiritis)  im  Allgemeinen  257, 
nach  Febris  recurrens  289,  nach 
Meningitis  291,  bei  Scrofulosis 
293  (254),  bei  Syphilis  293  (246), 
sympathica  277,  nach  Verletzun- 
gen 268. 

Lähmung  des  Trigeminus  128,  der  Accom- 
modation  300  (297). 

Lagophthalmus  128. 

Lederhaut  =  Sklera. 

Lepra  86. 

Lichtscheu  67,  74. 

Lidknorpel:  Infiltration  29,  Schrumpfung 
30  (87,  97,  99,  104). 

Lidspaltenfleck  96. 

Linse  unvollständig  entwickelt  138,  Ab- 
gang 139,  212,  Vordrängung  263,  272, 
Zuiückgezogensein  263,  Verschiebung 
272,  Wanderlinse  272,  Quellung  272, 
Trübung  (vide  Cataracta). 

Lipoma  subconj.  103. 

Lues  heredit.  116,  118,  205,  247. 

Lupus  conjunct.  86,  99. 

Luxatio  lentis  272. 

Lymphfollikel  28. 

Lymphgefässerweiterung  101. 

Maculae  corneae  (vide  Hornhautflecke). 


Malacia  corneae  (bei  Säuglingen)  129. 
Masern  77. 
Mcdullarsarkom  104. 
Melanosarkom  105,  310. 
Membrana  pupill.  perseverans  294. 
Mikrophthalmus  295. 
Mydriasis  297. 
Myosis  301. 

Narben,   ektatische  der  Hornhaut  142. 
Netzhautabhebung  231  (211,  229,  262). 
Neubildungen  in  der  Conjunctiva  101.  in 

der  Iris  (im  Ciliarkörper)  304—311. 
Nystagmus  191. 

Oedema  conjunct.  calidum  3,  frigidum  100. 

Onyx  131,  156,  164. 

Ophthalmia  angularis  4,  c atarr ha- 
ll s  2,  catarrhalis  pustularis  3; 
aegyptiaca,  contagiosa,  granulosa.  mi- 
litaris,  trachomatosa  (vide  Bindehaut- 
blennorrhoe). 

Osteoma  subconj.  104. 

Pannus  32,  65. 

Panophthalmitis  274  (135,  146,  150,  155, 

265). 
Papillom  am  Lidrande  11. 
Papulüses  Syphilid  86. 
Pemphigus  conj.  83. 
Perforation  der  Cornea  173. 
Photophobie  =  Lichtscheu. 
Phthisis  bulbi  149,  conjunct,  59,  62,  83, 

corneae  148. 
Pigmentmangel  294. 
Pinguecula  96. 
Pityriasis  86. 
Polykorie  294. 
Polypen  101. 
Präcipitate  an  der  Descemeti  223,  an  der 

vorderen  Kapsel  222. 
Prolapsus   iridis    140,    143,     lentis    212, 

241,  272. 
Prothesis  oculi  artif.  283,  285. 
Psoriasis  86. 
Pterygium  91. 


316 


Sachregister. 


Ptosis  palp.  super.  296,  302. 
Pupillarmembran,  persistirende  294. 
Pupillenabschluss  230. 
Pupillensperre  230. 
Pupillenverlegung  230. 
Pyorrhoe  20. 

Regenbogenhaut  =  Iris. 
Regeneration  von  Hornhautsubstanz  133. 
Reparation  bei  Hornhautgeschwüren  132. 
Resorptionsgeschwür  152. 

Sarkom  der  Bindehaut  104. 

Scharlach  77. 

Schrumpfung    des  Tarsus   30,    der   Con- 

junctiva  31,  des  Bulbus  229,  262,  265, 

279,  292. 
Schutzverband  153. 
Sclerotica  =  Sklera. 
Scrofulosis  68  (Conjunctiva  62,  Hornhaut 

111,  Sklera  205,  208,  Iris  und  Ciliar- 

körper  254). 
Secret  bei  Blennorrhoe  35. 
Sklera  203.    Entzündung  203,    Berstung 

212.  Wunden  211,  Ektasien  215,  Sta- 

pliylom  215.   Protuberanz  215. 
Sklerosirung    der  Cornea  113,    des    epi- 

skleralen  Bindegewebes  206. 
Staar:    Centralkapselstaar    137,    Pyrami- 

denstaar   137,    Polarstaar  296   (vergl. 

Iritis ,     Kyklitis ,     Netzhautabhebung, 

Verletzungen  des  Bulbus). 
Staphyloma  intercalare  147,  corneae  144, 

corporis  ciliaris  207,   racemosum  141, 

sklerae  215,  264. 
Sykosis  48. 

Symblepharon  anterius  59,  83,  90,  poste- 
rius 31. 
Sympathische  Entzündung  277  (256). 
Synechia  anterior  139,  142,  posterior  221, 

ringförmige  228,  totale  230. 
Syphilis  86,  87,  98,  104,  116,  205,  208, 

246,  293. 


Tarsitis  87  (vide  Lidknorpel). 

Teleangiektasia  (in  der  Iris)  309. 

Thränenstauung  11,   160. 

Trachom  47,  99. 

Traubenstaphylom  141. 

Trichiasis  30,  59,  185. 

Tripperblennorrhoe  38. 

Trübung  der  Hornhaut  180,  angeborene 
180,  gürtelförmige  182,  halbdurchsich- 
tige 193,  Nachtheile  derselben  187. 

Tuberculosis  conjunct.  96,  iridis  251. 

Ulcus   corneae  rodens  131.    serpens  131, 

165  (vide  Hornhautgeschwür). 
Umstülpung  der  Lider,  künstliche  13. 
Unguis   164  (108,  131,  156). 

Varicositas  bulbi  147. 

Variola  78,  256. 

Verband  der  Augen   153. 

Verbrühung  des  Auges  87,   179. 

Verkältung  10,  122,    160,  242,  299. 

Verletzungen  der  Bindehaut  87,  der  Horn- 
haut 172,  275.  der  Sklera  211.  270, 
der  Iris  237,  der  Linse  212.  238, 
241,  272,  275,  des  Ciliarkörpers  268, 
272. 

Vernarbung,  cystoide  174. 

Verschwärung  der  Hornhaut  22,  50,  59, 
72,   128—130. 

Verziehung  der  Pupille  141. 

Vorfall  der  Iris  136,  140,  143,  153;  der 
Linse  unter  die  Bindehaut  212,  in 
die  vordere  Kammer  241,  von  Glas- 
körper 135. 

Wunden  der  Bindehaut  90,  102,  der  Horn- 
haut 173,  der  Ciliarkörpergegend  275, 
der  Iris  304,  der  Sklera  211,  269,  der 
Kapsel  (vergl.  Berstung,  penetrirende 
Wunden,  fremde  Körper). 

Xerosis  (Xerophthalmus)  100  (31,  59.  144). 


-cmS^s-o- 


iM.  Salier)  in  Wi 


Medicinischer  Verlag 

von 

WILHELM  BRAUMÜLLER, 

k.  k.   Hof-  und  Universitätsbuchhändler 
in  Wien. 


Adler,  Dr.  HailS,  ord.  Augenarzt  des  k.  k.  Krankenhauses  Wieden 
und  des  St.  Josef-Kindevspitales.  Die  während  und  nach  der 
Variola  auftretenden  Augenkrankheiten.  Mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung der  in  der  Wiener  Blattern-Epidemie  1872 — 1873 
gemachten  Beobachtungen.  (Sep.-Abdr.  a.  d.  Viertelj.  f.  Dermat. 
u.  Syph.    1874.)  gr.  8.   [IV.  88  S.]    1875.       60  kr.  —  1  M.  20  Pf. 

Albert,  Dr.  Ed.,  o.  ö.  Professor  der  Chirurgie  und  Vorstand  der 
chirurgischen  Klinik  an  der  Universität  in  Wien.  Diagnostik  der 
chirurgischen  Krankheiten  in  zwanzig  Vorlesungen.  Zweite 
umgearbeitete  Auflage.   Mit  vielen  Holzschnitten,   gr.  8. 

(Unter  der  Presse.) 

Alexander  von  Tralles,  herausgegeben  von  Dr.  Theod.  Pusch- 
mann,   s.  Pu seh  mann. 

Arlt,  Dr.  Ferd.  Ritter  TOll,  k.  k.  Hofrath,  Professor  an  der 
k.  k.  Universität  in  Wien.  Horizontaler  Durchschnitt  des 
menschlichen  Auges.  Gezeichnet  von  Dr.  C.  Elfinger.  1862. 
gr.  4.   [1  lith.  Taf.  fol.]    1875.  1/.-2I, 

—  —  Ueber  die  Verletzungen  des  Auges  mit  besonderer  Rück- 
sicht auf  deren  gerichtsärztliche  Würdigung,  gr.  8.  [IL  128  S.] 
1875.  lfl.  50  kr.  —  3  M. 

■ —  ■ —  Ueber  die  Ursachen  und  die  Entstehung  der  Kurz- 
sichtigkeit.  Mit  2   Tafeln,  gr.  8.   [IV.  7  7  S.,   2  Taf.  4.]    1876. 

1  fl.  50  kr.  —  3  M. 

—  —  Klinische  Darstellung  der  Krankheiten  des  Auges, 
zunächst  der  Binde-,  Hörn-  und  Lederhaut,  dann  der  Iris  und  des 
Ciliarkörpers.   gr.  8.  (Unter  der  Presse.) 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


Z  Arneth  —  Becker. 

Ariieth,  Dr.  F.  H.,  suppl.  Primarius  am  k.  k.  Gebärhause  und 
an  der  Abtheilung  für  Frauenkrankheiten.  Die  geburtshilfliche 
Praxis,  erläutert  durch  Ergebnisse  der  II.  Gebärklinik  in  Wien 
und  deren  stete  Vergleichung  mit  den  statistischen  Ausweisen  der 
Anstalten  in  Paris,    Dublin   u.   s.  w.    gr.  8.   [VIII.  254  S.]   1851. 

1  fl.  50  kr.  —  3  M. 

—  —  Ueber  Geburtshilfe  und  Gynaekologie  in  Frankreich, 
Grossbritannien  und  Irland.  Grösstentheils  nach  Keiseergeb- 
nissen.   gr.  8.   [IV.  360  S.]    1853.  3  fl.  —  6  M. 

Auspitz,  Dr.  Heilir.,  Professor  der  Dermatologie  und  Syphilis  an 
der  k.  k.  Universität,  Director  der  allg.  Polyklinik  in  Wien.  Die 
Lehren  vom  syphilitischen  Contagium  und  ihre  thatsächliche 
Begründung,   gr.  8.   [X.  384  S.]    1866.  3  fl.  50  kr.  —  IM. 

System  der  Hautkrankheiten,  gr.  8.   [V.  254  S.]   1881. 

3  fl.  50  kr.  —  IM. 

—  und  Professor  Dl*.  F.  J.  Pick.  Vierteljahressehrift  für  Der- 
matologie und  Syphilis,  s.  Vierteljahresschrift. 

Bade-Bibliothek,  s.  Braumüller's  Bade-Bibliothek. 

Banibergei*.  Dr.  H.  YOn,  Hofrath  und  Professor  an  der  k.  k.  Uni- 
versität   in   Wien.    Lehrbuch   der   Krankheiten   des   Herzens. 

gr.  8.   [VIII.  460  S.]    1857.  4  fl.  —  8  M. 

(Vergriffen.) 

Becker,  Dr.  Otto,  Professor  der  Augenheilkunde  an  der  Universität 
in  Heidelberg.  Vier  Tafeln  zur  Bestimmung  des  Astigma- 
tismus,  gr.  4.   [4  Taf.  Reg.]    1868.  1  fl.  50  kr.  —  3  M. 

—  —  Atlas  der  pathologischen  Topographie  des  Auges.  Ge- 
zeichnet von  Dr.  C.  und  J.  Heitzmann.  1. — 3.  Lieferung.  Mit 
30   Tafeln  und   7   Holzschnitten,  gr.  4.   1874—1878.  cart. 

30  fl.  —  60  M. 

1.  Lieferung-:  [VIII.  32  S.,  Taf.  1—9  u.  Deckbl.  4.]  1874.         9/.  —  18  M. 

2.  „  [IV.  26  S.,  Taf.  10— 18  u.  Deckbl.  4.]   1875.         9  fl.  —  18  M. 

3.  „  [VI.  47  S.,  Taf.  19-30  u.  Deckbl.  4.]  1878.       12/.  —  24  M. 

—  —  Photographisehe  Abbildungen  von  Durchschnitten  ge- 
sunder und  kranker  Augen.  Gezeichnet  von  Friedrich  Veith, 
photographirt  von  J.  Schulze  in  Heidelberg.  1. — 3.  Serie,  gr.  8. 
1876.   1877.   In  Carton.  18  fl.  —  36  M. 

1.  Serie:  Tafel     1—10.  [8  S.,  10  Taf.]  1876.  6  fl.  —  12  M. 

2.  „         Tafel  11—20.  [4  S.,  10  Taf.]  1876.  6  fl.  —  12  M. 

3.  „         Tafel  21— 30.  [4  S.,  10  Taf.]  1877.  6  fl.  —  12  M. 

—  —  Die  Anomalien  der  Refraetion  und  Accommodation  des 
Auges,  s.   Don  der  s. 

Becker,  Dr.  H.  T.  VOn,  erster  Secundararzt  des  Kronprinz  Rudolf - 
Kinderspitals.  Zur  Pathologie  und  Therapie  der  Rachen- 
Diphtherie.  Mit  Bezugnahme  auf  den  Charakter  der  in  Wien 
herrschenden  Epidemie.  Zwei  Vorträge,  gehalten  im  Verein  der 
Aerzte  in  Nieder- Oesterreich,  Section  Wien.  gr.  8.  [IV.  72  S.]  1877. 

80  kr.  —  1  M.  60  Pf. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


Bednar        Bernatzik.  ;> 

Bednar,  Dl*.  Alois,  weil.  Docent  der  Kinderkrankheiten  an  der 
k.  k.  Universität  in  Wien.  Lehrbuch  der  Kinderkrankheiten. 
gr.  8.    [XX.  594  S.]   1856.  6  fl.  —  12  M. 

—  —  Kinder-Diätetik,  oder  naturgemässe  Pflege  des  Kindes 
in  den  ersten  Lebensjahren,  mit  besonderer  Berücksichtigung 
der  noch  dabei  herrschenden  Irrthümer  und  Vorurtheile.  8. 
[IV.  275  S.]    1857.  1  fl.  50  kr.  —  3  M. 

Benedikt,  Mor.  Anatomische  Studien  an  Verbrecher-Gehirnen. 

Für  Anthropologen,  Mediciner,  Juristen,  Psychologen  bearbeitet. 
Mit  12  Tafeln  und  8  Holzschnitten,  gr.  8.  [XVI.  151  S.  12  Taf.  8.] 
1879.  1  fl.  50  1er.  —  15  M. 

Bericht,  ärztlicher,  aus  dem  k.  k.  allgemeinen  Krankenhause 
zu  "Wien,  vom  Civiljahre  1854.  Mit  23  Tabellen  und  2  litho- 
graphirten  Tableaux.  Im  hohen  Auftrage  des  Ministeriums  des  Innern 
veröffentlicht  durch  die  Direction  des  k.  k.  allgemeinen  Kranken- 
hauses, gr.  8.    1855.  2  fl.  50  kr.  —  5  M. 

—  —  vom  Civiljahre  1855.  Mit  2  synoptischen  Tabellen  und  einer 
graphischen  Darstellung  in  Farben,  gr.  8.  1857. 

1  fl.  80  kr.  —  3  M.  60  Pf 

vom  Civiljahre  1856.   gr.  8.   1857.  2  fl.  50  kr.  —  5  M. 

vom  Civiljahre   1857,   1858,   1859,   1860,  1861,  1862,  1863, 

1864,    1865,    1866,    1867,   1868    und    1869.  gr.  8.    1858 — 1870. 

ä  2  fl.  20  kr.  —  4  M.  40  Pf. 
vom  Jahre    1870,    1871,    1872,    1873,    1874,    1875,    1876, 

1877,  1878  und  1879.  gr.  8.   1871  —  1880.    ä  2  fl.  50  kr.  —  5  M. 

Bericht,  ärztlicher,  des  k.  k.  Gebär-  und  Findelhauses  zu  Wien, 
vom  Solarjahre  1856,  1857,  1858,  1859,  1860,  1861,  1862,  1863 
und  1864.  gr.  8.   1857—1865.  a  1  fl.  80  kr.  —  3  M.  60  Pf. 

—  —  der  k.  k.  Findelanstalt  in  Wien,  vom  Solarjahre  1865  und 
1866.  gr.  8.    1866  —  1867.  a   1  fl.  80  kr.  —  3  M.  60  Pf. 

vom  Solarjahre   1867.   gr.  8.   1869.  2  fl.  50  kr.  —  5  M. 

Bericht  der  k.  k.  Krankenanstalt  „Rudolph-Stiftung"  in  Wien, 

vom  Jahre  1865,  1866,  1867,  1868,  1869,  1870,  1871,  1872  und 
1873.  gr.  8.   1866  —  1874.  a   1  fl.  50  kr.  —  3  M. 

vom  Jahre   1874,    1875,    1876   und   1877.    Im    Auftrage    des 

hohen  k.  k.  Ministeriums  des  Innern  veröffentlicht  durch  die 
Direction  dieser  Anstalt,  gr.  8.    1875 — 1878.  ä  2  fl.  —  4  M. 

vom  Jahre  1878  i;nd  1879. gr.8. 1879—1880.  alfl.  50kr.  —  3M. 

Bematzik,  Dr.  Wenzel,  k.  k.  Kegierungsrath  und  em.  o.  Professor 
der  Pharmacologie  in  Wien.  Die  österreichische  Militär-Pharma- 
kopöe  im  Auszuge.  kl.  16.   In  Leinwand  cart,    [IV.  92  S.]    1859. 

1  fl.  —  2  M. 

—  —  Die  Receptur  in  dem  von  der  Pharmakopoe  neu  eingeführten 
metrischen  Gewichtssystem.   16.   [70  S.]   1869.  50  kr.  —  1  M. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 

1* 


4  Bernatzik  —  Braumüller's  Bade-Bibliotliek. 

Bematzik,  Dr.  Wenzel,  k.  k.  Regierungsrath  und  em.  o.  Professor 
der  Pharmacologie  in  Wien.  Commentar  zur  österreichischen 
Militär-Pharmakopöe  vom  Jahre  1873.  Mit  steter  Hinweisung 
auf  die  Vorschriften  der  Landes -Pharmakopoe  und  der  Militär- 
Pharmakopöe  vom  Jahre  1859.  Mit  68  Holzschnitten,  gr.  8.  [V.509S.] 
1874.  b  fl.  50  kr.  —  11  M. 

—  —  Handbuch  der  allgemeinen  und  speciellen  Arzeneiver- 
ordnungslehre.  Mit  Zugrundelegung  der  österreichischen,  deutschen 
und  französischen  Pharmakopoe,  sowie  mit  besonderer  Berücksichti- 
gung aller  wichtigeren,  nicht  officinellen  Mittel,  als  auch  der  neuesten 
Bereitungsformen  der  Arzeneien  und  ihrer  Anwendungsweise.  2  Bände. 
Mit  202  Holzschnitten,   gr.  8.    1876.    1878.  12  fl.  —  21  M. 

1.  Band:     Allgemeine  Arzeneiverordnungslehre  (Receptirkunde). 

Mit  202  Holzschnitten,  gr.  8.  [VI.  IV.  402  S.]  1876. 

5  fl.  50  kr.  —  11  M. 

2.  „         Specielle   Arzeneiverordnungslehre  (Dosologie).   gr.  8. 

[VIII.  456  S.]  1878.  6fl.  50  kr.  —  13  M. 

Biesiadecki,  Dr.  Alfr.,  Professor  an  der  k.  k.  Universität  in  Krakau. 
Untersuchungen  aus  dem  pathologisch-anatomischen  Institute 
in  Krakau,  s.   Untersuchungen. 

Blätter,  Wiener  medicinische.  Zeitschrift  für  die  gesammte  Heil- 
kunde, herausgegeben  von  Dl*.  Willi.  Schlesinger,  Privat-Docent 
an  der  Wiener  Universität.  I.  Jahrgang.  1878.  April — December. 
(Nr.  1—40.)   gr.  4.   1878.  6  fl.  —  12  M. 

IL    und  III.  Jahrgang.    1879—1881.   (jährl.   52   Nummern.) 

ä  8  fl.  —  20  M. 

BÖlllll,  Dr.  Carl,  k.  k.  Professor  und  Director  der  Krankenanstalt 
„Rudolfstiftung "in  Wien.  Allgemeine  Therapie  der  Knochen- 
brüche  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Verbände  und  den  Transport 
der  Verletzten.  Mit  150  Holzschnitten,   gr.  8.   [XVI.  459  S.]   1869. 

6^.-12  M. 

Braumüller's  Bade-Bibliothek.   100  Bändchen.   8. 

Nr.     1.  Südliche  klimatischeCurortevonProf.Dr.v.  Sigmund.  3.  Aufl. 
„        2.  Meran  von  Dr.  Pircher.  3.  Aufl. 
„        3.  Die  Bäder  am  Wörthersee  von  E.  Tullinger. 
„        4.  Isehl  von  Dr.   Pollak  (französisch). 
„        5.  Gastein  von  Dr.  Pröll.  2.  Aufl. 
„        6.  Neuhaus  von  Dr.  Schüler. 
„        7.  Salzburg  von  Dr.  Wallmann. 
„       8.  Toplice  von  Dr.  Rakovec. 
„        9.  Pyrawarth  von  Dr.  Hirschfeld. 

„  10.  Topusko  und  Lasinja  von  Dr.  Hinterherger. 

„  11.  Ischl  von  Dr.  Kaan.  3.  Aufl. 

„  12.  Tobelbad  von  Dr.  Schüler. 

„  13.  Kaltenbrunn  von  Dr.  Friedmann. 

„  14.  Hall  von  Dr.  ßabl.  2.  Aufl. 

„  15.  Schweizer  klim.  Curorte  von  Dr.  Feierabend. 

„  16.  Roznau  von  Dr.  Polansky.  3.  Aufl. 

„  17.  Gleichenberg  von  Dr.  Prasil. 

„  18.  Rohitsch  von  Dr.  Frölich.  5.  Aufl. 

„  19.  Füred  von  Dr.  Mangold.  3.  Aufl. 

„  20.  Szliacs  von  Dr.  Hasenfeld.  3.  Aufl. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


Braumüller'a  Bade-Bibliothek.  5 

Nr.  21.  Allgem.  Curdiätetik  von  Dr.  Mangold. 

„  22.  St.  Radegund  von  Dr.  Macher. 

„  •_*.'>.  Krynica  von  Dr.  Zieleniewski. 

„  24.  Dorna-Watra  und  Pojana-Negri  von  Dr.  Denarowski. 

„  25.  Hall  von  Apotheker  Richter. 

„  26.  Krapina-Töplitz  von  Dr.  Bancalari. 

„  27.  Vöslau  von  Dr.  Priedmann. 

„  28.  Achensee  und  Pertisau  in  Tirol. 

„     29.  MineralwässerSiebenbürgensvonProf.Dr.v.Sigmund.  2.Aufl. 

„     30.  Kaltcnleutgeben  von  Dr.  Winternitz. 

„     31.  Aussee  von  Dr.  Schreiber. 

„     32.  Tobelbad  von  Dr.  v.  Kottowitz. 

„      33.  Tat  /.man  ns  dort'  von  Dr.  Thomas. 

„     34.  Gleichenberg  von  Dr.  Hans  von  Hausen.  2.  Aufl. 

„      35.  Marienbad  von  Dr.  Kisch. 

„      3G.  Franzensbad  von  Dr.  Carte  llieri. 

„     37.  Trenchin-Teplitz  von  Dr.  Ventura.  4.  Aufl. 

„      38.  Franzensbad  von  Dr.  Fellner. 

„     39.  Neuhaus  von  Dr.  Paltauf. 

„     40.  Wahl  der  Cur  orte  von  Dr.  Meyr.  2.  Aufl. 

„     41.  Aussee  von  Dr.  Pohl.  2.  Aufl. 

„     42.  Vöslau  von  Dr.  Friedmann  (französisch). 

„      43.  St.  Katharinenbad  von  C.  Bachmann. 

„     44.  Gastein  von  Dr.  Bunzel.  3.  Aufl. 

„      45.  Franzensbad.     Neue  Stahlquelle  von  Dr.  Cartellieri. 

„     46.  Veldes  von  Dr.  Germonik. 

„     47.  Franzensbad  von  Dr.  Fellner  (französisch). 

„     48.  Thüringens  Bäder  von  Dr.  Pfeiffer. 

„      49.  Pisa  von  Dr.  Schandein. 

„      50.  Heran  von  Dr.  Kuhn. 

„      51.  Königswart  von  Dr.  Kohn. 

„      52.  Admont  von  P.  Weymayr. 

„      53.  Gräfenberg  von  Dr.  Kutschera. 

„      54.  Kreuzen  von  Dr.  Krischke. 

„      55.  Lipik  von  Dr.  Kern. 

„     56.  Marienbad  von  Dr.  Herzig  (englisch).  3.  Aufl. 

„      57.  Levico  von  Dr.  Pacher. 

n      58.  Catania  von  Dr.  Joris. 

„      59.  Kaisdorf  von  J.  Karner. 

„      60.  Franzensbad  von  Dr.  Klein. 

„      61.  Trenchin-Teplitz  von  Dr.  Nagel. 

„      62.  Römerbad  von  Dr.  Mayrhofer.  2.  Aufl. 

„      63.  Pystjan  von  Dr.  Wagner.  4.  Aufl. 

„      64.  Nervi  von  Dr.  Thilenius. 

„      65.  Kreuzen  von  Dr.  Urbaschek. 

„     66.  Gebrauch  der  Bäder  im  Kindesalter  von  Dr.  Stoessl. 

„      67.  Karlsbrunn  von  Dr.  Steinschneider. 

„      68.  Rohitsch-Sauerbrunn  von  Dr.  Hoisel. 

„      69.  Roznau  von  Dr.  Koblovskj^. 

„      70.  Luhatschowitz  von  Dr.  Küchler. 

„      71.  Pystjan  von  Dr.  Weinberger. 

,.      72.  Les  eaux  minerales  de   la  Hongrie  par   le  Dr.  Hirschfeld. 

,      73.  Krapina-Töplitz  von  Dr.  Rak. 

,      74.  Ueber  das  Wesen  klimat.  Curen  von  Dr.  Schreiber. 

,      75.  Korytnica  von  Dr.  Vogel. 

,      76.  Pfäfers-Ragaz  von  Dr.  Daffner. 

,      77.  Neudorf  von  Dr.  Dlauhy. 

,      78.  Wintercuren  an  Schwefelthermen  von  Dr.  Reumont. 

,      79.  Gräfenberg  von  Dr.  Anjel. 

,      80.  Ernsdorf  von  Dr.  Kaufmann. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien 


ß  Brauraüller's  Bade-Bibliothek  —  v.  Brücke. 

Nr.  81.  Monsummano  von  Dr.  Daubrawa. 

„  82.  Cilli  von  Dr.  Hoisel. 

„  83.  Pallanza  von  Dr.  Scharrenbroich. 

„  84.  Cannstatt  von  Dr.  Loh. 

„  85.  Tobelbad  von  Dr.  v.  Waldhäusl. 

„  86.  Sangerberg  von  Dr.  Penn. 

„  87.  Bad  Teinach  von  Dr.  Wurm.  4.  Aufl. 

„  88.  Mineralbad  Töplitz  in  TJnterkrain  von  P.  Radics. 

„  89.  Hall-les-Bains  von  Dr.  Ralil  (französisch). 

n  90.  Karte  von  Aussee.     Mit  beschr.  Text. 

„•  91.  Seebad  Millstatt  von  Dr.  Picbler. 

„  92.  Arco  von  Dr.  Schreiber. 

„  93.  Die  Heilquellen  Böhmen's  von  Dr.  Kisch. 

„  94.  Carlsbad  von  Dr.  Hertzka. 

,,  95.  Ischl  von  Dr.  Kaan  (französisch). 

„  96.  Vihnye  von  Dr.  v.  Bolenian. 

„  97.  Mattigbad  von  Dr.  Staininger  und  Dr.  Wiedemann. 

„  98.  Ueber   Curorte   und   Curmittel   im  Allgemeinen   und  speciell   über 

Gleichenberg  von  Dr.  Ivändi. 

„  99.  Johannisbad  von  Dr.  Pauer. 

.,  100.  Heilquellen  und  Curorte  Mittel-Europa's  mit  Karte. 

Eine  nach  Ortsnamen   alphabetisch  geordnete   Uebersicht    dieser   Bade-Bibliothek 
befindet  sich  auf  Seite  42. 

Braun,  Ritter  von  Fernwald,  Dr.  Carl,  wixkl.  Hofrath,   o.  ö. 

Universitäts-Professor  und  Vorstand  der  ersten  ärztlichen  Klinik 
für  Geburtskunde  und  Frauenkrankheiten  in  Wien.  Lehrbuch  der 
gesammten  Gynaekologie.  Zweite  gänzlich  umgearbeitete  Auf- 
lage,   gr.  8.   (VIII.  1024  S.)   1881.  10/?.  —  20  M. 

Braun,  Dr.  GllSt.  Aug.,  Professor  der  Geburtshilfe,  Frauen-  und 
Kinderkrankheiten  in  Wien.  Compendium  der  operativen  Gynä- 
kologie und  Geburtshilfe,  gr.  8.  [XII.  284  S.]  1860.  3fl.  —  6M. 

—  —  Compendium  der  Kinderheilkunde.  Zweite  Auflage.  8. 
[XIII.  438  S.]    1871.  Afl.  50  kr.  —  9  M. 

—  —  Compendium  der  Frauenkrankheiten.  Zweite  verbesserte 
Auflage,   gr.  8.   [X.  489  S.]    1872.  b  fl.  —  10  M. 

—  —  Compendium  der  Geburtshilfe.  Zweite  verbesserte  Auf- 
lage, gr.  8.   [XVI.  528  S.]    1875.  5  fl.  50  kr.  —  11  M. 

Brücke,  Dr.  Ernst  YOn,  k.  k.  Hofrath  und  Professor  an  der  k.  k. 
Universität  in  Wien.  Vorlesungen  über  Physiologie.  Unter  dessen 
Aufsicht  nach  stenographischen  Aufzeichnungen  herausgegeben.  Mit 
180  Holzschnitten.  2  Bände,  gr.  8.  1876.  1881.    l%fl.  50kr.  —  25M. 

1.  Band:     Physiologie  des  Kreislaufs,  der  Ernährung,  der  Ab- 

sonderung, der  Respiration  und  der  Bewegungs- 
erscheinungen. Dritte  vermehrte  und  verbesserte  Auflage. 
Mit  81  Holzschnitten.  [VI.  516  S.]  1881.     7  fl.  50  kr.  —  15  M. 

2.  .,         Physiologie   der  Nerven  und   der  Sinnesorgane  und 

Entwicklungsgeschichte.  Zweite  vermehrte  und  ver- 
besserte Auflage.  Mit  99  Holzschnitten.  [IV.  337  S.]   1876. 

5  fl.  —  10  M. 

—  —  Ueber  die  Notwendigkeit  der  Gymnasialbildung  für 
die  Aerzte.  Inaugurations-Rede,  gehalten  am  11.  October  1879. 
gr.  8.   [19  S.]    187'.i.  30  kr.  —  60  Pf. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumiiller  in  Wien. 


Buchhcim  —  Eble.  i 

Blichheim,  Dr.  Ed.,  Chefarzt  dos  Ersten  allg.  Beamten-Vereines 
der  öst.-ung.  Monarchie.    Das  Gutachten  des  Vertrauensarztes. 

Anleitimg  zur  Abfassung  ärztlicher  Zeugnisse  für  Versicherungs- 
zwecke. Zweite  Auflage.   8.   [XV.  83  S.]    1879. 

80  kr.  —  1  M.  60  Pf 

GarUS,  Dr.  Carl  Gust.,  weil.  Geheimer  Rath,  Leibarzt  Sr.  Ma- 
jestät des  Königs  von  Sachsen  in  Dresden.  Natur  und  Idee  oder 
das  Werdende  und  sein  Gesetz.  Eine  philosophische  Grundlage  für 
die  specielle  Naturwissenschaft.  Mit  einer  lithographirten  Tafel. 
gr.  8.  [IX.  492  S.,  1  Taf.  fol.]   1861.  5  fl.  —  10  M. 

—  —  Vergleichende  Psychologie  oder  Geschichte  der  Seele  in 
der  Eeihenfolge  der  Thierwelt.  Mit  mehreren  Illustrationen,  gr.  8. 
[VIII.  316  S.]    1866.  2,  fl.  50  kr.  —  7  M. 

ChelillS,  Dr.  Maxim.  JOS.,  weil,  grossh.  bad.  Geheimrath,  o.  ö.  Pro- 
fessor der  Chirurgie  und  Augenheilkunde  und  Director  der  chirur- 
gischen und  Augenkranken-Klinik  zu  Heidelberg.  Handbuch  der 
Chirurgie  zum  Gebrauche  bei  seinen  Vorlesungen.  Achte  ver- 
mehrte und  verbesserte  Original- Auf  läge,  2  Bände,  gr.  8.  [l.  XXXII. 
1176  S.;   2.  VIII.  1000  S.]    1857.  ß  fl.  —  12  M. 

Daffner,  Dr.  Franz,  k.  bayr.  Militärarzt  in  Neu-Ulm.  Die  Blen- 
norrhoe der  Sexualorgane  nebst  Complicationen,  8.  [VI.  110  S.] 
1874.  1  fl.  —  2  M. 

Dillllberger,  Dr.  Emil,  Physikus  in  Neusohl.  Therapeutisches 
Reeept-Taschenbuch    für    innere    und    äussere    Krankheiten 

mit  Einschluss  der  Augen-,  Ohren-  und  Hautkrankheiten.  Nach 
der  Wiener  Schule.    Siebente   Auflage.    16.    [IX.  320  S.]    1880. 

2  fl.  —  4  M. . 

—  —  Therapeutisches  Recept-Tasehenbuch  für  Frauen-  und 
Kinderkrankheiten  nach  der  Wiener  Schule.  Dritte  Auflage, 
nach  dem  metrischen  Gewichtssystem  bearbeitet  von  Dr.  L.  Weiss. 
16.   [XVIII.  226  S.]  1878.  1  fl.  50  kr.  —  3  M. 

Pharmacologisches  Taschenbuch  mit  genauer  Berücksich- 
tigung der  österreichischen  Pharmacopöe  vom  Jahre  1869.  Zweite 
verbesserte  Auflage.  16.  [VI.  148  S.]  1879.  1  fl.  30  kr.  —  2  M.  60  Pf. 

Dondftl'S,  Dr.  F.  C,  Professor  an  der  Universität  in  Utrecht.  Die 
Anomalien  der  Refraction  und  Accommodation  des  Auges. 
Deutsche  Original- Ausgabe,  unter  Mitwirkung  des  Verfassers  her- 
ausgegeben von  Dr.  Otto  Becker,  Professor  an  der  Universität 
in  Heidelberg.  Mit  193  Holzschnitten  und  einer  lithographirten  Tafel, 
gr.  8.   [XII.  544  S.,  1  Taf.  qu.  fol]    1866.        &  fl.  50  kr.  —  13  M. 

Eble,  Dr.  Blirkard,  weil.  k.  k.  Oberfeldarzt  und  Prosector  der 
k.  k.  Josefs-Akademie.    Die  Lehre  von  den  Haaren  in  der  ge- 

sammten  organischen  Natur.  2  Bände  mit  14  Kupfertafeln.  Neue 
Ausgabe,  gr.  8.  [1.  XVIII.  224  S.,  11  Taf.  8.;  2.  VI.  464  S., 
3  Taf.   8.]    1862.  9/.  —  18  M. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


ö  Eisenmann  —  Feierabend. 

Eisenmaim,    Dr.  J.,    Professor    in  Würzburg.     Die    Bewegungs- 

Ataxie.  Nach  fremden  und  eigenen  Beobachtungen.  Mit  2  chromo- 
lithographirten  Tafeln  und  einem  Holzschnitte,  gr.  8.  [VIII.  248  S., 
2  Taf.  8.]    1863.  2  fl.  50  kr.  —  5  M. 

Ellllliert,  Dl".  C,  o.  ö.  Professor  der  Staatsarzneikunde  an  der  Hoch- 
schule in   Bern.     Der   Criminal-Proeess   Demme-Trümpy  vom 

gerichtsärztlichen  Standpunkte  aus  dargestellt.  8.  [VI.  308  S.] 
1866.  2  fl.  50  kr.  —  5  M. 

Ellgel,  Dr.  JOS.,  Professor  der  pathologischen  und  topographischen 
Anatomie  an  der  k.  k.  Josefs-Akademie  in  Wien.  Das  Knochen- 
gerüste des  menschlichen  Antlitzes.  Ein  physiognomischer  Bei- 
trag. Mit  2  lithographirten  Tafeln,  gr.  8.  [IV.  98  S.,  2  Taf.  8.] 
1850.  1  fl.  40  kr.  —  2  M.  80  Pf. 

—  —  Darstellung  der  Leichenerscheinungen  und  deren  Be- 
deutung. Unter  steter  Berücksichtigung  der  häufigsten  Fehlerquellen 
bei  Leichenuntersuchungen,  vorzugsweise  für  Anatomen,  Amts-  und 
Gerichtsärzte,  gr.  8.   [II.  352  S.]   1854.  3  fl.  —  6  M. 

—  —  Lehrbuch  der  pathologischen  Anatomie  zum  Gebrauche 
bei  seinen  Vorlesungen.  2  Theile.  gr.  8.  1865.  1856.  12/.  —  24  M. 

1.  Theil:  Allgemeine  pathologische  Anatomie.    [X.  560  S.]    1865. 

ifl.  50  kr.  —  9  M. 

2.  „        Specielle   pathologische  Anatomie.     [IV.  962  S.]     1856. 

7  fl.  50  kr.  —  15  M. 

—  —  Compendium  der  topographischen  Anatomie.  Zum  Ge- 
brauche bei  seinen  Vorlesungen  bearbeitet,  gr.  8.   [II.  829  S.]   1860. 

7  fl.  50  kr.  —  15  M. 

—  —  Sectionsbeschreibungen.  Eine  Sammlung  von  Beispielen  für 
angehende  Anatomen  und   Aerzte.   gr.  8.   [II.  98  S.]    1861. 

1  fl.  —  2  M. 

Ettillgshauseil,  Dr.  Coiist.  Ritter  VOll,  Professor  der  Natur- 
geschichte an  der  k.  k.  Josefs- Akademie  in  Wien.  Physiographie 
der  Medicinalpüanzen  nebst  einem  Clavis  zur  Bestimmung  der 
Pflanzen  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Nervation  der  Blätter. 
Mit  294  Abbildungen  in  Naturselbstdruck,  gr.  8.  [XIV.  432  S.] 
1862.  6fl.  —  12  M. 

—  —  Photographisches  Album  der  Flora  Oesterreichs.  Zu- 
gleich ein  Handbuch  zum  Selbstunterrichte  in  der  Pflanzenkunde. 
Mit  173  Tafeln,  enthaltend  eine  Sammlung  gedruckter  Photogra- 
phien von  charakteristischen  Pflanzen  der  einheimischen  Flora, 
gr.  8.   [XXVIII.  319  S.]    1864.  5./Z.  —  10  M. 

Exiier,  Dr.  Siglll.,  Professor  an  der  k.  k.  Universität  in  Wien. 
Die  Localisation  der  Functionen  in  der  Grosshirnrinde  des 
Menschen.   Mit  vielen  Tafeln,  gr.  8.  (Unter  der  Presse.) 

Feierabend,  Dr.  Aug.,  Sanitätsrath  und  Arzt  in  Luzern.  Der 
Alpenstieh  in  der  Schweiz.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der 
Volkskrankheiten.   8.   [VIII.  136  S.]    1866.     80  kr.  —  1  M.  60  Pf. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


Fick  —  Gaal.  J 

Fick,  Dr.  Adolf,  Professor  der  Physiologie  an  der  Universität  in 
Würzburg.  Compendium  der  Physiologie  des  Mensehen  mit 
Einschluss  der  Entwicklungsgeschichte.  Zweite,  gänzlich  neu  bear- 
beitete  Auflage.  Mit  57  Holzschnitten,  gr.  8.   [VIII.  374  S.|  1874. 

4  fl.  —  8  ,1/. 

—  —  Untersuchungen  aus  dem  physiologischen  Laboratorium 
der  Züricher  Hochschule,  s.   Untersuchungen. 

Fieber,  Dr.  Friedr.,  Vorstand  der  electro-therapeutischen  Abthei- 
lung im  k.  k.  allgemeinen  Krankenhause  und  Docent  an  der  k.  k. 
Universität  in  Wien.  Die  Inhalation  modicamentöser  Flüssig- 
keiten und  ihre  Verwerthung  bei  Krankheiten  der  Athmungsorgane. 
Zum  Gebrauche  für  Aerzte  erläutert,  gr.  8.   [XII.  143  S.]   1865. 

1  //.  50  kr.  —  3  M. 

—  —  Die  Apparate  zur  Einathmung  flüssiger  Medicamente 
und  ihre  Anwendung  bei  Krankheiten  des  Kehlkopfes,  der  Luft- 
röhre und  der  Lunge.  Zum  Gebrauche  für  Kranke  erläutert,  gr.  8. 
[16  S.]    1865.  30  kr.  —  60  Pf. 

—  —  Compendium  der  Electrotherapie.  Mit  8  Holzschnitten. 
gr.  8.  [VIII.  146  S.]   1869.  1  fl.  50  kr.  —  3  M. 

(Vergriffen.) 

—  —  Die  Erhaltung  und  die  Wiederherstellung  der  Stimme. 

Für  Künstler  und  Kunstfreunde  nach  eigenen  Erfahrungen  dargestellt. 
8.   [III.  51  S.]  50  kr.  —  1  M. 

Finger,  Dr.  Jos.,  Assistent  der  Staatsarzneikunde  etc.  in  Prag. 
Die  Beurtheilung  der  Körperverletzungen  bei  dem  öffentlichen 
und   mündlichen  Strafverfahren,  gr.  8.   [XII.  280  S.]    1852. 

2  fl.  50  kr.  —  5  M. 

Fleischmann,  Dr.  Llldw. ,  weil.  Docent  an  der  Universität,  Ab- 
theilungsvorstand der  allgemeinen  Poliklinik  in  Wien.  Klinik  der 
Paediatrik.  Studien  und  Vorlesungen  für  Aerzte  und  Studirende. 
1.,  2.  Abtheilung.  Mit  16  Tafeln  und  21  Holzschnitten,  gr.  8. 
1875.    1877.  6  fl.  50  kr.  —  13  M. 

1.  Abth.:     Die   Ernährung    des    Säugling-salters   auf   wissenschaft- 

licher   Grundlage    dargestellt.      Mit   11    Tafeln    und    2   Holz- 
schnitten.  [VII.  171  S.,  10  Taf.  8.,  1  Taf.  4.]   1875. 

3  fl.  50  kr.  —  7  M. 

2.  „  Der  erste  Zahndurchbruch  des  Kindes,  nebst  einer  ge- 

schichtlichen Einleitung.     Mit  5  Tafeln  und  19  Holzschnitten. 
[XII.  21G  S.,  5  Taf.  8.]  1877.  3  fl.  —  6  M. 

Gaal,  Dr.  Gust.  von  (Vely  Bey),  kais.  ottomanischer  Oberstlieutenant- 
Stabsarzt.  Taschenencyklopädie  der  praktischen  Medicin,  ent- 
haltend die  Symptome,  Diagnose  und  Therapie  aller  inneren  Krank- 
heiten, sowie  die  Anwendungsweise  und  Dosen  aller  Medicamente  in 
alphabetischer  Ordnung,,  nebst  einer  grossen  Anzahl  berühmter  Heil- 
l'ormeln.  Mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Wiener  Schule  für 
Aerzte  und  Studirende  zusammengestellt.    16.    [VI.  541  S.]    1861. 

3  fl.  50  kr.  —  7  M. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


10  Garcia  —  Hauska. 

Garcia,  Manuel.  Beobachtungen  über  die  menschliche  Stimme. 

Mit  einem  Vorworte  von  Prof.  Dr.  Leop.  v.  Schrötter.   8.    1878. 

40  kr.  —  80  Pf. 

Gerlach,  Dr.  JOS.,  o.  ö.  Professor  der  Anatomie  und  Physiologie 
in  Erlangen.  Handbuch  der  allgemeinen  und  speciellen 
Gewebelehre  des  menschlichen  Körpers.  Für  Aerzte  und 
Studirende.  Zweite,  völlig  umgearbeitete  und  mit  zahlreichen 
Holzschnitten  vermehrte  Auflage.  Neue  Ausgabe,  gr.  8.  [II.  555  S.] 
1860.  4fl.  50  kr.  —  9  M. 

Gerold,  Dr.  Hugo,  herzogl.  sächsischer  Hofrath  und  Professor 
an  der  Universität  in  Giessen.  Die  ophthalmologische  Physik 
und  ihre  Anwendung  auf  die  Praxis.  Für  Aerzte  und  Studirende. 
2  Theile.  Mit  262  Holzschnitten  und  einer  chromo-lithographirten 
Tafel,  gr.  8.  [1.  XL  272  S.;  2.  XII.  388  S.,  1  Taf.  8.]  1869.  1870. 

1  fl.  50  kr.  —  15  M. 

Günzburg,  Dr.  Liberal,  k.  k.  Regimentsarzt  etc.  Pathologie  und 
Therapie  der  Respirations-  und  Circulations-Organe  vom  theo- 
retischen und  praktischen  Standpunkte  aus,  nach  den  neuesten 
Fortschritten  der  Wissenschaft,  nebst  einem  Abriss  der  physikali- 
schen Untersuchungsmethoden  mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
Wiener  Schule,  gr.  8.   [XII.  732  S.]    1861.      6  fl.  50  kr.  —  13  M. 

Gllttceit,  Dr.  L.  H.  TOD,  weil.  kais.  russ.  Staatsrath,  Gouvernements- 
Medicinal-Inspector  von  Orel.  Dreissig  Jahre  Praxis.  Erfahrungen 
am  Krankenbett  und  im  ärztlichen  Cabinet.  2  Theile.  gr.  8.  [1.  VIII. 
692  S.;   2.  VI.  398  S.]    1873.    1875.  12  fl.  —  24  M. 

Härdtl,  Dr.   Aug.   Freiherr  von,  Badearzt  zu  Bad  Gastein.    Die 

Heilquellen  und  Curorte  des  österreichischen  Kaiserstaates 

und  Ober-Italiens.  Mit  einem  Vorworte  von  den  Vorständen  des 
balneologischen  Comites,  Hofrath  Joh.  Oppolzer,  Professor,  em. 
Bector  der  Wiener  Universität,  und  Dr.  Carl  Ludw.  Sigmund, 
Professor,  Primararzt  am  Wiener  Krankenhaus.  Nach  amtlichen 
Mittheilungen,  gr.  8.   [VIII.  643  S.j    1862.  6/.  —  12  M. 

HailSChka,  Dr.  D.  J.,  Professor  an  der  k.  k.  Josefs-Akademie  in 
Wien.  Compendium  der  speciellen  Pathologie  und  Therapie, 

als  Leitfaden  für  seine  Vorlesungen.  2  Theile.  gr.  8.  [l.IV.  350  S., 
2.  XII.  578  S.]    1855.  1857.  7  fl.  50  kr.  —  15  M. 

Hauska,  Dr.  Ferd.,  Professor  der  gerichtlichen  Arzneikunde  und 
Militärgesundheitspolizei  an  der  k.  k.  Josefs-Akademie  in  Wien. 
Compendium  der  gerichtlichen  Arzneikunde.  Zweite  um- 
gearbeitete Auflage,  gr.  8.  [VIII.  251  S.]  1869.     2  fl.  50  kr.  —  5  M . 

—  —  Compendium  der  Gesundheitspolizei,  gr.  8.  [VIII.  302  S.] 
1859.  3/.-6I. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


Heitzmann  —  Heschl.  1 1 

Heitzmann,  Dr.  C.  Die  descriptive  und  topographische  Anato- 
mie des  Menschen  in  600  xylographirten  Abbildungen.  2  Bände 
oder  6  Lieferungen.  Zweite  Auflage,   gr.  8.    1875.    15  fl. —  30  M. 

in  Leinwand  gebunden    16  fl.  —  32  M. 

1.  Lieferung:     Knochen,   Gelenke   und   Bänder   des   Kopfes  und 

des  Stammes.  In  100  Abbildungen.   [S.   1— 80.J 

2  fl.  —  4  AI. 

2.  „  Knochen,  Gelenke  und  Bänder  der  Extremitäten. 

In  100  Abbildungen.   [S.  81—144.]  2  fl.  —  4  M. 

3.  „  Muskeln,    Fascien,     Topographie,     Sinneswerk- 

zeuge. In  120  Abbildungen.  [XII.  S.  145—232.] 

3  fl.  —  6  M. 

4.  „  Eingeweide,  Topographie.  In  100  Abbildungen. 

[S.  1— 88.)  3fl.  —  6  AI. 

5.  „  Nerven.  In  72  Abbildungen.  [S.  89— 160.]     2  fl.  —  4  AI. 

6.  „  Blut-    und    Lymphgefäss-System,    Topographie. 

In  108  Abbildungen.  [XIV.  S.  161-260.]  3  fl.  —  6  AI. 

—  —  Compendium  der  Chirurgie.  2  Bände.  Mit  467  Holz- 
schnitten,  gr.  8.    1878.  1881.  13  fl.  50  kr.  —  27  M. 

1.  Band:     Compendium     der     chirurgischen    Pathologie     und 

Therapie.      Fünfte    verbesserte    Auflage.     Mit     102    Holz- 
schnitten, gr.  8.  [XVI.  651  S.]   1881.  Q  fl.  —  12  AI. 

2.  „  Compendium  der  chirurgischen  Instrumenten-,  Ver- 

band- und  Operationslehre.  Zweite  verbesserte  Auflage. 
Mit  365  Holzschnitten,  gr.  8.  [XVI.  669  S.]  1878. 

1  fl.  50  kr.  —  15  AI. 

Helm,  Dl*.  Th.,  weil.  k.  k.  Regierungsrath  und  Director  des  allgem. 
Krankenhauses.  Monographie  der  Puerperalkrankheiten.  Neue 
Ausgabe,  gr.  8.   1845.  1  fl.  50  kr.  —  3  M. 

(Vergriffen.) 

Herrmanil,  Dr.  Allg.  GllSt.,  weil.  Privat-Docent  an  der  k.  k. 
Universität,  Primararzt  im  Handelsspitale  und  Staats-Eisenbahn- 
Arzt  in  Prag.  Compendium  der  Kriegs-Chirurgie.  Nach  der 
neuesten  kriegschirurgischen  Literatur  und  nach  eigenen  Erfahrungen 
aus  den  Kriegsjahren  1859,  1864  und  1866.  gr.  8.  [XIV.  369  S.] 
1870.  3  fl.  50  kr.  —  IM. 

Herz,  Dr.  Max.,  Prof.  Dr.  Gr.  Ritter  von  Bittershain  und  Doc. 
Dr.  Ludw.    Fleischniann.    Oesterreichisches   Jahrbuch   für 

Paediatrik,  s.  Jahrbuch. 

Herzfeld,  Dr.  S.?  em.  Physicus  der  Freistadt  Güns,  Honorar-Physicus 
und  praktischer  Arzt.  Die  Krankheiten  des  Kindesalters  vom 

Standpunkt   des   praktischen    Arztes.     Auf   Grundlage  vierjähriger 
Erfahrung,  gr.  8.    [X.  224  S.]    1869.  2  fl.  50  kr.  —  5  M. 

Heschl,  Dr.  B.,  k.  k.  Hofrath,  Professor  an  der  k.  k.  Universität 
in  Wien.  Compendium  der  allgemeinen  und  speeiellen  patho- 
logischen Anatomie.  Mit  29  Holzschnitten,  gr.  8.  [VI.  480  S.] 
1855.  3fl.  50  kr.  —  7  M. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


12  Hesehl  —  Hofmann. 

Hesclll,  Dr.  R.,  k.k.Hofrath,  Professor  an  der  k.k.  Universität  in  Wien. 
Seetions-Technik.  Anleitung  zur  zweckmässigen  Ausführung  patho- 
logischer Sectionen  und  zur  Abfassung  der  Befundscheine  für  Stu- 
dirende  und  praktische  Aerzte,  besonders  Gerichtsärzte,  gr.  8.  [VI. 
70  S.]    1859.  90  kr.  —  1  M.  80  Pf. 

—  —  Die  pathologische  Anatomie  als  medicinische  und  akade- 
mische Doctrin.  Antritts-Vorlesung,  gehalten  den  12.  October  1875. 
gr.  8.   [25  S.]   1875.  40  kr.  —  80  Pf. 

—  —  Ueber  die  vordere  quere  Schläfenwindung  des  mensch- 
lichen Grosshirns.  Aus  Anlass  der  25jährigen  Jubiläums-Feier 
der  Wiener  Landes-Irrenanstalt  veröffentlicht,  gr.  8.   [14  S.]    1878. 

30  kr.  —  60  Pf. 

Heusinger,  Dr.  C.  F.,  Geh.  Medicinalrath  und  Professor  der  Patho- 
logie und  Therapie  an  der  Universität  in  Marburg.  Grundriss  der 
Encyclopädie  und  Methodologie  der  Natur-  und  Heilkunde, 
nebst  einer  Uebersicht  der  Geschichte  der  Medicin.  Neue  Ausgabe, 
gr.  8.   [XVI.  548  S.]   1868.  3^.-6  M- 

Heydenreicll,  Dr.  Theod.  V011?  kais.  russ.  Stabsarzt  in  St.  Peters- 
burg. Sehussverletzungen  der  Hände  und  Finger.  Eine  kriegs- 
chirurgische Studie  nach  Beobachtungen  in  zwei  Feldzügen.  Mit 
5  lithographirten  Tafeln,   gr.  8.    [V.  111  S.  5  Taf.  8.]   1881. 

1  fl.  50  kr.  —  3  M. 

Heyfelder,  Dr.  Oscar,  kais.  russ.  Stabsarzt,  prakt.  Arzt  in  St.  Pe- 
tersburg. Lehrbuch  der  ßesectionen.  Mit  8  Kupfertafeln  und 
31  Holzschnitten.  Zweiter  Abdruck,  gr.  8.  [XII.  405  S.,  8  Taf.  8.] 
1863.  b  fl.  —  10  M. 

Hirschberg,  Dr.  J.,  Privat-Docent  an  der  k.  Universität  in  Berlin. 
Klinische  Beobachtungen  aus  der  Augenheil- Anstalt,  nebst 
einem  Anhange  über  dioptrische  und  catoptrische  Curven.  Mit 
3  lithographirten  Tafeln  und  10  Holzschnitten,  gr.  8.  [IV.  126  S., 
3  Taf.  8.]    1874.  2  fl.  50  kr.  —  5  M. 

HirSChel,  Dr.  Beruh.,  Sanitätsrath,  prakt.  Arzt  in  Dresden.  Com- 
pendium  der  Geschichte  der  Medicin  von  den  Urzeiten  bis 
auf  die  Gegenwart.  Mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Neuzeit 
und  der  Wiener  Schule.  Zweite  umgearbeitete  Auflage,  gr.  8. 
[XIII.  648  S.]    1863.  6  fl.  50  kr.  —  13  M. 

—  —  Compendium  der  Homöopathie  nach  ihrem  neuesten  Stand- 
punkte und  Anleitung  zum  Studium  und  zur  Praxis  derselben.  Dritte 
verbesserte  Auflage,   gr.  8.   [XVI.  370  S.]    1864.  3  fl.  —  6  1. 

II  off  mann,  Dr.  Jos.,  k.  k.  Ober-Sanitätsrath  und  Director  des 
k.  k.  allgemeinen  Krankenhauses.  Das  k.  k.  Wiener  allgemeine 
Krankenhaus,   gr.  8.   1873.  1  fl.  —  2  M. 

Hofmauil,  Dr.  K.  B.,  Professor  an  der  Universität  in  Graz,  und 
Dr.  L.  UJtzmaim,  Docent  an  der  Universität  in  Wien.  Anleitung 
zur  Untersuchung  des  Harnes  mit  besonderer  Berücksichtigung 
der  Erkrankungen  des  Harnapparates.  Zweite  vermehrte  und  ver- 
besserte Auflage,  gr.  8.   [VIII.  191  S.]   1878.  2^.-4  M. 

Verlag  von  Wilhelm  Sraumüller  in  Wien. 


Eofmann  —   Byrtl.  13 

• 

Hoflllilllll,  Dr.  K.  II.,  Professor  an  der  Universität  in  Graz,  und 
Dr.  L.  Ultzmann,  Docent.  an  der  Universität  in  Wien.  Atlas 
der     physiologischen    und    pathologischen    Harnsedimente, 

s.  Ultzmann. 

Hübeiier,  Dr.  E.  A.  L.,  prakt.  Arzt  in  Heide.  Pathologie  und 
Therapie  der  Scropheln.  gr.  8.  [VIII.  184  S.]   1860. 

1  fl.  40  kr.  —  2  M.  80  Pf. 

Hussa,  Dr.  Alois,  Operateur  etc.  in  Klagenfurt.  Compendium  der 
Lehre  von  den  Knochenbrüehen.  gr.  8.   [IV.  152  S.]   1858. 

1  fl.  —  2  1 

—  —  Lehrbuch  der  Geburtshilfe  für  Hebammen.  Mit  70  Holz- 
schnitten,  gr.  8.   [XX.  228  S.]    1866.  3  fl.  —  6  M. 

Hütteilbrcillier,  Dr.  Alldr.  VOll,  Docent  der  Kinderheilkunde  an 
der  k.  k.  Universität  in  Wien.  Lehrbuch  der  Kinderheilkunde, 
gr.  8.   [XI.  600  S.]    1876.  6^.-12  M. 

Hyrtl,  Dr.  JOS.,  k.  k.  Hofrath,  em.  Professor  der  Anatomie  an 
der  Wiener  Universität  etc.  Lehrbuch  der  Anatomie  des  Men- 
schen. Mit  Rücksicht  auf  physiologische  Begründung  und  prak- 
tische Anwendung.  Fünfzehnte  umgearbeitete  und  reichver- 
mehrte Auflage,  gr.  8.  1881.  &  fl.  50  kr.  —  13  M. 
in  Leinwand  gebunden:    7  fl.  50  kr.  —  15  M. 

—  —  Handbuch    der    topographischen    Anatomie    und    ihrer 

praktisch-medicinisch-chirurgischen  Anwendungen.  Sechste  um- 
gearbeitete und  in  den  praktischen  Capiteln  vermehrte  Auflage. 
2  Bände,  gr.  8.   [1.   XXIV.  807  S.;   2.  XV.  714  S.]    1872. 

10./?.  50  kr.  —  21  M. 

—  —  Handbuch  der  praktischen  Zergliederungskunst,  als 
Anleitung  zu  den  Sectionsübungen  und  zur  Ausarbeitung  anato- 
mischer Präparate.  8.  [XX.  762  S.]    1860.  6^.-12  M. 

—  —  Vergleichende  anatomische  Untersuchungen  über  das 
innere  Gehörorgan  des  Menschen  und  der  Säugethiere.    Mit 

9  Kupfertafeln,  gr.  4.  [VIII.  139  S.,  9  Taf.  4.]  1845.  1  2  fl.  —  24  M. 

—  —  Cryptobranchus  Japonicus.  Schediasma  anatomicum,  almae 
et  antiquissimae  Universität!  Vindobonensi  ad  solennia  saecularia 
quinta  pie  celebranda  dedicatum.  Accedunt  XIV  tabulae.  gr.  4. 
[XII.  132  S.,    14  Taf.  4.]    1865.   cart,  9  fl.  —  18  M. 

—  —  Das  vergleichend-anatomische  Museum  an  der  Wiener 
medicinischen  Facultät  im  Jubiläumsjahre  1865.  Nebst  einem  An- 
hange: Catalog  der  in  der  Privatsammlung  des  Herausgebers  be- 
findlichen Skelete,  Gehör-Organe  und  mikroskopischen  Injections- 
Präparate.   8.   [XIII.  213  S.,  Cat.  41  S.]    1865.  2^.-4  M. 

—  —  Vergangenheit  und  Gegenwart  des  Museums  für  mensch- 
liche Anatomie  an  der  Wiener  Universität.   8.   [X.  264  S.]   1869. 

3  fl.  50  kr.  —  7  M. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


14  Hyrtl  —  Jahrbuch. 

Hyrtl,  Dl".  JOS.,  k.  k.  Hofrath,  em.  Professor  der  Anatomie  an  der 
Wiener  Universität  etc.  Die  Blutgefässe  der  menschlichen  Nach- 
geburt in  normalen  und  abnormen  Verhältnissen.  Mit  20  Tafeln, 
gr.  4.   [VIII.  152  S.,  20  Taf.  4.]    1870.  cart.  21  fl.  —  48  M. 

—  —  Die  Corrosions-Anatomie  und  ihre  Ergebnisse.  Mit  18  chromo- 
lithographirten  Tafeln,  gr.  4.   [VIII.  253  S.,  18  Taf.  4.]    1873.   cart. 

30  fl.  —  60  M. 

—  —  Catalog  mikroskopischer  Injections-Präparate,  welche 
durch  Tausch  oder  Kauf  zu  beziehen  sind  von  Professor  Hyrtl  in 
Wien.   8.   [40  S.]   1873.  50  kr.  —  1  M. 

—  —  Cranium  cryptae  Metelicensis  sive  syngnathiae  verae  et 
spuriae  casus  singularis.  Descriptus  et  icone  expressus.  gr.  4.  [VI. 
30  S.,  2  Taf.  4.]   1877.  cart.  5  fl.  —  10  M. 

—  —  Das  Arabische  und  Hebräische  in  der  Anatomie,  gr.  8. 
[XLVII.  311  S.]   1879.  6^.-12  M. 

—  —  Onomatologia  anatomica.  Geschichte  und  Kritik  der 
anatomischen  Sprache  der  Gegenwart.  Mit  besonderer  Berück- 
sichtigung ihrer  Barbarismen,  Widersinnigkeiten,  Tropen  und 
grammatikalischen  Fehler,  gr.  8.   [XVI.  626  S.]   1880. 

10  ./L  —  20  M. 

—  —  Lepidosiren  paradoxa.  Monographie,  mit  5  Kupfertafeln. 
4.    1845.  6  fl.  30  kr.  —  12  M.  60  Pf. 

—  —  Anatomische  Präparate  auf  der  Wiener  Weltausstellung  1873. 
kl.  8.   1873.  40  kr.  —  80  Pf. 

Jahrbuch  für  Balneologie,  Hydrologie  und  Klimatologie,  heraus- 
gegeben von  Dl*.  Heinr.  Kiscll,  Medicinalrath,  Docent  an  der 
Prager  Universität  und  Brunnenarzt  in  Marienbad.  I. — VI.  Jahrgang. 
1871  —  1876  ä  2  Bände,   gr.  8.   1871—1877.  22^.  —  44  M. 

VII.,  VIII.  und  IX.  Jahrgang.   1877—1879  ä  1  Band.   gr.  8. 

1878—1880.  a  2  fl.  —  4M. 

Herabgesetzter  Preis  für  den  L— VI.  Jahrg.  (12  Bände)  10  fl.  —  20  M. 

für  einzelne  dieser  Bände:  1  fl.  —  2  M. 

I.Jahrgang,  1871.  2  Bände,   [l.  VI.  218  S.;  2.  IV.  228  S.]  3fl. —  GM. 

INHALT.  I.BAND:  Kisch,  zur  therapeutischen  Würdigung  der  Moorbäder,  mit  besonderer 
Rücksicht  auf  jene  von  Marienbad.  Mangold,  Heilpotenzen  und  Heilobjecte  des  Curortes  Füred 
am  Plattensee.  Heymann  und  Krebs,  Versuche  über  die  Elektricität  als  wirksames  Mittel  der 
Mineralwässer.  Kisch,  statistische  Nachrichten  und  Bemerkungen  über  die  therapeutischen 
Erfolge  der  Heilquellen  von  Bareges,  Amelie-les-bains,  Vichy  und  Bourbonne.  Körner,  über 
den  Gebrauch  der  Getränke  bei  schweren  Krankheiten,  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die 
Temperaturverhältnisse  im  Krankheitsverlaufe.  Fresenius,  Analyse  der  Augusta-Quelle  im 
Bad  Ems.  Schmidt,  das  salinische  Schwefelwasser  zu  Stolypin  in  Russland.  Grossmann,  sta- 
tistische Mittheilungen  über  die  Mineralquellen  und  Badeorte  mit  Einschluss  der  Privat-Bade- 
nnd  Heilanstalten  des  Nassauischen  Taunus  während  des  Jahres  1870.  Kisch,  die  böhmischen 
Curorte  im  Jahre  1870.  Winternitz,  über  die  Prineipien  der  Wirkungsweise  thermischer  Ein- 
flüsse auf  den  Organismus.  Beck,  Beobachtungen  über  die  Kaltwasserbehandlung  des  Typhus 
auf  der  Directorialabtheilnng  des  städtischen  Krankenhauses  in  München.  Schreiber,  über 
den  Eiufluss  des  Höhenklima's  auf  verschiedene  Erkrankungen  mit  Rücksicht  auf  die  im  Sa- 
natorium zu  Aussee  in  Steiermark  gemachten  Beobachtungen. 

II.  BAND:  Zieleniewsky,  Bemerkungen  über  die  Entwickelung  der  wichtigeren  polnischen 
Brnnnenanstalten  in  den  letztverflossenen  Jahren.  Kisch,  Geschichte  der  Frauenbäder.  Biefel, 
vergleichende  Bemerkungen  über  die  Bäder  Preussiseh- Schlesiens  und  die  Tannusbäder. 
Beneke,  Nauheims  Soolthermen  gegen  Gelenksrheumatismus  mit  oder  ohne  Herzaffection, 
Popp,  über  das  Nilwasser.     Steinbriick,  die  Quellen  von  Neuragoczi  hei  Halle  a.  S.    Richter, 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


Jahrbuch  für  Balneologie  etc.  1£) 

über  Kumys-Curorte.  Popper,  über  das  Trinkwasser  vom  mcdicinisch-chemischen  Standpunkte. 
Merkel,  die  Resultate  der  Kaltwasserbehandlung  des  Typhus  im  städtischen  Krankenhause  zu 
Nürnberg  im  Jahre  1869.  Pohl,  über  Immunität  der  Lungenph.tb.ise  mit  specieller  Rücksicht 
auf  Aussee  in  Steiermark. 

II.  Jahrgang,  1872.  2  Bände.  [1.  IV.  212S.;  2.  IV.  230 S.]  3fl.  —  G  M. 

INHALT.  I.BAND:  Heymann,  zur  Reform  der  balneologischen  Grundprincipien.  'Rührig, 
zur  Theorie  der  Balneotherapie.  Kisch,  die  locale  Balneotherapie  der  Sexualkrankheiten  des 
Weibes.  Kisch,  die  Mineralquellen  des  Kaukasus.  Nach  Rotureau,  Vergleich  zwischen  den 
vorzüglichen  Mineralwässern  und  Thermalquellen  Norddeutschlands  und  Frankreichs.  Delhaes, 
über  die  gleichzeitige  Anwendung  der  Klectricität  beim  Gebrauch  der  Teplitzer  Thermen. 
Sender,  die  Hunyadj-Jänos-Bitterquelle  in  Ofen.  Berichte  aus  den  Curorten  Ischl,  Pfäfers- 
Ragaz,  Seinerz,  Wiesbaden,  Johamnsbad,  Reichenhall,  Krapina-Töplitz  und  aus  den  steirischen 
Curorten.  Schreiber,  über  den  heutigen  Standpunkt  der  Klimatulogic.  Schildbach,  Winter- 
curorte  in  den  Alpen.     Eeyer,  Catania  als  klimatischer  Curort. 

II.  BAND :  Kisch,  über  einige  Curorte  Würtembergs.  Stäbel,  die  physiologische  und  thera- 
peutische Bedeutung  der  Salinen-Atmosphäre.  Jacob,  Cudowa  und  seine  Heilmittel.  Caspari, 
über  C'urerfolge  bei  Tabes  dorsualis  und  anderen  Central-Lähmungen  im  Bade  Meinberg, 
Fürstenthum  Lippe.  Jochheim,  über  Inhalation  von  Stickstoff  bei  Tuberculose.  Fleckl.es,  zur 
Balneotherapie  der  Leberleiden,  complicirt  mit  Herzkrankheiten.  Richter,  über  Molken.  Be- 
richte aus  den  böhmischen  Curorten,  ferner  aus  Königswart,  Driburg,  Schwalbach  und  Tarasp. 
Runge,  Technik  der  kalten  Bäder.  Lindeinann,  Bericht  über  Arco  (Arko)  in  Südtirol.  Spengler, 
physiologische  Wirkungen  der  höheren  Gebirgsluft  und  deren  therapeutische  Bedeutung  bei 
Lungenphthisis, 

III.  Jahrgang,  1873.  2  Bände.  [1.  IV.  283  S.;  2.  IV.  240  S.]  Afl.  —  8  M. 

INHALT.  I.  BAND:  Rührig,  Beiträge  zur  Physiologie  der  Haut,  insbesondere  über  die 
flüssige  Hautausscheidung.  Stahlberg,  einige  Worte  über  Kumys-Curen.  Kisch,  Allgemeines 
über  Balneo-  und  Hydrotherapie  der  Frauenkrankheiten.  Schumann,  über  die  Anwendung  von 
Wärme  und  Kälte  in  der  Augenheilkunde.  Kisch,  der  Godesberger  Stahlbrunnen.  Heymann, 
*zur  Balneotherapie  der  chronischen  Rheumatismen.  Rdbuteau,  über  den  innerlichen  Gebrauch 
des  Meerwassers  und  des  damit  bereiteten  Brodes.  Rochlitz,  über  Weintraubencureu  in  Meran 
und  in  der  Hegyalja.  Berichte  aus  den  Curorten  Stehen,  Rohitsch,  Wiesbaden,  Ischl,  Arco, 
Nizza  und  Mousummano.  Ueber  den  Salzgehalt  des  todten  Meeres  (Bahr  Lut).  Winternitz, 
combinirte  hydriatische  Methoden.  Stahlberg,  das  südliche  Ufer  der  Krim  als  climatischer 
Curort.     Thomas,  La  Spezia  als  climatischer  Wintereurort. 

II.  BAND:  Zieleniewski,  über  die  Krynieaer  Pastillen.  Prall,  electrometrische  Versuche. 
Kirch,  das  natürliche  Schwitzbad  bei  Monsummano.  Gutbier,  das  Schwefelbad  Wemding. 
Huscmann,  neue  Untersuchung  der  Heilquellen  von  Tarasp  im  Kanton  Graubünden.  Danzer, 
die  Sangerberger  Heilquellen  in  der  Nähe  von  Marienbad.  Schubert,  die  chemisch-physika- 
lischen Eigenschaften  der  Haller  Jodwässer  (in  Oberösterreich),  ihr  Jod-  und  Bromgehalt  im 
Vergleiche  mit  ähnlichen  Quellen,  ihre  Anwendungen  und  Wirkungsweise.  Berichte  aus  den 
Curorten  Marienbad,  Teplitz,  Gastein,  König- wart,  Meran,  Teplitz-Trenchin,  Tarasp,  Baden- 
weiler, Nauheim,  Schwalbach  und  aus  den  Üstseebädern  Pommerns.  Winternitz,  über  den 
Werth  der  Hydrotherapie  bei  Wechselfieber  und  bei  Milztumoren.  Kisch,  die  neuesten  Unter- 
suchungen über  Ozon  und  seine  Heilmittel.  Schreiber,  über  die  Ursachen  der  Kälterückfalle 
im  Frühjahre. 

IV.  Jahrgang,  1874.  2  Bände.  [1.  IV.  215  S.;  2.  IV.  239  S.]  4/.-8M. 

INHALT.  I.  BAND:  Kisch,  die  Curorte  des  Königreiches  Baiern.  Caspari,  die  wasser- 
freie Kohlensäure  und  deren  balneotherapeutische  Verwerthung  zu  Meinberg  im  Fürstenthum 
Lippe.  Lersch,  Maximum-Thermometer  zur  Bestimmung  der  Temperatur  heisser  Quellen. 
Scholz,  Feststellung  der  Verschiedenheit  Cudowa's  von  den  wichtigsten  anderen  Stahlquellen, 
und  Darlegung  seiner  allgemeinen  Wirkungen.  Hertel,  die  Jodquellen  von  Sulzbrunn  bei 
Kempten.  Berichte  aus  den  Curorten  Meinberg,  Samara,  Görbersdorf,  Marienbad,  Carlsbad, 
Teplitz-Scbönau,  Ems  und  Kissingen.     Ewich,  was  ist  Ozon  und  wozu  dient  dasselbe? 

II.  BAND:  Kisch,  die  Balneotherapie  der  chronischen  Metritis.  Souplet,  über  die  An- 
wendung lauer  Bäder  bei  Brustkrankheiten,  besonders  bei  Lungenpbthise.  Durand-Fardel, 
Betrachtungen  über  die  physiologischen  und  therapeutischen  Eigenschaften  der  Mineralwässer. 
Lehmann,  eine  vergleichend  balneologische  Studie.  Reumont,  über  die  Wirkung  der  Schwefel- 
wässer bei  Syphilis,  dar,  über  die  Indicationeu  des  Curortes  Gleichenberg.  v.  Liebig,  die 
Trinksoole  in  Beichenhall.  Berichte  aus  den  Curorten  Meran,  Warasdin-Töplitz  und  aus  den 
schlesischen  und  badischen  Bädern. 

V.Jahrgang,  1875.  2  Bände.  [1.  IV.  239  S.;  2.  IV.  250  S.]  Afl.  —  8  M. 

INHALT.  I.  BAND:  Radde,  die  Thermen  des  Kaukasus  in  ihrer  balneologischen  Be- 
deutung. Kisch,  prolongirte  Bäder  und  ihre  Bedeutung.  Lasegue,  über  warme  Bäder.  Siegmund, 
über  künstliche  Soolbäder.  Berichte  aus  den  Curorten  Schinznach,  Bad  Heluan  bei  Cairo, 
Schlangenbad  und  Teplitz-Schönau. 

II.  BAND:  Reumont,  über  Wintercuren  und  Schwefelthermen.  Ullersperger,  zur  Balneo- 
graphie.  Ueber  die  Opportunität  der  hydriatischen  Behandlung  während  der  Menstruation. 
Drescher,  sind  während  der  Zeit  der  Gravidität  Bäder  anzuwenden  gestattet  ?  Liste,  die  innerliche 
Anwendung  des  Meerwassers,  die  Mittel,  es  zu  gebrauchen,  und  die  allgemeinen  Indicationen. 
Seebohm,  die  Wirkung  der  Stablbäder.  Kisch,  über  Badecuren  im  Allgemeinen.  Ulizmann, 
Schlüssel  zur  approximativen  Bestimmung  der  Trink-  und  Mineralwässer.  Berichte  aus 
Thüringens  Bade-  und  Curorten,  aus  Marienbad  und  Badenweiler. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


16  Jahrbuch  für  Paediatrik. 

VI.  Jahrgang,  1876.  2  Bände,  [l.  IV.  231  S.;  2.  IV.  240  S.]  4/.-8I. 

INHALT.  I.BAND:  Ullersperger,  über  einige  Mineralquellen  Andalusiens.  Zinkeisen,  zur 
Dosirung  der  Mineralwässer.  Kisch,  die  Balneotherapie  hei  Krankheiten  des  Herzens.  Fresenius, 
Analyse  des  Grindbrunnens  hei  Frankfurt  am  Main.  Nowak,  Cautelen  bei  der  Mineralwasser- 
veisendung.  Die  neuesten  Erfahrungen  und  Arbeiten  über  die  Kumys-Curen.  Modry,  Milch- 
und  Molkencuren.  Hamburger,  gegen  die  mechanische  Behandlung  der  Lage  und  Gestalts- 
veränderungen  des  Uterus.  Jacob,  über  die  physiologischen  und  therapeutischen  Wirkungen 
der  Eisenmoorbäder.  Berichte  aus  Curorten :  Oberengadin,  Kissingen,  Schwarzbach-Wilhelms- 
bad, Gleichenbere,  Bad  Bofheim,  Rohitsch-Sauerbrnnn,  Busko. 

II.  BAND:  Meyer-Ahrens,  von  dem  Wasser  im  Allgemeinen  und  seiner  balneotherapeu- 
tischen  Verwendung.  Müller,  neue  Analyse  der  Heustrich-Schwefelquelle  im  Berner  Oberland. 
Fresenius,  neue  Analyse  der  Eisenquellen  in  Bad  Neudorf  in  Böhmen.  Mainzer,  üble  Zufälle 
nach  dem  Gebrauche  türkischer  Bäder.  Huscmann,  über  haltbare  Flaschenfüllung  der  natür- 
lichen Eisenwässer.  Jacob,  über  Entstehung,  Gewinnung.  Bereitung  des  Moor  zu  Bädern. 
Frichhöff'er,  über  den  Gebrauch  der  kohlensauren  Eisenwässer  hei  einigen  Krankheiten  der 
männlichen  Harn-  und  Geschlechtsorgaue.  Kaiser,  die  Jodsoolencur  als  Therapie  der  Lymphome. 
Caspari,  die  Schwefelschlammbäder  in  Meinberg.  Biefel,  die  Milchdiät  im  Hinblick  auf  die 
Perlsucht  des  Rindes.  Berichte  aus  Curorten:  Bad  Niedernau,  Flinsberg,  Godesberg,  Gleichen- 
berg, Carlsbad.     Curorte  Badens,  Heilquellen  Italiens. 

VII.  Jahrgang,    1877.    1   Band.    [IV.  228  S.]  2  fl.  —  4  M. 

INHALT:  Kisch,  die  Mineralwässer  Spaniens.  Müller,  das  Thermalsoolbad  Oeynhausen- 
Rehme,  insbesondere  seine  Verhältnisse  zu  Kreuznach  und  Nauheim.  Stanelli,  die  kaukasischen 
Bäder.  Zur  Statistik  in  der  Balneologie.  Hebra,  über  die  Wirkung  des  Wassers  auf  die  ge- 
sunde und  kranke  Haut.  Winlernitz,  über  die  Wirkung  des  Wassers  auf  den  gesunden  und 
kranken  Organismus.  Bardeleben,  die  Schwefelquellen  an  der  Lenk  (im  Ober-Simmenthal) 
im  Berner  Oberland.  Beni-Barde,  die  Behandlung  der  Albuminurie  durch  Hydrotherapie. 
Fingier,  das  kalte  Sitzbad  in  der  fünften  Geburtsperiode.  Czerwinski,  über  hydrotherapeu- 
tische „Abreibung"  und  „Einpackung".  Simonoff,  der  physiologische  Einfluss  und  die  thera- 
peutische Indication  der  verdichteten  Luft. 

VIII.  Jahrgang,    1878.   [IV.  240  S.]  2  fl.  —  A  M. 

INHALT:  Kiscli,  der  Brüxer  Sprudel.  Veriti,  über  Badeausschläge.  Labat,  der  Curort 
Alhama  de  Aragon  in  Spanien.  Fromm,  Vergleich  der  verschiedenen  Nordsee-Badeorte. 
Thomas,  die  indifferente  Therme  von  Badenweiler.  v.  Hauer,  chemische  Untersuchung  der 
Mineralquellen  von  Isclil.  Kiscli,  Marienhad  als  Heilmittel  gegen  Milztumoren  nach  Inter- 
mittens  und  gegen  Malariacachexie.  Drescher,  Milch  und  Molken.  Klinische  Balneotherapie. 
Für  die  Balneologie  wichtige  neuere  physiologische  Untersuchungen.  Delhaes,  physiologische 
und  therapeutische  Wirkungen  der  Teplitzer  Thermen  im  Allgemeinen.  Aus  der  französischen 
halneologischen  Literatur.  Balneologische  Beiträge  aus  der  skandinavischen  Literatur.  Seibert, 
zur  Curorte-Statistik.  Neuere  Quellen-Analysen.  Kühne,  über  Hydrotherapie.  Klinische  Hydro- 
therapie. Thaon,  die  Lungenphthise,  behandelt  an  der  Küste  des  mittelländischen  Meeres 
und  auf  den  Gebirgshöhen.  Landowski,  Project  einer  Winterstation  in  Algier.  Gleitmann, 
Bericht  über  das  Höhen-Sanatorium  für  Lungenkranke  in  Asheville.  N.  C.  Vacher,  Mont- 
Dore  als  Luftcurort.  Kürzere  klimatologische  Mittheilungen.  Kritik  und  literarische  Anzeigen. 
Feuilleton.   Notizen. 

IX.  Jahrgang,   1879.   [XIV.  253  S.]  2^.-4  M. 

IS  11  ALT:  Schott,  die  Wirkung  der  Bäder  auf  das  Herz.  Kisch,  zur  Bezeichnnng  und  Ein- 
theilung  der  indifferenten  Thermen,  sowie  der  Bäder  im  Allgemeinen.  Japhet,  die  Mineral- 
wässer Kleinasiens.  Nowak,  vom  Ursprünge  der  Quellen.  Friedrichsbad  in  Baden-Baden, 
eine  Muster-Badeanstalt.  Bad  Assmanushausen  am  Rhein.  Scholz- Oudowa,  über  Ventilations- 
vorrichtungen in  Bade-  und  Douchezellen.  Höhne,  über  Badewannen.  Passugg,  Mineral- 
quellengruppe  in  der  Rabiusaschlucht  bei  Chur.  Kiscli,  die  Quellenschätze  Böhmens.  Flemming, 
über  Sandbäder.  Laube,  die  Quellenverhältnisse  von  Franzensbad.  Aus  der  französischen 
halneologischen  Literatur.  Neue  Quellen-Analysen.  Kisch.  die  Moorbäder  Marienbads  als 
Heilmittel  für  Kriegsinvalide.  Aus  den  Verhandlungen  der  halneologischen  Section  in  Berlin 
1879.  Kürzere  balneologische  Mittheilungen.  Pinnoff,  die  Technik  der  kalten  Abreibung. 
Falk,  zur  Trinkwasseruntersuchung.  Kürzere  hydrologische  Mittheilungen.  Faber,  über  den 
Einfluss  des  Seeklimas  und  Leben  auf  der  See  auf  die  Constitution  im  Allgemeinen  und 
speciell  auf  die  Behandlung  der  Phthisis.  v.  Sigmund,  zu  den  Gegenanzeigen  des  Besuches 
südlicher  klimatischer  Curorte.  Schreiber,  die  Solfatara  bei  Neapel  als  Versuchsstation  für 
Lungenkranke.  Kürzere  klimatologische  Mittheilungen.  Kritik  und  literarische  Anzeigen. 
Feuilleton.   Notizen. 

Jahrbuch.,  österreichisches,  für  Paediatrik,  herausgegeben  von 
Prof.  Dr.  G.  Bitter  von  Kittershain  in  Prag,  Dr.  Max  Herz 
und  Privat-Docent  Dr.  Ludw.  Fleischmailll  in  Wien.  („Neue 
Folge  des  Jahrbuches  für  Physiologie  und  Pathologie  des  ersten 
Kindesaltersa. )  I.— VIII.  Jahrgang.  1870— 1877  ä  2  Bände,  gr.  8. 
1870—1877.  38  fl.  —  76  M. 

Herabgesetzter  Preis   für  den   I. — VIII.  Jahrgang  (16   Bände): 

15  fl.  —  30  M. 
für  einzelne  dieser  Bände:  1  fl.  50  kr.  —  3  M. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


Jahrbuch  für  Paediairik.  1  7 

I.  Jahrgang,   1870.   2  Bände.    [IV.   270  S.  Orig.,   313  8.   Anal.] 

5  fl.  —  10  M. 

INHALT.  I.  BAND:  RMw,  Jahresbericht  der  königl.  böhmischen  Landes-Findelanstalt  für 
1868.  Steiner,  zur  Behandlung  der  hereditären  Syphilis.  Wrany,  pathologisch-anatomische  Mit- 
theilungen aus  dem  Franz  Josephs-Kinderspitale  in  Prag.  Zaufal,  Sectionen  des  Gehörorgaues 
von  Neugehornen  und  Säuglingen.  Herz,  das  bayerische  und  das  österreichische  Schulgesetz  in 
sanitärer  Beziehung.  Glatter,  die  Blatternsterblichkeit  in  Wien.  Ritter,  Beiträge  zur  Statistik 
der  Kindersterblichkeit  im  Jahre  18118. 

II.  BAND:  Ritter,  Rückblick  auf  die  Ergebnisse  der  königl.  böhmischen  Landes-Findel- 
anstalt in  den  Jahren  1865—1869.  Mosetig,  das  Angioma  cavernosum  und  dessen  Behandlung. 
Neureutter,  klinische  Beobachtungen  aus  dem  Franz  Josephs-Kinderspitale  in  Frag  im  Jahre  1868. 
Freud,  über  den  Einfluss  der  comprimirten  Luft  auf  den  Organismus  überhaupt  und  auf  die 
erkrankten  Respirations-Organe  der  Kinder  insbesondere.  Bericht  über  die  Leistungen  auf  dem 
Gebiete  der  Paediatrik. 

II.  Jahrgang,    18  71.     2  Bände.     Mit    8  Holzschnitten.     [IV.    243   S. 
Orig.,    176  S.  Anal.]  4^.-8  M. 

INHALT.  1.  BAND :  Wrany,  der  Ductus  arteriosus  Botalli  in  seinen  physiologischen  und 
pathologischen  Verhältnissen.  Ritter,  angeborener  Dolichoeephalus.  Valenta,  colossales  congeni- 
tales Cystenhygrom  des  Halses,  combinirt  mit  cavernöseni  Angiome  und  Makroglossie.  Hock, 
Winke,  die  Behandlung  der  Ophthalmia  pustularis  betreffend.  Ritter,  Beiträge  zur  Statistik 
der  Kindersterblichkeit  im  Jahre  1869. 

II.  BAND :  Kehrer,  Studien  über  den  Icterus  neonatorum.  Fleischmann,  ein  bemerkens- 
werter Befund  bei  Laryngospasmus.  Neureutter,  Mittheilungen  aus  dem  Franz  Josephs-Kinder- 
spitale in  Prag.  Ritter,  die  Blutungen  im  frühesten  Kindesalter  nach  Beobachtungen  in  der 
Prager  Findelanstalt.  Bericht  über  die  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Paediatrik. 

III.  Jahrgang,  1872.  2  Bände.  [IV.  196  S.  Orig.,  255  S.  Anal.] 

4  fl.   50  kr.  —  9  M. 

INHALT.  I.  BAND:  Her::,  zwei  Fälle  von  Darminvagination  bei  Kindern.  Wrany  und 
Neumann,  casuistische  Mittheilungen  aus  dem  Franz  Josephs-Kinderspitale  in  Prag.  Albu,  über 
Berliner  Bestrebungen  für  Kinderschutz.  Ritter,  das  allgemeine  Kinderhaus  in  Stockholm. 
Albu,  die  Sterblichkeit  der  Kinder  des  ersten  Lebensjahres  in  Berlin  im  Jahre  1870. 

II.  BAND:  Monti,  die  physikalische  Untersuchung  der  Brustorgane  der  Kinder.  Clementovsky, 
Bemerkungen  über  die  animale  Vaccination.  Fleisclimann,  Bemerkungen  über  Gehirntuberkeln 
hei  Kindern.  Valenta,  congenitale  Stenose  des  Conus  arter.  pulmon.  Günzburg,  zur  Frage  über 
die  Ansteckungsfähigkeit  der  Syphilis  hereditaria.  Ogston,  Beitrag  zur  Casuisiik  abnormer  ge- 
schlechtlicher Entwicklung.  Albu,  über  Berliner  Bestrebungen  für  Kinderschutz.  (Schluss.) 
Bericht  über  die  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Paediatrik. 

IV.  Jahrgang,    1873.     2   Bände.     Mit  4   lithographirten  Tafeln.     [IV. 
202  S.  Orig.,   245  S.  Anal.,   4  Taf.  4.]  4  fl.  50  kr.  —  9  M. 

INHALT.  I.  BAND:  Clementovsky,  die  Zellgewebsverhärtung  der  Neugehornen.  Kjellberg, 
über  Hämaturie  und  Albuminurie  bei  älteren  Kindern  als  Folge  von  Nierengries.  Mann,  feh- 
lende Umbilicalvene,  ersetzt  durch  einen  embryonalen  Zweig.  Kehrer,  über  Cerebrospinal- 
meningitis  bei  Säuglingen.  Neureutter,  ein  Fall  von  Spondylitis  colli.  Albu,  die  Sterblichkeit 
der  Kinder  während  des  ersten  Lebensjahres  im  Jahre  1871  in  Berlin.  Monti,  die  physikali- 
sche Untersuchung  der  Brustorgane  der  Kinder.  (Fortsetzung.) 

IL  BAND:  Nymann,  zur  Aufklärung  der  Frage  über  die  Selbstständigkeit  der  Rubeolen. 
Jäsche,  kurzer  Bericht  aus  dem  kaiserlich  Moskauischen  Findel hause  über  die  Jahre  1870,  1871 
und  1872.  Ogston,  angeborene  Missbildung  des  Herzens,  Situs  transversus  der  Aorta  und  der 
Lungenarterie.  Monti,  die  physikalische  Untersuchung  der  Brustorgane  der  Kinder.  (Fort- 
setzung.) Bericht  über  die  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Paediatrik. 

V.  Jahrgang,    18  74.    2  Bände.    Mit   1  Holzschnitt.    [IV.   182  S.  Orig., 
226  S.  Anal.]  5  fl.  —  10  M. 

INHALT.  I,  BAND:  Hock,  über  Sehnervenerkrankung  bei  Gehirnleiden  der  Kinder. 
Filatov,  ein  Fall  von  Gehirnatrophie  mit  consecutivem  Hydrocephalus.  Fleischmann ,  Differential- 
diagnose acuter,  mit  Raehenaffectionen  beginnender  Krankheiten  des  Kindesalters.  Englisch, 
pathologisch-anatomische  Mittheilungen.  Monti,  die  physikalische  Untersuchung  der  Brustorgane 
der  Kinder.  (Fortsetzung.)  Kassowitz,  über  einige  seltene  Vorkommnisse  bei  Masern. 

IL  BAND:  Fleischmann,  über  den  therapeutischen  Werth  der  Brechmittel  beim  Croup. 
Winternilz,  ein  Beitrag  zur  Pathologie  und  Hydrotherapie  des  Kehlkopf-Croup.  Ultzmann,  zur 
operativen  Behandlung  der  eitrigen  pleuritischen  Exsudate  im  Kindesalter.  Urbantschitsch, 
über  primäre  Erkrankungen  des  Labyrinthes  im  Kindesalter.  Genser,  über  die  Verlässlichkeit 
der  optischen  Probe  von  A.  Vogel  bei  der  Untersuchung  der  Frauen-  und  Kuhmilch.  Be- 
richt über  die  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Paediatrik. 

VI.  Jahrgang,    1875.     2  Bände.     Mit  2   lithographirten  Tafeln    und 
2  Holzschnitten.   [IV.  107  S.  Orig.,    192  S.  Anal.,   2  Taf.  8.] 

5  fl.  —  10  M. 

INHALT.  I.  BAND:  Hunking,  Veränderungen  im  Centralnervensystem  bei  abnormen 
Bildungsvorgängen  im  Ei.  Genser,  über  die  Verlässlichkeit  der  optischen  Probe  von  A.  Vogel 
bei  der  Untersuchung  der  Frauen-  und  Kuhmilch.  Fleischmann,  ein  Fall  von  multipler  Perio- 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


1 8  Jahrbuch  für  Paediatrik  —  Medicinische  Jahrbücher. 

stitis  des  Kopfes.  Englisch,  über  die  Fibrin-Concremente  in  der  Blase  bei  Kindern.  Steffal, 
ein  Fall  von  seltener  Missbildung.  (Perobraehius,  atelognatbia,  defectns  auris  externi  et 
ossiculorum  anditus  palatoschisis.)  Kleinere  Mittheilungen.  Bericht  über  die  Leistungen  auf 
dem  Gebiete  der  Paediatrik. 

II.  BAND:  Chvostek,  ein  Fall  von  Basedow'scher  Erkrankung  bei  einem  Kinde.  Englisch, 
zum  Katheterismus  der  Kinder.  Vocke,  über  den  Nutzen  der  kühlen  Bäder  gegen  den  Brech- 
durchfall der  Kinder  im  ersten  Lebensjahre.  Fleischmann,  therapeutische  Mittheilungen  aus 
der  Wiener  Kinderpoliklinik.  Klein,  Tod  nach  Iridektomie.  Hock,  Notiz  über  Tannincollyrien. 
Kleinere  Mittheilungen.  Bericht  über  die  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Paediatrik. 

VII.  Jahrgang,  1876.  2  Bände.  Mit  5  lithographirten  Tafeln.  [IV. 
217  S.  Orig.,   226  S.  Anal.,   2  Taf.  4.,   3  Taf.  8.]         5  fl.  —  10  M. 

INHALT.  I.BAND:  Kiels,  über  Hydro-  und  Mikro-auencephalie.  Ein  Beitrag  zu  den  con- 
genitalen Störungen  am  Schädel  und  Gehirn.  Neureiiitcr,  Mittheilungen  aus  dem  Franz  Josephs- 
Kinderspitale.  Zusammengestellt  nach  den  Berichten  der  Jahre  1872,  1873  und  1874.  Clar,  zwei 
Iudicationen  Gleichenbergs  im  Kindesalter.  Klein,  über  die  sogenannte  Blennorrhoea  scrophnlosa. 

II.  BAND:  Ritter,  ein  Fall  von  angeborener  Lücke  des  Brustkorbes.  Ganghofner,  einige 
Bemerkungen,  betreffend  die  Lehre  vom  Herzstoss.  Humes,  Beiträge  zur  Lehre  über  die  Ent- 
stehung der  Exencephalie.  Epstein,  zur  Aetiologie  der  Blutungen  im  frühesten  Kindesalter. 
Känigstein,  Augenerkrankungen  während  und  nach  Ablauf  der  Masern,  v.  Hüttenbrenner,  die 
plötzlichen  Todesarten  im  Kindesalter.  Eine  paediatrische  Studie.  Fleischmann,  über  die  Ver- 
lässlichkeit  der  mikroskopischen  Frauenmilch-Untersuchung.  Ritter,  einige  Verhältnisse  der 
Kindersterblichkeit  der  Prager  Findelanstalt  in  der  ersten  Jahreshälfte  1876  und  in  der  Zeit 
der  grössten  Sommerhitze.  Eppinger,  anatomischer  Beitrag  zu  der  Mittheilung  Prof.  v.  Eitter's 
„Ein  Fall  von  angeborener  Lücke  des  Brustkorbes". 

VIII.  Jahrgang,  187  7.  2  Bände.  Mit  4  lithographirten  Tafeln  und 
9  Holzschnitten.   [IV.  202  S.  Orig.,   248  S.  Anal.,    4  Taf.  4.] 

b  fl.—  10  M. 

INHALT.  I.  BAND:  Neureutter,  ein  Beitrag  zur  Psoitis  und  Hepatitis  interstitialis  im 
Kindesalter.  Filatov,  salicylsaures  Natron  beim  Typhus  der  Kinder,  v.  Hüttenbrenner,  die 
plötzlichen  Todesarten  im  Kindesalter.  Eine  paediatrische  Studie.  Schlemmer,  über  Bronchitis 
im  Säuglingsalter  und  die  Histologie  der  bronchitischen  Pfropfe.  Englisch,  über  die  Behand- 
lung der  angeborenen  abnormen  Stellungen  des  Fusses.  Baginsky,  kleinere  Mittheilungen. 
Casuistisches. 

II.  BAND  :  Nekrolog.  Fleischmann,  therapeutische  Mittheilungen  aus  der  Wiener  Kinder- 
Poliklinik.  Herz,  zur  Casuistik  der  acuten  Fettentartung  bei  Neugeborenen.  Zit,  zwei  Fälle 
von  bösartigen  Tumoren  bei  Kindern.  Neumann,  über  Naevus  papillaris  (Thomson),  nenroticus 
unius  lateris  (v.  Baerensprung),  Neuropathisches  Hautpapillom  (Gerhardt),  Nerven-Naevus 
(Th.  Simon).  Ingerslev,  ein  Fall  von  Trismus  und  Tetanus  neonatorum.  Hof  mann,  über  Ver- 
blutung aus  der  Nahelschnur. 

Jahrbücher,  medicinische,  herausgegeben  von  der  k.  k.  Gesell- 
schaft der  Aerzte,  redigirt  von  S.  Stricker.  Jahrgang  1871 
bis  1880,  a  4  Hefte,  gr.  8.  Jahrgang  1871  —  1876  ä  \0  fl.  —  20  M. 

Jahrgang  1877—1880  ä  12/.  —  24  M. 

Herabgesetzter  Preis  für  die  Jahrgänge  1871  —  1876:   20^.  —  40  M. 

für  einzelne  dieser  Jahrgänge :  5  fl.  —  10  M. 

Jahrgang  1871.  Mit  3  lithographirten  Tafeln  und  34  Holzschnitten. 
[IV.  556  S.,   3  Taf.  4.] 

INHALT:  Stricker,  Einleitung:  Pathologie  und  Klinik.  Genersich,  zur  Lehre  von  den 
Saftkanälchen  in  der  Cornea.  Heiberg,  über  die  Neubildung  des  Hornhautepithels.  Güterbock, 
Untersuchungen  über  Sehnenentzünd'ung.  Yeo,  Untersuchungen  über  die  Structur  entzündeter 
Lymphdrüsen.  Läng,  Untersuchungen  über  die  ersten  Stadien  der  Kuochenentzündung.  Albert 
und  Stricker,  Untersuchungen  über  das  Wundfleber.  Stricker,  Untersuchung  über  die  Ent- 
deckung des  Eitergiftes.  Riegel,  über  die  reflectorische  Innervation  der  Blutgefässe.  Roki- 
tansky, über  Defect  der  Scheidewand  der  Vorhöfe.  Stricker,  mikroskopische  Untersuchung  des 
Säugethier-Kreislaufes.  Mayer  und  v.  Bosch,  Untersuchungen  über  Darmbewegungen.  Winter- 
nitz,  der  Einfluss  von  Wäimeentziehungen  auf  die  Wärmeproduction.  Hansen,  Untersuchungen 
über  die  entzündlichen  Veränderungen  der  Hornhautkörper.  Kundrat,  über  die  krankhaften 
Veränderungen  der  Endothelien.  Albert,  über  Eernia  inflammata.  Auspitz,  über  die  Besorption 
ungelöster  Stoffe  bei  Säugethieren.  Durante,  Untersuchungen  über  Entzündung  der  Gefäss- 
wände.  Englisch,  über  Ovarialhernien.  Albert  und  Stricker,  Beiträge  zur  Lehre  vom  Fieber. 
llittop,  Untersuchungen  über  Knorpelentzündung.  Jacenko,  über  die  Transplantation  abge- 
trennter Hautstücke.  Laschkewitz,  eine  sonderbare  Beschaffenheit  der  rothen  Blutkörperchen 
in  einem  Falle  von  Morbus  Adissonii.  Carmalt  und  Stricker,  über  die  Neubildung  von  Blut- 
gefässen in  entzündeten  Hornhäuten.  Stricker,  Vorwort  zu  der  nächstfolgenden  Abhandlung. 
Jarisch,  Untersuchungen  über  die  anorganischen  Bestandtheile  des  Blutes.  Soboroff,  ein  Bei- 
trag zur  Kenntniss  der  Gefässnervencentra.     Lostorfer,   über  das  Vorkommen   von  Pilzen  im 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


Medicinische  Jahrbücher.  111 

Blute  gesnnder  Menschen.  Hofinokl,  über  Resection  des  Ober-  and  Unterkiefers  mil  Rücksicht 
uiii  ss  darauf  bezügliche  Krankheitsfälle.  Br esslauer,  Mittheilnngen  über  die  während  der 
Epidemie  1870-  ist  i  auf  der  Abtheilung  Prof.  Löbel's  beobachteten  Typhusfälle.  \>.  Rusti  ky. 
Untersuchungen  über  Knocheneiterung.  Popoff,  Experimente  über  Lungenentzündung. 

Jahrgang  1872.    Mit   12  lithographirten  Tafeln  und   3  Holzschnitten. 
[IV.  513  S.,  IL  101  S.,    1  Taf.  fol.,   10  Taf.  4.,   1  Taf.  8.] 

INHALT:  Knall,  über  Paralysis  pseudohypertrophica.  Hering,  über  den  Einflnss  dei 
Athmung  auf  den  Kreislauf.  Oser  und  Schlesinger  Jim.,  experimentelle  Untersuchungen  über 
rt.'i-usbewegungen.  Kolisko,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Mechanik  des  Herzens,  Lostorfer, 
über  die  Möglichkeit  der  Diagnose  der  Syphilis  mittelst  der  mikroskopischen  Blutnntersnchung. 
Stricker,  Nachtrag  zu  dem  Aufsätze  Lostorfer's.  Mayer,  Studien  zur  Physiologie  des  Herzens 
und  der  Blutgefässe.  Pitt,/,  über  Enuresis.  Mayer,  über  Veränderungen  des  Leberparenchyms 
bei  dauerndem  Verschluss  des  Ductus  Choledochus.  Dur  ante,  Untersuchungen  über  die  Or- 
ganisation des  Troinrms.  Dudukaloff,  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Verwacheungsprocesses 
unterbundener  Gefässe.  Libsky,  über  die  entzündlichen  Veränderungen  des  Epithels  der  Harn- 
kanälchen.  Bizzozero,  Beilrage  zur  Kenntniss  der  sogenannten  endogenen  Zellenbildung. 
Stricker,  Beiträge  zur  Pathologie  des  Blutes.  Meynert,  eine  Diagnose  aui  Sehhügelerkrankung. 
Fleischt,  Mittheilungen  aus  dem  pathologischen  Institute  der  Wiener  Universität.  1.  Fleischt, 
zur  Geschwulstlehre.  A.  Hirntumoren.  B.  Heber  den  Tumor  cavernosus.  2.  Wahlberg,  das 
tuberkulöse  Geschwür  im  Kehlkopfe.  3.  Schiff,  das  Ligamentum  uteri  rntundinn.  I.  Wini- 
warter,  ein  Adenom  der  Magenwandung.  5.  Winiwarter,  zur  pathologischen  Anatomie 
der  Leber.  Eyselein,  über  Vaccination  und  Revaccination  und  deren  bisherige  ungenügende 
Durchführung,  Heitzmann,  Studien  am  Knochen  und  Knorpel,  r.  Bosch  und  Oser,  Unter- 
suchungen über  die  Wirkungen  des  Nicotins.  Rosenthal,  Untersuchungen  und  Beobachtungen 
über  das  Absterben  der  Muskeln  und  den  Scheintod.  Popoff,  zur  Frage  über  Pneumomykosis. 
v.  Schroff,  Mittheilungen  aus  dem  pharmakologischen  Institute  der  Wiener  Universität. 

Jahrgang  1873.    Mit  13  lithographirten  Tafeln  und  20  Holzschnitten. 
[IV.  504  S.,   11  Taf.  4.,   2  Taf.  8.J 

INHALT:  Schlesinger,  über  Reflexbewegungen  des  Uterus.  Weil,  Beiträge  zur  Kenntniss 
der  Befruchtung  und  Entwicklung  des  Kanincheueies.  Albert  und  Stricker,  Untersuchungen 
über  die  Wärmeökonomie  des  Herzens  und  der  Lungen.  Exner,  über  die  physiologische  Wir- 
kung der  Iridectomie.  Englisch,  zur  Pathologie  der  Harnorgane.  Pfungen,  Studien  über  Ent- 
wicklung der  Froschcornea.  Kolisko,  über  das  Verhalten  der  Action  des  Herz  Ventrikels  zur 
Pulswellenbildung  in  der  Arterie.  Chapman,  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Baues  des  normalen 
und  entzündeten  Perieardiums  der  Batrachier.  Bizzozero,  Beitrag  zur  Kenntniss  des  Baues  des 
Epithelioms.  Bizzozero  und  Golgi,  über  die  Veränderungen  des  Muskelgewebes  nach  Nerven- 
durchschneidung. Mauthner,  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Neurins.  Kundrat  und  Engelmann, 
Untersuchungen  über  die  Uterusschleimhaut.  Heitzmann, "über  die  Rück-  und  Neubildung  von 
Blutgefässen  im  Knochen  und  Knorpel.  Mauthner,  zur  Lehre  von  der  Embolie  der  Arteria 
centralis  retinae.  Hofmökl,  Beiträge  zur  permanenten  Extension  und  zur  Behandlung  der 
Verschiebungen  bei  Knochenbrüchen  an  den  Extremitäten.  Bosch,  ein  Fall  von  Melanämie. 
Röhrig,  experimentelle  Untersuchungen  über  die  Physiologie  der  Gallenabsonderung.  Q-alvagni, 
über  das  Scapularkrachen.  Weil,  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Muskelkrebses.  Clement i  "und 
Thin,  Untersuchungen  über  die  putride  Infection.  Albert,  Studien  zur  chirurgischen  Pathologie 
der  Bewegungsorgane.  Burdon- Sanderson,  zur  Kenntniss  der  infectiösen  Producte  acuter  Ent- 
zündungen. Spina,  Untersuchungen  über  den  Bau  der  Sehnen.  Nicoladoni,  Untersuchungen 
über  die  Nerven  aus  der  Kniegelenkskapsel  des  Kaninchens.  Jurie,  Beiträge  zur  Kenntniss 
des  Baues  und  der  Verrichtung  der  Blase  und  Harnröhre.  Robinson,  über  die  entzündlichen 
Veränderungen  der  Ganglienzellen  des  Sympathicus.  Englisch,  über  Retensionscysten  der 
weiblichen  Harnröhre  bei  Neugebornen  und  ihre  Beziehung  zur  Entwicklung  der  Karunkel. 
Oser,  über  Qnarantaine  bei  Cholera.  Referat  für  den  III.  internationalen  medicinischen  Con- 
gress.  Stricker,  offener  Brief  an  Herrn  Professor  Axel  Key  in  Stockholm. 

Jahrgang  1874.    Mit  13  lithographirten  Tafeln  und  14  Holzschnitten. 
[IV.  X.  450  S.,    12  Taf.  4.,    1  Taf.  8.] 

INHALT:  Schlesinger,  über  die  Centra  der  Gefäss-  und  Uterus-Nerven.  Rokitansky, 
Untersuchungen  über  die  Athemnerven-Centra.  Pouchet,  über  die  Wechselbeziehungen  zwischen 
der  Netzhaut  und  der  Hautfarbe  einiger  Thiere.  v.  Bosch,  die  Hemmung  der  Darmbewegung 
durch  den  Nervus  splanchnicus.  Champneys,  Untersuchungen  über  das  Septnm  atriornm  des 
Frosches  und  des  Kaninchens.  Breyer,  über  die  Function  der  Bogengänge  des  Ohrlabyrinthes. 
—  Erklärung.  Englisch,  über  Cysten  an  der  hinteren  Blasenwand  bei  Männern.  Ceccherelli, 
Untersuchung  kranker  Knochen.  Rokitansky  jun.,  Untersuchungen  der  mikroskopischen  Zu- 
sammensetzung der  Lochien.  Colasanti,  Beiträge  zur  Theorie  des  Fiebers  bei  embolischen 
Processen.  Scheiber,  die  Anatomie  eines  Doppelmonstrums.  Heitzmann,  über  die  Tnberkel- 
bildung.  Heitier,  histologische  Studien  über  genuine  croupöse  Pneumonie.  Loewe,  über  eine 
eigenthümliche  Zeichnung  im  Hyalinknorpel.  r.  Schroff  jun.,  Beiträge  zur  Kenntniss  der 
Antiarinwirkung  auf  die  Kreislaufsorgane.  Bizzozero  und  Bozzolo,  über  die  Primitivgeschwülste 
der  Dura  mater.  Rokitansky,  über  den  Einfluss  des  Chloralhydrats  auf  die  Reizbarkeit  des 
Nervensystems.  Loewe,  zur  Histologie  des  Bindegewebes.  Cecclierelli,  ein  Beitrag  zur  Kennt- 
niss der  entzündlichen  Veränderung  des  Gehirns.  Mauthner,  über  das  Verhalten  des  Neurins 
gegen  Eiweisskörper.  Hofmokl;  über  Gallusbildung.  Heitier,  über  das  Vorkommen  von  ade- 
noider Substanz  in  der  menschlichen  Kehlkopfschleimhaut.  Stricker,  Untersuchungen  über  den 
Eiterungsprocess.  Zuckerkandl,  zur  Anatomie  des  menschlichen  Schädels.  Schlesinger,  über 
Thermometrie  des  Uterus  und  ihre  diagnostische  Bedeutung.   Moquin-Tandon,  Beobachtungen 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 

2* 


20  Medicinische  Jahrbücher. 

über  die  ersten  Entwicklungsphasen  von  Pelobates  fuscus.  Olivetti,  ein  Beitrag  zur  Kennt- 
niss  der  ersten  Allantoisbildung.  Eisenschitz,  zur  Reform  des  pädiatrischen  Unterrichtes  an 
den  deutschen  Universitäten. 

Jahrgang  1875.    Mit   11  lithographirten  Tafeln  und   2  Holzschnitten. 
[IV.  XIX.  495  S.,   9  Taf.  4.,   2  Taf.  8.] 

INHALT:  Winternitz,  die  Bedeutung  der  Hautfunction  für  die  Körpertemperatur  und  die 
Wärmeregulation.  Urbantschitsch,  zur  Anatomie  der  Tuba  Eustachii  des  Menschen.  Heitier, 
Studien  über  die  in  den  Lungen  nach  Verletzungen  des  Gehirns  auftretenden  Veränderungen. 
Lütkemüller,  vier  Fälle  von  angeborenen  Sacralgesehwülsten.  Zuckerkandl,  über  die  Fascia 
perinaei  propria.  Breuer,  Beiträge  zur  Lehre  vom  statischen  Sinne  (Gleichgewichtsorgan, 
Vestibularapparat  des  Ohrlabyrinths).  Leidesdorf,  über  epileptische  Geistesstörung,  v.  Schroff 
jun.,  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Chininwirkung.  Obersteiner,  zur  Kenntniss  einiger  Hereditäts- 
gesetze. Hannover,  fernere  Mittheilungen  über  das  Endresultat  der  Resectionen  im  Kriege 
1864  in  der  dänischen  Armee.  Lang,  zur  Histologie  des  Lupus  (Willani).  Gleichzeitig  ein 
Beitrag  zur  Lehre  von  den  regressiven  Metamorphosen.  Scheiber,  einige  angeborene  Ano- 
malien. Beobachtet  im  pathologisch-anatomischen  Institute  zu  Bukarest.  Heitier,  ein  Fall 
von  Muskeltönen.  Abeles,  der  physiologische  Zuckergehalt  des  Blutes.  Urbantschitsch,  ein 
Beitrag  zur  Lehre  über  den  Bau  des  Tubenknorpels  beim  Menschen.  Galvagni,  über  die 
Auscultation  der  Mundhöhle  oder  über  das  Mundhöhlengerassel.  Vajda,  Beiträge  zur  Ana- 
tomie der  syphilitischen  Papeln  der  Geschlechtstheile.  Hofmokl,  Untersuchungen  über  die 
Blutdrnckverhältnisse  im  grossen  und  kleinen  Kreislaufe,  v.  Schroff  jun.,  Beiträge  zur 
Kenntniss  der  Anordnung  der  motorischen  Nervencentra.  Zuckerkandl,  über  eine  Bildungs- 
anomalie  der  männlichen  Gesehlechtswerkzeuge.  Spina,  weitere  Beiträge  zur  Histologie  der 
Sehnen.  Englisch,  über  Geschwülste  am  Samenstrange  Neugeborner.  Kassoivitz,  die  Ver- 
erbung der  Syphilis.    Stricker,  über  Abnormität  und  Krankheit,    v.  Rokitansky,  Abschiedsrede. 

Jahrgang  1876.    Mit  23  lithographirten  Tafeln.    [IV.  XVIII.  XXVI. 
460  8.,   20  Taf.  4.,  3  Taf.  8.] 

INHALT:  Weiss,  über  die  Verwachsung  des  Herzens  mit  dem  Herzbeutel.  Lang,  zur 
Histologie  des  Lupus  (Willani).  Gleichzeitig  ein  Beitrag  zur  Lehre  von  den  regressiven 
Metamorphosen.  Kaposi,  zur  Aetiologie  des  Herpes  Zoster.  Heitier,  Bericht  über  die  im 
Jahre  1875  auf  der  Klinik  und  Abtheilung  des  Prof.  Löbel  beobachteten  Fälle  von  Typhus 
exanthematicus.  Böhtling,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Gefässnerven.  Albert,  zur  Mechanik 
des  Hüftgelenkes.  Genersich,  Beitrag  zur  Anatomie  und  pathologischen  Anatomie  der  am 
sympathischen  Bauchgeflechte  des  Menschen  befindlichen  Pacini'schen  Körperchen.  Rabl, 
das  Granulationsgewebe  und  seine  Bedeutung  für  die  Scrophulosis.  Bizzozero,  Beiträge  zur 
pathologischen  Anatomie  der  Diphtheritis.  Hof  mann  und  Bosch,  über  Bewegungserscheinungen 
ara  Cervix  uteri.  Vorläufige  Mittheilung.  Abeles,  Beitrag  zur  Lehre  von  den  saccharificirenden 
Fermenten  im  thierischen  Organismus.  Biesiadccki,  Leukämische  Tumoren  der  Haut  und 
des  Darmes,  mit  einigen  Bemerkungen  über  den  leukämischen  Process  selbst.  Parenski,  über 
embolische  Darmgeschwüre.  Feigel,  Beitrag  zur  Aetinlopio  der  Entstehung  von  Incarcerationen 
der  Gedärme  im  Bruchsacke.  Dittel,  über  iutraarticuläre  Verletzungen  am  Knie.  Zuckerkandl, 
zur  descriptiven  und  topographischen  Anatomie  der  Znngenvenen.  Zuckerkandl,  zur  Ana- 
tomie der  Orbitalarterien.  Zuckerkandl,  zur  Anatomie  der  Fusswurzelknochen.  Spina,  über 
das  Vorkommen  neugebildeter  Formelemente  in  entzündeten  Sehnen.  Vorläufige  Mittheilung. 
Sattler,  über  die  Tapete  der  Sängethierangen  und  analoge  Bildungen  in  der  Aderhaut  des 
Menschen  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  Elephanten-  und  Walfischauges.  Rosenthal, 
Experimentelle  und  klinische  Untersuchungen  über  cervicale  Paraplegie.  Gradle,  Unter- 
suchungen über  die  Spannungsunterschiede  zwischen  dem  linken  Ventrikel  und  der  Aorta. 
Neumann,  Beitrag  zur  Kenntniss  des  Pemphigus.  Burdon- Sander son,  weitere  Untersuchungen 
über  mitgetheilte  Entzündungen.  Bosch,  die  volumetrische  Bestimmung  des  Blutdrucks  am 
Menschen.  —  Langer,  Rede,  gehalten  beim  Antritte  des  Rectorats  am  15.  October  1875.  Kaposi, 
über  den  gegenwärtigen  Stand  der  Lehre  von  den  pflanzlichen  Parasiten  der  menschlichen 
Haut.  Vortrag,  gehalten  in  der  Sitzung  der  k.  k.  Gesellschaft  der  Aerzte  am  7.  April  1875. 
Von  Prof.  Brodowsky,  Berichtigung. 

Jahrgang  1877.    Mit   24  lithographirten  Tafeln  und   9  Holzschnitten. 
[IV.  564  S.,    17  Taf.  4.,    7  Taf.  8.] 

INHALT:  Hauke,  neue  pneumatische  Apparate  und  ihre  Anwendung  in  der  Kinderpraxis. 
Loebisch,  chemische  Untersuchungen  eines  Falles  von  Cystinnrie.  Mayer,  Versuch  über  den 
Nachweis  des  Quecksilbers  im  Harne.  Jarisch,  Untersuchungen  über  die  Bestandteile  der 
Asche  des  Blutes.  ».  Schroff  jun.,  Untersuchungen  über  die  Steigerung  der  Eigenwärme  des 
Hundes  nach  Rückenmarks-Durchschneidungen.  Aeby,  die  Gestalt  des  Femurkopfes.  Erwide- 
rung an  Herrn  Prof.  E.  Albert  in  Innsbruck,  v.  Bosch,  über  den  physiologischen  Effect  der 
Esmareh'schen  Binde.  Bizzozero,  über  den  Bau  des  menschlichen  Peritoneum  diaphragmaticum. 
Englisch,  zur  Entwicklung  der  Blasenbrüche.  Neumann,  über  die  hypodermatische  Que'k- 
silberbehandlung  der  Syphilis.  Meyer,  Versuche  über  die  Aufnahme  des  Chroms  in  das  Blut 
nach  äusserlicher  Anwendung  von  Chromsäure.  Ludwig,  eine  nene  Methode  zum  Nachweis 
des  Quecksilbers  in  thierischen  Substanzen,  v.  Winitvarter,  neue  Beobachtungen  und  Er- 
fahrungen über  die  Arsenikmedication  bei  Lymphdrüsengeschwülsten.  Albert,  zur  Mechanik 
des  Schultergürtels  des  Menschen.  Feuer,  Untersuchungen  über  die  Ursache  der  Keratitis 
nach  Trigeminusdorchschneidung.  Obersteiner,  Beiträge  zur  pathologischen  Anatomie  der 
Gehirngefässe.  Stricker,  Untersuchungen  über  die.  Gefässnervenwurzeln  des  Ischiadicus.  Albert, 
zur  Mechanik  des  Hüftgelenkes.  Antwort  anf  die  offene  Erwiderung  des  Herrn  Prof.  Aeby 
in  Bern.    Hofmann,  ein  Fall  von  Pseudohermaphrodisie.    Chiari,  über  tuberculose  Geschwüre 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


Medicinische  Jahrbücher.  21 

der  Haut  in  einem  Fall^  von  chronischer  Lungen-  and  Darmtuberculose.  Weiss,  aber  einen 
Kall  von  Verwachsung  des  Herzens  mit  dem  Herzbeutel.  Vortrag,  gehalten  in  der  Sitzung 
der  k.  lt.  Gesellschaft  der  Merzte  am  19.  Jänner  1S77.  Schnopfhagen,  Herrnaphrodismus  verua 
hilateralis  bei  einer  Zie^e.  Hofmokl,  über  traumatische  Luxationen  bei  Neugeborenen.  (Eine 
anatomisch-physiologische  Studie.)  Chiari,  aber  drei  Fälle  von  primärem  Carcinom  im  Fundus 
und  Corpus  des  Uterus.  Neumann,  über  Argyria.  (Teinte  bronzee  s.  ardoisee  de  la  peau. 
Bleifarbe  der  Haut.)  Spina,  Untersuchungen  aber  die  Veränderungen  der  Zellen  in  entzün- 
deten Sehnen.  Sanderson,  neue  Versuche  über  den  Einfluss  der  Filtration  durch  Thoncylinder 
auf  die  Vernichtung  der  Virulenz  putrider  Flüssigkeiten.  Stricker,  über  die  collaterale  Inner- 
vation. Oser,  Bericht  über  den  Typhus  exanthematicus  in  Wien  im  Jahre  1875.  v.  Baseh 
und  Hofmann,  Untersuchungen  über  die  Innervation  des  Uterus  und  seiner  Gefässe.  v.  Bosch, 
über  den  Einfluss  der  Athmung  von  comprimirter  und  verdünnter  Luft  auf  den  Blutdruck 
des  Menschen.  Hofmann  und  Ludwig,  chronische  Arsenikvergiftung  durch  technische  Ver- 
wendung von  Fuchsin.  Qriinfeld,  die  Formen  des  Barnröhrentrippers  und  die  endoskopischen 
Befunde  derselben.  Abeles,  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Glycogens.  Chiari,  ein  Fall  von 
Tuberculose  des  N.  opticus  dexter.  Aeby,  noch  einmal  die  Gestalt  des  Femurkopfes,  Rück- 
antwort auf  die  Antwort  des  Herrn  Prof.  Albert  in  Innsbruck. 

Jahrgang  1878.    Mit   18  lithographirten  Tafeln   und   7  Holzschnitten. 
[IV.  516  S.,    16  Taf.  4.,   2  Taf.  8.] 

INHALT:  Stricker,  Untersuchungen  über  die  Contractilität  der  Capillaren.  Stricker, 
Untersuchung  über  die  Ausbreitung  der  tonischen  Gefässnerven-Centren  im  Rüekenmarke  des 
Hundes.  Stricker,  Beobachtungen  über  die  Entstehung  des  Zellkernes.  Chiari,  über  die  beiden 
spondylolisthetischen  Becken  der  Wiener  path.-anatom.  Sammlung.  Chiari,  über  Tuberculose 
der  Schilddrüse.  Schlesinger,  anatomische  und  klinische  Untersuchungen  über  extraperitoneale 
Exsudationen  im  weihlichen  Becken.  Biaeh,  über  Aneurysmen  an  den  Horzklappen.  Prok. 
Rokitansky,  über  den  Verlauf  eines  Falles  von  Intermittens  unter  der  Wirkung  des  Pylocarpin. 
Leidesdorf,  klinischer  Beitrag  zur  paralytischen  Geistesstörung.  Vortrag.  Obersteiner,  die  moto- 
rischen Leistungen  der  Grosshirurinde.  Bizzozero,  Geschichtliches  über  die  Kenntniss  des 
Knochenmarks.  Raab,  ein  Fall  von  Atrpsie  der  Lungenarterie  mit  Verkümmerung  des  rechten 
Ventrikels.  Zuckerkandl,  zur  Anatomie  und  Entwickelungsgeschichte  der  Naso-Etbmoidalregion. 
Langer,  über  die  Blutgefässe  im  Augenlide.  Redtenbacher,  über  entzündliche  Vorgänge  an  den 
Röhrenknochen  der  Säugethiere.  Spina,  Untersuchungen  über  die  entzündlichen  Veränderun- 
gen der  quergestreiften  Muskelfasern.  Stricker  und  Wagner,  Untersuchungen  über  die  Ur- 
sprünge und  die  Function  der  beschleunigenden  Herznerven.  Unger,  über  amoeboide  Kern- 
bewegungen in  normalen  und  entzündeten  Geweben.  Stricker,  Entgegnung  auf  die  Mittheilungen 
des  Herrn  Vulpian  „Ueber  die  Gefässnerven  in  den  sensiblen  Rückenmarkswurzeln11. 
Chiari,  über  die  analen  Divertikel  der  Rectumschleimhaut  und  ihre  Beziehung  zu  den  Anal- 
fisteln. Bizzozero,  über  das  Stroma  der  Sarcome.  Hofmokl,  über  das  Wesen  und  die  Behand- 
lung der  Spina  bifida.  Weiss,  die  Wucherungen  der  h'amraerwände  des  Gehirns.  Fuchs,  über 
die  Wärmeempfindung  der  Hornhaut.  Pieniaczek,  Untersuchungen  über  die  Empfindlichkeit 
der  Larynxschleimhaut.  Weiss,  Beiträge  zur  Lehre  von  den  Reflexen  im  Rückenmarke.  Albert, 
zur  Mechanik  des  Hüftgelenkes.  Jarisch,  über  die  Verwendung  von  Pyrogallussäure  gegen 
Hautkrankheiten. 

Jahrgang  1879.    Mit  17  lithographirten  Tafeln  und  G6  Holzschnitten. 
[IV.  562  S.,   6  Taf.  4.,    11  Taf.  8.] 

INHALT:  Biach,  Statistische  Studien  über  die  Pneumonie  in  den  drei  Krankenhäusern 
Wien's  (allgem.  Krankenhaus,  Rudolf -Stiftung  und  Wiedner  Spital)  im  Decennium  1866 — 1876. 
Ravogli,  Untersuchungen  über  den  Bau,  die  Entwicklung  und  Vereiterung  der  Cutis.  Unger, 
Untersuchungen  über  die  quergestreiften  Muskelfasern  des  lebenden  Thieres.  Neumann, 
zur  Histologie  der  Psoriasis  vulgaris.  Englisch,  über  das  bösartige  Geschwür  der  Fusssohle. 
(Mal  perforant  du  pied.)  v.  Fleisch!,  Untersuchung  über  die  Gesetze  der  Nervenerregung. 
V.  Abhandlung.  Kassoivitz,  die  normale  Ossiiication  und  die  Erkrankungen  des  Knochen- 
systems bei  Rachitis  und  hereditärer  Syphilis.  Dittel,  Axendrehung  —  Laparotomie;  Tod. 
Grünfeld,  zur  Geschichte  der  Endoskopie  und  der  endoskopischen  Apparate,  v.  Basch,  über 
die  Summation  von  Reizen  durch  das  Herz.  Frisch,  über  den  Einfluss  niederer  Temperaturen 
auf  die  Lebensfähigkeit  der  Bacterien.  Frisch,  über  das  Verhalten  der  Milzbrandbacillen  gegen 
extrem  niedere  Temperaturen.     Obersteiner,  über  Erschütterung  des  Rückenmarkes. 

Jahrgang  1880.     Mit   23   lithographirten  Tafeln  und  8  Holzschnitten. 
[IV.  508  S.,  11  Taf.  4.,   12  Taf.  8.] 

INHALT:  Zuckerkand/,,  Bericht  des  Wiener  anatomischen  Institutes  über  das  Quinquen- 
nium  1874—1879.  Langer,  über  die  Textur  der  sogenannten  Graviditäts-Narben.  Hebra,  Bei- 
trag zur  Anatomie  des  Nagels.  Zuckerkandl,  zur  physiologischen  und  pathologischen  Ana- 
tomie der  Nasenhöhle  und  ihrer  pneumatischen  Anhänge.  Zuckerkandl,  über  die  rudimentäre 
Bildung  der  Jochbeine  und  Jochbogen  im  Gesichtsskelete  des  Menschen.  Zuckerkandl,  neue 
Mittheilungeu  über  Coalition  von  Fusswurzelknochen.  Zuckerkandl,  über  das  Gleiten  des 
Uluarnerven  auf  die  Volarseite  des  Epicondylus  internus  während  der  Flexion  im  Ellbogen- 
gelenke. Holt,  über  die  Lendennerven.  Hol/,  Verrenkung  des  linken  Ellbogengelenkes  mit 
Zerreissung  der  A.  ulnaris  und  der  N.  medianus  und  ulnaris.  Heilung.  Collateral-Kreislauf. 
Holl,  ein  seltener  Fall  von  Kryptorehismus.  Felsenreich  und  Holt,  Acephalus  mouobrachius 
(Acardiacus).  Raab,  ein  Beitrag  zur  Anatomie  der  Hohlhandarterien.  Raab,  über  das 
Znstandekommen  und  die  Bedeutung  der  Assimilation  des  letzten  Lendenwirbels  an  das  Kreuz- 
bein. Lorenz,  über  den  Befund  an  einem  Herzen  mit  Defect  der  Vorkammerscheidewand. 
Horbacziwski,  über  die  durch  Einwirkung  von  Salzsäure  aus  den  Albnminoiden  entstehenden 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


22  Jahresbericht  des  Studtpbysikates  —  Kaposi. 

Zersetzungsproducte.  Sarisah,  chemische  Studien  über  Pemphigus.  Wagner,  Beiträge  zur 
Kenntniss  der  respiratorischen  Leistungen  des  Nervus  vagus.  Bizzoze.ro,  das  Chromo-Cyto- 
meter.  Kassowite,  die  normale  Ossification  und  die  Erkrankungen  des  Knochensystems  bei 
Rachitis  und  hereditärer  Syphilis.  (Fortsetzung.)  Stricker  und  Spina,  Untersuchungen  über 
die  mechanischen  Leistungen  der  acinösen  Drüsen.  Kyber,  eine  Untersuchung  über  das  uni- 
versale diffuse  Keratom  der  menschlichen  Haut.  Bittet,  zum  hohen  Blasenstich.  Fellner,  über 
die  Entwicklung  und  die  Kernformation  der  rotheu  Blutkörperchen  der  Sauger.  Hol!,  Beitrag 
zu  den  Defecten  des  Septuin  ventriculosum  cordis.  Holl,  Beitrag  zu  den  Abnormitäten  der 
Wirbelknochen.  Ludwig,  über  die  Vertheiluug  des  Arsens  im  thierischen  Organismus  nach 
Einverleibung  von  arseniger  Säure.  Ludwig,  über  den  Nachweis  des  Quecksilbers  in  thie- 
rischen Substanzen.  Ludwig,  über  die  Bestimmung  des  Gesaramt-Stickstoffes  im  Harne. 
Stricker,  Mittheilung  über  Zellen  und  Grundsubstanzen.     Schlussworte  des  Redacteurs. 

Jahresbericht  des  Wiener  Stadtphysikates  über  seine  Amts- 
tätigkeit im  Jahre  1871.  I.  Im  Auftrage  des  Gemeinderathes 
erstattet  von  den  beiden  Stadtphysikern  Dr.  Fl'ilUZ  Iimll.lUSer 
und  Dr.  Ed.  Nasser,  gr.  8.  [VI.  220  S.,  XXIX  S.  Tab.  8.]  1872. 

2  fl.  50  kr.  —  5  M. 

im  Jahre  1872.  IL  gr.  8.  [IV.  196  S.,  XXXIIIS.  Tab.  8.]  1873. 

3  fl.  —  6  M. 

im  Jahre  1873.  III.gr.  8.  [V.  190  S.  XXXVII  S.  Tab.  8.]  1874. 

3  fl.  —  6  M. 

im  Jahre  1874.  IV.  gr.  8.  [V.  219  S.,  XXXV  S.  Tab.  8.]  1875. 

3  fl.  —  6  M. 

im  Jahre  1875.  V.  gr.  8.  [V.  254  S.,  XXXIX  S.  Tab.  8.]  1876. 

3  fl.  —  6  M. 

im  Jahre  1876.   VI.  gr.  8.   [V.  358  S.,    XL  S.   Tab.  8.]  1877. 

4ft.  —  8  1. 

im  Jahre  1877.  VII.  gr.  8.  [V.  290  8.,  XLI1I  S.  Tab.  8.]  1878. 

2  fl.  —  4  M. 

—  —  im  Jahre  1878.  VIII.  gr.  8.  [V.  308  S.,  XLIII S.Tab.  8.]  1879. 

2fl.  —  4  M. 

im  Jahre  1879.  IX.  gr.  8.  [V.  295  S.,  XLVII  S.  Tab.  8.]  1880. 

2  fl.  —  4  M. 

Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  Thierchemie,  heraus- 
gegeben von  Dr.  Rieh.  Milly,  o.  Professor  der  angewandten 
medicinisehen  Chemie  an  der  Universität  Innsbruck.  I.  Band,  für 
das  Jahr  1871.   gr.  8.  [V.  345  S.]  1873.  3  fl.  —  6  M. 

IL  Band,   für  das   Jahr    1872.     Bearbeitet   und    redigirt    vom 

Herausgeber  unter  Mitwirkung  von  Dr.  C.  L.  Bovida  in  Mailand, 
Dr.  Olof  Hammarsten  in  Upsala,  Dr.  Julius  Dreschfeld  in 
Manchester  und  Dr.  E.  Salkowsky  in  Berlin.  Mit  einer  xylo- 
graphirten  Tafel,  gr.  8.  [V.  377  S.,  1  Taf.  4.]  1874.      ^.-8  1 

Kaposi,  Dr.  Mor.,  Professor  der  Dermatologie  und  Syphilis  an  der 
k.  k.  Universität  in  Wien.  Die  Syphilis  der  Haut  und  der 
angrenzenden  Schleimhäute.  Mit  Abbildungen  in  76  chromolitho- 
graphirten  Tafeln,  ausgeführt  von  Dr.  Carl  Heitzmann,  und 
13  Holzschnitten.  Neue  unveränderte  Ausgabe.  In  1  2  Lieferungen, 
gr.   4.   [VI.    198  S.,   LXXVI  Taf.  und  Deckbl.]   1881. 

Ermässigter  Preis:  36^.  —  72  M. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


K;i[>osi  —  Komoraus.  23 

Kaposi.  Dl*.  Moi\,  Professor  der  Dermatologie  und  Syphilis  an  der 
k.  k.  Universität  in  Wien.  Ueber  den  gegenwärtigen  Stand  der 
Lehre  von  der  ätiologischen  Beziehung  kleinster  Organismen 
(Micrococcus)  zu  den  Infectionskrankheiten.  Vortrag,  gehalten 
im  ärztlichen  Vereine  in  Wien  am  22.  April  1874.  8.  [33  S.]    1874. 

50  kr.  —  1  M. 

Karsten,  Dr.  H.,  Professor  der  Botanik  an  der  k.  k.  Universität  in 
Wien.  Chemismus  der  Pflanzenzelle.  Eine  morphologisch- 
chemische  Untersuchung  der  Hefe.  Mit  Berücksichtigung  der  Natur, 
des  Ursprunges  und  der  Verbreitung  der  Contagien.  Mit  9  Holz- 
schnitten,  gr.  8.  [IV.  90  S.J  1869.  1  fl.  —  2  M. 

KaSSOWitz,  Dr.  M.,  ord.  Arzt  des  I.  öffentl.  Kinderkrankeninstitutes 
in  Wien.  Die  Vererbung  der  Syphilis.  (Sep.-Abdr.  a.  d.  Med. 
Jahrb.    1875.)   8.  1870.  1  fl.  50  Ter.  —  3  M. 

—  —  Die  normale  Ossifikation  und  die  Erkrankungen  des 
Knochensystems  bei  Rachitis  und  hereditärer  Syphilis.  I.Theil: 
Normale  Ossification.  Mit  13  lithographirten  Tafeln,  gr.  8. 
[X.  327  S.   13  Tafeln  8.  mit  Decklbl.]    1881.  b  fl.  —  li)  M. 

Kiscll,  Dr.  E.  Heilir.,  Medicinalrath,  Docent  an  der  k.  k.  Univer- 
sität in  Prag,  dirigirender  Hospital-  und  Brunnenarzt  in  Marienbad. 
Handbuch    der    allgemeinen  und  speciellen  Balneotherapie. 

Zweite  mit  einem  allgemeinen  Theile  vermehrte  Auflage,  nebst 
einer  Karte  der  Heilquellen  und  Curorte  Mittel-Europa's.  gr.  8. 
[VIII.  CXI.  204  u.  399  S.,    1  Karte  Roy.]   1875.        6/.  —  12  M. 

—  —  Jahrbuch  für  Balneologie,  Hydrologie  und  Klimatologie, 
s.  Jahrbuch. 

KletzillSky,  VillC,  k.  k.  Professor  und  Landesgerichts-Chemiker. 
Die  österreichische  Landes-Pharmakopöe.  Fünfte  im  Jahre 
1855  erschienene  Ausgabe.  Nach  dem  gegenwärtigen  Stande  der 
bezüglichen  Wissenschaften  für  Aerzte  und  Pharmaceuten  erläutert. 
2  Bände.  Neue  Ausgabe,  gr.  8.  [l.  VIII.  126  S.  u.  S.  1—270,  23  Tab.; 
2.  IV.  S.  271—669  u.  XCVIII.  S.  Tab.J    1860.  5./Z.  —  10  M. 

—  —  Compendium  der  Biochemie.  Mit  11  Tabellen,  gr.  8.  [XIV. 
223  S.,  XVI.  84  S.,  11  Tab.]   1858.  3  fl.  50  kr.  —  7  M. 

Klob,  Dr.  Jlll.  Max.,  weil.  Professor  am  k.  k.  Rudolf-Spitale  in 
Wien.  Pathologische  Anatomie  der  weiblichen  Sexual-Organe. 

gr.  8.   [XIV.  569  S.]    1864.  6/.  —  12  M. 

Kliailtlie,  Dr.  Theod.  Arzneitaschenbuch  zur  österreichischen 
Pharmakopoe.   16.    [X.  160  S.]    1877.  1  fl.  —  2  M. 

KomoraUS,  Dr.  JOS.,  k.  k.  Bezirksarzt  in  Feldsberg.  Visa  reperta 
zum  praktischen  Gebrauche  für  Aerzte  und  Wundärzte.  Zweite 
verbesserte  und  vermehrte  Auflage.   8.   [VIII.  134  S.]    1869. 

80  kr.  —  1  M.  60  Pf. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


24:  Kurzak  — ■  Lumpe. 

Klll'zak,  Dr.  Fl'.,  weil.  o.  ö.  Professor  an  der  k.  k.  Universität  in 
Wien.  Lehrbuch  der  Receptirkunde  für  Aerzte  und  Apotheker. 

Mit  24  Holzschnitten,   gr.  8.   [IV.  274  S.]    1855.  3^.-6  M. 

Laiiger,  Dr.  C,  k.  k.  Hofrath,  Professor  der  Anatomie  an  der  k.  k. 
Universität  in  Wien.  Lehrbuch  der  Anatomie  des  Menschen. 

Zweite  umgearbeitete  Auflage.  (Unter  der  Presse.) 

Lazansky,  Dr.  Ad.,  em.  k.  k.  Ober-Feldarzt,  Communal-  und 
Gerichtsarzt  in  Strakonitz.  Compendium  der  Pathologie  und 
Therapie  der  eonstitutionellen  Krankheiten,  gr.  8.  [IV.  220  S.] 
1864.  \  fl.  50  kr.  —  SM. 

Leidesdorf,  Dr.  Max,  Professor  an  der  k.  k.  Universität  in  Wien. 
Psychiatrische  Studien,  s.  Studien. 

Leiter,  J.  Catalog  chirurgischer  Instrumente,  physikalischer 
Apparate  für  Electrotherapie ,  Electrolyse  und  Galvanokaustik, 
Bandagen,  orthopädischer  Maschinen  und  künstlicher  Extremitäten. 
Mit  1060  Abbildungen.  Dritte  vervollständigte  Auflage.  Lex.-8. 
1876.  2  fl.  50  kr.  —  5  M. 

Lenhossek,    Dr.  Jos.   Edler   von,   königl.  ungar.   Kath,   Pect. 

em.  und  o.  ö.  Professor  der  descriptiven  und  topographischen 
Anatomie  an  der  kein.  ung.  Universität  in  Budapest.  Die  künst- 
lichen Schädelverbildungen  im  Allgemeinen  und  zwei  künstlich 
verbildete  makrocephale  Schädel  aus  Ungarn,  sowie  ein  Schädel 
aus  der  Barbarenzeit  Ungarns.  Mit  11  phototypischen  Figuren  auf 
3  Tafeln,  ferner  11  xylographischen  und  5  zinkographischen  im 
Texte,  gr.  4.  [X.  138  S„  3  Taf.  4.]  1881.  9^.-18  M. 

Leren,  Joll.  A.,  Doctor  der  Medicin  und  Philosophie,  Armenarzt  und 
Spitals-Physikus.  Mittheilungen  aus  dem  Spitale  der  barm- 
herzigen Brüder  in  Wien.    8.    [VI.    108  S.,   1   Tab.   4.]    1877. 

lfl.—2M. 

Liliat'zik,  Dr.  Franz,  weil.  Augenarzt,  Accoucheur  und  prakt. 
Kinderarzt  in  Wien.  Das  Gesetz  des  Wachsthumes  und  der 
Bau  des  Mensehen.  Die  Proportionslehre  aller  menschlichen 
Körpertheile  für  jedes  Alter  und  für  beide  Geschlechter.  Mit 
8  Tabellen  und  9  lithographirten  Tafeln.  Neue  Ausgabe.  Roy.  cart. 
[IL  35  S.,  17  Taf.  Roy.]  1862.  8  fl.  —  16  M. 

Linhart,  Dr.  Wenzel  VOn,  weil.  k.  bayr.  Hofrath,  Professor  der 
Chirurgie  und  chirurgischen  Klinik  an  der  Julius -Maximilians- 
Universität  und  Oberarzt  des  Julius  -  Hospitales  in  Würzburg. 
Compendium  der  chirurgischen  Operationslehre.  Vierte 
durchaus  umgearbeitete  und  vermehrte  Auflage.  Mit  518  Holz- 
schnitten. In  2  Hälften,  gr.  8.  |l.  XXXVI.  S.  1—544,  2.  IL 
S.  545— 1048.]  1874.  12  fl.  —  24  M. 

Lumpe,  Dr.  Ed.,  weil,  prakt.  Arzt  in  Wien.  Compendium  der 
praktischen  Geburtshilfe.  Vierte  durchgearbeitete  und  vermehrte 
Auflage,  gr.  8.  [XVI.  306  S.]  1875.  3  fl.  —  6  M. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


Lands  —  Meyr.  2ö 

Lnnda,  Dr.  Jos.,  k.  k.  Oberfeldarzt.    Die  Augonblennorrhöe  vom 

feldärztlichen  Standpunkte  betrachtet,  nebst  einem  Anhang  über  das 
granulöse  Augenleiden,  gr.  8.  [III.  66  S.]  1861.   80  Ar.  —  IM.  60Pf. 

Mach,  Dr.  Ernst,  Professor  der  Physik  an  der  k.  k.  Universität  in 
Graz.  Compendium  der  Physik  für  Mediciner.  Mit  225  Holz- 
schnitten,  gr.  8.   [X.  272  S.]  1863.  3  fl.  —  6  M. 

Maly,  Dr.  Jos.  Carl  in  Graz.  Systematisehe  Beschreibung  der 
in  Oesterreich  wildwachsenden  und  cultivirten  Medicinal- 
pflanzen.    Für  Aerzte  und  Apotheker.  8.    [XIII.    190  8.]    1863. 

1  fl.  20  kr.  —  2  M.  40  Pf. 

Maly,  Dr.  Rieh.  L.,  Professor  an  der  Universität  in  Innsbruck. 
Grundzüge  der  modernen  Chemie  für  Mediciner,  Pharmaceuten 
und  Chemiker.   Mit  2  7  Holzschnitten,   gr.   8.   [XIV.   562   S.]    1868. 

4  fl.  50  kr.  —  9  M. 

—  —  Jahresbericht   über    die  Fortschritte    der  Thierchemie, 

s.  Jahresbericht. 

MailSSlirOW,  Dr.  N.,  Docent  an  der  kaiserl.  Universität  in  Moskau. 
Die  tertiäre  Syphilis,  Gehirnleiden,  Geisteskrankheiten  (Psychosen) 
undderenBehandlung.gr.  8.  [VIII.  234  S.]  187  7.  2. fl.  50  kr.—  5  M. 

Mailthner,  Dr.  Llldw.,  o.  ö.  Professor  der  Augenheilkunde  an  der 
k.  k.  Universität  in  Wien.  Vorlesungen  über  die  optischen 
Fehler  des  Auges.  Mit  9  7  Holzschnitten  und  3  Tafeln,  gr.  8. 
[XII.  878  S.,  2  Taf.  8.,  1  Taf.  4.]  1872.  1876.  10  fl.  —  20  M. 

Mayer,  Dr.  A.  in  Mainz.  Die  Sinnestäuschungen,  Hallucina- 
tionen  und  Illusionen.  Allgemein  verständlich  dargestellt.  8. 
[XV.  215  S.]  1869.  2  fl.  —  4  .1/. 

Mayer,  Dr.  Ernst.    Compendium  der  praktischen  Medicin  für 

angehende  Aerzte  und  Wundärzte.    Zweite  Auflage,    gr.  8.    1851. 

(Vergriffen.)  1  fl.  2   M. 

Meynert,  Dr.  Th.,  k.  k.  Regierungsrath,  ord.  klin. Universitäts-Professor 
in  Wien.  Zur  Mechanik  des  Gehirnbaues.  Ein  Vortrag,  gehalten  in 
der  Naturforscher -Versammlung  zu  Wiesbaden  und  in  der  Wiener 
anthropologischen  Gesellschaft.  gr.8.[20S.]  1874.  60b-.  —  IM.  20Pf. 

—  —  Skizzen  über  Umfang  und  wissenschaftliche  Anordnung 
der  klinischen  Psychiatrie.  8.  [38  S.]  1878.     60  kr.  —  1  M.  20  Pf. 

—  —  Uebor  Fortschritte  im  Verständniss  der  krankhaften 
psychischen  Gehirnzustände.  8.  [54  S.j  1878.  80  kr.  —  1  M.  60  Pf. 

—  —  Lehrbuch  der  Psychiatrie.  Mit  zahlreichen  Illustrationen, 
gr.  8.  (Unter  der  Presse.) 

Meyr,  Dr.  Iajn.,  k.  k.  Rath,  Bezirksarzt  in  Gmundeu.  Compendium 
der  Augenheilkunde.  Dritte  umgearbeitete  und  vermehrte  Auflage. 
Mit  16  Holzschnitten,  gr.  8.  [VI.  358  S.]  1871.     3  fl.  50  kr.  —  7  M. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


2t>  Michaelis  —  Moos. 

Michaelis,  Dr.  Alb.  C.  J.,  k.  k.  Regimentsarzt  etc.  Compendium 
der  Lehre  von  der  Syphilis  und  der  damit  zusammenhängenden 
ähnlichen  Krankheiten  und  Folgezustände.  Für  praktische  Aerzte 
und  Studirende.  Zweite  umgearbeitete  und  durch  zahlreiche  Zusätze 
vermehrte  Auflage,  gr.  8.  [XVI.  367  S.]  1865.    3  fl.  50  kr.  —  TM. 

Mittheilungen  aus  dem  embryologischen  Institute  der  k.  k. 
Universität  in  Wien.  Herausgegeben  von  Dr.  S.  L.  Schenk, 
Professor  an  der  k.  k.  Universität  in  Wien.  I.  Band,  1. — 4.  Heft  und 
IL  Band  1.  Heft.  Mit  35  lithographirten  Tafeln,  gr.  8.  1877 — 1880. 

d  fl.  —  18  M. 

I.  Band,  l.Heft.  Mit  8  Tafeln.  [VI.  106  S.,  8  Taf.  8.]  1877.    2fl.  —  4.M. 

INHALT:  Urbantsehitsch,  über  die  erste  Aulage  des  Mittelohres  und  des  Trommelfelles. 
(Mit  2  Tafeln.)  liadwaner,  über  die  Elitwickelung  der  Sehnervenkreuzung,  (Mit  2  Tafelu.) 
Schenk,  Beitrag  zur  Lehre  über  die  Lympbgefässe  der  Haut  des  Neugeborenen.  Haidar  Kiamil, 
das  Vorkommen  der  adenoiden  Substanz  im  Kehldeckel.  (Mit  1  Tafel.)  Schenk,  Bemerkungen 
über  den  Keirafleck.  Bergmeister,  Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  des  Säugetbierauges. 
(Mit  2  Tafeln.)  Motto.  Mala,  Einiges  über  den  Bau  der  unbefruchteten  gelegten  Eier  einer 
Turteltaube.  (Mit  1  Tafel.)     ]'an  Puteren,  Einiges  über  die  Säure  im  Magen  der  EmbryoneD. 

—  2.  Heft.     Mit  4    Tafeln.     [IV.    S.   107  —  178,    4  Taf.   8.]      1878. 

1  fl.  50  kr.  —  3  M. 

INHALT:  Schenk,  das  Sdugethierei  künstlich  befruchtet  ausserhalb  des  Mutterthieres. 
Beiberg,  über  die  Zwischenwirbelgelenke  und  Kuochenkerue  der  Wirbelsäule  bei  den  Neu- 
geborenen und  ihr  Verhalten  zur  Chorda  dorsalis.  (Mit  1  Tafel.)  Urbantsehitsch,  das  Lnmen 
des  äusseren  Gehörganges  bei  Embryonen  und  Neugeborenen.  Shaw,  die  Decke  der  Hinter- 
und  N;ichhirnblase.  liotli,  der  Kehldeckel  und  die  Stimmritze  im  Embryo,  nebst  einigen 
Bemerkungen  über  die  Entwickelung  der  Schleimdrüsen.  (Mit  2  Tafeln.)  Oppenheimer,  die 
Stäbchen  in  der  Netzhaut  der  Froschembryonen.  Gräber,  Beitrag  zur  Entwickelungsgeschichte 
des  Steigbügels  und  ovalen  Fensters.  (Mit  1  Tafel.) 

—  3.    Heft.     Mit  9   Tafeln.      [IV.  S.    179—234,    9    Taf.  8.]     1879. 

2  fl.  —  4  M. 

INHALT :  Blanchard,  Mittheilungen  über  den  Bau  und  die  Entwickelung  der  sogenannten 
fingerförmigen  Drüse  bei  den  Knorpelfischen.  (Mit  2  Tafelu.)  Blanchard,  ein  Fall  vom 
abortiven  Bluthofe  (Panum)  beim  Menschen.  (Mit  1  Tafel.)  Schuster,  zur  Entwickelungs- 
geschichte des  Hüft-  und  Kniegelenkes.  (Mit  2  Tafeln.)  Schenk  und  Birdsall,  über  die  Lehre 
von  der  Entwickelung  der  Ganglien  des  Sympathicus.  (Mit  3  Tafeln.)  Urbantschitsch, 
Beobachtungen  über  die  Bilduug  des  Hammer-Amboss-Gelenkes.    (Mit  1  Tafel.) 

—  4.  Heft.    Mit  6  Tafeln.    [IV.   VI.  S.  235—291,   6  Taf.  8.]    1880. 

1  fl.  50  kr.  —  3  M. 

INHALT:  Hcilpryn,  Mittheilungen  über  die  Präparationsergebnisse  einer  frühzeitigen 
menschlichen  Frucht.  (Mit  3  Tafeln.)  Holt  Wilson,  Beitrag  zur  Entwickelung  der  Haut  des 
Menschen.  (Mit  2  Tafeln.)  Schenk,  zur  Lehre  über  den  Einfluss  der  Farbe  auf  das  Ent  - 
wickelungsleben  der  Thiere.  Fox,  die  Asymmetrie  des  Gesichtes  bei  menschlichen  Em- 
bryonen     Peck,  Cystenbildung  in  der  Leibeswand  des  Embryo.    (Mit  1  Tafel.) 

IL  Band,    1.  Heft.    Mit  8  Tafeln,    gr.  8.   [III.  75  S.,  8  Taf.  8.]    1880. 

2J.-4I. 

INHALT:  Löwe,  Beiträge  zur  vergleichenden  Morphogenesis  des  centralen  Nervensystems 
der  Wirbelthiere.  (Mit  2  Tafeln.)  Denissenko,  Untersuchungen  über  den  Bau  der  innern 
Körnerschicht  und  der  Molecularschicht  der  Netzhaut.  (Mit  1  Tafel.)  Zanfarino,  das  Liga- 
mentum Iridis  pectinatum  während  der  Entwickelung.  (Mit  1  Tafel.)  Schenk,  über  das  Ver- 
halten der  Flexorcs  digitorum  communes  in  der  Hand  menschlicher  Embryonen.  (Mit  3  Tafeln.) 
Schenk,  Referat  über  Löwe,  Beiträge  zur  Anatomie  und  Entwickelungsgeschichte  des  Nerven- 
systems der  Säugethiere  und  des  Menschen.  I.  Band.  Denissenko,  vorläufige  Bemerkungen 
zur  Lehre  über  deu  Bau  der  Netzhaut.  Zabludowski,  der  Verhornungsprocess  während  des 
Embryonallebens.     (Mit  1  Tafel.) 

Mittheilungen  aus  dem  Spitale  der  barmherzigen  Brüder  in 
Wien,  s.  Lerch. 

MOOS,  Dr.  S.,  praktischer  Arzt  und  Docent  an  der  Universität  in 
Heidelberg.  Klinik  der  Ohrenkrankheiten.  Ein  Handbuch  für 
Studirende  und  Aerzte.  Mit  26  Holzschnitten,  gr.  8.  [X.  348  S.] 
1866.  Sfl.  50  kr.  —   7  M. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


Nessel  —  Politzer.  27 

Nessel,  FruilZ,  Professor  der  Zahnheilkunde  an  der  Universität  in 
Trag.  Compendium  der  Zahnheilkunde.  Mit  71  Abbildungen, 
gr.  8.  [IV.  226  S.]  1856.  2  fl.  50  kr.  —  5  M . 

Neudörfer,  Ign.,  Vorstund  der  ehirurg.  Klinik  für  Militärärzte. 
Die  chirurgische  Behandlung  der  Wunden,  gr.  8.  [VI.  159  S.] 
1877.  1  fl.  50  kr.  —  3  M. 

—  —  Aus  der  chirurgischen  Klinik  für  Militärärzte.  Mit  9  litho- 
graphirten  Tafeln  und  30  Holzschnitten,  gr.  8.  [XX.  429  S.,  8  Taf. 
8.  m.  Deckbl.,  1  Taf.  fol.]  1879.  5  fl.  50  kr.  —  11  AI. 

IN  mm  an  ii,  Dr.  Isidor,  a.  ö.  Professor  der  Dermatologie  und  Syphilis 
an  der  k.  k.  Universität  in  Wien.  Lehrbuch  der  Hautkrankheiten. 
Fünfte  vermehrte  Auflage.  Mit  108  Holzschnitten  und  einer  litho- 
graphirten  Tafel,  gr.  8.  [X.  667  S.,  1  Taf.  8.]  1880.    Sfl.  —  16  AI. 

In  Leinwand  gebunden:  9  fl.  —  18  M. 

Zur  Kenntniss  der  Lymphgefässe  der  Haut  des  Menschen 

und  der  Säugethiere.  Mit  8  chromolithographirten  Tafeln,  gr.  8. 
[31  S.,  8  Taf.  8.  u.  Deckbl.]  1873.  3  fl.  —  6  AI. 

—  —  Aerztlicher  Berieht  über  die  im  städtischen  Communal- 
Spital  Zwischenbrüeken  im  Jahre  1872/1873  behandelten 
Blatternkranken  nebst  Mittheilungen  einiger  experimenteller  und 
anatomischer  Studien.    Mit  6  Holzschnitten,   gr.  8.   [158  S.]   1874. 

2  fl.  —  4  AI. 

—  —  Atlas  der  Hautkrankheiten.  72  Tafeln  mit  beschreibendem 
Texte,  in  Chromolithographie  ausgeführt  von  Dr.  J.  Heitzmann. 
12  Lieferungen.  1.  Lieferung,  gr.  4.  [18  S.  Text,  6  Taf.  gr.  4.]  1881. 

b  fl.  —  10  AI. 

Nnsser,  Dr.  Ed.,  und  Dr.  Franz  Innhauser,  Stadtphysiker  in 
Wien.   Jahresbericht  des  Stadtphysikates,  s.  Jahresbericht. 

Pick,  Dr.  F.  J.,  Professor  an  der  Universität  in  Prag,  und  Professor 
Dr.   H.  Auspitz,  Vierteljahresschrift  für  Dermatologie  und 

Syphilis,  s.  Vierteljahresschrift. 

Pleniger,  Dr.  Andr.,  Operateur,  Primararzt  im  k.  k.  Theresianum. 
Physiologie  des  Wasserheilverfahrens.  Nach  dem  heutigen  Stand- 
punkte der  Wissenschaft.  8.  [XL  146  S.]  1863.    1  fl.  50  kr.  —  3  M. 

Specielle  Pathologie  und  Hydrotherapie  nach  dem  heutigen 

Standpunkte.  8.  [XV.  348  S.]  1866.  3  fl.  —  6  M. 

Politzer,  Dr.  Adam,  Professor  der  Ohrenheilkunde  an  der  Wiener 
Universität,  k.  k.  Armen-Ohrenarzt  der  Stadt  Wien.  Die  Beleuch- 
tungsbilder des  Trommelfelles  im  gesunden  und  kranken  Zu- 
stande. Klinische  Beiträge  zur  Erkenntniss  und  Behandlung  der 
Ohren -Krankheiten.  Mit  24  chromolithographirten  Trommelfell- 
Bildern  und  13  Holzschnitten,  gr.  8.  [VII.  143  S.,  2  Taf.  8.]  1865. 

(Vergriffen.)  3  fl.  6  AI. 

Zehn  Wandtafeln  zur  Anatomie  des  Gehörorgans.  Litho- 
graphie von  G.  Schlesinger,  gr.  Boy.  [l  Titelbl.  u.  10  Taf.  Roy.] 
1873.   In  Mappe.  SO  fl.  —  60  AI. 

INHALT:  Tafel  I.  Aeussere  Fläche  des  Trommelfells.  —  IL  Innere  Fläche  des  Trommel- 
fells mit  dem  Hammer  und  Ambosse.  —  III.  Ansicht  der  Gebilde  der  iuneren  Trommel- 
höhlenwand.   —   IV.   Durchschnitt    der   Trommelhöhle    mit    der    topographischen    Lage    der 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


28  Politzer  —  Rokitansky. 

Gehörknöchelchen.  —  V.  Topographische  Lage  der  Rachenmündung  der  Ohrtrompete  mit  den 
Gebilden  des  Nasenrachenraumes.  —  VI.  Durchschnitt  der  knorpeligen  Ohrtrompete.  — 
VII.  Das  knöcherne  Labyrinth.  —  VIII.  a)  Durchschnitt  der  Schnecke,  b)  Durchschnitt 
eines  Bogenganges,  c)  innere  Ansicht  des  ovalen  Fensters  mit  der  Stapesplatte,  d)  Durch- 
schnitt durch  ovales  Fenster  und  Stapesplatte,  e)  Ansicht  des  runden  Fensters.  —  IX.  Der 
ductus  cochlearis  und  das  Cortische  Organ.  —  X.  Typen  der  Trommelfellkrankheiten  in 
12  Bildern. 

Politzer,  Dr.  L.  M.,  a.  o.  Professor,  Director  des  ersten  öffentlichen 
Kinderkrankeninstitutes  in  Wien.  Die  Entstehung  der  Gefahr 
im  Krankheitsverlaufe.  Mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
Diagnose  der  Gefahr,  ihrer  Prophylaxe  und  Therapie,  gr.  8.  [XXII. 
396  S.]    1878.  3  fl.  50  kr.  —  7  M. 

Fnschniailll,  Dr.  Theod.,  Professor  an  der  medicinischen  Facultät 
der  Universität  Wien.  Alexander  von  Tralles.  Original-Text 
und  TJebersetzung  nebst  einer  einleitenden  Abhandlung.  Ein  Beitrag 
zur  Geschichte  der  Medicin.  Zwei  Bände,  gr.  8.  [1.  XII.  618  S. ; 
2.  VI.- 620  S.]  1878.1879.  20/.  —  40  M. 

Relin,  Dr.  EL,  Kinderarzt  in  Frankfurt.  Die  wichtigsten  Form- 
veränderungen des  menschliehen  Brustkorbs.  Zum  Gebrauche 
für  klinische  Lehrer  und  zum  Selbststudium  für  Aerzte  und  Stu- 
dirende.  Mit  30  lithographirten  Tafeln.  Zeichnungen  nach  der  Natur 
von  G.  Cornicelius  in  Hanau,    gr.  8.    [21  S.,    30  Taf.   8.J     1875. 

2  fl.  50  kr.  —  5  M. 

ReilSS,  Dr.  Aug.,  Assistent  an  der  Augenklinik  der  Wiener  Universität, 
und  Dr.  M.WoillOW  aus  Moskau.  Ophthalmometrische  Studien. 

Mit  5  Holzschnitten,  gr.  8.  [III.  59  S.]  1869.   80  kr.  —  1  M.  60  Pf. 

Ritter  VOIl  Rittershain,  Dr.  Gottfl*.,  a.  o.  Professor  an  der  k.  k. 
Universität  in  Prag.  Geistesleben.  Betrachtungen  über  die  geistige 
Thätigkeit  des  menschlichen  Gehirnes  und  ihre  Entwicklung.  Mit 
2  Holzschnitten,   gr.  8.   [IX.  116  S.]  1871.  1  fl.  —  2  M. 

—  — ,  Dr.  M.  Herz  und  Docent  Dr.  L.  Fleischmann.  Oesterr. 
Jahrbuch  für  Pädiatrik,  s.  Jahrbach. 

Rokitansky,   Dr.  Carl  Freiherr   von,   weil.  k.  k.  Hofrath  und 

o.  ö.  Professor  an  der  Universität  in  Wien.  Lehrbuch  der  patho- 
logischen Anatomie.  Dritte  umgearbeitete  Auflage.  3  Bände, 
gr.  8.    1855  —  1861.  21  fl.  —  42  M. 

(Vergriffen.) 

—  —  Die  Defecte  der  Söheidewände  des  Herzens.  Pathologisch- 
anatomische Abhandlung.  Mit  50  chromoxylographirten  Abbildungen, 
gr.  4.  [IX.  156  S.]  1875.  cart.  18/.  —  36  M. 

Abschiedsrede.     gr.  8.   [14  S.]   1875.  30  kr.  —  60  Pf. 

Bokitansky.  Zum  Besten  eines  Reisestipendiums  für  einen  Doctoranden 
der  Medicin.   Mit  Porträt,  gr.  8.   [18  S.,  1  Portr.  8.]    1874. 

50  kr.  —  IM. 

Zur  Erinnerung  an  die  Feier  des  70.  Geburtstages  des  Prof.  Carl 

Rokitansky  am  1  9.  Februar  1871.  gr.  8.  [33  S.]  1874.    50  kr.—  1  M. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


Rosenthal       Schenk.  29 

Roseuthal,  Dr.  Mor.,  Professor  für  Nervenkrankheiten  an  der  k.  k. 
Universität  in  Wien.  Die  Elektrotherapie  und  deren  besondere 
Verwerthung  in  Nerven-  und  Muskelkrankheiten.  Ein  Handbuch  für 
praktische  Aerzte.  Zweite  vermehrte  Auflage.  Mit  15  Holzschnitten, 
gr.  8.   [XIX.  390  S.j   1873.  4  fl.  50  kr.  —  9  M. 

Sanitäts-Bericht,  statistischer,  der  k.  k.  Kriegsmarine  für  das 
Jahr  1876,  im  Auftrage  des  k.  k.  Reichs -Kriegs -Ministeriums 
(Marine-Section)  zusammengestellt  von  Dr.  AlexillS  Uhlik,  k.  k. 

Fregattenarzt,   gr.  8.    1878.  2/.-4I 

Sauer,  Dr.  J.,  pathologiae  ac  therapiae  spec.  nee  non  clinices  Professor 
p.  o.  Pestini.  Doctrina  de  percussione  et  auscultatione  juxta 
prineipia  cel.  Dr.  Scoda  concinnata.  Editio  nova.  8.  [VII.  128  S.] 
1853.  lfl.  —  2  M. 

ScailZOlli,  Dr.  F.  W.  VOll,  k.  bair.  geheimer  Rath  und  Professor 
der  Medicin  an  der  Universität  in  Würzburg.  Lehrbuch  der 
Krankheiten  der  weiblichen  Sexualorgane.  Fünfte  um- 
gearbeitete Auflage.  Mit  62  Holzschnitten,  gr.  8.  [XVI.  829  8.] 
1875.  9fl.  —   18  M. 

Schaible,  Dr.  CarlHeilir.,  Professor  an  derkönigl.  Militär-Akademie 
in  Woolwich.    Gesundheitsdienst  im.  Krieg  und  Frieden.   Ein 

Vademecum  für  (Meiere.  8.  [XI.  201  S.j  1868.   lfl.  50  kr.  —  3  M . 

SchaueilStein,  Dr.  Adolf,  Professor  der  Staatsarzneikunde  an  der 
k.  k.  Universität  in  Graz.  Lehrbuch  der  gerichtliehen  Medicin. 

Mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Gesetzgebung  Oesterreichs  und 
deren  Vergleichung  mit  den  Gesetzgebungen  Deutschlands,  Frank- 
reichs, Englands,  Italiens  und  Russlands.  Für  Aerzte  und  Juristen. 
Zweite  umgearbeitete  Auflage,   gr.  8.   [XIV.  632  S.]   1875. 

6/.  50  kr.  —  13  M. 

—  —  Handbuch  der  öffentlichen  Gesundheitspflege  in  Oester- 
reieh.  Systematische  Darstellung  des  gesammten  Sanitätswesens 
des  österreichischen  Staates,  gr.  8.   [XV.  695  S.]    1863. 

Gfl.  50  kr.  —  13  M. 

Scheffler,  Dr.  Herrn.,  in  Braunschweig.  Die  Theorie  der  Augen- 
fehler und  der  Brille.  Mit  68  Holzschnitten,  gr.  8.  [III.  191  S.j 
1868.  1  fl.  50  kr.  —  3  M. 

Schenk,  Dr.  S.  L.,  Professor  an  der  k.  k.  Universität  in  Wien. 
Anatomisch-physiologische  Untersuchungen.  Mit  einer  litho- 
graphirten  Tafel,  gr.  8.  [III.  51  S.,  1  Taf.  4.]  1872.      1  fl.  —  2  M. 

INHALT:  Die  Bauchspeicheldrüse  des  Embryo.  —  Einiges  über  das  Verhalten  des 
Chlors  im  Organismus.  —  Ueber  die  Vertheiiung  des  Klebers  im  Weizenkorue.  —  Beitrag 
zur  Lehre  vom  Stickstoffgehalte  des  Fleisches.  —  Die  modificirte  Petenkofer'sche  Gallenprobe. 

—  —  Lehrbuch  der  vergleichenden  Embryologie  der  Wirbel- 
thiere.  Mit  81  Holzschnitten  und  einer  lithographirten  Tafel,  gr.  8. 
[XIX.  198  S.,  1   Taf.  qu.  4.]  1874.  b  fl.  —  10  M. 

—  —  Mittheilungen  aus  dem  embryologischen  Institute  der 
k.  k.  Universität  in  Wien,  s.  Mittheilungen. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


30  Scierer  —  v.  Schroff. 

Scherer,  Dr.  J.  J.,  weil.  Professor  der  Chemie  an  der  raedicinischen 
Facultät  der  Universität  Würzburg.  Lehrbuch  der  anorganischen 
Chemie ,  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  ärztlichen  und 
pharmaceutischen  Bedürfnisses.  Mit  73  Holzschnitten,  gr.  8.  [VII. 
816  S.]  1861.  9  fl.  —  IS  M. 

—  —  Tabellarische  Uebersicht  des  Verhaltens  der  gewöhnlichen, 
bei  analytischen  Untersuchungen  vorkommenden  Stoffe  gegen  Rea- 
gentien.  Nebst  Anleitung  zur  methodischen  Untersuchung  derselben. 
gr.  8.  [II.  96  S.]  1861.  1  fl.  -r-  2  M. 

Schindler,  Dr.  C.  S.,  Brunnenarzt  in  Marienbad.  Die  Verfettungs- 
krankheiten.    Klinisch  dargestellt.  8.  1876.      1  fl.  50  kr.  —  3  M. 

Schlesinger,  Dr.  Wilh.,  Privat-Docent  für  Gynäkologie  an  der 
k.  k.  Universität  in  Wien.  Gynäkologische  Studien.  I.  Ana- 
tomische und  klinische  Untersuchungen  über  extraperitoneale  Ex- 
sudationen im  weiblichen  Becken.  Mit  einer  lithographirten  Tafel, 
gr.  8.  1879.  1  fl,  20  kr.  —  2  M.  40  Pf. 

—  —  Wiener  medicinische  Blätter,    s.  Blätter,   W.   medicin. 

Sclmiarda,  Dr.  Llldw.  K.,  Professor  an  der  k.  k.  Universität  in  Wien. 
Zoologie.  Zweite  umgearbeitete  Auflage.  2  Bände.  Mit  709  Holz- 
schnitten, gr.  8.  [l.  XVI.  486  S.,  1  Taf.  8.;  2.  XII.  727  S.]  1877. 
1878.  Hfl.  —  34:  M. 

Schmid,  Dr.  N.,  ordin.  Arzt  der  Abtheilung  für  Augenkranke  im 
Stadthospitale  zu  Odessa.  Lymphfollikel  der  Bindehaut  des 
Auges.  Histologische  Studie,  bearbeitet  an  der  Conjunctiva  der 
Hausthiere.  Mit  3  chromolithographirten  Tafeln,  gr.  8.  [56  S., 
3  Taf.  4.]  1871.  2  fl.  50  kr.  —  5  M. . 

Schmidt,  Dr.  Ose,  Professor  der  Zoologie  und  vergleichenden  Ana- 
tomie an  der  Universität  zu  Strassburg.  Lehrbuch  der  Zoologie. 
gr.  8.    [VIII.  477  S.,  33  S.  Reg.]   1854.    3  fl.  60  kr.  —  7  M.  20  Pf. 

Schneider,  Dr.  F.  C,  k.  k.  Ministerialrat!),  Professor  der  Chemie 
an  der  k.  k.  Josephs-Akademie  in  Wien.  Die  gerichtliche  Chemie 
für  Gerichtsärzte  und  Juristen  bearbeitet.  Mit  21  Holzschnitten, 
gr.  8.  [VIII.  385  S.]  1852.  4^.-8  M. 

Schroff,  Dr.  Carl  D.  Ritter  von,  k.  k.  Hofrath,  Professor  der 
allgemeinen  Pathologie,  Pharmacognosie  und  Pharmacologie  an  der 
Universität  in  Wien.  Lehrbuch  der  Pharmacognosie,  mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  der  österreichischen  Pharmacopöe  vom 
Jahre  1869.  Zweite  vermehrte  Auflage,  gr.  8.  [XI.  665  S.]   1869. 

7  fl.  —  1 4  M. 

—  —  Das  pharmacologische  Institut  der  Wiener  Universität. 
Aus  Anlass  der  500jährigen  Jubelfeier  dieser  Universität  beschrieben, 
gr.  8.  [XL  172  S.]  1865.  2^.-4  M. 

—  —  Nachtrag  zu  „Das  pharmacologische  Institut  der  Wiener 
Universität",     gr.  8.  [36  S.]  1872.  50  kr.  —  IM. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


v.  Schroff  —  Serben.  31 

Schroff,  Dr.  Carl  D.  Ritter  toh,  k.  k.  Hofrath,  Professor  der 
allgemeinen  Pathologie,  Pharmacognosie  und  Pharmacologio  an  der 
Universität   in    Wien,    und   Dr.  Carl    Ritter   VOll    Schroff  JU11., 

Privatdocent  für  Pharm acologie,  Pharmacognosie  und  Toxicologie. 
Lehrbuch  der  Pharmacologie,  mit  besonderer  Berücksichtigung 
der  österreichischen  Pharmacopöe  vom  Jahre  1869  und  der  Phar- 
macopoea  germanica  1872.  Vierte  vermehrte  Auflage,  gr.  8. 
[XIV.  730  S.j   1873.  9  fl.  —  18  M. 

—  —  jlin.  Beitrag  zur  Kenntniss  des  Aconit,  gr.  8.  [II.  68  S.] 
1871.  80  kr.  —  1  M.  60  Pf. 

Schrotter,  Dr.  L.  Ritter  VOn,  Professor  an  der  k.  k.  Universität 
und  Vorstand  der  Klinik  für  Laryngoskopie.  Jahresbericht  der 
Klinik  für  Laryngoskopie  an  der  Wiener  Universität.  1870. 
Mit  einer  xylographirten  Tafel,  gr.  8.  [IV.  114  S.,  1  Taf.  8.]   1871. 

1  fl.  20  kr.  —  2  M.  40  Pf. 

—  —  Laryngologisehe  Mittheilungen.  Jahresbericht  der  Klinik 
für  Laryngoskopie  an  der  Wiener  Universität  1871 — 1873.  Mit 
einer  xylographirten  Tafel,   gr.  8.   [VIII.   161  S.,    1  Taf.  4.]    1875. 

2  fl.  50  kr.  —  5  M. 

—  —  Beitrag  zur  Behandlung  der  Larynx-Stenosen.  Mit  einer 
chromolithographirten  Tafel  und  5  Holzschnitten,  gr.  8.  [IV.  48  S., 
1  Taf.  8.]  1876.  1  fl.  20  kr.  —  2  M.  40  Pf. 

Schuh,  Dr.  Franz,  weil.  Professor  der  Chirurgie  an  der  k.  k.  Uni- 
versität in  Wien.    Pathologie  und  Therapie  der  Pseudoplasmen. 

gr.  8.  [X.  480  S.J  1854.  b  fl.  —  10  M. 

Schwanda,  Dr.  M.,  Oberarzt  und  Professor  der  theoretischen  Medicin 
an  der  k.  k.  Josephs- Akademie.  Anleitung  zur  physikalischen 
Krankenuntersuchung  und  Diagnostik  der  gewöhnlichen,  durch 
physikalische  Zeichen,  welche  sich  bei  einmaliger  Ki-ankenunter- 
suchung  darbieten,  erkennbaren  Krankheiten  der  intrathorazischen 
Eespirations-  und  Circulationsorgane.  Mit  3  lithographirten  Tafeln, 
gr.  8.  [XIV.  345  S.,  3  Taf.  8.  u.  Deckbl.]  1858.  4/-8M. 

Schwimmer,  Dr.  Ernst,  Professor  an  der  Universität  in  Budapest,  Die 
idiopathischen  Schleimhautplaques  der  Mundhöhle.  (Leuco- 
plakia  buccalis.)  Sep.-Abdr.  a.  d.  „Vierteljahresschrift  f.  Dermatologie 
und  Syphilis".  Jahrg.  1877.  1878.  Mit  5  Tafeln,  gr.  8.  [IL  122  S., 
4  Taf.  8.,  1  Taf.  4.]  1878.  1  fl.  50  kr.  —  3  M. 

Seegen,  Dr.  JOS.,  o.  ö.  Professor  der  Heilquellenlehre  an  der 
k.  k.  Universität  in  Wien  und  Brunnenarzt  in  Karlsbad.  Handbuch 
der  allgemeinen  und  speciellen  Heilquellenlehre.  Zweite 
neu  bearbeitete  Auflage,  gr.  8.  [XL  69  7  S.]  1862. 

%  fl.  50  kr.  -13M. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


32  Seeger  —  Steiner. 

Seeger,  Dr.Llldw.,  Elektrotherapeut  des  k.  k.  Krankenhauses  Wieden, 
Leiter  der  Anstalt  für  Orthopäd.  Gymnastik  zu  Wien.  Diätetische 
und  ärztliche  Zimmer-Gymnastik  für  beide  Geschlechter  und 
jedes  Alter  entworfen.  Zweite  vermehrte  und  verbesserte  Auflage. 
Mit  207  Figuren  in  20  Tafeln,  gr.  8.  [VI.  198  S.,  20  Taf.  8.]  1878. 

2  fl.  50  kr.  —  5  M. 

Semeleder,  Dr.  Friedr.,  Leibarzt  Sr.  Majestät  des  Kaisers  von 
Mexico  etc.  Die  Laryngoskopie  und  ihre  Verwerthung  für  die 
ärztliche  Praxis,  gr.  8.  [VIII.  88  S.]  1863.  1  fl.  —  2  M. 

Sigmund,  Ritter  von  Hanoi*,   Dr.  Carl  Ludw.,  k.  k.  Hofrath, 

o.  ö.  Professor  an  der  k.  k.  Universität  und  Primararzt  am  k.  k.  all- 
gemeinen Krankenhause  in  Wien.  Südliche  klimatische  Curorte. 
Mit  Einschluss  der  Uebergangsstationen,  Beobachtungen  und  Rath- 
schläge  aus  eigener  Anschauung.  Dritte  gänzlich  umgearbeitete  und 
vermehrte  Auflage.  (Bade-Bibliothek  Nr.  1.)  8.  [VIII.  384  S.] 
1875.  '    Sfl.  —  6  M. 

—  —  Recept-Formulare  aus  der  Wiener  Universitäts-  Klinik 
für  Syphilitische.  Sammlung  der  in  der  Klinik  am  häufigsten 
verordneten  und  anderer  bei  dem  Unterrichte  angeführten  Recept- 
Pormulare,  nebst  ihrer  Gebrauchsweise,  sowie  der  für  Behandlung 
und  Pflege  venerischer  und  syphilitischer  Kranken  geltenden  Vor- 
schriften. Fünfte  neuerdings  umgearbeitete  und  vermehrte  Auf- 
lage. 32.  [84  S.J  1876.  60  kr.  —  1  M.  20  Pf. 

—  —  Die  Wiener  Klinik  für  Syphilis.  Ein  Rückblick  auf  ihr 
25jähriges  Bestehen.  8.  [54  S.]  1878.  50  kr.  —  1  M. 

—  —  Die  Einreibungseur  mit  grauer  Quecksilbersalbe  bei 
Syphilisformen.  Nach  eigenen  Beobachtungen.  Fünfte  gänzlich 
umgearbeitete  Auflage.  8.  [200  S.]  1878.  1  fl.  50  kr.  —  SM. 

Späth,  Dr.  JOS.,  k.  k.  Sanitätsrath,  o.  ö.  Professor  der  Geburtshilfe 
an  der  Wiener  Universität.  Lehrbuch  der  Geburtshilfe  für  Heb- 
ammen. Dritte  Auflage.  Mit  33  Holzschnitten,  gr.  8.  [XL  346  S.] 
1880.  4fl.  —  8  M. 

Spielmann,  Dr.  J.  Diagnostik  der  Geisteskrankheiten,  für  Aerzte 
und  Richter,  gr.  8.  [XIV.  522  S.]  1855.  4  fl.  50  kr.  -9  1. 

Steiner,  Dr.  Fr.,  k.  k.  Regimentsarzt,  Chefarzt  am  k.  k.  Cadeten- 
Institute  in  Hainburg.  Handbuch  für  die  Feldärzte  der  k.  k. 
Armee,  enthaltend  die  Organisation  der  Armee  in  Bezug  auf  die 
Sanitätsbranchen,  nebst  einer  Anleitung  zum  schriftlichen  Dienst- 
verkehr,  gr.  8.  [X.  313  S.]  1858.  2  fl.  —  4  M. 

—  —  Die  Feldärzte,  die  Spitalsanstalten,  das  Medicamenten- 
wesen  und  die  Sanitätstruppe  der  k.  k.  österreichischen  Armee. 
Supplementheft  zum  Handbuch  für  die  Feldärzte  der  k.  k.  Armee, 
nach  den  neuesten  diesfälligen  organisatorischen  Bestimmungen  bear- 
beitet,  gr.    8.   [VIII.   180  S.j  1860.  1  fl.  50  kr.  —  3  M. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


Sti'Uwag  —  Studien.  33 

Stellwsig1  VOll  CariOD,  Dl".  Carl,  k.  k.  Professor  an  der  Universität 

in  Wien.  Lehrbuch  der  praktischen  Augenheilkunde.  Vierte 
verbesserte  und  vermehrte  Auflage.  Mit  3  chromolithographirten 
Tafeln  und  109  Holzschnitten,  gr.  8.   [VI.  9(53  S.,  3  Taf.  8.]    1870. 

9  fi.  —  18  M. 

—  —  Der  intraoculare  Druck  und  die  Innervations -Verhält- 
nisse der  Iris  vom  äugen  ärztlichen  Standpunkte  aus  betrachtet, 
gr.  8.  [VII.  100  S.]  1868.  1  fi.  —  2  M. 

Steril,  Dr.  S.,  o.  ö.  Professor  an  der  k.  k.  Universität  in  Wien. 
Diagnostik  der  Brustkrankheiten  vom  propädeutisch-klinischen 
Standpunkte  nebst  einer  physikalischen  Theorie  der  Schallbildung. 
Mit  42  Holzschnitten,  gr.  8.  [XVIII.  788  S.]  1877. 

Gfl.  50  kr.  -13M. 

StÖSSl,  Dr.  Adolf,  Kinderarzt.  Ueber  den  Gebrauch  der  Bäder 
im  Kindesalter.  Eine  hygienische  Studie.  (Bade-Bibliothek  Nr.  66.) 
8.  [IX.  190  S.]  1875.  2fl.  —  4  M. 

Stricker,  Dr.  S.,  o.  ö.  Professor  der  allgemeinen  und  experimentellen 
Pathologie  an  der  k.  k.  Universität  in  Wien.  Studien  aus  dem 
Institute  für  experimentelle  Pathologie  in  Wien,    s.  Studien. 

Vorlesungen  über  allgemeine  und  experimentelle  Patho- 
logie. (In  3  Abtheilungen.)  L,  IL  und  III.  Abtheilung.  1.  2.  Liefg. 
Mit  2  Tafeln  und  5  Holzschnitten,  gr.  8.  [VII.,  IX.,  VI.  VI.  682  S.] 
1877—1880.  6  fi.  70  kr.  —  13  M.  40  Pf. 

Studien  über  das  Bewusstsein.    gr.  8.   [VI.   99  S.]    1879. 

1  fi.  20  hr.  —  2  M.  40  Pf. 

■ —  —  Studien  über  die  Sprachvorstellungen.  Mit  3  Holzschnitten, 
gr.  8.  [III.  106  S.]  1880.  1  fi.  50  kr.  —  3  M. 

Studien,  psychiatrische,  aus  der  Klinik  des  Professor  Leidesdorf. 
Mit  2  xylographirten  Tafeln,   gr.  8.   [VI.  282  S.,   2  Taf.  8.]    1877. 

3  fi.  —  6  M. 

INHALT:  Leidesdorf,  Allgemeines  und  Statistisches  über  die  psychiatrische  Klinik  in 
der  nied.-österr.  Landes-Irrenanstalt.  Weiss,  die  psychische  Epilepsie.  Svetlin,  Elektro- 
Untersuchungsresultate  bei  Dementia  paralytica.  Weiss,  die  unter  dem  Einflüsse  der  Alkohol- 
Intoxieation  zu  Stande  kommenden  Oonvulsionen.  Svetlin,  Atropin  und  seine  Anwendung  gegen 
Epilepsie.  Klein  und  Svetlin,  Untersuchungen  über  den  Einfluss  des  Sympathicus  auf  die 
Circulation  des  Augengrundes.  Svetlin,  über  den  Werth  hydriatischer  Eiuwickelungen  in 
maniakalisehen  Erregungszuständen.  Klein,  Augenspiegelstudien  bei  Geisteskranken.  Leides- 
dorf, casuistische  Beiträge  zur  Frage  der  primären  Verrücktheit.  Weiss,  die  Myelitis  para- 
lytica.   Weiss,  ein  Fall  von  Hämatomyelie. 

Studien  aus  dem  Institute  für  experimentelle  Pathologie  in 
Wien,  aus  dem  Jahre  1869,  herausgegeben  von  Dr.  S.  Stricker, 
o.  ö.  Professor  der  allgemeinen  und  experimentellen  Pathologie  an 
der  k.  k.  Universität  in  Wien.  I.  Mit  4  Holzschnitten  und  2  litho- 
graphirten  Tafeln,  gr.  8.  [XL  110  S.,  2  Taf.  4.]  1870.    2  fi.  —  4  M. 

INHALT:  Stricker,  über  den  jetzigen  Zustand  der  Entzündungslehre.  (Eine  Einleitung 
zu  den  folgenden  Aufsätzen.)  Norris  und  Stricker,  Versuche  über  Hornhaut-Entzündung. 
(Mit  4  Abbild.)  Stricker,  über  die  Zelltheilung  in  entzündeten  Geweben.  Stricker,  über  die 
Beziehungen  von  Gefässen  und  Nerven  zu  dem  Entzündungsprocesse.  Jolly,  über  trauma- 
tische Encephalitis.  (Mit  15  Abbild.)  Oellacher,  Untersuchungen  über  die  Furchung  und 
Blätterbildung  im  Hübnereie.  (Mit  14  Abbild.)  Oser,  über  endogene  Bildung  von  Eiterkörperchen 
an  der  Conjunctiva  des  Kaninchens.  (Mit  2  Abbild.)  Tschainski,  überdie  entzündlichen  Ver- 
änderungen der  Muskelfasern.  (Mit  4  Abbild.)  v.  Hüttenbrenner,  über  die  Gewebsverände- 
rungen in  der  entzündeten  Leber.  Klein  und  Kundrat,  über  das  Verhalten  der  fixen  Zellen 
des  Froschlarvenschwanzes  nach  mechanischer  Reizung  desselben.  Stricker,  über  Entzündung 
und  Eiterung.     Ein  Re'sumö  aus  den  vorangestellten  Abhandlungen. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


34  Törck  —  Untersuchungen. 

Türck,  Dr.  Llldw.,  weil.  Professor  an  der  k.  k.  Universität  und 
Primararzt  am  allgemeinen  Krankenhause  in  Wien.  Praktische 
Anleitung  zur  Laryngoskopie.  Mit  32  Holzschnitten  und  einer 
Steindrucktafel,  gr.  8.   [VIII.  67  S.,  1  Taf.  fol.]  1860. 

1  fl.  40  kr.  —  2  M.  80  Pf. 

—  —  Klinik  der  Krankheiten  des  Kehlkopfes  und  der  Luft- 
röhre. Nebst  einer  Anleitung  zum  Gebrauche  des  Kehlkopfrachen- 
spiegels und  zur  Localbehandlung  der  Kehlkopf krankheiten.  Mit 
260  Holzschnitten  und  einer  Steindrucktafel,  gr.  8.  [XII.  582  S., 
1  Taf.  fol.]  1866.  7  fl.  —  14  M. 

Atlas  zur  Klinik  der  Kehlkopf  krankheiten.  In  24  chromo- 

lithographirten  Tafeln  von  Dr.  A.  Elfinger  und  Dr.  C.  Heitz- 
mann.  Mit  erklärendem  Texte,  gr.  8.  [IV  S.,  24  Taf.  u.  Deckbl.  8.] 
1866.  cart.  12  fl.  —  24:  M. 

Ulmer,  Dl*.  L.,  k.  k.  Oberarzt,  em.  Secundararzt  am  allgemeinen 
Krankenhause  in  Wien.  Compendium  der  Helkologie  oder  die 
Lehre  von  den  Geschwüren.  Nach  der  Wiener  Schule,  gr.  8.  [XV. 
256  S.]   1863.  2  fl.  50  kr.  -51 

Ultzmanu,  Dr.  Rob.,  Docent  an  der  Universität  in  Wien,  und 
Dr.  K.  B.  Hof  mal)  11,  Professor  an  der  Universität  in  Graz. 
Atlas  der  physiologischen  und  pathologischen  Harnsedimente. 
In  44  chromolithographirten  Tafeln,  gr.  8.  [XIII  S.,  44  Taf.  u. 
Deckbl.  8.]  1872.  cart.  10^.  —  20  M. 

—  —  Anleitung  zur  Untersuchung  des  Harnes,  s.  Hofmann. 

Untersuchungen  aus  dem  pathologisch-anatomischen  Institute 
in  Krakau,  von  Dr.  Alfr.  Biesiadecki,  Professor  an  der  k.  k. 
Universität  in  Krakau.  Mit  11  Holzschnitten,  gr.  8.  [VI.  115  S.] 
1872.  2/.-4I. 

INHALT :  Biesiadecki,  Beitrag  zur  physiologischen  und  pathologischen  Anatomie  der  Lymph- 
gefässe  der  menschlichen  Haut.  (Mit  5  Abbild.)  Biesiadecki,  über  eine  neue  Bauchfellgrube, 
in  welcher  innere  Hernien  entstehen,  und  über  Cysten,  welche  für  Ingninalhernieu  angesehen 
werden  können.  Biesiadecki,  zur  Anatomie  des  Liehen  exsudativus  ruber  Hebra's.  (Mit  3  Abbild.) 
Biesiadecki,  zwei  seltene  Bildungsfehler  des  Herzens.  Biesiadecki,  über  Blasenbildung  und 
Epithelregeneration  an  der  Schwimmhaut  des  Frosches.  Oser,  drei  fälle  von  Enteritis  syphi- 
litica.   (Mit  2  Abbild.)    Biesiadecki,  über  die  Lostorfer'schen  Syphiliskörperchen. 

Untersuchungen  aus  dem  physiologischen  Laboratorium  der 
Züricher  Hochschule,  herausgegeben  von  Dr.  A.Fick,  Professor 
der  Physiologie  an  der  Universität  in  Würzburg.  1.  Heft.  Mit 
19  Holzschnitten  und  5  lithographirten  Tafeln,  gr.  8.  [V.  137  S., 
3  Taf.  8.,  2  Taf.  4.]  1869.  2  fl.  —  4  M. 

INHALT:  Fiel:,  experimenteller  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Erhaltung  der  Kraft  bei 
der  Muskelzusammenziehung.  Dybkowsky  und  Fick,  über  die  Wärmeentwicklung  beim  Starr- 
werden des  Muskels.  (Mit  2  Tafeln.)  Meyer,  die  Muskelzuckung  in  ihrer  Abhängigkeit  von 
der  Stärke  elektrischer  Nervenreizung.  Fick,  die  Geschwindigkeitscurve  in  der  Arterie  des 
lebenden  Menschen.  (Mit  1  Tafel.)  Meyer,  zur  Lehre  von  den  Herzgiften.  Müller,  Versuche 
über  den  Verlauf  der  Netzhauiermüdang.  (Mit  1  Tafel.)  Müller,  über  die  Abhängigkeit  der 
negativen  Schwankung  des  Nervenstromes  von  der  Intensität  des  erregenden  elektrischen 
Stromes.  (Mit  1  Tafel.)    Fick,  über  das  Abklingen  des  Elektrotonus. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


v.  Vajda  —  VierteljahreNsehrift  für  Dermatologie.  35 

Yajda,  Dr.  L.  von,  und  Dr.  H.  Paschkis.  Ueber  den  Einfluss 
des  Quecksilbers  auf  den  Syphilisprocess  mit  Berücksichtigung 
des  sogenannten 'Mercurialismus.  Klinische  und  chemische  Unter- 
suchungen, zusammengestellt  von  Dr.  L.  v.  Vajda,  em.  klin. 
Assistent,  Docent  an  der  Universität  zu  Wien.  Mit  einem  ein- 
leitenden Vorworte  von  Hofrath  Dr.  C.  L.  Sigmund  Ritter 
von  Ilanor  und  Professor  Dr.  E.  Ludwig,    gr.  8.    [XII.  311  S.] 

1880.  Sfl.  —  6  1, 

Valenta,  Dr.  Alois,  k.  k.  Sanitätsrath  und  o.  ö.  Professor  der 
Geburtshilfe  in  Laibach.  Die  Catheterisatio  uteri  als  wehen- 
erzeugendes und  wehenverbesserndes  Mittel,  gr.  8.  [V.  127  S.]  1871. 

1  fl.  20  kr.  —  2  M.  40  Pf. 

Verzeichniss  der  in  Wien  wohnhaften  Sanitätspersonen  für 
das  Jahr  1881.  Im  Auftrage  des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern  und 
der  k.  k.  nied.-österr.  Statthalterei  verfasst  und  herausgegeben  vom 
Magistrate  der  k.  k.  Reichshaupt-  und  Residenzstadt  Wien.  8.  [68  S.] 

1881.  30  kr.  —  60  Pf. 

Vierteljahresschrift  für  Dermatologie  und  Syphilis.  Unter  Mit- 
wirkung von  Prof.  M'Call  Anderson,  Dr.  Bergh,  Dr.  Bidenkap, 
Prof.  Biesiadecki,  Prof.  Caspary,  Prof.  Duhring,  Prof.  Fried- 
reich, Prof.  Geber,  Dr.  Güntz,  Prof.  v.  Hebra,  Prof.  Kaposi, 
Prof.  Köbner,  Dr.  Kohn,  Prof.  Landois,  Prof.  Lang,  Prof. 
Lewin,  Prof.  Lipp,  Dr.  Ljunggren,  Dr.  Mandelbaum,  Dr. 
Michaelis,  Prof.  Mosler,  Prof.  Neumann,  Dr.  Oewre,  Dr. 
Pincus,  Prof.  Reder,  Prof.  Rindfleisch,  Prof.  v.  Rinecker, 
Dr.  Schuster,  Dr.  Schwimmer,  Prof.  v.  Sigmund,  Prof.  Simon, 
Prof.  Tarnowsky,  Dr.  Unna,  Dr.  v.  Vajda,  DDr.  Veiel,  Prof. 
v.  Waller,  Prof.  Wertheim,  Prof.  Wilson,  Prof.  Zeissl  und 
anderen  Fachmännern,  herausgegeben  von  Prof.  Dl*.  Heini'.  Alispitz, 
Director  der  allgemeinen  Poliklinik  in  Wien,  und  Prof.  Dl".  F.  J.  Pick, 
Vorstand  der  Klinik  für  Hautkrankheiten  und  Syphilis  in  Prag. 
Neue  Folge  des  Archivs  für  Dermatologie  und  Syphilis.  I. — VII.  Jahr- 
gang. 1874 — 1880.  a  4  Hefte.  (Der  Reihenfolge  VI.— XII.  Jahr- 
gang.) 8.    1874—1880. 

Herabgesetzter  Preis  für  den  L— IV.  Jahrg.  1874—1877:  10./Z.  —  20  M. 
für  einzelne  dieser  Jahrgänge  :  4  fl.  —  8  11 

I.  Jahrgang,  1874.  Mit  7  lithographirten  Tafeln  und  1 2  Holzschnitten. 
[IV.  614  S.,  3  Taf.  4.,  4  Taf.  8.]  8  fl.   -  16  M. 

INHALT:  Geber,  über  eine  seltene  Form  von  Naevus  der  Autoren.  Veiel,  über  Brom- 
kalinm-Acne.  Reder,  Beiträge  zur  Casuistik  syphilitischer  Affectionen  des  Central-Nerven- 
systems.  (Mit  2  Tafeln.)  Weil,  über  das  entzündliche  Hautpapillom.  (Mit  2  Tafeln.)  Kramer, 
zwei  interessante  Fälle  von  Variola.  Lang,  Lupus  und  Careinom,  (Mit  1  Tafel.)  Adler,  die 
während  und  nach  der  Variola  auftretenden  Augenkrankheiten.  Laschketvitch,  Syphilis  here- 
ditaria  tarda.  Aus  der  therapeutischen  Klinik  an  der  Universität  in  Charkow.  Auspitz,  über 
venöse  Stauung  in  der  Haut.  (Mit  2  Tafeln.)  Geber,  Erfahrungen  aus  meiner  Orientreise. 
Bergh,  über  Borkenkrätze.  (Mit  9  Holzschnitten.)  Lalansky,  Mittheilungen  aus  der  dermato- 
logischen Klinik  des  Prof.  Pick  in  Prag.  (Summarischer  Bericht  über  die  Krankenbewegung 
im  Jahre  1873.) 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 

3* 


OD  Vierteljahresschrift  für  Dermatologie. 

Vierteljahresschrift  für  Dermatologie  und  Syphilis  etc. 

II.  Jahrgang,  1875.  Mit 10  lithographirten  Tafeln.  [IV.  589  S.,  7  Taf.  4., 

3  Taf.  8.]  8^.-16  M. 

INHALT ;  Lang,  zur  Histologie  des  Lupus  (Willani).  Gleichzeitig  ein  Beitrag  zur  Lehre 
von  den  regressiven  Metamorphosen.  (Mit  2  Tafeln.)  Boeck,  üher  Molluscum  contagiosum 
und  die  sogenannten  „Molluscumkörper1*.  (Mit  1  Tafel.)  Hans  Hebra,  drei  Fälle  von  Visceral- 
Syphilis.  Xcumann,  über  eine  noch  wenig  gekannte  Hautkrankheit  (Dermatitis  circumscripta 
herpetiformis).  (Mit  2  Tafeln.)  Zeissl,  ein  Fall  von  hochgradiger  vereiternder  und  luxurirender 
Sarkokele  syph.  mit  gleichzeitiger  (gummöser?)  Ulceration  des  Rectums.  Vajda,  üher  das 
syphilitische  Fieber  und  den  Stoffwechsel  Syphilitischer.  Aus  der  Klinik  des  Prof.  v.  Sig- 
mund in  Wien.  (Mit  2  Tafeln.)  Pctters,  zur  Frage  der  Ansteckungsfähigkeit  der  Vegetationen 
oder  der  spitzen  Condylome.  Lazansky,  das  Jodoform  und  seine  therapeutische  Verwendung. 
(Mittheiluugen  aus  der  dermatologischen  Klinik  des  Prof.  Pick  in  Prag.)  Pick,  zur  Kenntniss 
der  Keratosen.  (Mit  2  Tafeln.)  Scheiber,  über  Pellagra  in  Rumänien.  Caspary,  über  gesunde 
Mütter  hereditär-syphilitischer  Kinder.  Vajda,  über  die  syphilitische  Afrection  der  Lymph- 
drüsen. (Mit  1  Tat'cl.)  Boeck,  über  Wachholderräueherungen  in  der  Hauttherapie.  Stitzer, 
klinische  Mittheilungen:  a)  Nabelblennorrhöe  hei  einem  Erwachsenen,  b)  Abnormität  der 
Ilarnröbrenmündung  beim  Manne,    c)  Spitze  Condylome  bei  Syphilis. 

III.  Jahrgang,  1876.  Mit  5  lithographirten  Tafeln  und  4  Holzschnitten. 
[V.  680  S.,  2  Taf.  4.,  3  Taf.  8.]  S  fl.  —  IQ  M. 

7X1 1 ALT:  Kühner,  üher  die  Lepra  an  der  Riviera  nehst  Bemerkungen  zur  Pathologie 
der  Lepra  überhaupt.  Geher,  zur  Anatomie  des  Lupus  erythematodes.  (Mit  2  Tafeln.)  Steurer, 
üher  Endoskopie  und  ein  neues  Endoskop.  (Mit  3  Holzschnitten.)  Caspary,  zur  Anatomie  des 
Ulcus  durum  und  moile.  Deahrta,  üher  den  Einfluss  des  Erisypels  auf  Syphilis.  WaUeriberg, 
ein  Fall  von  bleibender  Veränderung  der  Haar-  und  Hautfarbe  nach  Scharlachfieber.  Winter- 
nilz,  eine  klinische  Studie  über  das  Pellagra.  Schuster,  zur  Behandlung  syphilitischer  Knochen- 
affectionen.  (Mit  1  Tafel.)  Klink,  Untersuchungen  über  den  Nachweis  des  Quecksilbers  in  der 
Frauenmilch  während  einer  Einreibungscur  mit  grauer  Salbe.  Grünfeld,  Condylome  und 
Polypen    der  Harnröhre.     Diagnose    und  Therapie    derselben    mit  Hilfe   des  Endoskops.    (Mit 

1  Tafel )  Stitzer,  klinische  Mittheilungen :  a)  Gangrän  der  Primäraffection  mit  nachfolgender 
Syphil.  acutissima,  b)  Vereiterung  einer  syphilitischen  Induration,  c)  Diphtheritis  einer  ulce- 
rirenden  Induration  mit  nachfolgender  Syphilis,  d)  eine  dem  Lupus  serpiginosus  ähnliche 
Beschaffenheit  der  von  einem  Schankerbubo  herrührenden  eiternden  Fläche,  e)  syphilitische 
Reinfection  mit  gleichzeitiger  Schankerübertragung.  Schumacher  IL,  ein  Fall  von  Gangraona 
senilis  des  rechten  Hodens  nach  Fricke'schem  Verbände.  Yeiel,  Jahresbericht  der  Flechten- 
heilanstalt von  DDr.  Ernst  und  Theodor  Veiel  in  Cannstatt  vom  Jahre  1875.  Wutzdorff, 
Beiträge  zur  Aetiologie  der  Psoriasis  vulgaris.  Schuster,  über  syphilitische  Epilepsie.  Kaposi, 
über  Seusibilitäts-Neurosen  der  Haut.  Winternite,  Nachtrag  zu  meiner  klinischen  Studie  üher 
das  Pellagra,  v.  Sigmund,  die  Wiener  Klinik  für  Syphilis.  Ein  Rückblick  auf  ihr  25jähriges 
Bestehen.  Hans  Hebra,  über  Pityriasis  rubra  universalis.  (Mit  1  Tafel.)  Grünte,  sechs  Fälle, 
bei  denen  mit  sogenannter  latenter  Syphilis  behaftete  Väter  gesunde  und  gesundbleibende 
Kinder  zeugten,  nachher  aber  ohne  neue  Ansteckung  wieder  von  Syphilissymptomen  befallen 
wurden.  Klink,  Beobachtungen  aus  dem  St.  Lazarnsspitale  für  venerische  Kranke  in  Warschau. 
Schankergeschwüre  der  Vaginalportion  und  der  Scheide.  Kühner,  zur  Aetiologie  der  Psoriasis. 
Auspitz,  über  die  mechanische  Behandlung  der  Hautkrankheiten.  (Mit  1  Holzschnitt.) 

IV.  Jahrgang,  1877.  Mit  9  lithographirten  Tafeln  und  3  Holzschnitten. 
[IV.  618  S.,  5  Taf.  4.,  4  Taf.  8.]  10^.  —  20  M. 

INHALT:  v.  Sigmund,  die  Wiener  Klinik  für  Syphilis.  Ein  Rückblick  auf  ihr  25jähriges 
Bestehen.  Tarnowsky,  Reizung  und  Syphilis.  Schuster  und  Sänger,  Beiträge  zur  Pathologie 
und  Therapie  der  Nasensyphilis.  (Mit  1  Tafel.)  Auspitz,  üher  die  Excision  der  syphilitischen 
Iuitial-Sclerose.     Auspitz  und  Unna,    die  Anatomie   der   syphilitischen  Initial-Sclerose.     (Mit 

4  Tafeln.)  Fleischmann,  zur  Lehre  von  der  Pytiriasis  rubra  universalis.  Zuschrift  an  die 
Redaction.  Wuteäorff  und  KSbner,  zur  Aetiologie  der  Psoriasis.  Zuschriften  an  die  Redaction. 
Güntz,  chemischer  Nachweis  von  der  Ausscheidung  des  Quecksilbers  durch  den  Harn  Queck- 
silberkranker nach  dem  Gebrauche  der  Aachener  Kaiserquelle.  Martin,  üher  einen  epitheliom- 
artigen  Fall  von  Lupus  (syphiliticus?).  Kaposi,  über  das  sogenannte  „Molluscum  contagiosum". 
Behrend,  ein  Fall  von  Erythema  multiforme  universale.  Caspary,  zur  Lehre  von  den  Meta- 
stasen. Caspari,  zur  Genese  der  hereditären  Syphilis.  Gschirhakl,  zur  Behandlung  des  chro- 
nischen Harnröhrentrippers.  Schwimmer,  die  idiopathischen  Schleimhautplaques  der  Mund- 
höhle; Leukoplakia  buccalls.  (Mit  4  Tafeln.) 

V.  Jahrgang,  18  78.  Mit  10  lithographirten  Tafeln  und  1  Holzschnitte. 
[IV.  606  S.,  59  S.,  7  Taf.  4.,  3  Taf.  8.]  10/.  —  20  M. 

INHALT:     Unna,    zur   Anatomie    der   Blasenbildung    an   der   menschlichen  Haut.     (Mit 

2  Tafeln.)  Boeck,  ein  seltener  Fall  von  Pemphigus  neonatorum.  Proksch,  die  Lehre  von  der 
Visceralsyphilis  im  achtzehnten  Jahrhundert.  Eine  historische  Skizze.  Lazansky,  Mittheilungen 
aus  der  dermatologischen  Klinik  des  Prof.  Pick  in  Prag.  Ueber  die  therapeutische  Verwen- 
dung von  jodhaltiger  Ammenmilch  Schwimmer,  die  idiopathischen  Schleimhautplaques  der 
Mundhöhle;  Leukoplakia  buccalis.  (Schluss.  Mit  1  Tafel.)  Mader,  ein  Fall  von  Sclerodermia 
universalis.  Chiari,  üher  den  anatomischen  Befund  in  einem  Falle  von  Sclerodermia  univer- 
salis.    Unna,   üher  ein  papulo-pustulöses  Exanthem   in  einem  Falle   von  Diphtheritis  septica. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


Vierteljahresschrift  für  Dermatologie  —  Das  medicinische  Wien.  37 

(Mit  1  Tafel.)  Mandelbaum,  über  die  Behandlung  der  Syphilis  mit  subcutanen  Injectionen 
von  Bicyannretum  Hydrargyri.  Schuster  und  Sänger,  Beiträge  zur  Pathologie  and  Therapie 
der  Nasensyphilis,  o.  Rinecker,  über  Vaccinations-Sypnilis.  Vortrag,  Laaahkewitch,  ilher  Syphilis 
hereditaria  tarda.  Ein  klinischer  Vortrag.  Q-schirhdkl,  endoskopische  Fragmente.  (Mit  2  Tafeln.) 
Lang,  über  eine  seltenere  Form  der  parasitären  Sykosis  und  einige  entzündliche  Geschwülste. 
(Mit  2  Tafeln.)  Kröwczynski,  der  Verlauf  einer  syphilitischen  Erkrankung  bei  Zwillings- 
brüdern. Paschkis,  über  Quecksilber-Räucherungen.  Lang,  Versuch  einer  Beurtheilnng  der 
Schuppenflechte  nach  ihren  klinischen  Charakteren.  Unna,  ein  weiterer  Beitrag  zur  Anatomie 
der  syphilitischen  Initial-Sclerose.  (Mit  2  Tafeln.)  Schwimmer,  über  Trichorrhexis  nodosa 
barbae.  (Mit  l  Holzschnitt.)  Kühner,  Reizung  und  Syphilis.  Bericht  über  die  zweite  Jahres- 
versammlung der  amerikanischen  dermatologischen  Gesellschaft  am  27  ,  28.  und  :.':•.  August 
1878  in  Saratoga.  Sänger,  Erklärung. 

VI.  Jahrgang,  1879.  Mit  7  lithographirten  Tafeln  und  4  Holzschnitten. 
[V.  683  S.,  5  Taf,  4.,  2  Taf.  8.]  12  fl.  —  24  M. 

INHALT:  Ampi):,  über  die  chronische  Entzündung  der  männlichen  Harnröhre.  (Mit 
1  Tafel  und  3  Holzschnitten.)  Kaposi,  über  Comhination  von  Lupus  und  Carcinom.  (Mit 
1  Tafel.)  Scheby-Buch,  zur  Unterscheidung  der  Contusionen  von  den  freiwilligen  Blutunter- 
laufungen  bei  den  scorbutartigen  Krankheiten  und  dem  Erytbema  nodosum.  Hochberg,  zur 
Frage  über  erbliche  Syphilis.  Mayer,  über  Impfungs-Resultate.  Behrend,  Beitrag  zur  Lehre 
vom  Pamphigus  .lfo>ittstirsky,  zur  Pathologie  des  Knoten-Aussatzes  (Lepra  tuberosa.)  (Mit 
•1  Tafeln.)  Lang,  vorläufige  Mittheilnng  von  einem  neuen  Untersuchungsergebnisse  bei  Pso- 
riasis. Jarisch,  ein  Fall  von  Tuberculose  der  Haut.  Chiari,  über  den  anatomischen  Befund 
in  diesem  Falle,  nebst  Bemerkungen  über  die  Häufigkeit  der  tuberculosen  Ulceration  der  Haut 
überhaupt.  Schiff,  ein  Fall  von  Cysticercus  cellulosae  cutaneus.  Kaposi,  „Reizung  und  Syphi- 
lis". Geber,  über  die  Wirkung  der  Tayuya  bei  venerischen  Geschwüren  und  den  verschiedenen 
Formen  der  Syphilis.  Proksch,  Laurentius  Terraneus  über  die  Pathologie  des  Trippers.  Eine 
historische  Berichtigung.  Laschkewitch ,  Hydrocephalus  internus  syphiliticus.  Lomikowsky, 
Erkrankung  der  Wirbelsäule  an  Syphilis.  Ravogli,  die  Endoskopie  bei  traumatischen  Harn- 
röhren-Stricturen.  Pospelow,  ein  Fall  von  Lymphangiorna  tuberosum  cutis  multiplex.  (Mit 
1  Tafel  und  1  Holzschnitt.)  Charlouis,  einige  Beobachtungen  über  das  Erythema  exsudativum 
oder  multiforme.  Charlouis,  zwei  Fälle  von  Ulcera  serpiginosa  syphilitica.  Charlouis,  ein 
Fall  von  Epilepsia  syphilitica.  Gay,  über  ..Reizung  und  Syphilis".  Proksch,  zur  Geschichte 
und  Pathologie  der  syphilitischen  Ulcerationen  der  Harnblase.  Bericht  über  die  dritte  Jahres- 
versammlung der  amerikanischen  dermatologischen  Gesellschaft  am  2(i.,  27.  und  2S.  August 
in  New-York. 

VII.  Jahrgang.  1880.  Mit  13  lithographirten  Tafeln.  [III.  628  S., 
1  Taf.  Dopp.-4.,  6  Taf.  4.,  6  Taf.  8.J  12  fl.  —  24  M. 

INHALT:  Jarisch,  über  die  Structur  des  lupösen  Gewebes.  (Mit  1  Tafel.)  Unna,  über 
die  Impetigo  contagiosa  (Fox)  nebst  Bemerkungen  über  pustnlöse  und  bullöse  Hautaffectionen. 
Oser,  über  die  Notwendigkeit  eines  neuen  Impfgesetzes  für  Oesterreich.  Referat.  Kröw- 
czynski,  Syphilis  maligna.  Grünte,  Milaria-Ausschlag  in  Folge  von  Berührung  mit  rohem 
Spargel  (Asparagus  officinalis).  Pick,  über  die  therapeutische  Verwendung  des  Policarpins 
bei  Hautkrankheiten.  Unna,  Mykologisehe  Beiträge.  (Mit  1  Tafel.)  Caspary,  über  flüchtige, 
gutartige  Plaques  der  Zungenschleimhaut.  (Mit  1  Tafel.)  Jarisch,  über  die  Co'incidenz  von 
Erkrankungen  der  Haut  und  der  grauen  Achse  des  Rückenmarkes.  (Mit  1  Tafeln.)  Kröw- 
czy?lski,  über  die  exspeetative  Heilmethode  der  Syphilis.  Schwimmer,  das  multiple  Keloid. 
Babesiu,  ein  Beitrag  zur  Histologie  des  Keloids.  (Mit  1  Tafel.)  Schiff,  zur  Behandlung  des 
Lupus.  Zeissl,  ein  Fall  von  papillärer  Wucherung  auf  lupösem  Boden.  (Mit  1  Tafel.)  Schmie- 
dicke,  über  das  Rhinosklerom.  Günlz,  Furunculosis  nach  innerlichem  Gebrauch  von  Condu- 
rango.  Auspitz,  zur  Frage  der  Excision  der  syphilitischen  Initialsklerose.  Auspitz,  System 
der  Hautkrankheiten.  Gold,  zur  Kenntniss  der  Milzsyphilis.  (Mit  1  Tafel.)  Lang,  über 
Behandlung  der  Psoriasis.  Oberländer,  Versuche  über  die  Quecksilberausscheidungen  durch 
den  Harn  nach  Quecksilberkuren.  Nach  einem  Vortrage  im  Verein  für  Natur-  und  Heilkunde 
in  Dresden  am  13.  März  1880.  (Mit  3  Tafeln.)  Rasumow,  zur  Statistik  der  Schanker  der 
Vaginalportion.  Breuer,  ein  Fall  von  Lepra.  Auspitz,  System  der  Efflorescenzen  und  Efflo- 
rescenzengruppen  (Synantherae)  der  Haut. 

Voltoliüi,  Dr.  Klld.,  Professor  an  der  Universität  zu  Breslau.  Die 
Anwendung  der  Galvanokaustik  im  Innern  des  Kehlkopfes 
und  Schlundkopfes,  sowie  in  der  Mund-  und  Nasenhöhle  und  den 
Ohren,  nebst  einer  kurzen  Anleitung  zur  Laryngoskopie  und  Rhino- 
skopie.  Zweite  vollständig  umgearbeitete  Auflage.  Mit  24  Holz- 
schnitten und  3  chromolithographirten  Tafeln,  gr.  8.  [XIV.  317  S., 
3  Taf.  8.  m.  Deckbl.]  1872.  4  fl.  —  8  M. 

Wien,  das  medicinische.  Braumüller's  Wegweiser  für  Aerzte  und 
Naturforscher.  Nach  authentischen  Daten  von  Dr.  Ludw.  Weiss. 
Vierte  umgearbeitete  Auflage.  16.  [XI.  214  S.]  1879.  cart. 

l.fl.  —  2  M. 

Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


38  Wiener  —  Zuckerkandl. 

Wiener,  Dr.  J.  Compendium  der  Chemie  für  Mediciner  und 
Pharmaceuten,  zur  Bepetition  für  die  strengen  Prüfungen,  gr.  8. 
[XVI.  164  S.]  1863.  1  fl.  50  kr.  -31 

WoillOW,  Dr.  M.,  Privat-Docent  der  Augenheilkunde  an  der  k.  Uni- 
versität in  Moskau.  Ueber  das  Verhalten  der  Doppelbilder 
bei  Augenmuskel-Lähmungen.  In  1 5  Tafeln  dargestellt.  4. 
[8  S.,  15  Taf.  4.]  1870.  2  fl.  50  kr.  —  5  M. 

Ophthalmometrie.  Mit  23  Holzschnitten,  gr.  8.  [VI.  130  S.] 

1871.  1  fl.  20  kr.  —  2  M.  40  Pf. 

und  Dr.  A.ßeuss,  Ophthalmometrische  Studien,  s.  Eeuss. 

Wolfenstein,  Dr.   N.,   prakt.  Arzt  in  Brunn.     Compendium  der 

österreichischen  Sanitätsgesetze  und  sanitätspolizeilichen  Ver- 
ordnungen. Zum  Gebrauche  für  Candidaten  der  Physikatsprüfung 
und  der  Thierarzneikunde,  sowie  für  Bezirksärzte  und  Sanitäts- 
organe überhaupt,  gr.  8.  [IV.  436  S.j  1877.  3  fl.  —  6  M. 
—  —  Pharmacognostisches  Taschenbuch  als  Bepetitorium  für 
Physikatscandidaten.  Mit  Bücksicht  auf  die  sechste  Ausgabe  der 
österr.  Pharmakopoe.  16.  [IV.  196  S.]  1878.    lfl.  30  kr.  —  2  M.  60  Pf. 

Zehetmayer,  Dr.  F.,  weil.  Professor  an  der  k.  k.  Universität  in  Lem- 
berg.  Lehrbuch  der  Percussion  und  Auscultation  und  ihrer 
Anwendung  auf  die  Diagnostik  der  Brustfell-  und  Lungenkrankheiten, 
als  Leitfaden  zum  Selbstunterricht  für  Aerzte  dargestellt.  Dritte 
verbesserte  Auflage,  mit  einem  Vorworte  von  Dr.  Joh.  Oppolzer, 
k.  k.  Hofrath  und  Professor,   gr.  8.   [XXX.  300  S.]    1854. 

2  fl.  50  kr.  —  5  M. 

Zuckerkandl,  Dr.  K,  Professor  an  der  k.  k.  Universität  in  Wien. 
Normale  und  pathologische  Anatomie  der  Nasenhöhle  und 
ihrer  lufthaltigen  Anhänge.     Mit  22  Tafeln,  gr.   8. 

(Unter  der  Presse.) 


Materien-Register. 


Anatomie, 

descriptive  und  topographische. 

Engel,  topographische  Anatomie. 

—  Knochengerüste  des  Antlitzes. 
Heitzmann,   descriptive   und  topographische 

Anatomie. 
Hyrtl,  Lehrbuch  der  Anatomie. 

—  topographische  Anatomie. 

—  Zergliederungskunst. 

—  Anatomie  des  Gehörorgans. 

—  Das   vergleichend-anatomische  Museum. 

—  Blutgefässe  der  Nachgeburt. 

—  Corrosions-Anatomie. 

—  Catalog  mikrosk.  Injections-Präparate. 

—  Cranium  Cryptae  Metelicensis. 

—  Das   Arabische    und   Hebräische   in    der 
Anatomie. 

—  Onomatologia  anatomica. 

—  Anatomische  Präparate. 
Langer,  Lehrbuch  der  Anatomie. 
Lenhossek,  künstliche  Schädelverbildungen. 
Politzer,  Wandtaf.  zur  Anatomie  des  Gehör- 
organs. 

pathologische. 

Engel,  pathologische  Anatomie. 

—  Sectionsbeschreibungen. 

Heschl,   Compendium  der  pathol.   Anatomie. 

—  Sectionstechnik. 

—  Die  pathologische  Anatomie. 

—  Schläfenrinde  des  Grosshirns. 
Rokitansky,  pathologische  Anatomie. 

—  Defecte   der  Scheidewände  des  Herzens. 
Untersuchungen    an    dem    pathologisch-anato- 
mischen Institute  Krakau. 

Zuckerkand  1,  Anatomie  der  Nasenhöhle. 

Augenheilkunde. 

Adler,  Augenkrankheit  bei  Variola. 
Arlt,  v.,  Durchschnitt  des  Auges. 

—  Verletzungen  des  Auges. 

—  Kurzsichtigkeit. 

—  Krankheiten  des  Auges. 

Becker,  Tafeln  zur  Best,  des  Astigmatismus. 

—  Atlas    der    pathologischen    Topographie 
des  Auges. 

—  Abbildungen    von    Augendurehschnitten. 
Donders,  Anomalie  der  Refraction. 
Gerold,  ophthalm.  Physik. 
Hirschberjr,  klinische  Beobachtungen. 

L  un  da,  Augenblennorrhoe. 
Mauthner,  optische  Fehler  des  Auges. 
Meyr,  Compendium  der  Augenheilkunde. 


Reuss  u.  Woinow,  ophthalm.  Studien. 
Scheffler,  Theorie  der  Augenfehler. 
Schmid,  Lymphfollikel  der  Bindehaut. 
Stellwag  v.  Carion,  Lehrbuch. 

—  Der  intraoculare  Druck. 
Woinow,  Verhalten  der  Doppelbilder. 

—  Ophthalmometrie. 

Balneologie,  Hydrotherapie. 

Braumüllers  Bade-Bibliothek. 

Härdtl,  v.,  Oesterreichs  Heilquellen. 

Heilquellen  und  Curorte  Mittel-Europas  (Bade- 
Bibliothek). 

Jahrbuch  für  Balneologie  etc. 

Ivändi,  über  Curorte  und  Curmittel  (Bade- 
Bibliothek). 

Kisch,  Balneotherapie. 

Mangold,  allgemeine  Curdiätetik  (Bado- 
Bibliothek). 

Meyr,  Wahl  der  Curorte  (Bade-Bibliothek). 

Pleniger,  Physiologie  des  Wasserheilver- 
fahrens. 

—  Spec.  Pathologie  und  Hydrotherapie. 
Reumont,    Wintercuren   an   Schwefelthermen 

(Bade-Bibliothek). 

Schreiber,  Wesen  klimatischer  Curen  (Bade- 
Bibliothek). 

Seegen,  Heilqnellenlehre. 

Stössl,  Gebrauch  der  Bäder  (Bade-Bibliothek). 

Botanik,  Chemie,  Pharmacie. 

Bernatzik,  österr.  Militär-Pharmak. 

—  Commeutar. 

Dillnberger,  pharmacol.  Taschenbuch. 
E  ttingshause  n,  v.,  Medicinalpflanzen. 

—  Album  der  Flora  Oesterreichs. 
Jahresbericht  über  Fortschritte  der  Thier- 

Chemie. 
Karsten,  Chemismus  der  Pflanzenzelle. 
Kletzinsky,  Biochemie. 

—  Commeutar  zur  österr.  Pharmakopoe. 
Maly,  J.  C,  Medicinalpflanzen. 

Maly,  R.,  moderne  Chemie. 
Scherer,  anorganische  Chemie. 

—  tabellarische  Uebersicht. 
Schneider,  gerichtliche  Chemie. 
Schroff,  v.,  Pharmacologie. 

—  Pharmacognosie. 

—  das  pharmacol.  Institut. 

Schroff  jun.,  v.,   zur  Kenntniss    des   Aconit. 
Wiener,  Compendium  der  Chemie. 
Wolfenstein,  pharmacogu.  Taschenbuch. 


Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


40 


Materien-Register. 


Chirurgie,  Kriegsheilkunde. 

Albert,  Diagnostik  der  chirurgischen  Krank- 
heiten. 
Böhm,  Therapie  der  Knochenbrüche. 
Chelius,  Handbnch  der  Chirurgie. 
Eisenmann,  Bewegungs-Ataxie. 
Heitzmann,  Compendium  der  Chirurgie. 
Herrmann,  Kriegs-Chirurgie. 
Heydenreich,  v.,  Schussverletzungen. 
Heyfelder,  Resectionen. 
Hussa,  Knochenbrüche. 
Leiter,  Catalog  chirurgischer  Instrumente. 
L  inhart,  v.,  chirurgische  Operationslehre. 
Neudörfer,  Chirurg.  Behandlung  der  Wunden. 

—  Aus  der  chirurgischen  Klinik. 
Schuh,  Pseudoplasmen. 

Frauenkrankheiten,   Geburts- 
hilfe. 

Arneth,  geburtshilfliche  Praxis. 

—  Geburtshilfe  in  Frankreich. 
Braun  v.  Fernwald,  Gynäkologie. 
Braun,  operative  Gynäkologie. 

—  Frauenkrankheiten. 

—  Geburtshilfe. 

Dilln  berger,  Recept-Taschenbuch. 
Helm,  Puerperalkrankheiten. 
Hussa,  Gehurtsh.  für  Hebammen. 
Kl  ob,  weibliche  Sexualorgane. 
Lumpe,  Compendium  der  Geburtshilfe. 
Scanzoni,    v.,    Krankheiten    der    weiblichen 

Sexualorgane. 
Schlesinger,  gynäkologische  Studien. 
Späth,  Geburtsh.  für  Hebammen. 
Valenta,  catheterisatio  uteri. 


Geschichte. 

Alexander  v.  Tralles. 
Heusinger,  Encyklopädie. 
Hirsche  1,  Geschichte  der  Medicin. 
Hyrtl,  Geschichte  des  anatom.  Museums. 
Rokitansky,  Lebensbild. 
Schroff,  v.,  das  pharmacol.  Institut. 

Hautkrankheiten. 

Au  spitz,  System  der  Hautkrankheiten. 

Kaposi,  Syphilis  der  Haut. 

Neu  mann,  Lehrbuch  der  Hautkrankheiten. 

—  Lymphgefässe  der  Haut. 

—  Bericht  aus  dem  Blatternspital. 

—  Atlas  der  Hautkrankheiten. 
Schwimmer,  Schleimhautplaques. 
Ulm  er,  Helkologie. 
Vierteljahresschrift  für  Dermatologie. 

Homöopathie. 

Hirse  hei,  Compendium  der  Homöopathie. 

Kinderkrankheiten. 

Bednar,  Lehrbuch  der  Kinderkrankheiten. 

—  Kinder-Diätetik. 
Braun,  Kinderheilkunde. 

Dill  üb  erger,  Recrpt-Taschenbuch. 
Fleischmann,  Klinik  der  Pädiatrik. 
Herzfeld,  Krankheiten  des  Kimlesalters. 
Hüttenbrenner,  v.,  Kinderheilkunde. 
Jahrbuch  für  Pädiatrik. 
Rehn,  Formveränderung  des  Brustkorbs. 
Stössl,  Gebrauch  der  Bäder. 


Krankheiten  der  Harn-  und  Ge- 
schlechts-Organe, Syphilis. 

A  u  s  p  i  t  z,  syphilitisches  Contagium. 
D affner,  Blennorrhoe  der  Sexualorgane. 
Hoffmann  und  Ultzmann,  Untersuchungen 
des  Harns. 

—  Atlas  der  Harnsedimente. 
Kaposi,  Syphilis  der  Haut. 
Kassovitz,  Vererbung  der  Syphilis. 

—  Ossifikation   n.  Erkrankung   d.  Knochen- 
systems. 

Klob,    pathologische    Anatomie    der    Sexual- 
organe. 
Manssurow,  tertiäre  Syphilis. 
Michaelis,  Lehre  von  der  Syphilis. 
Scanzoni,  v.,  Krankheiten  der  Sexualorgane. 
Sigmund,  v.,  Recept- Formulare. 

—  Wiener  Klinik  für  Syphilis. 

—  Einreibungscur. 

Vajda,    v.,     und     Paschkis,     Einfluss    des 

Quecksilbers. 
Vierteljahresschrift  f.  Dermatologie  und 

Syphilis. 

Krankheiten    der   Respirations- 
und Circulations-Organe. 

Bamberger,  Herzkrankheiten. 

Becker,  Rachen-Diphtherie. 

Fieber,  Inhalation  medicinisch.  Flüssigkeiten. 

—  Apparate  zum  Einathmen. 

—  Erhaltung  der  Stimme. 

Garcia,  Beobachtungen  über  die  menschliche 
Stimme. 

Günzburg,  Eespirations-  und  Circulations- 
Organe. 

Rehn,  Formveräuderung  des  Brustkorbs. 

Sauer,  de  percussione. 

Schrötter,  v.,  Jahresbericht. 

—  laryngologische  Mittheilungen. 

—  Larynx-Stenosum. 
S  c  li  w  a  n  d  a,  Diagnostik. 
Semeleder,  Laryngoskopie. 
Stern,  Brustkrankheiten. 
Türck,  Laryngoskopie. 

—  Klinik  der  Kehlkopfkrankheiten. 

—  Atlas  der  Kehlkopfkrankheiten. 
Voltolini,    Anwendung    der    Galvanokaustik. 
Zehetmeyer,  Percussion  und  Auscultation. 


Materia  medica. 

Bernatzik,  österr.  Mil.-Pharmac. 

—  Commentar  zur  Mil.-Pharmac. 

—  Arznei  Verordnungslehre. 
-    Die  Receptur. 

Dillnberger,  Recept-Taschenbuch. 
Kletzinsky,  Commentar  zur  Pharmac. 
Knauthe,  Arznei-Taschenbuch. 
Kurzak,  Receptirkunde. 
Schroff,  v.,  Pharmacologie. 

—  Pharrnacognosie. 

Schroff,  v.,  jun.,   Zur  Kenntniss   des  Aconit. 
Wolfenstein,  pharmacogn.  Taschenbuch. 


Medicin,    gerichtliche,    Gesund- 
heitspflege,    medicinische    An- 
stalten. 

Bericht  des  allgemeinen  Krankenhauses. 

—  des  k.  k.  Gebär-  und  Findelhauses, 

—  der  k.  k.  Rudolph-Stiftung. 
Buch  he  im,  Gutachten  des  Vertr. -Arztes. 


Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


Materien-Registc 


41 


Em  111  ert,  Criminalprocess  Demen-Trömpy. 
Enge  I,  Leichenerscheinungen. 

—  Sectionsbesehreibnngen, 
Finger,  Körperverletzungen. 
Hauska,  gerichtliche  Arznoikunde. 

—  Gesnndheitspolizei. 
He  scli  1,  SecTionstechnik. 

Hoffmann,  das  Wiener  allgemeine  Kranken- 
haus. 

Jahresbericht  des  Stadtphysikates. 

Komoraus.  Visa  reperta. 

L  erch,  Mittheilungen  aus  dem  Spital  der 
barmherzigen  Brüder. 

Sanitätsbericht  der  k.  k.  Kriegsmarine, 

s  e  h  aibl  f.  Gesundheitsdienst, 

Schauenstein,  gerichtliche  Jledicin. 

—  Gesundheitspolizei. 
Schneider,  gerichtliche  Chemie. 
Seeger,  Zimmer-Gymnastik. 
Verzeichniss  der  Wiener  Sanitätspersonen. 
Wien,  das  medicinische. 
Wolfenstein,  österr.  Sanitätsgesetze. 

—  pharmaceut,  Taschenbuch. 


Naturwissenschaften. 

Carus,  Natur  und  Idee. 

Hyrtl,  Cryptobranchus  Japonicns. 

—    Lepidosiren  paradoxa. 
Schmarda,  Zoologie, 
Schmidt,  Zoologie. 


Ohrenheilkunde. 

Moos,  Klinik  der  Ohienkrankheiten. 
Politzer,   Beleuchtungsbilder    des    Trommel- 
fells. 
—     Wandtafeln    zur   Anatomie    des    Gehör- 
Organs. 

Pathologie  und  Therapie, 

allgemeine. 

Stricker,  Vorlesungen   über   allg.    und   exp. 

Pathologie. 
Studien  an  dem  Institut  für  exp.  Pathologie. 

Specielle. 

Feierabend,  Alpenstich. 
Gaal,  Taschen-Encyklopädie. 
Guttceit,  dreissig  Jahre  Praxis. 
Hauschka,  spec.  Pathologie  und  Therapie. 
Hübner,  Scropheln. 


Lazansky,  constit.  Krankheiten. 

Mayer,  Compendium  der  praktischen  Mcdicin. 
Politzer,   Entstehung  der  Gefahr. 
Schindler,  Verfettungskrankheiten. 


Physik,  medicinische,  Electri- 
cität. 

V  ieb  e  r,  Electrotherapie. 
Mach,  medicinische  Physik. 
Eosenthai,  Electrotherapie. 


Physiologie. 


Brücke,  v..  Vorlesungen. 
Eble,  Lehre  von  den  Haaren. 
Exner,  Functionen  der  Grosshirn-Rinde. 
Fick,  Compendium  der  Physiologie. 

—  Untersuchungen  an  dem  physiologischen 
lustitute. 

G  er  lach.   Gewebelehre. 
Liharzik,  Gesetze  des  Wachsthums. 
Mittheilungen  aus  dem  embryol.  Institut. 
Schenk,  anat.-physiol.  Untersuchungen. 

—  Vergl.  Embryologie. 


Psychiatrik. 


Benedikt.    Studien  an  Verbrecher-Gehirnen. 

Carus,  vergl.  Psychologie. 

Mayer,  Sinnestäuschungen. 

Meynert,  zur  Mechanik  des  Gehirnbaues. 

—  Umfang  und  Anordnung  der   klinischen 
Psychiatrie. 

—  Krankheiten  psych.  Gehirnzustände. 

—  Lehrbuch  der  Psychiatrie. 
Kitt  er,  Geistesleben. 

Spi  elm  ann.  Geisteskrankheiten. 
Studien,  psychiatrische. 

Zahnheilkunde. 

Nessel,  Compendium  der  Zahnheilknnde. 

Zeitschriften. 

Blätter.  AViener  medicinische. 
Jahrbuch  für  Balneologie. 

—  für  Pädiatrik. 

Jahrbücher,  medicinische,  der  Gesellschaft  der 

Aerzte. 
Vierteljahresschrift  für  Dermatologie. 


Verlag  von  Wilhelm  Braumüller  in  Wien. 


42 


Bade-Bibliothek. 


Braumüller's  Bade-Bibliothek 

nach  Ortsnamen  alphabetisch  geordnet. 


A  c  h  e  n  s  e  e. 

Adraont  von  P.  Weymayr. 
Arco  von  Dr.  Schreiber. 
Aussee  von  Dr.  Schreiber. 
Aussee  von  Dr.  Pohl. 
Aussee  und  Umgebung,  Karte. 
Böhmens  Heilquellen  von  Dr.  Kisch. 
C'annstatt  von  Dr.  Loh. 
Carlsbad  von  Dr.  Hertzka. 
Catania  von  Dr.  Joris. 
Cilli  von  Dr.  Hoisel. 
Dorna-Watra  von  Dr.  Denarowski. 
Ernsdorf  von  Dr.  Kaufmann. 
Franzensbad  von  Dr.  Cartellieri. 
Franzensbad  von  Dr.  Fellner. 
Franzensbad   von    Dr.  Fellner;  (franz.). 
Franzensbad     (neue    Stahlquelle)     von 
Dr.  Cartellieri. 

Franzensbad  von  Dr.  Klein. 
Füred  von  Dr.  Mangold. 
Gast  ein  von  Dr.  Pröll. 
Gast  ein  von  Dr.  Bunzel. 
Gleichenberg  von  Dr.  Prasil. 
Gleichenberg  von  Dr.  Hausen. 
Gleiche n berg  von  Dr.  Ivändi. 
Gräfenberg  von  Dr.  Kutschera. 
Gräfe nberg  von  Dr.  Anjel. 
Hall  von  Dr.  Rabl. 

Hall  les  bains  von  Dr.  Rabl  (franz.). 
Hall  von  C.  Richter. 
Johannisbad  von  Dr.  Pauer. 
IbcBI  von  Dr.  Pollak  (franz.). 
I  s  c  h  1  von  Dr.  Kaan. 
Ischl  von  Dr.  Kaan  (franz.). 
Kaisdorf  von  J.  Karner. 
Kaltenbrunn  von  Dr.  Friedmann. 
Kai tenleutgeben   von  Dr.  Winternitz. 
Karlsbrunn  von  Dr.  Steinschneider. 
Katharinenbad  von  C.  Bachiuann. 
Königs  wart  von  Dr.  Kohn. 
Korytnica  von  Dr.  Vogel. 
Krapina-Töplitz  von  Dr.  Bancalari. 
Krapina-Töplitz  von  Dr.  Rak. 
Kreuzen  von  Dr.  Krischke. 
Kreuzen  von  Dr.  Urbaschik. 
Krynica  von  Dr.  Zieleniewsky. 
Levico  von  Dr.  Pacher. 
Li  pik  von  Dr.  Kern. 
Luhatschowitz  von  Dr.  Küchler. 
Marienbad  von  Dr.  Kisch. 
Marienbad  von  Dr.  Herzig  (engl.) 
Mattigbad  von  Dr.  Staininger. 
Heran  von  Dr.  Pircher. 
Mir  an  von  Dr.  Kuhn. 
Mi  il, statt  von  Dr.  Pichler. 
Monsummano  von  Dr.  Daubrawa. 
Nervi  von  Dr.  Thilenius. 
Neudorf  von  Dr.  Dlauhy. 
Neun aus  von  Dr.  Schüler. 
Neuhaus  von  Dr.  Paltauf. 
P  a  1 1  a  n  z  a  von  Dr.  Scharrenbroich. 
Pf äf ers-Ragaz  von  Dr.  Daffner. 
Pisa  von  Dr.  Schändern. 
Pyrawarth  von  Dr.  Hirschfeld. 
Pystjan  von  Dr.  Wagner. 
Pystjan  von  Dr.  Weinberger. 


66. 


100. 


St.  Radegund  von  Dr.  Macher. 
Rohitsch  von  Dr.  Frölich. 
Rohitsch  von  Dr.  Hoisel. 
Römerbad  von  Dr.  Mayrhofer. 
Roznau  von  Dr.  Koblovsky. 
Roznau  von  Dr.  Polansky. 
Salzburg  von  Dr.  Wallrnann. 
Sangerberg  von  Dr.  Penn. 
Schweizer  Curorte  von  Dr.  Feierabend. 
Siebenbürger  Carorte   von  Dr.  v.  Sig- 
mund. 

Südliche   Curorte   von  Dr.  v.  Sigmund. 
Szliäcs  von  Dr.  Hasenfeld. 
Tatzmannsdorf  von  Dr.  Thomas. 
T  e  i  n  a  c  h  von  Dr.  Wurm. 
Thüringens  Carorte  von  Dr.  Pfeiffer. 
Tobelbad  von  Dr.  Schüler. 
Tobelbad  von  Dr.  v.  Kottowitz. 
Tobelbad  von  Dr.  v.  Waldhäusl. 
Toplice  von  Dr.  Rakovic. 
Tö  plitz  von  P.  Radics. 
Topusko  von  Dr.  Hinterberger. 
Trenchin-Te plitz    von    Dr.   Ventura. 
Trenchin-Teplitz  von  Dr.  Nagel. 
Ungarns    Curorte    von    Dr.    Hirschfeld 
(franz.). 

Veldes  von  Dr.  Germonik. 
Vihnye  von  Dr.  v.  Boleman. 
Vöslau  von  Dr.  Friedmanu. 
Vöslau  von  Dr.  Friedmann  (franz.). 
Wörther see-Bäder  von  E.  Tullinger. 
Allgemeine  Curdiätetik.    Leitfaden 
fürHeilsuchende  von  Dr.  Heinr.  Mangold, 
praktischer  Badearzt  in  Füred.  1*67. 

1  fl.  —  2  M. 
Anleitung  zur  Wahl  der  Curorte. 
Praktische  Rathschläge  für  Aerzte  und  Cur- 
bedürftige  von  Dr.  Ignaz  Meyr,  kais.  Rath, 
k.  k.  Bezirksarzt  in  Gmunden.  Zweite 
umgearbeitete  Auflage.  Mit  einer  Karte 
der  Heilquellen  und  Curorte  Mittel-Europas. 
1880.  2  fl.  —  4  M. 
Ueber  den  Gebrauch  derBäder  im 
Kindesalter.  Eine  hygienische  Studie 
von  Dr.  Adolf  Stössl,  Kinderarzt.    1875. 

2  fl.  —  ±  M. 
Ueber  das  Wesen  klimatischer 
Curen  bei  Lungenkranken.  Eine 
Studie  von  Dr.  Josef  Schreiber,  Docent 
an  der  k.  k.  Universität  in  Wien,  Curarzt 
in  Aussee  und  Arco.     1876. 

80  kr.  —  1  M.  60  Pf. 
Winter  euren  an  Schwefelthermen 
von  Dr.  Alex.  Reumont,  geh.  Sanitäts- 
rath,  Arzt  in  Aachen.  1877.  40  kr.  —  80  Pf. 
Ueber  Curorte  und  Curmittel  im 
Allgemein  enu.  spec.  über  Gleichenberg. 
Balneologische  Skizzen  von  Dr.  A.  Ivändi, 
Badearzt  in  Gloichenberg.  1880. 

1  fl.  —  2  M. 
Heilquellen  und  Curorte  Mittel- 
Europas.  Wegweiser  zu  den  bekannteren 
Quellen  und  Curorten  nebst  Angabe  ihrer 
Höhenlage,  sowie  der  Temperatur  und  des 
Charakters  der  Quellen.  Mit  einer  Karte  in 
Farbendruck.  1881.     80  kr.  —  1  M.  60  Pf. 


Druck  von  Adolf  Holzhausen  in  Wien, 
k.  k.  Hof-  und  Universitäts-Buchdrucker. 


Accession  no. 

29242 

Auth°r  Arlt,  F.  Ritter 
von.  Klinische  Darstellung 
der  Krankheiten  des  Auges 


Call  no. 


19th 

cent 

RE46 

A74 

1881 


Ophthalmologische  Werke 

aus  dem  Verlage 

von  Wilhelm  Braumüller,  k.  k.  Hof-  und  Universilälsbuchhändler  in  Wien. 

Hirschherg,  Dr.  3.,  Privat-Docent  an  der  k.  Universität  in  Berlin. 
Klinische  Beobachtungen  aus  der  Augenheil -Anstalt,  nebst  »einem 
Anhange  über  dioptrische  und  catoptrische  Curven.  Mit  3  litho- 
graphirten  Tafeln  und  10  Holzschnitten,  gr.  8.  [IV.  126  S.,  3  Taf.  8.] 
1874.  2  fl.  50  kr.  —  5  M. 

Lumla,  Dr.  Jos.,  k.  k.  Oberfeldarzt.  Die  Augenblennorrhöe  vom  feld- 
ärztlichen Standpunkte  betrachtet,  nebst  einem  Anhang  über  das 
granulöse  Augenleiden,  gr.  8.  [III.  66  S.]  1861.  80  kr.  —  1  M.  60  Pf. 

Mauthner,  Dr.  Ludw.,  Professor  der  Augenheilkunde  an  der 
k.  k.  Universität  Wien.  Vorlesungen  über  die  optischen  Fehler  des 
Auges.  Mit  97  Holzschnitten  und  3  Tafeln,  gr.  8.  [XII.  878  S., 
2  Taf    8.,   1  Taf.  4.]     1872,  1876.  10  //.  —  20  M. 

Meyr,  Dr.  Ign.,  k.  k.  Rath,  Bezirksarzt  in  Ginunden.  Compendium 
der  Augenheilkunde.  Dri.tte  umgearbeitete  und  vermehrte  Auflage. 
Mit  16  Holzschn.  gr.  8.  [VI.  358  S.]  1871.      3  fl  50  kr.  —  7  M. 

ReilSSj  Dr.  Aug.,  Assistent  an  der  Augenklinik  der  Wiener  Uni- 
versität, und  Dr.  M.  Woinow  aus  Moskau.  Ophthalmometri- 
sche  Studien.     Mit   5  Holzschnitten,     gr.  8.      [III.  59  S.]     1869. 

80  kr.  —  1  M.  60  Pf 

Scheft'ler,  Dr.  Herin.,  in  Braunschweig.  Die  Theorie  der  Augen- 
fehler und  der  Brille.  Mit  68  Holzschnitten,  gr.  8.  [III.  191  S.] 
1868.  1  fl  50  kr.  —  3  M. 

Sclimid,  Dr.  N.,  ordin.  Arzt  der  Abtheilung  für  Augenkranke  im 
Stadthospitale  zu  Odessa,  lymphfollikel  der  Bindehaut  des  Auges. 
Histologische  Studie,  bearbeitet  an  der  Conjunctiva  der  Hausthiere. 
Mit  3  chromo-lithographirten  Tafeln,  gr.  8.  [56  S.,  3  Taf.  4.]  1871. 

2  fl.  50  kr.  —   5  M. 

Stellwag  von  Carioii,  Dr.  Carl,'  k.  k.  Professor  an  der  Universität 
in  Wien.  Lehrbuch  der  praktischen  Augenheilkunde.  Vierte 
verbesserte  und  vermehrte  Auflage.  Mit  3  chromolithograph.  Tafeln 
und    109    Holzschnitten,    gr.    8.     [VI.    963   S.,    3   Taf.   8.]     1870. 

9  //.  —  18  M. 

—  —  Der  intraoculare  Druck  und  die  Innervation s -Verhältnisse 
der  Iris  vom  augenärztlichen  Standpunkte  aus  betrachtet,  gr.  8. 
[VII.  100  S.]    1868.  1/7.  —  2  M. 

Woinow,  Dr.  M.,  Privat -Docent  der  Augenheilkunde  an  der  k.  Uni- 
versität in  Moskau.  Ueber  das  Verhalten  der  Doppelbilder  bei 
Augenmuskel  -  Lähmungen.  In  15  Tafeln  dargestellt.  4.  [8  S., 
15  Taf.  4.]  1870.  2  fl.  50  kr.  —  5  M. 

Ophthalmometrie.    Mit  23  Holzschnitten,    gr.  8.    [VI.  130  S.] 

1871.  1  fl.  20  kr.  —  2  M.  40  Pf. 

C.  Ueberrcuter'sche    Buchdruckerei  (M.  £ilzer)  in  Wien. 


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